Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

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Freitag
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Freitag »

Peninsula hat geschrieben:
Terranigma hat geschrieben:"Gibt es hier jemanden, der die Darstellung der Kumanen in KC:D problematisch findet? Falls ja, warum?" Und mein Eindruck bisher ist, dass eigentlich niemand so recht diese Position einnehmen möchte.
Hust:
Fährmann hat geschrieben:Und hier fällt tatsächlich auf, dass die Landschaft, die Rüstungen, die Kleidung, die Häuser, usw. recht akribisch recherchiert wurden, im Gegensatz dazu aber die Kiptschak problematisch verkürzt und ein merkwürdiges Genderbild übernommen wurden. [...]
[...]
Finde ich überzeugend am konkreten Beispiel KC:D dargelegt. Ebenso konkrete Gegenargumente vermisse ich allerdings - da wird dann in der Tat eher eine Grundsatzdiskussion geführt.
Einen Teil rausgekürzt, weil es mir konkret um die Kumanen geht. Das obige ist erstmal nur eine Behauptung, kein Argument. Mir waren die Kumanen vorher - wie wahrscheinlich den allermeisten hier - unbekannt. Was mir das Spiel bisher zu ihnen gesagt hat: vor den Mongolen geflohen, von König Sigismund als Söldner angeheuert, plündern, um den kargen Sold auszugleichen. Kurz Google bemüht: Die Kumanen waren 1403 bereits zum Christentum konvertiert. Ehrlich interessierte Frage: Wo ist da die problematische Verkürzung zur Geschichte?

Solange man nicht argumentativ darlegt, worin genau die Problematik liegen soll, dass die Kumanen einen Teil der "Bösen" in Kingdom Come darstellen, wäre ich vorsichtig, das Spiel als xenophob, rassistisch o.ä. zu bezeichnen. Falls ich es überlesen haben sollte: mea culpa.

Noch eine Anmerkung zum Schluss: Im Spiel erzählen Dorfbewohner immer wieder abstruse Schauergeschichten über die Kumanen, die vom Protagonisten als genau das abgetan werden. Für eine Nebenmission muss man sich als Kumane verkleiden und ihre Rüstung besorgen. Weil das - laut Questgeber - alleine aber nicht furchteinflößend aussehe, müssen noch Tierfelle und -zähne dran. Kam bei mir so an, als ob der Entwickler bewusst mit der Xenophie spielt und auf die Schippe nimmt.
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MrWayne
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von MrWayne »

Peninsula hat geschrieben:
Terranigma hat geschrieben:"Gibt es hier jemanden, der die Darstellung der Kumanen in KC:D problematisch findet? Falls ja, warum?" Und mein Eindruck bisher ist, dass eigentlich niemand so recht diese Position einnehmen möchte.
Hust:
Fährmann hat geschrieben:Und hier fällt tatsächlich auf, dass die Landschaft, die Rüstungen, die Kleidung, die Häuser, usw. recht akribisch recherchiert wurden, im Gegensatz dazu aber die Kiptschak problematisch verkürzt und ein merkwürdiges Genderbild übernommen wurden. Die Rolle der ländlichen Frau im Mittelalter war hochkomplex und findet sich nicht mal ansatzweise in dem Spiel wieder (... mit dem Disclaimer, dass ich nicht 100% von Kingdom Come gesehen habe). Im Gegenteil: Dass Frauen dem Spielercharakter konstant signalisieren, was für ein cooler Dude er ist, sich anflirten lassen und ansonsten (im Gegensatz zu Männern) mit deutlich weniger Macht in der Gesellschaft abgebildet werden, ist ziemlich schräg.
Und:
Fährmann hat geschrieben:Die Schwierigkeit besteht bei KC:D darin, dass es bei Vavra mehr oder weniger offensichtliche Indizien gibt, dass er ein fremdenfeindliches, mögl. rassistisches und frauendiskriminierendes Weltbild hat. Wenn er dieses in ein Spiel überträgt, hat das für mich ne andere Qualität als die obigen Fälle. Dann fühlt es sich schmierig und wie Propaganda an. Und dass er (und die PR) anschließend fälschlicherweise behauptet, alles was in dem Spiel passiere, sei total historisch, macht das noch sehr viel unangenehmer.
Finde ich überzeugend am konkreten Beispiel KC:D dargelegt. Ebenso konkrete Gegenargumente vermisse ich allerdings - da wird dann in der Tat eher eine Grundsatzdiskussion geführt.
Es ist wohl ziemlich klar das sich der Entwickler mehr Mühe bei der Darstellung der Architektur und Landschaft Böhmens im 15. Jahrhunderts gegeben hat, als für die Geschlechterrollen und Rolle der Kumanen in jener Zeit.

