Spielebranche und deutsche Ländlichkeit

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Lurtz
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Re: Spielebranche und deutsche Ländlichkeit

Beitrag von Lurtz »

Der Erfolg von Onlinediensten gibt ihnen Recht. Offlinenutzer gehören einfach zu einer Minderheit, die offensichtlich ohne zu große Verluste übergangen werden kann. Gamestar hatte AFAIR auch vor kurzem mal eine Umfrage dazu, wer mittlerweile ausschließlich oder hauptsächlich digital kauft. War eine deutliche Mehrheit.

Warum kommen so große Patches? Das liegt schlichtweg daran, dass bis zum Release an den Spielen gearbeitet wird und die Discs schon veraltet sind, wenn sie aus dem Presswerk kommen. Und die Wenigsten machen sich noch Mühe für Delta-Patches.

Warum hat Nintendo kleinere Titel? Zum einen haben sie allgemein kleinere Spiele (mit eben auch entsprechend schlechterer Technik), zum anderen releasen sie eben bei weitem nicht so viel und gönnen sich noch behäbigere Releasezyklen, weil der digitale Vertrieb für sie nicht so wichtig ist.
Pokemon X/Y hatten übrigens eine Save-Corruption auf dem Modul. Auch Nintendo kann also dafür betroffen sein, nur ist ein Pokemon eben "etwas" kleiner als ein GTA.
Ich finde, dieses Thema gehört tatsächlich mal auf breiter Ebene zumindest diskutiert! Und die Spielepresse sollte sich meiner Ansicht nach endlich mal aus ihren Metropolen heraus wagen und mal schauen, wie es im restlichen Deutschland so aussieht. Dann würde man sicher merken, dass sich da gerade eine ganze Branche von den Lebensrealitäten vieler Menschen fortbewegt. Dann soll man sich dann auch nicht wundern, wenn die Verkaufszahlen unter den Erwartungen bleiben.
Das sehe ich anders, du vermischt hier zu viele unterschiedliche Themen. Gamestar weißt auch regelmäßig in News auf solche Umstände hin.

Übrigens habe ich, als ich noch DSL 6k hatte, auch schon jahrelang 60GB und mehr runtergeladen. Dann lief der Rechner eben mal ein, zwei Nächte. Dein Bekannter ist also keinesfalls repräsentativ für den Gesamtmarkt.

Ich sehe auch nicht, was da groß diskutiert werden muss. Online only ist klar die Zukunft. Irgendwann wird auch Deutschland mal vernünftige Bandbreite haben - und wenn es erst 2030 ist. Dementsprechend negativ wird sich das aber auch auf die deutsche Wirtschaft auswirken.
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Kravion
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Re: Spielebranche und deutsche Ländlichkeit

Beitrag von Kravion »

Ich schätze mal es ist eine einfache Kosten/Nutzen-Rechnung. DVDs bedeuten mehr Aufwand. Die Kosten für das Pressen, Verpacken, Verschicken, Lizensgebühren und Händlermarge werden sicherlich als viel zu hoch angesehen. Letztendlich hat die Retail-Version wahrscheinlich eh seinen Reiz verloren, da man das Meiste sowieso bei irgendeiner Plattform registrieren muss.
Rince81
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Re: Spielebranche und deutsche Ländlichkeit

Beitrag von Rince81 »

Das hat aber nix mit Land, Dorf oder Metropole zu tun. Meine Ma wohnt in einem kleinen Dorf in Mecklenburg mit unter 800 Einwohnern, in dem du ohne Auto aufgeschmissen bist, die nächste Stadt mit 18000 Einwohnern ist 15km entfernt. Sie hat ne schnuckelige VDSL25 Leitung, die auch wirklich ankommt. Ich kenne das Problem auf dem Land, aber irgendwas läuft in Sachsen falsch, wenn selbst Chemnitz und Freiberg nicht ausgebaut sind...
Zuletzt geändert von Rince81 am 2. Dez 2016, 18:30, insgesamt 1-mal geändert.
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W8JcyyU
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Re: Spielebranche und deutsche Ländlichkeit

Beitrag von W8JcyyU »

goschi hat geschrieben:Aber das Gegenteil anzunehmen ist der bessere Weg?

