Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

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Nachtfischer
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von Nachtfischer »

akill0816 hat geschrieben:Das Computerspiel hat sich nunmal in spezifischer Art und Weise entwickelt und die erzählerische Ebene ist bei einem Großteil seiner Vertreter ein wichtiger Bestandteil.
Großteil? Hast du da Statistiken? Auf Konsolen mag das eventuell stimmen, aber bei digitalen Spielen (beziehungsweise digitaler interaktiver Unterhaltung) generell habe ich starke Zweifel.
und sei es nur die Geschwindigkeit ihrer Fortlaufs [...] die Steuerung der Kamera
Da haben wir ja unsere Definition! Walking Simulators sind Filme, bei denen Pacing und Kameraführung in die Hand von Amateuren gelegt werden. :mrgreen:
JayTheKay
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von JayTheKay »

Axel hat geschrieben: Bei Spielen und interaktiven Geschichten sieht das aber inhärent anders aus. Interaktive Geschichten brauchen keinen, der gut spielbare Levels baut, es braucht niemanden der für eine angenehme Lernkurve sorgt, es braucht niemanden der sich darum Gedanken macht wie man eine Herausforderung glaubhaft in die Welt integriert und für gutes Balancing sorgt. Man schreibt einfach eine Geschichte und baut drumherum noch ein paar Hotspots in einer netten 3D-Welt. Mehr ist das im Endeffekt nicht. Viele wichtige handwerklich-kreative Arbeiten aus dem Spieledesign finden bei interaktiven Geschichten wenn nur äußerst rudimentär statt.
Und wie viele spielbare Level hat Schach? Welche tolle Lernkurve hat Pong? Was für eine Integration in eine Spielwelt hat Tetris? Das sind alles keine definierenden Kriterien für Spiele. Alles was ich bei dir lese ist eine Idealisierung davon, was deiner Meinung nach ein gutes Spiel ausmacht. Eine Definition davon was ein Spiel ist, ist es sicher nicht.
Mit "Eine Geschichte in einer Spielwelt mit ein paar Hotspots" klingt für mich übrigens ziemlich nach dem Adventure Genre.
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monkeypunch87
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von monkeypunch87 »

Heretic hat geschrieben:Es gibt aber garantiert genug Leute, die auch den Witcher oder die Mass Effect-Reihe hauptsächlich wegen der Story spielen.
Welchen anderen Grund soll es geben? :o Gameplaytechnisch sind beide Reihen eher Mittelmaß. :think:

Zur Diskussion: Was die Eingrenzung so schwer macht, ist, in meinen Augen, die Tatsache, dass diese Eingrenzung niemals stattgefunden hat. Nachtfischer und Axel argumentieren aus einer gedanklichen Einschränkung "Spiel kann nur etwas mit Gameplay sein", die für einen Großteil der Spieler und für mich so gar nicht stattgefunden hat. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass dies gründlich erläutert wurde, es erschließt sich mir nicht, warum ich großartige Spielerfahrungen wie "Firewatch" plötzlich nicht mehr als "Spiel" betrachten soll. :think:
Ich drücke mich durchgehend unpräzise aus.
Dies ist ein Forum, welches ich in meiner Freizeit besuche, und nicht der wissenschaftliche Nabel der Welt.
Danke für das Verständnis, Goldwaagen bitte bei der Arbeit lassen. :mrgreen:
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Ricer
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von Ricer »

