Gründe, nicht zu zocken?

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lars
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Gründe, nicht zu zocken?

Beitrag von lars »

Hallo zusammen!

Ich sitze momentan an meiner Masterarbeit im Rahmen eines Marketing-Studiums und habe das Glück, dass ich mich mit unserem Lieblingshobby beschäftigen darf: Games. :) Letztes Jahr habe ich eine Seminararbeit über die Erfolgsfaktoren von Konsolen (Link) verfasst und forsche jetzt zum Thema: Videospiele - Motive und Barrieren.

Das Motivthema ist schon relativ gut erforscht und es gibt einiges an Literatur, so dass meine Arbeit hier zum Teil auch einen bestätigenden Fokus haben wird. Allerdings werden Gründe, die jemanden am spielen hindern, maximal als Randnoten erwähnt. Also hoffe ich, dass ich in diesem Bereich vielleicht das ein oder andere beleuchten kann.

Noch sitze ich am Entwurf und der Konzeption meines Modells und dabei kam mir die Idee, mich mal mit Spieleexperten zum Thema zu unterhalten. Leider sind in meinem persönlichen Umfeld nicht wirklich viele aktive Gamer. Und ist mir beim Hören der letzten Folgen "Auf ein Bier" eingefallen, dass die Hörer sich bestimmt sehr intensiv mit dem Thema Gaming befassen und sich darüber auch hier im weltbesten Spieleforum austauschen.

Gedacht, gefragt... Und zwar den Jochen, ob es in Ordnung ist, wenn ich mich an die Hörerschaft, oder eher Leserschaft, im Forum wende. Postwendend kam ein symbolischer "Daumen hoch" zurück.

In diesem Sinne würde mich interessieren, was hindert euch am Spielen? Warum spielen Leute, die ihr kennt (Freunde, Familie, ...) vielleicht gar keine Games? :think:

Ich habe bei der Literaturrecherche schon einige Barrieren gegenüber Games ausgearbeitet, aber das Gefühl, dass das eigentlich noch mehr sein könnte. Hier mal meine bisherigen Ansätze:
  • Ästhetik/Geschmack - Bestimmte Spiele treffen einfach nicht den eigenen Geschmack und werden nicht gespielt.
  • Moralische Gründe - Bestimmte Spiele oder Spiele allgemein passen nicht zu den eigenen Moralvorstellungen, z.B. könnte ein überzeugter Pazifist Gears of War eventuell aufgrund der Gewaltdarstellung ablehnen
  • Verfügbarkeit von Hardware - Wer keine Konsole oder keinen PC hat bzw. keinen Zugriff darauf, kann nicht darauf spielen. Wobei heutzutage die verbreitetste Gaming-Plattform wohl das Smartphone sein dürfte.
  • Verfügbarkeit von Games-Software - Analog zur Hardware, wenn keine Spiele da sind, kann nicht gezockt werden.
  • Kosten - Spiele kosten Geld, zumindest mal die Plattform muss in der Regel erworben werden, ansonsten gibt es Hinderungsgründe wie den Preis oder Abogebühren
  • Fehlende Zeit - Vielleicht hat man familiäre Verpflichtungen, die Arbeit oder auch einfach andere Hobbies, die einem wichtiger sind, so dass fürs Gaming einfach keine Zeit bleibt...
  • Komplexität - Die Steuerung ist zu kompliziert, das Interface überladen, die Story unübersichtlich... Alles Gründe, die gegen derartige Games sprechen
  • Fehlende Vertrautheit - Das beobachte ich zumindest in älteren Generationen, aber auch bei Gleichaltrigen immer mal wieder, dass die Leute einfach nicht mit Spielen aufgewachsen sind. Ihnen fehlt der Zugang bzw. sie verstehen nicht, warum wir daran soviel Spaß haben, was faszinierend ist und was für Erlebnisse wir mit Games haben.
So, dass sind meine Ideen. Jetzt bin ich super gespannt, ob ihr mir vielleicht ein paar neue Inputs geben könnt. Oder einfach nur bestätigt, dass ihr die Gründe kennt. Vielleicht habt ihr auch passende Beispiele.

Auf jeden Fall schon einmal vielen Dank für's Lesen und Danke im Voraus für jede Antwort! :)

Beste Grüße

Lars
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monkeypunch87
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Re: Gründe, nicht zu zocken?

Beitrag von monkeypunch87 »

Ich habe bei mehreren Bekannten und Freunden beobachten können wie das Interesse im Alter mehr und mehr zurückgegangen ist, teilweise sogar als bewusste Entscheidung ("Ich bin jetzt ein echter Mann und echte Männer spielen nicht").
Ich drücke mich durchgehend unpräzise aus.
Dies ist ein Forum, welches ich in meiner Freizeit besuche, und nicht der wissenschaftliche Nabel der Welt.
Danke für das Verständnis, Goldwaagen bitte bei der Arbeit lassen. :mrgreen:
Raptor 2101
Beiträge: 1227
Registriert: 22. Mai 2016, 19:50

Re: Gründe, nicht zu zocken?

Beitrag von Raptor 2101 »

Bei mir ist es in erster Linie "Zeit". Ich komm aus der Simulatoren-Ecke (sessions gehen da gerne mehrere Stunden am Stück) und mag spiele prinzipiell so komplex wie irgend möglich. Das ist aber schlicht nicht mit meinem Job zu vereinbaren (unsere Kunden können bis zum Entwickler durchklingeln und direkten Support anfordern). Das macht einem das Online Gaming doch stark madig.

Der Schwenk auf Offline ist nicht soooo gelungen, was imho an der Qualität der Spiele liegt. Bis auf ein paar Ausnahmen kommt relative wenig raus, was mich wirklich langfristig fesselt. Irgendwann hab ich mich entschieden mir ein neues "Männerhobby" zu suchen (definition: verbrenne möglichst viel Geld in kurzer Zeit :D) und bin etwas exzessiver in die Fotografie eingestiegen. Ab da ging es mit dem Gaming bergab. Konkret stand ich vor Entscheidungen wie "Zweiter Monitor für Lightroom vs Platz für Hotas Stick" oder "neues Objektiv vs 1080Ti" und immer hab ich mich gegen die Gaming-Variante entschieden.

(Gerade die erste Entscheidung für den Zweiten Monitor, war massiv durch die miese Qualität von Elite getrieben...)

Ich befürchte mit zunehmenden Alter (bin jetzt 32) überlasse ich das Feld mehr und mehr meinen beiden Töchtern (angesteckt sind sie schon) und zieh mich auf die TurnBasedGames zurück
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Frostkaktus
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Re: Gründe, nicht zu zocken?

Beitrag von Frostkaktus »

Eigentlich stellst Du ja zwei Fragen: warum spielt man generell weniger und warum spielt man bestimmte Spiele nicht. ;)