Alle verfügbaren Fakten (Geschäftsberichte Ubisoft und EA zB.) deuten auf eine Bestätigung der These hin.
Offizielle Infos seitens EA gibt's in diesem Portal, genauer diese Information. Demzufolge machen Digitalverkäufe 63% aus. Alle Aktiengesellschaften müssen solche Berichte veröffentlichen. Wer Zahlen will, kann somit selbst recherchieren.
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Andre Peschke
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Re: Spielebranche und deutsche Ländlichkeit

Beitrag von Andre Peschke »

goschi hat geschrieben:Alle verfügbaren Fakten (Geschäftsberichte Ubisoft und EA zB.) deuten auf eine Bestätigung der These hin.
Wie neulich schon im Podcast mit Jan Theysen erwähnt: Gamesdownloads machen 10-15% der digitalverkäufe von EA aus. Der Rest sind Microtransactions mit überwältigendem Fifa-Ultimate-Team-Anteil. Und Digital ist seinerseits knapp die Hälfte des Umsatzes. Reine Gamesdownloads machen also zumindest am Gesamtgeschäft von EA einen derzeit noch vergleichsweise kleinen Anteil aus.

Andre
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Andre Peschke
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Re: Spielebranche und deutsche Ländlichkeit

Beitrag von Andre Peschke »

goschi hat geschrieben:Über alle Plattformen hinweg ja, aber spezifisch beim PC wird es eben nicht ausgewiesen und dass auf den Konsolen Retail immer noch klar vorherrschend ist, ist kein Geheimnis.
Das stimmt, aber deine Aussage war ja: "Alle verfügbaren Fakten (Geschäftsberichte Ubisoft und EA zB.) deuten auf eine Bestätigung der These hin." und da würde ich sagen, diese Zahlen sind in dem Falle uneindeutig mit Tendenz zu "gegenteilig", oder?

Andre
lnhh
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Re: Spielebranche und deutsche Ländlichkeit

Beitrag von lnhh »

Ich versteh immer noch nicht, wo du eigentlich drauf hinaus willst? Das ist doch eine ganz einfache Kosten/Nutzenrechnung der Unternehmen. Waere das meine Firma wuerde ich salopp gesagt auch auf die Landbevoelkerung scheissen. Ist mir doch Lachs, ob da jetzt nen paar Tausend Dörfler das Spiel nicht kaufen, ich bringe lieber nen ordentlichen Day 1 Patch fuer 99,5% meiner Kaeufer / potenziellen Kunden raus. Gleiches gilt fuer rein digitale Spieledownloads. Die Marktwirtschaft zeigts doch. Es lohnt sich. Da kann und braucht man auch nicht rumdiskutieren. Wenn es jemand so stoert, soll er halt in ein Gebiet mit besserem Netz ziehen. Ist das nicht moeglich - Pech gehabt. Ich wuerde auch gerne Ferrari fahren, tue ich aber nicht.
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Rince81
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Re: Spielebranche und deutsche Ländlichkeit

Beitrag von Rince81 »

Axel hat geschrieben: Aber haben Unternehmen nicht auch eine gesellschaftliche und moralische Verantwortung? Besonders wenn es darum geht Demokratie zu stärken?
Schwere Geschütze wenn der Einstieg in das Thema der 60GB Download von Dishonored 2 war. :shifty:
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Malvitus
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Re: Spielebranche und deutsche Ländlichkeit

Beitrag von Malvitus »

Axel hat geschrieben:
lnhh hat geschrieben:Das ist doch eine ganz einfache Kosten/Nutzenrechnung der Unternehmen.
Und was interessiert mich das als Kunden? Oder anders gefragt: Gibt es auch Gegenargumente die über puren und egoistischen Konsumismus und ja, fast schon Kapitalismushörigkeit hinaus geht? Man könnte ja meinen - wenn man das zu ende denkt-, dass der Kapitalismus der neue Leitreligion ist und sich alle Menschen allein der "Kosten/Nutzenrechnung des Unternehmens" unterzuordnen haben. Eine äußerst beängstigende Vorstellung. Beängstigend auch deswegen, wenn sogar von Nicht-Unternehmensleuten genau dieses immer wieder propagiert wird.

