Runde #098: Der Gamestop "Skandal" und die Gebrauchtspiele

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derFuchsi
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von derFuchsi »

Ach ja, guter Einwand der Verschleiß. Dazu wollte ich auch noch was sagen.
Im Grunde hat man doch einen gewissen Verschleiß. Und zwar in Form des unpassenden Betriebssystemes oder Hardware (seltener).
Spiele für alte Windows Versionen bzw für DOS bekommt man auf aktuellen Systemen oft nur noch mit viel Gefrickel oder auch garnicht mehr zum laufen.
Früher gab es auch DOS Spiele mit Timer Problemen die mit dem Prozessor skalierten. Alte Titel für 386er die auf dem Pentium dann in Lichtgeschwindigkeit abliefen. Ich erinnere mich da z.B. an Scorched Earth oder einen Klon davon...

Das Argument mit VGA Auflösung auf einem Full-HD Monitor ist auch so eine Sache.

Für die alten Konsolentitel muss man sich die passende Konsole archivieren die wiederum einem Verschleiß unterliegt, Elektronik altert.
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LePuedel
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von LePuedel »

Nicht nur die alte Konsole, sondern da sogar noch den alten Fernseher. Meine alte Sega Masters bekommen ich ohne tricksen auch nicht mehr an einen aktuellen Fernseher (und da wäre dann noch wieder das Auflösung- und Seitenverhältnisproblem)
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Jochen Gebauer - Auf ein Bier Podcast | 29 Mai 2016
Yarricks Nachbar
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von Yarricks Nachbar »

Was den Verschleiß betrifft ist es bei Spielen wohl sehr stark Ansichtssache, ob sie nach Jahren noch den gleichen Wert haben. Das ist bei mechanischen Gegenständen oft anders. Ein Motor hat z.B. eine gewisse Laufleistung. Ist er die Hälfte dieser Laufleistung gelaufen, kalkuliert man ihn mit dem halben Wert, denn er ist ja zur Hälfte verschlissen. Verkaufe ich ihn dann weiter, kann der nächste nur noch die restliche halbe Laufleistung nutzen.

Das wäre so, als würde man ein Spiel mit einem angespielten Spielstand weiterverkaufen, ohne die Option, nochmal von Vorne anzufangen. :-)

Bei einem Spiel ist es eben anders, denn ein zweiter, dritter usw. Spieler kann den gesamten Umfang des Spiels nutzen. Es hat keinen Verschleiß.

Das ist wie bei einem Film. Wenn ich ihn auf einer DVD gesehen habe und sie dann weitergebe, kann der nächste trotzdem den ganzen Film sehen.

Ein anderes Thema ist die Veränderung des individuellen Wertes: Eine alte Briefmarke kann für einen Sammler einen sehr hohen Wert besitzen, für mich ist sie vielleicht nichts Wert, weil ich damit keinen Brief frankieren kann.

Mein Fazit: Spiele haben keinen Verschleiß im eigentlichen Sinne, aber der Wert für den einzelnen Menschen kann sich im Laufe der Zeit sehr wohl verändern.
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Hoegnison
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von Hoegnison »

Ich möchte hier an dieser Stelle anmerken, dass ich verdammt nochmal nicht wusste, dass Krawall in Idstein saß! Das als gebürtiger Idsteiner! Die Scham ist bodenlos :D Bisher der für mich größte WTF Moment in allen Episoden! Da wär mir heute auf der A67 fast der Kaffee ins Müsli gefallen.
Ich hoffe dir hat es in der Perle des Taunus gefallen Andre!
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Marius
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von Marius »

KingPaddy hat geschrieben:
Warum das aber was schlechtes sein soll, begründest du nicht
Anstatt also den Besitz weiträumig zu streuen und so einerseits die Macht im Vergleich einiger weniger über materielle und immaterielle Güter aufzubrechen, gibt man denen noch mehr Macht und liefert sich quasi deren Geschäftsmodellen aus. Ich lege zwar die mit dem Besitz verbundene Verantwortung ab und mache mich in der Form frei, werde aber insofern abhängig von ihm, weil er dann komplette Verfügungsfreiheit über das Produkt hat, ich aber das Produkt nur in dem engen Rahmen nutzen kann, den er mir setzt. Das Schlechte oder Problematische darin ist, dass er die Rahmenbedingungen dieser Nutzung quasi willkürlich ändern kann und mir entweder die Wahl bleibt oder einen kompletten Verzicht zu üben oder eben mitzuspielen.

