Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

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Lurtz
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von Lurtz »

Wow, What Remains of Edith Finch ist ein wunderschönes Meisterwerk. Und nebenbei eine großartige Geschichte über das Geschichten erzählen.
Jochen hat geschrieben:Vielleicht müssen wir auch schlicht konstatieren, dass Gone Home und Co. keine Spiele sind? Und zwar nicht auf dieser despektierlichen "das hat doch gar kein Gameplay und ist auch nur 2 Stunden lang, Frechheit, sowas"-Ebene, wie sie gerade beim Aufkommen der Walking Simulatoren häufig zu beobachten war, sondern auf einem viel fundamentaleren Level. Auf dem Papier gibt's Romane und Sachbücher und Gedichte und Kurzgeschichten und Essays und Grußworte und Fragmente, und niemand käme auf die Idee, das alles unter dem Oberbegriff "Geschriebenes" analysieren zu wollen. Warum muss das auf dem PC oder auf den Konsolen so sein? Warum diskutieren wir bei solchen "Spielen" darüber, ob und inwiefern sie Spiele sind oder nicht sind, anstatt uns viel lieber zu fragen, was sie stattdessen sind - und welche möglicherweise neuen Werkzeuge wir brauchen, um uns ihnen zu nähern?
Danke.

Die Szene in der Cannery ist übrigens meine Spielszene des bisherigen Jahres. Sowas von gut gemacht und nein, das würde ohne Interaktion nicht funktionieren. Kann man aber nur verstehen, wenn man es erlebt hat und nicht gleich schreit "wo ist das Gameplay111, gibt es denn auch 2,5 Rätsel pro halber Spielstunde?111".

No offense, ich fand es ein betörendes Erlebnis, meine wärmste Empfehlung für diesen Titel, der jeden Cent der 20€ wert ist.
Children are dying.
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Nachtfischer
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von Nachtfischer »

goschi hat geschrieben:Ist finden, anklicken und hören/sehen von Erzählungen nicht auch eine interaktive Herausforderung?
Natürlich ist "Herausforderung" relativ, aber mal vom durchschnittlichen Erwachsenen aus gesehen. Wie weit gehen wir denn da? Ist das Betätigen der Play-Taste auf dem DVD-Player nicht auch eine interaktive Herausforderung?
Andere Spiele als Schach aber schon
Und vielleicht gehören die ja dann auch in eine andere Kategorie, müssen von anderen Leuten, für andere Leute gemacht werden und anhand anderer Maßstäbe beurteilt werden. Was man davon wie nennt und ob "Spiel" nun Oberbegriff oder Unterkategorie ist - wurscht. Mir geht es nur drum, dass es da grundlegende Unterschiede gibt.
ich treffe die Entscheidung der Reihenfolge, des Vorgehens, der Sichtweise und der Interpretation
Selbe Logik wie oben. Ich kann beim Film auch entscheiden, in welche Ecke des Fernsehers ich gucke oder wann ich zwischendurch aufs Klo gehe.
Und wer definiert eigentlich, WAS ein Spiel ist? und wieso muss es abgetrennt werden? wieso nicht einfach verschiedene kategorien von Spiel?
Wieso der durchaus despektierlich wirkende Begriff des Nicht-Spiels?
Wie gesagt, um die Begriffshoheit oder ein Herabwürdigen von irgendwas geht es mir absolut nicht, sondern um die konzeptionelle Unterscheidung.
JayTheKay hat geschrieben:Ich definiere "Spiel" dementsprechend auch nicht so wie du das tust (und halte deine Definition nicht für allgemeingültig).
Deshalb habe ich ja auch "zum Beispiel" geschrieben. Und wie oben geschrieben ging es mir nicht um den Begriff selbst, sondern um die Notwendigkeit einer Unterscheidung. Ich habe deine Frage weniger als "Warum nennen wir nicht beides Spiel?" gelesen als als "Warum sollten wir beides denn grundlegend unterscheiden?".
Lurtz hat geschrieben:No offense
Schon ziemlich. Der Disclaimer negiert nicht einfach den Tonfall (und stellenweisen inhaltlichen Unsinn) deines Posts. :P
JayTheKay
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von JayTheKay »

