Also ich töte ja lieber Menschen als Tiere ...

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Jochen

Re: Also ich töte ja lieber Menschen als Tiere ...

Beitrag von Jochen »

meisterlampe1989 hat geschrieben:Jetzt komme ich und behaupte einfach mal, dass Entmenschlichung Teil von Unterhaltung ist
Entmenschlichung ist Teil von moderner Unterhaltung. Wenn du dir die Unterhaltung vergangener Jahrhunderte anschaust, dann wirst du diese konzentrierte Entmenschlichung nur sehr selten finden. Die Dramen Shakespeares beispielsweise sind eher besessen von der Vermenschlichung des Bösen.

Das Narrativ vom Bösen, das man ohne Gewissensbisse niederschießen kann (ja, oft sogar muss), ist in der Unterhaltung ein sehr modernes. Jetzt kann man freilich darüber streiten, ob und inwiefern es ein problematisches ist. Aber als konstituierendes Merkmal von Unterhaltung taugt es nicht.
Colbi
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Re: Also ich töte ja lieber Menschen als Tiere ...

Beitrag von Colbi »

Wo sich hier die ganzen Ökos outen :P: Ich bin selber Veganer und kenne das grundsätzliche Unbehagen virtuelle Tiere zu töten, bei mir verhält es sich aber noch Mal ein bisschen anders.
Bestes Beispiel: in RimWorld bin ich immer Happy, wenn die pflanzliche Nahrungsproduktion steht, aber wenn da halt nichts ist und es eng wird, dann werden die Leute auf die Jagd geschickt (und trotzdem denke ich mir, dass das jetzt nicht so das ist, was ich gerne mache). Bei Witcher 3 hab ich die Wölfe aber auch alle getötet (aber mehr weil sie mich genervt haben und ich in Ruhe rum reiten wollte). Aber die Tiere, die ich nicht töten "muss", lasse ich immer leben.

Andererseits gucke ich zB sehr ungerne bis gar keine Filme wo der Hund stirbt oder alleine gelassen wird oder ähnliches (kann auch ne Kuh oder Schlange sein, vollkommen egal, wenn als Charakter etabliert). Da bricht es mir das Herz haha
Bei Kindern verhält es sich ähnlich.
Maschendraht
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Re: Also ich töte ja lieber Menschen als Tiere ...

Beitrag von Maschendraht »

Terranigma hat geschrieben: Im Verhalten mögen Tiere auch nach unseren Maßstäben grausam erscheinen, aber dies mag man weniger als unmoralisch als vielmehr amoralisches Verhalten verstehen. Sie können es eben nicht besser wissen, Menschen hingegen schon.
Ich frage mich manchmal, wie das dann mit Eigenschaften und moralischem Verhalten ist, das wir als gut bezeichnen würden. Güte, Zuneigung und Hilfsbereitschaft sind nach dieser Logik ebenfalls dem Menschen vorbehalten, weil er sich auch für das Schlechte entscheiden könnte. Ein Tier, das jemandem hilft, tut das, weil es das nicht anders weiß. "Gut sein" können damit nur Menschen. Darüber wird aber in vegetarischen Kreisen m. W. n. nicht geredet - warum eigentlich nicht? Die spezifisch menschliche ethische Verantwortung führt nämlich keineswegs zwangsläufig zu einem negativen Menschenbild.

Leider sieht man von diesen positiven Potential des Menschen eher wenig in Film und Literatur und vermutlich noch weniger in Videospielen. Ich wüsste gerade kein Beispiel für eine Spiele-Figur, die mich irgendwie beeindruckt hat, wo ich gedacht habe "jap, da hat jemand menschliche Größe gezeigt". Klar hat das auch damit zu tun, dass Geschichten Konflikte brauchen und menschliche Probleme thematisiert werden. Etwas mehr Gleichgewicht würde ich mir da allerdings schon wünschen. Was meinem Eindruck nach noch etwas häufiger vorkommt, ist die Perspektive, dass der Mensch trotz und wegen seiner Fehlerhaftigkeit wertvoll ist.
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Terranigma
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Re: Also ich töte ja lieber Menschen als Tiere ...

Beitrag von Terranigma »

Maschendraht hat geschrieben:Güte, Zuneigung und Hilfsbereitschaft sind nach dieser Logik ebenfalls dem Menschen vorbehalten, weil er sich auch für das Schlechte entscheiden könnte.
Güte, Zuneigung, etc. pp. sind kein Verhalten, sondern können Motivationen für Verhalten. Die sind selbst aber nicht beobachtbar, d.h. wenn ein Mensch ein Verhalten zeigt, so ist dem Verhalten selbst nicht eindeutig zu entnehmen, ob es aus Güte, Hilfsbereitschaft, Taktik, Kalkül, Bösartigkeit, Neid, Sympathie, etc. pp. begangen wurde - das ist unsere Interpretation des Verhaltens, aber wir können Menschen - und erst Recht nicht Tieren - nicht in den Kopf gucken. Insofern würde ich es als Anthropomorphismus bezeichnen, wenn man Tieren sowas wie "Hilfsbereitschaft" unterstellt oder sagt, dass Katzen mit ihrer Beute "spielen" - eben weil man damit in Anlehnung an menschliche Kategorien eine Aussage über die Motivation des Tieres trifft, die man nicht treffen kann. Was ein Hund während eines s.g. "hilfsbereiten" Verhaltens denkt oder fühlt wissen wir nicht. Wie das in vegetarischen Kreisen gesehen wird, weiß ich nicht. Ich habe Freunde, die leben vegatarisch/vegan und andere nicht; was die Verwendung von Anthropomorphismen angeht scheint mir da aber kein Zusammenhang zu bestehen.

