Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

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Guinevere
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Guinevere »

meisterlampe1989 hat geschrieben:
Guinevere hat geschrieben:
meisterlampe1989 hat geschrieben:
Wenn Person B schweigt, dann wohl. Ist zumindest meine Meinung.
Wieso?

(Außerdem muss man dann immer noch wissen, dass Person A "schweigt".)
Ich frage mich einfach, wenn meine Annahme nicht stimmt, dass die Gaming-Community zum größten Teil aus reaktionären, kindischen Provokateuren und Trollen besteht, wo dann die angeblich so überwältigend große Mehrheit ist, die sich das nicht bieten lässt? Entweder gibt es diese vernünftige Mehrheit einfach nicht oder diese Mehrheit, und ich wiederhole, macht sich der Unterlassung schuldig, den öffentlichen Diskurs über Videospiiele dieser lauten, abartigen Minderheit zu überlassen.
Jetzt ignorierst Du wieder, dass Du für den Vorwurf der Heuchelei wissen musst, ob es dieselben Personen sind, die widersprüchliche Äußerungen oder Handlungen tätigen und nicht unterschiedliche, aber egal, lassen wir das.

Was hältst Du davon, wenn jemand sagt:
Ich frage mich einfach, wenn meine Annahme nicht stimmt, dass die Gemeinschaft der Muslime zum größten Teil aus gewalttätigen, demokratiefeindlichen, frauenfeindlichen, gefährlichen reaktionären Islamisten und Terroristen besteht, wo dann die angeblich so überwältigend große Mehrheit ist, die sich das nicht bieten lässt? Entweder gibt es diese vernünftige Mehrheit einfach nicht oder diese Mehrheit, und ich wiederhole, macht sich der Unterlassung schuldig, den öffentlichen Diskurs über den Islam dieser lauten, abartigen Minderheit zu überlassen.
Merkst Du jetzt, dass an dem Argument was nicht stimmen kann?

Ganz davon abgesehen, wie zweifelhaft es ist, aufgrund von Facebook- und Youtube-Kommentaren ein Meinungsbild zu erstellen und auf eine Mehrheit zu schließen. Und im Übrigen müssen wir ein anderes Youtube haben, weil ich selbst da sehr viel Verurteilung sehe. Und nicht jeder, der anderer Meinung ist, ist gleich ein "reaktionärer, kindischer Provokateur und Troll".
Stuttgarter
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Stuttgarter »

Nur als Einwurf -nur, weil aus bestimmten Ecken immer wieder behauptet wird, Muslime würden sich nicht vom Terror distanzieren, ist das noch lange nicht richtig. Tatsächlich gab es schon unzählige Zeichen von Muslimen gegen islamistische Verbrechen. Weshalb die Analogie schon im Ansatz mehr als humpelt.
Guinevere
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Guinevere »

Stuttgarter hat geschrieben:Nur als Einwurf -nur, weil aus bestimmten Ecken immer wieder behauptet wird, Muslime würden sich nicht vom Terror distanzieren, ist das noch lange nicht richtig. Tatsächlich gab es schon unzählige Zeichen von Muslimen gegen islamistische Verbrechen. Weshalb die Analogie schon im Ansatz mehr als humpelt.
Es geht nicht darum, ob der Vergleich passt, sondern um die Logik des Arguments: Wenn sich Teile einer sehr großen und heterogenen Gruppe falsch verhalten, und es kommt von der Mehrheit keine Verurteilung, kann man dann daraus schließen, dass sie das entweder gutheißt oder sich des "Unterlassens" schuldig macht?

