Runde #098: Der Gamestop "Skandal" und die Gebrauchtspiele

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KingPaddy
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von KingPaddy »

Entschuldigt, die Ausführungen werden etwas länger ;/
Das war jetzt eine ziemlich lange und ausufernde Herleitung zu einem banalen, letztendlich zutiefst kapitalistischen Punkt
Jochen hatte es zwar auch nur kurz angesprochen, aber ich fand den Punkt interessant genug, um darauf noch einmal einzugehen. Wenn ich da in aktuelle Diskussionen einsteige ist ein häufiges Argument, dass Besitz da häufig als eine Belastung angesehen wird, wenn nicht gleich als überflüssig oder noch weitergehend unmoralisch klassifiziert wird. Der Punkt ist aber das mit der Ablehnung des Eigentums an einem Gut nicht etwa der Wunsch nach dessen Nutzung aufgegeben wird. Die Leute wollen halt keinen Dreck fressen.

Eigentum ist auch kein grundlegend kapitalistisches Phänomen, umgekehrt ist es richtiger, dass der Kapitalismus auf Eigentum beruht aber Eigentum nicht auf Kapitalismus. Eine Verschärfung der kapitalistischen Ordnung wird aber durch den derzeitigen (einseitigen, das ist der Punkt) Verzicht auf Eigentum verstärkt, weil damit der Eigentumsanspruch der Produzenten nicht nur auf die Produktionsmittel sondern sogar auf das Produkt bestätigt wird.
Warum das aber was schlechtes sein soll, begründest du nicht
Anstatt also den Besitz weiträumig zu streuen und so einerseits die Macht im Vergleich einiger weniger über materielle und immaterielle Güter aufzubrechen, gibt man denen noch mehr Macht und liefert sich quasi deren Geschäftsmodellen aus. Ich lege zwar die mit dem Besitz verbundene Verantwortung ab und mache mich in der Form frei, werde aber insofern abhängig von ihm, weil er dann komplette Verfügungsfreiheit über das Produkt hat, ich aber das Produkt nur in dem engen Rahmen nutzen kann, den er mir setzt. Das Schlechte oder Problematische darin ist, dass er die Rahmenbedingungen dieser Nutzung quasi willkürlich ändern kann und mir entweder die Wahl bleibt oder einen kompletten Verzicht zu üben oder eben mitzuspielen.

Im Bereich der Spiele kann es auch bedeuten eben den Zugang zu regulieren oder zu beschränken. Man erlebt das ja mitunter schon auf Steam, das internationale Versionen eines Spiels für dt. Käufer gar nicht zu aktivieren oder zu spielen sind. Man kann das im Moment mit Verschleierung der IP und ähnlichen Dingen sicher noch umgehen, aber einen Frosch kocht man bekanntlich ja auch mit sanft ansteigender Temperatur. Andere Launcher versuchten vor ein paar Jahren versteckte Überwachung auf dem PC zu installieren. Damals gab es noch einen Aufschrei. In Zukunft heißt es dann akzeptier es oder nutze unseren Service nicht. Die Sache ist, wenn es sich bei den erworbenen Spielen eben nur noch um digitale Lizenzen die an einen Account und damit eine Plattform und eine Software gebunden sind handelt, dann verwirke ich halt auch meinen Anspruch auf die Spiele und die Ausstiegsschwelle wird mit jedem Spiel, dass ich auf Steam erwerbe (bzw. deren Nutzung freischalte) größer.

Ich denke der Gedanke den ich immer habe, wenn ich über eine Änderung der Nutzungsbedingungen per Mail informiert werde, illustriert das gut: Eigentlich werde ich ja nur in Kenntnis gesetzt, dass die Nutzungsbedingungen einseitig geändert werden. Mit meiner weiteren Nutzung des Dienstes gebe ich halt meine implizite Zustimmung zur Fortdauer des Nutzungsvertrages unter den neuen Bedingungen. Und man überlegt dann so: Vielleicht bin ich ja mit einigen neuen Sachen nicht einverstanden, aber ich hab jetzt Spiele im Gegenwert von mehreren 100 Euro auf dem Account liegen, also wie wahrscheinlich ist es für mich oder anderen, die da noch mehr Geld gelassen haben, dass die jemals wirklich die Nutzung einstellen würden. Und diese Abhängigkeit meine ich und ich finde das durchaus problematisch.

