Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

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echtschlecht165
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von echtschlecht165 »

Wirklich schwer tu ich mir dabei mir Worte abzugewöhnen, wie Zigeunerschnitzel, Mohr im Hemd oder Negerkuss oder andere eigentlich positive Dinge, die mit altmodischen diskriminierenden Worten beschrieben werden.
Oder im österreichischen kann man zum Beispiel einen Elfmeter reinnegern, was bedeutet dass man ihn besonders kräftig versenkt, also auch positiv.
Ich verstehe ganz genau, warum man solche Ausdrücke vermeiden soll , aber eben weil es sich immer um positive Dinge handelt, hab ich das NIEMALS auch nur irgendwie rassistisch gemeint, weder heute noch in Zeiten, wo das noch allgemein geduldet war.

Deshalb rutschen mir solche Floskeln immer noch regelmässig über die Lippen
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meisterlampe1989

Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von meisterlampe1989 »

echtschlecht165 hat geschrieben:Wirklich schwer tu ich mir dabei mir Worte abzugewöhnen, wie Zigeunerschnitzel, Mohr im Hemd oder Negerkuss oder andere eigentlich positive Dinge, die mit altmodischen diskriminierenden Worten beschrieben werden.
Oder im österreichischen kann man zum Beispiel einen Elfmeter reinnegern, was bedeutet dass man ihn besonders kräftig versenkt, also auch positiv.
Ich verstehe ganz genau, warum man solche Ausdrücke vermeiden soll , aber eben weil es sich immer um positive Dinge handelt, hab ich das NIEMALS auch nur irgendwie rassistisch gemeint, weder heute noch in Zeiten, wo das noch allgemein geduldet war.

Deshalb rutschen mir solche Floskeln immer noch regelmässig über die Lippen
Mir doch auch. Deswegen betone ich doch immer, dass man nicht gleich ein Rassist ist, wenn man sowas sagt. Die Reaktion die man zeigt, finde ich allerdings wichtig. Wenn ich was sage, was man als diskriminierend auffassen könnte, korrigiere ich mich sofort. Allerdings gibt es einige Worte, die ich wirklich erfolgreich aus meinen Wortschatz gestrichen habe und die mir auch nicht mal unterbewusst rausrutschen. Sowas wie "Schwuchtel" oder "Mongo", aber eben auch "Neger/Nigger" (alleinstehend, Negerkuss sag ich auch noch manchmal, aber ich sag dann eben auch sofort "Ups, ich meinte Schaumkuss"). Und wenn das jemand sagt, dann korrigiere ich ihn auch.

Aber du darfst auch nicht vergessen, dass wir Privatpersonen sind, denen das vielleicht mal in einer Umgebung von 5 Leuten rausrutscht. PewDiePie hat wie gesagt eine ganz andere Verantwortung und wie ich an mir selbst sehen kann, kann man sich Worte auch effektiv abtrainieren. Das verlange ich einfach von öffentlichen Personen.
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echtschlecht165
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von echtschlecht165 »

Mir fällt Grad ein lustiger Streitfall aus dem Wienerischen ein, dass wirklich sehr ungerecht den Mantel der Political uncorrectness umgehängt bekam:
Das Wort Negarant oder negerant, geht auch als "neger sein" adjektivisch :D

Es hat zwar mit "Pleitier" oder pleite sein eine eindeutig negative Bedeutung kommt aber eher von "zur Neige Gehen",
Wienerisch: die nag,
Des nagl = der letzte Rest (vom bier)

Ich versuch's trotzdem zu vermeiden, na kann ja auch "Stad" sagen anstatt :)
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der unbestechliche
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von der unbestechliche »

Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?
Allein schon diese Frage...
Natürlich muss man sich NICHT für etwas schämen, was irgendwelche Leute tun, die man weder kennt noch mit denen man jemals etwas zu tun haben wird. Nur weil es möglicherweise Überschneidungen im Hobbybereich gibt. Du schämst dich doch auch nicht, wenn irgendwo auf der Welt Spieler klauen oder besoffen Auto fahren.
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Tengri Lethos
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Tengri Lethos »

meisterlampe1989 hat geschrieben:
Die Gesellschaft besteht allerdings nicht aus einer homogenen Masse. Es gibt Untergruppen und Subkulturen und die unterscheiden sich massiv voneinander. Und die Gruppe der "Gamer" macht jetzt zum wiederholten Male nicht gerade den besten Eindruck. In den meisten gesellschaftlichen Umfeldern heutzutage, ist es nicht akzeptiert das Wort "Nigger" einfach so öffentlich rumzubrüllen. In der Gaming-Community wird sich gerade dafür heftigst eingesetzt.

Und es geht mir auch ein bisschen um die Heuchelei der "Gamer", die rumheulen, wenn Videospiele nicht als Kultur oder Kunst angesehen werden, aber an die Decke gehen, wenn ein Spiel oder ein Entwickler einen politischen Standpunkt einnimmt, der ihnen nicht gefällt und dann zu tausenden schreien "Keep politics out of Gaming"

Und ganz nebenbei: Diese Argumentation "Ich benutze schwul zwar als negativ konnotierte Beleidigung, aber ich bin nicht homophob", kann ich ehrlich gesagt nicht mehr hören. Von mir aus bist du nicht homophob, aber die Sprache ist es und das wirkt sich auf Denkmuster aus.
Aber die Gamer kommen doch mittlerweile aus einem so breiten Feld der Gesellschaft, dass es doch fast paradox wäre, wenn das nicht passieren würde. Natürlich sind diverse Wörter heute verpönnt, wobei ich fast sagen würde, eindeutig als rassistisch, sexistisch o.ä. Entlarvt, ergo werden sie in der Öffentlichkeit gemieden. Im (vermeintlich) privaten Kreis erlebe ich das aber nicht immer in dieser Konsequenz.
Und wieso ist es denn Heuchelei einer ganzen Gesellschaftsgruppe, wenn Teile dieser Gruppe Spiele politikfrei sehen, aber dennoch als Kunst gewürdigt haben wollen? Kunst ist nicht zwangsläufig politisch, kann es aber sein. Heuchelei wäre es, wenn Spieler politische Botschaften, die Ihnen genehm sind, stillschweigend akzeptieren, aber nicht genehme Botschaften mit dem Argument, dasss Politik nichts in Spielen zu suchen hat, abkanzeln. Das sehe ich aber selten in dieser Deutlichkeit.

Analog möchte wir in Deutschland ja auch als zivilisiert verstanden werden, wobei andere Teile der Welt und sowohl die Betrachtung aus der Zukunft als auch aus der Vergangenheit hier zu einem anderen Schlusss kommen könnte. Dennoch finde ich es legitim, dasss wir als zivilisiert anerkannt werden wollen.
Und was das Homophobe in der Sprache angeht stimme ich Dir zu. Das ist mir auch bewusst. Aber ich bin 25 Jahre mit Begriffen wie "N...Kuss" oder auch "schwul" aufgewachsen (bin jetzt 36), in denen es weite Teile der Gesellschaft als nicht problematisch gesehen haben, dass diese Begriffe benutzt werden. Also rutscht es mir vielleicht auch mal unbewusst raus, obwohl ich natürlich weiß und auch selber der Meinung bin, dass diese Wörter einfach nicht gut sind. Also muss ich weiter an mir arbeiten, bitte aber auch um Verständnis, wenn ich noch keine 100% Quote bei den politisch korrekten Wörtern erreiche.
Ich kenne so gut wie nichts von Pewdiepie, aber vielleicht geht es ihm da ähnlich. Deshalb meinte ich ja auch im ersten Post, dasss eine Entschuldigung wichtig sei, aber noch wichtiger die Auseinandersetzung damit, warum dass, was er gesagt hat falsch ist. Und nicht einfach nur eine Entschuldigung, weil man merkt, dass man gegen eine gesellschaftliche Norm verstoßen hat ohne deren Wert zu verstehen und zu teilen. Solange er nicht letzteres tut oder, noch schlimmer, ganz bewusst dieses Wort benutzt hat, sollte man seinetwegen jetzt nicht sofort die Heugabeln und die Fackeln rausholen.
Kurz gesagt: Gewisse Wörter sind heute nicht mehr ok, dazu sollte jeder einzelne in der Gesellschaft in der Lage sein, die Wortgenese, den Subtext, die Konnotierung o.ä. Zu verstehen und das Wort langsam aber sicher aus dem aktiven Wortschatz verbannen. Wenn es aber mal (!) passiert, sollte man denjenigen nicht sofort in den 7. Kreis der Hölle verdammen.
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mart.n
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von mart.n »