Im Bereich der Spiele kann es auch bedeuten eben den Zugang zu regulieren oder zu beschränken. Man erlebt das ja mitunter schon auf Steam, das internationale Versionen eines Spiels für dt. Käufer gar nicht zu aktivieren oder zu spielen sind. Man kann das im Moment mit Verschleierung der IP und ähnlichen Dingen sicher noch umgehen, aber einen Frosch kocht man bekanntlich ja auch mit sanft ansteigender Temperatur. Andere Launcher versuchten vor ein paar Jahren versteckte Überwachung auf dem PC zu installieren. Damals gab es noch einen Aufschrei. In Zukunft heißt es dann akzeptier es oder nutze unseren Service nicht. Die Sache ist, wenn es sich bei den erworbenen Spielen eben nur noch um digitale Lizenzen die an einen Account und damit eine Plattform und eine Software gebunden sind handelt, dann verwirke ich halt auch meinen Anspruch auf die Spiele und die Ausstiegsschwelle wird mit jedem Spiel, dass ich auf Steam erwerbe (bzw. deren Nutzung freischalte) größer.

Ich denke der Gedanke den ich immer habe, wenn ich über eine Änderung der Nutzungsbedingungen per Mail informiert werde, illustriert das gut: Eigentlich werde ich ja nur in Kenntnis gesetzt, dass die Nutzungsbedingungen einseitig geändert werden. Mit meiner weiteren Nutzung des Dienstes gebe ich halt meine implizite Zustimmung zur Fortdauer des Nutzungsvertrages unter den neuen Bedingungen. Und man überlegt dann so: Vielleicht bin ich ja mit einigen neuen Sachen nicht einverstanden, aber ich hab jetzt Spiele im Gegenwert von mehreren 100 Euro auf dem Account liegen, also wie wahrscheinlich ist es für mich oder anderen, die da noch mehr Geld gelassen haben, dass die jemals wirklich die Nutzung einstellen würden. Und diese Abhängigkeit meine ich und ich finde das durchaus problematisch.

Hingegen wenn du Spiele drm-frei und am besten physisch kaufst, dann kann der bisherige Anbieter sein Geschäftsmodell ändern wie er will, im Endeffekt hast du dann aber tatsächlich die Wahlfreiheit zu sagen, ich kann dem als Konsument tatsächlich den Rücken kehren, weil ich durch den schrittweise Besitzerwerb an verschiedenen Titeln mich emanzipieren kann, weil ich über den Gegenwert meines investierten Geldes eben tatsächlich verfügen kann.
Ich stimme Dir zu, ich habe die gleichen Bedenken wie Du was die Frage bloße Lizenz gegen Eigentum am Datenträger angeht. Mir ist letzteres auch meistens lieber, aus den von Dir genannten Gründen: Man behält die Kontrolle darüber und kann ihne beliebig weitergeben und weiterverkaufen. Bei der bloßen Lizenz, die an ein Konto gebunden ist, ist man dem Vertragspartner theoretisch ausgeliefert. Wobei es in der Praxis bislang gut gegangen ist und keine nennenswerten Nachteile gab. Steam und Co. haben verständlicherweise auch kein Interesse daran, dass die Nutzerschaft das Vertrauen in ihr Geschäftsmodell verliert.
Bei PC-Spielen hat sich die Frage vor langem erledigt, weil die Spieler mehrheitlich Spiele mit Steam-Bindung kaufen, sei es wiederwillig, sei es sogar gewollt. Mit dem Resultat, dass die ursprünglich offenere Plattform PC auf einmal die geschlossenere ist und die geschlossenen Plattformen Konsolen in dieser Hinsicht die offeneren geworden sind. Und ich denke, wir haben das einerseits der Marktstruktur mit den zwei großen Wettbewerbern Microsoft und Sony zu verdanken, dass Microsoft die Kontobindung nicht durchsetzen konnte, und vor allem auch Sony, dass sie das nicht mitgemacht haben. Sony hätte sich auch sagen können: Es ist zwar unbeliebt, aber da Microsoft das angekündigt hat, können jetzt auch wir den Gebrauchtmarkt ausschalten. Glücklicherweise (meine Meinung) haben sie sich dagegen entschieden, und wurden dafür (und natürlich auch aus anderen Gründen) mit der Konsolenvorherrschaft belohnt.

