"Gamer und / vs Banker" - Eure Meinung

Alles, was nicht in ein anderes Forum gehört: Hier rein
Forumsregeln
Datenschutzerklärung: https://www.gamespodcast.de/datenschutzerklaerung/
Impressum: https://www.gamespodcast.de/impressum/

Forenregeln und zukünftige Weltverfassung
ART 1: Behandle andere Nutzer mit Respekt.
ART 2: Do NOT piss off the Podcasters

Lies bitte weitere Hinweise hier: viewtopic.php?f=4&t=2789
Antworten
5of3
Beiträge: 73
Registriert: 28. Dez 2016, 18:47

"Gamer und / vs Banker" - Eure Meinung

Beitrag von 5of3 »

Heyho zusammen,

ähnlich wie in anderen Bereichen der Unterhaltungsindustrie (bspw. Filmbranche) bzw. im Sportbereich gilt natürlich auch für unser Hobby: Wo Geld gemacht wird, steigen irgendwann die sogenannten Masters of the Universe (Investmentbanker etc.) verstärkt ein. Das ist zwar an sich nichts Neues... ein Michael Pachter gibt ja seit Jahren seine Prognosen zum Besten und Aktionäre von EA / Activision etc. sind ja überall zu finden :-)... dennoch sind mir gerade in den vergangenen Monaten immer mehr nicht nur Nischen-Spezialisten und Exoten aus diesem Bereich mit Ihren teilweise lustigen Meinungen aufgefallen sondern verstärkt auch einige typische Mainstream-Player in den Medien:

http://deutsche-boerse.com/dbg-de/press ... ex/2824242" onclick="window.open(this.href);return false;

http://www.deraktionaer.de/aktie/electr ... 297030.htm" onclick="window.open(this.href);return false;

und selbst der sonst so typischerweise haargel-geigelte und eigentlich prototypisch klassische Boulevard-Banker Dirk Müller aka Mr.Dax (welchen ich bisher wirklich noch gar nicht mit Gaming in Verbindung gebracht habe :-) ) liebäugelt mit den neuen "Investments".

Naja so trivial es klingen mag: Wie ist denn eure Meinung zu dieser Entwicklung?

Mich würde eigentlich vor allem interessieren wie ihr die Wissensbestände der beiden Seite beurteilt oder die Frage wer denn letzten Endes von wem eher profitieren wird und welche Konsequenzen bzw. welche Vor-/Nachteile ihr hieraus für unser Hobby sehen würdet.

mMn wird das Ganze eine ähnliche Entwicklung nehmen wie in Hollywood: Die Investmentbanker kommen, wedeln mit Geld, die Insider (Studios/Distributoren) nehmen gerne das Geld an, liefern ein bisschen Rendite ab und machen dementsprechend ein paar Projekte welche ihren Investoren gefallen, scheffeln sich jedoch viel selbst in die Tasche und die großen Tentpole & Pet-Projects bleiben bei ihnen selbst (Stichwort:"Stupid Finance Money / Stupid German Tax Money"). Für Cineasten war das jedoch mitunter auch damit verbunden, dass einige an sich vielversprechende Projekte einfach nur (qualitativ) zweitrangig bedient wurden (Hauptsache der ROI war hoch genug) und am Ende einfach auch oftmals nur Murks-Projekte des Geldes wegen die Lichtspielhäuser erreichten.

VG
toxic_garden

Re: "Gamer und / vs Banker" - Eure Meinung

Beitrag von toxic_garden »

der übliche Disclaimer: jajaja, Entwickler leben auch nicht von Luft und Liebe alleine und in unserer kapitalistischen Welt ist Geld nun mal das Mittel der Wahl, um Waren und Dienstleistungen zu erwerben. Ist mir klar.

TROTZDEM:in einer perfekten Welt würden Entwickler sich trauen, mehr Künstler und weniger Dienstleister zu sein. Anstatt zu denken "was werden die Aktionäre dazu sagen?" sollte viel häufiger gedacht werden "wie geil werden das die Leute finden, die es verstehen?". Aber das ist halt Wunschdenken. HÄTTE jedes Studio genug Eigenkapital, um schwächere Randgruppentitel abzufangen und WÜRDE der Markt solche mutigen Schritte belohnen, WÄRE die Vielfalt der Veröffentlichungen heute sicher eine ganz andere. Aber das Leben im Konjunktiv ist nunmal frustrierend und sinnlos und in der Realität sind Geldgeber nun mal keine wohltätigen Retter der Kultur sondern gewinnorientierte Schmierlappen, die möglichst weit über ihrem ROI fahren wollen.

