Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

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Eprom
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von Eprom »

Beurkeek hat geschrieben:
Terranigma hat geschrieben:Hier mag auch der Grund liegen, warum die Diskussion teilweise so hitzig geführt wird: Selbst wenn Feministen keine "Verbote" fordern, fordern sie implizit - oder explizit - doch eine "Umverteilung" in der Darstellung, d.h. "Mehr von X und weniger von Y". Wenn man persönlich aber "X" toll findet oder "Y" nicht mag, kann man da zur Konklusion kommen, einem würde etwas weggenommen oder aufgedrückt werden.
Und für dieses Gefühl gibt es ja auch konkrete Gründe. Wenn man Zeit seines Lebens oder zumindest sehr, sehr lange (nahezu) exklusiv als Konsument eines Produkts adressiert und - getreu dem Motto "der Kunde ist König" - entsprechend behandelt wird, geht mit der zunehmenden Ausdifferenzierung der Zielgruppe ein Verlust einher: Nämlich der eines Privilegs. Es dreht sich nicht mehr alles um einen selbst. Es gibt plötzlich andere Menschen, die repräsentiert, wahr- und ernstgenommen werden wollen - und mit diesem Wunsch zunehmend Gehört finden. Man wird auf einmal damit konfrontiert, dass Unterhaltung auch politisch ist und man womöglich Inhalte genossen hat, die in diesem Sinne nicht einwandfrei sind. Das wiederum bedeutet für einige Menschen, "ihr" Medium nicht mehr durch und durch unbeschwert genießen zu können. Den Ärger darüber verstehe ich gut, solange er endlich ist.
Warum neidet man blaßen Computernerds ihr kümmerlichen 'Privilegien' (sich leichtbekleidete computeranimierte Frauen anzusehen) denn, und stellt das verlieren dieser als Verlust dar, wenn sie doch eigentlich so viel zu gewinnen hätten? Also entweder man fordert mehr Inhalte für alle, oder eine Anpassung im Namen minoritärer Empfindlichkeiten die dann natürlich für einige als Verlust oder Bevormundung wahrgenommen werden - also die Schaffung von Privilegien die einer Minderheit über einer Mehrheit zu gute kommt.

Bei Computerspielen geht es doch erstmal nicht um gesellschaftlichen Wandel, sondern das alle ihren Spaß haben können - das wäre im Besten Sinne universalistisch.
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Nina
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von Nina »

Eprom hat geschrieben:Warum neidet man blaßen Computernerds ihr kümmerlichen 'Privilegien' denn, und stellt das verlieren dieser als Verlust dar, wenn sie doch eigentlich so viel zu gewinnen hätten? Also entweder man fordert mehr Inhalte für alle, oder eine Anpassung im Namen minoritärer Empfindlichkeiten die dann natürlich für einige als Verlust oder Bevormundung wahrgenommen werden - also die Schaffung von Privilegien die einer Minderheit über einer Mehrheit zu gute kommt.
Wesentliches vorab: Wir sprechen hier nicht von "Empfindlichkeiten", sondern von gesellschaftlichen Gegebenheiten, die potenziell Einfluss auf die Selbst- und Fremdwahrnehmung ganzer Bevölkerungsgruppen haben. Auch von "Neid" kann keine Rede sein, sondern von dem Wunsch nach Teilhabe. Du tendierst dazu, einerseits Absichten zu unterstellen, die insbesondere so pauschal nicht nachweisbar sind, und andererseits die Gründe anderer herunterzuspielen. Das ist schade, da einer sachlichen Diskussion auf Augenhöhe nicht zuträglich.
Also entweder man fordert mehr Inhalte für alle...
Genau das tue ich und tun auch viele andere Menschen, die sich im Rahmen feministischer Medien-/Spielekritik betätigen.
oder eine Anpassung im Namen minoritärer Empfindlichkeiten
Wo siehst du hier den Gegensatz zu der zuerst genannten Alternative? Wenn zusätzlich zu den bisherigen auch die Wünsche neuer Konsument_innen respektiert und bedient werden, gehen damit doch automatisch mehr Inhalte für alle einher.
also die Schaffung von Privilegien die einer Minderheit über einer Mehrheit zu gute kommt.
Wenn Menschen grundsätzlich an etwas teilhaben können, ist das nicht gleich ein Privileg - jedenfalls nicht in dem Sinne, den ich in deiner Aussage vermute (korrigiere mich bitte, falls das ein Irrtum ist). Selbstverständlich ist jede/r privilegiert, der/die über die nötigen Mittel verfügt, um sich digitale Spiele zu beschaffen und sie auch nutzen zu können. Wenn nun aber eine bislang ausgeschlossene Bevölkerungsgruppe Zugang zu diesem Medium erhält, so ist sie gegenüber der bisherigen Zielgruppe nicht privilegiert, sondern erhält schlicht die gleichen Möglichkeiten.
Zuletzt geändert von Nina am 13. Mai 2017, 17:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Terranigma
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von Terranigma »

