Toller Podcast und sehr wichtiges Thema. Es ist schade, dass Nina gegen Ende irgendwie nicht mehr sprechen konnte, obwohl ich akustisch keine Spur von Heiserkeit oder einem "Versagen der Stimme" wahrnehmen konnte. Ich wünsche mir an dieser Stelle auch eine umfassende und ausschöpfende Sonderfolge zur retrospektiven Bewertung und Analyse von "GamerGate" oder einfach mehr zu Sexismus in Spielen, denn ehrlich gesagt wurde hier nur an der absoluten Oberfläche gekratzt.
Siel hat geschrieben:Ohne die Episode gehört zu haben oder den Ganzen Thread gelesen zu haben!
Ohne Mist, eigentlich müsste ein Filter jeden deiner Kommentare unter dieser Prämisse direkt löschen. Deine Ausführungen belegen auch, dass du nicht im geringsten verstehst, was Sexismus bedeutet und warum es äußerst relevant ist, darüber zu sprechen, ihn zu kritisieren und darüber zu informieren. Dabei hilft es dann auch nicht, dass du nicht müde wirst, zu betonen, dass du anderen Menschen ihre Meinung zugestehst, während du selber deine völlige, absichtliche Ignoranz und angebliche und vermeintliche Unbetroffenheit feierst.
Tipp: Es geht gar nicht darum, ob in Videospielen und anderen Medien propagierte Rollenbilder stumpf als "real" oder "fiktiv" erachtet werden, wie kommst du darauf? Es geht darum, welche Auswirkung Tropes, Klischees und Objektivierung im allgemeinen auf die Sozialisation haben und wie das Denken von Menschen dadurch beeinflusst wird. Es geht darum, zu verhindern, dass bestimmte besonders unrealistische oder sexistische Stereotype (aktiv oder passiv, bewusst oder unbewusst) idealisiert werden. Es geht darum, Diskriminierung zu entdecken und zu kritisieren. Und bevor du es in Frage stellst: ja, es gibt sowohl diese Wirkung als auch Diskriminierung tatsächlich in der realen Welt.
Fun Fact: Im Gegensatz zur Frage, ob die Darstellung von Gewalt in Videospielen reale Gewalt fördert, was heutzutage im großen und ganzen als widerlegt gilt (es kann in Extremfällen begünstigend wirken), ist der Einfluss der Darstellung von Sexismus nicht so leicht von der Hand zu weisen:
Further reading zur Wirkung von Sexismus in Games:
The Sexual Objectification Spillover Effect - Sexual Images of Women Impact Perceptions of Other Women
https://www.psychologytoday.com/blog/th ... ver-effect" onclick="window.open(this.href);return false;
Sexual Priming, Gender Stereotyping, and Likelihood to Sexually Harass: Examining the Cognitive Effects of Playing a Sexually-Explicit Video Game
http://link.springer.com/article/10.100 ... 009-9695-4" onclick="window.open(this.href);return false;
Sexism in online video games: The role of conformity to masculine norms and social dominance orientation
http://www.sciencedirect.com/science/ar ... 3213002525" onclick="window.open(this.href);return false;
Objectification leads to depersonalization: The denial of mind and moral concern to objectified others
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1 ... 5/abstract" onclick="window.open(this.href);return false;
Ganz am Ende geht es auch darum, wie dumm Spiele gestaltet werden, weil gewinnorientierte Marketingleute den Entwicklern ein zielgruppengerechtes Gamedesign diktieren/empfehlen.
Ja das Hitman-Beispiel belegt sexistisches Game-Design:
Das Thema, das Anita Sarkeesian in einem ihrer frühen Videos untersucht hat, war explizit der Tropus "Women as Background Decoration", was sie anhand von verschiedenen Beispielen illustriert hat. In einem einzigen davon zeigt sie, dass eben die Entwickler von Hitman bewusst halbnackte Frauen als Eye Candy zur Freude der Zielgruppe in das Spiel eingebaut haben, die ansonsten keinerlei Zweck erfüllen und dass man diese sogar fast völlig ohne Sanktion des Spiels angreifen kann (es gab nur einen irrelevanten statistischen Malus, wenn man die Leichen nicht versteckt). Es ist dabei völlig unerheblich, wie zentral dieser Part des Games war und es ist auch Wurst, wie irgendwer früher mal in der Killerspieldebatte argumentiert hat.
Es ging also schlicht nicht um Männer und es ist auch vollkommen irrelevant, ob man mit Männern das gleiche/schlimmeres/nicht mal so schlimmes (es gibt widersprüchlicherweise all diese Vorwürfe) anrichten kann oder nicht. Sexismus an einer Stelle rechtfertigt Sexismus an einer anderen Stelle nicht. Man nennt das ein Tu_quoque-Argument, bei dem es sich um einen logischen Fehlschluss handelt.
Oder anders ausgedrückt:
Andre Peschke hat geschrieben:Auch der Gedanke, Sexismus gegen Frauen ließe sich durch eine gleichermaßen herabsetzende Darstellung von Männerrollen irgendwie ausgleichen, ist absurd.
Bevor der nächste also im nächsten Derailment-Versuch den gleichen Blödsinn schreibt, lest euch diese weisen Worte drei mal durch, bis ihr sie kapiert habt.
Eventuell vergleichbare Männerrollen bei Hitman (die es dort nicht gibt) oder in den anderen Beispielen waren erstens nicht Gegenstand der Untersuchung, zweitens kann wohl nach Betrachtung aller ihrer Videos bzw. anderer Quellen zum Thema (z.b. Repair my Armor) heutzutage niemand noch ernsthaft leugnen, dass Frauen in sehr vielen Spielen mit heteromännlicher Zielgruppe sehr häufig idiotisch sexualisiert bzw. exklusiv objektiviert dargestellt werden und Männer eben deutlich seltener. Anders ausgedrückt: Die sexualisierte Darstellung von He-Man ist nicht weniger scheiße, nur weil es She-Ra als weiblichen, ebenfalls sexualisiert dargestellten Gegenpart gibt. Darüber hinaus gab es auch keine vergleichbaren männlichen Stripper bei Hitman, die man zu absurden Versuchen der Relativierung von Objektifizierung überhaupt heranziehen könnte.
→ Demzufolge kann man auch nicht an jedem einzelnen Beispiel (und sie hat mehrere Beispiele verwendet) rumnörgeln und nur ein paar wenige Paradebeispiele gelten lassen, bei denen man selber keine Rechtfertigungen mehr findet (es gibt sogar bei Hitman noch schlimmere Beispiele zum allgemeineren Thema Sexismus, was aber keine Rolle spielt). Niemand hat mit diesem Negativbeispiel gleich das ganze Spiel verteufelt, denn auch darum ging es nicht, es ging nicht mal um Hitman als Ganzes.