Ich fand es fantastisch. Dabei hat es gefühlt eigentlich nicht viel wirklich neu gemacht, sich sehr viel von Indie-Horror wie Outlast und Amnesia abgeschaut und es hatte auch ganz viele Dinge, auf die ich konkret den Finger legen kann, die mich gestört haben. Das ändert aber nichts daran, dass es ein grandioses Spiel ist.
Gerade den Einstieg fand ich extrem beklemmend. Ich kann mich an kein Spiel erinnern, dass mich dazu zwingt, die Frau, die ich liebe und suche, mit einer Axt zu ermorden. Ja, ich sage "dass mich dazu zwingt", denn ich war in der Situation so extrem In-Character, dass ich mich nur äußerst zögerlich verteidigt habe. Es hat eine Weile gedauert, bis mir klar war, dass es hier nun keinen Ausweg gibt, es sei denn, ich schlage mit der Axt zu - sie oder ich. Und dann kippt die Alte um und brüllt noch mit letzter Kraft "Ich liebe dich, Ethan". Alter....
Ich hab unzählige Horrorspiele jeder Coleur gespielt, bin also eigentlich abgehärtet, aber der Einstieg in RE7 hat mich trotzdem extrem mitgenommen. Ich musste auch die ersten 2, 3 Abende nach so ca. einer Stunde das Spiel beenden, weil es mir dann doch zuviel der Anspannung und Beklemmung wurde. Und ich habs nicht mal in VR gespielt.
Und ich fande - abgesehen von den letzten 3 Minuten - auch das Ende wunderbar rund und zufriedenstellend. Das Spiel hat alle Fäden zusammengeführt, es zeigt dir noch einmal den Einstieg und klärt die letzten Fragen. Das war eigentlich perfekt und hätte Enden müssen, als man Eveline erreicht. Leider konnte Capcom da wohl nicht ganz aus seiner Haut und musste nochmal ein unnötiges Spektakel inszenieren, was für mich so ein bisschen Anti-Climax war. Die ruhigen Töne, die es die 10 vorherigen Minuten angeschlagen hat, waren deutlich besser, auch weil es mich als Spieler und Ethan als Person so wunderbar vereint hat. Die Bedrohung ist vorbei, das Rätsel gelöst, die Visionen, die Eveline noch mit letzter Kraft schickt beeindrucken weder mich noch meine Spielfigur. Das war alles so wunderbar rund und eigentlich auch ein bisschen melancholisch....
Witzigerweise gab es, wie oben erwähnt, unzählige Dinge, die das Spiel hätte besser machen können und es ist trotzdem eine tolle Erfahrung geworden. Das fängt bei so Dingen an wie, dass die Mia die mir im Intro eine Botschaft schickt so gar nicht zu der Mia passt, die man später auf dem Schiff selbst erlebt. Die eine ist ein kleines, liebes, naives Mädchen, die andere die toughe Söldnerin. Nichtmal das Video vom Einstieg und die Szene, in der Mia dieses Video aufnimmt, passen perfekt zusammen.
Dann sind Ethans Reaktionen teilweise echt seltsam: Ich finde nach 3 Jahren meine Frau in einer Zelle in irgendeiner völlig verwahrlosten Bude im Sumpf - und Ethan fängt erstmal das diskutieren an, anstatt so schnell wie möglich abhauen zu wollen. Da muss erst die traumatisierte Mia die Stimme der Vernunft sein und sagen "Ethan, ich erzähl dir alles, aber erstmal RAUS HIER".
Dann der Abschnitt mit Lucas war ebenfalls der totale Anti-Climax. Von der Tonalität war der Abschnitt komplett deplaziert.
Gegen Ende (Lucas' Abschnitt, Schiff....) schwindet dann auch ein wenig der Horror, weil man mittlerweile deutlich zu stark und zu gut ausgerüstet ist.
Alles in allem bleibt es aber dabei: Ein fantastisches Spiel, dem es gelingt, sich einerseits komplett neu zu erfinden, andererseits sich aber sehr stark wie eines der alten Resident Evil spielt, inklusive der richtigen Mischung aus Rätsel und Action. Das war sehr beeindruckend, Capcom hat es geschafft, die Essenz der Serie zu erhalten, obwohl es auf den ersten Blick wie etwas völlig anderes aussieht.