Nachgeforscht: Auf der Couch Teil 2 - Completionism

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olipool
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Nachgeforscht: Auf der Couch Teil 2 - Completionism

Beitrag von olipool »

Wieder eine sehr schöne, interessante Folge. Ich finde die Gespräche mitunter etwas "schleppend", was aber in der Natur der Sache liegt und mich persönlich stört das auch nicht sonderlich.

Zwei Fragen, die ich Jochen gerne noch in der "Aufarbeitung" gestellt hätte:

1. siehst du dich intellektuell herab gestuft, wenn du nicht alle Sidequests erfüllst? Immerhin zeigt einem so ein Spiel ja durch die Fortschrittsquote genau an, ob man 100% erfüllt hat. Und du sagtest, bei wichtigen Dingen, die du selbst gewählt hast, sei dir Sorgfalt schon wichtig. Und früher war es bestimmt auch eine intellektuelle Herausforderung, die optimale Party-Konstellation für den Endboss zusammen zu bekommen.

2. Hast du als Kind immer dein Zimmer aufräumen sollen bzw. es gemacht? Ich stelle bei mir fest, dass es mich etwas stört, wenn auf der Karte noch Symbole sind oder Quests im Jounal verbleiben, einfach weil die da so unaufgeräumt rumliegen. Ich war ein ziemlich unordentliches Kind, hab aber so oft gesagt bekommen, ich müsse doch aufräumen, und wie solle das nur später im Beruf sein etc.

Ich war nie extremer Completionist, weil mir die Zeit einfach zu schade ist, und spätestens seit Rise of the Tomb Raider kann ich all die Nebengrütze ignorieren, weil ich weiß, dass die heutzutage in fast allen Spielen einfach ohne Bedeutung ist und Spielzeit strecken soll (oder andere unsinnige Gründe).
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monkeypunch87
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Re: Nachgeforscht: Auf der Couch Teil 2 - Completionism

Beitrag von monkeypunch87 »

Mir hat diese Folge etwas besser gefallen als die erste mit Ines und Andre, da dank der Nachfragen von Jochen auch etwas besser in konkretere Handlungsanweisungen gegangen ist. Außerdem war es nicht ganz so monoton wie der Redeschwall von Andre. :dance:
Ich drücke mich durchgehend unpräzise aus.
Dies ist ein Forum, welches ich in meiner Freizeit besuche, und nicht der wissenschaftliche Nabel der Welt.
Danke für das Verständnis, Goldwaagen bitte bei der Arbeit lassen. :mrgreen:
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Ines
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Re: RE: Re: Nachgeforscht: Auf der Couch Teil 2 - Completionism

Beitrag von Ines »

Zwart hat geschrieben: Aus der Perspektive eines systemischen Therapeuten fand ich die Episode ganz, ganz schrecklich. :D Das ist natürlich aber mein Problem. KVT funktioniert ja nun mal anders und es war interessant das mal in der "Praxis" (ich weiß, das ist eher auf dem Niveau einer unterhaltsamen Fingerübung) zu erleben.

Aber die Tipps zum Ende hin merke ich mir. Vor der Sparkasse nach der Sparkasse zu fragen, fand ich ne großartige Idee! :D

Insgesamt genauso interessant wie die letzte Folge. :)

Gerne mehr davon. :)

Hat Sebastian nicht auch irgendwas wozu er ne Folge machen wollen würde?
Vielleicht nicht auf Spiele bezogen, aber die Frage stellt sich schon, warum er sich so gegen Führungspositionen wehrt. ;)


Oh, ein Systemiker! Wie schön! Ja, ich weiß, ihr leidet immer sehr, bei diesen VT-Kerntechniken.
Zu der Sache mit der Sparkasse: wer spieleaffin ist, kann sicherlich auch in den Saturn gehen und nach Bio-Ware (also deutsch ausgesprochen) fragen:
"Ich hätte gerne Bio-Ware, also dies neue, mit dem Dromedar
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Zwart
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Re: Nachgeforscht: Auf der Couch Teil 2 - Completionism

Beitrag von Zwart »

äh..Mist...jetzt hatte ich meinen Beitrag schon wieder gelöscht. Kam mir hinterher irgendwie zu selbstdarstellerisch und sinnlos vor.