Axel hat geschrieben: Und genauso gibt es eben auch unterschiedliche Gattungen der elektronischen Unterhaltung. Ein Spiel ist ein Spiel ist ein Spiel. Mit allen von Nachtfischern aufgezählten Regeln und Notwendigkeiten um ein solches zu sein. Das heißt ja nicht, dass alles was auf dem Computer, der Konsole oder dem Smartphone passiert automatisch auch ein Spiel sein muss.
Ein Walking Simulator hat vielleicht interaktive Elemente, aber das Spielen ist da genauso wenig gewollt wie in diesen alten Multimedia-Programmen der 90er Jahre. Und in der Tat ist das ein guter Vergleich. Nehmen wir als Beispiel Nile: A Passage to Egypt vom Discovery Channel. Auch da konnte man aussuchen wo man zuerst hin wollte, man konnte "interaktiv" diese Reise über den Nil begehen, weil es diese ganzen Elemente aus heutigen Walking Simulatoren in einer technisch simplifizierten Form damals schon gab. Es gab damals Multimedia-Dokumentation zu allen möglichen Themen. Häufig inspiriert von den First-Person-Adventures. Aber Spiele waren das natürlich keine, sie wurden weder als solche vermarktet noch lagen sie in der Computerspielecke im Laden, sondern die bekam man eher in der Buchhandlung.
Wieso ist "Nile: A Passage to Egypt" für dich kein Spiel? Nur weil es nicht in der Computerspielecke im Laden stand? Für mich (hab gerade nur flüchtig einen Blick drauf geworfen) ist das ein typisches Lernspiel, sogar der Link den du gestellt hast bezeichnet es so:
At the tomb of Ramses II, the game becomes interactive.
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W8JcyyU
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von W8JcyyU »

Werde mir die Wertschätzung wohl doch anhören. Im "Unrecht gegenüber Walking Simulatoren" Podcast habt ihr auf eine (wie auch immer genaue) Erklärung des Begriffs 'Spiels' verzichtet. In dem Zusammenhang finde ich Jochens Äußerungen zu den verschiedenen Genres einen guten Schritt.

Weiter finde ich, dass man sowohl Nachtfischer als auch Axels Ausführungen zu den Unterschieden Spiel und Interaktion keine Häme oder Boshaftigkeit nachsagen kann. Das sind jeweils sachlich gehaltene Äußerungen zu den Unterschieden zwischen Spiel und Walking Simulator. Im Thread zu oben genanntem Podcast habe ich schon die Meinung vertreten, dass von einer sinnvollen Unterscheidung sowohl Spiele als auch die Simulatoren profitieren. Bei Spielen wird eine tiefere Diskussion über Mechaniken ermöglicht und bei Walking Simulatoren analysiert man stärker die Art der Erzählungsweise.
goschi hat geschrieben: Wieso der durchaus despektierlich wirkende Begriff des Nicht-Spiels?
Ein Missverständnis deinerseits. Der Begriff des Nicht-Spiels ist hier keine Wertung, sondern eine Charakterisierung des Fehlens bestimmter Elemente.
goschi hat geschrieben: Ist finden, anklicken und hören/sehen von Erzählungen nicht auch eine interaktive Herausforderung?
An der Stelle greife ich diese Aussage heraus, da ähnliche Argumentationsweisen schon im früheren Thread angeführt wurden. Ich verstehe diese Herangehensweise nicht. Jede noch so irrelevante Interaktion wird hier zu einer "Herausforderung" aufgebauscht. Methoden, für die jedes AAA Spiel massiv kritisiert wird (vgl. Mass Effect Andromeda Thread), werden bei Walking Simulatoren zu probaten Spielmechaniken umdefiniert.