Wenn man aber zur Bewertung dieses Fakts kommt muss man sich, wie ich finde, zwei Dinge vor Augen halten.
1. Es ist wahrscheinlich viel leichter die Architektur und Landschaft gut im Spiel abzubilden als so etwas wie die Geschlechterrolle, weil wie Fährmann selbst schreibt diese hoch komplex war und auch noch zu einem erheblichen Maße Einfluss auf die Geschichte nehmen würde.
2. Die Geschlechterrollen oder die Darstellung der Kumanen als Antagonisten in KC:D kann man nicht im Luftlehren Raum betrachten sondern muss sie mit der in anderen aktuellen Spielen vergleichen und für viele sticht KC:D wohl nicht besonders negativ aus der Masse hervor.

In der Grundsatzdiskussion muss ich Jochen und Terranigma zustimmen, man sollte den Rezipienten nicht wie ein Grundschulkind behandeln. Es würde den Kunstschaffenden doch sehr stark einschränken wenn man die ganze Last der Einordnung auf ihn abwälzt.
Als mündiger Konsument kann ich einer Gewalttätigen Film sehen ohne selbst zum Gewalttäter zu werden und nicht nur das, ich halte nicht viel von Gewalt in der realen Welt und finde es sehr wichtig das man immer eine friedvolle Lösung für Problem findet, gleichzeitig liebe ich aber martial arts filme.
Ich bin auch dagegen das man die Welt in Gut und Böse, schwarz und weiß einteilt, gleichzeitig liebe ich aber die Welt von LotR.
Dass ist in gewisser Weise paradox aber so sind Menschen halt.
monieu
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von monieu »

Jochen hat geschrieben:Aber was leitet sich daraus ab? Ein Verbot? Die Forderung, so etwas nicht mehr zu machen? Die Forderung, so etwas nicht zu kaufen? Die Forderung, so etwas kritisch zu bewerten, auch wenn es ein Rezensent im Einzelfall vielleicht anders interpretiert?

Diese klaffende Lücke in der Diskussion konnte man damals auch wunderbar bei Sarkeesian und Co. beobachten. Die einen sagten: Das muss man doch kritisieren dürfen/können. Und die anderen sagten: Warum soll man das kritisieren, get a life. Nun gehörte ich ja bekanntermaßen auch zu jenen, die sagten, selbstverständlich muss man das kritisieren dürfen. Aber diese Kritik existiert im Elfenbeinturm und um ihrer selbst willen (was übrigens nicht schlimm ist, ich mag Elfenbeintürme und akademische Diskussionen sehr). Jede daraus ableitbare konstruktive Forderung findet relativ schnell ihre Grenzen bei Grundwerten von Meinungs- und Kunstfreiheit.
Wenn man mal vom Verbot weggeht, ist man doch in dem Bereich, wo ohne in die Meinungs- und Kunstfreiheit einzugreifen, Forderungen an den Umgang mit problematisierten Inhalten gestellt werden können. Forderungen an die allgemeine Spielerschaft sowieso und auch an den Spielejournalismus. Journalistische Publikationen haben selbst Standards, denen sich auch der einzelne Kritiker unterwerfen muss. Dort könnte man durchaus fordern, dass diese Standards zum Beispiel um einen feministischen Blickwinkel auf Spiele ergänzt werden. Also das Problem sehe ich nicht bei dem fehlenden Raum für grundwerte-kompatible Forderungen, schon eher darin, dass man als Reaktion darauf im Elfenbeinturm eingeschlossen und der Schlüssel weggeworfen werden könnte.
MrWayne hat geschrieben:1. Es ist wahrscheinlich viel leichter die Architektur und Landschaft gut im Spiel abzubilden als so etwas wie die Geschlechterrolle, weil wie Fährmann selbst schreibt diese hoch komplex war und auch noch zu einem erheblichen Maße Einfluss auf die Geschichte nehmen würde.
Auch mit Blick auf den Anspruch der Abdeckung durch geschichtenwissenschaftliche Erkenntnisse. Ich könnte mir vorstellen, dass es zum Verhältnis der Geschlechter im Böhmen dieser Ära mit Fokus auf die Landbevölkerung nicht allzu viel gibt. Umso mehr zeigt sich hier vermutlich das Geschichtsbild einzelner Entwickler.
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Ricer
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Ricer »