Axel hat geschrieben:
Heretic hat geschrieben:Ich frage mich daher, wozu diese "Ist das noch ein Spiel oder tut es nur so"-Debatte im Endeffekt gut sein soll. Für mich lassen sich sowohl Walking Sims als auch RPGs, Ego-Shooter oder (Telltale-)Adventures hevorragend unter dem Überbegriff "Computerspiele" zusammenfassen.
Es geht um eine gemeinsame Kommunikationsgrundlage! Es ist doch das perfekte Beispiel. Wenn Jochen eine 90 zückt und von dem Werk hier schwärmt, dann schauen ich und Nachti uns an und fragen uns: "Wo ist das Gameplay? Was macht es auf spielerische Seite so gut?" Und warum? Weil man das eben erwartet von einem Spiel. Weil das seit Jahrzehnten genauso gewachsen ist.
Nachtfischer hat geschrieben:Das ist jetzt historisch so gewachsen, aus technologischen Gründen, ehemalige Gameplay-Engines werden nun zum Erzählen benutzt und so weiter.
Ich verstehe eure Punkte und die begriffliche Abgrenzung. Aber das Argument, das Spiele so gewachsen sind, würde ich mal umdrehen, denn dann ist es auch richtig. Der Typus von Spiel, um den wir uns hier drehen wächst seit Jahrzehnten aus den Spielen heraus. Genau diese Elemente sind in vielen, bedeutenden Spielen zu finden. Ich denke da vor allem an Ico, Shadow of the Colossus, Stalker, Half-Life, Tomb Raider. Diese Spiele boten auf einmal eine ästhetische Erfahrung, die vorher in der Form nicht möglich war. Der Spieler wurde hier teilweise als Mittelpunkt der Welt außer Kraft gesetzt und an diese Stelle trat die Welt.

Schritte der Reduktion und Dekonstruktion halte ich für völlig normal, da wir uns sonst nicht weiterentwickeln würden. Das einschränkenden Argument von Axel "Weil man das eben erwartet von einem Spiel" ist genau einer der Gründe, warum sich die Walking Sims aus dem Spiel heraus entwickelt haben; Weil man begonnen hat zu hinterfragen. Konventionen wurden nicht mehr akzeptiert und gebrochen.

Jetzt etwas steiler für Axel und Nachtfischer: Wäre es korrekt, eure Aussagen so zu lesen, dass durch die Reduktion eine völlig neue, dem Spiel ebenbürtige und vielleicht sogar progressivere, weil nicht konditionierende Kunstform geschaffen wurde?


PS: Wenn Jochen eine 90 zückt, dann gibt's einen ziemlich beeindruckenden Diskurs über Spiele, der konsequent weiterführt, was im deutschen Spielejournalismus mit Dear Esther begonnen hat.
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Kesselflicken
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von Kesselflicken »

Frage an die Fraktion "Alles Interaktive ist auch ein Spiel".
Was bringt es konkret wenn wir wirklich alles unter einem Begriff "Spiel" zusammenfassen? Dass, das geht haben ja einige hier schon demonstriert, aber ich hab im ganzen Thread nicht ein richtiges Argument dafür gefunden, welchen Mehrwert uns so eine Überkategorie bringt. Abseits, dass man dann das Gütesiegel "Spiel" auf so ziemlich alles drücken kann. Seien es Simulationen, "Ego-Storys" oder die virtuelle Bedienung einer Mikrowelle.
Die Argumentation von Nachtfischer und co. kann ich nachvollziehen. Eine saubere Trennung von solchen Werken erleichtert den Umgang damit, erlaubt es, sich diesen Themen individuell und gezielt zu nähern und würde uns solche Diskussionen in Zukunft ersparen :? .

Die Frage ist nicht despkektierlich gemeint, mich würde es nur echt interessieren. Warum ist es einigen so wichtig, dass ALLES unter den Oberbegriff "Spiel" zusammengefasst wird? :think:
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W8JcyyU
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von W8JcyyU »

Ricer hat geschrieben: Genau diese Elemente sind in vielen, bedeutenden Spielen zu finden. Ich denke da vor allem an Ico, Shadow of the Colossus, Stalker, Half-Life, Tomb Raider. Diese Spiele boten auf einmal eine ästhetische Erfahrung, die vorher in der Form nicht möglich war. Der Spieler wurde hier teilweise als Mittelpunkt der Welt außer Kraft gesetzt und an diese Stelle trat die Welt.
Wie kommt bitte Half-Life in diese Aufzählung? Technisch läuft das Ding auf einer modifizerten Q2 Engine - ästhetisch wäre das (technisch) schon vorher möglich gewesen. Außerdem ist Half-Life ein klassischer Egoshooter um Gordon Freeman. Wenn überhaupt wird Half-Life als erster erzählender Shooter gelobt. Wo ist die Welt? Oder beziehst Du Dich strikt nur auf den zweiten Teil?
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W8JcyyU
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von W8JcyyU »