Eprom hat geschrieben: Warum neidet man blaßen Computernerds ihr kümmerlichen 'Privilegien' (sich leichtbekleidete computeranimierte Frauen anzusehen) denn, [...]
... weil nicht jeder Videospieler ein (a) weißer, (b) männlicher Nerd ist, der (b) halbnackte Frauen in jedem zweiten Spiel sehen will. Ich habe den Eindruck, dass du dir die Videospiel-Community als sehr homogen vorstellst. Das ist sie nicht.
Eprom hat geschrieben:Bei Computerspielen geht es doch erstmal nicht um gesellschaftlichen Wandel, sondern das alle ihren Spaß haben können - das wäre im Besten Sinne universalistisch.
Genau das ist der Punkt: dies ist derzeit nicht gegebenen, weshalb Videospiele - aber auch andere Medien derweil diverser werden. Was dir Spaß macht und was dich nicht stört, mag mir keinen Spass machen und mich stören - und umgekehrt. Deshalb ist die Förderung auch jene nach Vielfalt, damit (a) jeder seine Angebote finden kann oder (b) von bereits vorhandenen Angeboten angesprochen weden kann, aber keine nach Verboten.

Ich sage mal: Wer Bully Parade-Humor toll findet, der hätte ggf. kein Problem damit, wenn es außer dem nichts gäbe. Nun ist aber weder Spaß noch Humor unviersell, weshalb ich z.B. sehr froh bin, dass das Fernsehprogramm nicht zu 24/7 aus der Bully Parade besteht. Bully Parade-Fans mögen das anders sehen; da würden dann unsere Interessen auseinandergehen. Selbiges für den Videospiel-Bereich.
Zuletzt geändert von Terranigma am 13. Mai 2017, 17:43, insgesamt 1-mal geändert.
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echtschlecht165
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von echtschlecht165 »

Ich frag mich oft folgendes:
Wenn bei ausnahmslos jeder Kunst und Mediensorte (sei es Film, Theater, TV, Kabarett, games, Musik, usw) ausgerechnet jene die populärsten Ableger sind, bei denen Frauen so dargestellt werden wie hier angeprangert, ist dann wirklich die Gesellschaft so, weil die Medien es so darstellen, oder stellen es die Medien so dar, weil die Gesellschaft so ist?
Damit will ich nicht sagen, dass man nichts daran ändern soll, aber irgendwie siehts mir so aus, als wenn hier gegen etwas gekämpft wird, was im Menschen sehr tief drinnen steckt.
Und hier meine ich durchaus beide Geschlechter

Als Mann, der schon öfters mal in die sogenannte friendzone gerutscht ist, habe ich schon mal meine Bedenken, ob der grossteil der Frauen wirklich so feministisch ist.
Ebenso bei unserer Firma, wo es nachweislich keine Hürden gibt für Frauen als Techniker einzusteigen, sieht die quote an Technikern so aus, dass wir ca. 150 männliche Techniker sind und genau 2 Damen. (Elektroindustrie)
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Heretic
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von Heretic »