Aber haben Unternehmen nicht auch eine gesellschaftliche und moralische Verantwortung? Besonders wenn es darum geht Demokratie zu stärken?
Die Unternehmen haben natürlich eine solche Verantwortung. Sie haben aber genauso die Verantwortung gegenüber ihren Aktionären und Mitarbeitern, Gewinn zu machen. Wenn es eine bessere, schnellere und billigere Methode der Distribution gibt, die das wegfallen der traditionellen Distributionswege kompensieren kann, dann wird diese Methode logischerweise genutzt werden. Leider ist es anscheinend nicht zu vermeiden, dass ein paar Leute unter die Räder fallen, aber soll wegen deinem Freund diese Evolution gestoppt werden und wer soll diese zusätzlichen Kosten bezahlen? Zumal diese Firmen nicht schuld an der Situation sind. EA besitzt nicht das Netz, Ubisoft nicht die Verteiler und Blizzard legt keine Hausanschlüsse. Es leigt nicht in der Verantwortung des Unternehmens, dass ihre Produkte von jedem bezogen und gespielt werden können müssen. Dieser Sachverhalt ist ein Symptom für ein anderes Problem.

Die Politik, sowohl auf Kommunal als auch auf Bundesebene, realisiert nicht, wie wichtig der Netzausbau ist und verlässt sich auf die Aussagen einer gewinnorientierten Aktiengesellschaft, die das Netz größtenteils kontrolliert. Die Versuchen ja mit allen Mitteln um den Glasfaserausbau rumzukommen. Nichts anderes ist Vectoring. Es werden immer nur kurzfristige Ziele verfolgt, statt langfristig orientiert zu investieren, zumindest auf Bundesebene.

Es gibt auch gute Gegenbeispiele. Die lokalen Stadtwerke hier verlegen seit 2012 bei allen Straßenarbeiten Glasfaser Leerrohre. Hätte man auf die Telekom gewartet, würden wir heute wahrscheinlich kein schnelles Internet haben. Die Verwaltung hat einfach erkannt, dass dies dringend notwendig ist. Ich fürchte aber, dass vielerorts noch eine ablehnede Haltung gegenüber dem Neuland in den Amtsstuben sitzt.

Wenn dein Kollge also Dishonored 2 nicht spielen kann, weil der Download zu groß ist, sollte er eher sauer sein auf die Verwaltung, die den Breitbandausbau verschlafen hat, als auf den Spielehersteller, der gezwungenermaßen sich der Realität anpassen muss.
Zuletzt geändert von Malvitus am 3. Dez 2016, 13:57, insgesamt 1-mal geändert.
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W8JcyyU
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Re: Spielebranche und deutsche Ländlichkeit

Beitrag von W8JcyyU »

Axel hat geschrieben: Bild

Das zeigt schon sehr deutlich die Breitbandschere zwischen Städten und ländlichen Regionen. Selbst die 82% in den sogenannten "halbstädtischen" Regionen mögen erstmal nach viel klingen. Dennoch sind auch hier rund 20% - also ein Fünftel! - der Menschen vom schnellen Internet abgeschnitten.
Du interpretierst das Schaubild / die Zahlen falsch - die Werte beziehen sich relativ zur Gemeindeprägung, nicht der Bevölkerungszahl. Also haben z.B. 72 % der halbstädtischen Gemeinden Zugang zu Bandbreiten >= 30 Mbit/s. Wie viele Haushalte Zugang bzw. keinen Zugang haben kann man aus dieser Darstellung nicht ablesen.