Meine steile These ist ja, dass der Erfolg von Trump und der AfD zu einem Großteil darauf basiert, dass viele Leute einfach die Schnauze voll haben von der Wort- und Gedankenpolizei, von Gleichstellungsbeaudtraften und Volltoleranz. So wie in den 90ern, wo Musikalben mit dem Zusatz Parental Advisory, Explicit Lyrics ein totales Verkaufsargument waren.

Es gibt übrigens eine South Park Folge, die die Bedeutung des Wortes Nigger extrem schön auf die Schippe nimmt ("People that annoy you"). Und wenn man in die Vergangenheit dieses Podcasts blickt, dann wurden analoge Begriffe wie Schlampe auch gerne mal benutzt (Witcher Folge).

Find ich das schlimm? Nein. Im Eifer des Gefechts, z. B. denke bzw rufe ich auch keine politisch korrekte Beleidigung. Im Falle eines PDP sollte man sich allerdings der Größe seiner Gefolgschaft bewusst sein und - wie hier - Schimpfwörter besser abgewägt werden.

Daraus so eine Affäre zu machen, halte ich aber für übertrieben.
Guinevere
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Guinevere »

Wie sie jetzt alle über PewDiePie herfallen wegen eines ungeschickten Schimpfworts verdeutlicht mal wieder die Spießigkeit und Engstirnigkeit der vorherrschenden PC-Kultur.
meisterlampe1989 hat geschrieben:Und es geht mir auch ein bisschen um die Heuchelei der "Gamer", die rumheulen, wenn Videospiele nicht als Kultur oder Kunst angesehen werden, aber an die Decke gehen, wenn ein Spiel oder ein Entwickler einen politischen Standpunkt einnimmt, der ihnen nicht gefällt und dann zu tausenden schreien "Keep politics out of Gaming"
Wer tut das konkret? Oder ist das einfach nur so ein eingebildetes Feindbild?
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echtschlecht165
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von echtschlecht165 »

ich sehe es inzwischen so, nachdem ich früher auch erst überzeugt werden musste, dass Meinungsfreiheit nicht mit "Ich-schimpf-herum-wie-es-mir-passt" gleichzusetzen ist:
Da sich die Sprache immer mit dem jeweiligen Zeitgeist und der Kultur mitändert, ist es klar, dass Gewisse Ausdrucksformen aus der Vergangenheit aus heutigem Blickwinkel manchmal seltsam, manchmal antiqiert, aber manchmal auch einfach Fehl am Platz und beleidigend sind.
Manche Werke aus der Kolonialzeit kann man heute getrost als schwer Rassistisch und Menschenverachtend bezeichnen, aber damals war es eben der Zeitgeist, und trotzdem gab es auch schon damals die Menschen, die das kritisierten und nach Besserung der Zustände streben.
Ich möchte damit sagen, dass, wer heute noch mit solchen Ausdrücken wie Neger usw. umsichwirft und dafür kämpft es weiterhin verwenden zu dürfen, ist schlicht und einfach von gestern.
Und wer es nicht versteht, dass man in einer globalen, freien Umgebung wie dem Internet, in der jeder Mensch unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht, Sexualitätsvorlieben reinposten kann, eine andere Sprache verwenden sollte, als im Freundeskreis, wo man im Normalfall von jedem einzelnen den Background kennt, ist entweder zu Jung, zu dumm oder möchte einfach nur provozieren.
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echtschlecht165
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von echtschlecht165 »