Terranigma hat geschrieben:Wusste nicht, aus welchem Film die Szene war. Kenne zwar ein paar Mel Brooks-Filme, allerdings habe ich die alle als "platte Unterhaltung" eingeordnet - auch in der Szene sehe ich persönlich keine "Satire" oder nichts "bissiges", sondern es sieht für mich nach typischen "Tunten"-Humor aus, d.h. Homosexualität wird mit Feminität, schrillen Farben, etc. pp. gleichgesetzt. Denke ich an die Fernsehzeit zurück, die ich bewusster wahrnahm - das wären so die 80er und 90er - fallen mir in der Erinnerung ein paar Gags, Filme, Szenen, o.Ä. ein, die eine ähnliche Charakterisierung vorgenommen haben, mir fällt aber kein Film ein - zumindest kein populärer - der homosexuelle Charaktere versucht ernst zu nehmen. Das ist's auch, was mich im Nachhinein so sehr daran stört: Bezüglich der Szene aus dem "Frühling für Hitler" reden hier demnach von den späten 60ern, d.h. zu einer Zeit, als Homosexualität in quasi allen westlichen Staaten noch kriminalisiert wurde. Bei Komödien der 80er-Jahre reden wir von einer Zeit, als die AIDS-Epidemie auf dem Höhepunkt war. Das fand allerdings keinen Niederschlang in der medialen Rezeption, sondern weiterhin wurde das Klischee des homosexuellen Mannes - Frauen tauchen da eigentlich nie auf - als "Tunte" kolportiert.
Ich dachte, du kennst den Film. "Frühling für Hitler" unterscheidet sich noch recht stark von späteren Brooks-Komödien á la "Spaceballs". Der Film persifliert gleichermaßen den Nazionalsozialismus als auch das Showbusiness, und zwar auf für diese Zeit ziemlich derbe und überzogene Weise. Da bekommt jeder sein Fett weg. Dementsprechend ist auch der homosexuelle Regisseur des Hitler-Theaterstücks gnadenlos überzeichnet. Das muss einem nicht gefallen, das ist klar. Mir wurde der Film übrigens von einem homosexuellen Freund empfohlen, der so gar nichts von den im Film dargestellten Schwulen an sich, ihn aber ausgesprochen super findet. Ich kannte vorher nur die "Spaceballs"-Kalauer-Schiene - die ich auch nach wie vor klasse finde. :mrgreen:

Ansonsten fällt mir aus den Neunzigern immerhin der Film "Philadelphia" ein, der sich ernsthaft mit der AIDS-Thematik auseinandersetzt und (wenn ich mich recht erinnere) keine dumpfen Klischees verbreitet.
Odradek
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von Odradek »

echtschlecht165 hat geschrieben: Als Mann, der schon öfters mal in die sogenannte friendzone gerutscht ist, habe ich schon mal meine Bedenken, ob der grossteil der Frauen wirklich so feministisch ist.
Die friendzone. Das berühmte unfaire Verhalten von Frauen, wenn sie sich nicht dem berühmten Schema "insert gifts and compliments to receive sex" halten.

echtschlecht165 hat geschrieben: Ebenso bei unserer Firma, wo es nachweislich keine Hürden gibt für Frauen als Techniker einzusteigen,
Selbst wenn deine Firma jenen paradiesischen Zustand erreicht hat, dass sie keine Hürden aufweist, so gibt es davor und daneben noch zahllose.
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echtschlecht165
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von echtschlecht165 »

Odradek hat geschrieben:
echtschlecht165 hat geschrieben: Als Mann, der schon öfters mal in die sogenannte friendzone gerutscht ist, habe ich schon mal meine Bedenken, ob der grossteil der Frauen wirklich so feministisch ist.
Die friendzone. Das berühmte unfaire Verhalten von Frauen, wenn sie sich nicht dem berühmten Schema "insert gifts and compliments to receive sex" halten.

