Dicker hat geschrieben:
Und wenn du sagst, das Spiel hat zu wenig Mechanik, nein, da kann ich nicht zustimmen. Story hat es wirklich nicht viel, aber die Spielmechanik ist super. Das gesamte Spiel wurde durch und durch so designt, dass man sofort überall hingehen kann. Es gibt keine Barrieren. Dazu wird sehr wenig erklärt. Viele Mechaniken muss man selber durch ausprobieren herausfinden. Allein die ganzen Physikspielereien, die möglich sind. Das Kampsystem hat auch noch mal einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht. Klar, es reicht nicht an die Souls Spiele heran, aber das schaffen ja selbst Souls-artige Spiele kaum.
Ok, lass es mich anders formulieren. Zelda hat hervorragende Mechaniken, die alle ineinandergreifen und den Erkundungsaspekt unterstützen. Jenseits dieses einen Aspektes hat das Spiel dann aber nicht mehr viel zu bieten. Und wenn man wie ich mit dem nicht viel anfangen kann, dann ist das Spiel halt kein GotY-Kandidat.
Das Kampfsystem ist eher Krampf als wirklich spaßig. Frühere Zelda-Spiele mögen da viel simpler gewesen sein, haben aber gerade dadurch vermieden, dass die Kämpfe auf die Dauer nerven. Insbesondere das System mit den Waffenhaltbarkeiten war eine Zumutung und hat mir dauerhaft jede Freude am Kampfaspekt des Spiels genommen.
Die Rätseldungeons, früher der Hauptaspekt der Zelda-Reihe, sind vollkommen ins Hintertreffen geraten. Anstatt einiger weniger, dafür ausführlicher, individueller und einzigartiger Abschnitte, die immer auch auf die aktuell im Besitz befindlichen Werkzeuge abgestimmt waren, erhält man nur noch meist generische Minidungeons, deren Auffinden eine höhere Herausforderung darstellt als ihr Meistern. Die inflationäre Verbreitung der Dungeons führt dann noch dazu, dass sogar das Auffinden selten mit Euphorie belohnt wird, sondern eher mit der im Laufe des Spiels immer stärker werdenden Erschöpfung einhergeht.
Natürlich sind das meine ganz eigenen Erfahrungen mit dem Spiel und ich verstehe sehr wohl, wie jemand mit einem Fable für Erkundungsspiele in extatische Verzückung verfallen kann, aber genauso eben auch, warum ein Jim Sterling dem Spiel nur etwa 70% gegeben hat.
Und dies ist auch, was ich mit Nische meine. Das Spiel bedient einen ganz bestimmten Aspekt in Computerspielen. Das macht es fantastisch. Nicht mehr und nicht weniger.
Die Verkaufszahlen spiegeln sicher wieder, dass wir von einer großen Nische sprechen, sie haben aber auch zahlreiche anderen Gründe: die Marke Zelda, die überschwängliche Berichterstattung, das mangelnde Spieleangebot der Switch zu der Zeit, um nur einige zu nennen.