Hingegen wenn du Spiele drm-frei und am besten physisch kaufst, dann kann der bisherige Anbieter sein Geschäftsmodell ändern wie er will, im Endeffekt hast du dann aber tatsächlich die Wahlfreiheit zu sagen, ich kann dem als Konsument tatsächlich den Rücken kehren, weil ich durch den schrittweise Besitzerwerb an verschiedenen Titeln mich emanzipieren kann, weil ich über den Gegenwert meines investierten Geldes eben tatsächlich verfügen kann.
sondern bringst nur das Beispiel einer Person an, die aufgrund von Geldmangel eine Dienstleistung stornieren musste (Spotify)
Und doch hier zeigt sich das gerade. Sie hat wahrscheinlich da den Gegenwert mehrerer Alben in dieses System versenkt, aber als sie plötzlich nicht mehr in der Lage war zu bezahlen, sprich den Service zunächst aufrecht zu erhalten, hatte sie halt gar nichts mehr. Hätte sie nicht von aus der Vor-Spotify-Zeit eben noch richtige physische Alben gehabt, dann hätte sie die Zeit über, wo sie finanziell knapp war, eben überhaupt keine Musik hören können. Das ganze war eben dazu angedacht dieses Abhängigkeitsverhältnis zu illustrieren und zu zeigen, dass Besitz auch eine gewisse Unabhängigkeit gewährt.
Spotify, Steam & co verkaufen vor allem Dienstleistungen. Nämlich die Dienstleistung, jederzeit auf die Bibliothek, uneingeschränkt, zugreifen zu können. Die Archiktur dafür kostet Geld und dieses Geld muss auch irgendwo her kommen.
Das ist richtig, aber das beschreibt nur warum Steam und Co. entsprechend ein Recht auf Refinanzierbarkeit haben. Das ist aber nichts, dass ein Recht auf freie Nutzung einschränken muss oder gar darf. Ich hätte deutlich weniger ein Problem mit Steam, wenn das ein Service ist, der mir um das Spiel herum gestrickte Dienstleistungen anbieten würde, die ich eben nicht wahrnehmen muss. Sprich wenn ich die Wahl habe, ob ich mein Spiel erstens bei Steam registriere oder nicht und zweitens, dass selbst wenn ich das Spiel registriere die normalen Spielfunktionen auch ohne Steam weiterhin intakt bleiben. Und das ist eben nicht der Fall. Wir reden hier also schon über zwei verschiedene paar Schuhe. Und nein Steam ist hier nicht allein der Buhmann sondern auch Publisher/ Entwickler, die eben genauso denken und Steam in dieser Art und Weise für sich gebrauchen.
Wer mit "Ich hab doch aber gar keine andere Alternative" argumentiert, der verkennt, welche Macht Konsumenten haben.
Hier verkennst du das Konsumenten einen Scheiß haben. Die Macht des Konsumenten existiert faktisch nicht. Wenn du in einer Welt lebst in der die komplette lebensmittelproduktion von Nestle kontrolliert wird, dann hast du entweder die Wahl bei Nestle zu kaufen oder zu verrecken. Und so verhält es sich auch in anderen Bereichen. Wenn du auf den Konsum angewiesen bist, hast du nie eine Wahl. Ich rede anders als in dem fachfremden Beispiel nicht über lebensnotwendigen Konsum, sondern über Konsum der notwendig ist, um weiter das sein zu können, was du sein möchtest. Sag eben mal einem Spieler für den Spielern mehr als nur etwas ist, mit dem man mal ne stunde Zeit totschlagen kann, er soll doch mal seine Freiheit als Konsument einsetzen und nicht kaufen, genauso wie du einem Filmfan oder einem Vielleser dann kauft euch keine Bücher mehr oder schaut keine Filme mehr. Im Endeffekt spaltet sich da nämlich die Betrachtung des Produktes, eben einmal als Produkt das auf eine bestimmte mir unangeheme Weise vertrieben wird, und andererseits dem dahinterstehenden für mich relevanten Wert sprich das Spiel, der Text oder der Film an sich. Wäre es ein beschissenes Spiel mit einer beschissenen Vertriebspolitik dahinter, dann wäre es mir sicher pupsegal, wenn ich da drauf verzichte. Muss ich aber auf einen Kracher wie Half Life 2 verzichten, dann kratzt das schon an meiner Spielerseele. Das kann ich aber vielleicht noch aushalten, wenn ich dann aber feststelle, dass 70% aller interessanten Neuerscheinungen nur noch über diesen einen Vertriebsweg zu bekommen sind, dann habe ich nur noch die Wahl mein Spieler-Dasein an den Nagel zu hängen oder mich eben darauf einzulassen.

Ich hab mich noch vergleichsweise lange gegen Steam gewehrt etwa bis 2013. Ich hab als riesiger Elder-Scrolls-Fan Skyrim boykottiert. Ich hab als Fallout-Fan auf New Vegas verzichtet und generell klafft zwischen 2008/09 und 13 nach wie vor eine riesige spielerische Lücke bei mir. Gebracht hat es unter vertriebspolitischer Sicht gar nichts, weshalb ich im Endeffekt umgefallen bin, weil ich mir als Spieler damit im Endeffekt nur selbst geschadet habe. Die einzigen zwei Möglichkeiten die ich sonst gehabt hätte, wäre konsequent auf Raubkopien umzusteigen oder eben mit dem Spielen aufzuhören.
Dabei vergisst du, dass sie, höchstwahrscheinlich, um diese CD auch unterwegs hören zu können, sagen wir mal im Fitnessstudio, mindestens ein gültiges Gesetzt brechen muss (die Sinnhaftigkeit des Gesetztes sei jetzt mal dahingestellt).
Das stimmt macht aber die Einschränkung der Verfügung über Medien eben nicht besser. Das das Verbot der Umgehung eins Kopierschutzes das Recht auf eine zur privaten Verwendung bestimmten echten Privatkopie aushebelt und damit die freie Verfügung über das Medium einschränkt, führt aber eben noch nicht in eine Abhängigkeitsverhältnis eines Leasing-Dienstes.
Insgesamt finde ich es interessant, dass du Kapitalismus mit Kapitalismus als Gegenargument kritisierst ^^
Grundsätzlich ging es erstmal nur darum Jochen an der Stelle zu korrigieren, das wir keineswegs in einer Share-Economy leben sondern in einer sich vergrößernden Leasing-Economy wo sich der Graben zwischen Besitzenden und Nicht-Besitzenden vermutlich noch vertiefen wird.
Man muss außerdem unterscheiden zwischen einem marktwirtschaftlichen System der Gütervertelung und einer darauf aufsetzenden kapitalistischen Wirtschaftslogik. Marx definierte Kapitalismus kurz gefasst als ein System zu fortschreitenden Akkumulation von Kapitel oder allgemeiner formuliert Eigentum in, durch seine innere Logik, determiniert immer weniger Händen. Anstatt also die Güter der Gesellschaft gerecht oder halbwegs ausgeglichen zu verteilen (wenn wir mal nicht utopisch sprechen wollen) setzt die innere Logik des Kapitalismus voraus, dass das Eigentum der Vielen zum Eigentum der Wenigen wird, was dann, so Marx Massenverelendung und Unterdrückung zur Folge hat. Zunächst werden die Arbeiter in die Abhängigkeit gezwungen und genötigt das einzige eigentum, was sie noch haben, nämlich ihre Arbeitskraft zu verkaufen, wobei das große Angebot den Nachfrager, hier die Besitzenden in die Lage versetzt die bedingungen diktieren zu können, was zu einer weiteren Eskalation der Lage führt. Weil der Ton aggressiver wird, rüsten die Besitzenden gegen die Massen der Armen auf, und versuchen sie zu unterdrücken. Die Unterdrückung führt zum Aufbegehren und dazu das die wenigen Besitzenden von der Masse der armen in einer Revolution hinweggespült werden. Für Marx bedeutet Eigentum (an Produktionsmitteln) Macht. Da mit diesen Produktionsmitteln eben all das hergestellt wird, was die menschliche Gesellschaft, je nach dem wie "entwickelt" sie ist für ihren täglichen Bedarf benötigt. wenn ich der Einzige bin der Nahrungsmittel herstellt oder das ganze Trinkwasser unter meiner Kontrolle habe, kann ich Macht ausüben. Wenn ich Medikamente herstelle, kann ich Macht auf diejenigen ausüben, die krank sind. Bin ich der einzige Anbieter von Bildungsmaterial kann ich Einfluss auf die Lehre nehmen.