Axel hat geschrieben: Mich würde freuen, wenn ihr einfach mal versuchen würdet argumentativ zu antworten, statt nur Ablenkungen und Whataboutism zu betreiben. Habt ihr aus dem Walkthrough Folgen denn nichts über Spieleentwicklungen mitgenommen? Allein daraus muss sich ja rein logisch ergeben, dass eine interaktive Geschichte nicht gleich ein Spiel ist.
Richtiger Punkt. Hier wird gern corner case nach corner case aufgeführt. Bittet man den entsprechenden Poster darum, die von Nachtfischer vorgeschlagenen Kriterien auf die eigene Argumentation anzuwenden, kommt entweder a) keine Antwort oder b) ein neuer Sack Vokabeln wird in die Argumentation eingearbeitet und man weicht aus ohne überhaupt auf das Gesagte einzugehen.
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Ricer
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von Ricer »

W8JcyyU hat geschrieben:
Ricer hat geschrieben: Genau diese Elemente sind in vielen, bedeutenden Spielen zu finden. Ich denke da vor allem an Ico, Shadow of the Colossus, Stalker, Half-Life, Tomb Raider. Diese Spiele boten auf einmal eine ästhetische Erfahrung, die vorher in der Form nicht möglich war. Der Spieler wurde hier teilweise als Mittelpunkt der Welt außer Kraft gesetzt und an diese Stelle trat die Welt.
Wie kommt bitte Half-Life in diese Aufzählung? Technisch läuft das Ding auf einer modifizerten Q2 Engine - ästhetisch wäre das (technisch) schon vorher möglich gewesen. Außerdem ist Half-Life ein klassischer Egoshooter um Gordon Freeman. Wenn überhaupt wird Half-Life als erster erzählender Shooter gelobt. Wo ist die Welt? Oder beziehst Du Dich strikt nur auf den zweiten Teil?
In meinem Satz steht das Wörtchen teilweise. Die Begründung warum Half-Life in dieser Aufzählung bedeutend ist: https://www.youtube.com/watch?v=qUDNiyOf92o" onclick="window.open(this.href);return false;

Bei Ästhetik geht es mehr um die Wahrnehmung von Dingen und nicht um hübsch oder schön sein. Schon Doom hatte Walking-Sim-Elemente. Waren in einem Level alle Gegner verschwunden und die Spielerin oder der Spieler nur noch auf der Suche nach dem Schlüssel war man alleine und verlassen in der Welt und wirkte plötzlich viel kleiner. Zusammen mit dem Soundtrack von Aubrey Hodges (PSX) ist das dann auf einmal eine völlig andere Erfahrung, die ohne Gegner unheimlicher sein kann, als mit Gegnern. Und damit sind wir wieder bei der Reduktion / Dekonstruktion und meiner Frage in: viewtopic.php?f=2&t=2026&start=80#p31932" onclick="window.open(this.href);return false;
Zuletzt geändert von Ricer am 29. Apr 2017, 10:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Heretic
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von Heretic »

