Star Wars Battlefront 2 Kampagne Probleme (Spoiler)

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mausdoadschmatza
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Registriert: 20. Mai 2016, 12:48

Star Wars Battlefront 2 Kampagne Probleme (Spoiler)

Beitrag von mausdoadschmatza »

Es folgt ein etwas längerer Text über mein Problem mit dem Singleplayer von Battlefront 2. Ich werde etwas weiter ausholen und versuchen ausreichend Kontext zu liefern, damit das Thema auch für diejenigen verständlich wird, die sich nicht für das Spiel oder den aktuellen Kanon interessieren. Dazu spoilere ich hier Star Wars Battlefront 2, sowie die Bücher Battlefront 2: Inferno Squad und die Aftermath/Nachspiel Triologie.

Von BF2 habe ich die ersten 3 Missionen im Rahmen von Origin Access gespielt und war vom Gameplay so begeistert, dass ich warte bis es nächsten Sommer Bestandteil von Access wird ;-). Nach dem Lesen von Testberichten habe ich mir Ausschnitte aus einem Playthrough des restlichen Spiels angeschaut.
https://www.youtube.com/watch?v=hp_1QLcSv5U (unkommentiert, 4:12 Std.)

Ich will deswegen hier auch nicht über die komplette Geschichte sprechen, mir geht es um die Hauptfigur Iden Versio und ihre Entwicklung.

Die Kampagne von BF2 wurde von EA Motive entwickelt, die unter Leitung von Jade Raymond (Assassin’s Creed) hier ihr Erstlingswerk abliefern. Ursprünglich sollten sie mit Visceral an deren Star Wars Spiel arbeiten, nach dem negativen Feedback für das erste BF wurden sie aber von dort abgezogen, um an BF2 zu arbeiten.

Da das Spiel noch nicht offiziell veröffentlicht wurde, werde ich den Rest hinter einen Spoiler-Tag stecken.
SpoilerShow
Die Protagonistin von BF2 ist Commander Iden Versio, die Leiterin der imperialen Eliteeinheit Inferno Squad. Ihr (Über-)Vater ist als Admiral Leiter des Imperialen Sicherheit Büros und Held und Retter ihres Heimatplaneten, der dem Imperium treu ergeben ist. Iden war die alle überragende Jahrgangbeste an der imperialen Eliteakademie, ein Fliegerass und eine Kampfmaschine vor dem Herrn. Zudem hat sie schon mit Anfang 20 die Explosion des ersten Todessterns in einem TIE Fighter überlebt und ist unbemerkt von der Rebellenbasis entkommen.

Im Zuge dessen wurde Iden mehrfach mit dem ultimativen Gewissenskonflikt, der Zerstörung von Alderaan und dem damit einhergehenden Genozid an der Bevölkerung konfrontiert. Sie ist dabei stets der imperialen Linie gefolgt, dass man das Übel an der Wurzel ausrotten muss und für langfristige Stabilität auch kurzfristige Kollateralschäden in Kauf nehmen sollte.

Als Iden danach im Inferno Squad aktiv war, hat sie oft in Undercover Missionen Korruption innerhalb der Führungsriege des Imperiums aufgedeckt und mit Rebellen gekämpft. In ihren Missionen hat sie stets eine harte Linie gefahren, auch wenn sie vereinzelt Nebenpersonen verschont hat. Der Eindruck war immer, dass Iden überzeugt für ein besseres Imperium arbeitet und sie wurde meiner Meinung nach auch nicht als besonders sympathische Person dargestellt. Den einzigen wirklichen inneren Konflikt scheint sie mit der Unnahbarkeit ihres Vaters gehabt zu haben, ansonsten gab es aber keine Gewissensbisse hinsichtlich der Ausrichtung des Imperiums an sich.

Knapp 4 Jahre später beginnt dann BF2 mit der Zerstörung des zweiten Todessterns. Im Anschluss daran wird Iden mit Operation Asche betraut.

Um das Ganze einzuordnen: Diese Operation ist Bestandteil von Palpatins Notfallplan, eine Referenz an Hitlers Politik der verbrannten Erde. Im Kern laut sein Plan: „Wenn das Imperium zu schwach ist, seinen Imperator zu beschützen, ist es nicht würdig weiter zu existieren.“ Infolgedessen sollten mehrere Planeten zerstört bzw. unbewohnbar gemacht werden und alle imperialen Kräfte in einer finalen Schlacht gegen die Rebellen zusammengezogen werden. Im Rahmen dieser Schlacht über Jakku sollte die verbleibende Führungselite des Imperiums dezimiert werden, sodass nur die Besten übrig bleiben. Diese sollten dann in unbekannte Welten fliegen um dort ein neues Imperium aufzubauen.

Nach etwa einem Drittel des Spiels muss Iden mit ihren Begleitern Del und Hask zu ihrem Heimatplanet Vardos, um dort ihren Ausbilder zu evakuieren von der imperialen Akademie. Dabei wird sie informiert, dass der Planet zerstört werden soll, um ein Zeichen an die Galaxie zu senden und Furcht zu verbreiten. Iden zeigt sich ihrem Vater gegenüber verärgert.

