Wortreich: Games und die Freiheit

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Wolfgang Walk
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Re: Wortreich: Games und die Freiheit

Beitrag von Wolfgang Walk »

Und P.S.:

ich freue mich drauf, wenn Teil 2 der Kolumne durch ist - und ich danach mal wieder ganz runter in den Niederungen der ludischen Tagespolitik rumpolemisieren darf ... ;-)
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NobodyJPH
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Re: Wortreich: Games und die Freiheit

Beitrag von NobodyJPH »

Wolfgang Walk hat geschrieben:Genau darum geht es in Games: Um das Spielen mit Meinungen, Ansichten, das Ausprobieren und letzten Endes Hinzulernen.
Schön gesagt. In diesem Sinne: Vielen Dank für deine Meinung!

Auf den zweiten Teil der Kolumne freue ich mich ebenfalls, auch wenn ich dann wieder lange daran zu kauen habe. :D
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LePuedel
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Re: Wortreich: Games und die Freiheit

Beitrag von LePuedel »

Weizegger hat geschrieben:Ihr solltet Politik aus allen Formaten raushalten.
Auch ich sehe das komplett anders (frei nach dem Motto, es wurde zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von jedem).

Ich denke auch, dass das Medium noch viel politischer werden muss und damit auch die Rezeption seiner Erzeugnisse. Wenn Computerspiele irgendwann wirklich auch als Kunst ernst genommen werden wollen, dann müssen sie sich auch zu klaren Statements hinreißen lassen und sich nicht immer nur in einem undeutlichen Geschwurbel ergeben, aus dem man sich notfalls mit "es war ja nur ein Witz" herausargumentieren kann. Es geht dabei auch gar nicht darum, dass nur humanistische Ansichten propagiert werden sollten, sondern meinetwegen kann es auch ein Spiel sein, was eine konservative Gesellschaftsordnung verargumentiert. Worauf ich hinaus will, Kunst darf sich nicht nur was trauen, es muss es auch hin und wieder mal. Ein Tabu brechen, ein Diskurs in Gang setzen, was weis ich.
Der springende Punkt jedoch ist: sämtliche Aussagen über die eigene Umwelt funktionieren nur im Kontext des Zeitgeistes in dem sie getroffen wurden und der eigenen Sozialisierung. Sie sind also per se politisch. Die Rezeption einer Aussage muss also dringend auf die Politik hinter dieser Aussage eingehen, da sie diese sonst nicht richtig zu bewerten vermag.
Zuletzt geändert von LePuedel am 22. Nov 2017, 14:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Jochen Gebauer - Auf ein Bier Podcast | 29 Mai 2016
Stuttgarter
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Re: Wortreich: Games und die Freiheit

Beitrag von Stuttgarter »

Weizegger hat geschrieben:Ihr solltet Politik aus allen Formaten raushalten.
Grundsätzlich hat diese Pauschalforderung das Problem aller Pauschalforderungen: Es kann nicht funktionieren, zumindest nicht auf qualitativ gleichbleibendem Niveau. Mag man noch streiten können, ob man über (politische) Meta-Ebenen reden sollte, zeigt spätestens das Beispiel "Wolfenstein" ganz klar, dass eine Kunstrezension gar nicht vollständig sein kann, würde sie sämtliche politische Aspekte ausklammern.

Edit: Danke, LePuedel. Perfekt auf den Punkt.
Zuletzt geändert von Stuttgarter am 22. Nov 2017, 13:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Sebastian Solidwork
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Re: Wortreich: Games und die Freiheit

Beitrag von Sebastian Solidwork »

Mir ist der Begriff der kommunalen Freiheit neu und ich versuche ihn besser zu verstehen. Leider hat Google mir dazu fast nichts geliefert und ich habe nur die Definition aus der Kolumne. Das lässt mich unzufrieden zurück.
@Wolfgang: Könntest du hierzu eine Informationsquelle referenzieren?

EINEN Monat muss ich noch auf Teil 2 warten ??? ARG... :evil:
:D
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Wolfgang Walk
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Re: Wortreich: Games und die Freiheit

Beitrag von Wolfgang Walk »

Sebastian Solidwork hat geschrieben: @Wolfgang: Könntest du hierzu eine Informationsquelle referenzieren?
Man lese das Buch von Liane Bednarz: "Gefährliche Bürger".

