Hauptsache es ist bunt und knallig? Reizüberflutung durch überladene Grafik?

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bigdan
Beiträge: 6
Registriert: 27. Feb 2017, 09:53

Hauptsache es ist bunt und knallig? Reizüberflutung durch überladene Grafik?

Beitrag von bigdan »

Hallo zusammen,

auch ich bin neu hier und konnte auf dem ersten Blick kein passendes Thema in der Suche finden. Daher hoffe ich einfach, dass ich nichts übersehen habe und starte einfach direkt mit meinem Thema ;-).

Meine persönliche Videospielgeschichte (Ich bin 28 Jahre alt) beginnt mit dem spielen auf dem alten C64 meiner Brüder. Anschließend gesellten sich zu meiner Sammlung ein Gameboy und ein Nintendo 64. Der PC war allgegenwärtig und hat mich ständig begleitet.

Zum Thema:

Eines meiner absoluten Lieblingsspiele war Mario Kart 64. Ich habe vermutlich hunderte Stunden mit diesem Fun Racer verbracht, sowohl im Multi- als auch im Singleplayer. Noch heute treffe ich mich ab und zu mit Freunden und es wird gedaddelt. Für mich war es vor allem aus folgenden Gründen ein super Racer:

- klar strukturierte Items
- ein ansprechendes Design
- Eine klare Streckenführung
- Man konnte immer nachvollziehen, warum man gerade getroffen wurde, was passiert, usw.

Nun habe ich mehrmals Mario Kart auf der WII und auf der Wii U gespielt und für mich ist das einfach nur ein grafisches und spielerisches Chaos. Es regnet quasi Spezialeffekte.

- Die Strecken sind meistens bunt und unübersichtlich.
- Man kriegt gar nicht genau mit, wen man angreift, bzw. von wem man angegriffen wurde.
- Hauptsache es ist bunt und knallig? Übersichtlichkeit Ade?
- Im Zweifel kriegt man halt die Rakete, wenn es schlecht läuft?

Eine gute Grafik ist wichtig, für mich bedeutet das aber nicht, dass man vor lauter Effekten auf dem Bildschirm gar nicht mehr weiß, was genau vor sich geht. Für mich heißt es daher in Spielen fast immer (Gameplay/Story sind wichtiger als die Grafik). Ähnliches empfinde ich jedoch auch bei Kinofilmen. Transformers / Marvel-Verfilmungen usw.

Für mich daher die Frage: Wäre ein Mario Kart 64 in besserer Grafik vlt. besser als ein Mario Kart 8?

Bin ich durch meine älteren Brüder zu "Old School" aufgewachsen? Bin ich einfach zu alt? Oder bin ich schon hoffnungslos im Nostalgiewahn verloren und kann nicht mehr klar sehen? Ich freue mich auf eure Meinungen und ob manche vielleicht ähnlich denken.

Das ist mein erster Themenvorschlag und ich bin mir bewusst, dass es an Übersichtlichkeit und Argumentationen fehlt. Das nächste mal werde ich mir mehr Mühe geben, aber ich hoffe, ihr wisst zumindest was ich meine und mich würde eure Meinung interessieren.
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Took
Beiträge: 91
Registriert: 15. Dez 2016, 18:49

Re: Hauptsache es ist bunt und knallig? Reizüberflutung durch überladene Grafik?

Beitrag von Took »

Mir geht es häufig auch so. Grafische Effekte nur ihrer selbst willen gehen mir auf den Geist. Ich will was spielen und nicht mir etwas ansehen (dafür gibt es Filme, Bilder usw.). Grafik sollte sich meiner Meinung nach immer dem Spielprinzip unterordnen und diesem dienen. Leider ist es heute oft so, dass die Grafik (und die damit möglichen Spezialeffekte) eins der Hauptwerbemerkmale ist. Wenns im Trailer gut aussieht, dann kaufen die Leute es schon. Ich spiele deshalb auch schon länger kaum noch AAA Titel, da diese häufig Blenderspiele ohne Substanz sind.

Bestes Gegenbeispiel ist für mich Factorio (höre Wunschwertschätzung). Als ich das Spiel zum ersten Mal gesehen habe war ich auch etwas geschockt, aber nach ein paar Spielstunden merkt man, dass die Grafik einfach perfekt zum Spielprinzip passt und eine "bessere" Grafik das Spiel warscheinlich eher komplizierter machen würde (fehlende Übersicht usw.).
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Nachtfischer
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Re: Hauptsache es ist bunt und knallig? Reizüberflutung durch überladene Grafik?