echtschlecht165 hat geschrieben: Ebenso bei unserer Firma, wo es nachweislich keine Hürden gibt für Frauen als Techniker einzusteigen,
Selbst wenn deine Firma jenen paradiesischen Zustand erreicht hat, dass sie keine Hürden aufweist, so gibt es davor und daneben noch zahllose.
Jaja, verdreh mir nur die Worte im Mund. (Schöne Auflage übrigens für einen "typisch frau"-witz :) )
Wo hab ich etwas von unfair geschrieben? Ich denke, Beispiele bei denen Frauen von einem macho auf den nächsten reinfallen, kennt jeder Zuhauf. Genauso wie Männer, die eh schon alimente für 2 Frauen zahlen, und trotzdem die 3. Heiraten und wieder solange schlecht behandeln, bis sie wieder abhaut. Ist beides nicht intelligent oder rational
Zu 2....Das mag sein, erklärt aber immer noch nicht dass krasse Ungleichgewicht
Zuletzt geändert von echtschlecht165 am 13. Mai 2017, 18:12, insgesamt 3-mal geändert.
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echtschlecht165
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von echtschlecht165 »

Die Auswahl hat man doch ohnehin.
Aber warum verkaufen sich rihanna und Konsorten soviel besser? Auch von Frauen?

Wenn man so in belebten Straßen oder Einkaufszentren die Leute beobachtet, glaube ich ernsthaft, dass Themen wie Sexismus, Feminismus oder auch Rassismus Themen sind, die nur einen Bruchteil der Menschen interessieren
Obwohl ich selbst einer bin, der Gerechtigkeit hochhält(auch wenn Odradek mich bestimmt für den depressiven Frauenhasser)hält).
Ich denke, wir, die hier diskutieren leben einfach in einer blase, so traurig es klingt.
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Nina
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von Nina »

echtschlecht165 hat geschrieben:Ich frag mich oft folgendes:
Wenn bei ausnahmslos jeder Kunst und Mediensorte (sei es Film, Theater, TV, Kabarett, games, Musik, usw) ausgerechnet jene die populärsten Ableger sind, bei denen Frauen so dargestellt werden wie hier angeprangert, ist dann wirklich die Gesellschaft so, weil die Medien es so darstellen, oder stellen es die Medien so dar, weil die Gesellschaft so ist?
Medien sind immer ein Spiegel der Gesellschaft, aber sie formen durch ihre selektive Darstellung die Gesellschaft auch mit. Deine sehr allgemeine These kann übrigens widerlegt werden, indem man auf erfolgreiche Formate der letzten Jahre verweist, siehe zum Beispiel die "Hunger Games"-Reihe in Buch- und Filmform, deren Protagonistin keinen gängigen Rollenklischees entspricht. Oder man schaue sich Serien wie "Buffy" an, in denen das gerade im Horror tief verhaftete "Jungfrau in Nöten"-Prinzip einfach auf den Kopf gestellt wird. Das sind nur zwei Beispiele von vielen, die der Annahme, dass grundsätzlich stereotype Darstellungen von Frauen bevorzugt werden, deutlich widersprechen (wenn auch nur bedingt im ästhetischen Sinne, denn beide Hauptfiguren sind fast immer perfekt gestylt, weil das gerade von Frauen leider erwartet wird).
Damit will ich nicht sagen, dass man nichts daran ändern soll, aber irgendwie siehts mir so aus, als wenn hier gegen etwas gekämpft wird, was im Menschen sehr tief drinnen steckt.
Dem stimme ich zu, nur sind gewisse Vorlieben und Rollenvorstellungen nicht so tief in uns verwurzelt, weil sie (im biologischen Sinne) zum Menschsein dazugehören, sondern weil wir während unseres Sozialisationsprozesses entsprechend geprägt werden.
Als Mann, der schon öfters mal in die sogenannte friendzone gerutscht ist, habe ich schon mal meine Bedenken, ob der grossteil der Frauen wirklich so feministisch ist.
Nichts für Ungut, aber was hat das mit dem Thema zu tun?
Ebenso bei unserer Firma, wo es nachweislich keine Hürden gibt für Frauen als Techniker einzusteigen, sieht die quote an Technikern so aus, dass wir ca. 150 männliche Techniker sind und genau 2 Damen. (Elektroindustrie)
In Deiner Firma mag niemand Frauen aktiv daran hindern, sich für einen Job zu bewerben - auf der gesellschaftlichen Ebene gibt es aber durchaus Hürden. Frauen wurde immer schon vermittelt, dass sie nicht kompetent genug sind, um technische Berufe auszuüben. Dieses Vorurteil existiert - in eingeschränkterem Maße - auch heute noch und hindert viele Mädchen/Frauen daran, einen entsprechenden Weg zu verfolgen. Man versucht zwar zunehmend, Frauen in den sogenannten STEM-Berufen zu fördern, aber bis damit ein spürbarer Effekt einhergeht, dürfte noch viel Zeit vergehen.
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echtschlecht165
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von echtschlecht165 »

