Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild
Verfasst: 1. Feb 2018, 10:07
Hat es wer vorbestellt? Oder jemand einen günstigeren Anbieter als Steam?
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<<<<<Backer.NDA hat geschrieben:Hat es wer vorbestellt? Oder jemand einen günstigeren Anbieter als Steam?
Kulissenberatung.OCD hat geschrieben:Bei The Verge gibt es einen Artikel über Joanna Nowak, die Historikerin bei KC: D.
https://www.theverge.com/2018/2/2/16964 ... s4-xbox-pc" onclick="window.open(this.href);return false;
Um diesen Punkt noch einmal zu konkretisieren: Wenn man eine aufwändige Vorberichterstattung zu einem Spiel macht, weil dieses Spiel und seine Hintergründe viele Leser interessieren, dann gehört es schlicht zur journalistischen Sorgfaltspflicht, solche Aspekte ebenfalls zu beleuchten - und zwar nicht im Sinne einer Vorverurteilung, sondern als notwendige Informationsleistung, damit der Leser sämtliche möglicherweise (!) relevanten Hintergründe kennt - und nicht nur die von der PR verbreiteten. Vavras Überzeugungen z.B. zu Gamergate oder dem Geschichtsbild von Kingdom Come waren ja eben keine Privatmeinungen, sondern wurden von ihm dezidiert in die Öffentlichkeit getragen (etwa mit dem Interview bei Breitbart). Wenn der Hersteller über Jahre hinweg mit historischer Authentizität wirbt und das in meiner Berichterstattung ebenfalls ständig zu lesen ist, es aber offensichtlich eine öffentliche Debatte über die Korrektheit dieser Behauptung gibt, in deren Kontext der Chefentwickler etliche Interviews gibt, und ich diese Debatte geflissentlich ignoriere - dann mache ich meinen Job nicht richtig.kami hat geschrieben:Hier kann ich übrigens auch Jochens Verständnis für diese Kritik nicht teilen, nichts, was das Blogposting glaubt "enthüllt" zu haben, ist zu diesem Zeitpunkt irgendwie relevant für Previews zu diesem Spiel. Falls das Spiel doch auffällig geschichtsrevisionistische Züge tragen sollte, dann und nur dann ist es angemessen, sich vielleicht mit den Anschauungen des Entwicklers auseinander zu setzen
Es erscheint mir etwas dubios, diese Recherche zur Person des Entwicklers ausgerechnet hier zu erwarten oder gar zu fordern. Ich lese seit Anfang der 90er Jahre Spielezeitschriften und kann mich nicht erinnern, je in einem Preview explizit Infos zu den politischen Präferenzen oder Positionen der Entwickler gelesen zu haben. Am nächsten kommt da vielleicht noch die Person von Microprose-Chef Bill Stealey, der sich halt auch bei offiziellen Veranstaltungen gerne als Militär-Fetischist inszenierte, aber von solch einer Selbstdarstellung ist Vavras ja nun weit entfernt, seine Positionen befinden sich zudem auch einigermaßen im Mainstream (man muss sich ja nur mal die Kommentare unter den entsprechenden GameStar-Artikeln durchlesen).Jochen hat geschrieben:Um diesen Punkt noch einmal zu konkretisieren: Wenn man eine aufwändige Vorberichterstattung zu einem Spiel macht, weil dieses Spiel und seine Hintergründe viele Leser interessieren, dann gehört es schlicht zur journalistischen Sorgfaltspflicht, solche Aspekte ebenfalls zu beleuchten - und zwar nicht im Sinne einer Vorverurteilung, sondern als notwendige Informationsleistung, damit der Leser sämtliche möglicherweise (!) relevanten Hintergründe kennt - und nicht nur die von der PR verbreiteten. Vavras Überzeugungen z.B. zu Gamergate oder dem Geschichtsbild von Kingdom Come waren ja eben keine Privatmeinungen, sondern wurden von ihm dezidiert in die Öffentlichkeit getragen (etwa mit dem Interview bei Breitbart). Wenn der Hersteller über Jahre hinweg mit historischer Authentizität wirbt und das in meiner Berichterstattung ebenfalls ständig zu lesen ist, es aber offensichtlich eine öffentliche Debatte über die Korrektheit dieser Behauptung gibt, in deren Kontext der Chefentwickler etliche Interviews gibt, und ich diese Debatte geflissentlich ignoriere - dann mache ich meinen Job nicht richtig.
