Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

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Wudan
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Wudan »

Hm.
Also spontan gefühlsmäßig find ich das jetzt eigentlich nicht so kritisch. Nur weil ein Redakteur sagt was er an einem Unternehmen gut findet heisst es ja nicht das er die schlechteren Spiele nicht auch als solche bewerten würde. Letztendlich ist ein Publisher wie Ubisoft nicht "der Feind", sondern in gewissen Sinne auch "Partner" und das ist ja kein Geheimnis. Und die Redakteure sind ja nicht nur Tester sondern eben auch Gamer und Fans. Also gefühlsmäßig spricht für mich erstmal wenig gegen so ein Video.

Auf der anderen Seite hast du natürlich recht: Wenn ich das in einen anderen Sektor übertrage und mir etwa Anne Will oder die Maischberger in einem Werbespot für eine Partei vorstelle, kommt da schon ein weitaus bittereres Geschmäckle auf.

Also man kanns durchaus kritisch betrachten, aber als "Restglaubwürdigkeit in die Mülltonne getreten" würd ichs jetzt auch nicht gerade einstufen.
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Dostoyesque
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Dostoyesque »

Ageh, der Vergleich mit Zeit und FAZ hinkt hinten und vorne, weil gänzlich verschiedene Typen von Printmedien. Wenn du da Vergleiche zu anderen Branchen machst, wie z.B. der Filmbranche, ist es gang und gäbe, dass man sich in einer Branche, in der man sich kennt, ab und an gegenseitig beglückwünscht. Ist doch schön, wenn man gut miteinander auskommt. Nur weil zwei Sportler sich die Hände reichen und umarmen nach dem Spiel bedeutet das nicht, dass sie sämtliche kompetitive Integrität verlieren. Ein adäquater Vergleich wäre mMn ein Geburtstag eines Regisseurs, bei dem sich verschiedene Kritiker beglückwünschend äußern und ein Highlight hervorheben. Warum? Weils eine nette Geste ist. Es gibt keinen Grund, hier gleich panisch mit dem Finger draufzuzeigen und die Glaubwürdigkeit zu bezweifeln. Ist ja nicht so, als ob hier irgendwas unterschwellig/subtil suggeriert wird, es wird einfach ehrlich und klar erkennbar zu einem Jubiläum gratuliert.

Ausserdem kriecht Die Zeit so ziemlich jedem Literaturnobelpreisträger zum Geburtstag in den Arsch, wenn mans genau nimmt.

Desweiteren treten Anne Will, Klaus Kleber und wie sie alle heißen durchaus gern in Reportagen/Dokumentationen etc. auf und agieren abseits ihrer journalistischen Neutralität. Auch die Redakteure der Gamestar dürfen das. Es ist ihnen nicht verboten, einem anderen Konzern zum Jubiläum zu gratulieren und ein paar Highlights hervorzuheben. Ist ja nicht so, als ob hier irgendwas verheimlicht oder maskiert wäre. Dein Vergleich mit der (fiktiven) SPD Werbung von Anne Will ist mMn maßlos übertrieben. Ein adäquater Vergleich wäre eher, wenn ein Klaus Kleber einem Helmut Schmidt zum Geburtstag gratuliert und einen für ihn besonders gelungenen Kanzlermoment Schmidts hervorhebt. Ist mit großer Sicherheit sogar schon passiert bei den Unmengen an Helmut Schmidt Rückblicken, dies über die Jahre so gab. Big fucking deal :roll:
Wenn wir schon bei Schmidt sind: Seinem guten Freund, Henry Kissinger, wird ja auch in großer Regelmäßigkeit ein roter Teppich im öffentlich/rechtlichen Fernsehen ausgebreitet, sobald er sich mal wieder zeigt, ungeachtet dessen, dass er wahrscheinlich der Dick Cheney seiner Politikergeneration war. Ich weiß also ehrlich gesagt nicht mal, wo diese journalistische Neutralität/Objektivität in ihrer Reinform zu finden sein soll.

