Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

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Siel
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von Siel »

So nachdem ich nun den Cast gehört habe, muss ich leider zugeben, dass ich wohl in einer Parallelwelt gelebt habe.
Sowas wie beschrieben wurde, habe ich noch nie auf Events oder LANs erlebt bzw mitbekommen.
Wäre sowas auf LANs passiert, die ich und meine Kumpels ausgerichtet haben, wäre es nicht nur das Ende der Lanparty für diese Person gewesen, sondern hätten wir sofort die Polizei hinzugezogen und Anzeige erstattet.
Als Konsequenz wäre auch gewesen, diese Person mit Ausschluss aller kommenden LANs zu strafen.

Selbst in meiner WoW Gilde haben sich alle respektvoll gegenüber den Damen verhalten!
Vielleicht lag es daran, dass der Alterdurchschnitt da bei 25 lag.

Zu Überzogenen Rollenbildern kann ich nur sagen, es stört mich nicht aber ich bin natürlich auch nicht betroffen.
Mag etwas Ignorrant sein aber ich sehe Filme/Serien und Spiele als Fiktiv und hat aus meiner Perspektive nix mit der Realität zu tun.

Ist aber vielleicht auch nur meine Einstellung/Meinung.
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Zwart
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von Zwart »

Klar sind sie fiktiv und jeder ohne psychische Störung erkennt und weiß das sofort. :)

Es geht dabei vielmehr um die Frage aus welchen Gründen bestimmte Narrative immer wieder auftauchen.

Ein kleines Beispiel, das auch in der Folge aufgegriffen wurde.

Aus welchem Grund tauchen so wenige alte Frauen in Unterhaltungsmedien auf? Wo doch der männliche, alte Mentor (Obi wan, Dumbledore, Gandalf usw.) ein ganz gängiger Archetyp ist. Wieso sind das keine Frauen? (Alte Frauen in Unterhaltungsmedien sind sogar eher antagonistisch, man denke an Märchen) Irgendwer muss das als nicht passend empfunden haben. Die interessante Frage ist: Was hat zu dieser Entscheidung geführt?
Die Antwort auf diese Frage ist so komplex, vielschichtig und emotional sowie ideologisch aufgeladen, das sie bisher noch nicht beantwortet werden konnte.

und das ist nur eine Frage von vielen die das Thema beinhaltet. In der Folge wurde sich dem Thema sehr unterhaltsam und unverkrampft genähert. Das fand ich sehr, sehr gut, wie schon gesagt.

Meinetwegen könnte da ein eigenes Format draus gemacht werden. Stoff genug wäre da und anfangen könnte man tatsächlich mit weiteren konkreten Beispielen.
Hal9000
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von Hal9000 »

Dr. Zoidberg [np] hat geschrieben: Ist das tatsächlich so? Spontan fallen mir mehr Spiele mit Lagerhallen-Level als mit Bordell-Level ein.
Einen wirklichen Beweis werde ich jetzt erstmal schuldig bleiben, aber ja: Wenn man auch Stripclubs und z.B. die Versteigerung in Watch Dogs thematisch dazu zählt sowie das Motiv der Prostituierten im Allgemeinen, kommt da meiner Ansicht nach eine ganze Menge zusammen.
Dass es mehr Lagerhallen gibt, ist klar, liegt aber eher daran, dass sie einfacher zu erstellen sind und spielmechanisch ganz andere Möglichkeiten bieten.
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dreikoenig
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von dreikoenig »

Guten Morgen,

ich möchte auch mal meine Gedanken äußern.
Der Podcast war hoch interessant und ich stelle fest in was für einer riesigen Filterblase ich wohl sitze.

Ich bin Anfang/Mitte dreißig und zocke seit Kindheitstagen.
Für mich sind seit World of Warcraft Frauen im Gaming angekommen und das hat mich damals einfach gefreut.
Vorher habe ich online sehr lange CS gespielt und das war zumindest bei mir absolut dominiert durch Männer.

