Wieso erhalten erkennbar schlechte Spiele trotzdem gute Wertungen?

Alles, was nicht in ein anderes Forum gehört: Hier rein
Forumsregeln
Datenschutzerklärung: https://www.gamespodcast.de/datenschutzerklaerung/
Impressum: https://www.gamespodcast.de/impressum/

Forenregeln und zukünftige Weltverfassung
ART 1: Behandle andere Nutzer mit Respekt.
ART 2: Do NOT piss off the Podcasters

Lies bitte weitere Hinweise hier: viewtopic.php?f=4&t=2789
Benutzeravatar
Blaight
Lord Moderator of the Isles, First of his name
Beiträge: 1552
Registriert: 2. Jun 2016, 10:41

Re: Wieso erhalten erkennbar schlechte Spiele trotzdem gute Wertungen?

Beitrag von Blaight »

Vielleicht ist ein Aspekt auch einfach die Zeit. Wie häufig dachte ich bei einem neuen Musikalbum in den ersten Wochen des Hörens: Wow, was für ein Meisterwerk, da muss ich ja keinen Tracks skippen. 5 Sterne mit Auszeichnung.
Um dann ein halbes Jahr später zu erkennen "meh" war doch nicht so doll.
Und andere CDs werden dann über Jahre erst zu einem zeitlosen Klassiker, etwas, was man nicht hundert % erahnt hatte. Ich habe den Eindruck, dass bei Computerspielen ebenfalls vorkommt, dass einzelne Titel als großartig besprochen werden und dann irgendwie doch langfristig nicht so relevant sind.
toxic_garden

Re: Wieso erhalten erkennbar schlechte Spiele trotzdem gute Wertungen?

Beitrag von toxic_garden »

Blaight hat geschrieben:Vielleicht ist ein Aspekt auch einfach die Zeit. Wie häufig dachte ich bei einem neuen Musikalbum in den ersten Wochen des Hörens: Wow, was für ein Meisterwerk, da muss ich ja keinen Tracks skippen. 5 Sterne mit Auszeichnung.
Um dann ein halbes Jahr später zu erkennen "meh" war doch nicht so doll.
Und andere CDs werden dann über Jahre erst zu einem zeitlosen Klassiker, etwas, was man nicht hundert % erahnt hatte. Ich habe den Eindruck, dass bei Computerspielen ebenfalls vorkommt, dass einzelne Titel als großartig besprochen werden und dann irgendwie doch langfristig nicht so relevant sind.
ich glaube, man kann den Zeitrahmen bei Spielen da auch aus einer anderen Richtung betrachten. Wie viele Redakteure großer Magazine haben wirklich die Zeit, ein Spiel in der Ausführlichkeit zu testen, wie es Andre und Jochen tun?
Wenn ein Spiel in den ersten 5-10 Stunden begeistern kann, dann habe ich das Gefühl, dass die 90er Wertung bei vielen Magazinen schon vorprogrammiert ist. Und das nicht nur bei denen, die eine Spiele-Sparte als Seitenfüller haben (ernsthaft, schenkt überhaupt jemand den "Netzwelt Spiele-Tipps" von SpOn Beachtung?!), sondern auch bei etablierten Marken. Da werden Dinge angepriesen, die in den ersten Momenten noch toll wirken mögen, nach 20+ Spielstunden aber einfach nur noch nerven. Dass sowas bei zu kurzer Testzeit nicht auffällt, ist klar. Aber das unterscheidet halt qualitativ hochwertige Rezensionen von Fliessbandarbeit. Das Selbe mit Nebenquests oder Plot Holes: die findet - und bewertet - man auch nur bei entsprechender Gründlichkeit.

Ich bin by the way mit der Wertschätzung zu Fallout 4 so überhaupt nicht d'accord. Das Spiel war für mich ein fantastischer Zeitvertreib für 100+ Stunden und die von Jochen angesprochenen Punkte haben mich nicht im geringsten gestört. Trotzdem habe ich durchaus Verständnis für seine Position, in der er andere Dinge deutlich stärker gewichtet als ich. Mit dieser Sicht ist F4 sicher nicht mehr halb so gut. Und genau unter dem Aspekt nehme ich inzwischen auch die anderen Wertschätzungen wahr. Ein Mass Effect Andromeda hätte mich schon ein bisschen gereizt, aber nach der Besprechung wusste ich: das gibt's wenn überhaupt, dann erst im Sale. Weil mich einige der angesprochenen Punkte tatsächlich auch nerven würden. Ich kann also trotz konträrer Meinung zu gewissen Titeln immer recht gut ableiten, aus welcher Intention raus die Beiden ein Spiel gut oder schlecht finden und mir dann mein eigenes Urteil bilden. "Jochen findet die Story unlogisch? Geschenkt. Andre sagt, die Shooter-Mechanik sei vorbildlich? Aha. Also tatsächlich ein no-brainer für die halbe Stunde nach dem Feierabend".
Benutzeravatar
mart.n
Beiträge: 800
Registriert: 7. Jul 2016, 08:34

