Hellblade

Alles, was nicht in ein anderes Forum gehört: Hier rein
Forumsregeln
Datenschutzerklärung: https://www.gamespodcast.de/datenschutzerklaerung/
Impressum: https://www.gamespodcast.de/impressum/

Forenregeln und zukünftige Weltverfassung
ART 1: Behandle andere Nutzer mit Respekt.
ART 2: Do NOT piss off the Podcasters

Lies bitte weitere Hinweise hier: viewtopic.php?f=4&t=2789
Benutzeravatar
Desotho
Beiträge: 5548
Registriert: 13. Dez 2016, 19:05
Kontaktdaten:

Re: Hellblade

Beitrag von Desotho »

Bin grade bei den Rabenrätseln.
SpoilerShow
Nach dem ersten Kampf muss man ja vorm Tor die Raben mit dem Symbol ausrichten und ich dachte mir gleich schon: Da musst Du höher kommen damit das klappt.
Ich kam aber nie hoch. Also nochmal raus. Da auch nichts gefunden. Wieder rein ... ist da in der Mauer ein riesen Loch.
Ich hab mir gedacht: Bin ich jetzt bekloppt, das war doch vorher nicht da?
Dann der Gedanke: Ja, Senua ist ja bekloppt ...

Ich habe dann aber auf Youtube nachgesehen um zu verifizieren dass das Loch anfangs nicht da war.
El Psy Kongroo
Benutzeravatar
Andre Peschke
Beiträge: 9821
Registriert: 9. Jan 2016, 16:16
Kontaktdaten:

Re: Hellblade

Beitrag von Andre Peschke »

Desotho hat geschrieben:Bin grade bei den Rabenrätseln.
Was du im Spoilertag beschreibst ist ja aber nur Teil dieser "Dimensionstor"-Rätsel. Das erscheint ja nicht aus dem Nichts.

Andre
Benutzeravatar
Skizzenbildner
Beiträge: 366
Registriert: 22. Nov 2015, 11:55
Wohnort: Trier
Kontaktdaten:

Dunkelheit in Hellblade

Beitrag von Skizzenbildner »

Andre Peschke hat geschrieben:Die Dunkelheit kann man noch ganz gut als Wahnvorstellung kategorisieren.
In meinen Augen ist die Dunkelheit im Spiel eine Repräsentation von drohendem Kontrollverlust. Eine Macht, die dem eigenen Einfluss weitestgehend entzogen ist und die einen als Person nach und nach völlig zu vereinnahmen droht. Das ist aus meiner Sicht auch der Kern vieler psychischer Erkrankungen: Der zunehmende Verlust von Selbstbestimmung.
Als Anderaal in der Welt der Spiele und als Skizzenbildner überall sonst unterwegs.
Benutzeravatar
Ines
Beiträge: 361
Registriert: 27. Sep 2016, 07:22

Re: RE: Re: Hellblade

Beitrag von Ines »

Skizzenbildner hat geschrieben: Noch ein paar ergänzende Gedanken: Hellblade ist mMn kein Spiel über Psychosen sondern über Psyche und den Umgang damit. Man spielt einen Bewältigungsprozess.
Senuas Psychosen sind in Hellblade eher ein Begleitfaktor. Es geht um mehr: Verlust, Zurückweisung und (auch) Angst vor dem Wahnsinn. Es ist kein Serious Game, dass Wissen vermitteln möchte, sondern eine emotionale Erfahrung, bei der die Spielwelt und ihre Figuren (nur) vermittelnde Elemente sind.
Auf der Ebene von Form und Darstellung geht es schon um Psychose. Aber netterweise gibt es noch eine tiefere Ebene, auf der die Psychose eine Bedeutung hat.
Interessant finde ich, dass ich die Stimmen zunehmend weniger als bedrohlich und immer stärker auch als hilfreich erleben kann.
So eine psychische Störung kann immer auch als hilfloser Bewältigungsversuch begriffen werden. Manchmal ist es der einzig mögliche.
"Se faire objet, se faire passive, c'est tout autre chose q'être un objet passif" (S. de Beauvoir)
Benutzeravatar
Skizzenbildner
Beiträge: 366
Registriert: 22. Nov 2015, 11:55
Wohnort: Trier
Kontaktdaten:

Hellblade: Psychosen als Bewältigung

Beitrag von Skizzenbildner »