Guinevere hat geschrieben:Wie sie jetzt alle über PewDiePie herfallen wegen eines ungeschickten Schimpfworts verdeutlicht mal wieder die Spießigkeit und Engstirnigkeit der vorherrschenden PC-Kultur.
meisterlampe1989 hat geschrieben:Und es geht mir auch ein bisschen um die Heuchelei der "Gamer", die rumheulen, wenn Videospiele nicht als Kultur oder Kunst angesehen werden, aber an die Decke gehen, wenn ein Spiel oder ein Entwickler einen politischen Standpunkt einnimmt, der ihnen nicht gefällt und dann zu tausenden schreien "Keep politics out of Gaming"
Wer tut das konkret? Oder ist das einfach nur so ein eingebildetes Feindbild?
Ich weiss nicht wer diese "alle" sind, aber zumindest hier im Forum entwickeln sich meist Diskussionen, die weit über der momentan beliebten "Shitstormkultur" stehen.

Weils grade passt: OK, für diese Teile der Gamingcommunity kann man sich schämen:
https://derstandard.at/2000064047845/Pe ... ezensionen
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Guinevere
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Guinevere »

echtschlecht165 hat geschrieben:Ich weiss nicht wer diese "alle" sind, aber zumindest hier im Forum entwickeln sich meist Diskussionen, die weit über der momentan beliebten "Shitstormkultur" stehen.
Ich weiß, ich lese hier schon länger mit, das bezog sich nicht auf das Forum, nur darauf, dass ich die Reaktion insgesamt für überzogen halte. Review-Bombing von Firewatch finde ich übrigens genauso albern. PewDiePie ist ein Mensch, der extrem viel öffentlich redet, da passiert halt ab und zu mal was, und da kann man auch mal etwas gutmütiger sein und Fünfe gerade sein lassen.
Das Community-Denken, was die Grundlage für das Fremdschämen ist, ist mir ohnehin fremd.
Stuttgarter
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Stuttgarter »

Man muss da in meinen Augen zwei Dinge unterscheiden, die hier in der Diskussion ein wenig vermischt werden.

Zum einen gibt es Wörter, die zu einer bestimmten Zeit im Sprachgebrauch ganz normal gebräuchlich waren wie der berühmte "Mohrenkopf"/"Negerkuss", das "Zigeunerschnitzel" etc. Wer diese Wörter für eine Speise benutzt hat, war mit Sicherheit nicht automatisch Rassist. Dass sich mittlerweile ein Bewusstsein dafür entwickelt hat, dass diese Speisenamen rassistisch konnotierte Wörter beinhalten, ist gut - bedeutet aber nicht, dass derjenige, der heute ein Zigeunerschnitzel bestellt, automatisch Rassist ist. Sprachliche Gepflogenheiten ändern sich nicht über Nacht; wer dreißig Jahre lang das Zigeunerschnitzel bestellt hat, lernt nicht mal schnell eine neue Bezeichnung.

Muss er auch gar nicht - wenn auf der Speisekarte ein "politisch korrekter" Begriff steht, er aus Gewohnheit aber das Zigeunerschnizel bestellt, wird er es vermutlich ohne wenn und aber bekommen. Sinn und Zweck der gesamten sprachlichen Korrektheit kann nicht sein, die aktuelle Generation zu erziehen. Aber dafür zu sorgen, dass die kommenden ein bestimmtes Wort gar nicht mehr als "neutral" kennenlernen.