Re: Wieso erhalten erkennbar schlechte Spiele trotzdem gute Wertungen?

Beitrag von mart.n »

Abseits der großen Verschwörungstheorien halte ich es tatsächlich auch für möglich, dass unterschiedliche Geschmäcker am Werke sind. Ich mochte Fallout 4 nämlich auch, auch wenn 3 (nicht NV!) besser war. Was ich z.B. gar nicht mag, sind Planescape Torment oder Zelda. Damit würde ich mich jetzt bei den meisten Leuten ziemlich in die Nesseln setzen, aber es ist halt meine aufrichtige Meinung. Irgendwie kommt es ja im Endeffekt doch nur darauf an, ob der gewählte Spielpunkt des Spiels für einen selbst von Belang ist. Mich z.B. interessiert Story wirklich nur rudimentär. Da weiß ich doch sofort, Telltale - das ist nix für mich.

Also achte ich eher darauf, ob gezielt das Gameplay gelobt wird (mein Ding), das Spiel thematisch und vom Genre her in meinen Bereich fällt (z.B. aktuell Normandy 44) und ob ich vom Hersteller schon eine gute Meinung hab oder nicht (z.B. Paradox hui. Ubisoft pfui).

Ich würde mich da vom sklavischen festklammern an Wertungen etwas lösen. Meistens gibt es auch unterschiedliche Meinungen, man muss nur etwas suchen. Und Tests in reinen Witzmagazinen a la "Official Nintendo/Sony/Xbox xY Magazine" generell gar nicht erst lesen. Die Wertschätzungen finde ich super. Ich würde trotzdem kein The Witness spielen, weil ich Puzzlespiele nicht mag. Aber Andres Stellaris Wertschätzung hat mich dazu gebracht, es mir genauer anzuschauen und auf meine WIshlist zu legen. Man weiß ja nie. ;)
Benutzeravatar
Serviervorschlag
Beiträge: 50
Registriert: 13. Jan 2017, 12:14

Re: Wieso erhalten erkennbar schlechte Spiele trotzdem gute Wertungen?

Beitrag von Serviervorschlag »

toxic_garden hat geschrieben: ich glaube, man kann den Zeitrahmen bei Spielen da auch aus einer anderen Richtung betrachten. Wie viele Redakteure großer Magazine haben wirklich die Zeit, ein Spiel in der Ausführlichkeit zu testen, wie es Andre und Jochen tun?
Wenn ein Spiel in den ersten 5-10 Stunden begeistern kann, dann habe ich das Gefühl, dass die 90er Wertung bei vielen Magazinen schon vorprogrammiert ist.
Das wird auch ein ganz entscheidender Punkt sein. Ich erinnere nur an Mass Effect 3: keiner der mir bekannten Reviews entheilt auch nur bloße Andeutungen zum, sagen wir mal "diskussionswürdigen" Ende. Einige schrieben sogar was vom "runden und würdigen Ende". :shock: :lol:

Bei einem anderen Podcast wurde auch mal erwähnt, dass diese schon mal vom Publisher eine leise Drohung erhalten haben, keine Testmuster mehr zu bekommen, wenn bestimmte Spiele gewisse Mindest-Zielwerte nicht erhalten. Im konkreten Beispiel haben sich die Caster zwar so hingestellt, dass das ihnen wurscht war und sie sich nicht beeinflussen ließen, aber a) wer weiß ob sowas stimmt und b) andere da nicht verschüchterter reagieren.
:twisted: Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten. Vor Antwort fragen Sie bitte Ihren gesunden Menschenverstand oder jemanden, der sich damit auskennt. :twisted:
snoogie
Beiträge: 179
Registriert: 6. Apr 2017, 13:52

Re: Wieso erhalten erkennbar schlechte Spiele trotzdem gute Wertungen?