Im Gamedev Subreddit hat sich Nachtfischer mal in die Richtung geäußert, dass es mittlerweile unzählige Scheinmechaniken gibt, die von einem Computer besser gelöst werden können. Als Spieler stört mich der Gedanke, dass die selbe Tätigkeit von einem Skript schneller und besser gelöst werden kann, massiv. Trifft dies für eine Mechanik zu, kann man nicht von einer 'Herausforderung' sprechen.
Zuletzt geändert von W8JcyyU am 28. Apr 2017, 09:31, insgesamt 1-mal geändert.
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W8JcyyU
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von W8JcyyU »

JayTheKay hat geschrieben: Für mich (hab gerade nur flüchtig einen Blick drauf geworfen) ist das ein typisches Lernspiel, [...]
Ein 'typisches' Lernspiel, weil Lernziel und Spielmechaniken orthogonal zueinander stehen und der Spielteil als bloße Belohnung für das absolvieren des müßigen Lernteils dient? Kann zum Thema Lernspiele und Spielmechaniken Nachtfischers Masterarbeit [1] nur empfehlen. Die dort angeführten Bewertungsmaßstäbe erklären warum die meisten Menschen keinen Spass am bisherigen Entwurf von Lernspielen haben. Und dieser Entwurf somit das eigentlichen Ziel ('spielend Lernen') verfehlt.

[1] Game Design + digital game based Learning
Zuletzt geändert von W8JcyyU am 28. Apr 2017, 12:49, insgesamt 1-mal geändert.
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SebastianStange
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von SebastianStange »

Sehr lesenswerter Thread. Interessante Gedanken, schöner "Schlagabtausch".
muh_haha
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von muh_haha »

Axel hat geschrieben:
Diese interaktiven Geschichten wie Gone Home oder What Remains of Edith Finch sind also mehr in der Multimedia Ecke zu verordnen und als solche sollte man diese auch bewerten, rezipieren und benennen. Aber eben nicht als Spiel im eigentlichen Sinne. Nun könnte man mir und dem Nachtfischer sicherlich Haarspalterei vorwerfen. Man könnte aber auch zur Abwechslung mal versuchen sich in unsere Lage hinein zu versetzen. Für mich ist Gameplay inhärent wichtig, sonst kann ich mir auch gleich nen Film angucken. Wenn also von einem Spiel die Rede ist, ist für mich klar: Wo bleibt die Herausforderung, wie sieht das Spieledesign aus? Genauso verhält es sich bei Nachtfischer. Wenn wir aber lediglich von einer interaktiven Geschichte als eigene Gattung der elektronischen Unterhaltung als übertragendes Medium sprechen, dann ist auch für uns klar: Das ist kein Spiel, das ist etwas anderes. Aber da muss man das eben auch so kommunizieren und rezipieren. Einfach auch um Misverständnissen vorzubeugen. Darum und um nichts anderes geht es uns!

Ich möchte dem widersprechen!
Für dich ist scheinbar Gameplay enorm wichtig. Hat eine Spiel kein gutes oder so gut wie kein Gameplay wie What remains of Edith Finch ist es deiner Meinung nach kein Spiel im eigentlichen Sinne, sondern "nur" eine interaktive Geschichte (wenn ich dich richtig verstanden habe).
Aber wer definiert denn wie viel Gameplay in einem Spiel stecken muss? Ich denke jeder für sich !
Unter Gameplay verstehe ich im Weitesten Sinne das Steuern einer oder mehrerer Figuren und im Besten Fall ein Interagieren mit der Umwelt. Und diese Elemente sind in diesem Spiel meiner Meinung nach enthalten. Mehr braucht es nicht für mich, um es als Spiel anzusehen. Und hat nicht eigentlich jedes SP-Spiel mit Story eine "interaktive Geschichte", ein ME Andrommeda, Wolfenstein, Witcher III oder was weiß ich würdest du auch als Spiel bezeichnen, obwohl du auch nichts weiter machst als Geschichten spielen die sich jemand ausgedacht hat.
What remains of Edith Finch, Firewatch, Gone Home usw usf sind Spiele im eigentlichen Sinne !!
muh_haha
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von muh_haha »