Breitband Verbügbarkeit listet auf Seite 6 pro Bundesland die Verfügbarkeit in Relation zu Haushalten auf. In den alten Bundesländern wird 16 Mbit durchgehend mit ca 86% abgedeckt. Die neuen Bundesländer liegen um die 77%. Ist das dann nicht eher Politikversagen? Infrastrukturen sollten insbesondere durch (Bundes)Fördermittel ausgebaut werden.
Peninsula
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Re: Spielebranche und deutsche Ländlichkeit

Beitrag von Peninsula »

@goschi: Hm... wenn man argumentiert "ist so, weil geht ja" und als Beleg dafür, dass "es geht" die Tatsache nennt, dass es ja gegenwärtig "so ist", hat man sich einen gemütlichen Zirkelschluss gebastelt, mit dem sich nach Lust und Laune gegen jede Veränderung anstänkern lässt.
goschi hat geschrieben:Du vermischst moralische Wunschträume mit Machbarkeit und Realität.
Oh, wo wir beim Thema sind, dass man auf den Unterschied zwischen eigenen Wunschträumen und Realität achten soll:
Dass für dich persönlich die Frage nach moralischer Verantwortung von Unternehmen offenbar bereits abschließend mit einem deutlichen nein geklärt ist, ändert nichts daran, dass in der Realität viele Menschen diese Frage weiter stellen und diskutieren.
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Malvitus
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Re: Spielebranche und deutsche Ländlichkeit

Beitrag von Malvitus »

Axel hat geschrieben: Auch weil ich dachte, dass man hier eigentlich darüber diskutieren könnte. Aber da scheine ich wohl falsch gedacht zu haben.
Zur Diskussion gehört aber auch Gegenwind ;)

Zu dem Thema Medienkritik. Ja ich finde das kann man erwähnen. Ob die Magazine in der Pflicht sind, halte ich für fragwürdig. Niemand würde sich bei Gamestar beschweren, wenn sein PC zu schwach ist für das Spiel. Ich bin mir nicht zu 100% sicher, aber bei manchen Spielen steht es auf der Box mittlerweile drauf, dass es nur ein digital Download ist. In jedem Fall steht drauf, dass man eine Internetverbindung zum Spielen benötigt. Es ist natürlich diskutabel, ob man draufschreiben muss, wieviel vom Spiel heruntergeladen werden musst. Meiner Meinung nach, könnte man das ruhig machen. Letzendlich ist es ja aber auch subjektiv, was schnell ist, und was nicht. Der eine wartet dann halt, der andere spielt das Spiel dann lieber nicht.
Der Kern
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Re: Spielebranche und deutsche Ländlichkeit

Beitrag von Der Kern »

Ist doch mal ein guter Grund sich in Kommunalpolitik zu engagieren und für bessere Internetleitungen im Ort zu sorgen. ;)
Peninsula
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Re: Spielebranche und deutsche Ländlichkeit

Beitrag von Peninsula »

goschi hat geschrieben:Dann darfst du mir gerne die moralische und auch allgemeine Verpflichtung der Unternehmen aufzeigen, jedem alles gleichberechtigt zu leisten. Siehe oben aus dieser sehr einfach gesagten Forderung ergeben sich dann eben sehr weitgehende Folgen.
Dann zeig du mir doch mal das Großunternehmen, welches nicht in irgendwelchen mission statements daherfaselt, dass es sich dem Ideal einer corporate social responsibilty verpflichtet fühlt! Ob dieses Ideal dann erreicht wird, ist eine andere Frage, aber die Idee, dass Unternehmertum soziale Verpflichtungen mit sich bringt ist definitiv nicht nur in linken Kreisen verankert.
Ich bin ich nicht sicher, ob irgendjemand hier gefordert hat "die" Unternehmen müssten jedem "alles" gleichberechtigt zukommen lassen. Aber mMn kann man schon die Frage stellen, ob im 21. Jahrhundert eine einigermaßen schnelle flächendeckende Breitbandanbindung in Deutschland nicht zur Grundversorgung gehören sollte. Die Straßenverkehrsinfrastruktur ist ja auch (noch) weitestgehend in öffentlicher Hand, ohne dass nun der Kommunismus ausgebrochen wäre.
Dann kommt halt beim konkreten Thema noch ein ganzes Problemknäuel hinzu, welches einem Verfechter der freien Marktwirtschaft mindestens genauso viele Bauchschmerzen bereiten sollte, wie einem Linken. Mit der Telekom haben wir es nämlich mit einem ehemals staatlichen Unternehmen zu tun (und auch hier wieder: mW war die BRD auch mit einer Staatspost auf der "kapitalistischen" Seite des eisernen Vorhangs!), welches bei der Infrastruktur über ein quasi-Monopol verfügt und nicht mit irgendeinem Unternehmen, dass sich unter den Bedingungen des freien Marktes hart aber fair an die Spitze gekämpft hätte. Was das so für Interessenkonflikte mit sich bringt, kann man hier sehr schön lesen: https://netzpolitik.org/2016/der-deutsc ... abelsalat/
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Nachtfischer
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Re: Spielebranche und deutsche Ländlichkeit