Ich nehme Tiere allgemein als unbedarft dar, das weckt in mir einen gewissen Beschützerinstinkt, weil sie - ähnlich Kinder - die Gewalt, die ihnen angetan wird, nicht begreifen können. Daher tue ich mir in Videospielen auch schwer damit, solche Gewalt zu verüben. Mit Kindern gibt es das Problem i.d.R. nicht, weil es in Videospielen eigentlich nie Kinder gibt. Es gibt ja ebenso auch nie Ältere, Behinderte, o.Ä. Menschen, die eine gewisse Schutzbedürftigkeit ausstrahlen. Aber es gibt Tiere und die dienen (a) als Deko oder (b) als Trash Mobs. (a) finde ich sympathisch, aber bei (b) regt sich in mir Widerstand. Da breche ich ein Spiel lieber ab.
Feamorn hat geschrieben:Ich kann deinen Punkt verstehen, aber bewegt sich eine Spielfigur, wie etwa Lara Croft die ein Tier tötet um das eigene Überleben zu sichern, sich dann nicht in dem Moment eher auf der Ebene der Tiere als auf Ebene der "überlegenen" Menschen? Sie tötet im Zuge der Geschichte ja auch nur um zu überleben. (Abseits von einem Hirsch und einem Wolfsrudel (Selbstverteidigung) muss man im ersten Teil der Neuauflage kein Tier töten und der Loot ist es, meiner Meinung nach, auch kaum wert, mehr zu töten.)
Ich habe wie gesagt die aktuellen Tomb Raider nicht gespielt, daher kann ich das nicht beurteilen. In den älteren Titeln hat Lara Croft ja auch regelmäßig Tiere getötet, waren die Standardgegner. Die Situationen könnte man als Notwehr klassifizieren, gleichwohl kann man natürlich auch die Frage stellen, ob es tatsächlich Notwehr ist, wenn Lara Croft vorsätzlich und wissentlich alte Ruinen erforscht, wo man erwarten kann, dass sich über die Jahre etwas dort eingenistet hat. Bei den aktuellen Tomb Raiders würde ich es ähnlich einstufen: Lara Croft muss nicht dort sein, wo sie landet - sie ist dort, weil sie dort sein weil, aus Abenteuerlust, o.Ä. Wenn sie am Ende des Tages also dort abstürzt, keine Nahrung hat, etc. pp. so ist's das Problem von Lara Croft, sie hat sich wissentlich in die Gefahr begegeben - in dem Fall habe ich Probleme damit, das Töten von Tieren als "Überlebenskampf" zu werten. Wenn ich als Großstadtmensch auf Safari gehe, in das Jagdrevier von Löwen gehe und dort - Suprise! Suprise! - von Löwen angefallen werde, so würde ich das auch nicht "Notwehr" begreifen. Ich hätte ja immerhin nicht wissentlich (!) dorthingehen müssen.
Feamorn hat geschrieben:Ich glaube, sobald mir ein Spiel einen (mehr oder minder) guten Grund liefert zu töten, habe ich dabei weder bei Tieren noch bei Menschen oder anderen Lebewesen ein großes Problem, wobei "gute Gründe" je nach Lebewesen stark unterschiedlich ausfallen können.
Sehe ich ähnlich. Aber bisher gab kein Spiel mir ein subjektiv guten Grund, sondern stets dachte ich mir: (a) "Das ganze hat nur einen spielmechanischen Sinn, eigentlich muss das überhaupt nicht sein" oder (b) "Du blöder Protagonist hast dich doch selbst in die Scheiße geritten, warum sollten andere dafür leiden?" Gerade (b) ist natürlich nicht ideal, wenn man eine emotionale Beziehung zum Protagonisten aufbauen soll. ;)
Floater hat geschrieben:Hast Du die alten Thief/Dark Project-Teile gespielt? Dort waren die Wachen ja, zumindest zu Beginn, meist auch "unschuldig" und das Spiel bot meist die möglichkeit komplett ohne Mord gespielt zu werden.
Wenn ich in Spielen die Möglichkeit habe nicht zu töten, dann tue ich es auch nicht. In Dark Projekt habe ich "Skill" für mich auch darüber definiert, dass am Ende niemand starb. Aber nicht-letale Spielweisen erlauben ja (leider) nur sehr wenige Spiele, insb. Rollenspiele leben ja davon, dass man die lokale Fauna und Flora ausradiert. In Pen&Paper-Kreisen läuft das ganze unter dem Begriff "Murder Hobo".
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Maschendraht
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Re: Also ich töte ja lieber Menschen als Tiere ...