Ich finde, dass deine Erwartung bzgl. Neutralität und Objektivität sehr realitätsfern ist. Nichts ist objektiv, es gibt keine "objektive" Meinung, alles geht durch irgendeine Form von Filter, alles ist subjektiv getüncht. Mündiger Medienkonsum bedeutet auch, dass der Konsument in der Lage (und vlt. sogar Verantwortung) ist, das Gelesene/Gesehen einordnen zu können. Die Zeit ist z.B. traditionell relativ sozialdemokratisch geprägt, allein schon wegen der Schmidt Vergangenheit. Ist ein offenes Geheimnis. Ich les sie gerne, aber mMn ist sie ein unheimlich schlechtes Beispiel für Neutralität, v.a. was Innenpolitik angeht. Bin daher sehr überrascht davon, dass sie hier als Gegenbeispiel aufgeführt wird. Was der di Lorenzo dem Schmidt schon in den Arsch gekrochen ist kann die Gamestar in 50 Jahren nicht aufholen. Wer einen Artikel in der Zeit liest (und das regelmäßig tut), lernt mit der Zeit (no pun intended) die Redakteure kennen und weiß Dinge einzuordnen. Die Erwartung, dass ein Journalist einem eine solch objektive Einschätzung geben soll, dass man gar nicht erst selber denken und einordnen muss ist mMn naiv und sogar verantwortungslos, weil man sämtliche Verantwortung auf den Journalisten schiebt, der diese Leistung gar nicht verrichten kann. Auch guter Journalismus verlangt Vertrauen. Sogar bemühter, gut recherchierter Journalismus muss vom Konsumenten eingeordnet werden können.
Wer das von dir verlinkte Video sieht, wird, als mündiger Medienkonsument, das Video als nette Geste einordnen, nicht als beinhartes Stück investigativen Journalismus. Das Video ist als kollegiale Geste unmissverständlich und damit mMn kein Problem. Heiko Klinge ist meiner Einschätzung nach als Chefredakteur zwar sehr konservativ und gewissermaßen "vom Establishment", aber seine journalistische Integrität würde ich ihm wegen diesem Video jetzt wirklich nicht absprechen.

edit: ich find das Video durchaus ein wenig "cringy" und kitschig, aber ich find solche Widmungen eben generell relativ "cringy" und kitschig, dieses Video ist jetzt nicht unbedingt besonders schlimm. Da ist das Verhalten eines Geoff Keighley schon eine ganz andere Hausnummer.
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Andre Peschke
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Andre Peschke »

Ich finde, wenn der einzige Anhaltspunkt dieses Video ist, gehts du ein wenig zu weit (man ist versuch zu sagen: typischerweise ;)).

Ich stimme insoweit zu, dass ich das abgelehnt hätte, wenn irgendwer uns gefragt hätte. Der Kontext des Videos ist IMO heikel. Eine Videobotschaft in der man sagt "Alles Gute zum 30. Geburtstag, Ubisoft" finde ich unkritisch. In dem Video wird ja aber auch zB ein Abschnitt aufgeführt, sinngemäß unter dem Banner: "Woran denkst du, wenn du Ubisoft hörst". Da ergibt dann die Zusammenstellung der Lobeshymnen IMO tatsächlich das Bild eines Werbevideos. Auch, weil es auf dem Kanal von Ubisoft geschieht. Wenn ein Magazin sich den Geburtstag zum Anlass nimmt, dem Unternehmen öffentlich zu gratulieren, oder einen Rückblicksartikel zu schreiben (was ja fortlaufend zu solchen Anlässen geschieht), ist das etwas anderes, als der Auftritt als Soundbite in der Unternehmenspräsentation. Das sind dann keine Meinungsäußerungen oder Geburtstagsgrüße von Kritikern mehr, das sind Testimonials. Und: Bei allem, was wir zB auch vor kurzem nettes über Ubi gesagt haben, man sollte nicht vergessen, was vielen wirklich als erstes einfällt, nämlich: "Open-World-Einheitsbrei" oder "Ubisoft-Formel".

Klar, nur weil man da mitmacht, ist man nicht sofort ein journalistischer Totalausfall. Aber warum das überhaupt machen? Reichweite erzielt sowas nicht, werbewirksam ist es (für das eigene Magazin) nicht - am Ende bleibt da nur: "um Ubisoft einen Gefallen zu tun". Und dafür dann leichte Schrammen in der Integrität hinnehmen - egal wie minimal? Bei einem Projekt, das vermutlich selbst bei Ubisoft nur zaghaftes Schulterzucken auslöst, wenn es nicht zustande kommt? Nah. Das löst dann bei mir auch am ehesten Kopfschütteln aus: Das man da nicht eher denkt "Why would I?", anstatt "Why not?".

Andre
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Filusi
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Filusi »

Ich möchte jetzt keinen in Schutz nehmen, ... auch bei mir kommt ein leichtes Geschmäckle auf, aber könnte es nicht auch sein, um das Ubibild nach außen weiter zu stärken, im Hinblick auf die Zukunft (Vivendi).
Immerhin erzeugt es durchaus ein Bild, wo neben den eigenen Entwicklern eben auch die Presse einen postives Image über das jetzige Ubisoft erzeugt.
Eine Hilfestellung mit der Absicht sich den einzigen einigermaßen kreativen Publisher zu erhalten, eben auch mit Hinbick die vielen deutsche Entwicklerlandschaft.

Man bezieht so Stellung, auch wenns nicht direkt angesprochen wird. Und ob man das machen kann, sollte es die Intention sein, keine Ahnung ...

Generell stimme ich dir in weiten Teilen zu @ Axel, aber vor dem gerade exestierenden Hintergrund kann ich auch das eine oder andere Auge zu drücken.
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Andre Peschke
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Andre Peschke »

Filusi hat geschrieben:Immerhin erzeugt es durchaus ein Bild, wo neben den eigenen Entwicklern eben auch die Presse einen postives Image über das jetzige Ubisoft erzeugt.
Da hat die Presse nun wirklich bessere und glaubwürdigere Mittel, man nennt sie "Informationen". ;) Diese Kampagne bewirkt in der Hinsicht genau gar nichts, IMO. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Vermögensverwalter mit seinem Fond anders stimmt, weil die Deutsche Spielepresse nette Worte in einem Imagevideo verliert. Da halte ich die "We are Ubisoft"-Kampagne noch für effektiver (und selbst der traue ich in der Hinsicht wenig zu).

Gibt es dafür überhaupt internationale Pendants mit der US- und französischen Presse?

Andre
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Filusi
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Filusi »

Damit habt ihr sicherlich beide recht, zudem ich da auch nicht allzu bewandert bin. Das mit Nintendo war mir beispw. komplett neu.
Allerdings wollte ich auch nur eine weitere möglich Facette auf die gestellte Frage warum schildern.

Zudem hat zumindest die Gametsar (bei den anderen weiß ich es schlicht nicht) auch über dieses Thema in einem Video berichtet, wenn auch nicht so umfangreich und differenziert, wie in dem AeB Podcast. Die Botschaft bzw. die Schlussfolgerung war aber im Kern die selbe.

Ich glaube ja fast, dass demnächst noch weitere Videos erscheinen, wo dann eine Auswahl an ausgesuchten Spielefans zu Wort kommen.
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derFuchsi
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von derFuchsi »

Ist ja nicht so dass man sich nicht die Werke der dort aufgeführten Spielejournalisten öffentlich ansehen könnte um zu vergleichen ob man da von der Sympathie zu Ubisoft beeinflusst wurde.
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Dr. Zoidberg [np]
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Dr. Zoidberg [np] »

Das hauptsächlich problematische ist doch, dass im Video alle in ihrer Rolle als Spielejournalist auftreten. Keiner spricht ihnen ab, privat diese Meinung haben zu dürfen. Dann erwarte ich aber auch, dass sie diese privat äußern und nicht deutlich erkennbar im Rahmen der Arbeit.

Und selbst dann wird es schwierig, weil man Personen der Öffentlichkeit ja in aller Regel über ihren öffentlichen Auftritt kennt. Und das ist in diesem Fall eben der Spielejournalist.
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lolaldanee
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von lolaldanee »

Axel hat geschrieben: Hier wurde meiner Ansicht nach die komplette Restglaubwürdigkeit von Gamestar, Gameswelt, GamesWirtschaft & Co. mit hohen Bogen und Anlauf in den Mülleimer getreten. Nach dem Video hier würde man einem Heiko Klinge doch nie wieder glauben, wenn er das nächste Ubisoft Spiel abfeiert...
Ich weiß nicht, irgendwie finde ich das alles nicht so wild, ich habe mir das video jetzt zwar nur in kurzen ausschnitten angeschaut, weil es so komplett belanglos ist, aber die rechte Empörung stellt sich bei mir nicht ein, nur desinteresse
Leuten wie dem Klinge und dem Graf glaube ich deshalb genau so viel wie vorher, dass der neue Fußballmanager oder das neue Homeworld gut sind (oder nicht), da wiegt jahrelange erfahrung mit ihren tests doch ein bisschen schwerer als ein uninteressantes video, gneau so wie ich die Meinung der Fröhlich auch weiterhin ignorieren werde, wobei die jetzt ja sowieso was anderes macht
Ich glaube an den mündigen Kunden :clap:
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Andre Peschke
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Andre Peschke »

Gibt dazu auch eine Facebook-Diskussion: https://www.facebook.com/groups/videosp ... 048842553/" onclick="window.open(this.href);return false;
horstileini
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von horstileini »

Ich kann dem Axel bei diesem Thema nur zustimmen. Unterstellt, die dort Befragten nehmen für sich in Anspruch, Presse zu sein, was ich nicht weiß, da ich die nicht alle kenne, dann haben die in so einem Werbevideo nichts zu suchen. Ich weiß gar nicht, wie man ewig versuchen kann, das zu relativieren. Das mit nem herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag an irgendeinen Politiker zu vergleichen, ist echt haarsträubend, um nur mal einen Punkt von oben rauszugreifen.
Ich bin niemand, der sich oft und gerne mit dem sog. Spielejournalismus auseinandersetzt, sondern nur hin und wieder mal was bei den einschlägigen Magazinen liest und das war es dann auch. Aber dabei drängt sich dann eben ständig auf, dass das dort so ein richtiger Journalismus nicht ist... eher so ein Mischmasch aus Spieletests und Promotionapparat für die Hersteller. Das ist eben das Geschäftsmodell, was an sich nicht beanstandet werden braucht. Dann möge man sich aber auch bitte eher nicht Presse nennen.
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HerrZwoelf
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von HerrZwoelf »

Das Video an sich fand ich sogar nur so mittelschlimm. Klar, ist es etwas unglücklich sich als Journalist ein wenig zur Werbefigur machen zu lassen, aber die getroffenen Aussagen waren ja eher harmlos und die gesamte Anmutung des Videos war einfach, dass da ein paar Leute ein paar anderen Leuten zum Firmenjubiläum gratulieren wollten. Sollte man sich als Journalist darauf einlassen? Eher nein, denke ich. Die eigene Publikation und Reputation könnte Schaden nehmen, man macht sich angreifbar und hat am Ende nichts davon.

Die Facebookdiskussion hingegen ist der Wahnsinn. Unfassbar, was für Argumente da gebracht werden und dass bei einigen Protagonisten scheinbar überhaupt kein Verständnis für die Kritik am Video zu bestehen scheint. Ich behaupte mal: Das lässt tief blicken. Ich saß hier beim Lesen gerade teilweise mit offenem Mund. Gehts nur mir so, oder ist das tatsächlich so unfassbar?
„Die Philosophen haben das Geld nur verschieden interpretiert. Es kommt aber darauf an, es zu verplempern.“
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lolaldanee
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von lolaldanee »

HerrZwoelf hat geschrieben:Die Facebookdiskussion hingegen ist der Wahnsinn. Unfassbar, was für Argumente da gebracht werden und dass bei einigen Protagonisten scheinbar überhaupt kein Verständnis für die Kritik am Video zu bestehen scheint. Ich behaupte mal: Das lässt tief blicken. Ich saß hier beim Lesen gerade teilweise mit offenem Mund. Gehts nur mir so, oder ist das tatsächlich so unfassbar?
nö, mir gehts genauso, das komplette fehlen von verständnis wo das problem liegt ist wirklich ziemlich beschämend
:liar:
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Dr. Zoidberg [np]
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Dr. Zoidberg [np] »

Ihr habt noch vergessen die "Kinder-in-Afrika"-Argumentationsweise aufzuführen
"I'm still tired from all the crossfit this morning" - "It's pronounced croissant and you ate 4 of them"
M0rningGlory
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von M0rningGlory »

Hatte auch das Gefühl, dass Petra ab etwa Mitte der Diskussion in Abwehrverhalten und lächerlich machen der ganzen Angelegenheit überging.
Auf mich hat das Video auch die hochgezogene Augenbraue mit nettem Beigeschmack hervorgerufen.
Aber zu der Frage: Kann man das machen? Ich denke ja. Was viel beunruhigender ist, hat Andre bereits angesprochen - dass ein völliges Unverständnis auf Seiten der Journalisten gegenüber denjenigen herrscht, die die ganze Sache beunruhigend finden.
Zuletzt geändert von M0rningGlory am 7. Okt 2016, 15:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Andre Peschke
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Andre Peschke »

Fairerweise muss man auch sagen, dass es natürlich schwierig ist, über die abstrakte Kritik zu reden, wenn man wie Petra selbst in dem Video aufgetaucht ist. Da fühlt man sich wegen einer Lapalie persönlich angegriffen. Daher hab ich ja auch wiederholt betont, dass das Video nicht der Untergang des journalistischen Abendlandes ist. Umgekehrt hab ich am Ende viel mehr dazu geschrieben, als ich wollte, weil mich eben gerade stört, wenn so getan wird, als wäre nun GAR NICHTS dabei.

Meinen idealistischen Punkt nochmal runtergebrochen: IMO sollte man als Journalist einen Ehrenkodex verinnerlicht haben. Unabhängigkeit, Ehrlichkeit etc, das sollten Dinge sein, die man tatsächlich als Werte für sich selbst sehr wichtig und sehr ernst nimmt. So ernst, dass sie bei der Abwägung "Sollte ich da mitmachen" am Ende zu einem klaren "Nein" führen - selbst wenn das Video an sich in die Kategorie "nicht so schlimm" fällt. Das ist der Punkt, an dem ich mich reibe. Wenn die Frage kommt: "Mache ich da mit?", dann ist die Abwägung ja: Nein, das gehört sich nicht, weil selbst im Kleinen das Achten dieser Grundsätze Vorrang hat, weil der Auftritt als Werbeträger für einen Spielehersteller gegen mein Versprechen der Unabhängigkeit gegenüber meinen Lesern/Hörern/Zuschauern verstößt. Oder eben: Ja, weil ich Ubisoft gut finde / die Leute dort mag etc und es kein Beinbruch ist.

Das heißt nicht, dass jeder, der da mitgemacht hat, solche Werte mit Füßen tritt. Heißt nur, dass ich eine Diskussion darüber, ob das statthaft ist und vielleicht Ausdruck einer zu großen laissez-faire-Attitüde innerhalb des Spielejournalismus, für richtig und wichtig halte. Wenn sich alle immer nur gegenseitig beteuern, dass alles ok ist, fehlt am Ende jede soziale Kontrolle, die auch wichtig ist, damit Werte nicht erodieren.

Muss auch gestehen, ich mag es gar nicht, so vom hohen Ross aus zu argumentieren. Man muss sich nur unsere Dienstreisen-Folge anhören um zu sehen, dass ich sicher nicht ohne Fehl und Tadel bin. Aber ich habe das Gefühl, Diskussionen dieser Art wurden viel zu lange vermieden. Wo man am Ende bei der Auseinandersetzung mit solchen Fragen landet, ist ja eine andere Sache. Wenn der Diskurs aber gar nicht stattfindet, kann das nicht gesund sein. IMO.