Die Sache das wir immer noch eine funktionierende kapitaltisch orientierte Wirtschaftsordnung verfolgen hat nicht zwangsläufig damit zu tun, das Marx mit seiner prognose unrecht hatte, sondern das im Gegenteil Mechanismen eingerichtet wurden, um der Konzentration des Kapitals und damit der Machtakkumulation entgegenzuwirken: die Beteiligung der Vielen an der wirtschaftlichen Progression und deren soziale und rechtliche Absicherung. Das verhindert das Entstehen von materieller Unwucht. Aus diesem Grund leisten wir uns auch eine staatliche Marktaufsicht, die Kartelle und mächtige Unternehmen abstrafen oder zerschlagen kann, damit Eigentum und damit Marktmacht diversifiziert bleiben.

In diesem Sinne wenn wir die Forderung nach eigenem Besitz und nach Verfügungsfreiheit darüber aufgeben, gerade jetzt auch im digitalen Bereich, tragen wir maßgeblich dazu bei uns eben von Unternehmen abhängig zu machen, die wie gesagt, primär nicht unser Wohl im Auge haben sondern eben die Monetarisierung dieses Abhängigkeitsverhältnisses.
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Leonard Zelig
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von Leonard Zelig »

Blaight hat geschrieben: Die Industrie hat günstige und bequeme Alternativen bereitgestellt und daran ist die Spielebranche, genau wie die Filmindustrie und die Musikindustrie nicht untergegangen.
Wobei die Musikindustrie doch ziemlich geschrumpft ist in den letzten 30 Jahren, weil die Einnahmen aus Spotify scheinbar nicht so hoch wie die damaligen Einnahmen durch CD-Verkäufe und das Musikfernsehen. Filme verdienen ihr Geld mit den Kinoeinnahmen, mit Blu-rays/DVDs, Pay-TV, Streming-Services und der Ausstrahlung im Free TV. Von daher weiß ich nicht ob ein Netflix/Spotify-Modell für die gesamte Steam-Bibliothek der Weisheit letzter Schluss wäre.
Blaight hat geschrieben:
Leonard Zelig hat geschrieben:
Das ist kein GOG-System, das ist schlicht eine Ausnutzung der DRM-Freiheit auf Kosten der Entwickler der Spiele. Gerade weil die Spiele so günstig sind kann man sich solche Aktionen auch sparen. :roll:
Ich wollte damit nicht sagen, dass GOG das erfunden hat, sondern lediglich eine Plattform nennen, die bekannt ist.
Dass hier irgendwas auf Kosten anderer geschieht glaube ich Dir nicht einfach, nur weil Du das so markig behauptest. Je bequemer und weniger restriktiv der Zugang zu Unterhaltung ist, desto eher sind Leute meiner Erfahrung nach bereit Geld zu bezahlen, dass hat sich doch gezeigt.
Das hängt immer vom Einzelfall ab. Wenn nur einer das Spiel bei GOG kauft und dann der gesamten Informatik-Klasse das Spiel in die Dropbox schiebt, dann ist das schon schädlich. Wenn man es nur dem eigenen Bruder weitergibt, der das Spiel eh nie im Leben gekauft hätte, dann sieht es anders aus.
Zuletzt geändert von Leonard Zelig am 20. Feb 2017, 17:53, insgesamt 1-mal geändert.
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VikingBK1981
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von VikingBK1981 »

Ich muss ja auch sagen, dass ich hier kein Skandal sehe. Ich sehe ehr eine Branche, die den Hals nicht voll genug bekommt. Keine andere Branche geht gegen einen Gebrauchtmarkt vor. Klar gibt es Bemühungen wie z.B. bei Apple, die alte Geräte aufkaufen um einen Gebrauchtmarkt zu verkleinern, dies sind aber die Ausnahmen.
Bei Filmen hat man quasi die gleichen Voraussetzungen wie bei Spielen, und auch dort hat man keine Versuche gegen den Gebrauchtmarkt vorzugehen. Ich sehe im Falle von GameStop auch ehr Vorteile für alle Seiten. Der Spieler bekommt ein günstigeres Spiel und GameStop mehr Gewinn. Das hierbei Unwissende etwas betrogen werden ist halt der Preis für die Bequemlichkeit.
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Heretic
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von Heretic »

KingPaddy hat geschrieben:[...] aber als sie plötzlich nicht mehr in der Lage war zu bezahlen, sprich den Service zunächst aufrecht zu erhalten, hatte sie halt gar nichts mehr.
Das ist mit der Hauptgrund, warum ich auf "digitale Abos" weitgehend verzichte. Zwei, drei Dienste parallel zu abonnieren mag den meisten Leuten finanziell nicht weh tun. Geht es aber darüber hinaus, legt man monatlich schnell mal fünfzig, sechzig Euro auf den Tisch. Was ja im Prinzip nicht schlimm ist, wenn man sich darüber im Klaren ist, im Endeffekt nichts zu besitzen. Man zahlt nicht für bestimmte Produkte, sondern nur für das Recht, aus einem schier unerschöpflichen Pool leihweise zu konsumieren. Ich würde niemals ausschließlich auf Dienste setzen, die ihr Angebot jederzeit ändern können - es gibt einfach Musik/Filme/Bücher, die ich mir daheim ins Regal stellen möchte, um sie jederzeit bei Bedarf wieder herausholen zu können.

Bei Spielen ist dieser Drang inzwischen weitgehend verschwunden, weil die Verpackung keinen Mehrwert mehr darstellt und ohne Online-Anbindung meist eh nichts mehr geht. Also wird bei Steam im Sale gekauft - trotz des immer im Hinterkopf lauernden Wissens, dass mir Steam meine erworbene "Spielerlaubnis" jederzeit, aus welchen Gründen auch immer, wieder entziehen könnte. Schon irgendwie traurig...
der unbestechliche
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von der unbestechliche »

Jochens Einwand, dass der deutsche Gesetzgeber durchsetzen sollte, dass Spiele immer weiterverkauft werden dürfen, ist nicht zu Ende gedacht.
Das Ergebnis wäre entweder wirkungslos oder würde die Situation des Nutzers sogar verschlechtern.