Und der Begriff ist nicht "kommunale Freiheit" (das wäre die der Kommunen gegenüber bspw. den Ländern), sondern "kommunalistische Freiheit".
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Weizegger
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Re: Wortreich: Games und die Freiheit

Beitrag von Weizegger »

Vieleicht hätte ich spezifischer schreiben sollen : "Lasst EURE politische Meinung aus den Podcasts raus" . Auf die, der Politik übergeordneten Themen, wie Moral und Ethik kann man ja gern zurückgreifen. Auch wenn man aus den vermeintlich richtigen Überzeugungen argumentiert, ist das Thema Politik so vielseitig , sodass man zwangsweise immer irgendwo aneckt.
Man braucht sich nur vorstellen , dass man zum Beispiel Opfer einer politischen Entscheidung wurde und dann noch in seinem Hobby damit konfrontiert wird , das diese Entscheidung von den Podcastern wissentlich oder unwissentlich mitgetragen wird.
Wenn man zum Beispiel sein Leben dem Umweltschutz widmet , wird man sich als Partner/in nicht gerade jemanden suchen der/die die Meinung vertritt "Klimawandel gibts nicht , wir brauchen mehr Kohlekraftwerke!" Mit Podcastern geht man auch eine gewisse Beziehung ein, auch wenn diese eher einseitig ist.

@ Took Ich meine damit , dass niemand Achmed Dsaigibidi den muslimischen Ziegenhirten mit seiner Frau und 2 Kindern aus Kuwait hasst aber es Leute gibt die pauschal Moslems hassen. Oder "Will Smith ist cool aber eigentlich hasse ich Schwarze" . Es gab vor der NS-Zeit sehr viele Deutsche die nicht wussten dass sie Juden waren oder ihre Nachbarn. Das hat erst Hitler ihnen klargemacht. Ich meine damit, das erst die Entindividualisierung von Menschen es erst ermöglich Menschen zu hassen .
Stuttgarter
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Re: Wortreich: Games und die Freiheit

Beitrag von Stuttgarter »

Weizegger hat geschrieben:Auch wenn man aus den vermeintlich richtigen Überzeugungen argumentiert, ist das Thema Politik so vielseitig , sodass man zwangsweise immer irgendwo aneckt.
Man braucht sich nur vorstellen , dass man zum Beispiel Opfer einer politischen Entscheidung wurde und dann noch in seinem Hobby damit konfrontiert wird , das diese Entscheidung von den Podcastern wissentlich oder unwissentlich mitgetragen wird.
Wenn man zum Beispiel sein Leben dem Umweltschutz widmet , wird man sich als Partner/in nicht gerade jemanden suchen der/die die Meinung vertritt "Klimawandel gibts nicht , wir brauchen mehr Kohlekraftwerke!" Mit Podcastern geht man auch eine gewisse Beziehung ein, auch wenn diese eher einseitig ist.
Und was ist schlimm daran, anzuecken?

Und wenn ich mir keine Beziehung mit einem Klimawandelleugner vorstellen kann, gehe ich sie eben nicht ein/beende ich sie eben. Ich seh das Problem nicht. Medien, die nicht anecken wollen, gibt es weiß Gott genug. Die Herren hier nehmen das zum Glück in Kauf.
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screamingblood
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Re: Wortreich: Games und die Freiheit

Beitrag von screamingblood »

Da muss ich auch mal klar sagen: Ich höre die Jungs - sagte schon jemand, dass ihr echt noch eine weibliche Verstärkung braucht? :-D - gerade, WEIL sie keine Angst haben, anzuecken, und ich hier eben nicht den x-ten Produkttest oder die x-te ach so objektive und unpersönliche Rezension bekomme, sondern Menschen mit klaren Meinungen und Haltungen, mit denen ich mich identifizieren oder eben auch anecken kann. Das führt aber im einen wie anderen Fall auch dazu, dass ich mein eigenes Weltbild, meinen eigenen Horizont hinterfragen muss und eben nicht nur leicht verdaulichen Einheitsbrei bekomme, sondern immer wieder was an Hirnfutter zum kauen. Nimm mir das bitte nicht weg mit so einer Forderung. :)
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Peter
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Re: Wortreich: Games und die Freiheit

Beitrag von Peter »

Dem kann ich mich nur anschließen, screamingblood.

Wer so etwas nicht möchte, für den gibt es nun wirklich mehr als genügend Alternativen.
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Sebastian Solidwork
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Re: Wortreich: Games und die Freiheit

Beitrag von Sebastian Solidwork »

Wolfgang Walk hat geschrieben:
Sebastian Solidwork hat geschrieben: @Wolfgang: Könntest du hierzu eine Informationsquelle referenzieren?
Man lese das Buch von Liane Bednarz: "Gefährliche Bürger".