Und zum Vergleich: Ist es die Mehrheit der Muslime, die öffentlich den Islamismus verurteilt? Nein, denn die meisten Muslime leben einfach ihr Leben. Wieso sollten die sich von irgendwelchen Spinnern öffentlich distanzieren müssen, nur weil die sich auf die gleiche Religion berufen? Ist es legitim, daraus zu schließen, dass die meisten Muslime das nicht öffentlich verurteilen, dass entweder diese Mehrheit genauso denkt wie die radikale Minderheit oder sich die Mehrheit des Unterlassens schuldig machen würde? Außerdem gab es, wie geschrieben, zahlreiche dezidierte Verurteilungen von PewDiePie. Deshalb passt der Vergleich sehr wohl, ohne dass es für die Logik des Arguments darauf ankommen müsste.
Stuttgarter
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Stuttgarter »

Ich kann letztlich nur für mich antworten - aber wenn jemand auch in "meinem Namen" etwas macht und ich damit nicht einverstanden bin, dann habe ich ein großes Interesse daran, klarzumachen, dass derjenige mich nicht meint. Ganz gleich, ob PEGIDA für "das Volk" spricht, irgendjemand für "die Musiker" oder ein Youtuber für "die Spieler".

Religion ist da allerdings irgendwie ein Sonderfall - bei allen durchgeknallten Christen, die im Namen Gottes in den letzten Jahren Menschen ermordet haben, hatte ich in der Tat nie das Bedürfnis, mich hinzustellen und zu sagen, "Moment mal, in meiner Bibel steht aber definitiv was anderes". Das wäre aber evtl. auch schon anders, würde ich in den USA statt in Deutschland leben, wo die durchgeknallten Christen halt sehr viel präsenter (und auch gewalttätiger) sind.

Zu den Islamisten speziell - ich würde es definitiv seltsam finden, wenn sich Muslime, die in der westlichen Welt leben, nicht dazu äußern würden ( = sich distanzieren).

Ich finde aber dennoch, dass die Gleichsetzung "Massenmord - rassistische Beleidigung" hinkt. Denn bei Massenmord geh ich schlichtweg davon aus, dass 99 % der Weltbevölkerung den für falsch halten, das muss man eigentlich nicht betonen. Bei rassistischen, sexistischen, homophoben, antisemitischen Äußerungen sieht das aber schon anders aus. Und wie hier im Thread schon mehrfach geschrieben wurde, "Wer schweigt, duldet". Das hat nichtmal unbedingt die Bedeutung, "Ich find es okay" - aber auf jeden Fall "Ist mir egal".

Ich erspar mir hier mal, Martin Niemöller zum Thema "Gleichgültigkeit" zu zitieren - stattdessen nehm ich Max Frisch, aus dem "andorranischen Juden":

"Sie taten ihm nichts. Also auch nichts Gutes."

Wie es kommt, dass Du und meisterlampe die Reaktionen (oder Nicht-Reaktionen) so unterschiedlich wahrnehmen, würde mich aber in der Tat interessieren. Wäre möglich, dass Ihr an unterschiedlichen Orten im Netz (nicht) fündig geworden seid?
Guinevere
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Guinevere »

Na, für die gute Sache:

Ich verurteile hiermit ausdrücklich den Gebrauch des Worts "Nigger" durch PewDiePie". Ich distanziere mich von dem Gebrauch dieses Wortes und stelle klar, dass dies nicht in meinem Namen als Gamerin geschah. Ich verurteile Rassismus in jeglicher Form!
Ich hoffe, ich habe hiermit meinen Teil dazu beitragen können, dass sich andere etwas weniger für ihre Mitgliedschaft in der Gamercommunity schämen müssen und dass ich dem Eindruck entgegenwirken konnte, eine Mehrheit akzeptiere oder dulde auch nur diese Wortwahl, und hoffe des Weiteren, andere mögen meinem Beispiel folgen.
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Wudan
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Wudan »

Ganz nebenbei: Eigentlich ging es dem TE ja gar nicht um PewDiPies Äußerung, sondern um seine Fans die jetzt massenweise auf Steam stürmen und das Spiel Firewatch downvoten. Dabei gehts eigentlich weniger um Rassismus selbst als um blinden Aktionismus.
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Felidae
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Felidae »