Jochen hat geschrieben:Aber was leitet sich daraus ab? Ein Verbot? Die Forderung, so etwas nicht mehr zu machen? Die Forderung, so etwas nicht zu kaufen? Die Forderung, so etwas kritisch zu bewerten, auch wenn es ein Rezensent im Einzelfall vielleicht anders interpretiert?

Diese klaffende Lücke in der Diskussion konnte man damals auch wunderbar bei Sarkeesian und Co. beobachten. Die einen sagten: Das muss man doch kritisieren dürfen/können. Und die anderen sagten: Warum soll man das kritisieren, get a life. Nun gehörte ich ja bekanntermaßen auch zu jenen, die sagten, selbstverständlich muss man das kritisieren dürfen. Aber diese Kritik existiert im Elfenbeinturm und um ihrer selbst willen (was übrigens nicht schlimm ist, ich mag Elfenbeintürme und akademische Diskussionen sehr). Jede daraus ableitbare konstruktive Forderung findet relativ schnell ihre Grenzen bei Grundwerten von Meinungs- und Kunstfreiheit.
Es gibt das bekannte Marx-Zitat "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt drauf an sie zu verändern." Persönlich denke ich, dass die verschiedenen Interpretationen die Mittel sind, die Welt zu verbessern.

Daher an dieser Stelle ein Lob für eurer Angebot, das Forum und die reflektierten Sichtweisen. In Zusammenhang mit dieser Diskussion denke ich zum Beispiel an die Cuphead-Werschätzung zurück, in der es sich André nicht nehmen ließ, einen Einblick in die Geschichte des Trickfilms der 20er und 30er zu geben. Daraus leitete sich keine Forderung ab und die Info lieferte eine zusätzliche Perspektive im Hype um den Grafikstil.

Beste Grüße,
Ricer
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Terranigma
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Terranigma »

Jochen hat geschrieben:Diese klaffende Lücke in der Diskussion konnte man damals auch wunderbar bei Sarkeesian und Co. beobachten. Die einen sagten: Das muss man doch kritisieren dürfen/können. Und die anderen sagten: Warum soll man das kritisieren, get a life. Nun gehörte ich ja bekanntermaßen auch zu jenen, die sagten, selbstverständlich muss man das kritisieren dürfen. Aber diese Kritik existiert im Elfenbeinturm und um ihrer selbst willen (was übrigens nicht schlimm ist, ich mag Elfenbeintürme und akademische Diskussionen sehr). Jede daraus ableitbare konstruktive Forderung findet relativ schnell ihre Grenzen bei Grundwerten von Meinungs- und Kunstfreiheit.
Gefühlt würde ich dir zustimmen. Habe selbst Literaturwissenschaft studiert und es ist relativ schwer anderen - oder auch sich selbst - zu erklären, worin eigentlich der Erkenntnisgehalt am Ende liegt, und inwiefern die Erkenntnisse der Literaturwissenschaft das eigene Leben bereichert. Praktische Konsequenzen lassen sich daraus zumeist nicht ableiten, weil auch schon die Erkenntnisse selten über das Niveau von "Njoa, kann man so sehen" hinausgeht. Mittlerweile würde ich es aber doch etwas optimistischer sehen: Ihr diskutiert hier nicht im Elfenbeinturm, sondern habt eine Zuhörerschaft. Im Zusammenhang mit Lehrern lernte ich das schöne Wort "Multiplikator" kennen, d.h. ihr redet ja nicht abgeschlossen im Elfenbeinturm, sondern ihr bietet durch die Podcasts eure Perspektiven einem größeren Publikum an - und multipliziert damit eben eure Perspektiven.