Als ich dann zu WoW gewechselt bin, traf ich online die ersten Frauen/Mädchen die gezockt haben. Das war eine Bereicherung und nicht deshalb, weil man nun virtuell auch nochmal Frauen anmachen hätte können. Nein.

Es herrschte insgesamt ein angenehmeres Klima. Und prinzipiell habe ich persönlich Frauen dort von Anfang als gleichwertig empfunden. Ob jemand gut ist oder schlecht hing rein vom Skill ab und nicht vom Geschlecht. Das gilt auch bei anderen Spielen. In den Gilden in denen ich aktiv war, würden Frauen immer gleichwertig behandelt, da wurde kein Unterschied gemacht. Diskriminiert wurden nur die Klassen bei WoW (Shadowpriest zu Classic Zeiten *hust*)... :D

Und so habe ich zumindest Frauen immer als mindestens gleichwertig wahrgenommen beim Zocken. Sprach auch nie etwas dagegen. Trotzdem habe auch ich mit bekommen, dass manche Spielerin erst spät offenbart hat, dass sie weiblich ist. Einfach damit sie ihre Ruhe hat und nicht alle zwei Minuten per Whisper angemacht wird...

Trotzdem war ich über viele Aussagen und Erfahrungen, die Maike und Nina im Podcast geäußert haben schockiert.
Dass Frauen teilweise immer noch als Objekt wahrgenommen werden, z.B. in der Politik, war mir auch klar, aber dass Sie auch in der Spielebranche noch immer nicht angesehen sind und teilweise betränkt werden, das war mir nicht so klar. Ich dachte wir Zocker seien insgesamt einfach offen.

In den späten 90ern, zu der Zeit war ich etwa 13, als es noch die Gamebabes auf Messen gab, wurde die Frau sogar als Sexobjekt von den großen Spielemagazinrn gefeiert. Es gab immer Fotos zu den "Babes". Mal mit, mal ohne Redakteur. In den Messenberichten hatten diese Gamesbabes schon sehr viel Raum bekommen. Es wurde immer darüber berichtet welcher Hersteller was für "Babes" dieses Mal am Start hat. :shock:
Später als diese Unsitte der Gamebabes endlich von den Messen verschwunden ist, wurde das von jenen Magazinen genauso wohl wollend aufgenommen wie sie sich vorher über diese Frauen gefreut haben.

Ich dachte darüber seien wir längst hinweg.

Gut, ich bin sowieso nicht der typische Kerl, ich war von Anfang an eher mit Mädchen befreundet, hatte schon immer die beste Freundin und vielleicht war auch deshalb mein Respekt Frauen gegenüber schon früh da. Keine Ahnung. Aber ich habe auch nie über Frauen so geredet wie meine Freunde ("die würde ich gerne knallen... etc),... ich denke rückwirkend könnte man sagen, ich war der Kerl, bei denen anderen gesagt hätten, der wird schon merken, dass er schwul ist. Joa. Bin ich nicht. Aber ich habe das weibliche Geschlecht eben schon sehr früh auf einer Stufe mit mir gesehen. Trotzdem habe ich zum Beispiel das Bedürfnis meine Frau zu schützen und habe sie lange zum Essen eingeladen. Nicht weil sie nicht gleichwertig war, sondern weil dies meine romantisch verklärte und vorgelebte Einstellung war.

Aber zurück zum Thema. Zumindest grob.

Ein gutes Beispiel dafür bei dem ich auch merkte wie intolerant Männer Frauen gegenüber sind, merkte ich bei dem Reboot des Ghostbuster Franchise. Egal wie gut der Film einem Gefallen mag (ich mochte ihn und hatte viel Spaß dabei), ABER die Anfeindungen im Vorfeld nur weil Frauen auf einmal die Geisterjäger waren, das war einfach daneben. Es wurde zu keiner Zeit sachlich über die Schwächen (die vorhanden sind) diskutiert, sondern nur darüber, wie man es sich wagen kann, Frauen dafür zu besetzen. Das ging soweit, dass eine der Darstellerinnen ihren Facebook Account aufgrund massiver Anfeindungen löschen musste. Unfassbar.

