ich würde hier gern mal ein Thema ansprechen, das mich aktuell interessiert und etwas verwirrt: Merkwürdige Entscheidungen beim Gamedesign in Bezug auf Multiplayer.
Diese fallen mir besonders bei den Spielen für die noch recht junge Nintendo Switch auf und ich frage mich, weshalb jene Entscheidungen getroffen wurden, obwohl sie für niemanden vorteilhaft zu sein scheinen. Vielleicht hat sich dies ja auch jemand von euch mal gefragt oder kennt gar einen Grund dafür.
Um genauer zu sein, geht es um die Multiplayer-Modi von Mario Kart 8 Deluxe und Super Bomberman R.
Wenn wir uns zunächst Mario Kart 8 Deluxe ansehen, haben wir folgende Multiplayer-Modi (Quelle: Nintendo):
- bis zu 4 Spieler an einer Konsole
- bis zu 12 Spieler online (max. 2 je Konsole)
- bis zu 8 Spieler per lokaler drahtloser Verbindung (1 je Konsole)
- bis zu 12 Spieler per LAN-Verbindung (max. 2 je Konsole)
Doch die Punkte 2 - 4 wollen mir nicht einleuchten:
Wieso ist die Anzahl der Spieler je Konsole auf zwei (online und LAN) bzw. sogar einen (drahtlos) beschränkt?
Ähnliches können wir bei Bomberman R sehen (Quelle: Konami):
- bis zu 8 Spieler an einer Konsole
- bis zu 8 Spieler online (max. 2 je Konsole)
- bis zu 8 Spieler per lokaler drahtloser Verbindung (2 je Konsole)
Selbstverständlich kann man sich die Frage stellen, ob es überhaupt Sinn macht, mehr Spieler je Konsole zuzulassen. Ich denke, dass das absolut der Fall ist. Wer mehr als einen Fernseher besitzt, kann das sicher nachvollziehen. Wenn ich mir nur vorstelle, wie lustig es wäre, mit 11 Freunden auf drei Fernsehern zusammen Mario Kart zu spielen, werde ich fast schon wütend darüber, dass Nintendo uns diese Möglichkeit vorenthält. Wo ist bitteschön das Problem?
Und genau diese Frage beschäftigt mich. Gibt es einen Grund für diese Entscheidungen? Man könnte jetzt annehmen, dass es technische Gründe hat. Es könnte am Rechenaufwand oder der Netzwerkbegrenzung liegen. Aber weit gefehlt.
Was macht man denn, um Netzwerk-Multiplayer zu gewährleisten? Hier mal ein kurzer Abriss (extrem vereinfacht) eines Beispiels für 1 vs. 1:
- P1 (Player 1) muss seinen Status an P2 übermitteln und umgekehrt. Dazu werden i.d.R. aktuelle Position, Ausrichtung, Geschwindigkeit und weitere Zustände des jeweiligen Spielers in ein Datenpaket gepackt und zu der jeweils anderen Konsole geschickt.
- Während die Daten unterwegs sind wird auf dem System von P1 einfach "vermutet", wie sich P2 weiter verhält (und umgekehrt). Das ist nötig, da die anderen Spieler sich auf einem Bildschirm sonst extrem sprunghaft verhalten würden.
- Bei P2 kommen die Daten von P1 an und umgekehrt. Diese Daten werden nun überprüft (Macht das Sinn oder wurde vielleicht gecheatet?) und umgesetzt. Dann wird P2 auf der Konsole von P1 anhand der empfangenen Daten in den richtigen Zustand versetzt und umgekehrt.
Punkt 1 ist absolut nicht aufwendig. Selbst wenn an der Konsole 100 Spieler säßen, wäre das absolut kein Problem und würde sich nicht merklich auf die Performance auswirken.
Punkt 2 ist vermutlich der aufwendigste, da hier interpoliert werden muss und vermutlich einige komplexere Algorithmen zum Einsatz kommen.
Punkt 3 ist ebenfalls recht aufwendig, da eine Plausibilitätsprüfung der Daten durchgeführt werden muss.
Wir sehen also:
Mehr Spieler an anderen Konsolen beeinflussen die Performance negativ.
Mehr Spieler an der eigenen Konsole und weniger an anderen beeinflusst die Performance positiv.
Demnach macht es aus Sicht der Rechenleistung keinen Sinn, weniger Spieler je Konsole zuzulassen.
Und wie sieht es mit der Netzwerklast aus?
Die Daten, die im LAN bei 12 x 1 Spieler übertragen werden müssen, sind die selben wie bei 3 x 4 Spielern. Im Grunde sind es sogar mehr und auch schwieriger zu synchronisierende Daten, da es immer 12 statt nur 3 Pakete sind und der Overhead größer ausfällt.
Es macht aus technischer Sicht also absolut keinen Sinn, dies so einzuschränken. Im Gegenteil!
Warum geben uns Nintendo und Konami also nun nicht die Möglichkeit, wirklich epische Multiplayerabende zu veranstalten?
Falls ihr es wisst, verratet es mir bitte. Vielleicht kann solche Entscheidungen ja auch tatsächlich mal ein Podcast thematisieren. Genug Gesprächsstoff findet sich hierfür sicher
Viele Grüße
GaRv3