In diesem Sinne liegt der Mehrwert von solchen Diskussionen wohl gar nicht einmal bei den Disskutanten. Die erfahren im Gespräch selten sonderlich Neues, und selbst wenn, folgt daraus wenig. Der Mehrwert liegt wohl darin, dass diese Diskussionen öffentlich geführt werden und man dadurch die Wahrnehmung von Außenstehenden beeinflusst. Und das wiederum kann deren Weltsicht und damit auch Verhalten sehr konkret beeinflussen. Dass z.B. aktuelle Hollywood-Produktionen einen diverseren Cast aufweisen ist ja nicht das Resultat von Erlässen, Verordnungen oder Gesetzen, sondern einer veränderten Wahrnehmung und eines Diskurses, der sich positiv in diese Richtung äußert, weil eben auch die Erwartungshaltungen auf Seiten der Rezipienten sich ändern.


Auch eurer Podcast bewegt sich ja innerhalb eines gesamtgesellschaftlichen Diskurses und prägt damit diesen Diskurs. Und dieser veränderte Diskurs hat was z.B. Race und Gender - nur als Beispiele! - angeht erkennbare Auswirkungen darauf, wie heutzutage Race und Gender z.B. in Filmen dargestellt werden. Würde es daher nicht als akademische Diskussion im Elfenbeinturm sehen - zumindest bestehen die Wände eures Elfenbeinturmes aus Glas und Außenstehende schauen und hören euch zu. ;)
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Puschkin
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Puschkin »

Ich bin zufällig darüber gestolpert:

https://www.mdr.de/damals/archiv/mauern ... en100.html" onclick="window.open(this.href);return false;


"
100 "Schwarze" – wie die Roma in Tschechien genannt werden - auf der einen Seite der Matiční-Straße, 35 "weiße" Tschechen auf der anderen Seite, die sich von den Müllbergen, dem Gestank und dem Lärm der Roma belästigt fühlten."



"Schwarze" ist in Tschechien scheinbar ein Schimpfwort für Roma.


Leider ist da im deutschsprachigen Netz wenig zufinden, aber das stellt Vavras Unwissenheit über den Begriff 'People of Color' in ein etwas anderes Licht.
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monieu
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von monieu »

Puschkin hat geschrieben:"Schwarze" ist in Tschechien scheinbar ein Schimpfwort für Roma.


Leider ist da im deutschsprachigen Netz wenig zufinden, aber das stellt Vavras Unwissenheit über den Begriff 'People of Color' in ein etwas anderes Licht.
Weil er auf Basis einer Verunglimpfung Roma als people of color hätte einordnen müssen? Ich glaube sie werden tatsächlich in die Gruppe gezählt, aber ich denke eher wegen ihrer Erfahrung von Diskriminierung anstatt als Nichtweiße (oder galten sie als weniger "weiß" als europäische Volksgruppen im Mittelmeerraum?). Roma sind seit Jahrhunderten eine europäische Minderheit.
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Lurtz
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Lurtz »

Bei Gamestar Plus gibt es nun einen ausführlichen Report, in dem Historiker das Spiel analysieren.

Eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse gibt es hier:
https://www.gamestar.de/artikel/kingdom ... 28370.html
Children are dying.
That's a succinct summary of humankind, I'd say. Who needs tomes and volumes of history? Children are dying. The injustices of the world hide in those three words.
meisterlampe1989

Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von meisterlampe1989 »

Ich nehme noch Wetten an, wann da die Kommentare gesperrt werden müssen....
monieu
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von monieu »

Der Zusammenfassung folgend wüßte ich eigentlich nicht wieso, da ist doch für beide Seiten etwas drin. :D
meisterlampe1989

Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von meisterlampe1989 »

Vor 20 Minuten gab es schon die erste Warnung eines Redakteurs sich jetzt zu benehmen, weil sonst der Kommentarbereich dicht gemacht wird. Klick dich mal durch die Kommentare unter dem Artikel. Das ist reinste Unterhaltung, aber auch ein wenig traurig :roll:
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DexterKane
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Registriert: 16. Dez 2016, 11:26

Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von DexterKane »

uiuiui, und ich wollte HIER schon nichts mehr zu dem Thema schreiben, weil mir der Ton zu kontraproduktiv wurde, aber da werden ja von beiden Seiten direkt schwerste Geschütze aufgefahren.