Andre
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Filusi
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Filusi »

Das ist sicherlich alles richtig, genau so wie du es schreibst, ich habe nur leider die leise Befürchtung, dass du bzw. ihr damit in der Nestbeschmutzer-ecke landen könntet (wobei es dabei aber auch nur falsch wäre, anders als jetzt zu handeln!).
Ich hoffe inständig, ich liege falsch und die betreffenden Personen handeln besser, als ich die Befürchtung habe, von ihnen zu denken, aber aus dieser Ecke kommt man eventuell nur schwerlich raus und es würde eure Rolle in der Branche bestimmt nur noch schwieriger machen.
Zuletzt geändert von Filusi am 7. Okt 2016, 18:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Cthalin »

Filusi hat geschrieben:Das ist sicherlich alles richtig, genau so wie du es schreibst, ich habe nur leider die leise Befürchtung, dass du bzw. ihr damit in der Nestbeschmutzer-ecke landen könntet (...)
Ich habe mir die Facebook-Diskussion auch angeschaut. Und im Zuge dessen, wie da manche Teilnehmer komplett in platte Defensiv-Haltung gehen, glaube ich eher, dass A+J schon lange (zumindest hinter vorgehaltener Hand) als Nestbeschmutzer angesehen werden. Jedes Mal wenn solche Themen in der Branche mal angesprochen werden, springen verschiedene Leute auf die Barrikaden mit seltsam anmutenden Extrem-Ansichten, statt wie zB hier ruhig und möglichst sachlich beide Seiten zu beleuchten und auch Verständnis für die Gegenseite mitzubringen. Auch in der neuesten Folge mit Fabian hat dieser ja berichtet, dass über ihn längere Zeit nur gelacht wurde, einfach weil er eben Dinge getan hat, die er für richtig hielt, die aber vielleicht nicht jeder so sah. Insgesamt macht ein Großteil der "etablierten Spielepresse in Deutschland" (auf mich!) den Eindruck eines Klüngelclubs. Das hat mir leider viel frühere Sympathie zerstört.
Im Zuge dessen frage ich mich dann, wieviel sollte man darauf geben von solchen Leuten als Nestbeschmutzer gesehen zu werden? Wenn André sagt, dass er selbst im Kleinen seine Ideale hochhält, ist das sehr erfreulich. Ich glaube, er sieht das vielleicht mit einem bedauernden Auge, aber letztlich setzt er sich halt über diesen Kindergarten hinweg. Zumindest hoffe ich das. :)
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Dr. Zoidberg [np]
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Dr. Zoidberg [np] »

Das wichtige ist doch, dass man mit seinen eigenen Werten und Idealen konform geht. Ob man als Nestbeschmutzer gilt oder nicht, ist einem dann egal.

Und solange man nicht von den anderen blockiert wird und sie auch beim eigenen Podcast als Gast mitmachen, braucht man sich auch sicherlich keine Sorgen machen.
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Peninsula
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Peninsula »

HerrZwoelf hat geschrieben:Die Facebookdiskussion hingegen ist der Wahnsinn. Unfassbar, was für Argumente da gebracht werden
Und das ist noch eine recht freundliche Lesart, denn Argumente im engeren Sinne kann ich eigentlich gar nicht ausmachen. Vielmehr wird sich entweder über die Kritik lustig gemacht oder auf andere Beispiele (Automagazine, "mietbare" Moderatoren etc.) verwiesen. Was soll denn Letzteres zur Diskussion beitragen? Petra Fröhlich stellt das Angebot, Journalisten für Veranstaltungen anzuheuern, doch eher in ein schlechtes Licht, oder lese ich das falsch? Dann taugt es aber nicht als Argument für das, was sie sagt, sondern gibt eher den Kritikern recht. Ebenso die Automagazine (da hat André ja bereits drauf hingewiesen).
Während ich das Video für sich genommen jetzt auch nicht soo schlimm finde (nicht okay, aber auch nicht der Untergang des spielejournalistischen Abendlandes), finde ich die Dünnhäutigkeit wirklich erschreckend. Etwas zugespitzt gefragt: Reagieren (manche!) Spielejournalisten so empfindlich, weil sie tagein tagaus einer sehr anstrengenden Diskussions- und Kommentarkultur im Netz, insbesondere auch der "Gamer" (im Sinne von Gamersgate), ausgesetzt sind und daher dazu neigen, hinter jeder Kritik einen Angriff zu wittern? Oder spiegelt sich diese Kultur einfach nur wider, weil die Journalisten diese Community repräsentieren und ihr somit letztlich näher stehen, als manchem vielleicht lieb wäre? :think:
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