Warum ich bestimmte Spiele nicht spiele:
  • keine freie Speicherfunktion - ich lass mir von niemandem sagen, wie ich meine Freizeit gestalte und schon gar nicht von einem Spiel. Wenn ich also nicht jederzeit frei speichern und damit auch das Spiel beenden kann, wann ich will, dann nervt mich ein Spiel bereits.
  • läuft nicht auf meinem Rechner - erklärt sich von selbst: zocken, wenn das Spiel auf dem Bildschirm Breakdance tanzt funktioniert einfach nicht. Und solange es noch ausreichend Nachschub an Spielen gibt, die ordentlich flutschen, ist das Aufrüstbedürfnis eher gering. Mit dem Alter kommt ja die Geduld zu warten. :mrgreen:
  • Spiel funktioniert für mich nicht - ob nervige Steuerung, öde Geschichte, technische oder motorische Probleme, wenn das Spiel nicht geschmeidig vor sich hinrollt, wird es nicht mehr angepackt
  • nicht mein Genre/Thema/Ding - Simulationen und die meisten Multiplayerspiele, um mal wahllos zwei Beispiele herauszugreifen, reizen mich nicht. Ein Kriegssetting ,muss schon mehr bieten, um mich zu interessieren als "wähle Deine Seite und dann töte die Gegenseite". Außerdem habe ich keine Lust mich stundenlang durch's Internet lesen zu müssen, um die für ein Spiel erforderlichen Informationen zusammen zu klauben.
  • Ich mag die Stimmung nicht, in die mich das Spiel versetzt - This War Of Mine finde ich einerseits großartig, andererseits ruiniert es mir nachhaltig meine Laune. Obwohl das sogar mit einer der Gründe ist, warum ich es großartig finde. Denn nur dadurch, dass mich das Spiel emotional erreicht, kommt dessen Aussage überhaupt erst zum Tragen. Insofern bin ich froh, diese Erfahrung gemacht zu haben. Je weniger freie Zeit ich habe, desto wichtiger ist es einfach, diese positiv zu gestalten.
  • ich bin zu ungeduldig - früher habe ich einen missratenen Sprung so oft wiederholt bis er klappte. Heute beende ich das Spiel meist bereits nach dem dritten Versuch. Dauern neue Versuche aufgrund hoher Ladezeiten zu lange, beende ich ein Spiel mitunter auch sofort. Oft ist es so, dass wenn ich es Tage später erneut starte, die gleiche Stelle auf einmal reibungslos funktioniert. Kommen solche Stellen zu oft in einem Spiel vor, dann war's das.
Warum ich insgesamt weniger spiele:
  • ich habe nichts zu spielen! - und nichts zum Anziehen. ;) Die Qual mit dem Wal...
  • Spiele haben ihren Reiz verloren - Früher konnte ich mich ewig in einem Spiel versenken, heute bin ich schnell gelangweilt und verärgert. Ich will nicht die dreihundertdrölfste Sammelquest in einem Rollenspiel spielen. Wenn Spiele nur der Abklatsch von etwas anderem sind und dann die altbewährten Zutaten nicht ansprechend neu aufbereiten: weg damit. Krimis verlaufen ja auch nach bestimmten Mustern: eine Leiche taucht auf, der Held löst den Fall, Mörder wird eingebuchtet oder kommt davon, The End. Wenn dies Skelett kein Fleisch auf die Knochen geschrieben bekommt, dann ist es ein schlechter Krimi. Bei Spielen ist's genauso. Viele sind zwar technisch ausgereift und haben ganz tolle Knochen, aber das Fleisch selbst ist total vertrocknet oder schimmelt bereits.
  • ich habe keine Zeit - gebt mir eine sich selbst reinigende Wohnung, erfindet das Beamen und verbessert den Lieferservice von Supermärkten. Was ich da an Zeit für's Spielen gewinnen könnte. Oder zahlt mir mein Gehalt dafür, dass ich zu hause bleibe... :mrgreen: :lol:
  • ich bin zu müde - Klingt komisch, ist aber oft so.
  • mein Kater hat andere Pläne - wenn MrMietzekater entscheidet, dass Zeit zum Kraulen oder Ball spielen ist, dann ist das so. Punkt.
Und das Chaos sprach zu mir: "Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen."
Ich lächelte und war froh. Und es kam schlimmer.
DerSpieler
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Re: Gründe, nicht zu zocken?

Beitrag von DerSpieler »

Zum Punkt "fehlende Vertrautheit" kann sich durchaus noch der Spezialfall "fehlende Information über Spiele und Spielarten" gesellen.

Viele Leute, insbesondere ältere Semester würde ich meinen, wissen vielleicht gar nicht was es für Spiele gibt. Da hat man vor 35 Jahren mal reingeschaut und das Bild im Kopf mit Spiel = Geschicklichkeitsspiel (weil man vielleicht auch nur Mario Bros. und Tetris gesehen hat) und kennt keine Simulationsspiele, Walkingsimulatoren, Managementspiele, Globalstrategie etc. wo es nicht auf (motorisches) Geschick ankommt.


Noch ein Punkt: "Zu hohe Anstrengung" - Die meisten Spiele zu spielen ist (meiner Meinung nach) anstrengender als Filme oder Serien zu schauen. Viele Leute möchten in den Momenten wo sie spielen könnten keinen anstrengenden Zeitvertreib sondern nur passiv konsumieren und als richtiges anstrengendes Hobby machen sie dann z.B. eher Sport.
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lars
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Re: Gründe, nicht zu zocken?

Beitrag von lars »

Wow, vielen Dank schon mal! Ich komme leider erst morgen dazu, ausführlich zu antworten, aber da sind schon echt spannende Antworten dabei.


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ulowbaer
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Registriert: 11. Mär 2017, 16:10

Re: Gründe, nicht zu zocken?

Beitrag von ulowbaer »

Interessante Arbeit. Also ich habe in meinem Umfeld einige Zocker aber auch einige die nicht oder normalerweise nicht spielen.
Mir sind dabei 2 Dinge aufgefallen.
1. Ich habe einen bekannten, der nur gelegentlicht zockt. Wenn er spielt dann meist Spiele wie FIFA oder ähnliches. Prinzipiell ist er zwar am überlegen ob er sich eine PS4 holen soll, hat dies aber noch nicht getan. Ich denke, dass er einfach andere Hobbies und somit prioritäten hat. Dies würde somit deinen Punkt "fehlende Zeit" betreffen.
2. Meine Freundin hat nie wirklich gespielt. In der Kindheit hat sie zwar wohl etwas Mario auf dem Gameboy gespielt, aber dann irgendwann aufgehört. Ich habe mal ein bisschen mit ihr gespielt und schnell festgestellt, das viele Spiele zu kompliziert sind. gerade was die Navigation mit WASD und Maus angeht. Ansonsten glaube ich auch, dass fehlende Kontaktpunkte ein großes Thema sind. So es ja mit vielem. Ich gehe nicht in eine Handballmannschaft, wenn ich dort keinen kenne und vorher noch nie Handball gespielt habe. Genauso fange ich nicht plötzlich an zu spielen. Gerade bei Spielen glaube ich, dass der Kontakt erschwert ist. Beim Sport hat man ja immer/meist noch das übergeordnete Ziel der Fitness. Bei Spielen hingegen will man unterhalten werden. Nur kann man den Unterhaltungswert hierbei nicht einschätzen oder sich nicht vorstellen, dass ein Spiel unterhält. Werbung zu Spielen wie sie zum beispiel im Fernseh laufen (glaube ich zumindest) bringen ja ein anderes Gefühl rüber als das beim Spielen entstehende herüber und wenn man selbst darüber nachdenk kommt man wohl zu den folgenden Schlüssen über das Spielen:
(fiktiver Gedankengang für eine/einen nichtzocker) Ich will zur Unterhaltung zocken -> Daher setze ich mich alleine in einen Raum vor den Rechner. -> Und das soll Spaß machen? -> Dann treffe ich mich lieber mit meiner Freundin in der Stadt und wir spazieren eine Runde.

Abschließend vielleicht noch eine weitere Idee. So glaube ich, dass die Aktivität beim Spielen, je nach Zeitpunk ebenfalls dagegen spricht zu spielen. Beim Film gucken kann man dies passiv tun und auf der Couch einschlafen. Beim zocken muss man mehr oder weniger konzentriert sein und einschlafen sollte man auf einem Bürostuhl nicht, dass kann böse Enden :doh:
lars
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Re: Gründe, nicht zu zocken?

Beitrag von lars »

So, guten Morgen allerseits!
monkeypunch87 hat geschrieben:Ich habe bei mehreren Bekannten und Freunden beobachten können wie das Interesse im Alter mehr und mehr zurückgegangen ist, teilweise sogar als bewusste Entscheidung ("Ich bin jetzt ein echter Mann und echte Männer spielen nicht").
Den Punkt kannte ich bis jetzt noch gar nicht. Hat sich also die Einstellung derjenigen gegenüber Spielen komplett gewandelt? Meinst du es liegt daran, dass sie etwas hindert oder dass sie einfach keine Motivation mehr dafür aufbringen können?
Raptor 2101 hat geschrieben:Bei mir ist es in erster Linie "Zeit". Ich komm aus der Simulatoren-Ecke (sessions gehen da gerne mehrere Stunden am Stück) und mag spiele prinzipiell so komplex wie irgend möglich. Das ist aber schlicht nicht mit meinem Job zu vereinbaren (unsere Kunden können bis zum Entwickler durchklingeln und direkten Support anfordern). Das macht einem das Online Gaming doch stark madig.

Der Schwenk auf Offline ist nicht soooo gelungen, was imho an der Qualität der Spiele liegt. Bis auf ein paar Ausnahmen kommt relative wenig raus, was mich wirklich langfristig fesselt. Irgendwann hab ich mich entschieden mir ein neues "Männerhobby" zu suchen (definition: verbrenne möglichst viel Geld in kurzer Zeit :D) und bin etwas exzessiver in die Fotografie eingestiegen. Ab da ging es mit dem Gaming bergab. Konkret stand ich vor Entscheidungen wie "Zweiter Monitor für Lightroom vs Platz für Hotas Stick" oder "neues Objektiv vs 1080Ti" und immer hab ich mich gegen die Gaming-Variante entschieden.

(Gerade die erste Entscheidung für den Zweiten Monitor, war massiv durch die miese Qualität von Elite getrieben...)

Ich befürchte mit zunehmenden Alter (bin jetzt 32) überlasse ich das Feld mehr und mehr meinen beiden Töchtern (angesteckt sind sie schon) und zieh mich auf die TurnBasedGames zurück
Das würde ich auch in die Felder "Fehlende Zeit" und "Komplexität" einordnen. Wobei die hohe Komplexität, die ja von dir gewünscht ist, in diesem Fall den Faktor Zeit verstärkt und nicht im eigentlich Sinne als Hindernis auftritt.