Axel hat geschrieben:
echtschlecht165 hat geschrieben:Die Auswahl hat man doch ohnehin.
Im Spielebereich aber eben gerade nicht, darum geht ja die Diskussion. Hast Du in einem Videospiel schonmal einen syrischen Flüchtling gespielt? Hast Du schonmal überhaupt in Spielen ein Beziehungsdrama erlebt, also wo wirklich menschliche Gefühle auf dem Grund gegangen werden? Kennst Du Spiele, die in ihrem Humor und ihrer Kunst sich auf andere Kulturen außer der japanischen oder der westlichen beziehen?

Warum sich Rihanna & Co. besser verkaufen? Massenmarkt und dessen Mechanismus Menschen zu beeinflussen. Aber die Masse kann und darf kein Wertekriterium sein.
Das syrische flüchtlingsthema ist ja relativ aktuell noch,da kommen evtl noch games aber kennst du dieses adventure, wo man aus dem KZ fliehen muss? Geht in eine ähnliche Richtung.
Mir fällt leider der Name nicht mehr ein.
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echtschlecht165
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von echtschlecht165 »

Beurkeek hat geschrieben:
echtschlecht165 hat geschrieben:Ich frag mich oft folgendes:
Wenn bei ausnahmslos jeder Kunst und Mediensorte (sei es Film, Theater, TV, Kabarett, games, Musik, usw) ausgerechnet jene die populärsten Ableger sind, bei denen Frauen so dargestellt werden wie hier angeprangert, ist dann wirklich die Gesellschaft so, weil die Medien es so darstellen, oder stellen es die Medien so dar, weil die Gesellschaft so ist?
Medien sind immer ein Spiegel der Gesellschaft, aber sie formen durch ihre selektive Darstellung die Gesellschaft auch mit. Deine sehr allgemeine These kann übrigens widerlegt werden, indem man auf erfolgreiche Formate der letzten Jahre verweist, siehe zum Beispiel die "Hunger Games"-Reihe in Buch- und Filmform, deren Protagonistin keinen gängigen Rollenklischees entspricht. Oder man schaue sich Serien wie "Buffy" an, in denen das gerade im Horror tief verhaftete "Jungfrau in Nöten"-Prinzip einfach auf den Kopf gestellt wird. Das sind nur zwei Beispiele von vielen, die der Annahme, dass grundsätzlich stereotype Darstellungen von Frauen bevorzugt werden, deutlich widersprechen (wenn auch nur bedingt im ästhetischen Sinne, denn beide Hauptfiguren sind fast immer perfekt gestylt, weil das gerade von Frauen leider erwartet wird).
Damit will ich nicht sagen, dass man nichts daran ändern soll, aber irgendwie siehts mir so aus, als wenn hier gegen etwas gekämpft wird, was im Menschen sehr tief drinnen steckt.
Dem stimme ich zu, nur sind gewisse Vorlieben und Rollenvorstellungen nicht so tief in uns verwurzelt, weil sie (im biologischen Sinne) zum Menschsein dazugehören, sondern weil wir während unseres Sozialisationsprozesses entsprechend geprägt werden.
Als Mann, der schon öfters mal in die sogenannte friendzone gerutscht ist, habe ich schon mal meine Bedenken, ob der grossteil der Frauen wirklich so feministisch ist.
Nichts für Ungut, aber was hat das mit dem Thema zu tun?
Ebenso bei unserer Firma, wo es nachweislich keine Hürden gibt für Frauen als Techniker einzusteigen, sieht die quote an Technikern so aus, dass wir ca. 150 männliche Techniker sind und genau 2 Damen. (Elektroindustrie)
In Deiner Firma mag niemand Frauen aktiv daran hindern, sich für einen Job zu bewerben - auf der gesellschaftlichen Ebene gibt es aber durchaus Hürden. Frauen wurde immer schon vermittelt, dass sie nicht kompetent genug sind, um technische Berufe auszuüben. Dieses Vorurteil existiert - in eingeschränkterem Maße - auch heute noch und hindert viele Mädchen/Frauen daran, einen entsprechenden Weg zu verfolgen. Man versucht zwar zunehmend, Frauen in den sogenannten STEM-Berufen zu fördern, aber bis damit ein spürbarer Effekt einhergeht, dürfte noch viel Zeit vergehen.
Aber selbst bei genannten Beispielen ist die Protagonistin immer jung und hübsch :) wenn auch stark.
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Eprom
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von Eprom »