Alles, das nicht auf einem Datenträger ist, ist an ein Konto gebunden und kann deshalb nicht weiterverkauft werden. Den Pile of Shame würde es bei vielen Spielern (mich eingeschlossen) mit Datenträgern gar nicht geben. Einerseits natürlich, weil Datenträger nicht so billig verkauft werden würden wie Spielelizenz-Schlüssel, andererseits aber auch, weil man die ganzen Spiele wieder verkaufen oder verschenken könnte.
KingPaddy hat geschrieben:
sondern bringst nur das Beispiel einer Person an, die aufgrund von Geldmangel eine Dienstleistung stornieren musste (Spotify)
Und doch hier zeigt sich das gerade. Sie hat wahrscheinlich da den Gegenwert mehrerer Alben in dieses System versenkt, aber als sie plötzlich nicht mehr in der Lage war zu bezahlen, sprich den Service zunächst aufrecht zu erhalten, hatte sie halt gar nichts mehr. Hätte sie nicht von aus der Vor-Spotify-Zeit eben noch richtige physische Alben gehabt, dann hätte sie die Zeit über, wo sie finanziell knapp war, eben überhaupt keine Musik hören können. Das ganze war eben dazu angedacht dieses Abhängigkeitsverhältnis zu illustrieren und zu zeigen, dass Besitz auch eine gewisse Unabhängigkeit gewährt.
Ich finde, Pauschalangebote wie Spotify oder Netflix kann man nicht mit der Erwerb einer Lizenz bei Steam vergleichen. Letzteres entspricht nicht rechtlich, aber wirtschaftlich oder praktisch dem Erwerb einer Spiele-DVD: Man bezahlt den Preis für das Spiel (anfangs Vollpreis) und kann dieses theoretisch unendlich lange nutzen. Mit Spotify und Netflix kann man das nicht vergleichen, das sind ja ganz andere Lizenzbedingungen.
KingPaddy hat geschrieben:
Wer mit "Ich hab doch aber gar keine andere Alternative" argumentiert, der verkennt, welche Macht Konsumenten haben.
Hier verkennst du das Konsumenten einen Scheiß haben. Die Macht des Konsumenten existiert faktisch nicht. Wenn du in einer Welt lebst in der die komplette lebensmittelproduktion von Nestle kontrolliert wird, dann hast du entweder die Wahl bei Nestle zu kaufen oder zu verrecken. Und so verhält es sich auch in anderen Bereichen. Wenn du auf den Konsum angewiesen bist, hast du nie eine Wahl. Ich rede anders als in dem fachfremden Beispiel nicht über lebensnotwendigen Konsum, sondern über Konsum der notwendig ist, um weiter das sein zu können, was du sein möchtest. Sag eben mal einem Spieler für den Spielern mehr als nur etwas ist, mit dem man mal ne stunde Zeit totschlagen kann, er soll doch mal seine Freiheit als Konsument einsetzen und nicht kaufen, genauso wie du einem Filmfan oder einem Vielleser dann kauft euch keine Bücher mehr oder schaut keine Filme mehr. Im Endeffekt spaltet sich da nämlich die Betrachtung des Produktes, eben einmal als Produkt das auf eine bestimmte mir unangeheme Weise vertrieben wird, und andererseits dem dahinterstehenden für mich relevanten Wert sprich das Spiel, der Text oder der Film an sich. Wäre es ein beschissenes Spiel mit einer beschissenen Vertriebspolitik dahinter, dann wäre es mir sicher pupsegal, wenn ich da drauf verzichte. Muss ich aber auf einen Kracher wie Half Life 2 verzichten, dann kratzt das schon an meiner Spielerseele. Das kann ich aber vielleicht noch aushalten, wenn ich dann aber feststelle, dass 70% aller interessanten Neuerscheinungen nur noch über diesen einen Vertriebsweg zu bekommen sind, dann habe ich nur noch die Wahl mein Spieler-Dasein an den Nagel zu hängen oder mich eben darauf einzulassen.