Und ich kann das total nachempfinden. Ich habe viele Jahre intensiv WoW gespielt, aber mittlerweile spiele ich auch eher Spiele, die man schnell unterbrechen kann bzw. die weniger komplex sind und weniger Zeit/Geld/Aufmerksamkeit verschlingen. :)
Frostkaktus hat geschrieben:Eigentlich stellst Du ja zwei Fragen: warum spielt man generell weniger und warum spielt man bestimmte Spiele nicht. ;)

Warum ich bestimmte Spiele nicht spiele:
  • keine freie Speicherfunktion - ich lass mir von niemandem sagen, wie ich meine Freizeit gestalte und schon gar nicht von einem Spiel. Wenn ich also nicht jederzeit frei speichern und damit auch das Spiel beenden kann, wann ich will, dann nervt mich ein Spiel bereits.
  • läuft nicht auf meinem Rechner - erklärt sich von selbst: zocken, wenn das Spiel auf dem Bildschirm Breakdance tanzt funktioniert einfach nicht. Und solange es noch ausreichend Nachschub an Spielen gibt, die ordentlich flutschen, ist das Aufrüstbedürfnis eher gering. Mit dem Alter kommt ja die Geduld zu warten. :mrgreen:
  • Spiel funktioniert für mich nicht - ob nervige Steuerung, öde Geschichte, technische oder motorische Probleme, wenn das Spiel nicht geschmeidig vor sich hinrollt, wird es nicht mehr angepackt
  • nicht mein Genre/Thema/Ding - Simulationen und die meisten Multiplayerspiele, um mal wahllos zwei Beispiele herauszugreifen, reizen mich nicht. Ein Kriegssetting ,muss schon mehr bieten, um mich zu interessieren als "wähle Deine Seite und dann töte die Gegenseite". Außerdem habe ich keine Lust mich stundenlang durch's Internet lesen zu müssen, um die für ein Spiel erforderlichen Informationen zusammen zu klauben.
  • Ich mag die Stimmung nicht, in die mich das Spiel versetzt - This War Of Mine finde ich einerseits großartig, andererseits ruiniert es mir nachhaltig meine Laune. Obwohl das sogar mit einer der Gründe ist, warum ich es großartig finde. Denn nur dadurch, dass mich das Spiel emotional erreicht, kommt dessen Aussage überhaupt erst zum Tragen. Insofern bin ich froh, diese Erfahrung gemacht zu haben. Je weniger freie Zeit ich habe, desto wichtiger ist es einfach, diese positiv zu gestalten.
  • ich bin zu ungeduldig - früher habe ich einen missratenen Sprung so oft wiederholt bis er klappte. Heute beende ich das Spiel meist bereits nach dem dritten Versuch. Dauern neue Versuche aufgrund hoher Ladezeiten zu lange, beende ich ein Spiel mitunter auch sofort. Oft ist es so, dass wenn ich es Tage später erneut starte, die gleiche Stelle auf einmal reibungslos funktioniert. Kommen solche Stellen zu oft in einem Spiel vor, dann war's das.
Wow, super viele Ansätze, danke! :)

Den Punkt mit der freien Speicherfunktion finde ich sehr interessant. Würdest du sagen, dass man das vielleicht Flexibilität oder Unterbrechbarkeit nennen könnte? Diese Eigenschaften hat Juul in seinem Buch "A Casual Revolution - Reinventing Video Games and their Players" als wichtig für Casual Games bezeichnet. Wobei er Wert darauf legt, dass diese auch Tiefe und Komplexität aufweisen, nur die Einstiegshürden müssen anders aussehen als bei Core Games. Und es ist halt wichtig, dass man sie einfach und schnell unterbrechen kann, wenn ein anderes Ereignis eintritt. (Chef kommt rein, Kind wirft Topf von Herd, ...)

Zu "This War of Mine" - Die traurige Stimmung hat dich also nicht am Spielen gehindert, sonst hättest du die Erfahrung ja nicht machen können, richtig? War sie vielleicht sogar der Grund, das Spiel zu spielen? So wie man manchmal gerne traurige oder sehr ernste Filme schaut?
Frostkaktus hat geschrieben:Warum ich insgesamt weniger spiele:
  • ich habe nichts zu spielen! - und nichts zum Anziehen. ;) Die Qual mit dem Wal...
  • Spiele haben ihren Reiz verloren - Früher konnte ich mich ewig in einem Spiel versenken, heute bin ich schnell gelangweilt und verärgert. Ich will nicht die dreihundertdrölfste Sammelquest in einem Rollenspiel spielen. Wenn Spiele nur der Abklatsch von etwas anderem sind und dann die altbewährten Zutaten nicht ansprechend neu aufbereiten: weg damit. Krimis verlaufen ja auch nach bestimmten Mustern: eine Leiche taucht auf, der Held löst den Fall, Mörder wird eingebuchtet oder kommt davon, The End. Wenn dies Skelett kein Fleisch auf die Knochen geschrieben bekommt, dann ist es ein schlechter Krimi. Bei Spielen ist's genauso. Viele sind zwar technisch ausgereift und haben ganz tolle Knochen, aber das Fleisch selbst ist total vertrocknet oder schimmelt bereits.
  • ich habe keine Zeit - gebt mir eine sich selbst reinigende Wohnung, erfindet das Beamen und verbessert den Lieferservice von Supermärkten. Was ich da an Zeit für's Spielen gewinnen könnte. Oder zahlt mir mein Gehalt dafür, dass ich zu hause bleibe... :mrgreen: :lol:
  • ich bin zu müde - Klingt komisch, ist aber oft so.
  • mein Kater hat andere Pläne - wenn MrMietzekater entscheidet, dass Zeit zum Kraulen oder Ball spielen ist, dann ist das so. Punkt.
Das Zeit-Ding wird vermutlich echt einer der Hauptgründe, in welcher Form (Katze, Hobbies, Familie, ..) :)

"Ich habe nichts zu spielen" - Das bedeutet also, dass du spielen könntest, aber dich keins der Spiele, die du hast, genug motiviert zu zocken?
ulowbaer hat geschrieben:Interessante Arbeit. Also ich habe in meinem Umfeld einige Zocker aber auch einige die nicht oder normalerweise nicht spielen.
Mir sind dabei 2 Dinge aufgefallen.
1. Ich habe einen bekannten, der nur gelegentlicht zockt. Wenn er spielt dann meist Spiele wie FIFA oder ähnliches. Prinzipiell ist er zwar am überlegen ob er sich eine PS4 holen soll, hat dies aber noch nicht getan. Ich denke, dass er einfach andere Hobbies und somit prioritäten hat. Dies würde somit deinen Punkt "fehlende Zeit" betreffen.
2. Meine Freundin hat nie wirklich gespielt. In der Kindheit hat sie zwar wohl etwas Mario auf dem Gameboy gespielt, aber dann irgendwann aufgehört. Ich habe mal ein bisschen mit ihr gespielt und schnell festgestellt, das viele Spiele zu kompliziert sind. gerade was die Navigation mit WASD und Maus angeht. Ansonsten glaube ich auch, dass fehlende Kontaktpunkte ein großes Thema sind. So es ja mit vielem. Ich gehe nicht in eine Handballmannschaft, wenn ich dort keinen kenne und vorher noch nie Handball gespielt habe. Genauso fange ich nicht plötzlich an zu spielen. Gerade bei Spielen glaube ich, dass der Kontakt erschwert ist. Beim Sport hat man ja immer/meist noch das übergeordnete Ziel der Fitness. Bei Spielen hingegen will man unterhalten werden. Nur kann man den Unterhaltungswert hierbei nicht einschätzen oder sich nicht vorstellen, dass ein Spiel unterhält. Werbung zu Spielen wie sie zum beispiel im Fernseh laufen (glaube ich zumindest) bringen ja ein anderes Gefühl rüber als das beim Spielen entstehende herüber und wenn man selbst darüber nachdenk kommt man wohl zu den folgenden Schlüssen über das Spielen:
(fiktiver Gedankengang für eine/einen nichtzocker) Ich will zur Unterhaltung zocken -> Daher setze ich mich alleine in einen Raum vor den Rechner. -> Und das soll Spaß machen? -> Dann treffe ich mich lieber mit meiner Freundin in der Stadt und wir spazieren eine Runde.

Abschließend vielleicht noch eine weitere Idee. So glaube ich, dass die Aktivität beim Spielen, je nach Zeitpunk ebenfalls dagegen spricht zu spielen. Beim Film gucken kann man dies passiv tun und auf der Couch einschlafen. Beim zocken muss man mehr oder weniger konzentriert sein und einschlafen sollte man auf einem Bürostuhl nicht, dass kann böse Enden :doh:
Zu 1. Fehlende Zeit :mrgreen:

Zu 2. Also ist deine Freundin ein wenig unter dem Punkt "Fehlende Vertrautheit" zuhause, oder? Und die fehlenden Kontaktpunkte sorgen dafür, dass sich ihre Erwartungshaltung gegenüber dem Zocken nicht ändert? Da finde ich deinen fiktiven Gedankengang nämlich sehr überzeugend. Wer nicht weiß, wie geil Zocken sein kann, der erwartet eben auch keine wertvollen, tollen, spannenden, wie auch immer gearteten, Erlebnisse und fühlt sich dadurch dem Medium Spiel einfach nicht zugewandt.