Anderes gutes Beispiel ist Jim Knopf - den Michael Ende in den sechziger Jahren als "Negerbaby" bezeichnet hat. Endes eindeutige Intention war es, Kindern beizubringen, dass ein Mensch nicht automatisch schlecht ist, weil er dunkelhäutig ist - deshalb hat er Jim als dunkelhäutiges Kind zum Star gemacht. Damals dachte sich kein Mensch was negatives beim Wort "Neger", also hat er es benutzt. Man kann mit sehr großer Sicherheit davon ausgehen, dass Ende heute nicht mehr benutzen würde, da heute dieses Wort als rassistisch gilt. Und sich zwangsläufig die Frage stellt, warum man Kindern durch ein Kinderbuch ein rassistisches Wort erst in positivem Zusammenhang beibringen soll, um ihnen danach dann wieder zu erklären, dass sie es aber nicht sagen sollen. Deshalb kann es durchaus sinnvoll sein, bei Neuauflagen des Jim Knopf dieses Wort anzupassen - genauso wie aus dem "Negerkönig" in Pippi Langstrumpf ein "Südseekönig" wurde. Für Kinder ist bei beiden Begriffen klar, was gemeint ist: Ein König über eine exotische Insel weit weg.

Der andere Punkt, sind Wörter, die auch heute als Schimpfwort benutzt werden, obwohl sie keine sein sollten. "Neger/Nigger", "schwul", "behindert", "Zigeuner", "Jude", "Mädchen". Wer solche Wörter als Schimpfwort benutzt, zeigt überdeutlich, dass er Menschen in verschiedene Klassen einteilt. Man kann nicht jemand damit beschimpfen wollen, ohne sich über die entsprechende Bevölkerungsgruppe erhaben zu fühlen. Das ist ein absolutes NoGo und gehört geächtet.

Im SWR gabs mal ein absolut entlarvendes Interview mit einem Gegner des baden-württembergischen Bildungsplans zur Gleichstellung Homosexueller. Der Interviewte sagte: "Wenn Kretschmann sich hinstellt und sagt, 'Du schwule Sau' ist ein ach so schlimmes Schimpfwort, das ist Blödsinn - das ist ein Schimpfwort wie jedes andere auch."

Diese Denkweise ist das Problem. Nein verdammich - schwul, Neger, Zigeuner, behindert etc. sind keine Schimpfwörter wie alle anderen auch. Es sind zum Teil neutrale, zum Teil abwertende Begriffe für Menschen, und wenn man einen hellhäutigen Menschen als "Neger" bezeichnet, dann sagt das eine Menge über den aus, der den Begriff als Beleidigung verwendet. Genauso wie wenn man einen Menschen, dessen Religion man nicht kennt oder von dem man sogar weiß, dass er nicht jüdisch ist, als "Juden" beschimpft.

Und nun zum "sich schämen". Dass ein Rassist oder einer, der rassistische Wörter als Beleidigung benutzt, das gleiche Hobby wie ich hat - das ist Pech. Nicht mehr. Wenn ich mitbekomme, dass einer aus meinen "Gruppen" sich falsch verhält, werde ich ihn dafür zur Rede stellen. Egal, ob es sich um einen Gamer, einen Musiker (in meinem Fall), einen Filmfreak, einen Bücherwurm, einen Sportfan handelt. Ich werde mich wenn nötig auch distanzieren (wie das immer mehr Fußballfans ja beispielsweise bei Rassisimus tun). Aber ich werde mich nicht dafür schämen, dass jemand, der zufällig dieselben Interessen wie ich hat, ein rassistischer Vollidiot ist.
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Rince81 »

meisterlampe1989 hat geschrieben: Ich stehe überbordender Political Correctness auch kritisch gegenüber, aber wenn ein Mensch 30000000 Abos auf Youtube hat, darunter Kinder und Jugendliche, dann hat er eine Verantwortung, was seine Sprachwahl angeht. Und das N-Wort ist rassistisch. Nicht jeder der es benutzt ist automatisch Rassist, aber wenn man es kontextlos durch die Gegend brüllt, hat man seine Sorgfalltspflicht als einflussreiche Person verletzt.
Ich widerspreche mal grundlegend. Wer andere Menschen rassistisch beleidigt ist ein Rassist. Immer, keine Ausnahme.
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Rince81
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Rince81 »

