Online-Reichweiten dt. Spielemagazine

Alles, was nicht in ein anderes Forum gehört: Hier rein
Forumsregeln
Datenschutzerklärung: https://www.gamespodcast.de/datenschutzerklaerung/
Impressum: https://www.gamespodcast.de/impressum/

Forenregeln und zukünftige Weltverfassung
ART 1: Behandle andere Nutzer mit Respekt.
ART 2: Do NOT piss off the Podcasters

Lies bitte weitere Hinweise hier: viewtopic.php?f=4&t=2789
Decius
Beiträge: 691
Registriert: 2. Feb 2016, 07:58

Re: Online-Reichweiten dt. Spielemagazine

Beitrag von Decius »

Vinter hat geschrieben: Ich hab die Videosektion (das war vor dem Podcast hier) mal ausdrücklich ein paar Jahre lang für ihre E3 Berichterstattung gelobt. Da war ich ehrlich begeistert. Aber das sehe ich mittlerweile auch nicht mehr. Und ich hab auch gar keinen Bock, mir ein Video anzusehen, wo es mir schon aus dem Titel entgegensprudelt "OMG OMG das wird so geil". WTF. Was soll das?
Nicht direkt an dich gerichtet, aber als Beispiel herausgegriffen:
Ich weiß nicht, warum alles scheiße finden oder sich für nix begeistern zu können als Zeichen guten Journalismus gilt. Ja, ja, sich nicht mit einer Sache gleichmachen, aber das Ziel kann auch nicht sein, nur zynische Artikel zu machen, die alles als langweiligen Müll beschreiben oder empfinden. Ehrliche Freude finde ich jetzt nicht als Zeichen schlechten Journalismus, alles erstmal Negativ zu beurteilen nicht als guten Journalismus.

Das Internet ist voll von negativen Artikeln und Meinungen. So viele Meinungen. Hin und wieder täten gerade dem Spielejournalismus ein paar Formate gut, die nicht nur Meinung sind. Inzwischen ist auch dank Social Media das Internet zu gefühlten 95 % miserabler und mismachender Kommentarspalte verkommen. Wer lauter schreit und negativer ist, gewinnt.
Jochen

Re: Online-Reichweiten dt. Spielemagazine

Beitrag von Jochen »

Decius hat geschrieben:Ich weiß nicht, warum alles scheiße finden oder sich für nix begeistern zu können als Zeichen guten Journalismus gilt. Ja, ja, sich nicht mit einer Sache gleichmachen, aber das Ziel kann auch nicht sein, nur zynische Artikel zu machen, die alles als langweiligen Müll beschreiben oder empfinden. Ehrliche Freude finde ich jetzt nicht als Zeichen schlechten Journalismus, alles erstmal Negativ zu beurteilen nicht als guten Journalismus.
Das ist ein klassisches falsches Dilemma: Denn zwischen "Alles ist toll!" und "Alles ist Scheiße!" existieren ja noch viele Graustufen. Die werden aber nach meinem Empfinden zunehmend ausgeblendet. Wir zum Beispiel werden öfter als total Anti-Mainstream und überkritisch beschrieben - dabei ist die Mehrzahl unserer AAA-Besprechungen positiv. Das Klima im öffentlichen Diskurs kennt vielfach nur "Fans" oder "Hater". Passt man nicht in das eine Lager muss man automatisch dem anderen zugehören. Ist in gewisser Weise auch ganz amüsant: "Was, du magst nur die meisten AAA-Spiele? Was bist du denn für ein zynischer Grinch ohne Begeisterungsfähigkeit?!" ;)
Benutzeravatar
mart.n
Beiträge: 800
Registriert: 7. Jul 2016, 08:34

Re: Online-Reichweiten dt. Spielemagazine

Beitrag von mart.n »

Ich kann das gut nachvollziehen, ich besuche eigentlich auch keine Spieleseiten mehr. Hauptsächlich liegt das daran, dass ich relativ klar definierte Nischentitel dem "AAA für alle" vorziehe. Ich brauch halt bei der Gamestar keine Switch oder Xbox News lesen, ich benötige nicht den neuesten Assassins Creed Test mit Komplettlösung und irgendwelche Spendenaktionen/Affiliate-Link-Verteilmaschinen kann ich mir auch sparen. Hauptsächlich rührt dies auch daher, dass mich der Hype der Jubelpresse schon so oft enttäuscht hat. Da bekommen die durchschnittlichsten Spiele eine 85%+, einfach weil sie von der richtigen Company (Nintendo, Blizzard) kommen oder weil das Marketingbudget wieder alle Rahmen sprengt. Und man selber spielt dann 4-5 Stunden und denkt sich nur.. ok... ich spiel dann erstmal was anderes.