Im besten Fall müsste man beim Kauf mit einem weiteren Haken bestätigen,dass man auf sein Recht auf Weiterverkauf verzichtet, ansonsten kann man gar nicht kaufen (wie es z.B. mit dem 14-tägigen Widerrufsrecht bei Onlinekauf gemacht wird).
Im (kaum durchsetzbaren) Falle, dass man dies auch verbieten würde, würde man als deutscher Kunde gar nichts mehr digital auf Steam und Co. kaufen können.
Es wird ja wohl niemand ernsthaft glauben, dass wegen dem global gesehen mickrigen Umsatz aus Deutschland jemand ein Weiterverkaiufssystem integriert. Zum einen rentiert es sich nicht und zum anderen würde man damit einen Präzedenzfall schaffen, was nicht im Interesse der Anbieter ist.

Solche halbgaren Gesetzesvorstöße mit dem Ziel der Stärkung des Verbraucherschutzes führen in der Praxis oft zum Gegenteil. Z.B. dieses dämliche Cookie-Hinweis-Popup, dass man jetzt überall wegklicken muss...
Zuletzt geändert von der unbestechliche am 21. Feb 2017, 00:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Hitmanski
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von Hitmanski »

der unbestechliche hat geschrieben: Im besten Fall müsste man beim Kauf mit einem weiteren Haken bestätigen,dass man auf sein Recht auf Weiterverkauf verzichtet, ansonsten kann man gar nicht kaufen (wie es z.B. mit dem 14-tägtgen Widerrufsrecht bei Onlinekauf gemacht wird).
Im (kaum durchsetzbaren) Falle, dass man dies auch verbieten würde, würde man als deutscher Kunde gar nichts mehr digital auf Steam und Co. kaufen können.
Das wäre ziemlich sicher eine AGB und würde gegen die AGB-Vorschriften verstoßen und wäre unwirksam. Gleiches gilt bis auf Ausnahmen auch bei einem Ausschluss des Widerrufsrecht durch einen Unternehmer gegenüber einem Verbraucher. Im Übrigen kommt die Rückgabe-Option auf Steam ja auch nicht aus purer Gutherzigkeit, sondern reagiert auf die momentan eher ungeklärte Situation betreffend des Widerrufsrechts bei digitalen Inhalten. Man kann als Gesetzgeber also schon reagieren, wenn man möchte. Dass da immer ein gewisser Wettbewerb zwischen Gesetz-Erlass und Schlupfloch-Finden herrschen wird, liegt in der Natur der Sache (siehe das dt. Steuerrecht).
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von Rince81 »

VikingBK1981 hat geschrieben:Ich muss ja auch sagen, dass ich hier kein Skandal sehe. Ich sehe ehr eine Branche, die den Hals nicht voll genug bekommt. Keine andere Branche geht gegen einen Gebrauchtmarkt vor. Klar gibt es Bemühungen wie z.B. bei Apple, die alte Geräte aufkaufen um einen Gebrauchtmarkt zu verkleinern, dies sind aber die Ausnahmen.
Bei Filmen hat man quasi die gleichen Voraussetzungen wie bei Spielen, und auch dort hat man keine Versuche gegen den Gebrauchtmarkt vorzugehen. Ich sehe im Falle von GameStop auch ehr Vorteile für alle Seiten. Der Spieler bekommt ein günstigeres Spiel und GameStop mehr Gewinn. Das hierbei Unwissende etwas betrogen werden ist halt der Preis für die Bequemlichkeit.

Klassischer Äpfel und Birnen Vergleich.
Die Spielebranche ist ziemlich unique. Wieviele Leute kaufen wohl nacheinander gebraucht EIN Handy? Ein Konsolenspiel mit einer 7-12 Stunden Singleplayerkamapgne kann in wenigen Tagen/Wochen theoretisch Dank Gamestop und Co. ein Dutzend Gebrauchtkäufer finden. Das Problem kennt so keine andere Branche. Filme haben nicht die gleichen Vorrausetzungen. Ne DVD oder Blu-Ray kostet 10-15€ zu Release - das Konsolenspiel 60€. Das bekommt man weiterverkauft, die Blu-Ray oder DVD? Ist nix wert gebraucht.
Wie läuft es denn bei einem Film? Der hat verschiedene Ebenen um seine Kosten wieder einzuspielen. Kino, dann DVD/Blu-Ray - Kauf und vereinzelt noch Mietangebote, VOD zum Kauf, Miete, Flatratepauschalen wie Netflix oder Amazon Prime, Pay- und irgendwann Free-TV. Hast du einen Blockbuster, spielt der im Kino seine Kosten wieder ein, sonst hast du eine Verwerungskette, der den Produzenten zumindest längerfristig mehrere Möglichkeiten sichert, das Geld wieder reinzubekommen. Bei Spielen? Was nicht bei Release gekauft wird, wird garnicht gekauft oder irgendwann zu Ramschpreisen.

Und die Idee, dass das Vorteilhaft für Spieler ist, ist auch kurzsichtig. Warum ist ein For Honor auf den Multiplayer ausgelegt? Warum bringt Blizzard nur Multiplayertitel raus? Warum haben weder Battlefield noch CoD so richtig echte und packende Solokampagnen? Warum flanscht EA an jedes Spiel irgendwelchen Multiplayerkram? Warum macht Ubisoft das bei den eigenen Titeln? Warum gibt es kaum noch echte vollwertige Einzelspielererfahrungen? Richtig um den Spieler davon abzuhalten, das Spiel durchzuzocken und sofort weiterzuverkaufen. Da der Onlinepass Kram nicht funktioniert hat, geht es mittlerweile dem echten Singleplayer an den Kragen.
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von der unbestechliche »

Hitmanski hat geschrieben:
der unbestechliche hat geschrieben: Im besten Fall müsste man beim Kauf mit einem weiteren Haken bestätigen,dass man auf sein Recht auf Weiterverkauf verzichtet, ansonsten kann man gar nicht kaufen (wie es z.B. mit dem 14-tägtgen Widerrufsrecht bei Onlinekauf gemacht wird).
Im (kaum durchsetzbaren) Falle, dass man dies auch verbieten würde, würde man als deutscher Kunde gar nichts mehr digital auf Steam und Co. kaufen können.
Das wäre ziemlich sicher eine AGB und würde gegen die AGB-Vorschriften verstoßen und wäre unwirksam. Gleiches gilt bis auf Ausnahmen auch bei einem Ausschluss des Widerrufsrecht durch einen Unternehmer gegenüber einem Verbraucher. Im Übrigen kommt die Rückgabe-Option auf Steam ja auch nicht aus purer Gutherzigkeit, sondern reagiert auf die momentan eher ungeklärte Situation betreffend des Widerrufsrechts bei digitalen Inhalten. Man kann als Gesetzgeber also schon reagieren, wenn man möchte. Dass da immer ein gewisser Wettbewerb zwischen Gesetz-Erlass und Schlupfloch-Finden herrschen wird, liegt in der Natur der Sache (siehe das dt. Steuerrecht).
So eine AGB wäre nicht unwirksam. Geht beim Verzicht auf das Widerrufsrecht ja auch.
Und das Rückgaberecht auf Steam hat damit nix zu tun. Das hat Steam eingeführt, um es Betrügern nicht so leicht zu machen und Supportaufwand zu sparen. Jetzt, wo jeder kleine Entwickler sein unfertiges Zeug auf Steam anbieten kann ohne Qualitätskontrolle.
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von Darkcloud »