Stuttgarter hat geschrieben: Der andere Punkt, sind Wörter, die auch heute als Schimpfwort benutzt werden, obwohl sie keine sein sollten. "Neger/Nigger", "schwul", "behindert", "Zigeuner", "Jude", "Mädchen". Wer solche Wörter als Schimpfwort benutzt, zeigt überdeutlich, dass er Menschen in verschiedene Klassen einteilt. Man kann nicht jemand damit beschimpfen wollen, ohne sich über die entsprechende Bevölkerungsgruppe erhaben zu fühlen. Das ist ein absolutes NoGo und gehört geächtet.
Wobei Neger von vornherein eine negative und abwertende Konnotation hat, der Begriff entstammt aus der Zeit des Sklavenhandels und der Einteilung des Menschen in unterschiedliche Rassen, gleiches gilt für den Begriff Zigeuner, der war immer eine negative Fremdbezeichnung für Sinti und Roma.
https://de.wikipedia.org/wiki/Neger" onclick="window.open(this.href);return false;
https://de.wikipedia.org/wiki/Zigeuner" onclick="window.open(this.href);return false;
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Stuttgarter
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Stuttgarter »

Das bestreite ich gar nicht - tatsächlich dürfte das Wort in den 50er und 60er Jahren aber wirklich gedankenlos benutzt worden sein ohne dabei rassistische Absichten zu haben. Dass eine gewisse Prägung aus der Zeit davor allerdings in den Köpfen vorhanden war, kann man natürlich auch nur schwer abstreiten.
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echtschlecht165
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von echtschlecht165 »

Rince81 hat geschrieben:
meisterlampe1989 hat geschrieben: Ich stehe überbordender Political Correctness auch kritisch gegenüber, aber wenn ein Mensch 30000000 Abos auf Youtube hat, darunter Kinder und Jugendliche, dann hat er eine Verantwortung, was seine Sprachwahl angeht. Und das N-Wort ist rassistisch. Nicht jeder der es benutzt ist automatisch Rassist, aber wenn man es kontextlos durch die Gegend brüllt, hat man seine Sorgfalltspflicht als einflussreiche Person verletzt.
Ich widerspreche mal grundlegend. Wer andere Menschen rassistisch beleidigt ist ein Rassist. Immer, keine Ausnahme.
SO krass würd ichs nicht sagen. Weils ja wirklich bei vielen aus verschiedenen Gründen in den Alltagsgebracuh gerutscht ist ohne dass es bewusst ist. Wer zum Beispiel viel auf Baustellen oder ähnlichen ruppigen Gefilden zu tun hat, weiss, dass die Sprache dort eine andere ist, als in gepflegten Akademikerkreisen. Hier kann schon die ein oder andere Unart auf sich abfärben, ohne dass man sich mal selbst bewusst ist.
Damit mal konfrontiert trennt sich für mich die Spreu von Weizen: Wenn derjenige auf Biegen und Brechen sein Recht auf "Meinungsfreiheit" verteidigt, dann kann man schon auf seine sonstige Gesinnung schließen.
Sollte derjenige Einsicht zeigen, evtl. weil ja vielen wirklich nicht bewusst ist, dass soetwas wie "schwul" oder "behindert" diskriminierend ist, und Besserung geloben.
Ich selbst zähle mich selbst zur zweiten Gruppe: Rassistische Schimpfwörter wie "Tschusch", "Nigger", "Kümmeltürk" hatte ich zwar nie im Wortschatz, aber ich betitlte Musik, Sportler, Spiele munter mit "behindert" oder "schwul".
Und ich verwehre mich verbissen, deswegen als homophob oder behindertenhasser bezeichnet zu werden, wer mich und meine Aktivitäten persönlich kennt, wird sicher auch nicht zu dem Schluss kommen.
Aber nachdem ich mal damit konfrontiert wurde, und nachdem dieses Thema immer sensibler wurde, versuchte ich es mir weitgehend abzugewöhnen.
Und ganz ehrlich, ich fühl mich schlecht und genier mich auch ein bisschen, wenns mir heute nochmals rausrutscht.
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Stuttgarter »