Claudine_Salome hat geschrieben:Auf der Ebene von Form und Darstellung geht es schon um Psychose. Aber netterweise gibt es noch eine tiefere Ebene, auf der die Psychose eine Bedeutung hat.
Interessant finde ich, dass ich die Stimmen zunehmend weniger als bedrohlich und immer stärker auch als hilfreich erleben kann.
So eine psychische Störung kann immer auch als hilfloser Bewältigungsversuch begriffen werden. Manchmal ist es der einzig mögliche.
Ja. Wenn ich mir einmal kurz vergegenwärtige, dass meine Gedanken in der Regel ja mit meiner Stimme im Kopf vorgetragen werden, ist die Vorstellung von weiteren Stimmen, die das tun nicht mehr allzu fern (auch wenn ich selbst nicht betroffen bin). Der Gedanke, dass die menschliche Psyche in der Regel im Angesicht von massiver Verzweiflung weitere Agenten erschafft, um mit dieser Verzweiflung fertig zu werden ist aus meiner Sicht jedenfalls sehr interessant. Kann wie Du sagst auch als Selbsthilfe begriffen werden... womit wir bei der allgemein sehr schwierigen Definition von psychischen Erkrankungen sind (stecke da als Pädagoge mit allerhöchstens Grundwissen in Psychologie leider nicht tief genug drin).
Als Anderaal in der Welt der Spiele und als Skizzenbildner überall sonst unterwegs.
Benutzeravatar
Ines
Beiträge: 361
Registriert: 27. Sep 2016, 07:22

Re: RE: Hellblade: Psychosen als Bewältigung

Beitrag von Ines »

Skizzenbildner hat geschrieben: Ja. Wenn ich mir einmal kurz vergegenwärtige, dass meine Gedanken in der Regel ja mit meiner Stimme im Kopf vorgetragen werden, ist die Vorstellung von weiteren Stimmen, die das tun nicht mehr allzu fern (auch wenn ich selbst nicht betroffen bin). Der Gedanke, dass die menschliche Psyche in der Regel im Angesicht von massiver Verzweiflung weitere Agenten erschafft, um mit dieser Verzweiflung fertig zu werden ist aus meiner Sicht jedenfalls sehr interessant. Kann wie Du sagst auch als Selbsthilfe begriffen werden... womit wir bei der allgemein sehr schwierigen Definition von psychischen Erkrankungen sind (stecke da als Pädagoge mit allerhöchstens Grundwissen in Psychologie leider nicht tief genug drin).
Die Übergänge sind da immer fließend. Gerade, wenn es um Psychosen geht, ringen meine Patienten und ich da immer sehr um sowas wie einen Realitätsanker. Punktuell ist es eindeutig, aber an den Grenzen verschwimmt vieles. Auch lassen sich psychische Störungen nicht wirklich und vollständig klar voneinander abgrenzen. Was klar zu sein scheint: bei großem Stress verändert sich das Erleben. In welcher Form, ist von Person und Situation abhängig. Selbsthilfe halte ich allerdings für den falschen Begriff, weil die Krankheit in dem Moment die beste zur Verfügung stehende Möglichkeit sein mag, mit der Situation umzugehen, aber sie ist ja keine funktionale Strategie.
"Se faire objet, se faire passive, c'est tout autre chose q'être un objet passif" (S. de Beauvoir)
Benutzeravatar
Desotho
Beiträge: 5548
Registriert: 13. Dez 2016, 19:05
Kontaktdaten:

Re: Hellblade

Beitrag von Desotho »

Andre Peschke hat geschrieben:
Desotho hat geschrieben:Bin grade bei den Rabenrätseln.
Was du im Spoilertag beschreibst ist ja aber nur Teil dieser "Dimensionstor"-Rätsel. Das erscheint ja nicht aus dem Nichts.

Andre
Also zumindest mir war das nicht klar. Ich habe natürlich gesehen dass das Tor komisch leuchtet und von Illusionen wurde wohl auch mal gelabert.
Mag sein, dass ich auch etwas geistig nicht verarbeitet hatte.
Auch den Kampf gegen Valravn fand ich nicht so einfach, ich habe da schon meine 4 Versuche gebraucht.

Aber jeder spielt halt anders.
El Psy Kongroo
Benutzeravatar
Ines
Beiträge: 361
Registriert: 27. Sep 2016, 07:22

Re: RE: Re: Hellblade

Beitrag von Ines »

Desotho hat geschrieben:
Andre Peschke hat geschrieben:
Desotho hat geschrieben:Bin grade bei den Rabenrätseln.
Was du im Spoilertag beschreibst ist ja aber nur Teil dieser "Dimensionstor"-Rätsel. Das erscheint ja nicht aus dem Nichts.