Guinevere hat geschrieben: Ich hab da jetzt die ersten paar Dutzend Kommentare durchgegangen und sehen niemanden, der das Wort "Nigger" irgendwie für OK hält, ein paar dumme Kommentare sind dabei, aber hey, wir sind bei Youtube, außerdem scheint es höchstens 10% zu sein, das ist für Youtube-Kommentare keine schlechte Quote.
Es wurde ja schon geschrieben, dass einige Kommentare offenbar gelöscht wurden, aber selbst jetzt steht oben an zweiter Stelle ein Kommentar mit der Aussage, dass PewDiePie ja nicht erneut rassistisch gewesen sei, denn das erste Mal sei es nur ein schlechter Witz gewesen und jetzt sei ihm halt nur ein Wort rausgerutscht und der Beitrag der Gamestar sei lächerlich. Weiter unten findet man auch 'nette' Aussagen wie z.B. dass es gut sei, dass die "SJW Pussies endlich auf den Sack bekommen". Zum Glück sind aber eben auch viele der Meinung, dass es richtig ist, PewDiePie zu kritisieren - wenn man sich dann die Antworten darauf ansieht, wird's wieder schmerzhaft: da sagt tatsächlich jemand, es sei auch rassistisch, wenn man etwas gegen Rassismus hat (ich bete einfach mal, dass es Ironie ist... wirkt aber hier nicht so). Und genau das ist der Punkt: Viele Leute haben die Bedeutung und Definition des Begriffs 'Rassismus' nicht einmal begriffen, verwenden ihn aber inflationär und sind sich vielleicht nicht einmal bewussst, dass sie Rassismus (in diesem Fall) damit verteidigen. So etwas passiert in meinen Augen durch mangelnde Aufklärung und führt zu einer Art Desensibilisierung. Mir ist klar, dass es sich vermutlich um sehr junge Leute handelt aber genau das ist ja die Zielgruppe von PewDiePie. Somit wird ihnen durch einen 27(!)-Jährigen (hab's mal gegoogelt) vermittelt, dass es angeblich sogar normal ist, wenn erfolgreiche, "coole" Erwachsene solche Wörter in ihrem Sprachgebrauch verwenden. Das halte ich für bedenklich. Man spricht in der Pädagogik nicht umsonst vom "Lernen am Modell".
zackzackab
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Re: RE: Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von zackzackab »

Stuttgarter hat geschrieben:
Zu den Islamisten speziell - ich würde es definitiv seltsam finden, wenn sich Muslime, die in der westlichen Welt leben, nicht dazu äußern würden ( = sich distanzieren).
Mir geht es zu weit, von einzelnen aufgeklärten Muslimen in Deutschland regelmäßig eine Distanzierung zu erwarten. Es dient niemandem , wenn alle Muslime fühlten, sich ständig vom Handeln anderer distanzieren zu müssen; von Menschen, die sie nicht als Glaubensbrüder ansehen. Ich unterstelle erstmal grundsätzlich, dass meine Mitmenschen das Recht auf Leben achten und im üblichen Umfang Toleranz üben; und das unabhängig vom religiösen Fundament, auf dem sie stehen.

Erwarten würde ich auch vom Einzelnen aber, dass im persönlichen Umfeld klare Worte fallen, wenn radikale Tendenzen zu Tage treten und natürlich, dass ein Anfangsverdacht der Vorbereitung extremistischer Verbrechen sofort an die Behörden gemeldet würden.

Von den religiösen Verbänden darf man mehr erwarten, finde ich. Deren Aufgabe ist es mE auch, strukturelle Wälle gegen extremistisches Gedankengut zu errichten und Öffentlichkeitsarbeit für die eigene, mehr oder minder aufgeklärte Auffassung des eigenen Glaubens zu machen und sichtbar mit der extremistischen Auslegung der eigenen heiligen Schrift zu wetteifern. Dass einzelne Verbände trotzdem in der Öffentlichkeit auftreten, als handele sich bei Ihnen um private Einzelpersonen und Distanzierungen öffentlichkeitswirksam ablehnen, kann ich daher (als Atheist) nicht nachvollziehen.
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Tengri Lethos
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Tengri Lethos »