Und der Begriff ist nicht "kommunale Freiheit" (das wäre die der Kommunen gegenüber bspw. den Ländern), sondern "kommunalistische Freiheit".
Vielen Dank für die Literaturreferenz und die Korrektur.
Wie wäre es das Buch im Artikel zu referenzieren? Ich könnte nicht der einzige sein, der sich fragt woher der Begriff kommt.

Ich bin echt gespannt wie das in Teil 2 mit den Games aufgelöst wird. Ich bin keine Anhänger von Gut gegen Böse, Wir gegen Die, Links gegen Rechts (mal davon abgesehen, dass es leider auch auf linker Seite genügend ausdrucksschwache und zuschlagkräftige Personen gibt). Am Ende sind es für mich Ungleichgewichte in der Verteilung des ökonomischen Reichtums. bzw die Furcht davor. Und kommunalisitische Freiheit verstehe ich letztlich als Besitzstandswahrung.
Mit, paraphrasiert, "Ihr seit scheiße, erkennt das mal!" kommt man selten weiter. Aber ich glaube das wirst du auch nicht schreiben.
Ich bin echt auf die Beziehung zu Games gespannt. (Vielleicht das in und mit Ihnen diskutiert wird wie sich unsere Gesellschaft entwickelt und was für Freiheiten wie akzeptieren?)

Ich habe auch den Eindruck das es eine gute Form der individuellen Freiheit und eine pervertierte. Die pervertierte ist die nach Ayn Rand.
Könnte es sowas auch bei der kommunalistischen geben? Die pervertierte sagt, dass sich eine Gruppe über alle anderen setzten darf.
Die "normale", dass ich mich innerhalb meiner Gruppe dieser, in gewissem Maße, unterwerfe. Aber alle Gruppen nebeneinander gleich(berechtigt) sind.
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drgonzo
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Re: Wortreich: Games und die Freiheit

Beitrag von drgonzo »

Weizegger hat geschrieben:Es gab vor der NS-Zeit sehr viele Deutsche die nicht wussten dass sie Juden waren oder ihre Nachbarn. Das hat erst Hitler ihnen klargemacht.
Es mag jetzt an meiner politischen Prägung liegen, dass die Formulierung bei mir aneckt; aber vielleicht möchtest du das weiter konkretisieren oder anders formulieren.
Stuttgarter
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Re: Wortreich: Games und die Freiheit

Beitrag von Stuttgarter »

drgonzo hat geschrieben:
Weizegger hat geschrieben:Es gab vor der NS-Zeit sehr viele Deutsche die nicht wussten dass sie Juden waren oder ihre Nachbarn. Das hat erst Hitler ihnen klargemacht.
Es mag jetzt an meiner politischen Prägung liegen, dass die Formulierung bei mir aneckt; aber vielleicht möchtest du das weiter konkretisieren oder anders formulieren.
Ich vermute (!) wohlwollend, dass Weizegger meint, dass vor der NS-Zeit im alltäglichen Leben für viele keine Rolle gespielt hat, ob sie selbst oder ihre Nachbarn jüdische Wurzeln hatten. Zwar gab es schon lange einen starken gesellschaftlichen allgemeinen Antisemitismus - der sich aber kaum konkret ausgewirkt hat. Erst durch Judensterne, "Kauft nicht bei Juden!", Ariernachweis, Reichspogromnacht etc. ist das tatsächlich konkret ins Bewusstsein gerückt.
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Took
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Re: Wortreich: Games und die Freiheit

Beitrag von Took »

Weizegger hat geschrieben:Es gab vor der NS-Zeit sehr viele Deutsche die nicht wussten dass sie Juden waren oder ihre Nachbarn. Das hat erst Hitler ihnen klargemacht. Ich meine damit, das erst die Entindividualisierung von Menschen es erst ermöglich Menschen zu hassen .
*** Einschub vorweg ***
https://de.wikipedia.org/wiki/Godwin%E2%80%99s_law

Godwin’s law (englisch für ‚Godwins Gesetz‘) ist ein Begriff aus der Internetkultur, der von dem Rechtsanwalt und Sachbuchautor Mike Godwin 1990 geprägt wurde. Es besagt, dass im Verlaufe längerer Diskussionen, beispielsweise in Usenet-Newsgroups, mit zunehmender Dauer die Wahrscheinlichkeit, dass jemand einen Nazi-Vergleich einbringt, sich dem Wert Eins annähert.