W8JcyyU hat geschrieben:Richtiger Punkt. Hier wird gern corner case nach corner case aufgeführt. Bittet man den entsprechenden Poster darum, die von Nachtfischer vorgeschlagenen Kriterien auf die eigene Argumentation anzuwenden, kommt entweder a) keine Antwort oder b) ein neuer Sack Vokabeln wird in die Argumentation eingearbeitet und man weicht aus ohne überhaupt auf das Gesagte einzugehen.
Falls du mich damit meinen solltest: Ich tu' hier nur meine Meinung kund und habe nicht vor, 'ne wissenschaftliche Abhandlung zu verfassen. Wenn das deinen Ansprüchen nicht genügt, kann ich es auch nicht ändern. Außerdem bist mir ebenfalls noch ein paar Antworten schuldig. Warum ist denn nun eine zweistündige Story besser als "inkohärente 100 Stunden plus Grütze"? Warum habe ich kein Spiel mehr, wenn ich 98 Stunden plus Grütze weglasse? Warum ist persönlicher Geschmack ein Totschlagargument bei einer virtuellen Freizeitbeschäftigung? Worauf willst du überhaupt hinaus? Ernsthafte Frage.

@Axel:
Was ist denn an meinen Aussagen unsachlich? Ich habe geschrieben, wie ich für mich Spiele definiere, und da gehören Walking Sims nunmal mit dazu. Die Begründung habe ich schon mehrfach geliefert. Ich sehe einfach nichts Verwerfliches daran, ein "Dear Esther" unter Computerspiel, Unterkategorie Walking Simulator einzuordnen - da kannst du mir noch so viele Nintendo-Games, die ich nicht kenne, an den Kopf werfen (Ganz ehrlich, ich kenn' die nicht! :mrgreen:). Inwiefern beeinflusst das die gemeinsame Kommunikationsgrundlage negativ? Warum wird ein "What Remains Of Edith Finch" hier überhaupt besprochen, wenn es doch überhaupt kein Spiel ist?

Ganz ehrlich - ich seh' das Problem nicht. Was gewinnt der Spielejournalismus, wenn man Walking Sims und Minimal-Adventures nicht mehr als Spiele einordnen würde?
muh_haha
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von muh_haha »

Das Grundproblem liegt einfach darin, zu definieren wann ist ein Computerspiel ein Computerspiel.
Ich denke es können sich alle darin einigen:
- das ein Computerspiel auf einem Endgerät gespielt werden muss
- es Gameplay haben muss
- ein "Spielfeld" und Regeln haben muss
- Gameplay und Spielfeld in irgendeiner Form technisch umgesetzt sind

Alle die sagen, Walking Sim sind keine Spiele haben Probleme anzuerkennen, dass das Gameplay von Walking Sim keine Herausforderung darstellt bzw laut ihnen gar nicht vorhanden ist, man kann nicht gewinnen oder verlieren, mit diesem Argument verorten sie Walking Sims nicht unter die Kategorie Computerspiel.

Alle die sagen, Walking Sim sind Spiele, behaupten ein Walking Sim erfüllt formal die Kriterien eines Computerspiels.

Das sind die zwei Lager die sich hier auftun, solange mir niemand nachvollziehbar argumentieren kann, warum Walking Sims keine Computerspiele sind, kann man mich nicht überzeugen

Mir misfällt das Argument "Gameplay muss Herausforderung haben" und stelle die These auf, das muss es nicht. Es gibt genug Abschnitte in Spielen in denen man nichts weiter macht als Erkunden, an dieser Stelle gibt es auch keine Gegner/Situationen zu meistern. Die "Herausforderung" besteht darin, etwas zu suchen/herauszufinden. Das macht man bei Walking Sim eben fast ausschließlich.

Was es uns bringt Walking Sims zu Spielen zu verorten?
Endlich über die wirklich relevanten Themen zu sprechen !
Nämlich wie verändern solche Computerspiele die Spielelandschaft und welchen Mehrwert können sie dem Medium bieten.
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Nachtfischer
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von Nachtfischer »

@muh_haha: Ich glaube kaum, dass sich da einfach "alle einigen". Was ist denn Gameplay nun? Und was genau ist ein Spielfeld?

Und außerdem ist deine Frage eben nicht "das Grundproblem". Ich weiß nicht, wie oft ich das jetzt schon geschrieben habe. Nenn von mir aus alles ein Spiel. Das ändert konzeptionell gar nichts an meinen Aussagen.