Ich hab mich noch vergleichsweise lange gegen Steam gewehrt etwa bis 2013. Ich hab als riesiger Elder-Scrolls-Fan Skyrim boykottiert. Ich hab als Fallout-Fan auf New Vegas verzichtet und generell klafft zwischen 2008/09 und 13 nach wie vor eine riesige spielerische Lücke bei mir. Gebracht hat es unter vertriebspolitischer Sicht gar nichts, weshalb ich im Endeffekt umgefallen bin, weil ich mir als Spieler damit im Endeffekt nur selbst geschadet habe. Die einzigen zwei Möglichkeiten die ich sonst gehabt hätte, wäre konsequent auf Raubkopien umzusteigen oder eben mit dem Spielen aufzuhören.
Der einzelne Konsument hat tatsächlich sehr wenig Macht, aber als Masse haben sie in einem funktionierenden Markt, zumal bei Luxusgütern, auf die man verzichten kann, die alleinige Macht. Das ist wie in der Demokratie. Und genauso wie der einzelne in einer Demokratie mit einer Regierung leben muss, die er nie wollte, steht man als Konsument halt einer Marktsituation gegenüber, die man nie wollte, wenn die Mehrheit der anderen Verbraucher diese wollte oder in Kauf genommen hat. C'est la vie. Entweder man beugt sich dann, oder man steigt auf Konsolen um oder lässt das mit dem Spielen ganz sein. (Letztlich ist es ja immer so: Die Anbieter machen dem Verbraucher ein Angebot, und man nimmt an oder lehnt ab.)
Ragnarok
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von Ragnarok »