Andre
Also zumindest mir war das nicht klar. Ich habe natürlich gesehen dass das Tor komisch leuchtet und von Illusionen wurde wohl auch mal gelabert.
Mag sein, dass ich auch etwas geistig nicht verarbeitet hatte.
Auch den Kampf gegen Valravn fand ich nicht so einfach, ich habe da schon meine 4 Versuche gebraucht.

Aber jeder spielt halt anders.
Ich habe auch ziemlich lange gebraucht, um das zu kapieren, fand das aber im Kontext des Spiels sehr passend.

Insgesamt fand ich, dass viele Möglichkeiten, die Symptomatik besser erfahrbar zu machen, dadurch verschenkt wurden, dass im Rahmen der Spielwelt so vieles so zuverlässig funktioniert hat. Die Rätsel, die Stimmen... Aber das, was mir da noch so einfallen würde, kann man der Spielerschaft nicht zumuten. Großartig aber, das ganze in einer Fantasy-Welt anzusiedeln, wo man selber auch nicht weiß, was da real ist, weil das in der Psychose tatsächlich so ist. Jemand denkt, er soll umgebracht werden? Unwahrscheinlich. Die Kollegen mobben? Kann sein. Jemand versucht absichtlich, einem einen Fehler unter zu schieben, um einem am Arbeitsplatz zu schaden? Theoretisch möglich? Schön wäre es gewesen, wenn sich mehr Dinge im Rahmen der Spielwelt bei Lichte betrachtet als falsch herausgestellt hätten, sie nicht funktioniert hätten, um dieses Ringen um Realität noch darzustellen. Ein bisschen das Gefühl hatte ich, als ich die Rabenrätsel nicht verstanden habe und ziemlich viel herumgeirrt bin.
Was mir noch gefehlt hat, war eine tiefe Inszenierung des Scheiterns, eine Ahnung davon, was eigentlich passiert, wenn man die akute Psychose verlässt. Mich würde interessieren, ob es diesen Gedanken in der Entwicklung mal gab, oder nicht, weil ich den Eindruck hatte, das sei in Senuas Bewegungsmustern quasi embodied angelegt.
Das Ende hat mich versöhnlich gestimmt. Das, was ich befürchtet habe, ist nicht passiert und es gab ja tatsächlich eine Bewegung weg von dem konkreten Thema der Psychose, dahin, was sie im Leben bedeuten könnte.
"Se faire objet, se faire passive, c'est tout autre chose q'être un objet passif" (S. de Beauvoir)
Benutzeravatar
Skizzenbildner
Beiträge: 366
Registriert: 22. Nov 2015, 11:55
Wohnort: Trier
Kontaktdaten:

Hellblade: Diskussion zum Ende (SPOILER)

Beitrag von Skizzenbildner »

Claudine_Salome hat geschrieben:
Das Ende hat mich versöhnlich gestimmt. Das, was ich befürchtet habe, ist nicht passiert und es gab ja tatsächlich eine Bewegung weg von dem konkreten Thema der Psychose, dahin, was sie im Leben bedeuten könnte.
Diskussion mit Spoiler-Tag: Wie siehst Du das Ende als Psychotherapeutin? Wie seht Ihr Anderen es?
SpoilerShow
Senua gibt - so wie ich es verstanden habe - am Ende angesichts der Aussichtslosigkeit Dillion wieder zum Leben zu erwecken den Kampf gegen ihre Psychose auf. Auf dem Weg dahin hat sie sich mit ihren Traumata sowie den daraus resultierenden Konflikten auseinandergesetzt und gelangt dann letztendlich zur Einsicht, dass sie diese nicht durch Bekämpfen sondern nur Akzeptieren hinter sich lassen kann. Sie lässt das Alte und damit vor allem Dillion und die vermeintliche Schuld an seinem Tod hinter sich und wendet sich dem Neuen und damit dem Leben zu - inklusive ihrer Stimmen, die nun nicht mehr als Fremde sondern als Freunde erscheinen.