Beitrag von snoogie »

Vorab: Ich habe bisher keinen einzigen ME Teil gespielt.

Beim hören der Mass Effect Folge gestern nachdem ich zuvor die ME:A Folge gehört habe, kann ich mir schon vorstellen, wieso bei Jochen und Andre ME:A durchgefallen ist: Die beiden lieben die "alten" ME Teile einfach abgöttisch.
Wenn du etwas liebst und dann wird dazu ein Nachfolger angekündigt, sind die Erwartungen die du hast immens hoch - auch wenn du es wahrscheinlich nie zugeben würdest oder es vor dir selbst runterspielst.
Wenn der neue Teil deine Erwartungen dann nicht zu 90% trifft oder sogar übertrifft ist er bei dir durchgefallen.

Die Frage ist ja, was ist richtig: Ein Spiel losgelöst von seinen Vorgängern zu bewerten oder genau im Kontext und Vergleich mit seinen Vorgängern bewerten?


Fast alle hier im Thread besprochenen Spiele sind ja irgendwelche "Nachfolger" anderer Titel.

Ich würde ja mal gerne wissen, was ich von ME:A halte, ich kenne bisher ja kein einziges ;)
Benutzeravatar
Desotho
Beiträge: 5548
Registriert: 13. Dez 2016, 19:05
Kontaktdaten:

Re: Wieso erhalten erkennbar schlechte Spiele trotzdem gute Wertungen?

Beitrag von Desotho »

Major_Panno hat geschrieben:Wie kann ein Spiel, das so klar "schlecht" ist, gute Wertungen erhalten??
Manchmal ist ein Spiel nicht einfach die Summer der guten Features von denen man die negativen Dinge abzieht.
Ich persönlich hatte viel Spaß mit FFXV, auch wenn man ihm auf dem Papier vieles ankreiden kann.
Ein anderes Beispiel wäre Star Wars Galaxies das objektiv zu Release ein unfertiger, contentfreier Bughaufen war. Und wir hatten unglaublich viel Spaß damit ...
El Psy Kongroo
Benutzeravatar
lolaldanee
Beiträge: 2101
Registriert: 2. Jun 2016, 14:05

Re: Wieso erhalten erkennbar schlechte Spiele trotzdem gute Wertungen?

Beitrag von lolaldanee »

gnadenlos hat geschrieben:
lolaldanee hat geschrieben:Ich kann mir wunderbar vorstellen, dass DAI nicht halb so schlecht ist wie es von Jochen gemacht wird, der findet DA2 ja schließlich auch eher doof, und ich finde das ist eines der besten 10 Spiele aller Zeiten!
Doch DA:I ist so schlecht und wer das als GOTY bewertet hat einen sehr eigentümlichen Geschmack. DA2 finde ich übrigens auch schlechter als Teil 1, aber es ist noch ein brauchbares Spiel. DA:I ist nur ein anspruchsloser sehr monotoner Zeit-Killer.
hm, eigentümlich... also "nicht der normale Geschmack"?
aber wenn die Leser der wichtigsten deutschen Spielepublikation das Ding als Spiel des Jahres klassifizieren, hat dann nicht eher der, der es scheiße findet, einen eigentümlichen Geschmack? Es scheint jedenfalls definitiv nicht der Geschmack der Mehrzahl, also die Norm, das Gewöhnliche, zu sein.
Es mag ein BESSERER Geschmack sein, aber gewöhnlich eher nicht :think:
Benutzeravatar
Nachtfischer
Beiträge: 1488
Registriert: 18. Jan 2016, 10:55
Kontaktdaten:

Re: Wieso erhalten erkennbar schlechte Spiele trotzdem gute Wertungen?