Hitmanski hat geschrieben:
Das wäre ziemlich sicher eine AGB und würde gegen die AGB-Vorschriften verstoßen und wäre unwirksam. Gleiches gilt bis auf Ausnahmen auch bei einem Ausschluss des Widerrufsrecht durch einen Unternehmer gegenüber einem Verbraucher. Im Übrigen kommt die Rückgabe-Option auf Steam ja auch nicht aus purer Gutherzigkeit, sondern reagiert auf die momentan eher ungeklärte Situation betreffend des Widerrufsrechts bei digitalen Inhalten. Man kann als Gesetzgeber also schon reagieren, wenn man möchte. Dass da immer ein gewisser Wettbewerb zwischen Gesetz-Erlass und Schlupfloch-Finden herrschen wird, liegt in der Natur der Sache (siehe das dt. Steuerrecht).
Naja ich bin mir nicht sicher, ob das ungeklärte Rückgaberecht der Grund für die Rückgabeoption war. In Australien wurden sie ja zu Strafzahlungen verklagt welche sich auf Fälle vor dem Rückgaberecht bezogen. Kann sein, dass dies mit einer der Hauptgründe war.

Andererseits ist der Steamsupport halt echt mist und das zu ändern wäre teuer. Da kommt die Rückgabeoption als Mittel gegen die Beschwerden einfach billiger.
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von Darkcloud »

der unbestechliche hat geschrieben:
So eine AGB wäre nicht unwirksam. Geht beim Verzicht auf das Widerrufsrecht ja auch.
Und das Rückgaberecht auf Steam hat damit nix zu tun. Das hat Steam eingeführt, um es Betrügern nicht so leicht zu machen und Supportaufwand zu sparen. Jetzt, wo jeder kleine Entwickler sein unfertiges Zeug auf Steam anbieten kann ohne Qualitätskontrolle.
Oder auch nicht
https://www.wbs-law.de/allgemein/lg-man ... sieht-976/" onclick="window.open(this.href);return false;
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von der unbestechliche »

Und wie soll das praktisch ablaufen? Wenn man in einem Shop wie gamesrocket einen Key kauft, auf Steam einlöst und dann das Geld zurückverlangt, aber das Produkt behält. Einladung an Betrüger und der Händler bleibt auf dem Schaden sitzem.
Und das Urteil ist uralt. Wer weiß, ob das auf die aktuelle Klausel überhaupt anwendbar ist. Die sind ja jetzt anders formuliert.
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von euph »

Rince81 hat geschrieben:Und die Idee, dass das Vorteilhaft für Spieler ist, ist auch kurzsichtig. Warum ist ein For Honor auf den Multiplayer ausgelegt? Warum bringt Blizzard nur Multiplayertitel raus? Warum haben weder Battlefield noch CoD so richtig echte und packende Solokampagnen? Warum flanscht EA an jedes Spiel irgendwelchen Multiplayerkram? Warum macht Ubisoft das bei den eigenen Titeln? Warum gibt es kaum noch echte vollwertige Einzelspielererfahrungen? Richtig um den Spieler davon abzuhalten, das Spiel durchzuzocken und sofort weiterzuverkaufen. Da der Onlinepass Kram nicht funktioniert hat, geht es mittlerweile dem echten Singleplayer an den Kragen.
Grundsätzlich alles gute und IMO richtige Punkte - aber als reiner Singleplayer (der grundsätzlich auch keine DLC kauft) kann ich dir versichern, das es noch jede Menge vollwertige Einzelspielererfahrungen gibt. Ich kann mich jedenfalls nicht beklagen :D
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Desotho
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von Desotho »

der unbestechliche hat geschrieben:Und wie soll das praktisch ablaufen? Wenn man in einem Shop wie gamesrocket einen Key kauft, auf Steam einlöst und dann das Geld zurückverlangt, aber das Produkt behält.
Letztendlich würde das nur funktionieren mit der Bindung eines Keys an einen Account.
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Maxi
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von Maxi »

Mal ein Hinweis, weil Sebastian es aufgeworfen hat. Stichwort GameStop als Nerdladen. Die Filiale in der Kölner Innenstadt hat schon großräumig dieses ganze Nerdzeugs im Angebot auf der unteren Etage, quasi sobald man reinkommt. Shirts, Tassen und diese großköpfigen Sammelfiguren, habe den Namen vergessen. :D

Auch noch eine Frage an Jochen: Meinst du wirklich GameStop geht zwangsweise bankrott nur durch den Marktfokus auf die Digitalsparte? Ich meine, dass ist ein Konzern der gerade in den USA nochmals eine unglaubliche Größe hat. Kluge Firmenführung kann da mittelfristig bei der Größe ziemlich gut diversifizieren.
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derFuchsi
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von derFuchsi »

Dank dem Hinweis von Andre in Discord am Sonntag mit dem Hinweis auf die übergeordnete Diskussion habe ich die Folge dann doch fertig angehört. Der ganze Gamestop-Hickhack im speziellen geht mir als PCler eigentlich am Allerwertesten vorbei und die Folge begann mich nach einiger Zeit zu langweilen. Die Diskussion entwickelte sich dann aber doch in eine interessante Richtung. Danke für den Hinweis Andre, sonst hätte ich die Folge wohl ausgelassen nachdem ich Sonntag im Stream reingehört hatte :).

Ein paar Gedanken dazu meinerseits:
Auch wenn ich nicht so optimistisch bin wie Jochen und nicht wirklich seiner Meinung (Lasse mich da lieber positiv überraschen als negative Folgen zu riskieren. Mit dem aktuellen Status kann ich noch gut leben) bin ich dankbar für seine Rolle in der Diskussion weil er schön dagegen gehalten hat und es sonst wohl in eine einseitige "Früher war alles besser und das wäre der Untergang der Spielekultur" Diskussion abgeglitten wäre.