Meistens zieh ich mir daher meine News bei /r/pcgaming oder guck auf metacritic nach Neuerscheinungen. Da klick ich mich dann fix durch ein Magazine und guck auf Youtube rum, um einen ersten Eindruck zu erhalten. Echtes Influencer Marketing ist mir aber auch zuwider da genau parteiisch und abhängig. Ich folge niemand bestimmtes bei YT oder Twitch, sondern zapp da nur für einen Ersteindruck rum.

Eine wirklich Lösung sehe ich da für die Verlage auch nicht..
Benutzeravatar
Andre Peschke
Beiträge: 9845
Registriert: 9. Jan 2016, 16:16
Kontaktdaten:

Re: Online-Reichweiten dt. Spielemagazine

Beitrag von Andre Peschke »

Decius hat geschrieben:Ich weiß nicht, warum alles scheiße finden oder sich für nix begeistern zu können als Zeichen guten Journalismus gilt. Ja, ja, sich nicht mit einer Sache gleichmachen, aber das Ziel kann auch nicht sein, nur zynische Artikel zu machen, die alles als langweiligen Müll beschreiben oder empfinden. Ehrliche Freude finde ich jetzt nicht als Zeichen schlechten Journalismus, alles erstmal Negativ zu beurteilen nicht als guten Journalismus.
Als Zusatz zu dem, was Jochen schon schrieb: Wir sehen ja immer wieder, dass gerne eine Überkorrektur stattfindet, wenn Menschen einen bestimmten, missliebigen Zustand verlassen haben oder verlassen möchten. Ein schönes Beispiel ist der YT-Kanal von Alt+F4, finde ich. Ein Teil der Nutzerschaft beklagte über Jahre hinweg, dass "Call of Duty" als Spielreihe von der Presse aufgrund ihres gigantischen Erfolges nur bejubelt wurde, ohne die Abnutzungserscheinungen und Verschlechterungen (insbesondere auf dem PC) hinreichend zu berücksichtigen. Hier gab es nun einen Youtuber, der einzelne "Call of Duty"-Teile mit erkennbarem Fachwissen und viel Genuss auseinander nahm. Das er dabei umgekehrt die Reihe durch eine ebenfalls eingeengte Linse betrachtete, war egal. Gewünscht war ein Gegengewicht. Jemand, der den Menschen aus dem Herzen sprach, die ihre "Fuck CoD!"-Haltung nicht in dieser Art artikulieren konnten und sich von der Fachpresse als Hater abgekanzelt fühlten.

Ich glaube außerdem, die wenigsten Leute verwechseln wirklich eine überkritische Haltung mit "gutem Journalismus". Aber wer Spiele schlechtredet, ist wenigstens erkennbar und eindeutig unabhängig und nicht indirekt auf der Gehaltsliste eines Herstellers. Das allein reicht einem Teil der Nutzerschaft schon aus: Vielleicht nicht frei von eigenen Verfehlungen, aber wenigstens unparteiisch. Sich dem Gefühl entziehen zu können, dass man manipuliert wird, ist hier der Gewinn in sich. Besser von einem Spiel abgeschreckt werden, das man vielleicht toll findet, als der "Sucker" zu sein, der zum Fehlkauf verführt wird. Frei nach "besser mit Sartre zu irren, als mit Camus Recht zu haben" ;)

Andre
Benutzeravatar
Vinter
Foul Tarnished
Beiträge: 5061
Registriert: 25. Jan 2016, 02:50

Re: Online-Reichweiten dt. Spielemagazine

Beitrag von Vinter »

Decius hat geschrieben: Nicht direkt an dich gerichtet, aber als Beispiel herausgegriffen:
Ich weiß nicht, warum alles scheiße finden oder sich für nix begeistern zu können als Zeichen guten Journalismus gilt.
Ich habe ja nicht die Gleichung Negativ=Guter Journalismus aufgemacht. Aber ein bisschen weniger Jubel Jubel Freu Freu und sachlichere Eindrücke wären schon gut. Eine Überschrift "So genial ist die Kampagne" ist halt Bullshit. Das ist kein Journalismus. Früher hat man das auch anders hingekriegt und trotzdem positive Eindrücke geschildert.
Spieleankündigungen und - updates 2024

Alle Spiele
Alle Streams
rammmses
Beiträge: 265
Registriert: 28. Okt 2016, 20:05

Re: Online-Reichweiten dt. Spielemagazine

Beitrag von rammmses »