Nur falls sich jemand fragt, wo Claudine jetzt das Zitat her hat. :D

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Andre Peschke
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Re: RE: Re: Nachgeforscht: Auf der Couch Teil 2 - Completionism

Beitrag von Andre Peschke »

Zwart hat geschrieben: Aus der Perspektive eines systemischen Therapeuten fand ich die Episode ganz, ganz schrecklich. :D
Direkt noch eine Folge mit Jochen und seiner Mutter! ;)

Andre
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Zwart
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Re: Nachgeforscht: Auf der Couch Teil 2 - Completionism

Beitrag von Zwart »

och, gar nicht nötig. :D

Was denkt Jochen, löste es seiner Mutter aus, wenn er eine Aufgabe nicht perfekt erledigt?

und was würde sein innerer Complitionist sagen, wenn man ihn fragen würde wozu er gut ist? Wer würde "leiden", wäre er nicht mehr da?

Um mal "Klassiker" der Systemik zu nennen.

hach naja..
ich habe nebenbei gesagt selten jemanden erlebt der solange braucht um eine Skalierungsfrage zu beantworten. Das war faszinierend. :D

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Ines
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Re: RE: Re: RE: Re: Nachgeforscht: Auf der Couch Teil 2 - Completionism

Beitrag von Ines »

Andre Peschke hat geschrieben:
Zwart hat geschrieben: Aus der Perspektive eines systemischen Therapeuten fand ich die Episode ganz, ganz schrecklich. :D
Direkt noch eine Folge mit Jochen und seiner Mutter! ;)

Andre
Oh, wie mit Gloria? Dann musst du aber auch nochmal. Obskures Spielverhalten aus Sicht verschiedener Therapieschulen. Fehlt noch die Psychoanalyse...
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ilovemondays
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Re: Nachgeforscht: Auf der Couch Teil 2 - Completionism

Beitrag von ilovemondays »

Mich hat das Thema an ein anderes Verhalten bei mir erinnert: Ich lese fast immer die Kommentar-spalte bei Nachrichten, Spielenews, Youtube, usw. Fast jedes mal bereue ich es, weil dort in den meisten Fällen nichts interessantes steht und einem manchmal schon eher die Laune vergeht mit dem, was man gerade von seinen Mitmenschen lesen musste. Aber trotz besserem Wissen schaue ich immer wieder rein und kann es irgendwie nicht lassen.

Vielleicht sollte ich mir einen ähnlichen Zettel anfertigen a la "Ich möchte meine nicht Zeit in Kommentar-Sektionen vergeuden" ;)
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Zwart
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Re: Nachgeforscht: Auf der Couch Teil 2 - Completionism

Beitrag von Zwart »

Positiv formulieren:

"Ich werde meine Zeit für sinnvolle Dinge verwenden."

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ilovemondays
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Re: Nachgeforscht: Auf der Couch Teil 2 - Completionism

Beitrag von ilovemondays »

Stimmt, man soll ja nicht "nicht" verwenden :)
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Ines
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Re: RE: Re: Nachgeforscht: Auf der Couch Teil 2 - Completionism

Beitrag von Ines »

ilovemondays hat geschrieben: Vielleicht sollte ich mir einen ähnlichen Zettel anfertigen a la "Ich möchte meine nicht Zeit in Kommentar-Sektionen vergeuden" ;)
Genau. Positiv formulieren. Möglichst solltest du auch ein konkretes Verhalten beschreiben. Ich wäre für: "Ich schließe den Artikel, nachdem ich ihn gelesen habe"
Ansonsten ist es natürlich wichtig, sich regelmäßig mit dem Zielverhalten zu beschäftigen, also dir zum Beispiel vorzustellen, wie du Artikel schließt.
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Andre Peschke
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Re: RE: Re: RE: Re: Nachgeforscht: Auf der Couch Teil 2 - Completionism