Wie gesagt, ich lebe in meiner Filterblase in der Frauen auf einer Stufe mit uns Männern stehen und vielleicht nicht selten sogar darüber. Nicht nur bei mir, sondern auch bei Freunden und Bekannten.

Und dass Maike sich erst die Teilnahme an so einem Podcast überlegen muss, weil die Gefahr besteht, dass sie danach angefeindet oder ihr gar sexuelle Gewalt angedroht wird, das stimmt mich echt nachdenklich.

Ich persönlich, fand das Gespräch mit Nina und Maike bereichernd und wichtig. Es hat mir zumindest verdeutlicht, dass sich etwa 15 Jahre nach Ende der "Gamebabes" die Situation nicht komplett gebessert hat.

Ich möchte in Spielen eine starke Geachichte haben, dabei spielt für mich keine Rolle, ob eine Protagonistin oder ein Protagonist die Hauptrolle spielt. Schlechtes Beispiel für ein weibliche Hauptrolle ist aber der Reboot von Tomb Raider.
Hier wird keine starke Frau dargestellt, sondern die Geschichte suggeriert mir, sie sei schwach und beschützenswert. Also ich als (männlicher) Spieler soll dafür sorgen, dass diese schwache Frau überlebt. Im Endeffekt töte ich als Spieler allle Gegner um die Prinzessin, meine Spielfigur, zu retten. Die Geschichte macht in jeder Storysequenz klar, dass das Gameplay (das Töten von unzähligen Menschen) nichts mit der Figur zu tun hat. So empfinde ich das zumindest. Ich hätte durchaus Spaß mit der Mechanik an sich, aber die Geschichte war schwierig.

Man stelle sich vor, Nintendo würde sich etwas trauen und Mario würde entführt werden und müsste von Prinzessin Peach gerettet werden. Ich fände das hoch spannend, aber der Aufschrei jener, die sich seit Jahren wünschen, dass Mario eine andere Geschichte hätte, wäre riesengroß. Es wäre zwar nur eine kleine Änderung, Prinzessin rettet Mario anstatt umkehrt, aber der Nintendofan könnte das nie spielen.

Ich möchte mich bei Maike und Nina dafür bedanken, dass sie ihre Gedanken mit mir bzw. uns allen geteilt haben.

Zum Schluß möchte ich noch die Serie Jessica Jones als positives Beispiel nennen. Ich möchte nichts Spoilern, aber die Meta Ebene ist schon sehr stark.
Wenn das die Lösung ist, kann ich dann bitte mein Problem wieder haben?
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W8JcyyU
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von W8JcyyU »

Der Gedanken wurde in der Diskussion bereits aufgegriffen - Hitman ist kein schlagendes Argument.

In Hitman schlüpfe ich in die Rolle eines amoralischen, geklonten Übermenschen, der Morde kaltblütig im Auftrag Dritter gegen Bezahlung durchführt. Ein aufklärerisches Frauen- und weiter Menschenbild wirkt hier deplaziert, da es der eigenen Prämisse und dem eigenen Kontext entgegenläuft. Hitman könnte durch die Charakterwahl Themen behandeln, die ich sonst in keinem anderen AAA Spiel sehe. Das eigene Handeln müsste nicht quasi-moralisch begründet und reingewaschen werden wie etwa beim Antihelden, der wider seiner Natur Gutes tut.

Daher ist Hitman eigentlich ein Paradebeispiel für harten Ü18 Stoff, der nicht für Risikogruppen geeignet ist. Die Themen und Darstellungen müssen in Hitman explizit frauen-, männer- und menschenfeindlich oder auch rassistisch bleiben.
Voigt
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von Voigt »

dreikoenig hat geschrieben: Man stelle sich vor, Nintendo würde sich etwas trauen und Mario würde entführt werden und müsste von Prinzessin Peach gerettet werden. Ich fände das hoch spannend, aber der Aufschrei jener, die sich seit Jahren wünschen, dass Mario eine andere Geschichte hätte, wäre riesengroß. Es wäre zwar nur eine kleine Änderung, Prinzessin rettet Mario anstatt umkehrt, aber der Nintendofan könnte das nie spielen.
Insgesamt ein sehr lesenswerter Post von dir, nur einen Hinweis.,Ich denke so ein Peach rettet Mario Spiel gab es sogar mal.