Aber können wir abseits dieser Diskussion wann ist ein Spiel ein Spiel und wann nicht, einfach noch einmal dieses Meisterwerk bewundern. Gone Home fand ich schon klasse, Firewatch auch, aber was mir hier geboten wurde ist eines der besten Spiele die ich jemals gespielt habe und ich habe viele Spiele gespielt. Einfach WOW. Am Ende hatte ich schon ein wenig Pipi in den Augen nicht unbedingt wegen dem "traurigen" Ende, sondern weil ich traurig war, dass diese bombastische Reise und Erfahrung ein Ende nehmen wird. Ich verneige mich vor dem Studio!
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Nachtfischer
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von Nachtfischer »

W8JcyyU hat geschrieben:Als Spieler stört mich der Gedanke, dass die selbe Tätigkeit von einem Skript schneller und besser gelöst werden kann, massiv. Trifft dies für eine Mechanik zu, kann man nicht von einer 'Herausforderung' sprechen.
Grundsätzlich ja, nur spielt Deep Blue auch besser Schach als ich, aber deshalb ist es als Spiel nicht weniger fordernd. Ich würde sagen, deine Aussage gilt nur für triviale Skripte. Mir ging es eher darum, dass in vielen modernen Spielen einiges automatisiert werden könnte, weil es inhärent nicht fordert. Klassisches Beispiel: Grinding. Wenn mich ein Spiel immer bloß oder oft Fleißarbeiten erfüllen lässt, dann verfehlt es seinen Zweck.
muh_haha hat geschrieben:What remains of Edith Finch, Firewatch, Gone Home usw usf sind Spiele im eigentlichen Sinne !!
Und was ist das nun? Da sind wir doch wieder zurück bei der reinen Begriffsdiskussion, um die es - wie gesagt - hier niemandem wirklich geht. Von mir aus sind das alles gerne "Spiele". Aber grundsätzlich und formal unterscheiden sollten wir trotzdem zwischen beispielsweise Schach und Dear Esther. Denke ich.
muh_haha
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von muh_haha »

Nachtfischer hat geschrieben: Und was ist das nun? Da sind wir doch wieder zurück bei der reinen Begriffsdiskussion, um die es - wie gesagt - hier niemandem wirklich geht. Von mir aus sind das alles gerne "Spiele". Aber grundsätzlich und formal unterscheiden sollten wir trotzdem zwischen beispielsweise Schach und Dear Esther. Denke ich.
Ja das sehe ich ein. Aber What remains of Edith Finch kann man zumindest als Spiel bezeichnen. In welche Unterkategorie du dieses Spiel stecken willst ist eine andere Frage. Zum einen bedingt, dass es nicht "so viele" Spiele von diesem Schlag gibt und eine geeignete Genrebeschreibung auch noch nicht gefunden wurde.. Der Begriff Walking Simulator ist nicht passend .. bei What remains of Edith Finch sollte man eher so herangehen und versuchen dieses Spiel in einigen Attributen zu beschreiben um zumindest ein Gefühl dafür zu kriegen was das eigentlich ist.
Es ist mMn: düster, skurril, kurz, fesselnd, überraschend.
Sogar das wenige Gameplay ist "on-point"
Einfach eine tolle Gesamterfahrung.
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Heretic
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von Heretic »

Man bräuchte wirklich nur eine neue Unterkategorie, die besser klingt als "Walking Simulator". Für mich sind diese ganz klar auch unter dem Überbegriff "Spiele" zu verorten. Man ordnet ja auch den Schlager unter "Musik" ein, obwohl diese Art der Geräuscherzeugung in der Regel weder den Intellekt noch das Gehör besonders fordert. ;)

