W8JcyyU hat geschrieben:Das ist jetzt eher aus dem Schützengraben und betrifft vorallem den Übergang aus dem Gymnasium zum Studienfach Informatik. Das ist natürlich nicht der einzige Weg um später Spiele zu entwickeln.
In einem Seminar bei uns hat eine Doktorin mal ihre Eindrücke geschildert. Die Situation ist, dass die Informatik relativ hohe Abbrecherzahlen hat (wie allen MINT Fächer). Daher neigt man schnell dazu sich auf die eingschriebenen Studenten zu konzentrieren. Mit Hinblick auf die Abbrecherzahlen ist das zwar logisch, ändert aber nichts am Missverhältnis.
Weiter bekommen die Schüler bei Infoveranstaltungen gerne einen falschen oder eindimensionalen Einblick vom Studienfach vermittelt. Beispielsweise über Hardware oder Spieleprogrammierung. Zieht man die KIM Jugendstudie heran, haben junge Frauen immer noch einen deutlich geringeren Zugang zu Spielen als junge Männer. Und Hardware findet je nach Spezialisierung überhaupt nicht statt. Insgesamt also zwei suboptimale Motivationsgründe.
Die erwähnte Doktorandin ist dann gezielt auf junge Frauen zugegangen und hat gefragt, was für diese an einem möglichen Studienfach interessant sei. Mit an erster Stelle war das Stichwort logisches Denken und Analysieren. Im zweiten Schritt wurden die Schülerinnen darauf hingewiesen, dass die Informatik genau das bietet. Häufig kam wohl als Antwort "Ach, das wusste ich ja gar nicht. Ich dachte, da ... (beliebiger Stereotyp über Informatiker einfügen)".
Das Missverhältnis ist in der Mathematik weit weniger gravierend. Zwar sind immer noch mehr Männer in den Vorlesungssälen, aber Frauen bieten nicht die krasse Ausnahme. Die Fächerkombi Sport / Mathe Lehramt ist bei Frauen nicht unbeliebt.
Ich kann in dem Zusammenhang das Buch
Unlocking the Clubhouse: Women in Computing sehr empfehlen. Dort wird erstmal beschrieben, warum die Situation so ist, wie sie ist, und vor allem aber, wie die Frauen in dem Bereich damit klar kommen und wie man die Informatik frauenfreundlicher gestalten kann.
Spoiler 1:
Der "Niedergang" der Frauen in der IT korreliert grob mit der Einführung des Heim-PCs / der Heimkonsolen und der Tatsache, dass das von Eltern als "Jungenspielzeug" abgestempelt wurde
Spoiler 2:
Dadurch hat sich über die Jahre entwickelt, dass Informatik so stark auf Männer ausgerichtet ist (u.a. weil von viel zu viel Vorwissen ausgegangen wird), dass die paar Frauen die sich da reinverirren, ganz schön zu kämpfen haben. Und ich kann ein Lied davon singen, denn meine Frau studiert seit Informatik.
Spoiler 3:
Informatik ist heutzutage ein aus der Gesellschaft kaum noch wegzudenkendes Fach, wird aber in der Schule absolut stiefmüttlerlich behandelt. Hamburg hatte ja mal 1 Jahr Informatik als Pflichtfach, hat das aber wieder abgeschafft. Von den Eltern ist da auch nicht viel zu erwarten, denn die sehen das alles immer noch als "Jungsspielzeug". Umso wichtiger ist die Existenz von Initiativen wie
Rails Girls und
Code.org.
Zu guter Letzt: Das großartige Satire-Video "Why can't girls code?" von GirlsWhoCode:
https://www.youtube.com/watch?v=vXeF6Uot8pk" onclick="window.open(this.href);return false;
Zu guter Letzt 2: Steven Spielberg <3
https://www.youtube.com/watch?v=dFUlAQZB9Ng" onclick="window.open(this.href);return false;