Für diese sehr persönliche und interessante Stellungnahme möchte ich wiederum dir danken. Viel zu oft erfolgt Ablehnung unbegründet und man kann nur spekulieren, was dahintersteckt. Deine (ursprügliche) Angst finde ich übrigens durchaus nachvollziehbar, hoffe aber zugleich, dass sie durch Diskussionen wie diese teilweise gemindert werden kann.MrSnibbles hat geschrieben:Noch zur Folge und anschließenden Diskussion:
Vielen Dank dafür, ich habe wieder viel gelernt. Ich bin selbst in einem technischen Beruf unterwegs und bin die komplette Bandbreite von völliger Ablehnung jeglicher Frauenförderung bis hin zum Verteidiger gendergerechter Sprache in der Kaffeeküche gegangen.
Ich habe aber das Gefühl, dass Feminismus wesentlich effizienter funktionieren könnte, wenn gewisse taktische Fehler vermieden würden und mich würde interessieren, was ihr dazu zu sagen habt.
Prinzipiell hast du recht, nur ist dieses effiziente Taktieren bzw. vermeiden von Fehlern aus zweierlei Gründen leider nicht so einfach: Zum Einen ist geschlechterbedingte Benachteiligung bzw. Sexismus ein durchaus emotional aufgeladenes Thema. Wer beides regelmäßig erlebt, wird sich nicht immer weit genug davon distanzieren können, um es auf eine rein sachlich-argumentative Ebene zu heben. Hinzu kommt, und das erlebe ich häufiger, dass man immer und immer und immer wieder mit den gleichen Gegenargumenten, Scheinargumenten oder sogar Beleidigungen konfrontiert wird, die nach und nach einfach am Geduldsfaden zerren. Nun könnte man anführen, dass es in solchen Situationen "taktisch klug" wäre, sich zunächst zurückzuziehen, durchzuatmen und entweder später in das Gespräch zurückzukehren oder es jemand Anderem zu überlassen. Das aber funktioniert aufgrund der emotionalen Komponente nicht immer.Ich habe das Gefühl, die "lautesten" Stimmen im Feminismus sind nicht diejenigen, die wirklich an einer vernünftigen Debatte interessiert sind. Oder konkreter: Das gesellschaftliche Bild einer Feministin ähnelt eher einer würtenden Aktivistin als einer Akteurin, die sachlich an Lösungen von gesellschaftlichen Problemen arbeiten will. Wie könnte man dort mehr "Öffentlichkeitsarbeit" leisten? Habe ich ein falsches Bild?
Das zweite Problem besteht darin, dass jegliche Ausbrüche gerne herangezogen werden, um den gesamten Feminismus in Frage zu stellen. Sieht man sich mal auf YouTube um, findet man Schlagzeilen wie "Why Feminism Poisons EVERYTHING!", die mit einzelnen verhement und unsachlich auftretenden Feministinnen oder gelegentlich auch gar nicht begründet werden. Zu dem Phänomen, dass leider die polemischsten Schreihälse am Meisten gehört werden, gesellt sich also noch die bewusste Verstärkung von außen. Das führt dann dazu, dass die ersten Kontakte mit dem Feminismus sofortige Ablehnung zur Folge haben.
Das Problem im Falle deines Beispiels wäre die damit verbundene Annahme, dass Männer in diesen Positionen überhaupt einer Förderung bedürfen - und das ist bekanntermaßen nicht der Fall. Ich würde zum Beispiel eine Männerquote in Pflegeberufen sofort befürworten, weil damit ein gesellschaftliches Stigma potenziell beseitigt werden könnte (nämlich jenes, das Pflegearbeit "Weiberkram" ist und Männer zum Beispiel nicht in Kindertagesstätten arbeiten sollten, weil sie als potenziell sexuell übergriffig gesehen werden). Wäre es hier gleichermaßen notwendig, eine Frauenquote einzuführen, damit sich Frauen nicht plötzlich benachteiligt fühlen?Die Quote...ich würde herzlich gern einer Geschlechterquote zustimmen, die vorschreibt, dass (nicht nur im Management) eine Zielvorgabe von mindestens 30% beider Geschlechter in der Belegschaft angestrebt wird. Auch wenn die Quote für Männer niemals in Anspruch genommen werden müsste, würde ich mich trotzdem fairer behandelt fühlen und ich denke, wenn man die Sache so angehen könnte wären weentlich mehr Männer mit im Boot. Ich weiß, das klingt wie ein weiteres "aber was ist mit den Männern?" Ich meine ja auch nur, dass es taktisch klüger wäre um mehr Unterstützung zu sammeln. Was denkt ihr? Würde das "Frauenförderung" unterminieren, da es sich nur noch um ein Gleichbehandlungsinstrument handelt?
Vielleicht wäre es besser, Aufklärungsarbeit zu leisten und über bestehende Privilegien zu informieren anstand sich von den Befindlichkeiten Einzelner leiten zu lassen. Auch wenn das natürlich mühsamer ist.
Schön, dass der Eindruck ein so positiver ist! Und Vielen Dank an dich für die Links!Nochmal vielen Dank für die Podcastfolge und die Diskussion hier, mein gesellschaftliches Umfeld ist auf diesem Thema wesentlich weniger fruchtbar