Walking Sims sollte man genauso behandeln und bewerten wie Spiele aus anderen Genres. Man sollte sie nur nicht mit ihnen vergleichen. Man stellt ja auch kein Dream Theater-Konzeptalbum einem Schlageralbum von Helene Fischer gegenüber und kommt dann zu dem Schluss: Dream Theater gewinnt, da mehr Töne pro Minute. Damit wird man den Helene Fischer-Fan aber kaum beeindrucken können.
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W8JcyyU
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von W8JcyyU »

goschi hat geschrieben:
goschi hat geschrieben: Ist finden, anklicken und hören/sehen von Erzählungen nicht auch eine interaktive Herausforderung?
An der Stelle greife ich diese Aussage heraus, da ähnliche Argumentationsweisen schon im früheren Thread angeführt wurden. Ich verstehe diese Herangehensweise nicht. Jede noch so irrelevante Interaktion wird hier zu einer "Herausforderung" aufgebauscht. Methoden, für die jedes AAA Spiel massiv kritisiert wird (vgl. Mass Effect Andromeda Thread), werden bei Walking Simulatoren zu probaten Spielmechaniken umdefiniert.
Was hat es damit zu tun, dass man ein Spiel kritisiert dass etwas nicht gut gelöst ist, ob ein anderes Spiel als Spiel bezeichnet wird?
Sorry, aber das ist doch eine arg absurde Argumentation, es geht doch hier nicht darum ob etwas Spass macht oder super gelöst ist, die Diskussion ist davon völlig unabhängig, erst recht wenn es gänzlich andere Spiele betrifft.
Wie passt der Begriff der Herausforderung mit bloßem Drücken der Vorwärtstaste zusammen? Wie passt Herausforderung mit "zum richtigen Zeitpunkt in die richtige Richtung schauen" zusammen? Das sind motorische Fähigkeiten auf der Stufe von Kleinkindern. Genau das wird bei AAA Spielen kritisiert. Fehlender intellektueller Anspruch, fehlender spielmechanische Anspruch.

In der Diskussion um Walking Simulatoren und Spielmechaniken wird exakt dieses Level an Minimalherausforderung herangezogen, damit wirklich jede Spielerei als Spiel aufgefasst werden kann - etwa das Spielzeug Kugelschreiber im früheren Thread. Warum sich einerseits bei jedem AAA TItel über spielmechanische Unzulänglichkeiten auslassen, um eben diese Unzulänglichkeiten dann anschließend bei der Definition Spiel als sinnvolle Untergrenze festzulegen? Wenn in immer mehr AAA Spielen immer weniger eigentliches Spiel ist - ist das Fehlen des Spiels im Spiel dann eine brauchbare Diskussionsgrundlage?

Das Drücken einer Bewegungstaste ist nicht mal im Ansatz ein "Lösungsversuch" des Problems Spielmechanik. Gehören die Begriffe Spielmechanik, Herausforderung, Motivation und Spass daher nicht zusammen und warum soll die Diskussion um den Begriff "Spiel" davon unabhängig sein?
goschi hat geschrieben:Also ist Schach überflüssig? Kann ein Computer mittlerweile besser spielen.
Pong? Kein spielenswertes Spiel, das konnte schon damals jeder Computer besser als der beste Spieler.
Das ist doch eine fehlerhafte Argumentation, weil ich danach nichts selbst tun sollte, das andere besser können?

Ich liebe Holzarbeiten, mache ich gerne zwischendurch, soll ich damit aufhören, weil eine CNC-Maschine das eh besser kann?
Fairer Punkt. Reicht ein kleines Skript, kann man kaum von einer Herausforderung sprechen. Sprechen wir von spezieller Hardware und eigens entwickelter Software, greift meine Argumentation zu kurz.