echtschlecht165 hat geschrieben: Ich selbst zähle mich selbst zur zweiten Gruppe: Rassistische Schimpfwörter wie "Tschusch", "Nigger", "Kümmeltürk" hatte ich zwar nie im Wortschatz, aber ich betitlte Musik, Sportler, Spiele munter mit "behindert" oder "schwul".
Und ich verwehre mich verbissen, deswegen als homophob oder behindertenhasser bezeichnet zu werden, wer mich und meine Aktivitäten persönlich kennt, wird sicher auch nicht zu dem Schluss kommen.
Aber nachdem ich mal damit konfrontiert wurde, und nachdem dieses Thema immer sensibler wurde, versuchte ich es mir weitgehend abzugewöhnen.
Und ganz ehrlich, ich fühl mich schlecht und genier mich auch ein bisschen, wenns mir heute nochmals rausrutscht.
Sowas freut mich immer zu lesen.

Und gleichzeitig zeigt es, wie gedankenlos wir mit der Sprache allesamt umgehen. Wenn man nur kurz drüber nachdenkt, müsste ja spontan auffallen, dass ein Begriff, mit dem man etwas abfällig/geringschätzig bezeichnet, automatisch für einen selbst eine negative Bedeutung haben muss (sonst würde der Begriff ja nicht als negative Bewertung funktionieren). Aber soweit denken halt die wenigsten (und ich schließe mich da gar nicht aus).

Ich selbst hab in einer Facebookgruppe auch eine Zeitlang sinnlos streitende Herren gedankenlos als "Mädels" angesprochen. Bis halt mal eine Frau auf mich zukam und mich freundlich, aber bestimmt drauf hingewiesen hat, dass das leicht sexistisch sei. Und ich geb Dir Recht - der entscheidende Punkt ist eben, wie man mit so Kritik dann umgeht.
Zuletzt geändert von Stuttgarter am 14. Sep 2017, 11:56, insgesamt 1-mal geändert.
Rince81
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Rince81 »

echtschlecht165 hat geschrieben:
Rince81 hat geschrieben:
meisterlampe1989 hat geschrieben: Ich stehe überbordender Political Correctness auch kritisch gegenüber, aber wenn ein Mensch 30000000 Abos auf Youtube hat, darunter Kinder und Jugendliche, dann hat er eine Verantwortung, was seine Sprachwahl angeht. Und das N-Wort ist rassistisch. Nicht jeder der es benutzt ist automatisch Rassist, aber wenn man es kontextlos durch die Gegend brüllt, hat man seine Sorgfalltspflicht als einflussreiche Person verletzt.
Ich widerspreche mal grundlegend. Wer andere Menschen rassistisch beleidigt ist ein Rassist. Immer, keine Ausnahme.
SO krass würd ichs nicht sagen. Weils ja wirklich bei vielen aus verschiedenen Gründen in den Alltagsgebracuh gerutscht ist ohne dass es bewusst ist. Wer zum Beispiel viel auf Baustellen oder ähnlichen ruppigen Gefilden zu tun hat, weiss, dass die Sprache dort eine andere ist, als in gepflegten Akademikerkreisen. Hier kann schon die ein oder andere Unart auf sich abfärben, ohne dass man sich mal selbst bewusst ist.
Ich nehme mich da selbst nicht aus. Ich denke, dass jeder rassistische Vorbehalte hat, die sind natürlich, man muss sich dessen nur bewusst sein und entsprechend gegensteuern.