Ich muss sagen, dass meiste was Jochen hier an rechtlichen Sachen anspricht ist falsch.
Fangen wir am Anfang an, Jochen geht es um die Beweislastumkehr. Hier hat er noch Recht bzw. wieder Recht. Die Sachen die schon von Dr. Zoidberg angemerkt hat, dürften mit einem EuGH Urteil aus dem letzten Jahr erledigt sein, müssen aber vermutlich in Deutschland erst nochmal ausgeurteilt werden. Ich würde aber mal davon ausgehen, dass diese Klausel schon älter ist als das Urteil und daher damals noch die missliche Lage für den Verbraucher war, dass er beweisen musste, dass überhaupt ein Mangel vorliegt. Ergo war es nach damaliger Rechtslage ein mehr. Für den Rest würde ich ansonsten einfach noch einmal auf die Posts von Dr. Zoidberg [np] verweisen.
Später kommt dann Jochen darauf zu sprechen, dass er ja seinen Vertrag einfach weiterverkaufen könnte. Das ist falsch. Jochen ist seinem Fall Schuldner des Spiegels. Nach deutschem Recht kann man aber dem Gläubiger nicht ohne dessen Zustimmung seinen Schuldner entziehen. Die Weiterführung des Falls mit seinem Bruder stellt entweder einen eigenen Vertrag zwischen Jochen und dessen Bruder dar, oder aber es handelt sich um eine Schuldübernahme, welche nach § 415 I BGB der Gläubiger (also hier der Spiegel) genehmigen müsste. Dass der Vertrag zwischen Jochen und dessen Bruder ohne Zustimmung funktioniert liegt wiederum am Erschöpfungsgrundsatz und das Jochen weiterhin dem Spiegel das Geld zahlt.
Weiterhin kommt Jochen auch darauf zu sprechen (vereinfacht dargestellt), dass der Gesetzgeber in seiner Abwägung nur die Verbraucherschutzinteressen einstellen muss und nicht die der Videospielindustrie. Das ist grundlegend falsch. Der Gesetzgeber ist zu einem umfassenden Grundrechtschutz verpflichtet und die die allgemeine Berufsfreiheit gem. Art. 12 GG ist hier definitiv betroffen in diesem Bereich, da Arbeitsplätze zumindest tendenziell gefährdet werden, um nur mal ein Beispiel zu nennen und es kurz zu halten.
Und dann kommt noch die Pauschale Aussage hinzu Lizenzen seien ja auch nichts anderes als der Erwerb eines Datenträgers. Auch das ist falsch. Durch eine Lizenz werden Urheberrechtliche Nutzungsrechte eingeräumt, beim Verkauf eines Datenträgers wird NUR das Eigentum am Datenträger und eben keine urheberrechtlichen Befugnisse. Es ist zwar zuzugeben dass der EuGH bei Software den Lizenzerwerb, dem Eigentumserwerb gleich stellt, dies ist aber nicht übertragbar. Für Software gelten andere gesetzliche Bestimmung (§§ 69a ff UrhG), als zum Beispiel für Videospiele (§§ 15 ff UrhG). Zum anderen ist nach dem BGH der Begriff des "Erwerb des Eigentums" in dem UsedSoft Urteil als unionsautonomer Begriff auszulegen, denn ansonsten würde der EuGH in mitgliedstaatliche Kompetenzen eingreifen, in die er nicht befugt ist einzugreifen.
Und die Frage, ob sich digitale Güter auch erschöpfen, ist bei weitem nicht so einfach zu beantworten. Schon allein ein Blick in die deutsche Rechtswissenschaft zeigt dies. Hier stehen 2 gewichtige Lager gegenüber mit entgegengesetzter Meinung. In den USA wurde bisher eine solche Erschöpfung durch die Gerichte abgelehnt (dort gibt es auch so etwas wie den Erschöpfungsgrundsatz), deutsche Gerichte haben das bisher auch getan. Und bei aller Sympathie für ein eingreifen der Erschöpfung. Es gibt momentan für die dabei entstehenden Vervielfältigungsstücke keine gesetzliche Regelung, die diese ohne Zustimmung des Urhebers erlaubt. (auch hier kurz gehalten, da das sonst hier seitenfüllend wäre)
Das waren jetzt erstmal die wesentlichen Punkte.
Auch das, was Sebastian und Andre sagen, ist meistens nicht gänzlich richtig. So fasst Andre etwa das UsedSoft Urteil doch recht unscharf zusammen, wo so der ein oder andere kleinere Fehler drinsteckt.
Warum ich es den beiden, aber eher nachsehen kann, liegt darin begründet, dass sie sich was rechtliche Themen angeht eher zurückhaltend äußern und nicht so absolut wie Jochen.
Ich würde mir daher von Jochen wünschen, dass er sich in künftigen Folgen, was solche Themen angeht, entweder besser informiert, oder sich zurückhaltender äußert. Das Studium der Rechtswissenschaft(en) zählt in Deutschland nun mal nicht ganz ohne Grund, zu einem der anspruchsvolleren Studiengänge. Denn das ganze ist oft im Detail dann doch komplexer als man es als Laie zu denken vermag.
Prost
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KurtNoBrain
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von KurtNoBrain »

Hallo,

ich höre euren Podcast schon seit längerem und habe schon gut die Hälfte durch (von den Payfolgen abgesehen, die kann ich mir nicht leisten). Er ist mir allerdings recht spät aufgefallen und da es schon eine Menge anderer Games Podcasts gab (wenig gute), war ich anfangs etwas skeptisch. Aber ihr habt dann in meiner Gunst sozusagen einen Durchmarsch gemacht und es fast an die Spitze geschafft. Insbesondere gefällt mir die kritische Auseinandersetzung (Dachlatte) und die Verschwörungstheorien. Außerdem ist die Themenwahl oft hervorragend und auch diesmal ist eine interessante Folge dabei herausgekommen, die inhaltlich viel mehr bietet als der Titel verspricht. Immerhin zufriedenstellender als andersherum.