Und das sind nur die nicht gelöschten Kommentare.
Relax, it's North-Korea. The nation state equivalent of the short-bus. - Sterling Archer
meisterlampe1989

Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von meisterlampe1989 »

Wir hatten ja schon oft Diskussionen hier im Forum, wie sehr sich so ein Verhalten auf alle "Gamer" übertragen lässt; ob es nur eine laute und kleine Gruppe ist oder ob "Gamer" halt einfach so sind. Aber mir fällt immer wieder auf: Desto größer die Reichweite ist, desto schneller läuft es aus dem Ruder. Ich bin nur noch selten auf der Gamestar, aber ich mache mir immer wieder einen Spaß daraus auf Artikel zu klicken und vorher zu erraten, ob die Kommentare dicht sind. Und ich liege meistens richtig.

Gestern im Livestream zum DCP ist es ja auch übelst eskaliert. Es wurden u.A. Frauen auf der Bühne als "fette SJW Lesben" beschimpft.
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Terranigma
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Terranigma »

meisterlampe1989 hat geschrieben: 11. Apr 2018, 17:58Desto größer die Reichweite ist, desto schneller läuft es aus dem Ruder.
Das zum einen. Allerdings ist das auch ein Ausdruck mangelnder Moderation. Ich hatte mal die Ehre die Jowood-Foren zu moderieren - ach, damals ... - und wurde nicht müde Sperren und Bans auszusprechen. Ich halte Menschen für intelligent, sodass sich jemand übelst im Ton vergreift, ich nicht von einem Ausrutscher auf der Maus ausgehe, sondern das als Vorsatz interpretiere. Dann wiederum kann die Gamestar auch nicht Mitarbeiter extra dafür abstellen, dass die wie Kindergärtner den Kommentarbereich behüten und schauen, dass die Kinder sich nicht gegenseitig mit Scheiße bewerfen. Selbst solche großen Portale wie SPON oder die Tagesschau scheitern daran, einen zivilisierten Umgang im Kommentarbereich zu gewährleisten.

Als steile These würde ich mal sagen: die Welt wäre kein schlechterer Ort, würde man die Kommentarbereiche auf den Hauptseiten komplett schließen und die Diskussionen in die Foren verlagern. Da ist der Umgangston im Vergleich besser.


Zum eigentlichen Thema scheint das Fazit wohl zu sein: Much ado about nothing. Die Darstellung der Kumanen kann man so und so sehen, die Darstellung der Frau orientiert sich an gängigen Klischees und sonst ... nja. Die Vorwürfe im Voraus haben sich nicht bestätigt.
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ganga
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von ganga »

Ich glaube es wurde hier nicht gepostet, oder ich habe es verpasst, aber ich bin gerade über den Youtube Kanal von Steinwallen gestolpert, den es anscheinend auch auf Patreon gibt. Der macht Videos rund um das Thema Geschichte und Videospiele und ist die Originalstandorte von KCD gereist und hat dazu ein paar Vergelichsvideos gemacht, vielleicht ja für den ein oder anderen interessant:

Rattay
Talmberg & Sasau

Vielleicht auch mal jemand als Gast für das neue Geschichtsformat, wenn er ja auch Videos und keine Podcasts produziert.
Miilan
Beiträge: 8
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Miilan »

Asphyx hat geschrieben: 27. Jan 2018, 13:44
Miilan hat geschrieben:Seltsame Meinungen wurden in dem Podcast vertreten.

Rassismus ist nur möglich, wenn da Macht mit im Spiel ist, weil die Weißen „in der Hackordnung“ weiter oben sind?

Ich bin weiß und wurde von Schwarzen in den USA als Nazi (weil ich Deutscher bin) beschimpft, angespuckt und massiv beleidigt. Die kannten mich gar nicht!

Das ist dann kein Rassismus? Was soll das denn?