Beitrag von Andre Peschke »

Claudine_Salome hat geschrieben:Fehlt noch die Psychoanalyse...
Kommen da inzwischen nicht drei verschiedene Menschen angelaufen, die alle sagen sie sind Psychoanalytiker und sich aber nicht einigen können, wie das zu funktionieren hat? ;)

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Phantomilars
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Re: Nachgeforscht: Auf der Couch Teil 2 - Completionism

Beitrag von Phantomilars »

Solange das Trio Gold, Myrrhe, Weihrauch und eine ordentliche Quest mit sich führt, sollten Kind und Mutter zufrieden sein.
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Peter
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Re: Nachgeforscht: Auf der Couch Teil 2 - Completionism

Beitrag von Peter »

Die zweite Folge hat mir spürbar besser gefallen, als die erste, vor allem dank des stetigen Nachfragens von Jochen. In dieser Art würde ich mir weitere Folgen wünschen, da gibt es schließlich noch mehr als genug Themen, die man mal zu analysieren versuchen könnte.

Und hat es jetzt eigentlich geklappt, mit dem Blinkende-Symbole-In-Uncharted-3-Ignorieren?
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Riv4n
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Re: Nachgeforscht: Auf der Couch Teil 2 - Completionism

Beitrag von Riv4n »

Ich beschäftige mich in einigen Spielen ganz gerne mit dem Completionism Aspekt, vor allem mit gut gemachten Sammelobjekten. Der zweite Aspekt (neben einer einfachen Streckung der Spielzeit) ist meiner Meinung, die Leitung von Spieledesignern durch ihre eigene Spielwelt: Sammelt man beispielsweise in GTA (3, Vice City und vor allem San Andreas) Päckchen, Graffits und ähnliches ein, so sieht man die Spielwelt oft aus einer anderen Perspektive, indem man an interessante Orte geführt wird, von denen der Designer denkt, sie seien sehenswert (ob sie das nun sind, sei mal dahingestellt).

Ich habe eine zeitlang für die GameStar (MMO und auch Black Edition) bei einigen Spielen die Karten erstellt, mit deren Hilfe man die Shards in TESO oder die Matrixwürfel in Star Wars The Old Republic finden konnte. Dabei musste man mehr oder weniger kleine Jump & Run Einlagen oder Rätsel bewältigen, um alles einzusammeln. Und gerade bei SWTOR hatte ich das Gefühl, eine Art Minigame zu spielen, das abseits der kämpferischen Welt des Spieles lag. Das kann dan durchaus einen Mehrwert neben reiner Spielzeitstreckung haben - vorausgesetzt es wird genügend Zeit dafür aufgebracht, um es sinnvoll ins Spiel zu integrieren.
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derFuchsi
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Re: Nachgeforscht: Auf der Couch Teil 2 - Completionism

Beitrag von derFuchsi »

Was mich jetzt interessiert: Hat Jochen bei Mass Effect: Andromeda vergessen auf den Zettel zu gucken? ;)
Sebastian: "Du Irrer! Du wolltest der sein, der MEA zu 100% durchspielt und dann seine Meinung abgibt. Aber das hast du doch auch nicht geschafft, oder?"
Jochen (stolz): "Doch, ich hab alle Nebenquests gemacht."
Sebastian (herzhaft auslachend): "Hahaha, du Trottel!"
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Ines
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Re: RE: Re: Nachgeforscht: Auf der Couch Teil 2 - Completionism

Beitrag von Ines »

Riv4n hat geschrieben:Ich beschäftige mich in einigen Spielen ganz gerne mit dem Completionism Aspekt, vor allem mit gut gemachten Sammelobjekten. Der zweite Aspekt (neben einer einfachen Streckung der Spielzeit) ist meiner Meinung, die Leitung von Spieledesignern durch ihre eigene Spielwelt: Sammelt man beispielsweise in GTA (3, Vice City und vor allem San Andreas) Päckchen, Graffits und ähnliches ein, so sieht man die Spielwelt oft aus einer anderen Perspektive, indem man an interessante Orte geführt wird, von denen der Designer denkt, sie seien sehenswert (ob sie das nun sind, sei mal dahingestellt).