Und wenn wir alles in einen Topf werfen, werden wir eben nie über wirklich Relevantes reden. Weil wir uns immer nur auf einer sehr oberflächlichen Ebene bewegen, auf der Schach und Dear Esther die gleiche Sache sind. Wir stellen uns ignorant zu deren Eigenheiten.
muh_haha
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von muh_haha »

@Nachtfischer

Man kann nur versuchen Definitionen zu geben.
Der Unterschied zwischen Schach und Edith Finch ist die Art der technischen Umsetzung und es wird dabei eben nicht ALLES in einen Topf geworfen.
Die gemeinsamen Nenner sind mMn ausreichend. Das ist ja das schöne es gibt soviele Unterkategorien und Genres die dann weiterhin spezifizieren können.
Es gibt kein stichhaltiges Argument dafür Edith Finch nicht als Computerspiel anzuerkennen.
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Nachtfischer
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von Nachtfischer »

Die technische Umsetzung? Die braucht es doch gar nicht. Stell beide als abstrakte Regelwerke nebeneinander und du wirst schon auf dieser Ebene zig Unterschiede bemerken. Unter anderem, dass dies bei einem der beiden nicht so ohne Weiteres möglich ist beziehungsweise zu nicht viel führt. Nur eines der beiden kann wirklich im Abstrakten existieren, was meines Erachtens ein weiteres Argument wäre.

Und je nach Spezifizität der Definition gibt es da zahlreiche weitere Argumente. Haben wir ja gesehen. Das einfachste ist nach wie vor das Gedankenexperiment (ich vermeide mal den Spielbegriff): Nimm bei einem X alles weg, das es nicht zum X macht. Ist es noch was wert? Wenn ja, dann war es wohl wirklich ein X.

Übrigens: Das alles hat absolut nichts mit "Anerkennung" zu tun. Ein X zu sein, ist überhaupt kein Qualitätsmerkmal.
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LegendaryAndre
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von LegendaryAndre »

Das ist nicht negativ gemeint, aber ehrlich gesagt verstehe ich den Sinn dieser Diskussion nicht so recht. What Remains of Edith Finch wird als Computerspiel verkauft und nicht als Film oder als ein neu definiertes Genre der Kategorie interaktiver Filme. Demnach fällt es also auch offiziell in die Kategorie Computerspiel.

Vielleicht habe ich es auch nur falsch verstanden und ihr diskutiert ohnehin nur darüber, ob es sich für euch persönlich noch wie ein Spiel anfühlt (oder gemäß eurer eigenen Definition noch um ein Spiel handelt), wenn es rein spielmechanisch nicht mehr bietet als bei Walking Simulatoren meist üblich. Das muss dann halt jeder für sich selbst entscheiden.

Wie gesagt, ich hätte auch gerne mehr Spiel geboten bekommen (zum Beispiel Rätsel), aber aufgrund der Listung bleibt es offiziell ein Computerspiel.

Auch Visual Novels bei denen ich eher dazu geneigt wäre sie nicht als Spiel zu bezeichnen, werden bei Steam unter dem Oberbegriff Computerspiel (Gelegenheitsspiel) gelistet. Immerhin handelt es sich um eine Form interaktiver Unterhaltung. Möglicherweise ändert sich das in der Zukunft und es entsteht ein eigenes Genre der interaktiven Unterhaltung (als Bindeglied zwischen Spiel und Film sozusagen). Aber solange das nicht offiziell von seiten der Hersteller so gemacht, erübrigt sich die Diskussion meiner Meinung nach.
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Nachtfischer
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von Nachtfischer »

Ursprünglich ging es mir darum, herauszufinden, was hier spielerisch drin steckt. Im Podcast war die Rede von "Ego-Shooter-Passagen", zig verschiedenen Mechanismen, einer fantastischen Verknüpfung spielerischer Elemente mit der Geschichte. Das klang so nach Gone Home 2.0. Aber wenn es das nicht ist, okay. Eine richtig klare Beschreibung dessen, was die Mechanik für das Produkt tut, gab es nicht. Dann ist es wohl so.