Vielen Dank für eure wertvollen Ideen und Erfahrungen!

Grüße

Lars
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Dogarr
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Re: Gründe, nicht zu zocken?

Beitrag von Dogarr »

Übersättigung: während man in der Anfangszeit der Videospiele einfach nur begeistert alles mal ausprobiert hat an Gamingsoftware, ist nach de xten Rennspiel, Rennsim, Shooter, Aufbauspiel alles nicht mehr neu. Man hat sich abgearbeitet an verschiedenen Genres.
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Frostkaktus
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Re: Gründe, nicht zu zocken?

Beitrag von Frostkaktus »

lars hat geschrieben:Wow, super viele Ansätze, danke! :)
Bitte. ^^
lars hat geschrieben:Den Punkt mit der freien Speicherfunktion finde ich sehr interessant. Würdest du sagen, dass man das vielleicht Flexibilität oder Unterbrechbarkeit nennen könnte? Diese Eigenschaften hat Juul in seinem Buch "A Casual Revolution - Reinventing Video Games and their Players" als wichtig für Casual Games bezeichnet. Wobei er Wert darauf legt, dass diese auch Tiefe und Komplexität aufweisen, nur die Einstiegshürden müssen anders aussehen als bei Core Games. Und es ist halt wichtig, dass man sie einfach und schnell unterbrechen kann, wenn ein anderes Ereignis eintritt. (Chef kommt rein, Kind wirft Topf von Herd, ...)

Ich spiele hauptsächlich Core Games, von daher habe ich mir nie darüber Gedanken gemacht, was für den mobilen Einsatz von Spielen erforderlich ist.
Mich nervt es nur, wenn ein Spiel mich gängelt. Bei diesen Speicherpunktsystemen wird mir vorgegeben, wann und wo ich speichern darf. Ich kann aber gerade wenn ich ein neues Spiel starte, nicht einschätzen, wie lange es dauern wird, bis der nächste Speicherpunkt erreicht wird.
Wenn ich also nur kurz Zeit zum Spielen habe und dann das Risiko eingehen muss, dass ich es vor dem Erreichen des Speicherpunktes bereits wieder beenden muss, dann fange ich gar nicht erst an zu spielen. Nimmt man dann noch das Zeitproblem hin zu, sind ganz schnell manche Spiele nur noch an den Wochenenden spielbar. Schließlich muss man erst einmal eine längere Spieldauer einplanen, wenn man nicht "umsonst" spielen will.
Den gleichen Abschnitt später nochmal zu spielen, finde ich bei den meisten Spielen extrem nervig und wenn die Wiederholung länger als 5 Minuten dauert eine Zumutung.

Für mich ist das insofern eher eine Frage der Autonomie und weniger der Flexibilität. Denn das eigentliche Spiel wird dadurch, dass ich es unterbrechen kann ja nicht flexibler. Die Möglichkeit Spielzeiten autonom einteilen zu können, ist ja eher das Gerüst, in dem das Spiel drin steckt. Zumal die gute alte Schnellspeicherfunktion nun echt keine Neuerung ist, die extra für Casual Games erfunden werden müsste. Ich hab vor 20 Jahren schon auf der Autobahn nach vorne gefasst, um F5 zu drücken, damit ich, falls ich die falsche Ausfahrt nehme, mich einfach zurück setzen kann. Boa, was war ich froh, dass ich an dem Tag keienn Beifahrer hatte... xD
lars hat geschrieben:Zu "This War of Mine" - Die traurige Stimmung hat dich also nicht am Spielen gehindert, sonst hättest du die Erfahrung ja nicht machen können, richtig? War sie vielleicht sogar der Grund, das Spiel zu spielen? So wie man manchmal gerne traurige oder sehr ernste Filme schaut?
Nö, nicht richtig. Eher komplett falsch verstanden.

Das Spiel habe ich gespielt, weil mich das Thema interessierte. Bei der Stange blieb ich zunächst, da das Gameplay und die dabei erzählte Geschichte mir gefallen haben. Aufgehört habe ich, weil es auf Dauer zu deprimierend ist.
lars hat geschrieben:"Ich habe nichts zu spielen" - Das bedeutet also, dass du spielen könntest, aber dich keins der Spiele, die du hast, genug motiviert zu zocken?
Wurde doch bereits oft genug im Podcast thematisiert. Man steht vor'm vollen Kühlschrank und geht hungrig ins Bett, weil die Auswahl überfordert. Wenn man selbst einkaufen geht, sind eigentlich nur Sachen im Kühlschrank, die man mag. Aber das Überangebot erschwert es herauszufinden, worauf man gerade Appettit hat. Oder man bekommt Appettit auf das eine Ding, das gerade nicht da ist. Mit Spielen und Klamotten ist es genauso. Was man hat ist eigentlich super. Aber das Überangebot, die Entscheidungen, der Appettit... ;)
Und das Chaos sprach zu mir: "Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen."
Ich lächelte und war froh. Und es kam schlimmer.
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Re: Gründe, nicht zu zocken?

Beitrag von Dicker »

Ich kenne jemanden, der früher wohl gerne gespielt hat, jetzt aber gar nicht mehr. Warum? Spiele machen zu "süchtig" und man will seine Zeit doch lieber sinnvoller verbringen. Ist wie mit der Chipstüte. Steht sie in der Küche, ist sie blitzschnell leer gefuttert. Deshalb gar nicht erst einkaufen und in Versuchung kommen ^^
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s8g
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Re: Gründe, nicht zu zocken?

Beitrag von s8g »

Mein Hauptgrund, nicht zu zocken liegt an fehlender Zeit. Aber ich würde das differenzieren. Fehlende Zeit kann einmal was mit den Prioritäten zu tun haben, die man im Leben hat, vor allem andere Hobbies. Ich mir aussuchen, ob ich in eine Kneipe mit Freunden gehe oder ob ich mit meiner Gilde raide.
Was vollkommen anderes ist der Vollzeit-Job, der nicht nur Zeit in Anspruch nimmt, sondern auch Konzentration und Energie.

Das erste ist eine Frage der Prioritäten im Leben. Ehrlich gesagt wundert mich immer wieder, wieso viele Spieler und Ex-Spieler solche Entscheidungen bereuen.
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Phazonis
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Re: Gründe, nicht zu zocken?

Beitrag von Phazonis »

monkeypunch87 hat geschrieben:Ich habe bei mehreren Bekannten und Freunden beobachten können wie das Interesse im Alter mehr und mehr zurückgegangen ist, teilweise sogar als bewusste Entscheidung ("Ich bin jetzt ein echter Mann und echte Männer spielen nicht").
Das ist auch in meiner Erfahrung (leider) ein großer Punkt. In meinem Jahrgang ('95) hat so gut wie jeder Junge in meiner Schulzeit Computerspiele gespielt, meist auch die üblichen verdächtigen wie COD und natürlich viel zu früh. Aber mit den Jahren ebte dies stark ab und sogar noch in der Schulzeit. Bis zum Abitur hat sich die Zahl derjenigen die aktiv und viel gespielt haben stark gelichtet und da wurde dann immer weniger gespielt (trotz dem Fakt, dass sie eigentlich auch noch ausreichend Zeit hatten, denn sie waren ja noch Schüler). Meistens ebte Gaming auf das übliche Casual-Gamer-Niveau ab, also man kauft sich Fifa und CoD und zockt das hin und wieder auf seiner Konsole.( ohne hier irgendwelche Impliationen anzubringen, dass echte Gamer nur am PC spielen)