Beitrag von Nachtfischer »

lolaldanee hat geschrieben:
gnadenlos hat geschrieben:
lolaldanee hat geschrieben:Ich kann mir wunderbar vorstellen, dass DAI nicht halb so schlecht ist wie es von Jochen gemacht wird, der findet DA2 ja schließlich auch eher doof, und ich finde das ist eines der besten 10 Spiele aller Zeiten!
Doch DA:I ist so schlecht und wer das als GOTY bewertet hat einen sehr eigentümlichen Geschmack. DA2 finde ich übrigens auch schlechter als Teil 1, aber es ist noch ein brauchbares Spiel. DA:I ist nur ein anspruchsloser sehr monotoner Zeit-Killer.
hm, eigentümlich... also "nicht der normale Geschmack"?
aber wenn die Leser der wichtigsten deutschen Spielepublikation das Ding als Spiel des Jahres klassifizieren, hat dann nicht eher der, der es scheiße findet, einen eigentümlichen Geschmack? Es scheint jedenfalls definitiv nicht der Geschmack der Mehrzahl, also die Norm, das Gewöhnliche, zu sein.
Es mag ein BESSERER Geschmack sein, aber gewöhnlich eher nicht :think:
Aufgrund der Jugend des Mediums wird die durchschnittliche "Video Game Literacy" vergleichsweise niedrig sein und Publikumspreise dementsprechend näher an Murks als in anderen Medien.
Benutzeravatar
johnnyD
Beiträge: 681
Registriert: 19. Dez 2016, 18:53
Wohnort: Bayreuth

Re: Wieso erhalten erkennbar schlechte Spiele trotzdem gute Wertungen?

Beitrag von johnnyD »

meisterlampe1989 hat geschrieben:Das ist es halt, was vollkommene Unabhängigkeit ausmacht.

Es gibt keine Redaktion bzw. Chefredaktion, keine Anzeigenabteilung, keine Abhängigkeit vom Muster. Das heißt, es ist vollkommen, aber auch wirklich vollkommen egal, wie man sich mit den Publishern und Entwicklern versteht.
...
Die Frage der Finanzierung macht das Fundament! Darauf folgt die Kompetenz von Gamespodcast mit der Maxime:
Jochen hat geschrieben:... Kritik hat nie universell Recht... Die Entscheidung liegt immer bei euch.
Deshalb sind es gut investierte Patreon-Dollars :!:
"Wenn man den Sumpf trocken legen will, darf man nicht die Frösche fragen!"
akill0816
Beiträge: 287
Registriert: 29. Feb 2016, 15:58

Re: Wieso erhalten erkennbar schlechte Spiele trotzdem gute Wertungen?

Beitrag von akill0816 »

Aufgrund der Jugend des Mediums wird die durchschnittliche "Video Game Literacy" vergleichsweise niedrig sein und Publikumspreise dementsprechend näher an Murks als in anderen Medien.
Und das ist in anderen Medien anders? Wer sich die Bestseller im Bereich Kino, Buch und Musik so anschaut wird schnell feststellen, dass auch dort Massengeschmack nicht unbedingt Qualität belohnt. Der einzige wirkliche Unterschied, den ich ausmachen kann ist, dass sich Subkulturen entwickelt haben, die eine andere Beurteilung vornehmen. Es gibt eine Resonanz für Arthousefilme und Literatur aber Publikumspreise, die nicht auf Filmfestivals und geschlossenen Literaturzirkeln vergeben werden, sind meiner Meinung nach noch deutlich stärler Schund durchsetzt als im Spielebereich. Die Jugend des Mediums hat damit wenig zu tun. Ich würde sogar behaupten, dass die Rezeption noch deutlich kritischer war, als Spiele noch ein Nischendasein gefristet haben.

Bei Dragon Age Inquisition habe ich das Gefühl, dass ein erheblicher Teil der Spielerschaft das Spiel deutlich schwächer sieht als die Leitmedien. Wenn man Foreneinträge zu dem Spiel ließt, finden sich doch erstaunlich viele enttäuschte Spieler. Es ist ja auch bei anderen Medien nicht unüblich, dass sich die Rezeption eines Werkes mit entsprechendem Abstand stärker ausdifferenziert als kurz nach Release. Gerade wenn es sich um einen erheblich gehypten Titel handelt....auch Matrix 2 und 3 wurden bei Release nicht so eindeutig in den Boden gestampft wie es heute der Fall ist.
Benutzeravatar
lolaldanee
Beiträge: 2101
Registriert: 2. Jun 2016, 14:05

Re: Wieso erhalten erkennbar schlechte Spiele trotzdem gute Wertungen?

Beitrag von lolaldanee »

Dem stimme ich zu.
Was mir allerdings grad auffällt. Als Jungendlicher habe ich noch Publikumspreise automatisch mehr beachtet, aber heutzutage interessieren mich Kritikerpreise viel mehr, gerade weil da auch mal ausgefallenere Spiele beachtet werden.