Von mir aus müssen wir hier auch keine Meta-Diskussion mehr führen. Bühne frei für Interpretationen und narrative Analysen! Die sind ja auch sehr spannend und ich habe sie schon in der Wertschätzung mit großem Gewinn verfolgt. :)
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DieTomate
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von DieTomate »

Als was das Produkt bei Steam aufgelistet wird, oder wie der Hersteller es nennt, ist doch völlig belanglos.
Heretic hat geschrieben:Ich habe geschrieben, wie ich für mich Spiele definiere, und da gehören Walking Sims nunmal mit dazu. Die Begründung habe ich schon mehrfach geliefert. Ich sehe einfach nichts Verwerfliches daran, ein "Dear Esther" unter Computerspiel, Unterkategorie Walking Simulator einzuordnen - da kannst du mir noch so viele Nintendo-Games, die ich nicht kenne, an den Kopf werfen (Ganz ehrlich, ich kenn' die nicht! :mrgreen:). Inwiefern beeinflusst das die gemeinsame Kommunikationsgrundlage negativ? Warum wird ein "What Remains Of Edith Finch" hier überhaupt besprochen, wenn es doch überhaupt kein Spiel ist?
Wie wenig Spiel muss denn in einem "Spiel" stecken, damit du es nicht mehr als Spiel bezeichnen würdest? Was wäre, wenn man z. B. bei Dear Esther sich nicht selber durch die Welt bewegen müsste, sondern es automatisch abläuft? Die Geschichte wird erzählt. Man sieht ein paar Bilder. Ende. Was wäre, wenn die Engine durch ein Buch ersetzt wird, welches von einem Sprecher vorgelesen wird - vielleicht mit ein paar netten Zeichnungen zwischendurch und passender Musikuntermalung? Die spielerische Interaktion beschränkt sich auf das Umblättern der Seiten. Dann wären wir eigentlich fast beim Kindle. Der Übergang vom Walking Simulator zu solchen Extremen kann ja fließend sein. Ab welchem Punkt handelt es sich nicht mehr um ein Spiel?

e: Das hat jetzt mit Edith nichts zu tun. Ich kenne das Spiel nicht. Ich war nur neugierig.
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LegendaryAndre
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von LegendaryAndre »

Nachtfischer hat geschrieben:Das klang so nach Gone Home 2.0.
Gone Home habe ich leider nicht gespielt, aber ich werde es demnächst nachholen (auch die Wertschätzung dazu). Klingt auf jeden Fall so als müsste man es gespielt haben, wenn man Edith Finch mag.
muh_haha
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von muh_haha »

Also dein Regelwerksbeispiel kann ich nicht hundertprozentig nachvollziehen. Eine technische Umsetzung ist mMn auf jeden Fall eine Grundvoraussetzung um als Computerspiel zu gelten. Möchtest du darauf hinaus: ich vergleiche das Regelwerk eines "klassischen" Spiels mit dem eines Walking Simulators dann wird dabei zig Unterschiede erkennen. Aber ist doch klar ! Das Regelwerk jedes Spieles ist unterschiedlich und ist untereinander nur bedingt vergleichbar. Es geht darum ob ein Computerspiel diese Regeln überhaupt definiert oder eben nicht. Die Regeln die ein Walking Simulator definiert sind wenige: Es gibt Grenzen in denen ich mich bewegen kann, ich kann nur in First Person spielen, ich muss mit meiner Umwelt interagieren in dem sie anklicke usw usf. Regelwerke in einem großangelegten RPG sind dagegen wesentlich komplexer. Es geht also nicht darum welchen Grad an Komplexität ein Regelwerk hat sondern darum ob überhaupt Regeln definiert sind mit denen ich klar kommen muss.