Dieses mal möchte ich auch mal etwas dazu loswerden und behaupte, dass der Verkauf von gebrauchten Spielen den Spielemarkt zum Positiven verändern würde und Spiele dadurch besser würden.
Das Thema Gebrauchtspieleverkauf und die Wirkung die dies auf den Spielemarkt hätte, habe ich sehr genossen, auch wenn ich das Gefühl hatte, die Diskussion kratzt nur an der Oberfläche, da sie sehr theoretisch ist und weil vermutlich kaum jemand fähig ist - ausser den Anwälten der Profiteure dieser Einschränkung - dieses Thema komplett zu durchdringen. Mit auf gesundem Menschenverstand basierenden Gesichtspunkten oder gar moralischen kommt man da nicht weit und Politik und Lobbyismus tun ihr übriges.

Unter dieser Prämisse ist die Wahrscheinlichkeit für einen ausnahmslosen Gebrauchtspielemarkt in etwa so groß wie die Wahrscheinlichkeit, dass die Linke die Bundestagswahl gewinnt. Wie man überall sieht geht es in die komplett andere Richtung, insofern braucht man auch garnicht lange um den heissen Brei herumzureden: Das Ziel eines Spieleentwicklers und Publishers ist nunmal möglichst viel Gewinn zu erwirtschaften, mit allen Mitteln. Und wir Konsumenten (aka dummes KAufvieh) sind primär nur wichtig, damit wir ihnen Geld geben. Ziemlich dumm sogar, weil wir: Alle Restriktionen und Hindernisse hinnehmen, Spiele vorbestellen, DLCs kaufen, weil wir das Gefühl haben etwas zu verpassen und weil wir Quantität höher bewerten als Spielequalität; offensichtlich gibt es sogar Leute, die Entwickler unterstützen - unabhängig ob ihnen das Spiel gefällt. Aus welchem Grund sollte sich dann überhaupt etwas ändern? Die jetzige Situation ist doch "o.k." und es scheint doch kaum Menschen zu geben, die etwas dagegen tun.

Aber wenn es passieren würde, der große Knall, also der Gebrauchtspielemarkt und der darauffolgende, unausweichliche Zweitschlag, nämliche der komplette Niedergang des aufgeblasenen, völlig ausgereizten Spielemarktes, dann wäre alles aus. Würde der Spielemarkt überhaupt zusammenbrechen? Er würde sich ändern, zum guten. Jeder hat die technische Möglichkeit Spiele illegal aus dem Netz zu beziehen und trotzdem kaufen die Menschen immer mehr Spiele. Es macht eben einfach mehr Spaß ein gekauftes Spiel zu spielen als ein geklautes. Nun ist es aber so, dass leider nicht jedes gekaufte Spiel gut ist und das ärgert die Käufer. Und um diesem Unmut Luft zu verschaffen, würden sie gerne das Machwerk möglichst schnell wieder loswerden. Ein hervorragendes Spiel möchte man ja behalten, wie ein gutes Buch oder einen guten Film. Klar, man könnte sich vorher über die Qualität eines Spieles informieren. Demos gibt es leider nicht mehr, schließlich sollen sich auch schlechte Spiele verkaufen. Denn nicht vergessen, wir sind ja dumm und die Leute, die uns über die Qualität der Spiele informieren, sind durchschnittlich genauso dumm. So betrachtet also eine sehr depremierende Spielelandschaft.