Ansonsten glaube ich übrigens wie Nachtfischer aber auch gar nicht, dass die große Masse an Menschen so einen schlechten Geschmack hat, und deshalb oft Schund wichtige Preise gewinnt. Ich glaube auch es liegt eher daran, dass (wie in anderen Medien) viele Spieler halt nur einige wenige Spiele kennen, die angesprochene Literacy eben, und von den potentiel besseren Spielen einfach gar nicht wissen, und sie erst recht nicht gespielt haben. Deshalb wird dann natürlich auch immer nur für die wenigen Titel gestimmt, die die Masse halt überhaupt kennt. Der Mensch geht halt nicht gern aus seiner Komfortzone raus.
Benutzeravatar
Andre Peschke
Beiträge: 9821
Registriert: 9. Jan 2016, 16:16
Kontaktdaten:

Re: Wieso erhalten erkennbar schlechte Spiele trotzdem gute Wertungen?

Beitrag von Andre Peschke »

snoogie hat geschrieben:Beim hören der Mass Effect Folge gestern nachdem ich zuvor die ME:A Folge gehört habe, kann ich mir schon vorstellen, wieso bei Jochen und Andre ME:A durchgefallen ist: Die beiden lieben die "alten" ME Teile einfach abgöttisch.
Mag ein Element sein, unbestritten. Aber das ist mir zu pauschal und beißt sich mit den folgenden Fakten:

- Ich liebe die ME-Reihe nicht abgöttisch. Ich habe meinem liebsten Teil der Reihe damals glaube ich eine 88 gegeben. Ich finde die Reihe wirklich sehr gut, aber es ist keine innige Liebe wie zu anderen Titeln.
- Zelda war in gewisser Weise ganz anders, als von mir erwartet. Und die Zelda-Reihe liebe ich tatsächlich. ^^
- Jochen mag erklärtermaßen ME3 nicht besonders.
lolaldanee hat geschrieben:aber wenn die Leser der wichtigsten deutschen Spielepublikation das Ding als Spiel des Jahres klassifizieren, hat dann nicht eher der, der es scheiße findet, einen eigentümlichen Geschmack?
Dragon Age: Inquisition hat eine Publikumswahl gewonnen mit dem Wettbewerb: "Diablo 3 - Reaper of Souls", "Dark Souls II", "South Park: The Stick of Truth", "Wasteland 2" und "Divinity: Original Sin".

Die einzig ernsthafte Konkurrenz ist also Dark Souls 2 - eine Reihe, die traditionell eine Konsolen-Franchise ist (es brauchte eine Petition um die auf den PC zu bekommen, derweil war DA:Origins in der PC-Version sogar von den Features her erweitert) und die vom Marketing-Druck her mit DA: I sicher nicht mithalten konnte. Und ein AddOn,bei dem debattierbar ist, ob es als "Rollenspiel" durchgeht - immerhin aber ein Diablo-AddOn. Die Wahl fand bei einem PC-zentrischen Magazin statt. Zudem werden bei der Wahl der GameStars nur eine begrenzte Anzahl von Titeln groß als "Empfehlungen" gefeatured - für den Rest muss der Nutzer selbst zur Abstimmung die Datenbank durchsuchen.

Kurz: Kontext ist hier wichtig.

Andre
Benutzeravatar
lolaldanee
Beiträge: 2101
Registriert: 2. Jun 2016, 14:05

Re: Wieso erhalten erkennbar schlechte Spiele trotzdem gute Wertungen?

Beitrag von lolaldanee »

Naja... Diablo 3 Addon (Diablo zählt bei GameStar ja traditionell in die Rollenspiele Kategegorie) eines der größten Franchise überhaupt, und das als Indie doch schon sehr gefeierte Original Sin...
gerade letzteres beweist docht eigentlich meinen Punkt? In allen Foren überall wird meiner Wahrnehmung nach Divinity gefeiert (GERADE auf dem PC) - gewonnen hat das dem gefühlten Konsens nach VIEL schlechtere DAI... eben! Ich finde das stinkt doch schon sehr nach "die schweigende Hardcore-Masse findet DAI viel besser als die Hardcore-Hardcorespieler"
akill0816
Beiträge: 287
Registriert: 29. Feb 2016, 15:58

Re: Wieso erhalten erkennbar schlechte Spiele trotzdem gute Wertungen?

