Andre Peschke hat geschrieben:Ich bin zwar nicht Jochen, finde seine Aussage aber recht eindeutig: Jochen sieht sich um die Chance zu einer eigenen Interpretation gebracht, weil er vorher "geimpft" wurde. Klar, er kann den Hinweis ignorieren und trotzdem eine eigene Interpretation anstellen. Aber da ist er dann in einer "denken Sie nicht an einen rosa Eisbär!"-Situation. Er wäre schlicht gerne unvorbelastet an das Spiel rangegangen und sieht sich ein wenig um den Spaß betrogen, seine eigenen Schlüsse zu ziehen.
Andre
Schwierig, bei der Aussage im Podcast musste ich auch überlegen. Immerhin scheint es mir keine Entweder-Oder-Situation zu sein, d.h. wenn man einen Film, ein Videospiel, o.Ä. rezipiert, tut man es doch in 99,9% aller Fälle nie ohne irgendeine Vorkenntnis. Die Situation für euch - bzw. Jochen in dem Fall - mag eine ungewöhnliche weil, sein du ihm geraten hast, das Spiel mal anzuschauen. Würde mir aber ein Kollege sagen, "Hey, gib mal 30€ für das Spiel da aus, aber informiere dich vorher null über deine Kaufentscheidung" wird das wohl wenig Gegenliebe finden. Zumindest wird man wohl mal Screenshots, einen Trailer, eine Kurzbeschreibung, o.Ä. gelesen haben, ehe man den Kauf tätigt.
Dass es allerdings einen Wert haben kann, ein Spiel ohne jedwede Vorabinformation zu spielen, denke ich auch. Aber ich glaube auch, dass das eine Erfahrung ist, die der "gewöhnliche" Spieler in aller Regel niemals macht. Der zahlt ja und weiß daher schon vorher, wofür er zahlt. Der Hinweis, dass in diesem Spiel geistige Erkrankungen abgebildet werden dürfte insofern von kaum einem Käufer (!) als Spoiler wahrgenommen werden. Es nimmt ja auch die Interpretation nicht vorweg, es gibt vielmehr einen Interpretationsrahmen vor.
Auch im Drama ist's ja nicht völlig ungewöhnlich (
Epischen Theaters) gewesen, dass Intention und Grundpfeiler der Handlung direkt im Prolog quasi gespoilert wurden. Ich würde sogar sagen: wenn der "Prolog" - die Trigger Warnung - bei Senua tatsächlich die Interpretation vorwegnimmt, dann gibt es in Senua offensichtlich auch nicht sonderlich viel zu interpretieren. Oder die Frage "ob" es eine Psychose ist, ist gar nicht Fokus des Spiels, sondern eher "wie" diese sich auswirkt. Dann ist's naheliegend, dass zu Anfang gesagt wird, dass Senua an einer Psychose leidet, genauso wie zu Anfang des Herrn der Ringe deutlich wird, dass es eine Fantasy-Welt ist und keine Alternative History-Erzählung. Das sind nur die Prämissen, die aber jedem Käufer auch bekannt sind.