Beitrag von Maschendraht »

Terranigma hat geschrieben:Güte, Zuneigung, etc. pp. sind kein Verhalten, sondern können Motivationen für Verhalten. Die sind selbst aber nicht beobachtbar, d.h. wenn ein Mensch ein Verhalten zeigt, so ist dem Verhalten selbst nicht eindeutig zu entnehmen, ob es aus Güte, Hilfsbereitschaft, Taktik, Kalkül, Bösartigkeit, Neid, Sympathie, etc. pp. begangen wurde - das ist unsere Interpretation des Verhaltens
Deswegen schrieb ich von "Eigenschaften und Verhalten". Motivation mag zugegebenermaßen der bessere Begriff sein, ändert aber nichts an meiner Grundaussage. Sicher mag das im Einzelfall schwer beobachtbar sein, aber du würdest ja nicht bestreiten wollen, dass es diese Motivationen grundsätzlich gibt. Und das ist der entscheidende Punkt, denn dazu sind nur Menschen fähig. Denn nur sie haben einen Verstand und Wahlfreiheit, können also an moralischen Maßstäben gemessen werden. Wenn nur Menschen moralisch schlecht handeln können, dann kann logischerweise auch nur der Mensch moralisch gut handeln und das tut er auch zum Teil. Darum geht es mir im Kern. Warum also dieses negative Menschenbild bei manchen Vegetariern, obwohl er das einzige Lebewesen ist, das jemals moralisch gut gehandelt hat.
Hilfsbereites Verhalten bei Tierenhalte ich z. B. schon für beobachtbar, es kann aber dahinstehen, da ein Tier, wie du selbst sagst, moralisch nicht für die eigenen Taten verantwortlich ist. sondern mangels Einsichtsfähigkeit amoralisch ist. Somit können ihm auch positive Verhaltenswerten nicht angerechnet werden ("Tiere sind so viel besser als wir").
Terranigma hat geschrieben:Ich nehme Tiere allgemein als unbedarft dar, das weckt in mir einen gewissen Beschützerinstinkt, weil sie - ähnlich Kinder - die Gewalt, die ihnen angetan wird, nicht begreifen können.
Das kann ich nachvollziehen, auch wenn ich es etwas anders empfinde (ist jetzt etwas zu spät, das auszuführen). Zu dieser Art Beschützerinstinkt bist du allerdings nur fähig, weil du ein Mensch bist. Erst dadurch kannst du dich für andere Lebewesen in dieser Weise einsetzen, und bei anderen äußert sich das moralische Potential eben bei anderen Themen. Vielleicht sind wir also doch ganz gut? ;)
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Terranigma
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Re: Also ich töte ja lieber Menschen als Tiere ...

Beitrag von Terranigma »

Maschendraht hat geschrieben:Wenn nur Menschen moralisch schlecht handeln können, dann kann logischerweise auch nur der Mensch moralisch gut handeln und das tut er auch zum Teil. Darum geht es mir im Kern. Warum also dieses negative Menschenbild bei manchen Vegetariern, obwohl er das einzige Lebewesen ist, das jemals moralisch gut gehandelt hat.
Beim ersten Teil stimme ich zu; ich finde die Anwendung moralischer Kategorien auf Lebewesen, denen man nicht begründet ein moralisches Empfinden nachsagen kann, nicht vernünftig. Tiere sind weder gut noch schlecht. Bzgl. Vegetarierer müsstest sagen, wen du konkret meinst, ansonsten kann man auf die Frage nicht antworten. Es gibt Vegetarierer mit einem positiven wie negativen Menschenbild, selbiges auch für nicht-Vegetarierer. Ich denke nicht, dass das hier eine relevante Eigenschaft ist. Aber ich will das an der Stelle auch nicht vertiefen - das geht sonst zu sehr in Richtung Off-Topic.
Terranigma hat geschrieben:Vielleicht sind wir also doch ganz gut? ;)
Das habe ich nicht in Abrede gestellt. Falls es so rüberkam, war das nicht meine Absicht!

Tatsächlich tangieren mich Videospiele nur sehr selten auf der Ebene vonwegen "Beschützerinstinkt", weil sie mich als Spieler zumeist nicht in die Position bringen, wo ich erkennbar Unterlegene, Schwache, o.Ä. töten kann oder gar muss. Die Mehrzahl aller Gegner begegnen mir ja auf Augenhöhe und verstehen, was dort passiert. Oder sind Untote, Maschinen, o.Ä. Wie gesagt gibt es keine Kinder, Alten, Schwachen, Behinderten, o.Ä. als potentielle Opfer in Videospielen. Dass ich solche Empfindungen bei Tieren habe, liegt wohl auch gar nicht im Sinne der Entwickler - die denken sich wohl auch gar nichts dabei, außer halt, dass so'n ordentliches 0815-Fantasy-Spiel halt Ratten, Wölfe und Bären als Gegner braucht. Weil wegen darum. Aber ich persönlich will sie nicht bekämpfen. Ich will auch nicht gegen Kleinkinder oder Senile in Videospielen kämpfen, die gar nicht begreifen können, in was für einer Situation sie sich befinden und die mich ggf. nur aus Furcht, o.Ä. angreifen.
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Andre Peschke
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Re: Also ich töte ja lieber Menschen als Tiere ...