Und manche hören eben ganz auf, da in der Gesellschaft irgendwie das Stigma immer noch herrscht, dass dies eher eine Phase in der männlichen Pubertät ist und man irgendwann über Computerspiele "hinwegkommt".
lars hat geschrieben:
  • Ästhetik/Geschmack - Bestimmte Spiele treffen einfach nicht den eigenen Geschmack und werden nicht gespielt.
  • Moralische Gründe - Bestimmte Spiele oder Spiele allgemein passen nicht zu den eigenen Moralvorstellungen, z.B. könnte ein überzeugter Pazifist Gears of War eventuell aufgrund der Gewaltdarstellung ablehnen
  • Verfügbarkeit von Hardware - Wer keine Konsole oder keinen PC hat bzw. keinen Zugriff darauf, kann nicht darauf spielen. Wobei heutzutage die verbreitetste Gaming-Plattform wohl das Smartphone sein dürfte.
  • Verfügbarkeit von Games-Software - Analog zur Hardware, wenn keine Spiele da sind, kann nicht gezockt werden.
  • Kosten - Spiele kosten Geld, zumindest mal die Plattform muss in der Regel erworben werden, ansonsten gibt es Hinderungsgründe wie den Preis oder Abogebühren
  • Fehlende Zeit - Vielleicht hat man familiäre Verpflichtungen, die Arbeit oder auch einfach andere Hobbies, die einem wichtiger sind, so dass fürs Gaming einfach keine Zeit bleibt...
  • Komplexität - Die Steuerung ist zu kompliziert, das Interface überladen, die Story unübersichtlich... Alles Gründe, die gegen derartige Games sprechen
  • Fehlende Vertrautheit - Das beobachte ich zumindest in älteren Generationen, aber auch bei Gleichaltrigen immer mal wieder, dass die Leute einfach nicht mit Spielen aufgewachsen sind. Ihnen fehlt der Zugang bzw. sie verstehen nicht, warum wir daran soviel Spaß haben, was faszinierend ist und was für Erlebnisse wir mit Games haben.
Lars
Obwohl du sagtest, dass es in deiner Gegend nicht viele Gamer gibt hast du schon viele Punkte genannt, wo ich sagen würde die sind eigentlich zu spezifisch und am Thema vorbei, gerade bei deinen ersten beiden würde ich behaupten, dass es eher Gründe sind warum jemand Spiel/Spielkategorie X nicht spielt, aber das sind eben eher weniger Gründe warum man sich dem Medium Spiel nicht nähert.

Oder kurz jemand einen dieser Gründe nennt, warum er ein Spiel nicht spielt, dann ist er zumindest mit dem Medium schon mal vertraut und ich dachte bei deinem Thema eher, dass es um die Leute gehen soll die sich dem Medium eben noch nicht genähert haben, also diejenigen die außen stehen.

Wenn man über diese Leute spricht, dann denke ich sind es ganz andere Gründe(auch wenn die hier zum Teil schon kamen):
  1. Spiele sind ein aktives Medium
    Um ein Spiel zu spielen muss man sich eben aktiv damit auseinander setzen und dies widerspricht dem normalen Medienkonsum, der eben zum Beispiel Film und Fernsehen zu großem Erfolg führt. Es wird passiv konsumiert, also es interessiert gar nicht was da genau läuft und man guckt nur so vor sich hin um zu entspannen. Dies ist mit Videospielen eben nicht möglich, da man zumindest geistig dabei sein muss.
  2. Schwerer Einstieg ins Medium:
    Während Bücher und Filme in der Gesellschaft voll angekommen und angenommen sind ist dies bei Videospielen eher weniger der Fall. Die Folge ist,dass man keinen guten Einstiegspunkt hat und dieser eben schwer zu finden ist, da gerade auch die paar Spiele, die durch ausreichende Werbung in der Öffentlichkeit stehen, meist die sind die einen kompletten Neuling überfordern würden (CoD, Uncharted,...) und eben keinen guten Einsteig darstellen.

    Hinzu kommt, dass gerade die Bedienung eines Controllers/ von Maus und Tastatur wie es im Gaming eben normal ist erst noch gerlernt werden muss und gerade da versagen die oberen Spiele sehr stark.

    Gaming braucht meiner Meinung nach jemanden der dich in das Medium hineinbringt und auch dazu ist nicht jeder geeignet, denn einen wirklich blutigen Neuling zuzugucken, für den selbst das (für dich) einfache Umsehen und Laufen Probleme darstellen erfordert verdammt viel Geduld und Zurückhaltung, denn er muss diese Fehler machen, das gehört dazu und man sollte eben auch nicht zu viel auf einmal jemanden beibringen wollen. Ansonsten sorgt dieser gute Wille nämlich genau zum Gegenteil, dass man sich vom Medium abwendet,weil man denkt man wäre nicht willkommen.
  3. Die Gaming Kultur
    Neben den schon großen Problemen beim Einstieg ist die entstandene Gaming-Kultur auch alles andere als willkommen heißend. Wenn man in jedem Onlinespiel in dem man nicht halbwegs ordentlich performt gleich angefeindet wird ist dies nicht hilfreich. Ebenso ist der Trend des Trollens in Videospielen einer den ich auf den Tod nicht ausstehen kann(also wenn Spieler absichtlich schlecht spielen um Leute zu reizen,...). Er macht natürlich alles noch viel schlimmer. Ich meine wenn jemand Probleme hat ein Buch zu verstehen, dann hilfst du ihm, weil du gar nicht auf die Idee kommst, dass er das ja nur vortäuschen könnte um dich zu piesacken. Im Gaming ist es Gang und Gebe. Ein weitere Punkt ist das Smurfen (ein sehr guter Spieler nimmt einen neuen Account und fängt nochmal ganz unten auf einer Rangliste an und arbeitet sich nach oben). Auch dafür habe ich kein Verständnis,auch wenn ich es weit weniger schlimm finde als Trollen.

    Dann noch eine gute Prise von tribalism(mir fehlt ein passendes deutsches Wort) und eben ein gewisser Drang den Club der Gamer exklusiv zuhalten und nach außen zu verteidigen und schon haben wir den Salat. Eine Kultur die ziemlich feindlich gegen jeden komplett außenstehenden ist, auch wenn ma definitv sagen muss,dass die Gründe dafür nicht nur auf Spielerseite liegen.
lars
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Re: Gründe, nicht zu zocken?

Beitrag von lars »

Dogarr hat geschrieben:Übersättigung: während man in der Anfangszeit der Videospiele einfach nur begeistert alles mal ausprobiert hat an Gamingsoftware, ist nach de xten Rennspiel, Rennsim, Shooter, Aufbauspiel alles nicht mehr neu. Man hat sich abgearbeitet an verschiedenen Genres.
Fehlende Neuheit oder neuartige Erfahrungen, perfekt, danke!
Frostkaktus hat geschrieben:Ich spiele hauptsächlich Core Games, von daher habe ich mir nie darüber Gedanken gemacht, was für den mobilen Einsatz von Spielen erforderlich ist.
Ich meinte das gar nicht nur auf mobile Games bezogen. Trifft für mich auf PC oder Konsolenspiele genau so zu. :)
Frostkaktus hat geschrieben:Mich nervt es nur, wenn ein Spiel mich gängelt. Bei diesen Speicherpunktsystemen wird mir vorgegeben, wann und wo ich speichern darf. Ich kann aber gerade wenn ich ein neues Spiel starte, nicht einschätzen, wie lange es dauern wird, bis der nächste Speicherpunkt erreicht wird.
Wenn ich also nur kurz Zeit zum Spielen habe und dann das Risiko eingehen muss, dass ich es vor dem Erreichen des Speicherpunktes bereits wieder beenden muss, dann fange ich gar nicht erst an zu spielen. Nimmt man dann noch das Zeitproblem hin zu, sind ganz schnell manche Spiele nur noch an den Wochenenden spielbar. Schließlich muss man erst einmal eine längere Spieldauer einplanen, wenn man nicht "umsonst" spielen will.
Den gleichen Abschnitt später nochmal zu spielen, finde ich bei den meisten Spielen extrem nervig und wenn die Wiederholung länger als 5 Minuten dauert eine Zumutung.

Für mich ist das insofern eher eine Frage der Autonomie und weniger der Flexibilität. Denn das eigentliche Spiel wird dadurch, dass ich es unterbrechen kann ja nicht flexibler. Die Möglichkeit Spielzeiten autonom einteilen zu können, ist ja eher das Gerüst, in dem das Spiel drin steckt. Zumal die gute alte Schnellspeicherfunktion nun echt keine Neuerung ist, die extra für Casual Games erfunden werden müsste. Ich hab vor 20 Jahren schon auf der Autobahn nach vorne gefasst, um F5 zu drücken, damit ich, falls ich die falsche Ausfahrt nehme, mich einfach zurück setzen kann. Boa, was war ich froh, dass ich an dem Tag keienn Beifahrer hatte... xD
Also Zeitautonomie dadurch, dass sich ein Spiel sowohl für kurze als auch für lange Zeitabschnitte eignet, je nachdem wieviel du verfügbar hast. Klingt sinnig für mich.
Frostkaktus hat geschrieben:
lars hat geschrieben:Zu "This War of Mine" - Die traurige Stimmung hat dich also nicht am Spielen gehindert, sonst hättest du die Erfahrung ja nicht machen können, richtig? War sie vielleicht sogar der Grund, das Spiel zu spielen? So wie man manchmal gerne traurige oder sehr ernste Filme schaut?
Nö, nicht richtig. Eher komplett falsch verstanden.