Beurkeek hat geschrieben:Wesentliches vorab: Wir sprechen hier nicht von "Empfindlichkeiten", sondern von gesellschaftlichen Gegebenheiten, die potenziell Einfluss auf die Selbst- und Fremdwahrnehmung ganzer Bevölkerungsgruppen haben.
Ich sehe bei solchen Forderungen immer die Gefahr, das man ganze Gruppen (egal wie regressiv und dumm diese auch sein mögen) quasi unter 'Artenschutz' stellt, wobei es doch eigentlich darum ginge, das Individuum zu verteidigen.
Beurkeek hat geschrieben:Auch von "Neid" kann keine Rede sein, sondern von dem Wunsch nach Teilhabe.
Teilhabe muss nicht bedeuten Leuten etwas streitig zu machen. Das lese ich aber heraus, wenn eine Mehrheit angeblich ihre 'Privilegien' in Zukunft schmerzlich vermissen wird?
Beurkeek hat geschrieben:Wo siehst du hier den Gegensatz zu der zuerst genannten Alternative? Wenn zusätzlich zu den bisherigen auch die Wünsche neuer Konsument_innen respektiert und bedient werden, gehen damit doch automatisch mehr Inhalte für alle einher.
Was hat Frauen nach feministischer Auffassung daran gehindert, sich dem Thema Computerspiele zu nähern und damit ein vielfältigeres Angebot zu ermöglichen? Die sexistischen Darstellungen von Frauen in Computerspielen? 15 Jährige Jungen die sich in Call of Duty übelst beleidigen?
Klar, das können Faktoren sein. Aber ich verstehe nicht, warum man deshalb andere Inhalte in diesem Bereich fordert und potentiellen weiblichen Spielern nicht mitteilt, das es in diesen Kreisen viele Idioten gibt (Programmierer wie Spieler) deren Hirnmüll man nicht ernst nehmen muss, man aber trotzdem Spaß haben kann.
Letztendlich ist jeder selbst für das Welt- und Menschenbild verantwortlich, das er pflegt, auch wenn er gesellschaftlichen Einflüßen unterliegt. Und niemand kann einem das Recht absprechen, ein Videospiel zu spielen.
Beurkeek hat geschrieben:Wenn Menschen grundsätzlich an etwas teilhaben können, ist das nicht gleich ein Privileg - jedenfalls nicht in dem Sinne, den ich in deiner Aussage vermute (korrigiere mich bitte, falls das ein Irrtum ist). Selbstverständlich ist jede/r privilegiert der/die über die nötigen Mittel verfügt, um sich digitale zu beschaffen und sie auch nutzen zu können. Wenn nun aber eine bislang ausgeschlossene Bevölkerungsgruppe Zugang zu diesem Medium erhält, so ist sie gegenüber der bisherigen Zielgruppe nicht privilegiert, sondern erhält schlicht die gleichen Möglichkeiten.
Spiele konnte sich bis jetzt jeder beschaffen. Es war nie ein Problem für Schwule, Frauen oder Transpersonen sich Spiele zu beschaffen.
Wenn der typisch Computerspieler früher oder heute vielleicht noch ein heterosexueller weißer Mann ist/war, stellt er die Mehrheit in diesem Bereich. Ein Privileg hingegen bedeutet einen (illegitimen) Vorteil einer Minderheit über eine Mehrheit.
Da habe ich tatsächlich eine andere Definition von Privilegien.
Zuletzt geändert von Eprom am 13. Mai 2017, 20:34, insgesamt 5-mal geändert.
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von echtschlecht165 »