Beitrag von Nachtfischer »

Peninsula hat geschrieben:
goschi hat geschrieben:Dann darfst du mir gerne die moralische und auch allgemeine Verpflichtung der Unternehmen aufzeigen, jedem alles gleichberechtigt zu leisten. Siehe oben aus dieser sehr einfach gesagten Forderung ergeben sich dann eben sehr weitgehende Folgen.
Dann zeig du mir doch mal das Großunternehmen, welches nicht in irgendwelchen mission statements daherfaselt, dass es sich dem Ideal einer corporate social responsibilty verpflichtet fühlt! Ob dieses Ideal dann erreicht wird, ist eine andere Frage, aber die Idee, dass Unternehmertum soziale Verpflichtungen mit sich bringt ist definitiv nicht nur in linken Kreisen verankert.
Aber - du lässt es ja schon anklingen - dss ist wirklich bloßes Gefasel. Da sieht man mal wieder, wozu Moral gut ist: Selbstbeweihräucherung und Augenwischerei.
Peninsula
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Re: Spielebranche und deutsche Ländlichkeit

Beitrag von Peninsula »

goschi hat geschrieben:Nochmal: Es geht mir darum, dass Publisher und Entwickler keine Pflicht haben jeden Deutschen mit ihren Spielen zu versorgen,
Hast Recht, ich hätte schwören können, dass du was von Providern geschrieben hast. Haste aber nicht. War dann wohl der Kaffee... :whistle:
Tschuldigung!

Publisher sehe ich nicht in dem Maße in der Pflicht, auch wenn ich den Ärger der Betroffenen verstehen kann und es natürlich schöner wäre, wenn noch datenträgerbasierte Lösungen angeboten würden, solange ein Teil der Bevölkerung gegen den eigenen Willen die Datenautobahn des 20. Jahrhunderts befahren muss. (Aber da unterstelle ich dir nicht, dass du da was anderes gesagt hättest!)

Auch wenn das im Verhältnis zu den von Axel genannten richtig langsamen Verbindungen natürlich Luxusprobleme sind, hat man in der Großstadt übrigens auch nicht immer die besten Optionen. Mein Kabelanschluss bspw. würde nur von Telecolumbus versorgt und da geben die Erfahrungsberichte im Netz ein so verheerendes Bild ab, dass ich den Umstieg von meinem alten DSL-Vertrag nicht wage. Schnelle DSL-Anschlüsse kommen mittlerweile nur noch selten mit echter Flatrate, bzw. sind teuer... Luxusproblem im Verhältnis zu ISDN-Geschwindigkeiten, aber wenn ich dran denke, dass sich bei einem Auslandsaufenthalt vor 2 Jahren mal ein Mitarbeiter der Hausverwaltung für die Langsamkeit des Internets (bei 100 Mbit) beinahe entschuldigt hat... :roll:
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ragdel
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Re: Spielebranche und deutsche Ländlichkeit

Beitrag von ragdel »

Malvitus hat geschrieben: Es gibt auch gute Gegenbeispiele. Die lokalen Stadtwerke hier verlegen seit 2012 bei allen Straßenarbeiten Glasfaser Leerrohre. Hätte man auf die Telekom gewartet, würden wir heute wahrscheinlich kein schnelles Internet haben. Die Verwaltung hat einfach erkannt, dass dies dringend notwendig ist. Ich fürchte aber, dass vielerorts noch eine ablehnede Haltung gegenüber dem Neuland in den Amtsstuben sitzt.