Ich habe eine zeitlang für die GameStar (MMO und auch Black Edition) bei einigen Spielen die Karten erstellt, mit deren Hilfe man die Shards in TESO oder die Matrixwürfel in Star Wars The Old Republic finden konnte. Dabei musste man mehr oder weniger kleine Jump & Run Einlagen oder Rätsel bewältigen, um alles einzusammeln. Und gerade bei SWTOR hatte ich das Gefühl, eine Art Minigame zu spielen, das abseits der kämpferischen Welt des Spieles lag. Das kann dan durchaus einen Mehrwert neben reiner Spielzeitstreckung haben - vorausgesetzt es wird genügend Zeit dafür aufgebracht, um es sinnvoll ins Spiel zu integrieren.
Das, worüber wir uns ja gar nicht unterhalten haben, in der Folge, waren ja die angenehmen Aspekte solcher Aufgaben. Ich musste in meiner Spielebiographie relativ weit zurück gehen, um ein Spiel zu finden, bei dem das für mich eher ein unangenehmer kleiner Zwang war, weil ich auch ganz gerne langweilige Sachen mache. Man sieht dann was von der Spielwelt und es kann zwischendurch ganz entspannend sein, wenn das Leben zu aufregend ist.
Auch wenn ich mit dem Satz, den Jochen letztlich formuliert hat, nicht so ganz glücklich war (kein konkret beschreibbares Verhalten), spiegelt der die Ambivalenz doch ganz gut wider.
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Joschel
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Registriert: 23. Sep 2016, 09:07

Re: Nachgeforscht: Auf der Couch Teil 2 - Completionism

Beitrag von Joschel »

Das ganze Thema hat viel mit der Glücksforschung zu tun:

Diesen Effekt kennt doch schon jeder, der morgens das Smartphone anmacht: Lauter Kennzeichenzeichensymbole für eingegangene emails, Facebook-Nachrichten, Updates usw., was die schöne Ordnung stört.

Das bedeutet Unordnung und muss aufgeräumt werden! Wer tut das nicht?

Schöne überraschende Momente erzeugen einen Dopamin-Ausstoß im Gehirn und verursachen Glücksgefühle

Ein großer Teil des Frustes in Spielen resultiert aus Ärger, dass sich dieses Gefühl nicht einstellt -> dem Spieleentwickler wird dann die "Schuld" dafür zugeschoben und das Spiel (oder Teile des Spiels) zur aus Ärger abgewertet.

Wir alle haben den Anspruch an ein Spiel, dass dies Glücksmomente erzeugt - das kann durch das Sammeln von Gegenständen, in Form gewonnen Kämpfe, durch tolles Gameplay usw erreicht werden. Kaum ein Medium hat so viele Möglichkeiten, einen Dopaminausstoß hervorzurufen.

Leider stumpft die Reaktion auf Dopamin im Gehirn bei gleichen Reizen ab und reagiert nur noch dann mit Dopaminausstoß, wenn etwas neu, oder "besser als erwartet" ist. Dieses Phänomen dürften alle Vielspieler kennen.

Das ist auch einer der Hauptgründe, warum manche Menschen an Spielen gefallen finden, die für andere gähnend langweilig sind.
Zuletzt geändert von Joschel am 12. Apr 2017, 21:53, insgesamt 1-mal geändert.
Jochen

Re: Nachgeforscht: Auf der Couch Teil 2 - Completionism

Beitrag von Jochen »

olipool hat geschrieben:Zwei Fragen, die ich Jochen gerne noch in der "Aufarbeitung" gestellt hätte:

1. siehst du dich intellektuell herab gestuft, wenn du nicht alle Sidequests erfüllst? Immerhin zeigt einem so ein Spiel ja durch die Fortschrittsquote genau an, ob man 100% erfüllt hat. Und du sagtest, bei wichtigen Dingen, die du selbst gewählt hast, sei dir Sorgfalt schon wichtig. Und früher war es bestimmt auch eine intellektuelle Herausforderung, die optimale Party-Konstellation für den Endboss zusammen zu bekommen
Intellektuell herabgestuft? Hm. Nein. Eigentlich nicht. Es geht nicht um Intellekt oder Intellektualität. Im Gegenteil: Die meisten Nebentätigkeiten in modernen Spielen sind ja so ziemlich die Antithese zu intellektuell.
2. Hast du als Kind immer dein Zimmer aufräumen sollen bzw. es gemacht? Ich stelle bei mir fest, dass es mich etwas stört, wenn auf der Karte noch Symbole sind oder Quests im Jounal verbleiben, einfach weil die da so unaufgeräumt rumliegen. Ich war ein ziemlich unordentliches Kind, hab aber so oft gesagt bekommen, ich müsse doch aufräumen, und wie solle das nur später im Beruf sein etc.
Ich hatte schon eine Antwort auf diese Frage geschrieben. Und dann ist mir eingefallen, dass ich vor ungefähr zwei Jahren einen Text über mich und Ordnung und Spiele geschrieben habe. Und dass der noch irgendwo auf der Festplatte rumliegt und Staub fängt. Falls also jemand Interesse daran haben sollte ... schnipp:

Ordnung und ich haben ein angespanntes Verhältnis. Es finden zwar keine aktiven Kampfhandlungen mehr statt (das Trümmerfeld auf dem Hausspeicher dient immer noch als stummes Mahnmal des Großen Krieges von 2013), aber wir gehen einander aus dem Weg. Sie kommt beispielsweise nie auf meinem Schreibtisch vorbei, ich wiederum nehme inzwischen Abstand davon, sie in mein Bücherregal bringen zu wollen. Es ist ein zartes Pflänzchen, dieser Friede, und ich fürchte, dass wir es beizeiten aureißen werden, um seinen Acker mit Atomwaffen zu bestellen, aber einstweilen sind wir zufrieden damit, uns in Ruhe zu lassen. Ich könnte die Feuerpause freilich nutzen, um herauszufinden, warum wir einander Feind sind, doch den Giftschrank der eigenen Neurosen öffnet man besser nicht leichtfertig. Es soll also genügen, sie für zahlreiche unvergnügliche Kindheits- und Jugendstunden verantwortlich zu machen, als sie in Kopfnotengestalt die Aufmerksamkeit und den Unbill meiner Mutter magisch anzog (mein Vater konnte sich, glaube ich, nie völlig dazu überwinden, etwas so belangloses wie Kopfnoten wichtig zu nehmen; außerdem brauchte er keine Zeugnisse, um zu wissen, dass in meinem Biotop keine Fleißbienen heimisch waren). Noch heute bin ich fest davon überzeugt, dass mir mit der Note 4 in der siebten Klasse großes Unrecht angetan wurde. Wie konnten meine Schulunterlagen unordentlich sein, wenn ich doch gar keine besaß?

Ich gucke übrigens deshalb Schaufenster im Hinterhof der Erinnerung, weil mir erst neulich auffiel, wie harmonisch Ordnung und ich in Spielen koexstierten. Ach was: zusammenarbeiten. Im echten Leben ist es mir schlechterdings unmöglich, Dinge an den dafür vorgesehenen Orten aufzubewahren. Es ist nicht so, dass ich nicht wollte – ich will schon. Aber die Dinge bleiben einfach nicht dort. Kaum habe ich die Jacke an die Garderobe gehängt, lümmelt sie schon auf dem Sofa. Unterdessen verteilen sich die Teedosen großflächig im Wohnzimmer, die DVD-Boxen klettern aus dem Fernsehschrank, und ich will verdammt sein, wenn ich weiß, wohin sich mein Handy verkrümelt hat.