In Deiner Firma mag niemand Frauen aktiv daran hindern, sich für einen Job zu bewerben - auf der gesellschaftlichen Ebene gibt es aber durchaus Hürden. Frauen wurde immer schon vermittelt, dass sie nicht kompetent genug sind, um technische Berufe auszuüben. Dieses Vorurteil existiert - in eingeschränkterem Maße - auch heute noch und hindert viele Mädchen/Frauen daran, einen entsprechenden Weg zu verfolgen. Man versucht zwar zunehmend, Frauen in den sogenannten STEM-Berufen zu fördern, aber bis damit ein spürbarer Effekt einhergeht, dürfte noch viel Zeit vergehen.
Bei solchen Aussagen frage ich mich halt immer warum irgendjemand speziell gefördert werden muss zu irgendetwas. Diejenigen die sich technisch interessieren werden, können es tun, die anderen können immer noch was soziales oder handwerkliches oder was auch immer machen.
Traurig ist nur dass bestimmte berufssparten eindeutig unterbezahlt sind, und das sind leider oft die "typischen frauenberufe"
Da gehört mal angesetzt meiner Meinung nach.
Wenn man nachdem geht, was einem alles vermittelt wird heutzutage, könnte man vor lauter konsumwahn kaum noch atmen. :D
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von W8JcyyU »

echtschlecht165 hat geschrieben: Bei solchen Aussagen frage ich mich halt immer warum irgendjemand speziell gefördert werden muss zu irgendetwas. Diejenigen die sich technisch interessieren werden, können es tun, die anderen können immer noch was soziales oder handwerkliches oder was auch immer machen.
#Fachkräftemangel

Und wie im "Mehr Frauen bitte" Thread schon geschildert, müssen naturwissenschaftlich bzw. technische Berufe und/oder Studiengänge mehr Arbeit in eine gescheite Präsentation ihrer Disziplin stecken.
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von echtschlecht165 »

W8JcyyU hat geschrieben:
echtschlecht165 hat geschrieben: Bei solchen Aussagen frage ich mich halt immer warum irgendjemand speziell gefördert werden muss zu irgendetwas. Diejenigen die sich technisch interessieren werden, können es tun, die anderen können immer noch was soziales oder handwerkliches oder was auch immer machen.
#Fachkräftemangel

Und wie im "Mehr Frauen bitte" Thread schon geschildert, müssen naturwissenschaftlich bzw. technische Berufe und/oder Studiengänge mehr Arbeit in eine gescheite Präsentation ihrer Disziplin stecken.
Das hat jetzt aber wenig mit Sexismus zu tun.
Mir geht es eher um die "spezielle" Förderung. Warum sollten Frauen jetzt eine spezielle Förderung brauchen?