Ist Akzeptanz letztendlich das Ziel oder der Schlüssel einer erfolgreichen Therapie? Das Lernen, mit den inneren Konflikten und Widersprüchen zu leben und diese somit nicht mehr im Weg für eine glückliche Lebensführung zu haben? Würde dieses für mich persönlich bejahen.
Zuletzt geändert von Skizzenbildner am 12. Aug 2017, 15:05, insgesamt 1-mal geändert.
Als Anderaal in der Welt der Spiele und als Skizzenbildner überall sonst unterwegs.
Benutzeravatar
Ines
Beiträge: 361
Registriert: 27. Sep 2016, 07:22

Re: Hellblade: Diskussion zum Ende (SPOILER)

Beitrag von Ines »

Skizzenbildner hat geschrieben:
Claudine_Salome hat geschrieben:
Das Ende hat mich versöhnlich gestimmt. Das, was ich befürchtet habe, ist nicht passiert und es gab ja tatsächlich eine Bewegung weg von dem konkreten Thema der Psychose, dahin, was sie im Leben bedeuten könnte.
Diskussion mit Spoiler-Tag: Wie siehst Du das Ende als Psychotherapeutin? Wie seht Ihr Anderen es?
SpoilerShow
Senua gibt - so wie ich es verstanden habe - am Ende angesichts der Aussichtlosigkeit Dillion wieder zum Leben zu erwecken den Kampf gegen ihre Psychose auf. Auf dem Weg dahin hat sie sich mit ihren Traumata und den daraus resultierenden Konflikten auseinandergesetzt und gelangt dann letztendlich zur Einsicht, dass sie diese nicht durch Bekämpfen sondern nur Akzeptieren hinter sich lassen kann. Sie lässt das Alte - und damit vor allem Dillion und die vermeintliche Schuld an seinem Tod - hinter sich und wendet sich dem Neuen und damit dem Leben zu - inklusive ihrer Stimmen, die nun nicht mehr als Fremde sondern als Freunde erscheinen.

Ist Akzeptanz letztendlich das Ziel oder der Schlüssel einer erfolgreichen Therapie? Das Lernen, mit den inneren Konflikten und Widersprüchen zu leben und diese somit nicht mehr im Weg für eine glückliche Lebensführung zu haben. Würde dieses für mich persönlich bejahen.
Okay, wenn du mich schon so fragst...
SpoilerShow
Psychosen sind da in der jetzigen Behandlungspraxis sicherlich ein Sonderfall, weil man davon ausgeht, dass sie in der Akutphase psychotherapeutisch nur wenig beeinflussbar sind und es da eher um Medikamente geht. Das, was ich beschreibe, stammt also eher aus Phasen, in denen die Symptome schon nicht mehr oder noch nicht ganz so akut sind. Das vorweg gesagt, geht es in meiner Therapie sehr viel um Akzeptanz. Stress löst Symptome aus (https://de.wikipedia.org/wiki/Diathese-Stress-Modell) und wenn man den Symptomen entspannter und mit weniger Angst und Ärger begegnen kann, reduzieren sich auch die Symptome. Ich habe ja viel mit älteren PsychotikerInnen gearbeitet, die schon teilweise seit Jahrzehnten eine Psychose hatten. Dort war es auch so, dass sie im Laufe der Jahre gelernt haben, die hilfreichen Stimmen stärker zu fokussieren und die weniger hilfreichen eher in den Hintergrund zu schieben, was aber in Belastungssitationen wieder zusammenbrechen kann. Das macht Senua ja auch. Das mit der Stabilität der Spielwelt habe ich ja einerseits kritisiert, andererseits passt es ja schon dazu, dass man sich in der eigenen Psychosewelt immer besser zurecht findet und die Symptome an sich auch an Bedeutung verlieren, solange es ein bestimmtes Maß nicht überschreitet - wie der Rückenschmerz, der eben immer mal da ist, mit dem man aber zu leben gelernt hat, solange er nicht plötzlich besonders stark wird. Trotzdem hätte ich es schön gefunden, wenn das eine der andere Runenrätsel plötzlich nicht mehr funktioniert hätte, so gegen Ende. Oder wenn eine hilfreiche Stimme (Druth?) Senua betrogen hätte. Widerum andererseits hätte das die Fokusverschiebung von der Symptom- auf die Symbolebene gestört.
Achtsamkeit ist ja innerhalb und auch außerhalb der Psychotherapie in den letzte Jahren schrecklich en vogue. Dabei geht es kurz gesagt darum, Dinge wertfrei zu betrachten, zu akzeptieren, was ist und zu verändern, was kommt, wenn man denn kann. Entsprechend ist das Ende des Spiels etwas, was einer Idealform bestimmter Strömungen in der aktuellen Therapie relativ nahe kommt. Die anderen Methoden, die all das mit der Akzeptanz nicht so sehr im Mittelpunkt haben, die alten behavioristischen Therapien zum Beispiel, haben aber auch funktioniert. Everybody has won and all must have prizes
"Se faire objet, se faire passive, c'est tout autre chose q'être un objet passif" (S. de Beauvoir)
Benutzeravatar
Skizzenbildner
Beiträge: 366
Registriert: 22. Nov 2015, 11:55
Wohnort: Trier
Kontaktdaten:

Re: Hellblade

Beitrag von Skizzenbildner »

@Claudine_Salome Sehr interessant. Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. :)
Als Anderaal in der Welt der Spiele und als Skizzenbildner überall sonst unterwegs.
Benutzeravatar
olipool
Beiträge: 203
Registriert: 19. Jan 2017, 11:21
Kontaktdaten:

Re: Hellblade

Beitrag von olipool »

Jochen hat geschrieben:
Claudine_Salome hat geschrieben:Ich habe jetzt auch mal ganz kurz reingespielt und bin bislang ganz angetan. Wie zu Anfang zum Beispiel in einer stressigen Situation die Psychose mehr wird, finde ich ganz nett gemacht. Ich bin ganz gespannt, wie sich das alles noch entwickelt.
Ich hab' auch nur relativ kurz reingespielt (André wird der Wertschätzer): Ich fand es extrem störend, dass vor dem eigentlichen Spiel ein Warnhinweis eingeblendet wird, dass das ein Spiel über eine Psychose sei und an wen man sich wenden solle, wenn man mehr über das Thema erfahren wolle und dass Experten an der Entwicklung beteiligt gewesen seien. Das hätte ich gerne selbst erlebt und erfahren und interpretiert. Auf der ersten Seite von "American Psycho" steht ja auch kein Warnhinweis des Autors.

Deshalb die Frage: Wie wichtig ist das aus deiner Sicht? Muss/sollte man das noch vor dem Spiel so deutlich machen - quasi wie ein Packungshinweis auf einer Arzneischachtel? Ist das wichtig?
Hallo Jochen,
vielleicht liege ich falsch, aber ich wähne dort einen Wiedespruch zu einer anderen Meinung zu dir. Wenn ich mich recht entsinne, dann hast du mal geäußert, sobald ein Autor sein Werk freigäbe, verlöre er jegliches Recht an dessen Deutung. Wenn der Autor äußere, dass er diese oder jene Absicht verfolgt habe, dann sei das schnurzpiepe, denn das Buch sei das Buch und dürfe - sofern belegbar - gedeutet werden, wie der Rezipient das für richtig hielte.
Gut, ein richtiger Wiederspruch ist es nicht direkt, aber im Podcast klang es so, als habe man dir die Deutungshoheit entzogen, die aber laut deiner früheren Äußerungen immer vorhanden sei.
Es soll kein "Oh du hast dir wiedersprochen haha rotfl"-Post sein, sondern mich interessiert eher, wie du es genau gemeint hast.
Benutzeravatar
Andre Peschke
Beiträge: 9821
Registriert: 9. Jan 2016, 16:16
Kontaktdaten:

Re: Hellblade

Beitrag von Andre Peschke »

olipool hat geschrieben:im Podcast klang es so, als habe man dir die Deutungshoheit entzogen, die aber laut deiner früheren Äußerungen immer vorhanden sei.
Es soll kein "Oh du hast dir wiedersprochen haha rotfl"-Post sein, sondern mich interessiert eher, wie du es genau gemeint hast.
Ich bin zwar nicht Jochen, finde seine Aussage aber recht eindeutig: Jochen sieht sich um die Chance zu einer eigenen Interpretation gebracht, weil er vorher "geimpft" wurde. Klar, er kann den Hinweis ignorieren und trotzdem eine eigene Interpretation anstellen. Aber da ist er dann in einer "denken Sie nicht an einen rosa Eisbär!"-Situation. Er wäre schlicht gerne unvorbelastet an das Spiel rangegangen und sieht sich ein wenig um den Spaß betrogen, seine eigenen Schlüsse zu ziehen.