Edit: Super Princess Peach hies das Spiel, war für den DS.
Zuletzt geändert von Voigt am 10. Mai 2017, 09:03, insgesamt 1-mal geändert.
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echtschlecht165
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von echtschlecht165 »

Ich möchte in diese Diskussion nicht eingreifen, sonst endet es wieder wie bei einer anderen :-)
Im Internetforen ist das auch schwer möglich, grade bei aufgeheizten Themen, wie der Comic von Dr. Zoidberg schön aufzeigt

Ich möchte nur noch eine Empfehlung als Ergänzung abgeben, aus einem anderen Podcast: CRE - Feminismus.
In diesem geht es eher um Feminismus im allgemeinen und die Geschichte von diesem, ist aber wie hier sehr unaufgeregt und informativ, und sollte auch von Männern gehört werden.

https://cre.fm/cre196-feminismus
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Andre Peschke
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von Andre Peschke »

monkeypunch87 hat geschrieben:- Warum besitzen männliche Protagonisten und Spielfiguren häufig eine gewisse Gefühlskälte oder Naivität? Teilweise sind sie sogar richtig dumm.
- Warum sind die ethisch überlegeneren Personen häufig weiblich?
Bei diesen beiden Behauptungen würde ich glaube ich ein paar Belege sehen wollen. Es gibt zB sehr häufig die Rolle des weisen Lehrmeisters, der seinen jungen Schüler ethisch führt (Obi-Wan). Ob Frauen da wirklich überrepräsentiert sind? Mein Bauchgefühl würde tippen, dass ist nicht so.

Und ja, die Rolle des coolen, kalkulierenden Helden gibt es häufig. Aber wie viele davon sind dann wirklich im negativen Sinne gefühlskalt? Jason Bourne rettet trotzdem das Mädchen etc. Rollenklischee ja, aber sehen wir da nicht eher das Extrem des kühlen Denkers vs. die emotionale Frau? Solche Charaktere kriegen deswegen ja gerade auch häufig ein emotionales, weibliches Schutzobjekt an die Seite gestellt, um als Gegengewicht zu agieren.

Bösewichter würde ich sagen: Ja. Mit der Einschränkung, dass das geschieht, weil die oft dem starken Helden Paroli bieten müssen und daher selbst stark und hart sein müssen. In der Hinsicht als Selbstbeobachtung: Ich hasse in aller Regel weibliche Bösewichte. Die sind mir zu schwach. Mit denen gibt es keinen prügelnden Endkampf (oder ich finde ihn vermutlich lächerlich). Ich finde sie überdurchschnittlich oft auch eher "uncool", während ich zig Bösewichter cool finde. Mit Heldinnen habe ich hingegen in der Regel kein Problem. Gina Davis in "Long Kiss Goodnight" oder Ellen Ripley all day. Oder Lara. Oder Max aus Life is Strange. Etc. Ob das eine Mediensozialisierungssache ist, oder eine inszenatorische, würde ich mich fragen. Also, kann ich Frauen in diesen Rollen nicht ertragen, oder werden sie für mich unerträglich inszeniert? Hmm. Wobei, doch, die Borg-Queen fand ich cool.

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Andre Peschke
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von Andre Peschke »

Pawuun hat geschrieben:Meine Erwartungen waren:
- die Besprechung konkreter Fälle von Sexismus in Videospielen und damit meine ich nicht nur Duke Nukem Sexismus, sondern subtileren Sexismus bzw. Sexismus im Gamedesign.