Gibt es neben dieser schwarzweiß-Denke auch einen akzeptablen Mittelweg? Ganz bestimmt! Es gibt bestimmt etliche Publisher, die Idealismus und Gewinnorientierung unter einen Hut bekommen und ich bewundere diesen Spagat. Aber ich sehe leider eine Tendenz hin zu weiteren Gräben zwischen Indie-Entwicklung, die sich allerbestenfalls selbst trägt und AAA-Titeln, die die maximale Bandbreite der Gamer ansprechen wollen und dementsprechend mit Unkonventionalität geizen.
Benutzeravatar
Hitmanski
Beiträge: 9
Registriert: 18. Mai 2016, 10:13
Kontaktdaten:

Re: "Gamer und / vs Banker" - Eure Meinung

Beitrag von Hitmanski »

Ich finde die Aufregung um diese Art von Investements immer etwas übertrieben. Der Gang an die Börse ist ja schlussendlich nichts anderes als eine Art der Fremdfinanzierung, die Kapital in ein Unternehmen bringt, das vorher nicht dagewesen wäre. Demnach gäbe es bei einem Fernbleiben von solchen Fremdkapital auch keine besseren Spiele/Filme/etc., sondern höchstwahrscheinlich vor allem ersteinmal weniger. Und man darf ja auch nicht vergessen, dass gewisse Cashcows, die auf diesem Weg finanziert worden sind, überhaupt erst die Grundlage für eine Aufstockung von Eigenkapital darstellen, welches dann kleinere Nischenmärkte bedienen kann (siehe z.B. die pseudo-indie-Studios großer Hollywood-Player).
Dass Aktionäre dafür einen Gegenwert in Form von Renditen haben wollen, ist verständlich, schlussendlich tragen sie ja auch das Risiko (welches umso unkalkulierbarer wird, je weiter der Investor gedanklich vom Anlageobjekt entfernt ist).

Wer beide Seiten kennenlernen will, muss zum nächsten Spiel einfach nur ein paar Aktien ins Depot schaufeln und schauen, inwieweit sich sein Blick darauf verändert. [Eigentlich sowieso eine spannende Frage, inwieweit Gamer in Zeiten von Crowdfunding und Co auch auf klassischere Finanzierungsmodelle wie Aktien zurückgreifen.]
Benutzeravatar
gyroscope
Beiträge: 23
Registriert: 31. Okt 2016, 11:51

Re: "Gamer und / vs Banker" - Eure Meinung

Beitrag von gyroscope »

5of3 hat geschrieben: mMn wird das Ganze eine ähnliche Entwicklung nehmen wie in Hollywood: Die Investmentbanker kommen, wedeln mit Geld, die Insider (Studios/Distributoren) nehmen gerne das Geld an, liefern ein bisschen Rendite ab und machen dementsprechend ein paar Projekte welche ihren Investoren gefallen, scheffeln sich jedoch viel selbst in die Tasche und die großen Tentpole & Pet-Projects bleiben bei ihnen selbst (Stichwort:"Stupid Finance Money / Stupid German Tax Money"). Für Cineasten war das jedoch mitunter auch damit verbunden, dass einige an sich vielversprechende Projekte einfach nur (qualitativ) zweitrangig bedient wurden (Hauptsache der ROI war hoch genug) und am Ende einfach auch oftmals nur Murks-Projekte des Geldes wegen die Lichtspielhäuser erreichten.
VG
Ich glaube, das das schon seit Ende der Neunziger Jahre so läuft, und die Auswirkungen sehen wir ja direkt in Produktstrategien der Industriegrößen.
Wagnisse wie Dead Space 1 sind extrem selten, dafür gibt es 15 (?) Inkarnationen von Assasins Creed. Ist halt leider so, wenn ein Nischenhobby Pop
wird. Und die Verkaufszahlen geben den Controlling Abteilungen recht, Dishonored 2, Deus Ex, Might Magic X - die Leute kaufen's halt leider auch nicht, wenn es Anspruch hat.

