ich bin neu hier und habe das Forum noch nicht in Gänze durchforstet, bin bei meiner Suche aber noch nicht auf dieses Thema gestoßen und wollte auf diesem Wege kurz meine Gedanken loswerden.
Ich bin erst vor ein paar Monaten auf diesen Podcast aufmerksam geworden weil ich auf der Suche nach neuem Hörstoff war und arbeite mich seitdem jeden Tag im Auto durch das Archiv. An dieser Stelle mein großes Lob an die beiden Jungs, die mich täglich köstlich unterhalten und mir meinen Arbeitsweg verkürzen
Nun bin ich bei Runde #57: "Der Spielekritiker - überflüssig?" angelangt und diese hat mich im besonderen Maße amüsiert. Hier wurde ja bekanntlich das Zitat eines Restaurantkritikers herangezogen und diskutiert. Ich habe auf Soundcloud gelesen, dass bereits bekannt ist, dass dieses Zitat aus einem Trickfilm stammt. Dennoch möchte ich im Detail den Hintergrund dieses Zitats erläutern, da es ohne den filmischen Kontext tatsächlich (wie auch im Podcast geschehen) falsch verstanden werden könnte.
Zum Hintergrund.
Das Zitat stammt von Antoine Ego, dem Restaurantkritiker aus dem Pixar Film Ratatouille, und lautet wie folgt:
"Die Arbeit des Kritikers ist in vieler Hinsicht eine leichte. Wir riskieren sehr wenig und erfreuen uns dennoch einer Überlegenheit gegenüber jenen, die ihr Werk und sich selbst unserem Urteil überantworten. Am dankbarsten sind negative Kritiken, da Sie amüsant zu schreiben und auch zu lesen sind. Aber wir Kritiker müssen uns der bitteren Wahrheit stellen, dass, im Großen und Ganzen betrachtet, das gewöhnliche Durchschnittsprodukt wohl immer noch bedeutungsvoller ist als unsere Kritik, die es als solches bezeichnet. Doch es gibt auch Zeiten, da ein Kritiker tatsächlich etwas riskiert – wenn es um die Entdeckung und Verteidigung von Neuem geht. Die Welt reagiert oft ungnädig auf neue Talente, neue Kreationen. Das Neue braucht Freunde."
Ego ist in diesem Film in der Tat ein sehr überheblicher Charakter, der sich und seine Meinung über alle anderen stellt und genau deshalb in der Geschichte weithin gefürchtet. Am Ende des Filmes muss sich die Ratte, die in dem Film als Koch versteckt im Hintergrund des Restaurants arbeitet seinem Besuch stellen und ihn bekochen. Sie serviert ihm das Bauerngericht Ratatouille, das in seiner gewöhnlichen Einfachheit Kindheitserinnerungen in dem Kritiker weckt und ihn durch das Gefühl, das ihm dadurch vermittelt wird, komplett aus der Bahn wirft. Ihm werden in dieser Szene die Augen geöffnet und er betrachtet seither seine Kritik und sich selbst aus einem anderen Blickwinkel.
Ich bin daher der Auffassung, dass dieses Zitat (es stammt aus seinem Kritikerschreiben am Folgetag in dem Film) tatsächlich weniger auf den Kritiker im allgemeinen sondern als Selbstreflektion auf seine eigene Position auf dem hohen Ross zu verstehen ist, auf dem er bisher gesessen hat. Ja, er schreibt immer von "der Kritiker". Im Grunde genommen schreibt er dabei aber eigentlich über sich selbst und betrachtet sich in diesem Moment rückblickend von außen.
Mich hat die Folge in sofern sehr amüsiert, da ich ein großer Pixar Fan bin und dementsprechend die Hintergründe dieses Zitats gut kenne und den Text somit anders verstehe. Daher kann ich komplett nachvollziehen, dass ein Kritiker, der dies ungefiltert zu hören bekommt, sich zwangsläufig darüber auslassen muss.
Und genau das zu hören während man um die Entstehung dieses Textes weiß war für mich sehr lustig
So, nun genug von meinem Sermon und noch viel Spaß bei den Diskussionen hier.
Für André und Gleichgesinnte hier nochmal das Zitat im Original: