Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

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Filusi
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Filusi »

Und warscheinlich sind es ja nicht mal deine lieben und geschätzten Exkollegen, die da das letzte Wort haben. :(

Ist schon echt schade, in welche Richtung sich die ganze Geschichte so ganz langsam nach und nach dreht. Ich denke, wenn die Gamestar oder auch alle anderen Redakteure/Redaktionen wirklich könnten, wie sie wollten bzw. die Mittel dazu hätten (vom richtigen Kunden über Abos und bezahlte Inetdienste), wäre das alles ganz anders.

Ich frag mich nur, wo wird das Enden? Letztendlich machen sie sich damit nur noch mehr abhängig von der Industrie ...
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Andre Peschke
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Andre Peschke »

Filusi hat geschrieben:Und warscheinlich sind es ja nicht mal deine lieben und geschätzten Exkollegen, die da das letzte Wort haben. :(
Naja, zumindest ein Chefredakteur hat bei sowas das letzte Wort, sonst nimmt er seinen Hut.

Man muss auch bitte immer bedenken, dass meine Position ja die ist, dass ich von vornherein die Wahrscheinlichkeit des Abdriftens minimieren will. Andere würden sagen: Solange man nicht tatsächlich abdriftet, ist drumherum alles (vieles) zulässig. Das sind sozusagen zwei widerstreitende Philosophien, bei der die eine dem Individuum vertraut, dass es sich an den entscheidenden Stellen widersetzt und auch widersetzen kann. Die andere wiederum (meine, wenn man so will) sagt: Selbst wenn das im Einzelfall geschieht, muss grundsätzlich verhindert werden, dass sich die Wahrscheinlichkeit erhöht, weil es eben dadurch in Summe zu mehr Abweichungen kommt. Jeder noch so anständige Journalist wird unter den entsprechenden Rahmenbedingungen nicht mehr unabhängig handeln können - der Punkt, an dem dies eintritt, ist nur von Person zu Person unterschiedlich.

Beide Positionen kann man verargumentieren, zumindest auf einer realistischen Ebene (auf der idealistischen, finde ich meine Version logisch zwingend ^^).

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Dr. Zoidberg [np]
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Dr. Zoidberg [np] »

Andre Peschke hat geschrieben:
Dr. Zoidberg [np] hat geschrieben:Sehr weit aus dem Fenster gelehnte Vermutung: Es war für 2K Games einfacher eine bereits bestehende Geschäftsverbindung zu nutzen als sich auf die Suche nach Autoren für die Inhalte zu machen.
2K hat ja schon all seine anderen Werbetexte für die Packung, für die offizielle Webseite etc woanders schreiben / übersetzen lassen. Sie haben Kontakte zu Dutzenden freien Autoren, die sich dort auch wegen Mustern etc melden.

Klar ist es für sie einfacher, alles aus einer Hand einzukaufen. Also Erstellung der Seite und das Befüllen mit Inhalten. Aber auch da ist die Frage: Warum bei Werbung die Kontrolle aus der Hand geben? Es gibt bei Webedia ja neben der Redaktion auch andere Menschen, die einfach nur Werbetexte schreiben können (die oben genannten freien Autoren, zB). Was motiviert mich als 2K also zu sagen: Ich will, dass da redaktionelle Inhalte drauf kommen und nicht irgendwelche Inhalte, die ich kontrollieren kann? Grenzenloses Vertrauen in das eigenene Produkt, möglicherweise. Aber selbst dann können sie nicht sicher sein, das die Themenzusammenstellung für sie ok ist.
Es ist natürlich einfacher einen Vertrag auszuhandeln als sagen wir 5 für die Autoren und einen weiteren für die Agentur, die dann noch die Webseite zusammenbaut. Zumal ja stellenweise Inhalte verwendet werden, die es schon vorher gab (z.B. das Nerdkultur Video "Wie Videospiele Hollywood überholen").

Was mich stutzig macht, ist dass der "Jetzt kaufen" Amazon-Link weder ein Affiliate-Link ist, noch ein Zählpixel getriggert wird sobald ich den Link klicke (der Chrome Network Inspector zeigt jedenfalls nichts an). Warum sollte ich im Internet Werbung schalten, wenn ich dann gar nicht zähle, wie viele Leute das Produkt deswegen auch kaufen? Zumal es ja auch noch ein Gewinnspiel gibt, wo ich z.B. einen Gaming-PC von Mifcom gewinnen kann. Ohne jetzt groß zu recherchieren, behaupte ich mal, dass Mifcom mit 2K Games nicht zusammenhängt.
Im Idealfall hat die Redaktion diese Themenschwerpunte unabhängig geplant, sie Sales mitgeteilt und die haben das dann 2K verkauft.
Für mich sieht das ganze aber fast eher danach aus. Ich erinnere mich aus meiner Zeit in der Onlinebranche bei einem großen deutschen Medienportal durchaus an ähnliche Werbedeals. Da gab es z.B. Werbedeals, wo von einem Produkt 10 Stück verlost wurden, mit der Einschränkung, dass die Gewinner einen Monat lang (kann auch sein, dass das länger war, das weiß ich nicht mehr) über das Produkt bloggen müssen. Und der Blog wurde von besagtem Medienportal gehostet.
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Wudan
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Wudan »

Ich glaub die Mafia 3 Sache ist der Gamestar letztendlich ein bisschen um die Ohren geflogen. Der Kooperationsgrad war sichtlich sehr hoch im Vorfeld (Frequenz und Intensität der Berichterstattung etc.), die Vorberichtertattung war ja geradezu in Jubelstimmung, es werden Sonderberichte und sogar diese Sonderwebseite eingerichtet.. und da die Vorberichte so positiv waren konnte man sie eben auch vorteilhaft auf der Mafia3-Site einbinden.

Wär auch alles kein Problem gewesen wenn das Spiel dann tatsächlich auch gut gewesen wäre. Bei GTA5 wär das nicht verwunderlich gewesen weil es am Ende tatsächlich eine Art "Game des Jahrzehnts" geworden ist die jegliche Sonderberichterstattung legitimiert hat. Bei Mafia 3 ist das aber nun leider ganz anders. Das Game ist schwach, Gamestar testet mit 72 (bzw 77 minus 5 wegen Bugs), was wahrscheinlich noch äußerst wohlwollend war wenn man andere Wertungen betrachtet. Und dann kommen natürlich ungangenehme Fragen auf z.B warum das Game monatelang so massiv gefeatured wurde ohne jegliche kritische Worte in den Vorberichten. Das war der totale Hype-Mode der sich dann als unangebracht herausstellte. Da bin ich mir sicher dass das so nicht beabsichtigt war.

Aber das sind eben die Kooperationen (man könnte auch Beeinflussung sagen) die Geld ins Haus bringen. Ich denke in der Tat nicht das Beeinflussung so abläuft das der Publisher sagt "Hier ist ne Million, schreib uns ne 90". Das wäre wie auch in vielen Podcasts schon erwähnt eher negativ für beide Seiten. Das läuft mE anders ab und das leite ich einfach mal aus persönlichen Beobachtungen ab: Es werden Vereinbarungen getroffen das es eine Zahl X Vorberichte gibt, das über einen bestimmten Zeitraum jeden Tag der Spielname mindestens 2-3 Mal auf der Homepage in Überschriften auftaucht (hatte ich zuletzt bei No Mans Sky das Gefühl), und auch ein Sonderheft ist bestimmt nicht ganz uneigennützig, oder eben so Sachen wie World of Mafia 3.

Und mir kann auch keiner erzählen das jeden Tag ein Spiel bei Steam im Angebot ist welches rein zufällig auch das Lieblingsspiel irgendeines Redakteurs bei GS ist, wodurch er sich veranlasst fühlt eine kurze "Empfehlung" zu schreiben nebst Link zum Steam-Shop. Das sind Sachen die für mich relativ offensichtlich stattfinden. Wobei man da fairerweise auch sagen sollte dass das in anderen Branchen der Produktberichterstattung wie z.B Automagazine tatsächlich viel massiver ist. Das ist vielerorts Gang und Gäbe, wirklich problematisch wirds für mich aber z.B. im Pharmabereich wo über Apothekenmagazine direkt auf Patienten Einfluss genommen wird. Aber das nur nebenbei.

Und nochmal zum Ubisoft-Video:
Weiter oben sagte jemand dass die deutsche Spielelandschaft für ihn ein "Klüngelclub" ist.
Das würd ich so nicht unterschreiben. Aber es ist eben nunmal so dass die Spielebranche in Deutschland eine recht Kleine ist. Man kennt sich eben untereinander. Journalisten kennen PR-Menschen, kennen Entwickler, man hat Teilweise seit Jahrzehnten miteinander zu tun und ist evtl. sogar privat befreundet etc, und ich würde es nicht wollen wenn so getan wird als ob es anders sei. Das ist alles völlig in Ordnung, wichtig ist nur: "Arbeit ist Arbeit und Schnapps ist Schnapps", wie man so schön sagt. Deswegen fand ich das Video an sich jetzt erstmal nicht wirklich problematisch.

Es ist ja auch nicht problematisch wenn André als Journalist einen Podcast mit Christian Schmidt macht der ja beruflich in der Games-PR tätig ist soviel ich weiß (um das Beispiel mal auf die Spitze zu treiben).

Aufgemerkt hab ich dann aber wirklich bei dem FB Comment von Petra Fröhlich wo sie das mit TV-Moderatoren vergleicht. Das ist doch etwas völlig anderes. Ein Moderator ist ein Moderator, er moderiert die Sendung. Ein Nachrichtensprecher liest die Nachrichten vor. Er ist in der Regel NICHT der Redakteur oder Journalist der die Stories recherchiert und schreibt. Der Moderator liest den Kram nur vor in der Sendung, das ist sein Job, und es ist mir scheissegal was er für Zweit- und Drittjobs hat. Das kann man doch gar nicht vergleichen und ich bin sehr erstaunt über das fragwürdige Bild der eigenen Position die Petra da anscheinend einnimmt.
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Andre Peschke
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Andre Peschke »

Wudan hat geschrieben:Es werden Vereinbarungen getroffen das es eine Zahl X Vorberichte gibt, das über einen bestimmten Zeitraum jeden Tag der Spielname mindestens 2-3 Mal auf der Homepage in Überschriften auftaucht (hatte ich zuletzt bei No Mans Sky das Gefühl), und auch ein Sonderheft ist bestimmt nicht ganz uneigennützig, oder eben so Sachen wie World of Mafia 3.
Das mit den Überschriften glaube ich nicht. Die Flut an Meldungen und Teaserplatzierungen bei NMS etc halte ich für SEO-Effekte, bzw einfach zahlengetriebene Programmzusammenstellung. Das lief in der Zeit bestimmt als einiges von wenigen Themen richtig gut.
Wudan hat geschrieben:Und mir kann auch keiner erzählen das jeden Tag ein Spiel bei Steam im Angebot ist welches rein zufällig auch das Lieblingsspiel irgendeines Redakteurs bei GS ist, .
Und hier bin ich mir sogar sicher: Das ist nur der versuch, die Überschrift / den Teaser attraktiv zu gestalten. Schnäppchenberichterstattung läuft einfach gut und der betreffende Redakteur wird das Spiel schon mögen. Wenn sie das wirklich, wie du sagst, immer als Lieblingsspiel anpreisen, ist da sicher Übertreibung dabei, ja. Aber ein Hersteller gibt kein Geld für die Vermarktung von Billigstangeboten aus. Das passiert schlicht nicht.

Wudan hat geschrieben: Es ist ja auch nicht problematisch wenn André als Journalist einen Podcast mit Christian Schmidt macht der ja beruflich in der Games-PR tätig ist soviel ich weiß (um das Beispiel mal auf die Spitze zu treiben).
Nein, Christian ist Analyst, keine PR. Gunnar macht PR. Und das Problem ist ja, wenn man als Journalist zum Werbeträger wird für ein Unternehmen, über dessen Produkte man berichtet. Nicht, dass man mit der PR zusammenarbeitet im eigenen Kanal. Die Fälle wären IMO grundverschieden, selbst wenn Christian PR machen würde.
Wudan hat geschrieben:Ein Nachrichtensprecher liest die Nachrichten vor. Er ist in der Regel NICHT der Redakteur oder Journalist der die Stories recherchiert und schreibt.
Da bin ich ehrlich gesagt nicht so sicher. Ein Anchor wie Klaus Kleber ist glaube ich oft auch sowas wie ein Redaktionsleiter. Kann mich aber irren.

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Dr. Zoidberg [np]
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Dr. Zoidberg [np] »

AFAIK sind Nachrichtensprecher auch gleichzeitig an der Vorbereitung der Nachrichten beteiligt.

Da hier immer wieder die Autobranche als Parade-Negativ-Beispiel dargestellt wird, wüsste ich gerne mal woher das kommt. Ein Freund von mir ist tatsächlich in der Branche unterwegs und ich kann da nichts erkennen, was schlimm bzw. schlimmer wäre als sonst. Die kriegen halt Flüge, Hotels, etc. bezahlt und das Auto zum Probefahren für mehrere Tage gestellt. Das ist jetzt aber auch nicht so viel anders als in anderen Branchen.
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Wudan
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Wudan »

Andre Peschke hat geschrieben: Das mit den Überschriften glaube ich nicht. Die Flut an Meldungen und Teaserplatzierungen bei NMS etc halte ich für SEO-Effekte, bzw einfach zahlengetriebene Programmzusammenstellung. Das lief in der Zeit bestimmt als einiges von wenigen Themen richtig gut.
Naja das fällt mir immer mal wieder auf bei bestimmten Spielen das auf Biegen und Brechen mehrere Newsmeldungen zu dem Titel am Tag generiert werden, auch wenn die News absolut dünner Nonsens ist, Hauptsache der Spielname steht mehrmals auf der Frontseite und kommt immer wieder vor. Klar - können auch SEO-Strategien sein, das sei mal dahingestellt - auch wenn ich das Gefühl einer gewissen Einflussname hier nicht loswerde. Im Sinne von "jede PR ist gute PR" könnte es Absprachen geben insofern das es scheissegal ist was in der News steht, hauptsache es gibt ne News, und das in bestimmter festgelegter Anzahl. Ich will nicht unterstellen das es IMMER so ist, aber 4Players "kritischer Herbst" hat - auch wenns schon ein paar Jahre her ist - genau das bewiesen. Da gabs ja wenn ich mich recht erinner sogar das Bild eines Vertrags zwischen Publisher und Verlag wo die Anzahl der Vorberichte genau festgelegt war.
Andre hat geschrieben: Und hier bin ich mir sogar sicher: Das ist nur der versuch, die Überschrift / den Teaser attraktiv zu gestalten. Schnäppchenberichterstattung läuft einfach gut und der betreffende Redakteur wird das Spiel schon mögen. Wenn sie das wirklich, wie du sagst, immer als Lieblingsspiel anpreisen, ist da sicher Übertreibung dabei, ja. Aber ein Hersteller gibt kein Geld für die Vermarktung von Billigstangeboten aus. Das passiert schlicht nicht.
Das war natürlich von mir auch übertrieben - es wird nicht immer als das persönliche absolute Lieblingsgame angepriesen aber schon oft so in der Art als persönliche Empfehlung des Redakteurs. Und Steam ist ja nicht der Hersteller sondern der Vertrieb, der sehr wohl was davon hätte wenn große Webseiten auf ihre Angebote aufmerksam machen. Gut, da kennst du dich besser aus - wenn du sagst Schnäppchenberichte laufen gut wird das schon so sein, ich persönlich denk mir aber äääh also wenn ich wissen will was der Daily Sale auf Steam ist dann kann ich das auch selbst nachschauen in 30 Sekunden, da brauch ich keine GS die mir das jeden Tag erzählt. Und interessanterweise immer nur von bestimmten Händlern (Steam und GOG), nie aber z.B. von Amazon. Das "stinkt" doch :D

Andre hat geschrieben: Nein, Christian ist Analyst, keine PR. Gunnar macht PR. Und das Problem ist ja, wenn man als Journalist zum Werbeträger wird für ein Unternehmen, über dessen Produkte man berichtet. Nicht, dass man mit der PR zusammenarbeitet im eigenen Kanal. Die Fälle wären IMO grundverschieden, selbst wenn Christian PR machen würde.
Ok dann wars Gunnar. Den würdest du als Podcast-Partner aber sicherlich auch nicht verpönen auch wenn er PR Mensch eines Publishers ist. Aber das ist auch völlig wurscht, das war ja mein Punkt: Arbeit ist Arbeit und Schnapps ist Schnapps. Erst wenn im Podcast mit Christian 20x der Name Bigpoint vorkommt wär ich schon mal am stirnrunzeln, aber das passiert ja nicht. (glaube es war Bigpoint aber schlagt mich nicht wenns ne andere Firma ist).
Andre hat geschrieben: Da bin ich ehrlich gesagt nicht so sicher. Ein Anchor wie Klaus Kleber ist glaube ich oft auch sowas wie ein Redaktionsleiter. Kann mich aber irren.
Gut, ein Klaus Kleber ist sicherlich auch redaktionell beteiligt, genauso wie der andere Herr von ehemals RTL dessen Name mir grad nicht einfällt - klar. Aber jetzt mal abgesehen davon das ich einem Klaus Kleber sowieso kein Wort mehr abnehme^^ und er für mich jede Glaubwürdigkeit lange verspielt hat, glaube ich dennoch dass das eher die Vorzeigegesichter für vor der Kamera sind und der redaktionelle Hauptteil im Hintergrund geschieht. Das wird zumindest für die meisten Nachrichtensprecher auf N24 NTV und Konsorten zutreffen die eigentlich nur vorgefertigte News vorlesen. Wenn wir über Korrespondenten reden wäre es schon was anderes, aber Petra Fröhlich sprach von "Moderatoren" und ich würde keinesfalls Moderator per se mit Journalist gleichsetzen. Ich bezweifel auch ernsthaft das Petra sich selbst als Spielemoderator bezeichnen würde.
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Andre Peschke
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Andre Peschke »

Die Redaktion hat sich inzwischen zu der Themenseite geäußert. Dimi schreibt dazu im GS-Fourm:

"Die Seite ist Teil eines Sponsoring-Deals mit 2K. Alle Inhalte sind komplett unabhängig von irgendwelchen bewerbenden Imperativen entstanden, 2K hat sich nur das Recht erkauft, gewisse Inhalte von uns zu Mafia auf einer eigenen Sub-Seite auszustellen. Inhalte wie die Featurette zu New Orleans sind natürlich auf Mafia 3 zugeschnitten, aber KEINER dieser Artikel wurde von der testenden Kernredaktion verfasst, sondern an anderer Stelle. Weder Johannes, noch Heiko, Markus, Micha, Sebastian oder sonstige Redakteure, die sich mit dem Mafia-Test beschäftigt haben, waren hier Schreiberlinge. Ausnahmen sind Artikel wie die Hall of Fame, die seit ein paar Jahren auf der Gamestar.de steht und hier einfach eingebunden wurde. Die Entstehung dieser Seite hat im Redaktionsalltag keinerlei Zeit- oder Ressourcenkapazitäten gekostet und es hatte auch niemand von uns was damit am Hut.

Mal ganz davon abgesehen sind die meisten Inhalte aber ohnehin völlig harmlos und werbungsfrei. Nen Artikel zu den berühmtesten Mafia-Bossen der Filmgeschichte können wir so genauso im Filmbereich der GameStar spielen. Bei nem Special zu New Orleans macht das natürlich weniger Sinn."


Wenn ich das richtig verstehe, ist es also eine Mischung aus redaktionellen Inhalten und eigens verfassten Advertorials, wobei letztere nicht von der Kernredaktion verfasst wurden.

Nachdem ich mir widerwillig die Seite nochmal kurz genauer angesehen habe: Ich sehe da auch nicht allzu viel, wo wirklich redaktionelle Beiträge auf der Seite stehen. Ich glaube, durch diese "in Kooperation mit der Redaktion"-Kiste denkt man, das müsse mehr sein. Es gibt bei der GameStar aber tatsächlich einige Leute, die vorwiegend Advertorials und dergleichen verfassen und die sitzen außerhalb der Stammredaktion. Da die Beiträge auf der Mafia-Seite keine erkennbare Autorenkennzeichnung haben, kann ich nicht genau sagen, was nun von wem kommt. Aber auf der GameStar selbst finden sich nicht allzu viele von den Artikeln wieder, die ich in den obigen Beispielen zur Illustration herangezogen habe.

Kurz: Nach der Beschreibung hier im Thread und dem Disclaimer auf der Seite bin ich davon ausgegangen, dass alle Inhalte tatsächlich von der GS-Redaktion verfasst wurden. Dem ist nicht so, schreibt Dimi und beim Nachschauen bin ich geneigt zu sagen: Das stimmt. Die Artikel sind auch fast alle nicht auf der regulären GS gelaufen und existieren nur in diesem kleinen Werbekosmos.

Ob ich als Redaktion meine herkömmlichen Artikel gerne in diesem Kontext integriert sehen würde - andere Frage. Die Diskussion um sowas bleibt wichtig, aber die Prämisse, die Seite sei mit rein redaktionell erstellen Inhalten befüllt, ist falsch und damit ist das auch alles nochmal weniger problematisch, als hier diskutiert.

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Andre Peschke
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Andre Peschke »

Wudan hat geschrieben:Klar - können auch SEO-Strategien sein, das sei mal dahingestellt - auch wenn ich das Gefühl einer gewissen Einflussname hier nicht loswerde. Im Sinne von "jede PR ist gute PR" könnte es Absprachen geben insofern das es scheissegal ist was in der News steht, hauptsache es gibt ne News, und das in bestimmter festgelegter Anzahl.
Ich kann da natürlich nix garantieren, aber sowohl meine Erfahrung mit der GameStar als auch mit dem, was Hersteller sich so wünschen sagt: Das ist sehr, sehr, sehr, sehr unwahrscheinlich. Ich würde hohe Beträge darauf wetten, dass das für Google Analytics so gemacht wird, nicht für 2K / Sony oder sonstwen.
Wudan hat geschrieben:Das war natürlich von mir auch übertrieben - es wird nicht immer als das persönliche absolute Lieblingsgame angepriesen aber schon oft so in der Art als persönliche Empfehlung des Redakteurs. Und Steam ist ja nicht der Hersteller sondern der Vertrieb, der sehr wohl was davon hätte wenn große Webseiten auf ihre Angebote aufmerksam machen.
Als derjenige, der diese Steamsale-Empfehlungsvideos quasi mit-erfunden hat: Ich gebe dir Brief und Siegel, dass das einfach nur gemacht wird, weil die gut laufen. Zu meiner Zeit haben wir die zu den großen Sales gemacht. Nun haben sie sich gedacht: "Gibt doch jede Woche einen Sale - warum also die Aufrufe auf der Straße liegen lassen".

Du musst bedenken: Selbst in einem Weekly Sale auf Steam sind oft über 400 Titel reduziert. Sich da durchzuklicken und ein paar Attraktive Angbote zu empfehlen, ist wirklich ein Service. Bei den großen Sales haben wir oft Stunden lang die Listen durchgeklickt, nach den höchsten Rabatten sortiert etc - alles Dinge, die man auf Steam so nicht machen kann. Und dann haben wir eine Rundmail geschrieben, das die Leute uns schreiben sollen, welche Spiele aus dem Sale sie geil finden und selbst kaufen würden, mit kurzem Begründungstext und haben das als Redaktionsempfehlungen verwandt.

Das Steam dafür bezahlt kann ich ebenfalls zu 99% ausschließen. Steam hat kein Affiliate-Programm (Gott, wie sich das eine Seite wie die GS wünschen würde, es gäbe eines! Das wäre sogar für uns hier bei AeB nicht schlecht.) und Steam ist praktisch nicht zu erreichen. Du schreibst denen Mails etc - da kommt nix zurück. Bis vor ein paar Jahren haben sie sogar auf Entwickler aus Deutschland völlig geschissen und die musste über einen großen Publisher gehen, um überhaupt von Steam wahrgenommen zu werden. Kurz: Das ist nie, nie, nie und nimmer eine Steam-Werbe-Koop.


Wudan hat geschrieben:Ok dann wars Gunnar. Den würdest du als Podcast-Partner aber sicherlich auch nicht verpönen auch wenn er PR Mensch eines Publishers ist. Aber das ist auch völlig wurscht, das war ja mein Punkt: Arbeit ist Arbeit und Schnapps ist Schnapps.
Nochmal: Als Journalist als Werbeträger für den Gegenstand der eigenen Berichterstattung aufzutreten MUSS hinterfragt werden. Das heißt nicht, dass das per se schlimm ist. Mein Argument war immer und ist immer noch: Meine eigene Reputation und das Diktat der Unabhängigkeit sollten gebieten, dass man das nicht macht. Ich würde die Frage stellen, ob die Mentalität, die da zum Ausdruck kommt, nicht problematisch ist - nicht den Akt selbst. Aber auch hier nochmal: Ich bin da vielleicht wirklich eher "Hardliner". Schulterzucken in der Richtung stört mich daher, weil eine Gleichgültigkeit auf Leser/Hörer/Zuschauerseite in Bezug auf solche Dinge dazu führt, dass sie eher als "nicht so wichtig" gelten dürfen und nur auf die Extremfälle geschaut wird.

Wudan hat geschrieben: Gut, ein Klaus Kleber ist sicherlich auch redaktionell beteiligt, genauso wie der andere Herr von ehemals RTL dessen Name mir grad nicht einfällt - klar.
Meiser oder Klöppel?
Wudan hat geschrieben:Das wird zumindest für die meisten Nachrichtensprecher auf N24 NTV und Konsorten zutreffen die eigentlich nur vorgefertigte News vorlesen. Wenn wir über Korrespondenten reden wäre es schon was anderes, aber Petra Fröhlich sprach von "Moderatoren" und ich würde keinesfalls Moderator per se mit Journalist gleichsetzen. Ich bezweifel auch ernsthaft das Petra sich selbst als Spielemoderator bezeichnen würde.
Ich sehe deinen Punkt schon, aber im Grunde ist Petras ganzes Beispiel für mich erstmal unerheblich, weil es ein "da drüben geschehen auch schlimme / noch schlimmere Sachen"-Argument ist. Das es anderswo auch nicht ideal zugeht, ändert erstmal an der Diskussion nichts, die ich eigentlich führen wollte.

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Wudan
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Wudan »

Andre Peschke hat geschrieben:Kurz: Das ist nie, nie, nie und nimmer eine Steam-Werbe-Koop.
Okay, okay :D Dann will ich dir das gerne glauben, du wirst es wissen. Aber das Gefühl hatte sich eben stark aufgedrängt.


Andre hat geschrieben:Meiser oder Klöppel?
Ich denke Meiser, zumindest hatte er auch graue Haare^^ Der macht jedenfalls auch politische Kommentare bei NTV oder so. Egal, eh nebensächlich.
Andre hat geschrieben: Ich sehe deinen Punkt schon, aber im Grunde ist Petras ganzes Beispiel für mich erstmal unerheblich, weil es ein "da drüben geschehen auch schlimme / noch schlimmere Sachen"-Argument ist. Das es anderswo auch nicht ideal zugeht, ändert erstmal an der Diskussion nichts, die ich eigentlich führen wollte.
Ja genau das ist ein typisches "Aber in Afrika verhungern die Kinder/Andere machen das ja auch" Argument von dem gleich mehrere aufgeführt wurden (ohne jetzt die ganze Diskussion gelesen zu haben) und das verwundert mich dann schon bisschen das auf diese Weise argumentiert bzw. gerechtfertigt wird.
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Andre Peschke
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Andre Peschke »

Mal abschließend: Gibt bei der GS nun auch eine Stellungnahme von Rene Heuser dazu, wie dieser Deal nun genau ausgesehen hat (die übrigens vorbildlich transparent ist, IMO):

"2k wusste die Überschriften und Anzahl für die geplanten Inhalte. Die fertigen Texte werden dem Publisher aber nicht zur Freigabe vorlegt. Konkrett verkauft wird bei so einer Zusammenarbeit die Anzahl der Seitenaufrufe, die auf der Special-Seite erzielt werden. Wir müssen also so relevante und für die User (auf GS/GP und Moviepilot) interessante Inhalte wie möglich erstellen."

"Redakteure die das jeweilige Spiel testen, arbeiten an dieser Art von Special-Seiten nicht mit. In der Regel greifen wir hier auf freie Autoren zurück.

Da es sich nicht um Artikel bezüglich der Qualität des Spiels handelt: weder das eine (Lob) noch das andere (Kritik). Wie schon oben geschrieben, ging es darum rund um das Thema Mafia, 60er, Musik, Gangster-Filme etc Inhalte zu erstellen.

Aber natürlich ist das Ziel, dass sich so viele wie mögliche User mit dem Thema/Umfeld beschäftigen. "


Quelle: http://www.gamestar.de/community/gspinb ... st17734889" onclick="window.open(this.href);return false;

Danke an Jakob, der mich auf FB auf den ganzen Kram immer hingewiesen hat! :)

Andre
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Flo
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Flo »

Okay, nachdem hier nun aufwändig auseinanderklamüsert wurde, woher die Inhalte stammen, relativiert sich für mich persönlich das ungute Gefühl.

..Aber..

Hier wird die Seite aus der Perspektive der Content-Schaffenden betrachtet. Aus Sicht eines unbeleckten Besuchers lässt sich diese Melange aus redaktionellen Inhalten, Inhalten von freien Autoren und dem potentiellen Einflusses des Publishers unmöglich trennen.

Des weiteren würde ich Rene Heusers Aussage in einem Punkt widersprechen.* Wenigstens dem einen redaktionell produzierten Video, welches ich gesehen habe, lag sehr wohl eine qualitative Bewertung implizit. Außerdem es ist am 29.06.16 auf YouTube veröffentlicht worden. Das fertige Testvideo für das Spiel wurde erst drei Wochen später, am 17.10.16 veröffentlicht. Das kann durchaus den Eindruck erwecken, als ob 2K hier im Vorhinein Zugang zu den starken Seiten des Spiels offeriert hat, woraus dann diese redaktionellen Videos geboren wurden, lange bevor ein fertiges Muster ernsthaft getestet werden konnte. Und das könnte man dann durchaus als vom Publisher beeinflusste Inhalte wahr nehmen.

Oder habe ich da ein Denkfehler? Ich bin wirklich kaum vertraut mit den Vorgängen hinter journalistischer oder produktjournalistischer Arbeit. Ach, und ich bin mir bewusst, dass auch meinen Wertvorstellungen viel näher am idealistischen Ende des Spektrums liegen, als die vom Durchschnitt. Daher: 'Take it with a grain of salt'.


*Was natürlich ziemlich unfair ist, weil er hier ja nicht auf meinen Einwurf reagieren kann. Aber ihn jetzt nur anzuschreiben, damit er sich für eine veröffentlichte Rechtfertigung noch einmal rechtfertig, fände ich für etwas dreist. Der gute Mann hat ja auch anderes um die Ohren.
Rince81
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Re: Sind Spielejournalisten wirklich so frei und unabhängig?

Beitrag von Rince81 »

Andre Peschke hat geschrieben: Ob ich als Redaktion meine herkömmlichen Artikel gerne in diesem Kontext integriert sehen würde - andere Frage. Die Diskussion um sowas bleibt wichtig, aber die Prämisse, die Seite sei mit rein redaktionell erstellen Inhalten befüllt, ist falsch und damit ist das auch alles nochmal weniger problematisch, als hier diskutiert.

Andre
Ist nur doof, wenn die Gamestar Redaktion darauf im ersten Anlauf auf diesen Eindruck extra Wert gelegt hat und sich dann über Feedback wundert.

Da liegt eben auch das Hauptproblem des deutschen Spielejournalismus, der sich mittlerweile zu 80% oder mehr in die Marketingkampagnen der Hersteller einspannen lässt und sonst schlicht ohne Material darstehen würde...
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