Voigt hat geschrieben: ↑10. Mär 2024, 20:52
Was mir nich ganz klar war in der Folge, als ich über Chef von Sony und 4% Marge geredet habt. Ging es da um Sony Entertainment oder Gesamt-Sony? Ist ja ein gewaltiger Unterschied.
Ich weiß gar nicht, wo die 4% überhaupt herkommen. Ich komme bei keiner Kennzahl zur Gewinn-Marge auf 4%, weder bei Sony gesamt noch bei der Gaming-Sparte (GNS). Es sollte sich aber auf die Gaming-Sparte beziehen, die sich zuletzt den 4% angenähert hat.
Dazu ein paar Daten aus den Finanzberichten:
Sony gesamt lag in den letzten beiden Fiskaljahren bei der Reingewinn-Marge (net income) über 8% (FY21: 9,0%; FY22: 8,2%). Wirtschaftlich sinnvoller ist aber die Betrachtung der EBIT-Marge (operating income), zumal es dazu auch Daten für GNS gibt.
Sony gesamt erreichte beim EBIT zuletzt folgende Margen:
FY21: 12,1%
FY22: 10,5%
FY23-Q1: 8,5%
FY23-Q2: 9,3%
FY23-Q3: 12,4%
FY23-Forecast: 9,6%
Interessanter ist für uns aber sicherlich der Gaming-Bereich. Für den gleichen Zeitraum wie oben gelten folgende EBIT-Margen (in Klammern der absolute EBIT-Wert in Mrd USD):
FY21: 12,6% (3,10)
FY22: 6,9% (1,85)
FY23-Q1: 6,4% (0,36)
FY23-Q2: 5,1% (0,34)
FY23-Q3: 6,0% (0,58)
FY23-Forecast: 6,5% (1,90)
Aktuell ist die Entwicklung also definitiv nicht ideal, man kann sie aber erklären und es gibt IMO Argumente, warum es in den nächsten Jahren wieder besser werden sollte. Der Abfall der Marge auf 7% im FY22 von 13% in 2021 ist natürlich eine deutlich negative Entwicklung, insbesondere auch für die Ansprüche der Shareholder. Gründe hierfür sind vor allem gestiegene Kosten für die First-Party-Entwicklung, u.a. auch durch Verzögerungen durch Corona, ein zeitweiser Rückgang der Third-Party-Umsätze, oder auch Kosten durch die Bungie-Übernahme (insgesamt 3,7 Mrd USD), welche im FY22 abgeschlossen wurde und sich durch Abschreibungen immaterieller Vermögensgüter von Bungie auch im operativen Ergebnis der nächsten Jahre widerspiegelt (ca. 0,4 Mrd im FY22).
Im FY23-Q2 lag die EBIT-Marge nur bei 5,1%, für das gesamte Geschäftsjahr wird ein Wert von 6,5% erwartet, also leicht unter dem Niveau des Vorjahres (6,9%), wobei man anmerken muss, dass der absolute Gewinn etwas höher sein sollte (1,90 vs 1,85 Mrd). Der (unerwartet) große Erfolg von Helldivers 2 könnte das Ergebnis aber IMO noch verbessern.
Analog zum FY22 sollten also auch im FY23 die Ergebnisse nicht ideal sein. Auch hier vor allem durch die hohen Produktionskosten (siehe die 350 Mio für Spiderman 2). Dazu leicht gesunkene Hardware-Verkäufe, die die Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte, insgesamt liegt die PS5 aber auch nur ganz knapp hinter der PS4 zum gleichen Zeitpunkt. Der entscheidende Faktor ist aber IMO, dass im FY23 bis auf Spiderman 2 kein First-Party-Exclusive erschienen ist, d.h. dass die (hohen) laufenden Kosten der Entwicklung nicht durch Umsätze mit Releases gedeckt werden konnten. Diese Phase wird vermutlich noch in FY24 (bis März 2025) anhalten, siehe die Aussage vom Sony-CEO ("keine Titel bekannter Marken"). Dazu kamen Probleme beim Aufbau im GaaS-Bereich, bspw. Einstellung des Last of Us MP sowie Einstellung bzw. Verschiebung anderer GaaS, mit Helldivers 2 scheinen sie jetzt aber einen (großen) Erfolg zu haben.