*** Einschub vorbei ***

Ich finde dein Vergleich hinkt und ich stelle mal in Zweifel, dass sich Menschen nicht darüber im Klaren waren, welcher Religion sie angehören. Die Aussage "Das hat erst Hitler ihnen klargemacht." hat für mich zudem ein leichtes Geschmäckle... Vielleicht kannst du das anders formulieren, aber ich als linke Socke werde da schnell getriggert.
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derFuchsi
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Re: Wortreich: Games und die Freiheit

Beitrag von derFuchsi »

Das mit der kommunalistischen Freiheit habe ich noch nie zuvor gehört. Klingt einleuchtend was Wolfgang da erklärt und scheint die gegenwärtige gefühlt weiter zunehmende Spaltung der Gesellschaft gut zu erklären.
Muss ich erst mal sacken lassen bzw mich informieren was darunter genau zu verstehen ist. Konnte spontan auch nichts hilfreiches darüber finden.
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Stuttgarter
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Re: Wortreich: Games und die Freiheit

Beitrag von Stuttgarter »

Took hat geschrieben:
Ich finde dein Vergleich hinkt und ich stelle mal in Zweifel, dass sich Menschen nicht darüber im Klaren waren, welcher Religion sie angehören. Die Aussage "Das hat erst Hitler ihnen klargemacht." hat für mich zudem ein leichtes Geschmäckle... Vielleicht kannst du das anders formulieren, aber ich als linke Socke werde da schnell getriggert.
Beim Judentum ist das insofern etwas verzwickter, als es sich selbst teilweise übers "Blut" definiert ("Jude ist, wer eine jüdische Mutter hat") und von den Nazis übers "Blut" definiert wurde. Insofern geb ich Dir zwar recht - wer eine Religion praktiziert, weiß das auch. "Rassenideologisch" dürften aber wirklich einige erst durch "Ariernachweis" erfahren haben, dass unter ihren Vorfahren jüdische Menschen waren. (Was dann ja zu so charmanten Begriffen wie "Halbjude" etc. führte.)

Dass diese Ideologie menschenverachtend und abstoßend ist, muss ich wohl nicht extra dazuschreiben.
Wolfgang Walk
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Re: Wortreich: Games und die Freiheit

Beitrag von Wolfgang Walk »

Sebastian Solidwork hat geschrieben: Ich habe auch den Eindruck das es eine gute Form der individuellen Freiheit und eine pervertierte. Die pervertierte ist die nach Ayn Rand.
Könnte es sowas auch bei der kommunalistischen geben? Die pervertierte sagt, dass sich eine Gruppe über alle anderen setzten darf.
Die "normale", dass ich mich innerhalb meiner Gruppe dieser, in gewissem Maße, unterwerfe. Aber alle Gruppen nebeneinander gleich(berechtigt) sind.
Wenn alle Gruppen nebeneinander gleich sind oder sich so empfinden - warum grenze ich die Gruppe dann nach außen ab?

Das ergibt nur Sinn, wenn es gemeinsame Hobbies oder andere, freiwillig gewählte Eigenschaften sind. Bei Nationen, Religionen etc dient das "Andere" automatisch immer der Definition von "wir" gegen "die", was bei freiwilligen Merkmalen oft albern ist: "Wir, die Karnickelzüchter, gegen die Briefmarkensammler" scheitert als Definition schon daran, dass sich diese Gruppen leicht überschneiden können. Das ist bei Nationen und Großreligionen eher nicht der Fall, und wenn doch, dann beunruhigt das die Kommunalisten in erheblichem Ausmaß, wie die Diskussion um die doppelte Staatsbürgerschaft zeigt.

Das kommunalistische Prinzip ist ein ausschließendes. Ohne den Ausschluss eines "Anderen" funktioniert es nicht. Die Idee, dass das Ganze als gleichberechtigt nebeneinander existierende Gruppen funktionieren könnte, behaupten die Identitären zwar. Aber schon ihre eigene Rhetorik, die dem Islam die Eigenschaft einer Religion abspricht, verrät sie ja. Was als gleichberechtigte Gruppe neben meiner existiert, das unterliegt nämlich im Zweifel der Willkür der Tagespolitik. Genau DAS ist die Lehre der europäischen Politik vor 1939: Belgien akzeptieren wier natürlich als gleichberechtigt, aber nur solange, wie es nicht zwischen uns und Frankreich gerät ...

Die individualistische Freiheit hat einen ganz erheblichen Vorteil: Einen klar definierten und einklagbaren Rechtekanon, der unveräußerlich für jedes Individuum gilt. Den zu definieren dürfte bei Großgruppen wesentlich schwieriger werden - und ist nach einem vernichtenden Feldzug auch das Papier nicht mehr wert, auf dem es steht. Wie soll das sanktioniert werden? Wer verklagt den Gewinner eines Krieges?