Ich nehme mal dein Beispiel, schlechter Sportler = schwul. Warum? Irgendwo ist da bei Dir unterbewusst schlechte Leistung im Sport mit schwul verdrahtet. Du verbindest also etwas negatives mit etwas "negativem". Wichtig ist, dass es Dir bewusst ist und du weißt, dass das nicht richtig ist.
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Stuttgarter
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Stuttgarter »

Rince81 hat geschrieben:
Ich nehme mal dein Beispiel, schlechter Sportler = schwul. Warum? Irgendwo ist da bei Dir unterbewusst schlechte Leistung im Sport mit schwul verdrahtet. Du verbindest also etwas negatives mit etwas "negativem". Wichtig ist, dass es Dir bewusst ist und du weißt, dass das nicht richtig ist.
Wobei grade die Fußballnation vermutlich geschockt wäre, wüsste sie, wieviele Spitzenfußballer nun mal schwul sind. :-D

Leider sind da Outings ja nach wie vor erst frühestens beim Karriereende möglich. Siehe Hitzlsperger. Und selbst dann kommen immer noch blöde Kommentare von Exkollegen. Siehe Lehmann.
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Early
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Early »

Rince81 hat geschrieben:Wobei Neger von vornherein eine negative und abwertende Konnotation hat, der Begriff entstammt aus der Zeit des Sklavenhandels und der Einteilung des Menschen in unterschiedliche Rassen, gleiches gilt für den Begriff Zigeuner, der war immer eine negative Fremdbezeichnung für Sinti und Roma.
https://de.wikipedia.org/wiki/Neger" onclick="window.open(this.href);return false;
https://de.wikipedia.org/wiki/Zigeuner" onclick="window.open(this.href);return false;
Wobei man Zigeuner wie man auch bei deiner Verlinkung lesen kann, als soziografische Sammelkategorie für unterschiedliche Gruppen verwenden kann. Es wird dann also nicht gezielt rassistisch verwendet. In diesem Zusammenhang würde ich es also nicht schlimm finden, wenn ich jemanden, der ein lotterhaftes Leben führt, als "Zigeuner" bezeichnen würde. Ein Freund in unserem Freundeskreis wird sogar "Zigo" bzw. "Zigeuner" gerufen bzw. ist es dessen Spitzname.

Aber ich glaube, in Österreich sieht man das Thema grundsätzlich ein bisschen lockerer. Da fällt mir auch wieder die AeB-Folge mit dem "Mohrenbräu" ein. Ich kenne das Bier und kenne Vorarlberg und ich kann mir nicht vorstellen, dass die das jemals umbennenen könnten ohne komplett unterzugehen.

Ich kann allerdings auch die Argumente gegen die Verwendung solcher Begriffe gut verstehen. Auch wenn man es nicht vor hat, setzt sich die verwendete Sprache bzw. Wortwahl unterbewusst in den Köpfen fest. Einmal eingelernt, ist es aber extrem schwer, sich das abzugewöhnen. Den "Neger" habe ich bis zum 15. Lebensjahr als ganz normales Wort verwendet und das hat sicherlich 10 Jahre gedauert, bis ich den aus meinem Wortschatz eliminiert habe. Die 60+-Generation macht das überwiegend weiterhin und ich glaube nicht, dass sich die noch umstellen können/werden.
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Early
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Early »

Rince81 hat geschrieben:Ich nehme mal dein Beispiel, schlechter Sportler = schwul. Warum? Irgendwo ist da bei Dir unterbewusst schlechte Leistung im Sport mit schwul verdrahtet. Du verbindest also etwas negatives mit etwas "negativem". Wichtig ist, dass es Dir bewusst ist und du weißt, dass das nicht richtig ist.
Weil wahrscheinlich vor allem im Fußball auch eine gewisse Aggression und Härte nötig ist, um einen Zweikampf zu bestreiten. Und die wird Schwulen nun mal gerne abgestritten. Wobei ich dieses Vorurteil aus eigener Erfahrung jetzt nicht unbedingt widerlegen könnte. ;) Ich kenne aber auch nur zwei von denen ich es weiß.

Ist aber beim Frauen-Fußball nichts anderes. Wobei es da halt auch eindeutige körperliche Unterschiede gibt.
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