Ich arbeite ja in einem Umfeld mit extrem hohem Fraueanteil. Trotzdem ist es z.B. in Teambesprechungen oft so, dass die Männer (durch alle Hierarchieebenen hindurch, das liegt nicht nur am höheren Männeranteil auf der Leitungsebene) einen höheren Redeanteil haben, als die Frauen. Mir ist es z.B. oft passiert, dass es mir nur dann gelungen ist, das Wort zu ergreifen, wenn ein Mann mir Gehör verschafft hat.TechniKadger hat geschrieben:Ich finde es wichtig, diesen Punkt anzusprechen, dass Frauenstimmen vor allem im Gaming-Bereich bei den vielen Männerstimmen untergehen. Ich selbst weiß nicht, wie damit umzugehen ist.
Einerseits nehme ich häufig gerne eine feministische Position ein, da es mir wichtig ist, für diese Dinge einzustehen.
Andererseits habe ich das Gefühl, dabei ein weiterer Faktor zu sein, durch den die weiblichen Stimmen in diesem männerdominierten Kreis weniger Wirkung haben. Denn jeder Moment, in dem man mir zuhört, hört man einer anderen Person nicht zu.
Gerade in Fällen der sexuellen Belästigung ist es jedoch unglaublich wichtig, einfach zuzuhören. Denn das Bewusstsein über die Alltäglichkeit des Problems ist noch nicht an dem Punkt an dem es sein sollte.
Was soll man in Situationen machen, in denen man Solidarität bekennen will und überzeugen möchte, aber damit andere ggf. übertönt?
Was den Anteil von Frauen z.B. in Talkshows betrifft: Bei vielen Themen, die keine "Frauen-Themen" sind, und in bestimmten Positionen gibt es ja noch immer mehr Männer, die man einladen kann. Das ist der erste Punkt, der sich widerspiegelt. Der zweite Punkt ist, dass Frauen sich wohl häufig eher scheuen, sich (öffentlich) zu äußern, wozu ja auch jede individuell das Recht hat, was strukturell aber ein Problem ist. Dass man zu Themen wie Abtreibung aber mehr männliche Experten, als weibliche Expertinnen finden soll, kann ich aber nicht so ganz glauben.
Feminismus-Diskussionen erlebe ich immer wieder als frustrierend. Auf der einen Seite will ich mich auf einer theoretischen Ebene positionieren und dieses Gespräch führen, auf der anderen Seite ist es aber ein persönlich bedeutsames Thema, das mein Leben direkt betrifft. Auf beiden Ebenen verliere ich die Geduld: Auf der eher theoretischen Ebene diskutiere ich gefühlt seit Jahren über dieselben Dinge, zum Teil immer wieder mit denselben Leuten, und auf der persönlichen Ebene will ich einfach endlich mal bestimmte Probleme nicht mehr haben und nicht zum drölfzigsten Mal erklären, dass es das Problem tatsächlich gibt - auch wenn das für die theoretische Debatte gerade vielleicht sogar wichtig wäre.