Beitrag von Nachtfischer »

Took hat geschrieben:Grafik sollte sich meiner Meinung nach immer dem Spielprinzip unterordnen und diesem dienen.
:clap:

Ich bevorzuge auch jederzeit...
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KeiserinSkadi
Beiträge: 200
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Re: Hauptsache es ist bunt und knallig? Reizüberflutung durch überladene Grafik?

Beitrag von KeiserinSkadi »

Es gibt viel zu viele Spiele in Monotonem Braungrau. Da sehe ich gerne etwas buntere Spiele.

Aber es ist in der Tat ein Problem das heutige Spiele so gut aussehen das Leveldesigner sich extra mühe geben müssen um einerseits sichtbar zu machen mit welchen Teilen man Interagieren kann, anderseits soll es immer noch Realistisch aussehen.
Tomb Raider oder Uncharted, haben dafür quasi eine eigene Bildsprache Entwickelt um dem Spielt mitzuteilen was er machen muss ohne das der Spieler merkt das er eigentlich gerade eine Signalfarbe ansieht.

In vielen Spielen gibt es auch einen Detektive Modus indem Gegenstände hervorgehoben werden mir denen man Interagieren kann weil diese einfach nicht mehr so hervorstechen. Auf einem Hügel aus 3 Polygonen sieht man sofort das da ein Item liegt, aber wenn da dynamisch Gras drüber wächst wird es schon schwieriger.
Nennt mich einfach Skadi, nicht Skandi.
KlaraKaffee
Beiträge: 3
Registriert: 11. Mär 2017, 22:51

Re: Hauptsache es ist bunt und knallig? Reizüberflutung durch überladene Grafik?

Beitrag von KlaraKaffee »

Ich finde den Themenvorschlag sehr gut. Generell fände ich es interessant eine Diskussion über die wichtigste Sprache in Spielen, die Bildsprache, zu hören. Vor allem in Wandel der Zeit. Genau über das Thema habe ich mir in letzter Zeit auch Gedanken gemacht.

Wie mein Vorredner schon richtig bemerkte, kommt kaum ein modernes Spiel, vor allem wenn es sich hierbei um Open-World-Spiele handelt, ohne "Detective Mode" aus. Alle Spiele die ich in letzter Zeit gespielt habe, hatten einen solchen. Mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt. Mal besser, mal schlechter integriert. Ein Positivbeispiel ist hier für mich "Horizon - Zero Dawn" wo der Modus gut in die Welt integriert ist und zu der Welt und die dort herrschenden Umstände passt. Ein Negativbeispiel ist hier für mich "Dragon Age - Inquisition", wo das "Sonar" (nenne ich es einfach) überhaupt nicht zur Welt passt und einfach als Gameplay-Funktion eingeführt wird.

Aber selbst in "Horizon - Zero Dawn" ist die Welt mit Symbolen zugekleistert (in der Standardeinstellung), weil man ständig an Pflanzen, Maschinenteile, etc. vorbeirennt, die man theoretisch aufsammeln kann. Auf der anderen Seite, hätte ich bestimmt mindestens 75% aller Sammeloptionen übersehen.

Ein weiteres verbreitetes Mittel in vielen Spielen, in denen man klettern kann, ist das Hervorheben von "Griff"-Kanten und -Objekten durch eine Signalfarbe oder spezielle Textur. Wenn man aber genauer darüber nachdenkt, zeugt das auch nicht unbedingt von einer in sich geschlossenen Welt. Wer zum Teufel hat das alles mit (weißer, gelber, ...) Farbe angemalt?

Ich stand in "Horizon - Zero Dawn" oft vor Fels-Kanten und dachte: "Wenn die jetzt weiß angemalt wäre, könnte ich mich hier hochziehen... ...mist, jetzt muss ich außen herum, um hier doch irgendwie hoch zu kommen."

Ich erinnere mich gerne an das erste Tomb Raider (durch die Verklärungsbrille). Hier war die Welt aus großen Blöcken Aufgebaut, aber in sich "stimmig". Man konnte somit die Welt direkt lesen, ohne dass es zusätzlicher Markierungen, etc. gebraucht hätte. Je nachdem wie viele "Blöcke" eine Kante Abstand hatte, wusste man meist, ob man dies erreichen konnte, und ob man Anlauf braucht. Weiterhin konnte man jede Kante greifen, die zu erreichen ist. Die Welt war einfach gebaut und hat somit zu den einfachen "Spielregeln" gepasst.