meisterlampe1989 hat geschrieben:
Ich frage mich einfach, wenn meine Annahme nicht stimmt, dass die Gaming-Community zum größten Teil aus reaktionären, kindischen Provokateuren und Trollen besteht, wo dann die angeblich so überwältigend große Mehrheit ist, die sich das nicht bieten lässt? Entweder gibt es diese vernünftige Mehrheit einfach nicht oder diese Mehrheit, und ich wiederhole, macht sich der Unterlassung schuldig, den öffentlichen Diskurs über Videospiiele dieser lauten, abartigen Minderheit zu überlassen.
Das heißt wenn ich mich nicht permanent von Leuten distanziere, die Bestandteil einer Gesellschaftsschicht sind, in der ich mich zumindest auch bewege, mache ich mich des Unterlassens schuldig, wenn ich mich von Aussagen, die ich nicht teile distanziere?
Da der Tag nur 24 Stunden hat, würde ich dann aber priorisieren müssen. Und bei mir würde es normalerweise dazu führen, dass ich die Aussagen von Youtubern nicht weiter kommentiere, da diese in meinem Leben kaum Relevanz haben. Dadurch finde ich aber zweifelhafte Aussagen von Ihnen ebensowenig richtig, wie wenn die 92 jährige Großmutter in der Einkaufsschlange vor mir murmelt, dass sie hofft, dass der deutsche Kassierer da ist.
Wenn Du das tatsächlich durchziehst: Respekt! Das ist bestimmt sehr nervenaufreibend.
Stuttgarter
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Re: RE: Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Stuttgarter »

zackzackab hat geschrieben:
Mir geht es zu weit, von einzelnen aufgeklärten Muslimen in Deutschland regelmäßig eine Distanzierung zu erwarten. Es dient niemandem , wenn alle Muslime fühlten, sich ständig vom Handeln anderer distanzieren zu müssen; von Menschen, die sie nicht als Glaubensbrüder ansehen. Ich unterstelle erstmal grundsätzlich, dass meine Mitmenschen das Recht auf Leben achten und im üblichen Umfang Toleranz üben; und das unabhängig vom religiösen Fundament, auf dem sie stehen.

Erwarten würde ich auch vom Einzelnen aber, dass im persönlichen Umfeld klare Worte fallen, wenn radikale Tendenzen zu Tage treten und natürlich, dass ein Anfangsverdacht der Vorbereitung extremistischer Verbrechen sofort an die Behörden gemeldet würden.

Von den religiösen Verbänden darf man mehr erwarten, finde ich. Deren Aufgabe ist es mE auch, strukturelle Wälle gegen extremistisches Gedankengut zu errichten und Öffentlichkeitsarbeit für die eigene, mehr oder minder aufgeklärte Auffassung des eigenen Glaubens zu machen und sichtbar mit der extremistischen Auslegung der eigenen heiligen Schrift zu wetteifern. Dass einzelne Verbände trotzdem in der Öffentlichkeit auftreten, als handele sich bei Ihnen um private Einzelpersonen und Distanzierungen öffentlichkeitswirksam ablehnen, kann ich daher (als Atheist) nicht nachvollziehen.
So ähnlich hab ich das auch gemeint - klar kann man nicht jeden Tag aufs Neue durch die Welt rennen und ständig zeigen, "Ich bin gegen Mord". Weshalb ich die Reaktionen nach den einzelnen Anschlägen auch völlig ausreichend fand. Wär gar nichts gekommen, hätt ich es seltsam gefunden - aber es kam ja was. Und die Grundannahme, dass die allermeisten meiner Mitmenschen Massenmord doof finden, hab ich ja auch schon geschrieben. ;-)
Spalter
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Spalter »

Da halte ich https://www.youtube.com/watch?v=sGTWPojAfXE" onclick="window.open(this.href);return false; doch für wesentlich konstruktiver.
Ich verstehe nicht, dass das für viele anscheinend ein Argument ist, das N-Wort benutzen zu dürfen.