Eigentlich traurig, aber wir dürfen uns ja dank Kickstarter an Anschubfinanzierungen für Spiele beteiligen, die Nischentitel mit mehr Anspruch hervorbringen können. Ohne diese Möglichkeiten sehe es echt düster aus und ich würde das Hobby vermutlich nicht mehr so intensiv betreiben. :lol:
Sex, Drugs and Videogames
5of3
Beiträge: 73
Registriert: 28. Dez 2016, 18:47

Re: "Gamer und / vs Banker" - Eure Meinung

Beitrag von 5of3 »

Das entspricht ja zu großen Teilen meiner Einschätzung, dennoch finde ich daher oftmals den blanken Zorn innerhalb der Community über die Release-Politik einzelner Publisher/Produktionsstudios übertrieben kleinkariert und auch kurzsichtig.Denn, wie bereits richtig angemerkt, ohne die Bedienung des Mainstreams gibt es wohl auch keine wirkliche Knete für Indie- bzw. Pet-Projects.

Andererseits ein weiterer Aspekt ist aus wohlfahrttheoretischer Perspektive nicht zu vernachlässigen:

Insgesamt haben wir ja hier nicht nur die drei Parteien Produzenten/Distributoren, Banker/Investoren und Spieler/Konsumenten sondern dann in Zukunft evt. noch eine breiter werdende Gruppe an ggf. besonders "uninformierten" und daher zu schützenden Kleinanlegern. Denn wenngleich die klassischen Akteure aufgrund ihres originären Wissenstandes im Endeffekt relativ genau wissen sollten was Sie tun, besteht gerade hier dann die Gefahr das die besonders schlecht informierte Seite "über den Tisch gezogen" wird. Dies kann exemplarisch sowohl auf den Fall des Crowdfoundings als auch auf den Käufer von Fonds-Anteilen bzw. Laien-Händler an solchen Börsenangeboten übertragen werden. Und genau dies ist ja im Endeffekt mMn das Hauptproblem. Man denke nur an den ungemein unnützen und vollkommen schwachsinnigen Wertverlust von den sogenannten Steuer-Verlustverrechnungs-Filmfonds. Hier sollte man wohl aus regulatorischer Perspektive ein Auge darauf haben und nicht so ungeniert alles zulassen (nochmals: hierbei sehe ich insbesondere die vollkommen ökonomisch unlogische weil überproportionale verbreitete Crowdfounding Bewegung und eben das Aufkommen von vermeintlich "gut-gemeinten" öffentlichen Investistions-"Ideen" von Börsen, Experten und sonstige Medien als absolute Leute-Verdummung an).
Benutzeravatar
TrueKraut
Beiträge: 312
Registriert: 3. Jun 2016, 13:10
Wohnort: Westerwald
Kontaktdaten:

Re: "Gamer und / vs Banker" - Eure Meinung

Beitrag von TrueKraut »

Stimmt alles. Die Millenials sind zu "managable" ;D
nehmen sie 1 identität an!
5of3
Beiträge: 73
Registriert: 28. Dez 2016, 18:47

Re: "Gamer und / vs Banker" - Eure Meinung

Beitrag von 5of3 »

+++1

nur: am Schluss regen sich wieder alle auf!!! :D

--> Crowdfunding-Apostoliker ranten über "Beschiss" in ihren Projekten, Hardcore-Fans/Anti-Casual-Indie-Retro-Liebhaber über die zu kleine Auswahl an künstlerisch wertvollen Spielen, arme Übernahme-Kandidaten beweinen ihre gefährdete Unabhängigkeit (hallo Ubisoft!), und nicht zuletzt neunmalkluge Investoren und auch Kleinanleger die auf einmal (angespornt durch besagte Seiten) auf ihrer persönlichen Rendite-Jagd ihr teuer erspartes Geld verloren haben.

Was dann nicht zuletzt alles zu dem üblichen Kapitalismus-Gebashe mMn führt. Aber das wird nun wohl zu gesellschaftspolitisch :-)

Bleibt also die moralische Frage: Sollte man die dann halt da reinlaufen lassen oder sollte ein "wohlwollendes" regulatorisches Organ nicht bereits jetzt was dagegen machen, falls dies denn möglich ist (bspw. durch konzertierte Maßnahmen wie etwa stärkere Reglementierung Crowdfunding / Institutionelle Kontrolle des Handels mit digitalen Gütern etc.)???
Antworten