Daher sehe ich hier folgende interessante Disskussionspunkte:
- Sind heutige Spiele im Bezug auf die verwendeten Mittel in der Bildsprache "Opfer" ihrer eigenen graphische "Qualität" oder "Kleinteiligkeit"?
- Wie viel ist davon Komfortfunktion, wie viel davon wirklich Notwendig? Könnte man dass auch anders lösen.
- Gibt es heute so etwas wie eine "universelle" Bildsprache in Spielen. Wie war das im Vergleich zu früher? Haben damals die Spielwelten durch ihre technisch bedingte Reduziertheit mehr für sich selbst gesprochen, bzw. hatten Ihre eigene Sprache?
- Ist/Kann es Teil des Spielzieles sein, die Sprache eines solchen Spieles zu lernen?
bigdan
Beiträge: 6
Registriert: 27. Feb 2017, 09:53

Re: Hauptsache es ist bunt und knallig? Reizüberflutung durch überladene Grafik?

Beitrag von bigdan »

In vielen Spielen ist es heutzutage durch die unzähligen Details scheinbar auch unumgänglich, dass die Gegenstände, mit denen interagiert werden können eine leuchtende Umrandung erhalten. Wenn eine Spielwelt so vollgepackt ist mit Details, die die Welt mit Leben füllen soll, dass man gar nicht mehr ohne diese "Umrandung" gar nicht mehr ersichtlich ist, was als nächstes zu tun ist, halte ich das für sehr schade. Ich ertappe mich immer wieder, dass die Spielwelt selbst unwichtig wird und ich nur auf der Suche nach den leuchtenden Umrandungen ist.

Umgehen kann man das wohl nur durch cleveres Leveldesign und zum Teil auch durch Minimalismus.

Gleichzeitig packen die Entwickler aber auch immer grafische Spielereien ein, die dem Spieler eine Interaktion aufzwingen, obwohl sie gameplaytechnisch höchstens erzwungenermaßen wichtig sind, oder besondere Eingabemöglichkeiten (Wii Controller) unterstützen, bzw. ihm einen Sinn aufzwingen.

Ein Negativbeispiel ist für mich das Sammeln von Sternenteilen mit dem Wii Controller bei Super Mario Galaxy. Ich weiß gerade nicht mal mehr, was sie bewirken, aber das reine einsammeln ist doch nur dafür da, dass der Wii Controller in so einem AAA-Spiel von Nintendo überhaupt einen Sinn ergibt. (Ganz abgesehen davon, dass mir kein Spiel bekannt ist, in dem der Wii Controller einen Mehrwert für hochwertige Spiele darstellt. Mein kleiner Neffe hat dabei immer ganz viel Spaß, jedoch beobachte ich, dass es für ihn immer wichtiger wird, bloß keinen Sternenstaub zu verpassen. Ob er hinterher überhaupt von Bedeutung ist oder nicht interessiert ihn gar nicht.)
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AdlerMannheim
Beiträge: 4
Registriert: 5. Mär 2017, 22:12
Wohnort: Mannheim

Re: Hauptsache es ist bunt und knallig? Reizüberflutung durch überladene Grafik?

Beitrag von AdlerMannheim »

Farblich hervorgehobene Informationen oder Hinweise finde ich Designtechnisch ganz Ok. Ich will nicht sinnlos in der Spielwelt umherirren.
Reizüberflutung ensteht nicht nur durch überladene Grafik, sondern ist auch vom Schwierigkeitsgrad oder sogar der Steuerung abhängig.

Bei Portal 2 habe ich nach einem antrengendem Arbeitstag erhebliche Schwierigkeiten gehabt die Rätsel zu lösen und teilweise genervt aufgegeben und mich hingelegt. Am nächsten Morgen frisch ausgeschlafen war es dann kein Problem weiter zu kommen.

Es kommt also auch auf den aktuellen Gemütszustand an, inwieweit das Spielen zur Belastung wird.
Fritzer
Beiträge: 8
Registriert: 16. Apr 2016, 17:38

Re: Hauptsache es ist bunt und knallig? Reizüberflutung durch überladene Grafik?

Beitrag von Fritzer »

Meiner Meinung nach ist photorealistische Grafik eine Art kleinster gemeinsamer Nenner. Stilisierte Grafik muss nicht jedem gefallen und jeden ansprechen, da liegt das Problem
Dadurch, dass stilisierte Grafik letztenendes immer eine Art Abstraktion ist, wird der Deutungsspielraum vergrößert. Wodurch das Risiko größer wird, dass die Botschaft der Grafik nicht verstanden wird, oder dass sie schlichtweg nicht gefällt.

Je realistischer die Grafik ist, desto einfacher ist die visuelle Botschaft, nicht auf einer Gamedesign Ebene, vermittelbar. Außerdem ist die Grafik das exponierteste am Spiel. Damit kann man ganz einfach den Eindruck von Innovation und Qualität vermitteln.
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