Das Spiel habe ich gespielt, weil mich das Thema interessierte. Bei der Stange blieb ich zunächst, da das Gameplay und die dabei erzählte Geschichte mir gefallen haben. Aufgehört habe ich, weil es auf Dauer zu deprimierend ist.
Ah jetzt, gut, dass du es nochmal erklärt hast. Ich hatte es erst nicht so verstanden, dass du das Game "abgebrochen" hast.
Frostkaktus hat geschrieben:Wurde doch bereits oft genug im Podcast thematisiert. Man steht vor'm vollen Kühlschrank und geht hungrig ins Bett, weil die Auswahl überfordert. Wenn man selbst einkaufen geht, sind eigentlich nur Sachen im Kühlschrank, die man mag. Aber das Überangebot erschwert es herauszufinden, worauf man gerade Appettit hat. Oder man bekommt Appettit auf das eine Ding, das gerade nicht da ist. Mit Spielen und Klamotten ist es genauso. Was man hat ist eigentlich super. Aber das Überangebot, die Entscheidungen, der Appettit... ;)
Die Qual der Wahl, ja. Danke für deine Punkte! :)
Dicker hat geschrieben:Ich kenne jemanden, der früher wohl gerne gespielt hat, jetzt aber gar nicht mehr. Warum? Spiele machen zu "süchtig" und man will seine Zeit doch lieber sinnvoller verbringen. Ist wie mit der Chipstüte. Steht sie in der Küche, ist sie blitzschnell leer gefuttert. Deshalb gar nicht erst einkaufen und in Versuchung kommen ^^
Die Entscheidung, nicht zu spielen, quasi als Selbstschutzmaßnahme. Danke für den Punkt, da hatte ich mal drüber nachgedacht, war mir aber nicht sicher, ob das tatsächlich verbreitet ist. Ich hab "damals" zu WoW-Zeiten mir oft selbst die Kindersicherung eingestellt, so dass ich zu bestimmten Zeiten einfach aus dem Game geworfen wurde... :D
s8g hat geschrieben:Mein Hauptgrund, nicht zu zocken liegt an fehlender Zeit. Aber ich würde das differenzieren. Fehlende Zeit kann einmal was mit den Prioritäten zu tun haben, die man im Leben hat, vor allem andere Hobbies. Ich mir aussuchen, ob ich in eine Kneipe mit Freunden gehe oder ob ich mit meiner Gilde raide.
Was vollkommen anderes ist der Vollzeit-Job, der nicht nur Zeit in Anspruch nimmt, sondern auch Konzentration und Energie.

Das erste ist eine Frage der Prioritäten im Leben. Ehrlich gesagt wundert mich immer wieder, wieso viele Spieler und Ex-Spieler solche Entscheidungen bereuen.
Danke. Meinst du, bezogen auf deinen zweiten Punkt, dass das Spielen dann zu anstrengend ist? So in der Art, geistige/kognitive Belastung?
Phazonis hat geschrieben:Und manche hören eben ganz auf, da in der Gesellschaft irgendwie das Stigma immer noch herrscht, dass dies eher eine Phase in der männlichen Pubertät ist und man irgendwann über Computerspiele "hinwegkommt".
Soziales Stigma ist notiert, die Firma dankt! :)

Phazonis hat geschrieben:Obwohl du sagtest, dass es in deiner Gegend nicht viele Gamer gibt hast du schon viele Punkte genannt, wo ich sagen würde die sind eigentlich zu spezifisch und am Thema vorbei, gerade bei deinen ersten beiden würde ich behaupten, dass es eher Gründe sind warum jemand Spiel/Spielkategorie X nicht spielt, aber das sind eben eher weniger Gründe warum man sich dem Medium Spiel nicht nähert.

Oder kurz jemand einen dieser Gründe nennt, warum er ein Spiel nicht spielt, dann ist er zumindest mit dem Medium schon mal vertraut und ich dachte bei deinem Thema eher, dass es um die Leute gehen soll die sich dem Medium eben noch nicht genähert haben, also diejenigen die außen stehen.
Guter Punkt, das hab ich eventuell nicht klar genug formuliert. Mir geht es schon um beide Gruppen, diejenigen, die nie richtig gespielt haben und diejenigen, die, warum auch immer, weniger oder nicht mehr spielen.

Phazonis hat geschrieben:Spiele sind ein aktives Medium
Um ein Spiel zu spielen muss man sich eben aktiv damit auseinander setzen und dies widerspricht dem normalen Medienkonsum, der eben zum Beispiel Film und Fernsehen zu großem Erfolg führt. Es wird passiv konsumiert, also es interessiert gar nicht was da genau läuft und man guckt nur so vor sich hin um zu entspannen. Dies ist mit Videospielen eben nicht möglich, da man zumindest geistig dabei sein muss.
Das geht genau in die Richtung, die auch s8g eingeschlagen hat, die kognitive Belastung, weil Spielen eine aktive Tätigkeit ist.
Phazonis hat geschrieben:Schwerer Einstieg ins Medium:
Während Bücher und Filme in der Gesellschaft voll angekommen und angenommen sind ist dies bei Videospielen eher weniger der Fall. Die Folge ist,dass man keinen guten Einstiegspunkt hat und dieser eben schwer zu finden ist, da gerade auch die paar Spiele, die durch ausreichende Werbung in der Öffentlichkeit stehen, meist die sind die einen kompletten Neuling überfordern würden (CoD, Uncharted,...) und eben keinen guten Einsteig darstellen.

Hinzu kommt, dass gerade die Bedienung eines Controllers/ von Maus und Tastatur wie es im Gaming eben normal ist erst noch gerlernt werden muss und gerade da versagen die oberen Spiele sehr stark.

Gaming braucht meiner Meinung nach jemanden der dich in das Medium hineinbringt und auch dazu ist nicht jeder geeignet, denn einen wirklich blutigen Neuling zuzugucken, für den selbst das (für dich) einfache Umsehen und Laufen Probleme darstellen erfordert verdammt viel Geduld und Zurückhaltung, denn er muss diese Fehler machen, das gehört dazu und man sollte eben auch nicht zu viel auf einmal jemanden beibringen wollen. Ansonsten sorgt dieser gute Wille nämlich genau zum Gegenteil, dass man sich vom Medium abwendet,weil man denkt man wäre nicht willkommen.
Ist es ok, wenn ich das unter Vertrautheit und Komplexität fasse?

Phazonis hat geschrieben:Die Gaming Kultur
Neben den schon großen Problemen beim Einstieg ist die entstandene Gaming-Kultur auch alles andere als willkommen heißend. Wenn man in jedem Onlinespiel in dem man nicht halbwegs ordentlich performt gleich angefeindet wird ist dies nicht hilfreich. Ebenso ist der Trend des Trollens in Videospielen einer den ich auf den Tod nicht ausstehen kann(also wenn Spieler absichtlich schlecht spielen um Leute zu reizen,...). Er macht natürlich alles noch viel schlimmer. Ich meine wenn jemand Probleme hat ein Buch zu verstehen, dann hilfst du ihm, weil du gar nicht auf die Idee kommst, dass er das ja nur vortäuschen könnte um dich zu piesacken. Im Gaming ist es Gang und Gebe. Ein weitere Punkt ist das Smurfen (ein sehr guter Spieler nimmt einen neuen Account und fängt nochmal ganz unten auf einer Rangliste an und arbeitet sich nach oben). Auch dafür habe ich kein Verständnis,auch wenn ich es weit weniger schlimm finde als Trollen.

Dann noch eine gute Prise von tribalism(mir fehlt ein passendes deutsches Wort) und eben ein gewisser Drang den Club der Gamer exklusiv zuhalten und nach außen zu verteidigen und schon haben wir den Salat. Eine Kultur die ziemlich feindlich gegen jeden komplett außenstehenden ist, auch wenn ma definitv sagen muss,dass die Gründe dafür nicht nur auf Spielerseite liegen.
Die Games Kultur hatte ich in der Form auch nicht auf dem Schirm, danke, das waren echt viele Punkte!

Grüße und euch allen noch einen schönen Sonntag Abend!
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Early
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Re: Gründe, nicht zu zocken?

Beitrag von Early »

Also ich werde nächstes Jahr 40 Jahre alt, habe drei Kinder, Frau, Haus, Job und zocke eigentlich immer noch so gerne wie vor 30 Jahren. Das größte Problem ist die Zeit, die mir aber grundsätzlich an allen Ecken und Enden fehlt.

Wobei ich das Zeit-Problem schon immer hatte und gerade mit den Kindern ein Hobby wie Video- und Computerspiele noch relativ gut verträglich ist. Ich spiele nämlich einfach, wenn alle im Bett sind und es dementsprechend dann eh keinen stört. Viele befreundete Väter haben mit ihren Hobbys da erheblich größere Probleme. Golf spielen geht halt schwer um Mitternacht, auch die Ausfahrt mit der Harley oder der Angelausflug ist um diese Uhrzeiten meist nur schwer denkbar.