- eventuell die Frage danach, ob ein Spiel gleich sexistisch ist, nur weil es versucht, ein sexistisches Milieu authentisch darzustellen. Das reine Darstellen ist ja noch lange keine Handlungs- oder Gesinnungsempfehlung. (Witcher-Reihe, GTA-Reihe,...)
Dr. Zoidberg [np] hat geschrieben:Deiner inhaltlichen Kritik kann ich soweit zustimmen. Ich fand den Cast durchaus sehr gut, erhellend und erschreckend, hatte in der Tat aber ebenfalls eher die Besprechung konkreter Fälle von Sexismus in Spielen erwartet.
Kann ich so als Wunsch mitnehmen, war aber nie meine Absicht für diese Folge und sollte hoffentlich auch nicht aus dem Ankündigungstext als Erwartung entstehen. Im Kern hatte ich zwei Themen: Wie sehen Expertinnen das Werk von Anita Sarkeesian, dem ja oft vorgeworfen wird, es sei eher Schaumschlägerei, und daran angelagert sexistische Tendenzen im Umgang der Community mit Spielerinnen und Kritikerinnen, was ein Schwerpunkt der Arbeit von Maike ist und ja durch das Echo auf Anita Sarkeesian ein naheligender Anknüpfungspunkt ist.

Andre
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Dr. Zoidberg [np]
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von Dr. Zoidberg [np] »

Zwart hat geschrieben:Alte Frauen in Unterhaltungsmedien sind sogar eher antagonistisch, man denke an Märchen
Mir ist das neulich auch aufgefallen, als ich mir Arielle und "Die Hexe und der Zauberer" (im Englischen "The Sword in the Stone") angeschaut hab:

Arielle: Poseideon, der gute, weise Mann - Ursula, die böse, intrigante Frau
Die Hexe und der Zauberer: Quasi die einzige Frau, die vorkommt ist eine böse Hexe und dagegen steht der gute, weise Merlin
"I'm still tired from all the crossfit this morning" - "It's pronounced croissant and you ate 4 of them"
Xyxyx
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von Xyxyx »

Andre Peschke hat geschrieben: Ich hasse in aller Regel weibliche Bösewichte. Die sind mir zu schwach. Mit denen gibt es keinen prügelnden Endkampf (oder ich finde ihn vermutlich lächerlich).
Was wohl nicht daran liegt, dass es Frauen sind, sondern daran, dass sie schlecht inszeniert sind. Im Turtles-Franchise gibt es z.B. Karai eine "Tochter" des Shredders (wie und was genau ist je nach Derivat unterschiedlich), die aber ziemlich gut funktioniert. In irgendeinem 16-Bit Turtles-Prügler ist Karai auch der finale Boss und ziemlich schwierig und durchaus ernst zunehmen. Auch Ripley wäre ja als "böse" denkbar und eine starke Gegnerin. Oder die von Sharon Stone in "Schneller als der Tod" dargestellte Western Heldin wäre auch eine gute Antagonistin in einem Western-Setting. Und als wirkliche Antagonistin kommt einem da "The Prisoner" aus "The Hatefull 8" in den Sinn".

Andre Peschke hat geschrieben: Hmm. Wobei, doch, die Borg-Queen fand ich cool.
Die fand ich ganz furchtbar. Die Borg waren für mich, als Serien-Fan, eine asexuelle Spezies. Ich hab mir nie Gedanken darum gemach, ob das weiblich oder männliche Borg sind, nein, das waren einfach industriell-effiziente Cyborgs. Fortpflanzung über Assimilation (selbst wenn irgendwann in der TNGSerie mal komische Borg-Babys gezeigt wurden). Aber als mit "First Contact" auf einmal die Borg-Queen auftauchte und versuchte Data aufzureißen, da störte mich diese Einführung einer sexuellen Komponente immens und hat mein Bild der Borg enorm geschwächt.
Colbi
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von Colbi »

Mike hat geschrieben: Es ging also schlicht nicht um Männer und es ist auch vollkommen irrelevant, ob man mit Männern das gleiche/schlimmeres/nicht mal so schlimmes (es gibt widersprüchlicherweise all diese Vorwürfe) anrichten kann oder nicht. Sexismus an einer Stelle rechtfertigt Sexismus an einer anderen Stelle nicht. Man nennt das ein Tu_quoque-Argument, bei dem es sich um einen logischen Fehlschluss handelt.

