Mir ging auf'n Klo - der Ort tiefgründiger Einsichten - die Perspektive durch den Kopf, dass man Diablo 4 seinen mangelnden Anspruch nicht vorwerfen solle, weil dies Teil des Hack'n'Slay-Genre sei. Und weil man die Kritik bzgl. fehlender Herausforderung ansonsten an fast jedem anderen Genrevertreter anbringen könnte. Und dass wenn man daran keinen Gefallen findet, es eben nicht das richtige Genre für einen sei. Das ist jedenfalls eine Perspektive, die man die Tage sehr oft liest wenn die Diskussion auf den Punkt kommt, was Diablo 4 eigentlich von einem Casual-Game unterscheidet.
Nun stimmt's ja, dass Hack'n'Slay alle Art zumeist kaum nennenswerte Herausforderungen an den Spieler stellen. In der Komplextität können sie sich sehr unterscheiden - siehe Path of Exile - aber Komplexität macht alleine ja auch keinen Anspruch. Nun sind ein Titan Quest, Grim Dawn, Sacred, Dungeon Siege, Diablo, Last Epoch, Lost Ark, etc. nicht anspruchsvoller oder anspruchsloser zu Spielbeginn als Diablo 4. Und am Ende wohl auch nicht. Ich sehe nur nicht, weshalb die fehlende Herausforderung ein Kernelement des Genres sein solle und weshalb die Kritik daran unpassend sein solle. Einem Fußball-Spiel kann man zurecht nicht vorwerfen, dass es ein Fußball-Spiel ist die Regeln abbildet, die im Fußball eben gelten. Man kann FIFA also vernünftigerweise nicht vorhalten, dass es ein schlechtes NBA sei. Weil's das nicht sein will. Zu einem Renn-Spiel gehört wiederum, dass man ein Vehikel (zumeist) für mehrere Runden im Kreis fährt. Das ist der Kern des Genres. Darüber hinaus gibt es aber allerlei Variationen, z.B. erfüllen zwar Grand Prix, Need for Speed und Supermario Kart die Kernmechaniken des Genres - Vehikel im Kreis fahren - aber gestalten des Genre mit jeweils ganz eigenen Ideen aus. Ich bin nicht so recht überzeugt, dass fehlende Herausforderungen jenseits von "Klick-Tod" eine Kernmechanik des Hack'n'Slay-Genre sind. Es ist definitiv ein Genrestandard, an dem sich fast alle Titel orientieren. Und das mag auch seine Fans haben.
Aber selbst ich bin ja in der Lage mir ein Hack'n'Slay - Diablo V? - vorzustellen, in dem spielerisches Können und die Beherrschung von Systemen eingefordert wird, bereits ab Stufe und Spielstunde 1. Deshalb bin ich gerade auch in der journalistischen Besprechung der Beta so verdutzt, dass man es quasi für'n Naturgesetz hält, dass ein Hack'n'Slay so
bland loslegt. Und mindestens für allerlei Stunden bleibt. Wenn man genau daran seinen Spaß hat sei das ja jedem gegönnt. Aber abseits der Kolumne von Sascha Penzhorn habe ich die Tage kaum etwas von Journalisten in diese Richtung gelesen. Mag aber auch nur meine Wahrnehmung sein.
Bringt mich wiederum zur Frage, ob es aus journalistischer Perspektive eigentlich vernünftig ist, wenn man vorsätzlich gerade jene Person mit spielen und besprechen beauftragt, die bekanntemaßen eine große Affinität für das Genre in
genau dieser Ausgestaltung haben. Nun verstehe ich, dass man einen Fußballmuffel nicht an den Test für's neue FIFA setzen würde. Eben weil diese Perspektive wohl für viele Leser*innen nicht allzu relevant ist. Aber Journalisten, die durchaus eine Affinität für Action-RPGs haben, ggf. nur nicht in der Ausgestaltung wie man's im Hack'n'Slay-Bereich zumeist vorfindet, wäre doch aus journalistischer Sicht - wenn man mehr sein will, als nur Kaufberatung - doch eigentlich relevanter. Oder zumindest interessant. Ich mag mir zumindest vorstellen, dass mir'n Diablo 4-Test von Maurice Weber oder Michael Graf wahrscheinlich weniger nützt, als einer von André oder Jochen, weil deren Perspektive eher meine Präferenzen abbildet. Aber zumindest bei den großen Outlets scheint man mir die "nicht-Fans" eher hinter Kolumnen zu verstecken, aber in die Podcasts lädt man dann wiederum die Fans.
... sorry, I digressed.
PS: Ahjo, zum Spiel selbst. Gestern bissl gespielt, vorhin nochmal kurz reingeschaut. Sieht hübsch aus, klingt fürchterlich - Musik und Gerede - läuft fluffig, spielt sich öde.
meh / 10. Da korrigiere ich lieber noch'n paar Englischklausuren, das treibt immerhin meinen Puls hoch.