Ein Wort, das Weiße erfunden haben um Schwarze als Untermenschen zu charakterisieren, sollte man schon aus Pietät als Weißer nicht verwenden. Oder zumindest sehen, dass das kein normales Wort ist. Und wenn Schwarze das, besonders in der Hip-Hop-Kultur selbstironisch verwenden, ist das ihre Entscheidung.
Text des Liedes etwa nicht verstanden? ;)
Oder verstehe ich deinen Text etwa gerade nicht... :?:
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philoponus
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von philoponus »

Stuttgarter hat geschrieben:
echtschlecht165 hat geschrieben:
Jap. Und wer das leugnet, leugnet das in der Regel aus einem bestimmten Grund. (Ich beziehe mich auf Deutschland - Österreich kann ich in der Hinsicht null einschätzen.)
Hier in Österreich haben bei der letzten Wahl fast 50% einen rechtsradikalen Präsidentschaftskandidaten gewählt

Noch Fragen?
Stuttgarter
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Stuttgarter »

philoponus hat geschrieben:
Hier in Österreich haben bei der letzten Wahl fast 50% einen rechtsradikalen Präsidentschaftskandidaten gewählt

Noch Fragen?
Das ist mir durchaus bekannt - aber ich kann trotzdem null einschätzen, wie es dazu kam. (Abgesehen davon, dass ich auch von der österreichischen Innenpolitik null Ahnung habe.)

Zur Verdeutlichung: In den neunzigern gab es in der BRD schonmal ein vergleichsweise starkes Abschneiden von rechten Parteien (DVU, NPD, REPs). Das war mit der damaligen Flüchtlingssituation erklärbar - und deren Wahlerfolge haben sich dann sehr schnell auch wieder erledigt. (Das soll das überhaupt nicht verharmlosen - nur in Relation setzen.) Damals war das aber definitiv verpönt - und Du hast kaum jemand aus der sog. bürgerlichen Mitte gefunden, der stolz gesagt hat, "Ich wähl deutschnational". Heute sieht das meiner Wahrnehmung nach anders aus. Zwar war die Flüchtlingsssituation auch wieder der Auslöser - aber Du hast gleichzeitig eine Menge Menschen, die völlig unabhängig von den Flüchtlingen wieder "stolz auf Deutschland" sein wollen, den "Schuldkult" beseitigen wollen, die Regierung aus allen möglichen Gründen für "Volklsverräter" halten etc. Weshalb ich mittlerweile davon ausgehe, dass wir in Deutschland mit dem rechten Spektrum jenseits der CDU noch auf Jahre hinaus zu tun haben werden, selbst wenn kein einziger Flüchtling mehr käme. In Deutschland ist es für einen zwar vergleichsweise kleinen, aber doch nicht unerheblichen Anteil der Bevölkerung wieder chic geworden, "völkisch" zu denken (weshalb es ja auch schon Vorstöße gibt, dieses Wort "wieder positiv zu besetzen"). Wohingegen das Wahlverhalten in den 90ern tatsächlich zu einem guten Teil mit "Protest" erklärbar sein dürfte.

Dieses ganze Innenleben kenn ich in Bezug auf Österreich nicht, deshalb würd ich mir nicht anmaßen zu beurteilen, was zu derart hohen Zahlen für Hofer geführt hat.
Stuttgarter
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Stuttgarter »

Aber sowas wie PEGIDA gabs damals nicht, wo normales Bürgertum rechten Parolen zugejubelt hat. (Und zwar nicht nur in Dresden, sondern vor zwei Jahren gabs ja zig Ableger. Außerhalb Dresdens haben sie halt recht schnell aufgegeben, aber auch hier in Stuttgart gabs den Versuch. Und da stand Bürgertum vor dem Podium.)