Wie könnte sich diese trostlose Situation ändern und alles wieder aufblühen, die Spiele wieder Spaß machen, frei von zwanghaften Gedanken daran, ob man auch ja alle DLCs besitzt oder ob man lieber warten sollte, bis das Spiel einigermaßen aus dem Betastadium herausgepatcht wurde. Eine Möglichkeit wäre Spiele frühestens 2-3 Jahre nach Release zu kaufen, wie es mittlerweile schon sehr viele Leute tun, was man an deren irrwitzigen Steambibliotheken erkennt. Dadurch spart man sich auch viel Geld, bekanntlich haben Menschen die viel spielen, ohnehin antiproportional wenig Geld. Eine andere Möglichkeit wäre, die Spiele müssten günstiger sein und es müßte einen Gebrauchtspielemarkt geben. Das Problem mit dem System ist nämlich: Spiele sind (zu) teuer, aber nicht nur für Käufer, sondern auch für die Entwickler; sagen sie jedenfalls immer, wenn sie mehr Geld haben wollen. Sie sind in dieser Hinsicht aber nur zu teuer, weil sie sich zu wenig verkaufen. Der Kuchen ist zwar riesig, aber nicht unendlich groß und für die ganzen Leute die mittlwerweile mitessen wollen wird er langsam zu klein. Es gibt zuviele Spiele, zuviele Entwickler, zuviele System etc.. Und weil das so ist gibt es auch überall nur noch Mittelmaß.
Ein Gebrauchtspielemarkt würde dafür sorgen, dass es qualitativ bessere Spiele geben würde und Entwickler/Publisher von miesen Spielen pleite gehen würden. Publisher würden sich nämlich dreimal überlegen ob sie ein gewisses Spiel total verbugged und minderwertig auf den Markt bringen, denn dann würde der Käufer es so schnell wie möglich weiterverkaufen. Ein hervorragendes Spiel würde er eher behalten und somit würde es sich als Neuware öfter verkaufen. Es würde sozusagen eine Selektion stattfinden bei der sich wirklich gute Spiele noch öfter verkaufen würden und somit auch günstiger werden könnten und dadurch würden wiederum mehr Leute Spiele zum Release kaufen. Und natürlich gibt es auch eine Art von Verschleiß bei gebrauchten Games. Wenn man ein Spiel erst nach Wochen/Monaten/Jahren kauft, dann ist es nicht mehr zeitgemäß kann man einfach nicht mehr mitreden. Dann kann man nur noch traurig in alten Forenthreads mitlesen wie wahnsinnig bahnbrechend das Spiel damals war, aber das stört auch nicht jeden.
Ich bin jedenfalls vorbereitet auf den totalen Gebrauchtspielemarkt! ;-)
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Andre Peschke
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von Andre Peschke »

Hoegnison hat geschrieben:Ich möchte hier an dieser Stelle anmerken, dass ich verdammt nochmal nicht wusste, dass Krawall in Idstein saß! Das als gebürtiger Idsteiner! Die Scham ist bodenlos :D Bisher der für mich größte WTF Moment in allen Episoden! Da wär mir heute auf der A67 fast der Kaffee ins Müsli gefallen.
Ich hoffe dir hat es in der Perle des Taunus gefallen Andre!
Streng genommen waren wir in Wörsdorf, also kurz vor Idstein. Das war ein ziemliches Kaff. Idstein selbst ist aber sehr schön. Weswegen wir immer behauptet haben, dass wir in Idstein sitzen. ^^ Gewohnheit. :D

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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von Blaight »

Leonard Zelig hat geschrieben:
Das hängt immer vom Einzelfall ab. Wenn nur einer das Spiel bei GOG kauft und dann der gesamten Informatik-Klasse das Spiel in die Dropbox schiebt, dann ist das schon schädlich. Wenn man es nur dem eigenen Bruder weitergibt, der das Spiel eh nie im Leben gekauft hätte, dann sieht es anders aus.
Ja sicher! Ist für mich eben nicht die ebene: Ich gebe jedem Hans und Franz den Installer sondern ich gebe in der Ausnahme mal jmd meinen Account-Login, der dann auch noch den 4-stelligen Sicherheitscode benötigt.

Wie gesagt, zumindest in meinem Fall hat die Industrie durch die bequemen Vertriebsstrukturen mehr verdient als, dass ich das System exploited habe.

Schade, dass meine andere Idee zu anfang des Threads nicht aufgegriffen wurde.
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von johnnyD »

Kam leider erst heute, den Podcast zu hören.