Oder anders ausgedrückt:
Andre Peschke hat geschrieben:Auch der Gedanke, Sexismus gegen Frauen ließe sich durch eine gleichermaßen herabsetzende Darstellung von Männerrollen irgendwie ausgleichen, ist absurd.
Bevor der nächste also im nächsten Derailment-Versuch den gleichen Blödsinn schreibt, lest euch diese weisen Worte drei mal durch, bis ihr sie kapiert habt.

Eventuell vergleichbare Männerrollen bei Hitman (die es dort nicht gibt) oder in den anderen Beispielen waren erstens nicht Gegenstand der Untersuchung, zweitens kann wohl nach Betrachtung aller ihrer Videos bzw. anderer Quellen zum Thema (z.b. Repair my Armor) heutzutage niemand noch ernsthaft leugnen, dass Frauen in sehr vielen Spielen mit heteromännlicher Zielgruppe sehr häufig idiotisch sexualisiert bzw. exklusiv objektiviert dargestellt werden und Männer eben deutlich seltener. Anders ausgedrückt: Die sexualisierte Darstellung von He-Man ist nicht weniger scheiße, nur weil es She-Ra als weiblichen, ebenfalls sexualisiert dargestellten Gegenpart gibt. Darüber hinaus gab es auch keine vergleichbaren männlichen Stripper bei Hitman, die man zu absurden Versuchen der Relativierung von Objektifizierung überhaupt heranziehen könnte.

→ Demzufolge kann man auch nicht an jedem einzelnen Beispiel (und sie hat mehrere Beispiele verwendet) rumnörgeln und nur ein paar wenige Paradebeispiele gelten lassen, bei denen man selber keine Rechtfertigungen mehr findet (es gibt sogar bei Hitman noch schlimmere Beispiele zum allgemeineren Thema Sexismus, was aber keine Rolle spielt). Niemand hat mit diesem Negativbeispiel gleich das ganze Spiel verteufelt, denn auch darum ging es nicht, es ging nicht mal um Hitman als Ganzes.
Das hängt ganz von deiner Prämisse/Definition von Sexismus ab. Wenn du, wie Maschendraht es in dem Post getan hat, auf den Andre sich hier bezieht, Sexismus als einen Unterschied in der Geschlechterbehandlung versteht, dann ist das töten und wegwerfen (also eine Handlung) nicht sexistisch solange es geschlechtsunabhängig geschieht.
Wenn du Sexismus auf die sexualisierte Darstellung beziehst dann ist das natürlich kein Unterschied ob Mann oder Frau oder was auch immer. Dann kannst du den einzelnen Aspekt betrachten und bewerten.

Wenn einzelne Beispiele als Argumente aufgeführt werden und sie nicht zutreffen, dann kann das durchaus kritisiert werden. Die Diskussion wurde ja an konkreten Beispielen festgemacht, da kann sich imo keiner beschweren, wenn auf diese Beispiele eingegangen wird.
Das heißt natürlich auch nicht, dass der generelle Punkt nicht gerechtfertigt wäre, aber das Beispiel halt nicht passt.
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CriticalFew
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von CriticalFew »

Heute werde ich einfach mal nur loben :clap: :clap: :clap:

Hab mir gleich nochmal eure Folge zu Anita Sarkeesian angehört und die neue Folge ergänzt die alte ganz wunderbar!
Was mir sehr gefallen hat war, dass ihr die Diskussion recht früh aus dem "Klein-Klein" im Bezug auf die Darstellung rausgeholt - weil da gibt es imo keine zwei Meinungen, viele Sachen sind einfach Fakt - und gesellschaftlich und kulturell eine Stufe höher gestellt habt.
Und die beiden Gästinnen: Ganz großes Kino! (A propos; hätte Nina nicht gesagt, dass sie erkältet ist: Man hätte nichts gemerkt. Gar nichts.)

