Barry
„1000 Stunden Europa Universalis IV“ Lyndon (
) hat mir gleich 2 Spiele gewichtelt, weil beide einzeln im Sale jeweils deutlich unter 5€ waren. Deswegen gibt’s von mir 2 Wertschätzungen. Mir tut es fast leid, denn mir haben beide Spiele nicht sonderlich gefallen
#1: The Curious Expedition
Ich habe 10 Minuten gebraucht um das erste Mal den Game Over Bildschirm zu sehen
Man wählt eine bekannte Persönlichkeit, z.B. Charles Darwin oder Marie Curie aus, mit der man anschließend auf Expedition gehen soll. Warum ich auf Reise gehen soll, sagt mir das Spiel nicht, auch was genau ich dort machen soll, wird nicht erläutert. Es gibt zwar ein Tutorial, aber ich hasse Tutorials (mehr Rant über Tutorials in Wertschätzung #2). Das Spiel ist generell schwer lesbar und ich finde nur über Trial & Error heraus, wie das Spiel funktioniert – glaube ich zumindest, denn ich habe immer noch nicht das Gefühl, das Spiel geblickt zu haben.
Im fernen Land hat man nur sein Schiff, etwas Ausrüstung und seine Crew zur Verfügung. Mit der Crew soll ich dann das Land erkunden und eigentlich – wie ich irgendwann nach 2 Stunden Spielzeit zufällig herausfinde – einen Tempel finden, damit die Expedition erfolgreich ist. Und zwar jedes Mal, in jedem Land. Das ist ehrlich gesagt etwas öde, zumal mir das Spiel auch immer anzeigt, in welcher Richtung der Tempel liegt und ich bevorzugt immer in diese Richtung gehe. Sobald ich den Tempel betrete ist die Expedition übrigens automatisch vorbei, ich kann die Insel dann nicht mehr weiter erkunden.
Die Insel erkunde ich, indem ich meine Crew bewege und dadurch den „fog of war“ lüfte. Dabei stößt man auf Dörfer von Einwohnern, irgendwelche Händler und wilde Tiere. Die Händler habe ich nie genutzt, die Tiere habe ich gelegentlich erlegt, damit ich was zu essen habe, und warum genau ich in die Dörfer will, außer mich auszuruhen, ist mir immer noch nicht ganz klar. Das Bewegen der Crew verbraucht die Ressource Verstand (engl. „sanity“), die ich mittels Rum, irgendwelchem Essen, oder ausruhen wieder auffüllen kann. Damit besteht das Bewegen über die Landkarte meistens aus Reisen, Schlafen, Reisen, Essen, Reisen, Schlafen, Reisen, usw. usf. Dadurch, dass die Karten zufällig generiert werden, kann es aber auch vorkommen, dass ich in Gebiete vorstoße, wo es z.B. in der Nähe kein Dorf gibt, was das Reisen manchmal unnötig anstrengend macht, erst Recht, weil das Inventar extrem eingeschränkt ist. Man kann zwar mehr schleppen als das Inventar zulässt, aber dann verbraucht man direkt ein Vielfaches an Verstand pro Hexfeld.
Insgesamt macht man nur 6 Ausflüge und sammelt auf jedem Ausflug Punkte. Punkte bekommt man, indem man Gegenstände von der Reise nach Hause bringt. Die entsprechenden Gegenstände findet man aber immer nur an, für die lokale Bevölkerung, heiligen Orten. Nimmt man an diesen Orten Gegenstände mit, hat das immer eine Naturkatastrophe wie Vulkanausbrüche, sowie den Hass der Einwohner zur Folge. Da mir das zu stressig ist und ich das Kampfsystem mit den Würfeln etwas anstrengend finde, lasse ich das Zeug immer liegen. Weil mir ehrlich gesagt auch recht egal ist, wenn ich hinter den anderen KI-Expeditoren liege.
Ich habe The Curious Expedition etwa 3h lang gespielt und fand es ok. Es waren keine langweiligen 3h, aber ich habe auch grad kein großes Bedürfnis, das Spiel nochmal zu spielen. Und falls der Text etwas wirr war: Das Spiel war es irgendwie auch
#2: Deus Ex: Game of the Year Edition
Zeit, sich unbeliebt zu machen: Ich finde Deus Ex ist kein gutes Spiel. Ich finde so viel schlecht, dass ich gerade gar nicht weiß, wo ich mit dem Rant anfangen soll. Eins nach dem anderen.
Rant #1: Hat nichts mit dem Spiel an sich zu tun, aber ich muss mich gerade darüber auskotzen: Ich finde es ein Unding, dass man bei so einigen alten Spielen, die man über Steam beziehen kann, erst noch irgendwelche Custom Launcher oder Fanpatches installieren muss, damit man die Spiele überhaupt spielen kann. Das hat mich bei Max Payne (keine Musik und kein Ton in Cutscenes) und Quake (mit GLQuake Absturz bei einer anderen Auflösung als 640x480) schon aufgeregt und ist auch hier so. Ohne den KentieLauncher kann man keine vernünftige 16:9-Auflösung einstellen und das Spiel ist viel zu dunkel, die Helligkeit lässt sich auch nicht einstellen.
Rant #2: Ich starte Deus Ex und das Spiel jagt mich erstmal durch das wohl furchtbarste Tutorial der Spielegeschichte. Nicht nur dauert es viel zu lange (fast eine halbe Stunde – WTF!), es hat auch noch eine viel zu schwere Schleichpassage. Ich hasse Schleichen in Spielen, erst recht in der first-person. Ohne Witz: Ich habe die Schleichpassage im Tutorial nicht geschafft, ohne einen Unsichtbarkeits-Cheat zu verwenden. Ansonsten kriege ich im Tutorial bereits sämtliche Spielmechaniken eingepfercht, ich lerne nachher im Spiel nichts neues mehr dazu.