Mit dem zweiten Gedankenexperiment kommt man auch nicht viel weiter:
Wenn ich das Beispiel auf Edith Finch beziehen darf, würde ich das so interpretieren: Nimm bei Edith Finch die komplette Geschichte weg, denk dir vielleicht auch die Umgebung weg und schau dir das Gameplay Grundgerüst an. Ich sehe ich kann meine Figur bewegen, ich spiele in First Person, ich kann mit der Umwelt interagieren und ich kann kleine Minigames absolvieren. Das ist wenig, aber es ist etwas. Versuche ich nun wieder mit einem z.B RPG zu vergleichen sind die Gemeinsamkeiten gering, aber es gibt welche, wie bewege ich meine Spielfigur und interagiere mit meiner Umwelt. Ist das bei Edith Finch etwas wert? Das kann man nicht werten , sondern es ist erstmal etwas da, was es zum Spiel ausmacht.

Das sind einfache keine Argumente die angeführt werden. Aber ich verstehe deine Herangehensweise und kann sie auch nachvollziehen, argumentativ kannst du mir aber nicht beweisen, dass Edith Finch kein Spiel ist. Ich kann aber auch nicht hundertprozentig stichhaltig beweisen, dass es ein Spiel, versuche aber zu definieren, wann ist ein Computerspiel ein Computerspiel und baue darauf auf. Also Definitionssache. Man kann auch versuchen das ganze andersherum zu betrachten und sich zu fragen, wenn es kein Computerspiel ist was ist es dann (denn es hat ja definitiv Eigenschaften eines Computerspiels) bzw. kann es auch kein Computerspiel sein. Gibt es hier zufällig jemand der Philosophie studiert und uns Einblicke in richtiges Argumentieren geben kann ? :D
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Nachtfischer
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von Nachtfischer »

@muh_haha: Mit unterschiedlichen Definitionen können wir noch so viel argumentieren und es kann zu gar nichts führen. Deshalb ja mein Versuch, von Definitionen und "Spiel" weg zu kommen und Richtung Konzepte zu gehen. Du wirst übrigens auch bemerken, dass ich nie von "Computerspiel", sondern immer von "Spiel" gesprochen habe. Scheinbar sind das für dich ja auch nochmal verschiedene Dinge. Ich meine sowas wie Schach auf dem Computer. Ein Regelwerk digital umgesetzt. Ist das bei dir kein "Computerspiel"? Aber gut, lassen wir das oder machen per PN weiter. ;)
Zuletzt geändert von Nachtfischer am 29. Apr 2017, 12:39, insgesamt 1-mal geändert.
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echtschlecht165
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von echtschlecht165 »

Es gibt zumindest spiele die auf Google Earth bzw Street view basieren.

Ergo kann man es als Spielzeug verwenden.
Aber Spielzeug kann auch ein Stein und ein Stock sein.

Alles in allem eine schöne Diskussion hier
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Walking Simulatoren zwar keine Spiele im Sinne der spieltheorie (dominierende Strategie, win-loss, entscheidungsbäume usw. Fehlen) aber dennoch zum Medium der digitalen unterhaltung gezählt werden können.

Die Unterscheidung ist jedoch weniger für den Spieler wichtig, da für diesen hauptsächlich der Wert der Unterhaltung zählt, und er in der Regel selbst Weiss, wieviel Spiel er für seine Unterhaltung benötigt.

Problematischer wirds bei der Rezension dieser Spiele, da man bei nichtspielen ganz andere Faktoren bewerten muss, als bei klassischen spielen.
Welche Faktoren das sind, das ist noch relativ unklar, und umso schöner ist diese Diskussion hier.
Eine Freude, wieviel Gedanken sich Menschen wie nachtfischer oder Axel drüber machen.

Gäbe es das nicht, wir würden wohl immer noch pong spielen, oder maximal 1zu 1 Umsetzungen bekannter Brettspiele
Zuletzt geändert von echtschlecht165 am 29. Apr 2017, 12:48, insgesamt 2-mal geändert.
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