Wenn dein Kollge also Dishonored 2 nicht spielen kann, weil der Download zu groß ist, sollte er eher sauer sein auf die Verwaltung, die den Breitbandausbau verschlafen hat, als auf den Spielehersteller, der gezwungenermaßen sich der Realität anpassen muss.
Dem kann ich zustimmen.
Ich wohne zwar selber in Magdeburg (Halbwegs Großstadt) und kann mich daher nicht beklagen mit einem schnellen 128Mbit Kabelanschluss.
Bei meinen Eltern die wirklich sehr sehr sehr sehr sehr sehr ländlich wohnen (Dorf mit 60-70 Einwohnern, 2 Straßen) wurden damals schon geeignete Rohre gelegt und inzwischen haben meine Eltern auch einen 100 Mbit Anschluss. Das ist da bei allen Dörfern im Umkreis so passiert.

Die Schuld liegt also wirklich nicht bei den Publishern. Deren Einstellung kann ich voll verstehen. Die Breite Masse der Zielgruppe hat nun mal einen schnellen Internetanschluss. Der Rest fällt nun einmal leider hinten drüber.
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Malvitus
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Re: Spielebranche und deutsche Ländlichkeit

Beitrag von Malvitus »

Axel hat geschrieben:
That's it! Ich frage mich ja wirklich: Wie kommt man auf die glorreiche Idee einen Pappkarton in den Laden zu stellen mit einer CD-ROM und Steam Client? Oder mit veralteten Builds und lauter solcher Geschichten? Da kann man das tatsächlich auch gleich lassen. Sowas zeugt nämlich nicht gerade von nötigem Respekt gegenüber der Kundschaft.
Ersterem würde ich zustimmen. CD mit Client ist einfach Müll, im Sinne von echtem Müll. Spar dir die CD, is umweltfreundlicher. Veralteter Build ist einfach dem modernen Entwicklungsprozess geschuldet. Das geht einfach nicht besser, wenn man auf Datenträger gleichzeitig mit digitaler Version releasen will, zumindest wenn man kein Geld zu verschwenden hat. Viele Leute haben denke ich auch einfach noch gerne einen Pappkarton bei sich daheim stehen. Das ist der einzige Grund, warum man das noch in den Laden stellt.
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Kesselflicken
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Re: Spielebranche und deutsche Ländlichkeit

Beitrag von Kesselflicken »

ragdel hat geschrieben:Dem kann ich zustimmen.
Ich wohne zwar selber in Magdeburg (Halbwegs Großstadt) und kann mich daher nicht beklagen mit einem schnellen 128Mbit Kabelanschluss.
Bei meinen Eltern die wirklich sehr sehr sehr sehr sehr sehr ländlich wohnen (Dorf mit 60-70 Einwohnern, 2 Straßen) wurden damals schon geeignete Rohre gelegt und inzwischen haben meine Eltern auch einen 100 Mbit Anschluss. Das ist da bei allen Dörfern im Umkreis so passiert.
Ich habe zwar keinerlei Zahlen um das zu belegen :oops: aber zumindest subjektiv kommt es mir eh so vor, als ob Sachsen-Anhalt beim Netzausbau relativ gut weggekommen ist. Wohne selber in einer Kleinstadt (Genthin, 14.000 Einwohner) und bin hier auch aufgewachsen. Ich hatte eigentlich nie Probleme mit zu langsamen Internet und höre auch aus meinem Freundeskreis eigentlich selten bis nie beschweren. Nur bei wirklich großen Sachen ala WoW musste ich den PC mal nachts über anlassen, aber das war wirklich die Ausnahme.

On Topic: Ich denke einfach, dass es ein Stück weit unfair ist von Publishern und Entwicklern zu fordern, dass sie auf jedes infrastrukturelle Problem jedes Landes Rücksicht nehmen müssen. Schließlich haben nicht sie den Netzausbau in den Sand gesetzt. Andere Länder, wie beispielsweise die ganze skandinavische Ecke, bekommen für Spiele und Filme nicht mal eine Synchro. (Obwohl das deren Englischkenntnissen und heimischen Filmmachern wohl gut getan hat :) )
So blöd wie es ist: da muss man sich dann als Firma und auch als Konsument bestimmten Realitäten beugen. Ich wollte früher immer mal KFC austesten aber da gibt/gab es einfach in ganz Sachsen-Anhalt keine Filiale :(
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Wudan
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Re: Spielebranche und deutsche Ländlichkeit