Rant #3: Level- und Missionsdesign sind furchtbar. Die Level sind unübersichtlich, die Orientierung fällt unglaublich schwer. Das liegt mitunter daran dass die Farbgebung im gesamten Spiel unfassbar eintönig grau-braun ist. Den nächsten Ort, zu dem ich gehen muss, finde ich, viel zu oft, eher zufällig oder nach minutenlangem suchen. Beispiel: An einer Stelle heißt es, es gehe hinter der Bar in Richtung Osten weiter. Ich gehe also durch den Haupteingang in die Bar rein, laufe durch und gehe beim Hinterausgang wieder raus, schaue nach Osten und sehe eine undurchdringbare, graue, Häuserwand. Es stellt sich nachher heraus, dass „hinter der Bar“ relativ vom Questgeber aus gemeint und eigentlich „vor der Bar“ war. Die Kombination aus Level- und Missionsdesign lässt mich unglaublich oft immer wieder dieselben Strecken laufen. Das ist sogar so schlimm, dass ich in manchen Levels bereits sehe, dass ich bestimmt gleich wieder zurückgeschickt werde (VersaLife Laboratory, wen es interessiert), was dann natürlich auch passiert. Dadurch läuft man viel zu häufig von Pontius zu Pilatus, was einfach nur unglaublich nervt, zumal dazwischen meistens überhaupt nichts passiert, außer dass man läuft.
Rant #4: Noch lange bevor es den Begriff gab, hat Deus Ex „ludonarrative Dissonanz“ quasi perfektioniert und es ist auch das erst mal überhaupt, dass es mich massiv stört. Und es fängt bereits im ersten Level an, wo ich die Freiheitsstatue von Terroristen befreien soll und im Laufe feststelle, dass nicht nur die UNATCO-Zentrale auf der selben Insel liegt (WTF#1), sondern auch noch ein „geheimer Informant“ 10m neben einem Terroristen steht und darauf wartet, dass ich ihn anspreche. Weiteres Beispiel: In einer Email sagt mir mein Bruder Paul, ich solle mich doch, wenn ich ungestört bin, auf dem Rechner von meinem Vorgesetzten Joseph Manderley mit seinen Logindaten einloggen. Was danach klingt, dass ich den Moment abwarten muss, wenn er nicht am Rechner sitzt, bedeutet in Wirklichkeit, dass ich einfach an seinen Rechner gehen kann, während er daneben sitzt. Weder ihn, noch irgendeine andere Person im Laufe des Spiels, interessiert es einen feuchten Kehricht, wenn ich mich an einem fremden Rechner zu schaffen mache, während die daneben stehen. Die Diskrepanz zwischen Erzählung und tatsächlichem Geschehen ist in Deus Ex dermaßen groß, dass es mich zum ersten Mal überhaupt stört, und dann aber richtig.
Rant #5: Zu fast jedem Zeitpunkt ist Schleichen die bevorzugte Spielmechanik. Die Gegner sind fast immer so positioniert, dass man als Schleicher starke Vorteile hat. Dazu kommt, dass die Shooter-Mechanik mMn wirklich furchtbar ist, weil die Steuerung schwammig ist und das Nachladen eine halbe Ewigkeit dauert. Generell nutzt man von Level 1 an immer nur die selben Spielmechaniken. Und die Mechanik, dass man zum Aufsperren von Türen oder zum deaktivieren von irgendwelchen Keypads mehrere Dietriche oder Multitools verbraucht ist ziemlich bescheuert, vor allem auch, weil man im Spiel nicht ansatzweise genug davon findet (siehe nächster Rant).
Rant #6: Das Spiel hat richtig viele ärgerliche Fehler, die teilweise sogar gamebreaking sind. Laufe ich, während ein Charakter mit mir über Funk kommuniziert, über eine Ladegrenze, dann wird der Text einfach hart abgebrochen und ich muss über das Inventar nachlesen, was derjenige gesagt hat. An 2 Stellen im Spiel ging es nur über das Knacken eines Schlosses weitergekommen, hatte aber gar nicht genug Dietriche im Inventar. Das ohnehin schon nervige Inventarmanagement wird durch die (gut versteckte) Meldung „<Gegenstand> cannot be dropped here“ verhindert. Die Texte von den DataCubes verschwinden, sobald ich den Cursor vom DataCube entferne. Das Öffnen des Inventars dauert manchmal mehrere Sekunden, in denen das Spiel hängt.
Rant #7: Die Soundkulisse nervt. Die Schrittsounds auf Asphalt sind z.B. über Kopfhörer richtig unangenehm. Dazu kommt, dass immer, wirklich immer, irgendeine Musik läuft, dabei ist die Musik echt gar nicht schlecht. Es nervt nur trotzdem, wenn es nicht auch nur eine einzige Szene gibt, in der gerade mal keine Musik läuft. Das Ganze ist sogar so skurrill, dass ständig Übergänge zwischen diversen Musikstücken stattfindet, weil ich z.B. gerade jemanden angesprochen habe. Auch werden Musikstücke bei Ladegrenzen einfach knallhart von vorne abgespielt.
Ich habe das Spiel jetzt knapp 10 Stunden gespielt und bin, mit Blick auf einen Walkthrough, vielleicht gerade mal bei der Hälfte des Spiels, und dabei hatte ich nach nur wenigen Stunden schon überhaupt keine Lust mehr. Warum habe ich es trotzdem weitergespielt? Weil ich die ganze Zeit die Hoffnung hatte, dass es noch gut wird. Aber nicht mal die Handlung finde ich sonderlich gut, und jetzt sind auch noch die Illuminati mit ins Spiel gekommen. Ich bin raus.