Edit: Zitieren will gelernt sein.
Zuletzt geändert von W8JcyyU am 28. Apr 2017, 12:40, insgesamt 1-mal geändert.
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W8JcyyU
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von W8JcyyU »

Heretic hat geschrieben:Man bräuchte wirklich nur eine neue Unterkategorie, die besser klingt als "Walking Simulator". Für mich sind diese ganz klar auch unter dem Überbegriff "Spiele" zu verorten. Man ordnet ja auch den Schlager unter "Musik" ein, obwohl diese Art der Geräuscherzeugung in der Regel weder den Intellekt noch das Gehör besonders fordert. ;)

Walking Sims sollte man genauso behandeln und bewerten wie Spiele aus anderen Genres. Man sollte sie nur nicht mit ihnen vergleichen. Man stellt ja auch kein Dream Theater-Konzeptalbum einem Schlageralbum von Helene Fischer gegenüber und kommt dann zu dem Schluss: Dream Theater gewinnt, da mehr Töne pro Minute. Damit wird man den Helene Fischer-Fan aber kaum beeindrucken können.
Die Musikanalogie passt zu Spielen genauso wenig wie die Filmanalogie oder die Literaturanalogie. Jochen bemängelt regelmäßig die blinde Portierung von Literaturkritik auf Spiele. Keines der anderen Medien beinhaltet Interaktion und Handlung. Können wir auf diese platten Vergleiche, die ohnehin nicht greifen, daher in Zukunft verzichten?
muh_haha
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von muh_haha »

Axel hat geschrieben:
Um mal in Deinem Bild zu bleiben: Eine interaktive Geschichtenerzählung verhält sich gegenüber einem klassischen Spiel wie Boulder Dash (um mal ein anderes Beispiel zu nennen) so wie ein Musikalbum zu einem Hörspiel. Das Sendermedium ist dasselbe, aber es sind ganz andere Erfahrungen. Nur weil man ein Hörspiel als MP3 oder über die heimische Anlage hören kann, ist es keine Musik. Sondern es bleibt Schauspiel. Da steht nicht die melodische Abfolge von Tönen im Vordergrund, sondern das erzählen eine Geschichte.
Genau diesem Ansatz muss ich widersprechen. Ein Computerspiel hat ebenfalls bestimmte Regeln wie du sie beim Musikbeispiel getroffen hast. Dieses Spiel erfüllt aber eben genau diese Kriterien eines klassischen Computerspiels. Ein Spiel besteht im Grunde aus Gameplay. Story kann, muss aber nicht dabei sein. Bricht man das so herunter, dann ist What remains of Edith Finch, ein Spiel, denn du bewegst aktiv diese Person. Gehst aktiv in neue Levelabschnitte, erlebst aktiv weitere Gameplayelemente. Genau diese Definition die du gibst trifft eben auf dieses Spiel zu !
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W8JcyyU
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von W8JcyyU »

muh_haha hat geschrieben: Genau diesem Ansatz muss ich widersprechen. Ein Computerspiel hat ebenfalls bestimmte Regeln wie du sie beim Musikbeispiel getroffen hast. Dieses Spiel erfüllt aber eben genau diese Kriterien eines klassischen Computerspiels. Ein Spiel besteht im Grunde aus Gameplay. Story kann, muss aber nicht dabei sein. Bricht man das so herunter, dann ist What remains of Edith Finch, ein Spiel, denn du bewegst aktiv diese Person. Gehst aktiv in neue Levelabschnitte, erlebst aktiv weitere Gameplayelemente. Genau diese Definition die du gibst trifft eben auf dieses Spiel zu !
Beschreib bitte mal vor welche Herausforderungen Dich das Spiel gestellt hat, welche Abwägungen Du dabei getroffen hast und wie das Spiel auf Dein steigendens Spielverständnis reagiert und sich gegebenenfalls verändert hat.
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Heretic
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von Heretic »

