Am Donnerstag kommt ja ein Post Mortem (warum eigentl. Post Mortem? Schliesst das Studio?) über Osmotic Studios und Orwell. Da bin ich schon relativ neugierig rauf.
Hat hier jemand die 2. Staffel schon durchgespielt? Ich hab das letzte Woche getan und muss sagen dass ich leider ziemlich irritiert, um nicht zu sagen enttäuscht bin. Staffel 1 hatte schon einige Ecken und Kanten, aber ich hab das als sehr guten Start für ein junges Studio gesehen und hab da auch viel Potential in Orwell und dessen Thematik gesehen.
Jetzt muss ich aber leider sagen: Wo Staffel 1 schon Schwierigkeiten hatte seine gesellschaftskritischen Messages rüberzubringen, verfehlt Staffel 2 es ganz und gar. Schlimmer noch, FALLS der Entwickler überhaupt die Absicht hatte irgendwelche gesellschaftskritischen Denkanstöße bezüglich Überwachungsstaat in das Spiel zu packen (da bin ich mir mitlerweile gar nicht mehr sicher), hat sich das geradezu ins Gegenteil entwickelt. Orwell - Ignorance is Strenght ist mitnichten ein "Anti-Überwachungsspiel", es ist m.E. in weiten Teilen sogar ein PRO-Überwachungsstaat Spiel.
Das liegt erstmal daran dass der Hauptverdächtige den es zu überwachen gilt so ein ausgewachsender egozentrischer Unsympath ist, das ich absolut kein schlechtes Gewissen hatte ihn zu überwachen. Im Gegenteil, der Typ nervt so sehr, das ich ihm geradezu eine reinwürgen
wollte, und gar ein einer Stelle wo ich eine besonders gemeine Fakenews über ihn lanciert habe mir grinsend die Hände gerieben habe als der erwünschte Effekt eintrat.
Undschuldig ist er obendrein auch nicht, entdeckt man im Laufe der Story doch das er zumindest mal ein manipulativer Lügner ist und keinesfalls der Held den er vorgibt zu sein.
Doch dann geht es weiter: Auch wenn ich mir Mühe gebe ein verantwortungsvoller Investigtor zu sein und mir zum Beispiel bei seinem Bruder Ilya vornehme "ok, deine privaten Beziehungsgeschichten und deine Onlinegames interessieren mich nicht, ich schaue nur auf die relevanten Daten wie z.B. auffällige Kontobewegungen", wird das direkt vom Spiel bestraft - Man wird nämlich nicht weiter kommen. Die relevanten Daten die einen weiterbringen sind nämlich exakt in dieser Beziehungskiste und dem Onlinegame versteckt. Das Spiel belohnt einen also dafür wirklich jeden Stein umzudrehen und bestätigt einen dadurch in seiner Vorgenensweise.
Am Ende kriegt man zwar die Möglichkeit sich umzudrehen und stattdessen dem Office eins reinzubraten, das wirkt aber auf mich dann relativ aufgesetzt.
Also wenn der Entwickler irgendwie gesellschaftskritisch zum nachdenken anregen wollte, hat das für mich leider überhaupt nicht funktioniert.
Abgesehen von den Problemen mit der Aussage ist der Plot an sich aber auch imho schwächer als im ersten Teil und der Personenkreis noch kleiner und fast noch stereotyper. Das Gamesplay ging wieder okay. Ich fands schön das Telefongespräche nun gevoiced waren und die Social Media Manipulation war auch eine nette Addition. Dennoch hat sich das Gameplay nach dem ersten Teil schon ein wenig abgenutzt und ich hätte mir da noch eine größere Entwicklung gewünscht.