Andre
Benutzeravatar
Terranigma
Beiträge: 1507
Registriert: 17. Feb 2016, 19:34

Re: Hellblade

Beitrag von Terranigma »

Andre Peschke hat geschrieben:Ich bin zwar nicht Jochen, finde seine Aussage aber recht eindeutig: Jochen sieht sich um die Chance zu einer eigenen Interpretation gebracht, weil er vorher "geimpft" wurde. Klar, er kann den Hinweis ignorieren und trotzdem eine eigene Interpretation anstellen. Aber da ist er dann in einer "denken Sie nicht an einen rosa Eisbär!"-Situation. Er wäre schlicht gerne unvorbelastet an das Spiel rangegangen und sieht sich ein wenig um den Spaß betrogen, seine eigenen Schlüsse zu ziehen.

Andre
Schwierig, bei der Aussage im Podcast musste ich auch überlegen. Immerhin scheint es mir keine Entweder-Oder-Situation zu sein, d.h. wenn man einen Film, ein Videospiel, o.Ä. rezipiert, tut man es doch in 99,9% aller Fälle nie ohne irgendeine Vorkenntnis. Die Situation für euch - bzw. Jochen in dem Fall - mag eine ungewöhnliche weil, sein du ihm geraten hast, das Spiel mal anzuschauen. Würde mir aber ein Kollege sagen, "Hey, gib mal 30€ für das Spiel da aus, aber informiere dich vorher null über deine Kaufentscheidung" wird das wohl wenig Gegenliebe finden. Zumindest wird man wohl mal Screenshots, einen Trailer, eine Kurzbeschreibung, o.Ä. gelesen haben, ehe man den Kauf tätigt.

Dass es allerdings einen Wert haben kann, ein Spiel ohne jedwede Vorabinformation zu spielen, denke ich auch. Aber ich glaube auch, dass das eine Erfahrung ist, die der "gewöhnliche" Spieler in aller Regel niemals macht. Der zahlt ja und weiß daher schon vorher, wofür er zahlt. Der Hinweis, dass in diesem Spiel geistige Erkrankungen abgebildet werden dürfte insofern von kaum einem Käufer (!) als Spoiler wahrgenommen werden. Es nimmt ja auch die Interpretation nicht vorweg, es gibt vielmehr einen Interpretationsrahmen vor.


Auch im Drama ist's ja nicht völlig ungewöhnlich (Epischen Theaters) gewesen, dass Intention und Grundpfeiler der Handlung direkt im Prolog quasi gespoilert wurden. Ich würde sogar sagen: wenn der "Prolog" - die Trigger Warnung - bei Senua tatsächlich die Interpretation vorwegnimmt, dann gibt es in Senua offensichtlich auch nicht sonderlich viel zu interpretieren. Oder die Frage "ob" es eine Psychose ist, ist gar nicht Fokus des Spiels, sondern eher "wie" diese sich auswirkt. Dann ist's naheliegend, dass zu Anfang gesagt wird, dass Senua an einer Psychose leidet, genauso wie zu Anfang des Herrn der Ringe deutlich wird, dass es eine Fantasy-Welt ist und keine Alternative History-Erzählung. Das sind nur die Prämissen, die aber jedem Käufer auch bekannt sind.
Sitting quietly and doing nothing,
Spring comes, and the grass
grows by itself.
Benutzeravatar
Ines
Beiträge: 361
Registriert: 27. Sep 2016, 07:22

Re: Hellblade

Beitrag von Ines »

Vielleicht ist die Aussage über die Psychose ja auch eine Lüge.
SpoilerShow
Schließlich ist das Spiel unzuverlässig in den Informationen an die Spieler, während Senua dafür, dass sie "verrückt" ist, im Rahmen der Spielwelt erstaunlich effizient handeln kann und nie so wirklich belogen wird. Wer weiß schon, wer oder was hier ver-rückt wird. :D
"Se faire objet, se faire passive, c'est tout autre chose q'être un objet passif" (S. de Beauvoir)
Benutzeravatar
Textsortenlinguistik
Beiträge: 620
Registriert: 28. Jan 2016, 15:41

Re: Hellblade

Beitrag von Textsortenlinguistik »

Für mich die spielerische Erfahrung des Jahres, ich habe glaube ich noch nie bei einem Singleplayer-Spiel vor Ekstase aufgeschrien oder geweint.

Da ich Erfahrungen mit psychischen Krankheiten habe, ging mir die Geschichte aber wohl auch etwas näher.