W8JcyyU hat geschrieben:Die Musikanalogie passt zu Spielen genauso wenig wie die Filmanalogie oder die Literaturanalogie. Jochen bemängelt regelmäßig die blinde Portierung von Literaturkritik auf Spiele. Keines der anderen Medien beinhaltet Interaktion und Handlung. Können wir auf diese platten Vergleiche, die ohnehin nicht greifen, daher in Zukunft verzichten?
Entschuldigung, dass mein Geschreibsel nicht deinen Anforderungen genügt. :whistle:

Allerdings habe ich keineswegs Musik mit Spielen verglichen. Ich sagte lediglich, dass du einem Schlagerfan haarklein die Brillanz eines Progressive Metal-Albums erklären kannst - er wird es höchstwahrscheinlich trotzdem nicht mögen. Weil er eben auf eine andere Art von Musik steht. Bei Spielen ist das nicht anders: Jeder setzt andere Prioritäten. Genauso macht es wenig Sinn, ein "XCom" mit einem "Gone Home" zu vergleichen - völlig verschiedene Baustellen, aber beides Spiele.

Vorsicht, nochmal Musik:
"Death Metal? Dieses Gegrunze und Gebolze ist doch keine Musik!"

Daran erinnert mich diese "Nichtspiele"-Diskussion bisweilen. Wenn auch nicht unbedingt hier in diesem Forum.
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Lurtz
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von Lurtz »

Könnte man die Diskussion nicht auslagern? Finde es schade dass der ganze Thread von dieser Diskussion gekapert wird, zumal es in der Wertschätzung eben nicht um die Definition des Spiels ging. Die Folge hatten wir schon.
Axel hat geschrieben:Heretic, nicht ganz passend der Vegleich. Denn egal ob Schlager, Folk, Jazz, Singer/Songwriter, Pop, Metal,... Weißt Du, was Du überall bewerten und auch genreübergreifend vergleichen kannst? Songwriting, Instrumentenspiel, Gesang, Produktion. Eben das was Musik ja erst zu Musik macht. Musik, egal welches Genre, bedingt bestimmten Grundregeln um Musik zu sein. Heruntergebrochen: Eine melodische Abfolge von Tönen.
Schön dass du nur Genres gewählt hast, die auf alltäglichen Mainstream-Hörgewohnheiten basieren. Wäre mal interessant wie du bspw. atonale Musik damit vergleichst, deren Melodik ganz anders funktioniert.

Daneben gibt es durchaus auch Leute, die bspw. rein elektronisch erzeugte Musik geringer schätzen als solche, die auf Instrumenten erzeugt wird. Das ist dann praktisch der Walking Simulator der Musik :shifty:
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echtschlecht165
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von echtschlecht165 »

Heretic hat geschrieben:
W8JcyyU hat geschrieben:Die Musikanalogie passt zu Spielen genauso wenig wie die Filmanalogie oder die Literaturanalogie. Jochen bemängelt regelmäßig die blinde Portierung von Literaturkritik auf Spiele. Keines der anderen Medien beinhaltet Interaktion und Handlung. Können wir auf diese platten Vergleiche, die ohnehin nicht greifen, daher in Zukunft verzichten?
Entschuldigung, dass mein Geschreibsel nicht deinen Anforderungen genügt. :whistle:

Allerdings habe ich keineswegs Musik mit Spielen verglichen. Ich sagte lediglich, dass du einem Schlagerfan haarklein die Brillanz eines Progressive Metal-Albums erklären kannst - er wird es höchstwahrscheinlich trotzdem nicht mögen. Weil er eben auf eine andere Art von Musik steht. Bei Spielen ist das nicht anders: Jeder setzt andere Prioritäten. Genauso macht es wenig Sinn, ein "XCom" mit einem "Gone Home" zu vergleichen - völlig verschiedene Baustellen, aber beides Spiele.

Vorsicht, nochmal Musik:
"Death Metal? Dieses Gegrunze und Gebolze ist doch keine Musik!"

