TechniKadger hat geschrieben:
Einerseits nehme ich häufig gerne eine feministische Position ein, da es mir wichtig ist, für diese Dinge einzustehen.
Andererseits habe ich das Gefühl, dabei ein weiterer Faktor zu sein, durch den die weiblichen Stimmen in diesem männerdominierten Kreis weniger Wirkung haben. Denn jeder Moment, in dem man mir zuhört, hört man einer anderen Person nicht zu.
Grundsätzliches Problem unserer Gesellschaft - man schaue sich eine xbeliebige Talkshow an, wenns um Sexismus, um sexuelle Belästigung, um das Thema Abtreibung geht - die Männerquote ist
immer höher. Beim Thema "Abtreibung" bin ich der felsenfesten Überzeugung, dass ich als Mann vor allem erst mal die Klappe zu halten habe. Ich kann da gerne eine Meinung dazu haben - aber die ist sowas von irrelevant, das gibts gar nicht. Nach der Kölner Silvesternacht gabs massig Talkshows zu dem Thema "Belästigung" - und keine einzige hat es fertig gebracht, mal
nur Frauen dazu einzuladen. Warum, verdammich? Von den jämmerlichen Talkshowversuchen nach Brüderle und #aufschrei gar nicht erst zu reden. Da schreiben Tausende Frauen auf twitter einen Tweet nach dem anderen zum Thema "Alltagssexismus" - und zeitgleich sind alle Talkshowmoderatorinnen und -moderatoren eifrigst bemüht, das Thema um Himmels Willen auf Altherrenwitze zu begrenzen, die man (also Frau) doch immerhin auch als Kompliment auffassen könnte. Das sind die Momente, wo es
mich dann ärgert, Rundfunkbeitrag zu zahlen.
TechniKadger hat geschrieben: Gerade in Fällen der sexuellen Belästigung ist es jedoch unglaublich wichtig, einfach zuzuhören. Denn das Bewusstsein über die Alltäglichkeit des Problems ist noch nicht an dem Punkt an dem es sein sollte.
Was soll man in Situationen machen, in denen man Solidarität bekennen will und überzeugen möchte, aber damit andere ggf. übertönt?
Ja. Ja. Und dreimal ja. Meine eigene nicht-repräsentative Umfrage im weiblichen Bekanntenkreis hab ich im Sexismusthread ja schonmal geschildert - abgesehen von der Erkenntnis, dass quasi
jede Frau, mit der ich bisher darüber geredet habe, schon mehrfach belästigt, begrapscht, bis hin zu vergewaltigt wurde, hab ich daraus vor allem eins gelernt: Frauen würden wahnsinnig gerne darüber reden. Es fragt nur so gut wie nie einer.
TechniKadger hat geschrieben:
Was soll man in Situationen machen, in denen man Solidarität bekennen will und überzeugen möchte, aber damit andere ggf. übertönt?
Gute Frage - die nur Frauen beantworten können. Meine Taktik mittlerweile ist es, im Zweifel das Thema anzustoßen, aber dann sehr schnell zu versuchen, wenn wieder nur Männer drüber reden, Frauen in die Diskussion reinzubringen. Fragen zu stellen. Auch drauf hinzuweisen, dass grade sechs Männer und drei Frauen (als Beispiel) anwesend sind - aber 90 % der Unterhaltung von den Männern bestritten wird.
(Sorry für die vielen Edits - späte Uhrzeit plus nicht ganz emotionslose Argumentation sind keine supergute Mischung.
)
Letztes Edit: Aufgrund all dessen freu ich mich grade total, dass ausgerechnet in einem Spieleforum Frauen das mitdiskutieren. Bitte hört nicht auf damit.