Beitrag von Andre Peschke »

Jochen hat geschrieben:Das Narrativ vom Bösen, das man ohne Gewissensbisse niederschießen kann (ja, oft sogar muss), ist in der Unterhaltung ein sehr modernes.
Ist nicht zumindest der Gedanke des "Bösen" in Gestalt des Ungläubigen schon in der Bibel vertreten? Wenn Gott Soddom und Gomorrah vernichtet oder wenn Moses mit seinem auserwählten Volk ansässige Stämme im Gelobten Land platt macht zB?
Terranigma hat geschrieben:Respektive das Tierbild. Ich würde aus dem Bauch heraus argumentieren, dass Tieren gemeinhin der Status der Unschuld und Naivität zugesprochen wird.
Bei Computerspielen würde ich zusätzlich noch sagen: Die Darstellung von Tieren ist erheblich realistischer für uns. Bei Menschen ist ja bekannt, dass der Effekt des "Uncanny Valley" auftritt, weil wir auf winzige körpersprachliche Facetten geeicht sind und deren fehlerhafte Wiedergabe sofort ein Gefühl von "mit dem stimmt was nicht" auslösen. Diese Mustererkennung ist bei Tieren viel weniger ausgeprägt, weswegen wir dem Spiel seine (oft eigentlich per se schlechteren) Animationen etc weniger streng als Bruch mit der Realität auslegen. Auch die KI kann das Verhalten eines Tieres für uns realistischer simulieren (weil wir oft sowieso keine klare Vorstellung von seinem normalen Verhalten haben).

Das würde ich auch beim Film zumindest ein wenig so sehen, denn der Schauspieler muss sich bemühen natürlich zu agieren und seine Dialoge müssen entsprechend geschrieben sein, dass wir nicht denken "Geh da nicht hin du Trottel, er wird dich mit der Axt...siehste!". Selbst das trainierteste Pferd wird aber im Film vermutlich eine extrem glaubwürdige Darbietung der Rolle "Pferd" abliefern.

Das alles zusätzlich zum verklärten Bild von Tieren und Kindchenschema bei den niedlichen Vertretern. Dass das nicht generell für Tiere gilt, zeigen ja die Hai/Krokodil/Insektenfilme dieser Welt.

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Re: Also ich töte ja lieber Menschen als Tiere ...

Beitrag von Dr. Zoidberg [np] »

Andre Peschke hat geschrieben:Bei Computerspielen würde ich zusätzlich noch sagen: Die Darstellung von Tieren ist erheblich realistischer für uns. Bei Menschen ist ja bekannt, dass der Effekt des "Uncanny Valley" auftritt, weil wir auf winzige körpersprachliche Facetten geeicht sind und deren fehlerhafte Wiedergabe sofort ein Gefühl von "mit dem stimmt was nicht" auslösen. Diese Mustererkennung ist bei Tieren viel weniger ausgeprägt, weswegen wir dem Spiel seine (oft eigentlich per se schlechteren) Animationen etc weniger streng als Bruch mit der Realität auslegen. Auch die KI kann das Verhalten eines Tieres für uns realistischer simulieren (weil wir oft sowieso keine klare Vorstellung von seinem normalen Verhalten haben).
André hat mir meinen Text geklaut :( :mrgreen:
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biaaas
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Re: Also ich töte ja lieber Menschen als Tiere ...

Beitrag von biaaas »

meisterlampe1989 hat geschrieben: Beides ist Quatsch, denn auch Tiere können sich unethisch verhalten. Katzen spielen mit toten Mäusen anstatt sie zu essen und bei Primaten gibt es sogar Krieg, z.B. bei Schimpansen-Gruppen, die sogar Todeskommandos auf verfeindete Stämme loshetzen. Das ist dann quasi schon Genozid. Wie viel Vergewaltigung es im Tierreich gibt, hat wahrscheinlich jeder schon gehört.
Ich würde bei Tieren nicht von ethischen oder unethischem Verhalten reden. Das ist schon eine Vermenschlichung.
Andre Peschke hat geschrieben: Ist nicht zumindest der Gedanke des "Bösen" in Gestalt des Ungläubigen schon in der Bibel vertreten? Wenn Gott Soddom und Gomorrah vernichtet oder wenn Moses mit seinem auserwählten Volk ansässige Stämme im Gelobten Land platt macht zB?

Andre
Jochen sprach ja von Unterhaltung, Wie sehr die religiösen Texte als Unterhaltung galten/gelten, darüber kann man streiten. :-)
Agrargorn
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Re: Also ich töte ja lieber Menschen als Tiere ...