Grundsätzlich ist es sicher so, dass man im Alter der Familiengründung zwischen 30 und 50 wahrscheinlich nur sehr eingeschränkt Zeit für seine Hobbys und Freizeitaktivitäten. Ist relativ normal und ich kenne jetzt auch immer mehr Eltern mit schon älteren Kindern, die langsam wieder Zeit für ihre Hobbys finden. Und ja, ab und an gehören da dann auch Computer- und Videospiele dazu. Ich glaube sogar, dass es da in 10 Jahren wieder einen größeren Schwung bei älteren Spielern geben wird, weil viele Menschen meiner Generation (78er Jahrgang) wieder mehr Freizeit zur Verfügung haben werden.
Phazonis
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Re: Gründe, nicht zu zocken?

Beitrag von Phazonis »

lars hat geschrieben:
Phazonis hat geschrieben:Obwohl du sagtest, dass es in deiner Gegend nicht viele Gamer gibt hast du schon viele Punkte genannt, wo ich sagen würde die sind eigentlich zu spezifisch und am Thema vorbei, gerade bei deinen ersten beiden würde ich behaupten, dass es eher Gründe sind warum jemand Spiel/Spielkategorie X nicht spielt, aber das sind eben eher weniger Gründe warum man sich dem Medium Spiel nicht nähert.

Oder kurz jemand einen dieser Gründe nennt, warum er ein Spiel nicht spielt, dann ist er zumindest mit dem Medium schon mal vertraut und ich dachte bei deinem Thema eher, dass es um die Leute gehen soll die sich dem Medium eben noch nicht genähert haben, also diejenigen die außen stehen.
Guter Punkt, das hab ich eventuell nicht klar genug formuliert. Mir geht es schon um beide Gruppen, diejenigen, die nie richtig gespielt haben und diejenigen, die, warum auch immer, weniger oder nicht mehr spielen.
Ok, dann wird einiges klarer, aber in dem Falle würde ich dann sagen solltest du dich eher auf die Probleme der Leute die noch nie gespielt haben konzentrieren, als auf die der Spieler.

Ohne jetzt die Probleme klein Reden zu wollen, aber Probleme wie zu wenig Zeit, sich ändernde Prioritäten im Alltag und selbst die Übersättigung an Spielen sind Probleme die es in ähnlicher weise zumindest in jedem anderen Hobby, dass sich mit Medien beschäftigt gibt und somit nicht wirklich einzigartig und besprechenswert. Auch Buch- oder Filmliebhaber nach einer Weile an Übersättigung leiden können, wenn er schon viel gelesen/gesehen hat. Und das Problem mit der Zeit ist zwar gerade im Vergleich mit Film beim Computerspiel natürlich größer (ein Film dauert maximal 2h, ein Spiel selbst wenn es ein kurzes ist 4h), aber im Vergleich mit anderen Hobbys kommt das Computerspiel immer noch gut weg. Gerade wenn man als Buchkenner sich die Klassiker durchlesen will kann man durchaus mehr Zeit verbrauchen.(um mal nur ein besipiel zu nennen: Krieg und Frieden) Ansonsten siehe Beitrag von Early.

Und gerade wenn es ins akademische gehen sollten solche Probleme eben ausgeklammert werden, weil man aus ihnen nicht viel lernen kann. Oder kurz für deine Arbeit stelle dir immer die Frage: "Ist dies ein einzigartiges Problem, was nur Videospiele oder nur Videospiele in dem Maße haben?"
lars hat geschrieben:
Phazonis hat geschrieben:Schwerer Einstieg ins Medium:
Während Bücher und Filme in der Gesellschaft voll angekommen und angenommen sind ist dies bei Videospielen eher weniger der Fall. Die Folge ist,dass man keinen guten Einstiegspunkt hat und dieser eben schwer zu finden ist, da gerade auch die paar Spiele, die durch ausreichende Werbung in der Öffentlichkeit stehen, meist die sind die einen kompletten Neuling überfordern würden (CoD, Uncharted,...) und eben keinen guten Einsteig darstellen.

Hinzu kommt, dass gerade die Bedienung eines Controllers/ von Maus und Tastatur wie es im Gaming eben normal ist erst noch gerlernt werden muss und gerade da versagen die oberen Spiele sehr stark.

Gaming braucht meiner Meinung nach jemanden der dich in das Medium hineinbringt und auch dazu ist nicht jeder geeignet, denn einen wirklich blutigen Neuling zuzugucken, für den selbst das (für dich) einfache Umsehen und Laufen Probleme darstellen erfordert verdammt viel Geduld und Zurückhaltung, denn er muss diese Fehler machen, das gehört dazu und man sollte eben auch nicht zu viel auf einmal jemanden beibringen wollen. Ansonsten sorgt dieser gute Wille nämlich genau zum Gegenteil, dass man sich vom Medium abwendet,weil man denkt man wäre nicht willkommen.
Ist es ok, wenn ich das unter Vertrautheit und Komplexität fasse?
Tendenziell ja, aber sorge dafür das sie klar definiert sind. Gerade Komplexität viel hier in 2 verschiedenen Bedeutungen. Bei den Spielern die sagen, dass gewisse Spiele zu komplex sind, sind Spiele mit vielen Mechaniken gemeint die sie nicht spielen wollen. Im Kontext der Leute die noch nicht spielen ist die Komplexität des Mediums an sich gemeint und die Arbeit die nötig ist da rein zu kommen. Da gibt es zwar eine gewisse Überschneidung, aber versuche da trotzdem Klarheit zu schaffen.

Oder wieder kurz und plakativ: Ein Spieler wird wahrscheinlich ein Stellaris als zu komplex für ihn abstempeln, während für einen Neuling schon ein Super Mario reichlich komplex ist.

Und damit du auch noch was Neues mitbekommst: Der Mobile-Markt
Seit der großen Smartphone Revolution sind natürlich Unmengen an neuen Leuten mit Gaming in Kontakt gekommen, wenn auch mit einer eher unschönen Seite davon. Mobilegaming ist nun mal eine ganz eigene Hölle für sich, wo selbst ich, der in durchaus früher viel im Free-to-Play Segement auf dem PC in Kontakt war, mit dem Kopf schütteln muss, was dort zum Teil abgeht ist einfach nur verachtenswert. Und auch dort ergibt sich ein klares Problem. Die Leute die neu auf Gaming stoßen stoßen dort eben auf eine extrem gierige, sie dank Skinnerboxen psychologisch ausnutzende Gamingbranche, die selbst unter dem Niveau der schlimmsten Vertreter des "normalen" Gamings agieren. Natürlich ist nicht alles schlecht, aber die guten Spiele werden meist nicht beachtet, zum Teil auch weil niemand bereit ist für Qualität etwas zu zahlen, und die erfolgreichen Spiele koopieren sich teilweise so extrem, dass man sich schon wie Film und täglich grüßt das Murmeltier vorkommt.

Die Auswirkungen werden wir in den nächsten Jahren zu spüren bekommen. Und auch wenn es eben die guten Ausnahmen gibt finde ich es sehr witchtig klar zu zeigen, dass Mobilegaming mit dem Rest der Gaming-Welt nichts zu tun hat, denn auch wenn es im Rest auch nicht eitel Sonnenschein ist, so schlimm ist es zum Glück noch nicht.
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Lurtz
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Re: Gründe, nicht zu zocken?

Beitrag von Lurtz »

Ich mache mir um das Thema momentan viele Gedanken. Vor allem da ich kaum mehr Zeit finde, so zu spielen, wie ich es mir vorstelle. Das beinhaltet, dass ich möglichst ein paar Stunden wirklich allein bin und völlig abschalten kann. Mich total in der Spielerfahrung fallen lassen kann und die Welt um mich herum vergesse. Das sind die Momente, in denen ich immer meine besten Momente als Spieler hatte. Ich war nie der große LAN-Partygänger oder allgemein Multiplayer, weil mir das schon immer zu viel Drumherum war. Ich möchte mich einfach in etwas fallen lassen. Zum Beispiel Journey an einem Stück in einem dunklen Zimmer unter Kopfhörern wirken lassen. Und danach nochmal einen halben Tag ganz verdattert sein, weil die Erfahrung eine so bewegende war.

Das ist in einer Ehe, die auf eine Familienplanung blickt, aber nicht so einfach. Jedenfalls bei uns, es soll ja auch Paare geben, die eher nebeneinander als miteinander leben (nicht wertend gemeint).

Und da frage ich mich seit längerem ob es nicht Zeit ist jetzt mit fast 30 dem Thema Spiele erstmal Lebewohl zu sagen. Zum einen müsste ich dann nicht mehr die ganze Hardware dafür "frisch halten", was finanziell schon ein merklicher, wenn auch nicht übermäßiger Gewinn wäre. Und zum anderen hätte ich nicht ständig diese Gedanken im Hinterkopft, dass ich doch gerne spielen würde, aber einfach nicht dazu komme.
Das ist bei mir mittlerweile so drastisch, dass ich selbst wenn ich dann mal Zeit hätte wie paralysiert vor meinem Rechner sitze und mich einfach nicht entscheiden kann, was ich jetzt angehen soll. Da ich ja weiß dass ich sowieso nicht genug Zeit habe. Serien, Bücher oder Hörinhalte sind da deutlich unkomplizierter und kurzweiliger.