Und wenn, wie sollte die spezielle Förderung dann aussehen? Das ist ja erst recht sexistisch :D
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von W8JcyyU »

echtschlecht165 hat geschrieben: Und wenn, wie sollte die spezielle Förderung dann aussehen? Das ist ja erst recht sexistisch :D
Nur, wenn man den Kontext bewusst ignoriert, wie sich Studiengänge geschlechtermäßig zusammensetzen. In den MINT Fächern sind Frauen teils unterrepräsentiert (ihr Anteil müsste relativ höher sein). Dann ist eine Förderung nicht sexistisch, wenn ein systemisches Ungleichgewicht ausbalanciert wird.
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von echtschlecht165 »

Kann nur sagen, dass bei uns seit über 10 Jahren Aktionen wie den TöchterTag gibt. Allein die Tatsache dass es keinen Söhnetag gibt, macht die Sache sexistisch. Ich finds ja gut, aber ein bissl komisch, dass sich Feministinnen einerseits darüber aufregen, immer als ^Damsel in distress^ dargestellt zu werden, andererseits aber dann doch wieder spezielle Förderung brauchen oder verlangen, um gewisse Dinge zu erreichen.
Hat etwas von ^Rosinen picken^ meiner Meinung nach.
Rettet die Technikerinnen :D
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von StHubi »

echtschlecht165 hat geschrieben:Kann nur sagen, dass bei uns seit über 10 Jahren Aktionen wie den TöchterTag gibt. Allein die Tatsache dass es keinen Söhnetag gibt, macht die Sache sexistisch.
Es wird damit versucht eine Ungleichheit zu vermindern, die es auf der Töchterseite nun einmal gibt. Wenn man auch einen Söhnetag machen würde, wäre das einfach nur Ressourcenverschwendung. Eine Gegenmaßnahme gegen solche Ungleichheiten als Sexismus zu bezeichnen, verschließt irgendwie auch die Augen vor dem eigentlichen Problem.
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von echtschlecht165 »

StHubi hat geschrieben:
echtschlecht165 hat geschrieben:Kann nur sagen, dass bei uns seit über 10 Jahren Aktionen wie den TöchterTag gibt. Allein die Tatsache dass es keinen Söhnetag gibt, macht die Sache sexistisch.
Es wird damit versucht eine Ungleichheit zu vermindern, die es auf der Töchterseite nun einmal gibt. Wenn man auch einen Söhnetag machen würde, wäre das einfach nur Ressourcenverschwendung. Eine Gegenmaßnahme gegen solche Ungleichheiten als Sexismus zu bezeichnen, verschließt irgendwie auch die Augen vor dem eigentlichen Problem.
Volle Zustimmung und dennoch haben wir immer noch eine frauenquote von unter 2%.
Irgendwo muss das an etwas anderem liegen.
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von W8JcyyU »

StHubi hat geschrieben: Es wird damit versucht eine Ungleichheit zu vermindern, die es auf der Töchterseite nun einmal gibt. Wenn man auch einen Söhnetag machen würde, wäre das einfach nur Ressourcenverschwendung.
Nicht zwingend, in der Erziehung und Kindergärten sind teilweise Männer unterrepräsentiert. Es existieren Branchen, in denen ein Söhnetag eine Überlegung wert wäre.
echtschlecht165 hat geschrieben:Ich finds ja gut, aber ein bissl komisch, dass sich Feministinnen einerseits darüber aufregen, immer als ^Damsel in distress^ dargestellt zu werden, andererseits aber dann doch wieder spezielle Förderung brauchen oder verlangen, um gewisse Dinge zu erreichen.
Der Ruf nach einem ausgewogeneren Verhältnis äußern nicht nur Feministinnen. Und Förderung bedeutet in der Technik oft zwei Dinge konkret:
1. Umdenken in den Köpfen der Allgemeinheit, dass Frauen und technische Berufe sich nicht ausschließen
2. Umdenken in der Motivation des Lehrstoffs, dass nicht wie bisher eine bestimmte Interessengruppe bevorzugt wird.

Die Damsel in Distress wird in der öffentlichen Darstellung (Werbung & Medien) kritisiert. Wo wird dieser Kritikpunkt in der Schulbildung bzw im Studium geäußert (und bitte von wem?).
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