Eine sachliche Frage weil ich keine Konsole habe und daher keine Ahnung. Wenn man ein Spiel mit Multiplayer-Komponente weiterverkauft dann bleibt der persönliche Fortschritt aber trotzdem beim ursprünglichen Besitzer oder wie ist das dann?
Da am PC der Key in der Regel an ein Konto gebunden ist ist das bei mir im Kopf nur schwer trennbar. Der Schlüssel müsste ja von meinem Online-Konto gelöst werden oder wird dann alles gelöscht? Müsste mir mal jemand erklären, bin da schon zu sehr indoktriniert :).

Zum Thema was würde die Einführen des Wiederverkaufsrechtes bewirken:
Die Entwicklung hin zu anderen Geschäftsmodellen wie F2P, Ingame-Shops, DLCs und Games as a service etc. ist ja jetzt bereits im vollen Gange und würde sich mit der großflächigen Einführung des Wiederverkaufsrechtes nur noch beschleunigen denke ich. Irgendwoher muss das verlorene Geld durch den Gebrauchtmarkt wieder hereinkommen. Der Spielemarkt würde vielleicht nicht sterben aber wie Sebastian schön bemerkte sich aber in eine Richtung entwickeln die manchen alten Hasen nicht mehr gefällt.

Wenn ich mir das offenbar erfolgreichste Spiel aller Zeiten so anschaue das in den letzten Monaten (Jahren?) zuverlässig bei Steam ganz oben klebt, nämlich GTA5 wird mir schwummerig. Da der Multiplayerpart ja anscheinend derartig durch die Decke geht befürchte ich eine Entwicklung in eine Richtung die mir nicht gefällt. Vielleicht werde ich irgendwann noch ein reines Online-GTA erleben das höchstens noch eine Alibi-Kampagne hat wie BF1? Nur, das werde ich dann nicht mehr kaufen.
All diese Bemühungen den Kunden langfristig an ein Produkt zu binden führen meiner Meinung nach nicht unbedingt zu mehr Abwechslung. Ich möchte aber auch in Zukunft ein Spiel durchspielen und weglegen können. Das Argument dass ja die Indie-Entwickler das Vakuum auffüllen werden trifft denke ich nur zum Teil zu. Ist vielleicht nicht das beste Beispiel aber ich wüsste nicht wie ein Indie-Studios die fehlenden AAA Brocken stemmen soll. Indie-Spiele sind oft toll aber in der Regel aufgrund des begrenzten Budgets nicht in der Lage mit Umfang und Präsentation diverser AAA-Produkte mitzuhalten. Es würde auf jeden Fall eine schmerzhafte Umstellung geben denke ich.


Jochens Pro-Verbraucher-Argument habe ich so verstanden dass man dem Kunden doch nichts vorschreiben könne und es ja nur legitim ist dass er sich das günstigste Angebot heraussucht. Dagegen kann man kaum argumentieren ohne als schlechter Mensch dazustehen. Trotzdem versuche ich es weil ich das Argument naiv finde. Was nämlich dabei herauskommt wenn alleine der Preis die Nachfrage bestimmt haben wir bereits woanders öfter mitbekommen. Alleine diverse Nahrungsmittelskandale die nur möglich waren weil immer weniger Menschen bereit sind anständiges Geld für ordentliches Fleisch auszugeben. Preiskampf geht zulasten der Qualität. Aber der Kunde ist ja König, dem darf man nicht vorschreiben was er wo zu kaufen hat.

Zum Schluss noch die Anmerkung dass ich einem Amazon-ähnlichen Ausbau von Steam wo nebenan direkt der Preis des Gebrauchtmarktes angegeben wird spontan garnicht so übel fände. Wenn es denn dazu kommen sollte wäre das zumindest eine bequeme Lösung und Steam könnte ja daran sogar wieder mitverdienen.
KingPaddy hat geschrieben:Ich wollte anlässlich der Folge und einem Punkt den Jochen wegen der Generation anspricht, noch ein paar Sachen erwähnen, weil mich das auch beschäftigt hat. Ich stelle fest, dass ich offenbar zu einer Art Scheitelgeneration gehöre, die schon zum Teil in diesem Neuen drin ist aber noch stärker im Alten verhaftet sind. Zumindest stelle ich das an mir fest und verstehe z.T. schon Leute nicht mehr die gerade mal drei Jahre jünger sind als ich. Das sich offenbar ein aufs Jetzt und Gleich fokussierter Gedanke von zu maximierender Freiheit entwickelt hat, der nicht allgemein freiheit in vielen belangen sucht sondern auch längerfristige Bindungen und oder Verpflichtungen, sei es nun an eine Partei, einen Verein, an ein bestimmtes Land (ich kann ja heute hier und morgen dort sein) entweder als hinderlich empfindet oder in bestimmten Kreisen fast schon ideologisch ablehnt und dann auch alles als hinderlich empfindet, das einer gewissen Flexibilität und Mobilität, sprich der eigenen Bewegungs- und Verwirklichungsfreiheit (z.t. sogar feste Beziehungen, die als BElastungen empfunden werden) entgegensteht abzulegen oder abzuwerten versucht.
...
Lieber KingPaddy. Ich bin wirklich begeistert von deinen Gesellschaftskritischen Beiträgen hier im Thread bisher und würde auch in eine Meta-Diskussion einsteigen die über das Threadthema hinausgeht. Ich denke das Thema ist groß genug für einen eigenen Thread, wie wärs?

Nur kurz dazu als Anregung weil es mir schon beim Podcast durch den Kopf schoss obwohl ich einer von der "alten Garde bin" der gerne Dinge "besitzt". Ist der Verzicht auf Eigentum eigentlich nicht theoretisch etwas Gutes? Ohne Eigentum gibt es keinen Neid mehr. Ohne Besitz gibt es weniger Streit.

Ansonsten habe ich bei deinen Schilderungen das Gefühl dass die Indoktrinierung durch die Industrie wohl endlich fruchtet. Es wird von diesen Seiten seit ewigen Zeiten das Märchen von der Flexibilität und Mobilität gepredigt und endlich wächst eine Generation heran die das nun verinnerlicht hat. Beharrlichkeit führt ans Ziel.
Warum Märchen? Spätestens wenn man Familie mit Kindern hat und ein wenig Zukunftssicherheit benötigt (Eigenheim z.B.?) weil man nun nicht mehr nur für sich selber verantwortlich ist sieht man das anders.