Beitrag von akill0816 »

lolaldanee hat geschrieben:Naja... Diablo 3 Addon (Diablo zählt bei GameStar ja traditionell in die Rollenspiele Kategegorie) eines der größten Franchise überhaupt, und das als Indie doch schon sehr gefeierte Original Sin...
gerade letzteres beweist docht eigentlich meinen Punkt? In allen Foren überall wird meiner Wahrnehmung nach Divinity gefeiert (GERADE auf dem PC) - gewonnen hat das dem gefühlten Konsens nach VIEL schlechtere DAI... eben! Ich finde das stinkt doch schon sehr nach "die schweigende Hardcore-Masse findet DAI viel besser als die Hardcore-Hardcorespieler"
Leserwahlen sind immer auch eine Frage der absoluten Verbreitung und da haben Spiele mit einem enormen Marketingsbudget eben einen Vorteil. Bioware lebt in gewisser Weise von einer einmal erworbenen Aura. Die Leserwahlen bei unterschiedlichen Publikationen setzen ja nicht einmal voraus, dass ein Spiel tatsächlich gespielt wurde. Unter Umständen reichen positive Erfahrungen mit vorherigen Titeln eines Entwicklers aus um eine Stimme zu bekommen, weil die Stimme nicht kostet und nicht jeder Gamestarleser ist Rollenspieler. Insofern sind solche Wahlen von geringerer Aussagenkraft als Nutzerkritiken auf bekannten Aggregatorseiten, da dort zumindestens davon auszugehen ist, dass die meisten Bewerter das Spiel zumindestens angespielt haben. Außerdem kan das Spiel im November 2014 raus, sodass zum Zeitpunkt der Wahl das Spiel noch recht frisch in Erinnerung ist. Es hat schon einen Grund warum seriöse "Die besten...aller Zeiten" Listen aktuelle Produkte meistens ausschließen, weil die Wahl sonst grandios verfälscht würde.
Für mich sagt ein 5.9 Userscore auf Metacritics noch mehr aus, als eine beliebige Leserwahl auch wenn der Usermetascore immernoch ein schlechter Maßstab ist. Wichtiger ist für sowiso ob ich Kritikpunkte an einem Spiel objektiv nachvollziebar und subjektiv wichtig finde. Zahlen und Preise sind sowiso immer auch Stimmungsindikatoren, die sich schnell verschieben können.
Benutzeravatar
Andre Peschke
Beiträge: 9821
Registriert: 9. Jan 2016, 16:16
Kontaktdaten:

Re: Wieso erhalten erkennbar schlechte Spiele trotzdem gute Wertungen?

Beitrag von Andre Peschke »

lolaldanee hat geschrieben:Naja... Diablo 3 Addon (Diablo zählt bei GameStar ja traditionell in die Rollenspiele Kategegorie) eines der größten Franchise überhaupt, und das als Indie doch schon sehr gefeierte Original Sin...
gerade letzteres beweist docht eigentlich meinen Punkt? In allen Foren überall wird meiner Wahrnehmung nach Divinity gefeiert (GERADE auf dem PC) - gewonnen hat das dem gefühlten Konsens nach VIEL schlechtere DAI... eben! Ich finde das stinkt doch schon sehr nach "die schweigende Hardcore-Masse findet DAI viel besser als die Hardcore-Hardcorespieler"
Divinity ist im Vergleich zu Dragon Age einfach nicht populär genug. Bei "Reaper of Souls" können wir uns mit Spekulation streiten. Meiner Erfahrung nach werden AddOns nicht als Vollwertige Kandidaten akzeptiert und bekommen daher erheblich weniger Stimmen. Aber da kannst du sagen "stimmt nicht" - agree to disagree. IMO hat Dragon Age: Inquisition in einem extrem schwachen RPG-Jahrgang gewonnen in einer Wahl, in der es um Popularität geht, nicht um Qualität (wie bei allen Publikumswahlen: Der bekanntere Titel gewinnt, nicht der beste).

Bedenke auch, das solche Abstimmungen mit Gewinnspielen verbunden sind und man nicht "keines davon" wählen kann. Da stimmen also massenweise Leute ab, die keines der Spiele je gespielt haben.

Andre
Tom
Beiträge: 154
Registriert: 7. Apr 2017, 00:13

Re: Wieso erhalten erkennbar schlechte Spiele trotzdem gute Wertungen?