Kann mir das jemand mal erklären?
Junge, Junge... Wo warst Du denn? Ich will Deine Geschichte nicht anzweifeln, aber ich selbst war schon x-mal in den Staaten, von Ost bis West, und auch über längere Zeiträume, und wurde absolut überall freundlich aufgenommen. Was natürlich nichts heißt, Asis gibt es schließlich überall. Vielleicht liegt es auch am historischen Unwissen mancher Amis. Ich bin Österreicher, und das waren Hitler und etliche andere Nazigrößen ja auch, die Frage ist bloß, ob der Durchschnittsamerikaner das weiß...
Ich war dort ein Jahr und war auf mehreren High-Schools. In der ersten war ich der einzige(!) Weiße im Schulbus und sah mich einigen Anfeindungen ausgesetzt. Aufgrund der vielen adrigen und Gewaltdelikte sowie einer Massenschlagerei bei einem Footballspiel der High-School Mannschaft und einen angekündigten School-Shooting in der „alle Weißen abgeknallt“ werden und der daraufhin von der Polizei bewachten Schule, sind wir umgezogen.
Das was in Cincinnati, OH, High-School war Mount Healthy oder so ähnlich.
Miilan
Beiträge: 8
Registriert: 7. Jun 2017, 20:21

Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Miilan »

Asphyx hat geschrieben: 27. Jan 2018, 13:44
Miilan hat geschrieben:Seltsame Meinungen wurden in dem Podcast vertreten.

Rassismus ist nur möglich, wenn da Macht mit im Spiel ist, weil die Weißen „in der Hackordnung“ weiter oben sind?

Ich bin weiß und wurde von Schwarzen in den USA als Nazi (weil ich Deutscher bin) beschimpft, angespuckt und massiv beleidigt. Die kannten mich gar nicht!

Das ist dann kein Rassismus? Was soll das denn?

Kann mir das jemand mal erklären?
Junge, Junge... Wo warst Du denn? Ich will Deine Geschichte nicht anzweifeln, aber ich selbst war schon x-mal in den Staaten, von Ost bis West, und auch über längere Zeiträume, und wurde absolut überall freundlich aufgenommen. Was natürlich nichts heißt, Asis gibt es schließlich überall. Vielleicht liegt es auch am historischen Unwissen mancher Amis. Ich bin Österreicher, und das waren Hitler und etliche andere Nazigrößen ja auch, die Frage ist bloß, ob der Durchschnittsamerikaner das weiß...
Die High School gehört zu den schlechtesten in Ohio.
Siehe:
https://www.schooldigger.com/go/OH/scho ... chool.aspx

Platz 683 von 850. 15% Weiße, 85% Schwarze
Jochen B.
Beiträge: 142
Registriert: 21. Mär 2017, 12:11

Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Jochen B. »

Rudolf Inderst hat bei Language at Play die "essayistisch gekürzte Version eines Forschungsartikels" veröffentlicht:

Die Presse-Debatte um das Mittelalter-Rollenspiel Kingdom Come: Deliverance

Zwar geht Inderst in seinem Artikel auf Kingdom-Come-Besprechungen in Print, Radio und Internet ein, aber Games-Podcasts berücksichtigt er bei seiner Presseauswertung offenbar nicht. Das hat mich etwas überrascht. Allein bei The Pod wurde Kingdom Come: Deliverance ja in mindestens 4 Formaten besprochen: Wertschätzung, The Panel , Touchscreen und Auf ein Bier. Und auch andere Podcasts haben das Spiel (und die Kontroverse um das Spiel) ausfühlich besprochen. Da gibt es also sicherlich Audio-Material, das man in einer Forschungsarbeit ebenfalls berücksichtigen und auswerten könnte.
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Gonas
Beiträge: 1520
Registriert: 2. Okt 2016, 14:47

Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Gonas »

Jochen B. hat geschrieben: 14. Aug 2020, 12:25 Da gibt es also sicherlich Audio-Material, das man in einer Forschungsarbeit ebenfalls berücksichtigen und auswerten könnte.
Audio ist halt wirklich schwer auszuwerten, vor allem wenn es auch noch um lange Podcasts geht.

Aber Radio zu berücksichtigen und Podcasts nicht ist tatsächlich etwas komisch.
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DickHorner
Beiträge: 958
Registriert: 30. Aug 2018, 10:26

Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von DickHorner »

Möglicherweise hat er ja keinen Zugriff auf Inhalte hinter der Bezahlschranke? Nur mal so als ganz steile These in den Raum geworfen...
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