Beitrag von Agrargorn »

Mal eine kurze Ziwschenfrage: Wird in the Hunter Call of the Wild das Jagen nicht mit einem Grund legitimiert? Oder geht es echt nur darum rumzulaufen und abzuknallen was gerade vor die Flinte kommt?
Das wäre doch eigentlich recht einfach.
Ein Hauptgrund warum in Deutschland die Jagd ausgeübt wird ist der Versuch ein Gleichgewicht mit gesunder Artenvielfalt im Ökosystem zu erhalten, auch um Überpopulationen zu vermeiden, damit keine Seuchen ausbrechen. Der Jäger soll damit die Rolle der nicht mehr vorhandenen Predatoren einnehmen, zumindest bis sich, wie es ja momentan so scheint, wieder tatsächliche Predatoren niederlassen und den Job übernehmen.
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Terranigma
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Re: Also ich töte ja lieber Menschen als Tiere ...

Beitrag von Terranigma »

Agrargorn hat geschrieben:Mal eine kurze Ziwschenfrage: Wird in the Hunter Call of the Wild das Jagen nicht mit einem Grund legitimiert? Oder geht es echt nur darum rumzulaufen und abzuknallen was gerade vor die Flinte kommt?
Es ist ein Jagdsport-Simulator.
Agrargorn hat geschrieben:Ein Hauptgrund warum in Deutschland die Jagd ausgeübt wird ist der Versuch ein Gleichgewicht mit gesunder Artenvielfalt im Ökosystem zu erhalten, auch um Überpopulationen zu vermeiden, damit keine Seuchen ausbrechen.
Hand aufs Herz: es ist ein Sport. Wäre das der Grund, so würde diese Arbeit - weil es eben Arbeit wäre - auch von Professionellen, d.h. hauptberuflichen Jägern durchgeführt. Jagen, und das wird ja auch in Hunter - Call of the Wild abgebildet, ist aber ein Sport, der Nervenkitzel für den Sporttreibenden schaffen soll. Soweit ich es überblicke, spielt man in Hunter - Call of the Wild ja in keinem Ökosystem, das "gekippt" ist und erst durch gezieltes Töten wieder gerichtet werden kann. Auch in anderen Videospielen gibt es da i.d.R. keine Legitimation, außer die übliche: "Man tut es, weil man es kann." Aber auf diesem Niveau operiert ja auch Hatred, nur da zog es einen Shitstorm nach sich.
Andre Peschke hat geschrieben:Bei Computerspielen würde ich zusätzlich noch sagen: Die Darstellung von Tieren ist erheblich realistischer für uns. Bei Menschen ist ja bekannt, dass der Effekt des "Uncanny Valley" auftritt, weil wir auf winzige körpersprachliche Facetten geeicht sind und deren fehlerhafte Wiedergabe sofort ein Gefühl von "mit dem stimmt was nicht" auslösen.
Das kommt dazu. Allgemein schaffen es abstrake Darstellungsformen bei mir - und wohl vielen anderen Spielern auch - wesentlich besser Emotionen zu wecken, eben weil ich meine Emotionen in das Gesehene reinlegen kann. Tiere sind auf der Ebene wohl allgemein ein Abstraktum, weil sie auch gar nicht fähig sind meiner Vorstellung von ihnen zu widersprechen und eignen sich wunderbar als Projektionsfläche.
Andre Peschke hat geschrieben:Dass das nicht generell für Tiere gilt, zeigen ja die Hai/Krokodil/Insektenfilme dieser Welt.
Diese gemeinläufige Unterscheidung kann man ja auch wunderbar an Videospielen ablesen, indem man schaut, welche Tiere dort überhaupt als Gegner anwählbar sind und welche nicht. Hasen, Rehe, Vögel, usw. kann man in den meisten Videospielen - insb. Rollenspielen - nicht als Gegner anwählen und töten. Typische Gegner sind hingegen Wölfe, Bären oder Ratten, offenbar Tiere, die einen gemeinhin schlechten Ruf genießen. Da wird diese geistige Trennung zwischen tötenswerten und nicht-tötenswerten Tieren getroffen. Hasen, die beim Ableben auch noch fiepen, Hauskatzen, Rehe, o.Ä. Tiere als Gegner würden manch Spieler womöglich auch eher unangenehm vorkommen.

Eigentlich kolportieren Videospiele damit ja die altbekannte Charakterisierung, z.B. vom Hai als bösartigem Killer und Wölfen als wilde Bestien. Ich meine, ich mag keine Wölfe, aber ich mag auch viele Kinder und ältere Menschen nicht; dennoch würde ich ungerne Kinder und Senioren als regelmäßigen Gegnertyp in Videospielen umbringen müssen. Außer das Videospiel legt sich irgendein krudes Narrativ zurecht, indem das alles "rechtens" wäre. Ich meine, ich kann in DragonAge problemlos Banditenlager ausmerzen - die haben es ja auch verdient! - aber mit den spawnenden Tieren in DragonAge: Inqusition wurde ich nie warm - eben weil sie gar keine "Gegner" oder "Kontrahenten" waren, sondern eigentlich nur lebten, wo ich lang musste.
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Re: Also ich töte ja lieber Menschen als Tiere ...

Beitrag von monkeypunch87 »

Jagd ist kein Sport.
Professionelle Jäger gibt es auch, meist in Personalunion Förster.