Keine 10 Minuten später kommt es zum großen Twist. Als sie in der Akademie nur den Ausbilder retten soll fordert sie Del, der kurz zuvor bei einer spielbaren Solomission von Luke Skywalker gerettet worden war, sie auf die anderen Leute dort auch zu retten. Hask widerspricht ihr vehement und weißt darauf hin, dass es sich um einen Test des Imperiums handelt und sie laut Befehl ausschließlich den Ausbilder retten sollen. Iden hat nun ihren gerade angedeuteten Sinneswandel abgeschlossen, schießt Hask in die Beine und flieht mit Del. Weil es natürlich gar nicht schnell genug gehen kann sitzt Iden wenig später im Cockpit eines X-Wings und kämpft an der Seite der Rebellen bis zum Ende.

Es war schon im Vorfeld zu befürchten, dass es EA nicht durchziehen wird, Iden auf der Seite des Imperiums kämpfen zu lassen. Dass man sie allerdings so früh, ohne richtigen Aufbau die Seiten wechseln lässt, ist eine einzige Enttäuschung und für die Charakterzeichnung einer Katastrophe. Es hätte nichts dagegen gesprochen, sie langsam immer stärker an den Plänen des Imperiums zweifeln zu lassen und sie gegen Ende der Geschichte vor eine weitere heftige Entscheidung zu stellen, bei der Iden dann die „richtige“ Entscheidung trifft. Sie ist erst Mitte 20 und in diesem Alter ist man noch stark von seiner Jugend geprägt. Die Grundlage für eine halbwegs glaubhafte Erzählung wäre also da gewesen.

Als Disney Lucasfilm übernommen hat, wurde extra ein neuer Kanon gestartet, um die kommenden Geschichten zu einem kohärenten großen Ganzen zu verflechten. Aus der Entwicklung von Star Wars 1313 und dem eingestellten Visceral Spiel ist bekannt, dass die Story Gruppe bei Lucas durchaus einen großen Einfluss auf die einzelnen Geschichten hat und alle größeren Entwicklungen absegnen muss. Man sieht an einzelnen Elementen im Spiel auch, wie die andere Werke des neuen Kanons darin sinnvoll verwoben wurden. Umso unverständlicher bleibt, wie man diesen Charaktersprung durchwinken konnte.

Das Problem ist ja nicht alleine das Spiel an sich, sondern auch der entsprechende Prequel-Roman. In diesem unterwandert Iden in einer längerfristigen Operation eine Partisanengruppe. Um deren Vertrauen zu gewinnen zweifelt sie in einer aufwendig öffentlich inszenierten Charade am Imperium und wird dann als Symbol von den Partisanen entführt. Vor dem Hintergrund dieser bekannten Aktion ist es noch weniger nachvollziehbar, warum die Rebellen sie quasi sofort aufnehmen. Auch, wenn sich in Begleitbüchern gerne einmal größere Freiheiten genommen werden, muss der Twist im Spiel ja trotzdem im Vorfeld bekannt gewesen sein. Man hat mit der Autorin zusammengearbeitet. Das Buch wurde bereits vor 4 Monaten veröffentlicht. Es stand also schon deutlich länger allen Beteiligten zur Verfügung. Warum diese Probleme dann nicht aufgefallen sind, ist nicht nachvollziehbar. Das hätte man ohne großen Aufwand vermeiden können.

Mir ist vollkommen klar, dass nur ein Bruchteil der Spieler die Bücher oder spätere Comics jemals lesen wird. Es konterkariert aber Lucasfilms Ansatz eines ganzheitlichen Kanons, der weniger Widersprüche als der alte haben sollte, wenn man solche Entwicklungen zulässt. Im großen Kontext mag Iden sowieso eine eher kleine Rolle spielen, aber es sind nun einmal solche die Kleinigkeiten, die ein Universum in sich glaubhaft erscheinen lassen. Selbst ohne das Buch zu kennen wird die Entwicklung ja deswegen nicht plötzlich verständlich.

Man muss sich auch fragen, warum EA gerade bei Battlefront, einer Reihe, die wie wenige für ihren Multiplayer steht, nicht wenigstens im Singleplayer die Freiheit nimmt etwas zu wagen. Der ist im Zweifelsfall schnell vergessen, im besten Fall denkwürdig. Die aktuelle Lore hätte genug Raum geboten, um Iden auf der Seiten des Imperiums zu belassen und mit der Schlacht um Jakku ein angemessenes Finale zu finden. Wenn man sich dann entschließt, nur eine 08/15 Story zu erzählen, hätte man wenigstens sauber arbeiten können. Das trägt nicht dazu bei, die Erwartung an künftige Spiele bei Fans zu erhöhen. Wahrscheinlich hat man sogar Glück, weil das PR Fiasko um Lootboxen alles andere überschatten wird.
Was bleibt ist eine verpasste Chance, einem mittelmäßigen Spiel eine bessere Story zu geben. Schade um den inszenatorischen Aufwand.

Ich kann nur hoffen, dass man sich zukünftig mehr Freiheiten nimmt. Die Informationen aus der Visceral Geschichte lassen aber leider vermuten, dass man bei EA aus finanzieller Sicht weiterhin versuchen wird, bekannte Charaktere und Elemente einzubauen. Entsprechend beraubt man sich so einiger Freiheiten.

In diesem Video von 4Players geht es noch um weitere Probleme der Kampagne
https://www.youtube.com/watch?v=Uj4r1nbIN74
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