Wie gesagt, Diskussionen darüber vielleicht in einem Extra Thread?
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VikingBK1981
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von VikingBK1981 »

Rince81 hat geschrieben:
VikingBK1981 hat geschrieben:Ich muss ja auch sagen, dass ich hier kein Skandal sehe. Ich sehe ehr eine Branche, die den Hals nicht voll genug bekommt. Keine andere Branche geht gegen einen Gebrauchtmarkt vor. Klar gibt es Bemühungen wie z.B. bei Apple, die alte Geräte aufkaufen um einen Gebrauchtmarkt zu verkleinern, dies sind aber die Ausnahmen.
Bei Filmen hat man quasi die gleichen Voraussetzungen wie bei Spielen, und auch dort hat man keine Versuche gegen den Gebrauchtmarkt vorzugehen. Ich sehe im Falle von GameStop auch ehr Vorteile für alle Seiten. Der Spieler bekommt ein günstigeres Spiel und GameStop mehr Gewinn. Das hierbei Unwissende etwas betrogen werden ist halt der Preis für die Bequemlichkeit.

Klassischer Äpfel und Birnen Vergleich.
Die Spielebranche ist ziemlich unique. Wieviele Leute kaufen wohl nacheinander gebraucht EIN Handy? Ein Konsolenspiel mit einer 7-12 Stunden Singleplayerkamapgne kann in wenigen Tagen/Wochen theoretisch Dank Gamestop und Co. ein Dutzend Gebrauchtkäufer finden. Das Problem kennt so keine andere Branche. Filme haben nicht die gleichen Vorrausetzungen. Ne DVD oder Blu-Ray kostet 10-15€ zu Release - das Konsolenspiel 60€. Das bekommt man weiterverkauft, die Blu-Ray oder DVD? Ist nix wert gebraucht.
Wie läuft es denn bei einem Film? Der hat verschiedene Ebenen um seine Kosten wieder einzuspielen. Kino, dann DVD/Blu-Ray - Kauf und vereinzelt noch Mietangebote, VOD zum Kauf, Miete, Flatratepauschalen wie Netflix oder Amazon Prime, Pay- und irgendwann Free-TV. Hast du einen Blockbuster, spielt der im Kino seine Kosten wieder ein, sonst hast du eine Verwerungskette, der den Produzenten zumindest längerfristig mehrere Möglichkeiten sichert, das Geld wieder reinzubekommen. Bei Spielen? Was nicht bei Release gekauft wird, wird garnicht gekauft oder irgendwann zu Ramschpreisen.

Und die Idee, dass das Vorteilhaft für Spieler ist, ist auch kurzsichtig. Warum ist ein For Honor auf den Multiplayer ausgelegt? Warum bringt Blizzard nur Multiplayertitel raus? Warum haben weder Battlefield noch CoD so richtig echte und packende Solokampagnen? Warum flanscht EA an jedes Spiel irgendwelchen Multiplayerkram? Warum macht Ubisoft das bei den eigenen Titeln? Warum gibt es kaum noch echte vollwertige Einzelspielererfahrungen? Richtig um den Spieler davon abzuhalten, das Spiel durchzuzocken und sofort weiterzuverkaufen. Da der Onlinepass Kram nicht funktioniert hat, geht es mittlerweile dem echten Singleplayer an den Kragen.
Da ist ne schöne Rechnung, nur stimmt sie so nicht. Nehmen wir mal die Autobranche. Da gibt es genug Autofahrer, die nie ein Neufahrzeug kaufen, sondern nur Gebrauchtfahrzeuge. Und da geht es nicht um 60€, sondern um richtig viel Geld.
Ich gebe zu bei Filmen ist der Gebrauchtmarkt kleiner, jedoch ist vorhanden.

Und was die Ramschpreise angeht muss man sagen, da ist die Branche selber schuld und nicht der Gebrauchtmarkt. Schaut man sich an wie sich der PC-Markt weltweit entwickelt hat war es nur eine Frage der Zeit wann auch Konsolenhersteller ihre Spiele in Angebote verramschen.
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von Rince81 »

VikingBK1981 hat geschrieben: Da ist ne schöne Rechnung, nur stimmt sie so nicht. Nehmen wir mal die Autobranche. Da gibt es genug Autofahrer, die nie ein Neufahrzeug kaufen, sondern nur Gebrauchtfahrzeuge. Und da geht es nicht um 60€, sondern um richtig viel Geld.
Das ist doch jetzt wirklich nicht im Ansatz vergleichbar. :shock:
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von Hitmanski »

der unbestechliche hat geschrieben: So eine AGB wäre nicht unwirksam. Geht beim Verzicht auf das Widerrufsrecht ja auch.
Führt eigentlich zu weit vom Thema weg, möchte ich aber trotzdem ergänzen: Dir steht als Verbraucher ein Widerrufsrecht nach § 312 g i.V.m. § 355 BGB zu. Davon gibt es nur vergleichsweise wenige Ausnahmefälle (z. B. beim Kauf verderblicher Lebensmittel, Unterwäsche, vgl. § 312 Abs. 2 BGB). Diese Möglickeit kann man auch nicht einfach via AGB ausschließen. Das worauf du u.U. hinaus willst, ist der Verzicht des Widerrufsrechts vor dem Download digitaler Inhalte nach ausdrücklicher Zustimmung - diese Möglichkeit ist vom Gesetzgeber aber ausdrücklich vorgesehen worden in § 356 Abs. 5 BGB, kommt also nicht alleine vom Unternehmer.

Ob man einen Weiterverkauf AGB-rechtlich im konkreten Fall ausschließend kann, lässt sich schwer sagen, zumal es europarechtlich noch an entsprechenden Entscheidungen des EuGH fehlt (wobei die "UsedSoft v. Oracle"-Entscheidung grundsätzlich eine Richtung annehmen lässt, dass der EuGH Digitalcontent und Sachen hinsichtlich Erschöpfungsgrundsatz ähnlich behandelt wissen möchte. Ist aber eine Einzelfallentscheidung...).