Ab FY25 sollten aber wieder regelmäßig neue (große) First-Party-Titel kommen, weshalb ich davon ausgehe, dass sich die Werte für Gewinn/Marge dann wieder (deutlich) verbessern sollten (ca. 10%+). Hier lohnt es sich auch mal die EBIT-Margen früherer Jahre zu betrachten, um die aktuellen Zahlen realistisch einzuordnen. Dies ist bis FY11 möglich, da die Gaming-Sparte vorher noch Teil der gesamten Consumer-Sparte (inkl. TVs) war.
FY11: 3,6%
FY12: 0,2%
FY13: 3,6%
FY14: 3,5%
FY15: 5,7%
FY16: 8,2%
FY17: 9,1%
FY18: 13,5%
FY19: 12,1%
FY20: 12,9%
FY21: 12,6%
FY22: 6,9%
Sony hatte im betrachteten Zeitraum also nie riesige Margen im Gaming-Bereich (Höchstwert im FY18 mit 13,5%; Daten zu PS2-Zeiten wären interessant). Die ersten drei Jahre (2011-13) fallen noch in die PS3-Zeit, die ja eigentlich gegen Ende sehr erfolgreich war, trotzdem kam man nicht über 4% hinaus. Bis FY15 lag man unter der aktuellen EBIT-Marge, wobei die absoluten Werte für den Gewinn noch deutlich niedriger waren (im FY15 ca. 0,8 Mrd USD vs 1,9 Mrd in FY22).
Die PS4-Zeit war dann sehr erfolgreich und man konnte die Rendite von 4% auf 13% in der Spitze steigern und dies auch in der Anfangsphase der PS5 halten (bis 2021). 2022 kam dann der Abfall auf 7% aus den genannten Gründen.
Die aktuelle Situation ist also sicherlich nicht ideal, aber wie gesagt denke ich, dass sich die Werte ab 2025 mit regelmäßig erscheinenden First-Party-Titeln wieder verbessern werden. Trotzdem ist es aus wirtschaftlicher Sicht sicherlich sinnvoll, gewisse Anpassungen vorzunehmen, um von den Fluktuationen durch die First-Party-Titel unabhängiger zu werden. Als Ergänzung zu den klassischen SP-Exclusives, die trotz hoher Kosten IMO immer noch für hohe Gewinne sorgen können (dazu dienen sie als USP zum Kauf einer PS, wodurch weitere Einnahmen generiert werden), wird Sony sicherlich versuchen, 2-3 erfolgreiche GaaS-Marken zu etablieren (u.a. von Bungie), um konstante Umsatzströme zu generieren. Ob diese Strategie aufgeht, muss man abwarten, aber Helldivers 2 scheint da zumindest ein guter Anfang zu sein. Hierbei muss Sony aber IMO aufpassen, dass sie ihr traditionelles Portfolio nicht zu sehr verwässern, bspw. was die Studio-Auswahl für die GaaS-Titel betrifft. Studios mit Stärken für SP-Spiele sollten da nicht verheizt werden, siehe NaughtyDog mit dem TLoU-MP. Da muss Sony ein besseres Fingerspitzengefühl beweisen, um die traditionellen Stärken der SP-First-Party-Entwicklung sinnvoll mit einzelnen GaaS zu erweitern.
Fazit:
Auch wenn die aktuellen Zahlen sich recht negativ lesen lassen, ist Sony IMO auch weiterhin in einer starken Position. Wie gesagt sollten sich die Zahlen meiner Einschätzung nach spätestens ab 2025 wieder verbessern. Gleichzeitig gibt es auch Potential im Bereich GaaS in Verbindung mit einem sinnvollen Ausbau der PC-Sparte Umsätze und Gewinne zu steigern, ohne das Kerngeschäft mit den Konsolen bzw. dem PSN zu gefährden.