Was ich noch loswerden muss weil es bei mir ganz furchtbar im Hinterkopf herumschwirrt: Dass so viele Beleidigungen für Frauen auf Aussehen oder Sexualität zielen ist mir noch nie aufgefallen. Eigentlich ziemlich beschämend :oops: . Aber gerade das ist warscheinlich so ein Fall bei dem man sich so an die Worte gewöhnt hat (ich fluche auch noch extrem viel), dass man sich über den eigentlichen Wortsinn keine gedanken mehr macht. Aber das ist nochmal eine andere Diskussion.

Zusammen mit Runde 58: "Battlefield One und der Krieg" ist das eurer wichtigster Beitrag.
Chapeau.
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Andre Peschke
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von Andre Peschke »

Xyxyx hat geschrieben:Die fand ich ganz furchtbar. Die Borg waren für mich, als Serien-Fan, eine asexuelle Spezies. Ich hab mir nie Gedanken darum gemach, ob das weiblich oder männliche Borg sind, nein, das waren einfach industriell-effiziente Cyborgs. Fortpflanzung über Assimilation (selbst wenn irgendwann in der TNGSerie mal komische Borg-Babys gezeigt wurden).
Solche Lore-Erwägungen waren mir damals völlig egal. Habe den Film auch offen gestanden ewig nicht mehr gesehen. Weiß nicht, wie der heute wirkt.
Xyxyx hat geschrieben:Aber als mit "First Contact" auf einmal die Borg-Queen auftauchte und versuchte Data aufzureißen, da störte mich diese Einführung einer sexuellen Komponente immens und hat mein Bild der Borg enorm geschwächt.
Das wiederum finde ich aber eine sehr passende Idee. Datas ständige Suche nach der Menschwerdung werden ja durch die Verlockung nach Fleisch und Blut sinnvoll instrumentalisiert. Und das die Borg-Königin hier eine sinnliche Komponente verpasst bekommt, macht für Datas Charakterbogen viel Sinn, finde ich. Aber auch da wieder: Alles aus der Erinnerung und ich habe keinerlei Aktien in der Integrität des Star-Trek-Universums. Es soll mich nur nicht langweilen, wie Kinofilme 4, 7 und 9. ;)

Andre
Xyxyx
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von Xyxyx »

Andre Peschke hat geschrieben:
Das wiederum finde ich aber eine sehr passende Idee. Datas ständige Suche nach der Menschwerdung werden ja durch die Verlockung nach Fleisch und Blut sinnvoll instrumentalisiert. Und das die Borg-Königin hier eine sinnliche Komponente verpasst bekommt, macht für Datas Charakterbogen viel Sinn, finde ich. Aber auch da wieder: Alles aus der Erinnerung und ich habe keinerlei Aktien in der Integrität des Star-Trek-Universums. Es soll mich nur nicht langweilen, wie Kinofilme 4, 7 und 9. ;)
Dass die Visualisierung von Datas Suche nach der Menschwerdung durch Fleisch und Sex sinnvoll ist finde ich auch. Die "Holzpuppe" war da schon lange auserzählt und die "Verführungs-Komponente" in "First Contact" hat das viel besser gemacht, als die peinliche Flachwitze-Geschichte in "Generations". Aber dass es zu Data passt, heißt noch lange nicht, dass es zu den Borg passt. Mit dem Data-Arc in dem Film habe ich generell kein Problem, nur würde der über andere Aliens, etwa Klingonen, Romulaner und Cardassianer oder auch einfach irgendwelche "verfeindeten" Menschen mE weitaus besser passen, als dafür die Borg zu verwenden. Heißt, wenn es statt der Borg-Königin eine krasse Romulanerin/Klingonin etc gewesen wäre, dann hätte ich mit der Figur weitaus weniger Probleme. Ist zwar ein Lore-Argument, aber es geht mir dabei um meine - als Serienfan geprägte - suspension of disbelief.
Rince81
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Re: RE: Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von Rince81 »