Aber ja, dass Sachsen (bzw Teile davon, Leipzig sieht ja schon wieder bisschen anders aus) ein spezielles Thema war und ist, ist schon klar.
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echtschlecht165
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von echtschlecht165 »

Stuttgarter hat geschrieben:
philoponus hat geschrieben:
Hier in Österreich haben bei der letzten Wahl fast 50% einen rechtsradikalen Präsidentschaftskandidaten gewählt

Noch Fragen?
Das ist mir durchaus bekannt - aber ich kann trotzdem null einschätzen, wie es dazu kam. (Abgesehen davon, dass ich auch von der österreichischen Innenpolitik null Ahnung habe.)

Zur Verdeutlichung: In den neunzigern gab es in der BRD schonmal ein vergleichsweise starkes Abschneiden von rechten Parteien (DVU, NPD, REPs). Das war mit der damaligen Flüchtlingssituation erklärbar - und deren Wahlerfolge haben sich dann sehr schnell auch wieder erledigt. (Das soll das überhaupt nicht verharmlosen - nur in Relation setzen.) Damals war das aber definitiv verpönt - und Du hast kaum jemand aus der sog. bürgerlichen Mitte gefunden, der stolz gesagt hat, "Ich wähl deutschnational". Heute sieht das meiner Wahrnehmung nach anders aus. Zwar war die Flüchtlingsssituation auch wieder der Auslöser - aber Du hast gleichzeitig eine Menge Menschen, die völlig unabhängig von den Flüchtlingen wieder "stolz auf Deutschland" sein wollen, den "Schuldkult" beseitigen wollen, die Regierung aus allen möglichen Gründen für "Volklsverräter" halten etc. Weshalb ich mittlerweile davon ausgehe, dass wir in Deutschland mit dem rechten Spektrum jenseits der CDU noch auf Jahre hinaus zu tun haben werden, selbst wenn kein einziger Flüchtling mehr käme. In Deutschland ist es für einen zwar vergleichsweise kleinen, aber doch nicht unerheblichen Anteil der Bevölkerung wieder chic geworden, "völkisch" zu denken (weshalb es ja auch schon Vorstöße gibt, dieses Wort "wieder positiv zu besetzen"). Wohingegen das Wahlverhalten in den 90ern tatsächlich zu einem guten Teil mit "Protest" erklärbar sein dürfte.

Dieses ganze Innenleben kenn ich in Bezug auf Österreich nicht, deshalb würd ich mir nicht anmaßen zu beurteilen, was zu derart hohen Zahlen für Hofer geführt hat.
Ich denke, in Österreich ist/war das durchaus ähnlich. Es gab auch in Österreich 1999 schon mal eine Regierung mit blauer (FPÖ) Beteiligung. Ähnlich wie in D war das aber nicht deswegen, weil plötzlich ein Großteil der Bevölkerung rechtsradikale Ansichten vertrat, sondern weil ein gewisser Wolfgang Schüssel (ÖVP) damals bei der Wahl auf den dritten Platz zurückfiel, und er mit einem (damals für unfassbar gehaltenen) politischen Winkelzug die Kanzlerschaft an sich riss, mit der FPÖ als Koalitionspartner.
1999 waren die Internationalen Reaktionen auch noch entsprechend und es wurden diplomatische Sanktionen gegen Östereich gesetzt.
Dieses ÖVP/FPÖ Konstrukt fiel aber schon relativ schnell wieder in sich zusammen (Stichwort: Knittelfeld) und die FPÖ zog gespalten und geschrumpft aus dem Regierungsabenteuer von dannen.
20 Jahre später ist die FPÖ wieder auf einem Niveau von damals, nur dass es nicht mehr für unfassbar gehalten wird, dass sie mitregieren werden.
An Sanktionen gegen eine rechtsradikale Regierung würde heute nichtmal mehr gedacht werden, weils eh so normal ist :-(
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von Stuttgarter »

echtschlecht165 hat geschrieben: An Sanktionen gegen eine rechtsradikale Regierung würde heute nichtmal mehr gedacht werden, weils eh so normal ist :-(
Jap. Polen und Ungarn zeigen ja deutlich, dass schon die EU da nix gegen macht, die immerhin auf "gleichen Wertekanon" pochen könnte.
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echtschlecht165
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von echtschlecht165 »

