Wenn JKR meint, sie habe keine solche Parabel geschrieben, ist das ja die eine Sache, das können wir von mir aus im Sinne des "Tod des Autors" ignorieren, aber wenn ein Dritter, ein Literaturkritiker, der Parabel-Interpretation widerspricht und sagt, dass er das Werk nicht so "liest", dann ist das genauso wahr bzw. unwahr wie die Parabel-Interpretation, weil das keinem endgültigen Wahrheitsbeweis zugänglich ist. Es ist als Interpretation aber ggf. weniger plausibel (was subjektiv ist).Felidae hat geschrieben: ↑8. Aug 2022, 18:41 Natürlich ist es eine Interpretation. Der Punkt ist ja nur: Eine, die sich an zig Stellen im Quelltext belegen (und meines Wissens nicht widerlegen) lässt. Und somit ist sie als Interpretation stichhaltig. Dafür ist auch völlig unerheblich, ob das eine Mehrheitsmeinung ist oder nicht - entscheidend ist wirklich nur, dass der Quelltext diese Interpretation voll und ganz stützt. So, wie auch "Der Herr der Ringe" als Allegorie auf den Kalten Krieg stichhaltig belegt werden kann (Bedrohung im Osten, gegen die sich die freien westlichen Länder zusammenschließen müssen).
Dass Interpretation niemals "richtig" oder gar "die Wahrheit" ist, darüber müssen wir nicht diskutieren. Sie ist aber ein geeignetes Mittel, um die Unwahrheit ("Ich hab keine Parabel aufs Dritte Reich geschrieben") als solche zu entlarven: "Mag sein, dass Du das nicht schreiben wolltest - geschrieben hast Du es aber."
Also hat JKR eine solche Parabel sowohl geschrieben und auch nicht geschrieben. Sie hat eigentlich nur Buchstaben, Satzzeichen und Leerzeichen aneinandergereiht über deren endgültige Aussage man sich bis zum Wärmetod des Universums die Köpfe einschlagen kann.