Mit der Argumentation kann man auch die Freiwillige Feuerwehr zum Beispiel negativ darstellen.
Ich drücke mich durchgehend unpräzise aus.
Dies ist ein Forum, welches ich in meiner Freizeit besuche, und nicht der wissenschaftliche Nabel der Welt.
Danke für das Verständnis, Goldwaagen bitte bei der Arbeit lassen. :mrgreen:
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Andre Peschke
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Re: Also ich töte ja lieber Menschen als Tiere ...

Beitrag von Andre Peschke »

Terranigma hat geschrieben:Typische Gegner sind hingegen Wölfe, Bären oder Ratten, offenbar Tiere, die einen gemeinhin schlechten Ruf genießen. Da wird diese geistige Trennung zwischen tötenswerten und nicht-tötenswerten Tieren getroffen. Hasen, die beim Ableben auch noch fiepen, Hauskatzen, Rehe, o.Ä. Tiere als Gegner würden manch Spieler womöglich auch eher unangenehm vorkommen.
Auch wenn ich verstehe was du meinst, sind deine Beispiele schlecht gewählt. Hauskatzen sind keine ernstzunehmende Bedrohung, Wölfe schon. Bessere Beispiel wären vermutlich Nipferde, die bekanntermaßen auch gefährlich sind, aber eben knuffige pummelige Viehcherl sind, denen man das nicht zutraut. Es wird IMO eher unterschieden, welche Tiere freihaus mit dem Etikett "bedrohlich" geliefert werden - nicht unbedingt mit dem Lable "tötenswert". Siehe auch die Aufregung um den getöteten Löwen, auch wenn Löwen als Gegner in Spielen akzeptabel wären. Die Darstellung von Leid wird in Spielen zudem immer vermieden (im Podcast schon mehrfach diskutiert). Würde ein Bär nach Treffern qualvoll eingehen, wäre da auch sofort der Thrill weg und die Abscheu groß.

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Re: Also ich töte ja lieber Menschen als Tiere ...

Beitrag von Blaight »

Andre Peschke hat geschrieben:
Hauskatzen sind keine ernstzunehmende Bedrohung, Wölfe schon.
Das kann man so auch nicht stehen lassen. Wölfe sind im Normalfall alles andere als gefährlich und sehr scheu. Hauskatzenbisse führen jedes Jahr zu heftigsten Verletzungen, da der Speichel so dermaßen mirkobiologisch durchsetzt ist. Außerdem sind Hauskatzen Überträger der Toxoplasmose, dem König der Parasiten. Katzen legen sich auch hin und wieder in Kinderwagen und ersticken die Brut. Unser Empfinden und unsere Assoziation sagt uns nur dass Wölfe gefährlich sind. Genau wie Arachnophobie ist das daher eher ein kulturelles Phänomen.

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Terranigma
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Re: Also ich töte ja lieber Menschen als Tiere ...

Beitrag von Terranigma »

Andre Peschke hat geschrieben:Auch wenn ich verstehe was du meinst, sind deine Beispiele schlecht gewählt. Hauskatzen sind keine ernstzunehmende Bedrohung, Wölfe schon.
Ich sollte das an der Stelle ggf. klarer unterscheiden, was ich meine:
(1) Es gibt Tiere, die sind als Gegner definiert, d.h. sie attackieren mich auch eigenständig, sobald ich mich nähere.
(2) Es gibt Tiere, die sind als angreifbar definiert, d.h. sie attackieren mich nicht eigenständig, sondern (a) nur wenn ich sie angreife oder (b) sie wehren sich gar nicht.

Auch (2) findet sich insb. in Rollenspiel relativ häufig, d.h. ich kann Tiere - aber dann trotzdem keine humanoiden NPCs - attackieren, obwohl die Tiere nicht als Gegner klassifiziert sind. Das mag noch eine Tradition alter Infinity-Rollenspiele sein, in denen bezog sich die Option des Tötens allerdings noch auf fast alle NPCs, d.h. in Baldurs Gate konnte ich - sofern ich mich nicht ganz irre - auch jeden humanoiden NPC prinzipiell attackieren, töten und looten. Das haben heute kaum noch Rollenspiele, aber dieses dekorative Töten von harmloseren Tieren, die wie Hauskatzen, Rehe, o.Ä. keine Gefahr darstellen, ist noch in einigen enthalten und auch nicht durch irgendwelche Moral- und Ethik-Systeme gedeckelt, während das Töten, Ausraben, usw. von humanoiden NPCs häufig entsprechende Systeme im Hintergrund hat. Wobei dieses Urteil vom Hai als Killer, o.Ä. ja eben durch genau solch eine Darstellung kulturell kolportiert wird.

In diesem Sinne würde ich schon sagen, dass Tiere per se als "tötenswert" definiert werden, eben weil die Gamedesigner die Möglichkeit einbauen sie zu töten, während sie dies bei humanoiden NPCs (a) nicht tun und (b) wenn sie es tun, das ganze narrativ legitimieren oder durch ein Moralsystem deckeln. Aber während - das war ja so mein Gedanke - das Töten von humanoiden NPCs in der Handlung zumindest noch meistens einen Sinn ergibt, ist das Töten von Tieren häufig zumeist sinnlos, sofern es nicht gerade für ein liebloses Craftingsystem notwendig ist. Aber wenn man eine Handlung versteht als Interessenskonflikt zwischen mehreren Parteien, dann kann ich aus der Handlung heraus verstehen, dass ich als Mitglied von Fraktion A (die Helden, die Beschützer, die USA, die Menschen, etc. pp.) die Mitglieder von Fraktion B (die Orks, die Untoten, die Aliens, die Terroristen, etc. pp.) töten soll.