Dr. Zoidberg [np] hat geschrieben:
Zwart hat geschrieben:Alte Frauen in Unterhaltungsmedien sind sogar eher antagonistisch, man denke an Märchen
Mir ist das neulich auch aufgefallen, als ich mir Arielle und "Die Hexe und der Zauberer" (im Englischen "The Sword in the Stone") angeschaut hab:

Arielle: Poseideon, der gute, weise Mann - Ursula, die böse, intrigante Frau
Die Hexe und der Zauberer: Quasi die einzige Frau, die vorkommt ist eine böse Hexe und dagegen steht der gute, weise Merlin
Ich sage da nur Die Schlümpfe. Nur Männer. Dann wird die böse Schlumpfine durch Gargamel erschaffen. Hauptmerkmal die schwarzen Haare. Dann wird sie durch Papa Schlumpf in die gute Schlumpfine verwandelt und ist auf einmal blond. Das und ihre charakterliche Darstellung ist auf so vielen Ebenen einfach nur unfassbar falsch...
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EggersMcBraiden
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von EggersMcBraiden »

Axel hat geschrieben: Man sollte IMO die Diskussion nicht nur auf die Spiele selbst reduzieren, das wird dem nicht wirklich gerecht. Ich denke, Sexismus IN Spielen ist bei dem ganzen Themenkomplex noch das geringste Problem.

Genau, das Hitman Beispiel war eben ein Beispiel, das hier nunmal gewählt wurde. Am Ende des Tages geht es bei diesem Thema doch eigentlich darum, dass etwas in den Köpfen der Menschen passieren soll, um ein besseres Miteinander zu erreichen, und nichtm, um einen konkreten Stripclub in einem Spiel.
dreikoenig hat geschrieben:Wie gesagt, ich lebe in meiner Filterblase in der Frauen auf einer Stufe mit uns Männern stehen und vielleicht nicht selten sogar darüber. Nicht nur bei mir, sondern auch bei Freunden und Bekannten.
Danke dreikoenig, das war ein schön zu lesender Post! Mir geht es da sehr ähnlich, in meinem Freundeskreis ist das ebenso. Mir ist es aber einige Male passiert, dass, sobald eine Frau im Voicechat anwesend ist, das Verhalten und die Stimmung bei manchen weniger natürlich wird. Der Effekt scheint mir aber geringer zu sein je mehr Personen anwesend, z.B. im Raid. Ich weis jetzt nicht in wie weit das von einer Haltung gegenüber Frauen zeugt oder, ob es eher nur an der Unüblichkeit liegt, aber es ist mir so aufgefallen.
Zuletzt geändert von EggersMcBraiden am 10. Mai 2017, 11:53, insgesamt 1-mal geändert.
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dreikoenig
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von dreikoenig »

Voigt hat geschrieben:
Edit: Super Princess Peach hies das Spiel, war für den DS.
Vielen Dank für den Hinweis. Das wusste ich gar nicht.
Die Frage wäre, wie gut das Spiel sich verkauft hat, wenn bis heute kein Nachfolger kam und woran es lag.

Aber ich schau mir das mal an. ;)
Wenn das die Lösung ist, kann ich dann bitte mein Problem wieder haben?
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Andre Peschke
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von Andre Peschke »

dreikoenig hat geschrieben:Die Frage wäre, wie gut das Spiel sich verkauft hat, wenn bis heute kein Nachfolger kam und woran es lag.
War eigentlich ganz nett, IIRC. Verkauffszahlen: Kein Schimmer. Der DS hatte aber eine mehr als solide weibliche Spielerschaft, insbesondere junge Mädchen. Daher u.a. die Schwemme an "Meine Tierarztpraxis"-Spielen.

Andre
Voigt
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Re: Nachgeforscht: Sexismus und Videospiele

Beitrag von Voigt »

Google Suche sagt hat 1M bis 1,2M Einheiten verkauft. An sich nicht schlecht, aber im Vergleich mit anderen Nintendo Spiele auf dem DS mit 10M bis 30M fällt es doch stark ab.
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