Beitrag von Wudan »

Axel hat geschrieben:Das ist für ein DSL6000 Anschluss mit ner durchschnittlichen Bandbreite von 400kb/s schlicht nicht zu handlen.
Das ist die Geschwindigkeit eines DSL-Light Anschlusses wie er in ländlichen Gegenden leider immernoch recht verbreitet ist. Wenn sie deinem Freund dafür ne DSL6000 Leitung berechnen ist das schlicht Betrug. Kann aber natürlich sein dass das preislich nicht viel ausmacht.

Ich kenne das Problem sehr gut. Ich bin dieses Jahr zurück in die Stadt gezogen nachdem ich die letzten paar Jahre auf dem Land verbracht hab - mit DSL-Light. Ironischerweise erst kurz bevor ich umgezogen bin hat sich ein Kabeldienstleister erbarmt ein Glasfaserkabel im Ort zu verlegen. Davor gings mir genauso - Spieledownloads keine Chance, Youtube nur auf 240p, Streams keine Chance, ein AeB Podcast runterzuladen dauerte ca. ne Stunde^^

Ich hab genauso getobt als plötzlich nur ein Downloadkey in der Spieleschachtel war. Manchmal hab ich mir von jemand anders was runterladen lassen und mir per USB Stick überreichen lassen. Ich hab Online-Petitonen unterschrieben, regelmäßig bei der Telekom angerufen, da rennt man gegen Wände. Jetzt war der Ort auch noch umrandet von Weinbergen, da ging noch nicht mal ne LTE Verbindung. Das einzige was man mir anbieten konnte war Satellitengestütztes Internet mit einem *räusper* völlig inakzeptablen Kostenaufwand.

Und das Verständnis dafür ist in der breiten Mehrheit relativ gering. Denn wenn man jemanden was davon vorjammert dem es besser geht ist die Reaktion wie auch hier meist:
Wenn es jemand so stoert, soll er halt in ein Gebiet mit besserem Netz ziehen. Ist das nicht moeglich - Pech gehabt.
Genau, Pech gehabt. Die meisten Leute können sich garnicht mehr vorstellen wie es sich anfühlt mit 400Kb/s durchs Internet zu surfen. Auch können sie sich nicht vorstellen das ein Umzug nur allein wegen dem Internet nicht immer die tollste Option ist wenn es noch andere Gründe gibt dort zu bleiben wo man ist.

Jetzt kann man bei Gamern vielleicht noch sagen "Pech gehabt", wenn die Publisher sich das leisten können. Für ländliche Betriebe sieht das aber schon ganz anders aus. Ich hörte teilweise davon das in einem Betrieb morgens erstmal ne halbe Stunde zusätzlich eingeplant werden muss nur um Emails abzurufen. Wenn größere Datensätze verschoben werden mussten, musste jemand in die Stadt fahren mit nem USB Stick.

Das alles ist ein Zustand der leider immernoch viel weiter verbreitet ist in Deutschland als sich viele Leute vorstellen können. Und das ist mE ein ernsthaftes strukturelles Problem in Deutschland. Angela Merkel machte vor ein paar Jahren mal einen Vorstoß in diese Richtung, das lief in etwa so ab:

Merkel: Liebe Telekom, ich möchte bis 2017 gesamt Deutschland mit schnellem Internet versorgt haben.
Telekom: Geht nicht
Merkel: Ok, dann halt nicht.

Deutschland ist was Internet angeht eine Bananenrepublik. Es gibt afrikanische Staaten die haben einen besseren Ausbau. Und das mit den Spieledownloads ist dabei noch das geringste Problem. Zumal ich eh der festen Einstellung bin das in eine Spielepackung ein Spiel gehört, und kein Steam-Key. Selbst mit dem schnellsten Internet find ich das einfach inakzeptabel von den Herstellern und wird von mir so weit es geht boykottiert. Ich finde das die Spielepresse damit auch härter ins Gericht gehen sollte, weil es einfach eine Frechheit ist.
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