Nach dem Hören der Wertschätzung hat mich gewundert, dass gerade Jochen anscheinend kein Interesse an dem Spiel zu haben schien. Die Kritik am Gameplay ist gerechtfertigt und von André gut zusammengefasst. Für mich persönlich steht unter dem Spiel locker eine 9/10.
Bild
Benutzeravatar
olipool
Beiträge: 203
Registriert: 19. Jan 2017, 11:21
Kontaktdaten:

Re: Hellblade

Beitrag von olipool »

Andre Peschke hat geschrieben: Ich bin zwar nicht Jochen, finde seine Aussage aber recht eindeutig: Jochen sieht sich um die Chance zu einer eigenen Interpretation gebracht, weil er vorher "geimpft" wurde. Klar, er kann den Hinweis ignorieren und trotzdem eine eigene Interpretation anstellen. Aber da ist er dann in einer "denken Sie nicht an einen rosa Eisbär!"-Situation. Er wäre schlicht gerne unvorbelastet an das Spiel rangegangen und sieht sich ein wenig um den Spaß betrogen, seine eigenen Schlüsse zu ziehen.

Andre
Danke, macht Sinn, ich muss es mir vielleicht mal ansehen, aber das wird doch schon außerhalb des Spiels so massivst beworben diese Komponente, weil es ja auch ein Alleinstellungsmerkmal und damit Kaufgrund ist, dass ich den Hinweis im Spiel gar nicht so als "Spoiler" sehe.
Benutzeravatar
Andre Peschke
Beiträge: 9821
Registriert: 9. Jan 2016, 16:16
Kontaktdaten:

Re: Hellblade

Beitrag von Andre Peschke »

olipool hat geschrieben:Danke, macht Sinn, ich muss es mir vielleicht mal ansehen, aber das wird doch schon außerhalb des Spiels so massivst beworben diese Komponente, weil es ja auch ein Alleinstellungsmerkmal und damit Kaufgrund ist, dass ich den Hinweis im Spiel gar nicht so als "Spoiler" sehe.
Jochen hatte aber nunmal vorher nix von dem Spiel gehört (oder es nur wieder vergessen). Und ob das nun schlimm / normal oder sonstwas ist, Jochen hätte es eben lieber gehabt, wenn der Entwickler es ihm nicht vorab ins Gesicht schreit. Daran wird sich nichts argumentativ verändern lassen, das ist nunmal schlicht seine Präferenz. Ich fand es ja umgekehrt auch nicht schlimmt und war der Ansicht, dass das Spiel dadurch interessanter wurde. Different strokes...

Andre
Benutzeravatar
TenBoe
Beiträge: 180
Registriert: 6. Jun 2017, 22:43

Re: Hellblade

Beitrag von TenBoe »

Ninja Theorie auf Twitter: #Hellblade: Senua's Sacrifice is the current No.1 selling #PS4 digital-only game on #PlayStation Store US & EU!
Toller Erfolg für das Projekt.
Benutzeravatar
Dr. Zoidberg [np]
Cronjob of Justice
Beiträge: 3889
Registriert: 7. Jul 2016, 23:28
Kontaktdaten:

Re: Hellblade

Beitrag von Dr. Zoidberg [np] »

Claudine_Salome hat geschrieben:Vielleicht ist die Aussage über die Psychose ja auch eine Lüge.
SpoilerShow
Schließlich ist das Spiel unzuverlässig in den Informationen an die Spieler, während Senua dafür, dass sie "verrückt" ist, im Rahmen der Spielwelt erstaunlich effizient handeln kann und nie so wirklich belogen wird. Wer weiß schon, wer oder was hier ver-rückt wird. :D
SpoilerShow
Dann wäre es eine groß angelegte Lüge ^^ In der Kurzdoku sagen sie ja sehr deutlich, dass das Spiel eine Psychose abbildet und das was man erlebt letztendlich Senuas eigene Realität, ihren eigenen Kopf, abbildet. Das ganze wird hier allerdings bereits sehr meta :D
Ich finde es übrigens großartig, wie das Spiel die Psychose im Spiel umsetzt. Ich fand zwar die Umgebungsrätsel auch nicht immer so geil, fand es aber sensationell als ich in der Doku danach erfahren habe, dass das lediglich eine Ausprägung einer Psychose darstellt.
"I'm still tired from all the crossfit this morning" - "It's pronounced croissant and you ate 4 of them"
Antworten