Axel hat geschrieben:
Stuttgarter hat geschrieben:Aber sowas wie PEGIDA gabs damals nicht, wo normales Bürgertum rechten Parolen zugejubelt hat.
Rostock-Lichtenhagen vergessen? Und ähnliche Vorfälle gab es damals auch in BaWü und NRW. Da war auch normales Bürgertum auf der Straße und hat den rechten Randalierern applaudiert. Und gerade Baden Würtemberger waren damals schon recht, naja, eigen was Menschen von außerhalb betraf. Da musste man nichtmal Ausländer sein, da reichte es schon, wenn man aus dem Osten kam - meine Tante lebte ein paar Jahre im Schwarzwald und wurde dort nie heimisch, weil sie aufgrund ihrer ostdeutschen Herkunft nie akzeptiert wurde.

Ablehnung und Rassismus im Alltag gab es damals ebenso. Oder Ablehnung gegen Schwule und alles was irgendwie der gesellschaftlichen Norm abwich. Was ich beispielsweise in den 90ern als Satanist beschimpft wurde, gerade wenn ich in BaWü oder Sachsen Anhalt unterwegs war... Da hatten es Ausländer nicht einfacher gehabt. Meine damalige Freundin zu Jugendzeiten war Türkin und lebte in Limburgerhof, das liegt bei Ludwigshafen. Also schon etwas Abseits von den Metropolen Ludwigshafen/Mannheim und da hat man den Hass der Leute durchaus gespürt, weil man anders war. Ich aufgrund von Frisur und Kleidung, meine damalige Freundin zusätzlich halt noch durch ihre Nationalität.
im Osten war das aber schon immer ein erheblich größeres Problem mit den Rechten als im Westen, oder?
Ich kann als Ösi das nur anhand von Medienberichten einschätzen.
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echtschlecht165
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Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von echtschlecht165 »

Axel hat geschrieben:
echtschlecht165 hat geschrieben: Im Osten war das aber schon immer ein erheblich größeres Problem mit den Rechten als im Westen, oder?
Ich kann als Ösi das nur anhand von Medienberichten einschätzen.
Nein. Es war nur so, dass nach der Wende die ganzen Neonazis aus dem Westen sich in Sachsen und Thüringen niedergelassen haben und hier ungehindert Strukturen bilden konnten. Aber radikale Neonazis gab es natürlich auch vorher im Westen mit ihren ganzen "Sportwehrgruppen" und "Kameradschaften" und alles.

Wenn wir jedoch von normalen rechtem Gedankengut in der Breite der Bevölkerung sprechen, haben sich Osten und Westen noch nie sonderlich viel genommen. Alltagsrassismus gibt und gab es Hüben wie Drüben.
Danke. Hört sich plausibel an.
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meisterlampe1989

Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von meisterlampe1989 »

Guinevere hat geschrieben: Jetzt ignorierst Du wieder, dass Du für den Vorwurf der Heuchelei wissen musst, ob es dieselben Personen sind, die widersprüchliche Äußerungen oder Handlungen tätigen und nicht unterschiedliche, aber egal, lassen wir das.
Ich finde du drängst mich hier in eine argumentative Ecke, in die ich nicht gehöre. Es ist unmöglich,und das weißt du auch, dass ich die persönliche Heuchelei von Gamern überführe. Ich habe auch noch andere Sachen zu tun, als 24 Stunden , 7 Tage die Woche Zitate zu sammeln. Wie du merkst belastet mich das gelegentliche Lesen solcher Kommentare schon genug.

Meine Annahme basiert auf simpler Logik. Wenn es sich wirklich nur um eine so unglaublich kleine Minderheit handelt, die sich nicht benehmen kann, dann müsste es selbst ohne aktive Distanzierung der "Vernünftigen" schon nicht in den Kommentaren so düster aussehen.