Beitrag von Tom »

Also DA:I ist beispielsweise auch im Neogaf-Forum zum viertbesten Spiel des Jahres gewählt worden, nach 3 WiiU exklusiven Spielen und von einem Hardcore-Publikum ohne Plattformbindung. Das Spiel hat sicherlich seine Fans.

Was manche langweilig und belanglos empfinden, finden andere vielleicht einladend und bekömmlich.

Was den Unterschied zwischen Userwertungen und Kritikerwertungen angeht, kann ich die starke Polarisierung zwischen Spielen einer Reihe oder eines Genres bei Userwertungen oft nur sehr schwer nachvollziehen.

Beispiele:
Assassins Creed: Black Flag vs. Assassins Creed 3 (Differenz Kritikerscore auf Metacritic: 4 Punkte vs. Differenz Userscore: 15 Punkte)
Mass Effect 2 vs. Mass Effect 3 (6 Punkte vs. 32 Punkte)
Battlefield 1 vs. Call of Duty: Infinite Warfare (15 Punkte vs. 44 Punkte)
The Witcher 3 vs. Dragon Age Inquisition (8 Punkte vs. 34 Punkte)
Fallout 3 vs. Fallout 4 (7 Punkte vs. 24 Punkte)

MMn sind das alles Spielepaare, die sich auf einem ähnlichen Qualitätsniveau befinden, sagen wir mal innerhalb von 10 Punkten im klassischen 100er-System. Die erstgenannten Spiele mögen klar besser sein, aber in Userbewertungen oder Forendiskussionen liest es sich häufig so, als wären die Spiele auf einem völlig anderen Niveau. Ich glaube das weniger mit "gaming literacy", Geschmack oder tatsächlicher Qualität und mehr mit Enttäuschungen, Einstellungen zum Entwickler, sich wechselseitig verstärkenden Meinungen und Zufall zu tun hat, als die Beteiligten glauben. Der Effekt dürfte ähnlich sein wie der bei Kanzlerduellen: Dabei schlägt die Meinung zur Leistung der Kandidaten auch erst nach ein paar Tagen in eine Richtung aus, wenn das Publikum die Meinungen von Journalisten und Kommentatoren aufgenommen und übernommen hat. Nur das inzwischen und insbesondere bei Spielen die sozialen Netzwerke Meinungen formen, ohne das man es merkt.
Benutzeravatar
Neobone
Beiträge: 570
Registriert: 2. Jan 2017, 09:54

Re: Wieso erhalten erkennbar schlechte Spiele trotzdem gute Wertungen?

Beitrag von Neobone »

Jochen hat geschrieben:Letztlich, denke ich, kommen hier viele Faktoren zusammen. Erfahrung und Expertise in dem jeweiligen Genre. Persönliche Vorlieben und Abneigungen. Emotionale oder rationale Herangehensweisen. Das Zielpublikum. Oder auch bloß der Mut, den Gegenwind zu ertragen. Wenn ich zum Beispiel Andromeda bei der GS eine 40/100 gegeben hätte - ich will gar nicht wissen, was dort losgewesen wäre. Kritik hat nie universell Recht. Sie ist entweder gut belegt und begründet ... oder eben nicht. Wir wollen eine Alternative zum gängigen Wertungskosmos bieten. Nicht, indem wir Spiele per se schlechter finden als andere, bloß um sie schlechter zu finden. Sondern indem wir aufrichtige Maßstäbe anlegen. Indem wir ehrlich sind. Aber das heißt noch lange nicht, dass wir Recht haben. Die Entscheidung liegt immer bei euch.
Das würde ja bedeuten das egal wie oft die Gamestar Redakteure beteuern in keiner Weise beeinflussbar zu sein, ihre Wertung am Ende des Tages doch nur im Rahmen eines Wertungsbereichs gemacht werden bei dem sie möglichst wenig anecken bzw. so wenig wie möglich Stress haben um ihre Wertung zu verteidigen.