Und dann ertappe ich mich, dass ich doch lieber ein kommentiertes AoE2-Spiel bei Youtube schaue oder einen coolen Artikel über Videospiele lese, als selbst zu spielen. Oder ich stelle mir vor wie das Zocken in der Jugend so war, wo es teilweise wirklich mein primärer Lebenshinhalt war. Auch von daher frage ich mich, ob es nicht Zeit wäre, mal eine Pause zu machen. Ich würde das Hobby wahrscheinlich noch verfolgen, aber dann wohl eher über den Konsum von The Pod und Co. als als aktiver Spieler.

Oder ich baue den PC komplett ab und lege mir ein (!) Konsolensystem zu, oder beschränke mich auf den 3DS, den ich noch habe, womit ich auch mobiler wäre und nicht mehr so den Releasedruck aktueller Titel hätte.

Die Tage habe ich einen dieser typischen Selbstverbesserungsblogs gelesen wo jemand tatsächlich als eines der Zeichen des echten Übergangs vom Jungen zum Mann genannt hatte, wenn man die Videospiele sein lässt, weil sie einfach zu viel Zeit und Energie benötigen. Ich halte das in der Pauschalität für völligen Blödsinn, glaube aber schon, dass es Typen gibt wo das tatsächlich zutreffen könnte. Und ich bin mir aktuell nicht sicher, ob ich nicht dazu gehöre und es nicht Zeit wäre, mir das einzugestehen...
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That's a succinct summary of humankind, I'd say. Who needs tomes and volumes of history? Children are dying. The injustices of the world hide in those three words.
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Early
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Re: Gründe, nicht zu zocken?

Beitrag von Early »

Lurtz hat geschrieben:Das ist in einer Ehe, die auf eine Familienplanung blickt, aber nicht so einfach. Jedenfalls bei uns, es soll ja auch Paare geben, die eher nebeneinander als miteinander leben (nicht wertend gemeint).
Ich hab's im Prinzip eh schon oberhalb geschrieben: Meiner Meinung nach schränkt eine Familiengründung andere Segmente wie Freunde treffen oder Outdoor-Hobbys wesentlich mehr ein, als ein Indoor-Hobby wie Videospielen. The Witcher 3 kann ich jederzeit zocken, wenn ich mal Zeit habe - mit dem besten Freund auf ein Bier zu gehen ist hingegen wesentlich schwieriger. Da gibt's nicht so viele Zeitfenster.
Lurtz hat geschrieben:Und da frage ich mich seit längerem ob es nicht Zeit ist jetzt mit fast 30 dem Thema Spiele erstmal Lebewohl zu sagen. Zum einen müsste ich dann nicht mehr die ganze Hardware dafür "frisch halten", was finanziell schon ein merklicher, wenn auch nicht übermäßiger Gewinn wäre. Und zum anderen hätte ich nicht ständig diese Gedanken im Hinterkopft, dass ich doch gerne spielen würde, aber einfach nicht dazu komme.
Das ist bei mir mittlerweile so drastisch, dass ich selbst wenn ich dann mal Zeit hätte wie paralysiert vor meinem Rechner sitze und mich einfach nicht entscheiden kann, was ich jetzt angehen soll. Da ich ja weiß dass ich sowieso nicht genug Zeit habe.
Kann ich teilweise nachvollziehen. Wenn ich dann aber mal ein Spiel angefangen habe, bin ich eigentlich recht schnell wieder drin. Wobei es simplere Spiele eindeutig leichter haben, wenn man etwas müde vor dem Rechner bzw. der Leinwand sitzt. Trotzdem...
Lurtz hat geschrieben:Und dann ertappe ich mich, dass ich doch lieber ein kommentiertes AoE2-Spiel bei Youtube schaue oder einen coolen Artikel über Videospiele lese, als selbst zu spielen. Oder ich stelle mir vor wie das Zocken in der Jugend so war, wo es teilweise wirklich mein primärer Lebenshinhalt war. Auch von daher frage ich mich, ob es nicht Zeit wäre, mal eine Pause zu machen. Ich würde das Hobby wahrscheinlich noch verfolgen, aber dann wohl eher über den Konsum von The Pod und Co. als als aktiver Spieler.
...werde ich das wahrscheinlich nie im Leben machte. Let's Play-Videos geben mir überhaupt nichts. Da ist es mir schade um die Zeit. Deren Faszination kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.
Lurtz hat geschrieben:Die Tage habe ich einen dieser typischen Selbstverbesserungsblogs gelesen wo jemand tatsächlich als eines der Zeichen des echten Übergangs vom Jungen zum Mann genannt hatte, wenn man die Videospiele sein lässt, weil sie einfach zu viel Zeit und Energie benötigen. Ich halte das in der Pauschalität für völligen Blödsinn, glaube aber schon, dass es Typen gibt wo das tatsächlich zutreffen könnte. Und ich bin mir aktuell nicht sicher, ob ich nicht dazu gehöre und es nicht Zeit wäre, mir das einzugestehen...
Ich hab es eigentlich immer genau umgekehrt gesehen. Als ich in der Pubertät war, habe ich mich vom Zocken eher distanziert. Frauen, Fortgehen, etc. - da hat das nicht wirklich so in mein Lebensbild gepasst. Erst nachdem ich meine jetzige Frau mit 22 Jahren kennengelernt habe, bin ich wieder viel mehr den Videospielen verfallen. Und ganz ehrlich: Mittlerweile bin ich alt genug, dass ich da locker dazu stehen kann. Ich bin ja kein 16-Jähriger mehr, der sich für Dinge geniert, nur weil es manche Leute nicht nachvollziehen können.
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Lurtz
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Re: Gründe, nicht zu zocken?

Beitrag von Lurtz »

Early hat geschrieben: Ich hab's im Prinzip eh schon oberhalb geschrieben: Meiner Meinung nach schränkt eine Familiengründung andere Segmente wie Freunde treffen oder Outdoor-Hobbys wesentlich mehr ein, als ein Indoor-Hobby wie Videospielen. The Witcher 3 kann ich jederzeit zocken, wenn ich mal Zeit habe - mit dem besten Freund auf ein Bier zu gehen ist hingegen wesentlich schwieriger. Da gibt's nicht so viele Zeitfenster.
Ich habe 140 Stunden in den Storydurchgang Witcher 3 gesteckt. Da bräuchte ich aktuell wahrscheinlich 12-18 Monate. Gerade sowas macht so einfach keinen Spaß.
Kann ich teilweise nachvollziehen. Wenn ich dann aber mal ein Spiel angefangen habe, bin ich eigentlich recht schnell wieder drin. Wobei es simplere Spiele eindeutig leichter haben, wenn man etwas müde vor dem Rechner bzw. der Leinwand sitzt. Trotzdem...
Ich habe Prey zu Release angefangen und bin vielleicht bei 60%. Mittlerweile ist praktisch alles weg und ich komme nicht mehr rein...
Gut, wir sind zwischendurch umgezogen, das war nicht hilfreich, aber trotzdem.
...werde ich das wahrscheinlich nie im Leben machte. Let's Play-Videos geben mir überhaupt nichts. Da ist es mir schade um die Zeit. Deren Faszination kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.
Das sind kommentierte Onlinespiele. Also wie eine Sportübertragung :)
Let's Plays nehme ich höchstens mal zur Kaufentscheidung.
Ich hab es eigentlich immer genau umgekehrt gesehen. Als ich in der Pubertät war, habe ich mich vom Zocken eher distanziert. Frauen, Fortgehen, etc. - da hat das nicht wirklich so in mein Lebensbild gepasst. Erst nachdem ich meine jetzige Frau mit 22 Jahren kennengelernt habe, bin ich wieder viel mehr den Videospielen verfallen. Und ganz ehrlich: Mittlerweile bin ich alt genug, dass ich da locker dazu stehen kann. Ich bin ja kein 16-Jähriger mehr, der sich für Dinge geniert, nur weil es manche Leute nicht nachvollziehen können.
Da war ich ganz anders, für mich war die Pubertät eher eine Phase des Rückzugs, nicht des Drauflosgehens.
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Blaight
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Re: Gründe, nicht zu zocken?

Beitrag von Blaight »

Meine Freundin spielt nicht, weil das nur Asoziale machen und man bei den Hartzern immer ne Spielekonsole sehe, während man bei der erfolgreicheren Gesellschaftsschicht Bücher sehe. Coole Kids fahren Skatebaord oder sind im Sportverein, Loser sind Zocker.
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