National betrachtet wird man sowas zumindest nach aktueller Rechtsprechung aber wohl tatsächlich für zulässig erachten müssen. Im Rahmen der Weiterverkaufsmöglichkeit von eBooks hat man entsprechende Verbote in den Händler-AGBs nicht beanstandet, da der urheberrechtliche Erschöpfungsgrundsatz (= alles, was nach dem ersten Verkauf mit einem urheberrechtlichen Werk passiert, geht den Urheber nichts mehr an) im Internet nicht anwendbar sei (vgl. OLG Hamburg, Beschl. v. 24.03.2015, Az. 10 U 5/11, im Ergebnis ähnlich OLG Hamm in 22 U 60/13 und OLG Stuttgart in Az. 2 U 49/11). Das ließe sich so wohl auch auf PC-Spiele übertragen.
Zuletzt geändert von Hitmanski am 22. Feb 2017, 10:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von KingPaddy »

derFuchsi hat geschrieben:Wie gesagt, Diskussionen darüber vielleicht in einem Extra Thread?
ja kann man machen. Bei sowas besteht natürlich auch die Gefahr in ein "Old man yells at cloud" abzudriften, schließlich haben diese Generationenfragen ja häufig auch etwas selbstkonstruktives, wobei ich es trotzdem erstaunlich finde, dass mir - ich bin mit 25 jetzt auch nicht so alt - halt diesen doch relativ starken Bruch bemerke.
Nur kurz dazu als Anregung weil es mir schon beim Podcast durch den Kopf schoss obwohl ich einer von der "alten Garde bin" der gerne Dinge "besitzt". Ist der Verzicht auf Eigentum eigentlich nicht theoretisch etwas Gutes? Ohne Eigentum gibt es keinen Neid mehr. Ohne Besitz gibt es weniger Streit.
Dieses immer so positiv hervorgehobene ist dieser christlich-religiöse Askese-Charakter des Verzichtens. Der macht aber auch nur in dem Kontext wirklich Sinn, weil er sich auf die Abkehr vom Weltlichen hin zu dem, was eigentlich zählt, bedeutet, nämlich dem jenseitigen/ göttlichen. Deshalb wurde das in der christlichen Morallehre, die ja auch in unserer Gesellschaft immer noch tradiert wird, so positiv hervorgehoben, während weltbezogene Genüsse und Gelüste eben die abkehr von Gott und die Hinwendung zur Sünde bedeuten. Ich halte es lieber mit Aristoteles und Platon, die statt Verzicht das rechte Maß anlegen. Die drücken treffend nämlich aus, das Mangel keine Tugend sonder nur ein anders gewendetes Extrem ist. Wer nur tapfer und nicht vorsichtig ist, ist tollkühn, wer vorsichtig ist ohne auch im gleichen Maße tapfer zu sein ist feige. Durch den sozialistischen Solidargedanken wurde wiederum die christliche Moralvorstellung einerseits säkularisiert und von Marx wurde das Eigentum einer kritischen Analyse der Machtverhältnisse, die eben auf Eigentum basieren, unterworfen. Im Kern ist das Problem aber nicht grundsätzlich das eigentum sondern deren Verteilung. Man kann jetzt natürlich den Schluss ziehen das Eigentum abzuschaffen und damit eben die damit verbundenen Probleme so zu lösen. Die Sache ist aber das andere Ordnungen, wenn wir sie überhaupt denken können, dann ebenfalls wieder eigene Probleme mit sich bringen. Zumeist und das war schon das Problem bei der späteren kommunistischen Theorie aber es ist schon bei Rousseau angelegt: Viele der Idealvorstellungen setzen eine art "Neuen Menschen" voraus, den man erst einmal erziehen müsste, notfalls zwangsweise. Aber ich schweife ab.

Das Problem in dem Fall hier ist ein anderes. Gehen wir nochmal zu dem christlichen Askese-Charakter zurück, stellen wir hier eben schon einen gravierenden Unterschied fest. Die Leute verzichten nicht im eigentlichen Sinne. Sie verzichten zwar auf das Eigentum, aber nicht auf die Nutzung. Da die Wirtschafter hier jedoch eben ihr Eigentum behalten und nicht übertragen, ist das dann ein einseitiger Eigentumsverzicht, der den Herstellern dann entsprechende Macht einräumen würde. Durch den Eigentumsverzicht, von dem man glaubt damit positive Impulse für eine gerechtere Wirtschaftsordnung setzen zu wollen, hat im Gegenteil zur Folge das sie die Position der bisherigen Wirtschafter und ihre Ordnung sogar stärkt. Wenn wir nur noch Nutzungsrechte erwerben dann wird das Produkt selbst zum Kapital (also ein Wert der weitere Werte generieren kann). Sprich der Unternehmer verliert kein Eigentum durch die Abgabe an den Kunden, sondern generiert im Gegenteil aus diesem Produkt sogar noch weitere Einnahmen. Durch unseren halben Verzicht (auf das Eigentum, nicht auf die Nutzung) bezahlen wir irrsinnigerweise den Unternehmer dafür, dass er sein Eigentum behält. Irrsinn, oder? Das einzige Sharing, dass auf diese Art und Weise stattfindet, dass wir bei manchen Diensten (wie zum Beispiel Car2Go) auf ein exklusives Nutzungsrecht verzichten und damit eine völlige Nutzungsfreiheit sondern das gleiche Produkt von anderen ebenfalls mitbenutzt werden kann. Wir teilen es also hächstens mit Leuten, die gegenüber dem Wirtschafter aber in der gleichen Position sind wie wir selbst.
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LePuedel
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Re: Runde #98: Das Gamestop-Skandälchen und die Gebrauchtspiele

Beitrag von LePuedel »

Bin noch mittendrin, aber da auch die Frage nach dem Wertverlust im Bezug auf den Verschleiß aufkam.
Sicherlich ist es kein klassischer Verschleiß, aber man hat als Bild- oder Tonausgabe ja schon einen Qualitätsverlust, wenn man versucht alte Spiele auf modernen Systemen zu spielen. Sprich, ein TR1 sieht auf nem Röhren Monitor mit 640x480 Pixeln sehr viel besser aus, als auf nem Full HD Flatscreen (klar man kann das Spiel modden, dass man künstlich die Auflösung etc. hochschraubt, was aber eben auch eine Veränderung des nicht alternden Codes ist)
"Aus'm Bauch heraus würde ich sagen, dass es ganz ohne Werbung, und nur userfinanziert, glaub' ich, nicht funktioniert."
Jochen Gebauer - Auf ein Bier Podcast | 29 Mai 2016
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