In Spielen passiert das nie. Wenn ich bei Herr der Ringe Online ein mittelprächtiges Fell brauche, dann weiß ich ganz genau, bei welchem meiner neun Hobbits das im Bankschließfach liegt. Mehr noch, der entsprechende Bank-Tab ist selbstverständlich mit „Felle“ beschriftet, nicht zu verwechseln mit „Leder“, das liegt bei einem anderen Hobbit. Kürzlich habe ich meinem Kumpel Paul beim Spielen über die Schulter geguckt, und Sie können sich gar nicht vorstellen, wie das in seinem Inventar aussah! Sodom und Gomorrah! Und nur noch zwei freie Plätze! Zwei! Lieber würde ich mich ohne Hosen erwischen lassen als mit zwei freien Inventarplätzen. Was, wenn der nächste Ork drei Gegenstände fallenlässt? Ich sage Ihnen: Die Straße zur Hölle ist mit Beute gepflastert, für die kein Platz im Inventar mehr war.

Reden wir über Fallout 4. Nicht über die Qualität des Spiels, wen kümmert die? Reden wir über wichtige Angelegenheiten. Reden wir zum Beispiel darüber, dass man Schlüssel und Passwörter selbst dann nicht mehr aus dem Inventar entfernen kann, wenn man sie schon benutzt hat. Das muss der Teufel ersonnen haben, und er soll mit seinen Schlüsseln in die Grube fahren! Überhaupt, Fallout 4. Es soll Menschen geben, die werfen ihren überschüssigen Krempel einfach irgendwo in eine Kiste. Na schön, so mache ich das im echten Leben auch manchmal (falls Sie mal bei mir zu Gast sind: Öffnen Sie bloß nicht die antike Holzkommode!), aber doch nicht in Spielen. Die Waffen kommen natürlich in den Safe, die Drogen in den Arzneikasten, die Klamotten in den Schrank, die Magazine ins Regal, die Handwerksmaterialien in die Werkbank, das Essen in den Kühlschrank. Wir sind doch nicht bei Hempels! Außerdem weiß man nie. Irgendwann kommt vielleicht mal einer daher und bietet einem unglaublich viel Geld für 361 Mentats, 149 Nuka Colas, 73 Zehn-Millimeter-Pistolen und ein paar hundert U-Bahn-Tickets, für die noch niemand einen spielerischen Zweck entdeckt hat, und dann weiß ich ja, wo meine sind.

Bei Spielen ist das liebenswert schrullig, finde ich. Also schön, neurotisch ist es auch. Aber auf eine liebenswert schrullige Weise. Im echten Leben jedoch sage ich: Wehret der Ordnung! Zu ordentliche Menschen wohnen nämlich in Wohnungen, die aussehen, als wohne dort niemand, und das kann doch nicht gesund sein. Außerdem sind sämtliche mir bekannten Mitglieder der Jungen Union ordentlich, und wenn das kein Argument ist, dann weiß ich auch nicht. Bevor jetzt übrigens einer überlegt, wie man das eigentlich nennt, wenn jemand die unlängst geschlechtsreif gewordenen Anhänger einer politischen Ideologie diskriminiert: Jusos verwechseln beim Denken nicht minder gerne Parteibuch und Gehirn, sind in ihrem jugendlichen Leichtsinn aber wenigstens nicht konservativ, eine Kombination übrigens, also jugendlich und konservativ, die einem unbedingt zu denken geben muss. Wenn der eigene Nachwuchs im Teenageralter nicht mindestens latent kommunistisch daherkommt, dann ist das nach meiner Erfahrung ein wesentlich stärkeres Indiz für ein Erziehungsdefizit als das Nachstellen von de Sarde oder der Konsum von halluzinogenen Drogen, womit selbstverständlich nicht behauptet werden soll, dass der Autor dieser Zeilen das eine oder das andere am eigenen Leib ausprobiert habe.

Was sagen Sie? Nein, ich weiß offen gestanden auch nicht, wie ich jetzt bei der Jungen Union und dem Marquis de Sarde gelandet bin. Aber das ist mein Text. In den eigenen Texten darf man alles. Zum Beispiel folgendes: einfach so aufhören.
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olipool
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Re: Nachgeforscht: Auf der Couch Teil 2 - Completionism

Beitrag von olipool »

Haha, großartig, danke! :) Wurde der noch nie veröffentlicht?
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