Erst hieß es, online sei die Zukunft, aber die Wahrheit ist wohl, dass der Spielejournalismus (so wie er auf der Mehrheit dieser Websites fabriziert wird) einfach überflüssig geworden ist. Infos und Gameplay gibt es direkt vom Hersteller, Gerüche auf Reddit, Communities bei den Spielen, unabhängige Kritiken von Spielern. Und dann natürlich noch der ganze Influencer/Twitch/Youtube Kram. Ernsthaften, fundierten Journalismus kann man noch für eine spitze Zielgruppe machen, aber "Tests", die Spiele im Wesentlichen beschreiben statt zu kritisieren oder Pressemitteilungen ungefiltert als "News" weiterleiten, das braucht es einfach immer weniger.
Benutzeravatar
NobodyJPH
Quantifier of Virtues
Beiträge: 635
Registriert: 20. Jul 2016, 06:08

Re: Online-Reichweiten dt. Spielemagazine

Beitrag von NobodyJPH »

rammmses hat geschrieben:Ernsthaften, fundierten Journalismus kann man noch für eine spitze Zielgruppe machen, aber "Tests", die Spiele im Wesentlichen beschreiben statt zu kritisieren oder Pressemitteilungen ungefiltert als "News" weiterleiten, das braucht es einfach immer weniger.
Ich denke, dass es dafür immer noch eine große Zielgruppe gibt. Die Zielgruppe wird auch nicht kleiner, sondern vielmehr größer und nicht jeder jeder Konsument hat Lust seine Informationen auf zig verschiedenen Seiten zusammenzutragen. Es gibt noch genügend Spieler, die bei der Gamestar unterwegs sind und nebenbei noch maximal 2-3 Youtubern folgen. Ich selbst schaue mir zwar auch keine Wertungen mehr an - vielleicht noch abgesehen von der grüne Wiese Wertung von The Pod - aber ich gehöre natürlich auch zu der Zielgruppe, die sich für den fundierten Journalismus interessiert. Den Anteil der eher traditionellen Konsumenten darf man nicht unterschätzen, nur weil wir hier in einer ganz speziellen Blase unterwegs sind. Insgesamt hast du natürlich recht, hier findet eine Entwicklung statt. Die Kundschaft verteilt sich inzwischen einfach auf viele verschiedene Angebote, weshalb der traditionelle Allrounder weniger nachgefragt wird.
Benutzeravatar
tidus89
Beiträge: 472
Registriert: 7. Nov 2016, 20:25

Re: Online-Reichweiten dt. Spielemagazine

Beitrag von tidus89 »

Ich habe den Eindruck, dass AeB die Graustufen zwischen Hype und übermäßiger Kritik sehr gut trifft. Das heißt nicht, dass ich immer mit allem einverstanden bin, was gesagt wird - aber ich kann fast immer alles nachvollziehen, weil es gut begründet wird. Ich kaufe auch ab, dass die Meinungen authentisch sind und aus einer Position der Autonomie gegenüber irgendwelchen Trends oder Zwängen entstanden sind. Das Gefühl habe ich bei einem Großteil der sonstigen deutschen Spielepresse einfach nicht, ein paar Youtuber und Blogger ausgenommen.

Gamestar.de besuche auch ich seit einigen Monaten gar nicht mehr. Infos hole ich mir auf englischsprachigen Websites und sonst bin ich mit AeB, der WASD und ein paar anderen Youtube-Kanälen gut versorgt. Manchmal schaue ich noch in den Gamestar-Kanal rein und bin anschließend meist gleich wieder ernüchtert. Dabei ist meine Einstellung eigentlich immer noch positiv, ich hätte gerne eine gute Gamestar und gerne einen pluralistischen Spielejournalismus.
Hieronymus
Beiträge: 39
Registriert: 21. Dez 2015, 00:05

Re: Online-Reichweiten dt. Spielemagazine

Beitrag von Hieronymus »

...und?
Kommt noch eine Folge zu dem Thema?
Benutzeravatar
SebastianStange
Administrator
Beiträge: 1113
Registriert: 7. Dez 2016, 21:05

Re: Online-Reichweiten dt. Spielemagazine

Beitrag von SebastianStange »

Hieronymus hat geschrieben:...und?
Kommt noch eine Folge zu dem Thema?
Das Thema köchelt nach wie vor auf kleiner Flamme vor sich hin. Jochen, André und ich haben jeweils einen Aspekt als Recherche-Hausaufgabe bekommen. In naher Zukunft wird da aber nix von uns kommen. Da stehen ein Urlaub und die Gamescom im Weg. Aber wir bleiben dran. Ist ja auch ein spannendes Thema.
Antworten