Aber Tiere stehen völlig jenseits irgendwelcher Interessenskonflikte und können diese intellektuell nicht erfassen. Dass sie überhaupt als "Gegner" oder als tötenswerte Deko definiert werden, hat narrativ überhaupt keinen Mehrwert. Dementsprechend tue ich es auch sehr widerwillig, während das abstrakte Ausradieren von Städten in Civ VI kein Problem ist, auch nicht das Niedermetzeln von Terroristen - die haben mich ja provoziert und verdienen es! Aber Tiere halt nicht. Mir scheint das ein Trope zu sein. Mit Realismus oder Atmosphäre kann man da nicht argumentieren; die würde es auch gebieten, dass es Kinder, Alte, usw. in Videospielen gibt. Tut's aber nicht.
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Re: Also ich töte ja lieber Menschen als Tiere ...

Beitrag von Agrargorn »

Terranigma hat geschrieben:
Agrargorn hat geschrieben:Mal eine kurze Ziwschenfrage: Wird in the Hunter Call of the Wild das Jagen nicht mit einem Grund legitimiert? Oder geht es echt nur darum rumzulaufen und abzuknallen was gerade vor die Flinte kommt?
Es ist ein Jagdsport-Simulator.
Agrargorn hat geschrieben:Ein Hauptgrund warum in Deutschland die Jagd ausgeübt wird ist der Versuch ein Gleichgewicht mit gesunder Artenvielfalt im Ökosystem zu erhalten, auch um Überpopulationen zu vermeiden, damit keine Seuchen ausbrechen.
Hand aufs Herz: es ist ein Sport. Wäre das der Grund, so würde diese Arbeit - weil es eben Arbeit wäre - auch von Professionellen, d.h. hauptberuflichen Jägern durchgeführt. Jagen, und das wird ja auch in Hunter - Call of the Wild abgebildet, ist aber ein Sport, der Nervenkitzel für den Sporttreibenden schaffen soll. Soweit ich es überblicke, spielt man in Hunter - Call of the Wild ja in keinem Ökosystem, das "gekippt" ist und erst durch gezieltes Töten wieder gerichtet werden kann. Auch in anderen Videospielen gibt es da i.d.R. keine Legitimation, außer die übliche: "Man tut es, weil man es kann." Aber auf diesem Niveau operiert ja auch Hatred, nur da zog es einen Shitstorm nach sich.
Ähm nein es ist kein Sport das ist Schwachsinn und nein nicht jeder Depp darf mit Waffe in der Hand in der Pampa rumrennen. Die Ausbildung hat es in sich und Revierpächter sind an Abschusspläne die von der Behörde gestellt werden gebunden.
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Terranigma
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Re: Also ich töte ja lieber Menschen als Tiere ...

Beitrag von Terranigma »

Agrargorn hat geschrieben:Ähm nein es ist kein Sport das ist Schwachsinn und nein nicht jeder Depp darf mit Waffe in der Hand in der Pampa rumrennen. Die Ausbildung hat es in sich und Revierpächter sind an Abschusspläne die von der Behörde gestellt werden gebunden.
Natürlich gibt es einen Jagdsport und Jagd wird auch als Hobby betrieben! Sicherlich benötigt man einen Nachweis, aber das ändert ja nichts am Umstand. In Hunter - Call of the Wild jagd man Tiere wieso? Na, weil's Spass macht. Die Motivation des Spielers liegt ja nicht in der Aufrechterhaltung von Biodiversität und das ist auch gewiss nicht der Grund, warum viele Jäger aus Spass auf die Pirsch gehen. Es ist ja nicht jeder Jäger ein Berufs- aka Revierjäger. Wenn mein Cousin auf die Pirsch geht, dann weil er's darf - Jagderlaubnis - und er Freude daran hat. Auf dieser Ebene funktioniert wohl auch Hunter - Call of the Wild, vermute ich. Würde es kein Spass machen, würde es nicht so viele freiwillig tun, sondern es wäre ausschließlich ein Beruf, was es nicht ist.
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Re: Also ich töte ja lieber Menschen als Tiere ...