Das heißt nicht, dass diese Freiheit ohne Verantwortung für das Ganze ist, wie es Ayn Rand sah.

Aber mein Teil zwei dreht sich tatsächlich überhaupt nicht mehr um die gesellschaftliche Frage. Er dreht sich nur noch um Games.
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LePuedel
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Re: Wortreich: Games und die Freiheit

Beitrag von LePuedel »

Weizegger hat geschrieben:Vieleicht hätte ich spezifischer schreiben sollen : "Lasst EURE politische Meinung aus den Podcasts raus" .
Aber auch das funktioniert ja nicht. Wenn ich etwas rezipieren möchte, so muss ich ihm ein Wert entgegenhalten, dass Werk daran messen. Dieser Wert und sei es ein Ideal, ist aber im sich selbst auch wieder politisch und subjektiv. Normen und Werte entspringen eben auch dem Zeitgeist. Es gibt zwar eine objektive Wahrheit, aber die Wahrnehmung dieser ist subjektiv geprägt. Ein Wertesystem wäre zudem dann noch die Wahrheit, auf die wir uns gerade eben geeinigt haben. Morgen mag das schon anders aussehen (s. G. Orwell - 1984).
Kurz bei der Bewertung eines Werkes, muss ich auch mein eigenes politisches Wertesystem erklären, da mir sonst jede Vergleichsgrundlage fehlt.
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Jochen Gebauer - Auf ein Bier Podcast | 29 Mai 2016
Wolfgang Walk
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Re: Wortreich: Games und die Freiheit

Beitrag von Wolfgang Walk »

LePuedel hat geschrieben: Kurz bei der Bewertung eines Werkes, muss ich auch mein eigenes politisches Wertesystem erklären, da mir sonst jede Vergleichsgrundlage fehlt.
DAS hier ist der entscheidende Satz. Ohne Meinung keine Bewertung, ohne Bewertung keine Kritik.

Es beginnt ja schon damit, dass ich bei jedem nicht-trivialen Thema erst einmal klar machen sollte, was meine Kriterien überhaupt sind. Und auch die unterliegen ja schon meiner persönlichen Gewichtung: was mir wichtig ist, kann für andere bei der Bewertung desselben Themas unwichtig sein. Wie soll das also gehen: die eigene Meinung draußen zu lassen.

Das geht eigentlich nur bei trivialen Themen. Alle anderen sind zu komplex, um alle EInflussfaktoren zu erfassen. Die Kolumnen haben mit 20-25 Minuten genau die richtige Länge, um (zumeist) nichts für mich noch Wichtiges bei der Beurteilung weglassen zu müssen. Aber weggelassen wird immer. Und schon da beginnt halt die Meinung.
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Maxi
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Re: Wortreich: Games und die Freiheit

Beitrag von Maxi »

Weil es ja in dem Beitrag anklang und ich die Ausführungen im Podcast durchaus interessant fand, hier mal ein hervorragendes Interview von Mike Wallace mit Ayn Rand.
Ich finde dort kommen einige ihrer Grundpfeiler, schön auf den Punkt gebracht, zur Sprache und auch durchaus kritisch hinterfragt. Im Podcast ist es mir etwas zu kurz gekommen, dass ein persönlicher Altruismus ja nicht unbedingt als Nachteil bewertet wird - sondern vielmehr als positives Ergebnis des persönlichen Nutzens, welchen man in diesem Akt des Altruismus sieht. Gedanklich kommt man da wohl einfach aus einer anderen Richtung, aber oft kann man sich einem persönlichen Empfinden, oder einer persönliche Befriedigung aus diesen Verhaltensweisen ja nicht entziehen.

Und eine Frage: Im Podcast habe ich es so verstanden, als dass die Aufgabe von Teilen der individuellen Freiheit, im Rahmen der größeren Sache, also der staatlich geordneten Gesellschaft auch als Erleichterung wahrgenommen werden kann. Hieße das im Umkehrschluss nicht, dass hier freiheitlich die eigene Bestimmungsfähigkeit in Teilen bewusst abgegeben wird, nur um erleichtert zu sein und sich damit einfach nicht mehr beschäftigen zu müssen? Polemisch gefragt, ist dies nicht feige?

Weizegger hat geschrieben:Vieleicht hätte ich spezifischer schreiben sollen : "Lasst EURE politische Meinung aus den Podcasts raus" .
Naja, dies ist ja ausdrücklich eine Kolumne. Diese lebt ja von persönlicher Reflexion. Insofern kann ich das nur begrüßen, wobei ich dir beispielsweise bei puren News-Formaten etc. tendenziell zustimmen würde.
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