@Jochen

Genau deiner Meinung. Nur weil es technisch möglich ist ist es gerade dann die Aufgabe des Gesetzgebers, hier Einhalt zu gebieten. Der Erschöpfungsgrundsatz muss auch für digitale Nutzungslizenzen gelten. Es wird sicherlich mit Veränderungen einhergehen, doch der "Gebrauchtmarkt" der Konsolenspiele funktioniert ja auch!
"Wenn man den Sumpf trocken legen will, darf man nicht die Frösche fragen!"
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von Desotho »

"GameStop - Ladenkette ändert stark kritisiertes »Circle of Life«-Programm"
http://www.gamestar.de/news/vermischtes ... estop.html" onclick="window.open(this.href);return false;

Folge wird meiner Ansicht nach dann eher sein, dass die Überwachung des einzelnen dann durch die Filialleitung die ihrerseits den Druck bekommt dann durchgeführt wird.
El Psy Kongroo
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Hoegnison
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von Hoegnison »

Andre Peschke hat geschrieben:
Hoegnison hat geschrieben:Ich möchte hier an dieser Stelle anmerken, dass ich verdammt nochmal nicht wusste, dass Krawall in Idstein saß! Das als gebürtiger Idsteiner! Die Scham ist bodenlos :D Bisher der für mich größte WTF Moment in allen Episoden! Da wär mir heute auf der A67 fast der Kaffee ins Müsli gefallen.
Ich hoffe dir hat es in der Perle des Taunus gefallen Andre!
Streng genommen waren wir in Wörsdorf, also kurz vor Idstein. Das war ein ziemliches Kaff. Idstein selbst ist aber sehr schön. Weswegen wir immer behauptet haben, dass wir in Idstein sitzen. ^^ Gewohnheit. :D

Andre
Ja Wörsdorf ist ein echtes Kaff und als echter Idsteiner blickt man natürlich auch mit Verachtung darauf :D Ich glaube dann wird jetzt doch meine erste Hörerbiersendung mit Bier aus dem Idsteiner Brauhaus fällig :)
Gude! Prost!
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Lurtz
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von Lurtz »

Ragnarok hat geschrieben:Ich muss sagen, dass meiste was Jochen hier an rechtlichen Sachen anspricht ist falsch.
[...]
Ich würde mir daher von Jochen wünschen, dass er sich in künftigen Folgen, was solche Themen angeht, entweder besser informiert, oder sich zurückhaltender äußert. Das Studium der Rechtswissenschaft(en) zählt in Deutschland nun mal nicht ganz ohne Grund, zu einem der anspruchsvolleren Studiengänge. Denn das ganze ist oft im Detail dann doch komplexer als man es als Laie zu denken vermag.
Prost
Danke für die interessanten ergänzenden Ausführungen. Sollte man eigentlich mit dem Podcast verlinken ;)
Ist sicher schwierig als informierter Laie über Rechtsthemen zu sprechen. Einerseits möchte man seinem Publikum eine verständliche Zusammenfassung geben, andererseits kann man sehr leicht Falschaussagen treffen. Ein Rechtsberater für solche Themen wie ihn die Gamestar hat wäre sicher hilfreich - ohne dessen Entgegenkommen aber wahrscheinlich zu teuer.
Children are dying.
That's a succinct summary of humankind, I'd say. Who needs tomes and volumes of history? Children are dying. The injustices of the world hide in those three words.
Ragnarok
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von Ragnarok »

Lurtz hat geschrieben: Danke für die interessanten ergänzenden Ausführungen. Sollte man eigentlich mit dem Podcast verlinken ;)
Ist sicher schwierig als informierter Laie über Rechtsthemen zu sprechen. Einerseits möchte man seinem Publikum eine verständliche Zusammenfassung geben, andererseits kann man sehr leicht Falschaussagen treffen. Ein Rechtsberater für solche Themen wie ihn die Gamestar hat wäre sicher hilfreich - ohne dessen Entgegenkommen aber wahrscheinlich zu teuer.
Das ist mir auch klar. Deswegen wünsche ich mir auch einfach ein bisschen Zurückhaltung und nicht dass sich Jochen nicht mehr äußert.
Wobei so lässt mir Jochen Platz für Ausschweifungen ;)
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