Beitrag von Agrargorn »

Terranigma hat geschrieben:
Agrargorn hat geschrieben:Ähm nein es ist kein Sport das ist Schwachsinn und nein nicht jeder Depp darf mit Waffe in der Hand in der Pampa rumrennen. Die Ausbildung hat es in sich und Revierpächter sind an Abschusspläne die von der Behörde gestellt werden gebunden.
Natürlich gibt es einen Jagdsport und Jagd wird auch als Hobby betrieben! Sicherlich benötigt man einen Nachweis, aber das ändert ja nichts am Umstand. In Hunter - Call of the Wild jagd man Tiere wieso? Na, weil's Spass macht. Die Motivation des Spielers liegt ja nicht in der Aufrechterhaltung von Biodiversität und das ist auch gewiss nicht der Grund, warum viele Jäger aus Spass auf die Pirsch gehen. Es ist ja nicht jeder Jäger ein Berufs- aka Revierjäger. Wenn mein Cousin auf die Pirsch geht, dann weil er's darf - Jagderlaubnis - und er Freude daran hat. Auf dieser Ebene funktioniert wohl auch Hunter - Call of the Wild, vermute ich. Würde es kein Spass machen, würde es nicht so viele freiwillig tun, sondern es wäre ausschließlich ein Beruf, was es nicht ist.
Ich kann der Argumentation einfach nicht folgen, nur weil etwas Spaß macht muss es gleich ein Ergebnisloser Sport sein? Es ist auch möglich Spaß daran zu haben die Natur zu erleben und etwas dafür zu machen. Man Jagd heißt nicht nur den Abzugfinger bewegen, Jagd heißt auch Landschaftspflege um Deckungen für Bodenbrüter zu erhalten oder zu schaffen, Jagd heißt Fütterungen in Notzeit gewährleisten. Wenn es nur ums Ballern ginge weil es Spaß macht wäre der Wald leer.

Aber wenn the Hunter das nicht abdeckt ist das halt leider wie du sagst nur eine Spaßschießbude.
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Terranigma
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Re: Also ich töte ja lieber Menschen als Tiere ...

Beitrag von Terranigma »

Agrargorn hat geschrieben:Ich kann der Argumentation einfach nicht folgen, nur weil etwas Spaß macht muss es gleich ein Ergebnisloser Sport sein?
Den Begriff "Jagdsport" habe ich mir ja nicht ausgesucht. Es ist eine körperliche Tätigkeit, die man nicht aus beruflichen Gründen, sondern aus Zeitvertreib - d.h. als Hobby - betreibt. Natur genießen, etc. pp. mag ja Teil des Ganzen sein, aber das Jagen der Tiere - daher der Name ;) - ist erkennbar Wesensmerkmal dieses "Hobbies", ansonsten wurde es "Naturpflege" genannt werden, nicht "Jagd". Dass es auch den Beruf des Revierjägers gibt bestreite ich nicht. Es gibt aber auch den Beruf des Kraftfahrers, dennoch fahren viele Leute auch als Hobby gerne mit dem Auto, weil's Spass macht.

Hunter - Call of the Wild habe ich persönlich nicht gespielt, der Wertschätzung nach zu urteilen besteht die Jagd dort aber eben ausschließlich aus der Jagd, der Spass liegt im Nervenkitzel der Tätigkeit: lauern, anpirschen, abwarten, abdrücken. Dass dieses "Rollenspiel" kombiniert mit der erfahrbaren Selbstwirksamkeit - man entscheidet über Leben und Tod - seine Anziehungskraft und seinen Nervenkitzel hat kann ich schon verstehen. Spass am Spielen hätte ich aber wohl keinen. Da jage und erschieße ich lieber Terroristen, usw.
Sitting quietly and doing nothing,
Spring comes, and the grass
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Re: Also ich töte ja lieber Menschen als Tiere ...

Beitrag von Agrargorn »

Terranigma hat geschrieben:
Agrargorn hat geschrieben:Ich kann der Argumentation einfach nicht folgen, nur weil etwas Spaß macht muss es gleich ein Ergebnisloser Sport sein?
Den Begriff "Jagdsport" habe ich mir ja nicht ausgesucht. Es ist eine körperliche Tätigkeit, die man nicht aus beruflichen Gründen, sondern aus Zeitvertreib - d.h. als Hobby - betreibt. Natur genießen, etc. pp. mag ja Teil des Ganzen sein, aber das Jagen der Tiere - daher der Name ;) - ist erkennbar Wesensmerkmal dieses "Hobbies", ansonsten wurde es "Naturpflege" genannt werden, nicht "Jagd". Dass es auch den Beruf des Revierjägers gibt bestreite ich nicht. Es gibt aber auch den Beruf des Kraftfahrers, dennoch fahren viele Leute auch als Hobby gerne mit dem Auto, weil's Spass macht.
Kann es sein, dass du Jagdsport mit dem Jagdlichen Schießen wie Skeet/Trap usw. verwechselst? Es tut mir Leid aber der Begriff Sport erschließt sich mir einfach nich und man muss nicht Berufsjäger sein um ein Revier zu Pflegen, genaugenommen findet man die nur im staatlichen Forst. Man pachtet in der Regel das Recht zur Jagdausübung auf Privatflächen, damit die sich nicht darum kümmern müssen. Denn wie sicher klar ist, ist das eigentlich Aufgabe des Grundstückseigentümers (Stichwort Art. 14 GG "Eigentum verpflichtet"). Das macht man nicht aus Spaß am rumballern, man hat eine vom Staat auferlegte pflicht zu erledigen, die sich übrigens gleich im Art. 20a des GG befindet.
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