Daran erinnert mich diese "Nichtspiele"-Diskussion bisweilen. Wenn auch nicht unbedingt hier in diesem Forum.
Am liebsten mag ich Streitgespräche zwischen Deathmetal und Blackmetal Anhängern :-)
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W8JcyyU
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von W8JcyyU »

Heretic hat geschrieben: Allerdings habe ich keineswegs Musik mit Spielen verglichen. Ich sagte lediglich, dass du einem Schlagerfan haarklein die Brillanz eines Progressive Metal-Albums erklären kannst - er wird es höchstwahrscheinlich trotzdem nicht mögen. Weil er eben auf eine andere Art von Musik steht. Bei Spielen ist das nicht anders: Jeder setzt andere Prioritäten. Genauso macht es wenig Sinn, ein "XCom" mit einem "Gone Home" zu vergleichen - völlig verschiedene Baustellen, aber beides Spiele.
Weil jeder individuell gewichtet ist eine eingehende Differenzierung also sinnlos? Walking Simulatoren sind also im Grunde das gleiche wie Spiele, nur mit 'weniger bpm'?

Wenn ich die Unterschiede als bloßen Geschmack bzw. Genreunterscheidung abtue, verhalte ich mich arrogant gegenüber den Walking Simulatoren wie auch den eigentlichen Spielen. Was können erstere besser, was zweitere. Funktioniert die Vermittlung der Handlung in den Simulatoren besser? Was sagt uns das für Hybride wie etwa die Telltale Spiele. Nachtfischer argumentiert, dass diese besser wären, würden sie auf ihr Restgameplay verzichten. Stimmt das? Genauer: Wie gut funktioniert deren Story also im Vergleich zu puren WS?
muh_haha
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Re: Wertschätzung: What Remains of Edith Finch

Beitrag von muh_haha »

Axel hat geschrieben:Du verwechselst Interaktion mit Gameplay! Eine Figur von Punkt A nach Punkt B bewegen ist erstmal nur interaktiv. Erst wenn eine zusätzliche Aufgabe, das Überwinden eines Hindernis, dazu kommt, wird es langsam zum Gameplay. Umso mehr, wenn es eine Herausforderung wie das Lösen eines Rätsel, das Bewältigen einer Geschicklichkeitspassage oder das Überwinden eines Gegners ist. Einfach nur eine Figur bewegen ist zu wenig. Nimm bei What remains of Edith Finch die Geschichte weg, dann hast Du gähnende langeweile. Nichts was dich hält diese Interaktion weiter zu betreiben. Ein Wolfenstein dagegen braucht keine Geschichte, das kann man auch ohne spielen und dabei Spaß haben. Du erkennst ein Spiel immer dann, wenn Du die Geschichte wegdenkst und da immer noch etwas ist, was dich motiviert die Interaktion weiter zu betreiben.
Interaktion ist aber auch immer im Gameplay verankert ! Rumlaufen in einem Spiel ist erst einmal Gameplay. "Nur" herumzulaufen ist eben NICHT zu wenig, sondern reicht schon aus es als Spiel anzusehen. Du läufst in dem Spiel eben nicht nur rum, sondern hast andere kleine Gameplayhäppchen die sehr fein sind.
Ich definiere das ein Spiel, dann ein Spiel ist, wenn ich interaktiv in das Geschehen eingreifen kann. Das gilt für das Würfeln und Bewegen meiner Spielfigur bei Mensch ärgere dich nicht genau so wie bei what remains of Edith Finch das Rumlaufen,Erkunden und kleinere Level absolvieren. Es ist also per Definition (ein Spiel muss in irgendeiner Weise Interaktion in Form von zum Beispiel Gameplay beinhalten) gegeben.
Wer von euch als Kind das Buch Die Insel der 1000 Gefahren gelesen hat:
So ein Buch würde ich schon der Kategorie Spiel zuordnen, denn ich kann aktiv die Geschichte beeinflussen, in dem ich mich für eine oder andere Aktion entscheide. Auch wenn sich das "Gameplay" darauf beschränkt auf welcher Seite ich weiterlese.
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