Übrigens vermixen wir hier ständig Sachen. Die Heuchelei war nicht auf die Hetzkommentare an sich bezogen, sondern lediglich auf die Sache mit der Politik, die manche in Games verabscheuen, aber dann auf der anderen Seite fordern, dass Games anerkannte Kunst und Kultur sein müssen. Das ist höchstens eine Nebenwirkung der Hasskommentare.
Guinevere hat geschrieben:
Ich frage mich einfach, wenn meine Annahme nicht stimmt, dass die Gemeinschaft der Muslime zum größten Teil aus gewalttätigen, demokratiefeindlichen, frauenfeindlichen, gefährlichen reaktionären Islamisten und Terroristen besteht, wo dann die angeblich so überwältigend große Mehrheit ist, die sich das nicht bieten lässt? Entweder gibt es diese vernünftige Mehrheit einfach nicht oder diese Mehrheit, und ich wiederhole, macht sich der Unterlassung schuldig, den öffentlichen Diskurs über den Islam dieser lauten, abartigen Minderheit zu überlassen.
Merkst Du jetzt, dass an dem Argument was nicht stimmen kann?
Nein. Das merke ich nicht. Ich merke lediglich, dass ich zu drastisch formuliert habe. Eine Distanzierung ist in der Tat nicht nötig, weil man dann schnell so einen Vorwurfsvollen ton hat. Das entkräftet aber bei weitem nicht meine Annahme, wie ich oben geschrieben habe.
Guinevere hat geschrieben:Ganz davon abgesehen, wie zweifelhaft es ist, aufgrund von Facebook- und Youtube-Kommentaren ein Meinungsbild zu erstellen und auf eine Mehrheit zu schließen.
Das würde ich gesamtgesellschaftlich unterschreiben, aber die Gruppe der Gamer ist ein Sonderfall. Aufgrund der Affinität zu Computern und somit zu sozialen Medien kann man, finde ich, schon ein deutliches Meinungsbild ablesen.
Guinevere hat geschrieben:Und im Übrigen müssen wir ein anderes Youtube haben, weil ich selbst da sehr viel Verurteilung sehe. Und nicht jeder, der anderer Meinung ist, ist gleich ein "reaktionärer, kindischer Provokateur und Troll".
Ich habe im Thread schon geschrieben, welche Kanäle und Magazine ich verfolge. Die meisten sind Mainstream und da wird mit Abstand am meisten kommentiert. Natürlich gibt es auch Kanäle, wo die Zuschauerschaft klein und progressiv ist oder es wird gut moderiert. Wobei selbst eigentlich sehr progressive Communitys, wie die von Jim Sterling, beim PewDiePie Thema nicht den progressivsten Eindruck machen, sein Jimquisition dazu hat 1/3 Dislikes, was man von seinen Videos eigentlich nicht kennt.
Zuletzt geändert von meisterlampe1989 am 15. Sep 2017, 15:47, insgesamt 1-mal geändert.
meisterlampe1989

Re: Müssen wir uns für die Gaming-Community schämen?

Beitrag von meisterlampe1989 »

Spalter hat geschrieben:
Da halte ich https://www.youtube.com/watch?v=sGTWPojAfXE" onclick="window.open(this.href);return false; doch für wesentlich konstruktiver.
Ich verstehe nicht, dass das für viele anscheinend ein Argument ist, das N-Wort benutzen zu dürfen.

Ein Wort, das Weiße erfunden haben um Schwarze als Untermenschen zu charakterisieren, sollte man schon aus Pietät als Weißer nicht verwenden. Oder zumindest sehen, dass das kein normales Wort ist. Und wenn Schwarze das, besonders in der Hip-Hop-Kultur selbstironisch verwenden, ist das ihre Entscheidung.
Text des Liedes etwa nicht verstanden? ;)
Oder verstehe ich deinen Text etwa gerade nicht... :?:
Der Kommentar war nicht auf den Link bezogen, sondern allgemein zu dieser Ausrede. Hab ich blöd verlinkt. Sorry.
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