Bei AAA Titeln ist das meiner Meinung nach auch relativ gut sichtbar, denn dort hat man das Gefühl das man die Wertungsskala unterhalb von 75 eigentlich komplett abschaffen könnte, am Ende reicht ein bischen vernünftige Grafik auf AAA Niveau + eine einigermaßen brauchbare Steuerung und lesbares Interface für die 75+.
Man hat im Allgemeinen das Gefühl das man von der Redakteursseite her nur in Sachen Grafik einen Standard von 2017 erwartet und bei sämtlichen anderen Aspekten mit einem 2005er Niveau zufrieden ist.
Die Performance der Systeme hat sich soweit verbessert das man extrem komplexe KI Systeme und Verhalten bauen könnte?
Egal, reicht wenn die KI in Deckung geht und da wo sie geradeaus laufen sollen auch geradaus läuft und in irgendeiner Weise auf den Spieler reagiert. (Civ6)
Man könnte heutzutage richtig komplexe Storys auch richtig emotonial visuell umsetzen ingame? (Last of Us)
Wurscht, hauptsache es gibt überhaupt eine Story zu der Grafikdemo.
Interface ist Schrott auf dem PC?
Was solls immerhin gibt es ein Interface was irgendwie funktioniert.
Steuerung ist umständlich für den PC?
Na und, immerhin kann man ja noch das Spiel steuern.

Wie gesagt ich beziehe das speziell auf AAA Titel welche eigentlich auch das Budget haben in diesen Punkten zu glänzen.
Es gibt fast keinen Tester mehr der mal wirklich auf gut Deutsch die Eier hat die richtige Wertung drunter zu schreiben.
Wir haben 2017 aber die Spieleindustrie ist ausser bei der Grafik auf dem Stand von vor 10 Jahren stehen geblieben und die Tester interressiert das nicht im Geringsten.
Benutzeravatar
TechniKadger
Beiträge: 334
Registriert: 24. Aug 2016, 01:36

Re: Wieso erhalten erkennbar schlechte Spiele trotzdem gute Wertungen?

Beitrag von TechniKadger »

akill0816 hat geschrieben:
Aufgrund der Jugend des Mediums wird die durchschnittliche "Video Game Literacy" vergleichsweise niedrig sein und Publikumspreise dementsprechend näher an Murks als in anderen Medien.
Und das ist in anderen Medien anders? Wer sich die Bestseller im Bereich Kino, Buch und Musik so anschaut wird schnell feststellen, dass auch dort Massengeschmack nicht unbedingt Qualität belohnt.
Hier geht es jedoch um zwei unterschiedliche Dinge.

1. Kommerzieller Erfolg (Transformers, Justin Bieber, 50 Shades, Dragon Age)
2. Kritischer Erfolg bei dem Publikum

Auch wenn Transformers, Justin Bieber und 50 Shades riesigen kommerziellen Erfolg haben, würden sie, anders als Dragon Age: Inquisition, bei den wenigsten allgemeinen Publikumspreisen Erstplatzierungen abstauben. Klar bewertet das Publikum im Vergleich zu den Kritikern die kommerziellen Erfolge trotzdem höher, aber die Korrelation zwischen kommerziellem und kritischem Erfolg ist bei weitem nicht so stark, wie im Videospielgenre.

Game Literacy, wie Nachtfischer sagt (oder was das betrifft, Film- Musik- oder sonstige literacy) ist hier der Faktor, der Ersteres von Letzterem trennt. Diese Literacy ist bei den älteren (und zugänglicheren) Medien höher.
Benutzeravatar
Andre Peschke
Beiträge: 9821
Registriert: 9. Jan 2016, 16:16
Kontaktdaten:

Re: Wieso erhalten erkennbar schlechte Spiele trotzdem gute Wertungen?

Beitrag von Andre Peschke »

TechniKadger hat geschrieben:Auch wenn Transformers, Justin Bieber und 50 Shades riesigen kommerziellen Erfolg haben, würden sie, anders als Dragon Age: Inquisition, bei den wenigsten allgemeinen Publikumspreisen Erstplatzierungen abstauben.
:D

https://en.wikipedia.org/wiki/38th_Peop ... ice_Awards" onclick="window.open(this.href);return false;

People's Choice Awards 2012:

Lieblingsfilm: Transformers - Dark Side of the Moon
Bester Actionfilm: Transformers - Dark Side of the Moon

Andre
Benutzeravatar
lolaldanee
Beiträge: 2101
Registriert: 2. Jun 2016, 14:05

Re: Wieso erhalten erkennbar schlechte Spiele trotzdem gute Wertungen?

Beitrag von lolaldanee »

Die haben alle das gute Sounddesign gewürdigt, ich bin mir sicher
Antworten