Nur weil bisher zu wenig hinterfragt wurde, heißt das ja nicht, dass es so weitergehen muss und sich nicht verbessern kann. Und ist ja hier nicht anlasslos passiert. Vavra hat sich in der Öffentlichkeit präsentiert, also warum sollte es jetzt anrüchig sein, wenn die Öffentlichkeit (wozu Journalisten auch gehören) mal nachbohren, was hinter T-Shirts und Aussagen steht?kami hat geschrieben: Es erscheint mir etwas dubios, diese Recherche zur Person des Entwicklers ausgerechnet hier zu erwarten oder gar zu fordern. Ich lese seit Anfang der 90er Jahre Spielezeitschriften und kann mich nicht erinnern, je in einem Preview explizit Infos zu den politischen Präferenzen oder Positionen der Entwickler gelesen zu haben. Am nächsten kommt da vielleicht noch die Person von Microprose-Chef Bill Stealey, der sich halt auch bei offiziellen Veranstaltungen gerne als Militär-Fetischist inszenierte, aber von solch einer Selbstdarstellung ist Vavras ja nun weit entfernt, seine Positionen befinden sich zudem auch einigermaßen im Mainstream (man muss sich ja nur mal die Kommentare unter den entsprechenden GameStar-Artikeln durchlesen).
Die Spekulationen in Vorabberichten sollten hingegen fundiert sein. In der Überschrift etwas von "bedenklicher Schieflage" dieses Spieles zu fabulieren ohne das dann im Artikel auch nur einmal am Spiel selbst festmachen zu können, ist aber eben keine fundierte Annahme, sondern - immerhin auch von dir festgestellt - eine Vorverurteilung auf ad hominem-Basis. Wäre der Blogbeitrag nicht in solch reißerischer, selbstgerechter und undifferenzierter Manier geschrieben sondern in Form eines Nachfragens formuliert, könnte (könnte, nicht "müsste") man die strittigen Punkte übrigens durchaus diskutieren, der Ton versaut in diesem Fall jedoch vollständig die Musik. Ich finde es schade, dass die GameStar diesen Beitrag überhaupt mit Aufmerksamkeit geadelt hat, auch wenn es den Klickzahlen sicher nicht geschadet hat.
Das ist keineswegs anrüchig, kann man durchaus machen. Es bei diesem Spiel als Notwendigkeit zu fordern, ist aber etwas anderes, und nur darum ging es mir. Hier wurde kein Skandal von den großen Spielemedien verschwiegen, sondern die persönlichen Hintergründe eines Entwicklers mit der gleichen geringen Aufmerksamkeit gestreift, wie bei jedem anderen Entwickler auch.Decius hat geschrieben:Nur weil bisher zu wenig hinterfragt wurde, heißt das ja nicht, dass es so weitergehen muss und sich nicht verbessern kann. Und ist ja hier nicht anlasslos passiert. Vavra hat sich in der Öffentlichkeit präsentiert, also warum sollte es jetzt anrüchig sein, wenn die Öffentlichkeit (wozu Journalisten auch gehören) mal nachbohren, was hinter T-Shirts und Aussagen steht?
Eine Behauptung im Titel aufzustellen, die später nicht belegt werden kann, ist mit "reißerisch" noch sehr wohlwollend beschrieben. Wer auf fundierte Informationen hofft, die tatsächlich ein Bild von KCD als geschichtsrevisionistisches Spiel zeichnen, hofft vergebens. Der Autor hat sich bewusst dafür entschieden, seinen Beitrag nicht als Kritik am Entwickler zu kennzeichnen, sondern als Kritik an einem zu diesem Zeitpunkt unveröffentlichten Spiel, über dessen Inhalt er allem Anschein nach auch nur oberflächlich informiert war.Nein, du empfindest ihn eventuell als " reißerisch, selbstgerecht und undifferenziert". Dein Empfinden ist aber keine Tatsache, die den (durchaus kritisierenswerten) Artikel "reißerisch, selbstgerecht und undifferenziert". macht. GS hat darüber berichtet, weil ungefähr die gesamte Spielepresse darüber berichtet hat, und GS (nicht zu unrecht meiner Meinung nach) darin auch kritisiert wurde.
Ob ich über das Skillsystem, die technische Umsetzung oder die Entwicklung einer Handlung spekuliere - d.h. ausgehend von Informationen weitere Überlegungen anstelle - scheint sich mir maßgeblich davon zu unterscheiden, ein Spiel spekulativ mit Worten wie "rassistisch", "rechstextremistisch", usw. in einen Zusammenhang zu bringen. Ersteres kann sich am Ende als falsch herausstellen, letzteres ist aber rufschädigend ab dem Zeitpunkt, wo man diese Spekulation in den Raum stellt, ganz unabhängig davon, ob die Spekulation sich am Ende als berechtigt oder unberechtigt herausstellt.Jochen hat geschrieben:Preview-Berichterstattung ist immer Spekulation. Wenn die Maxime lautet "wir spekulieren keine Dinge in Spiele rein, die wir nicht abschließend beurteilen können", dann muss man ehrlicherweise die Previews lassen.
Und dann gibt es diejenigen, die Strohmann-Argumente aufmachen und anderen Sachen in den Mund legen, die diese nie gesagt haben. Habe hier nicht einmal die Forderung gelesen, dass die Spielepresse sich "gar nicht so mit Hintergründen beschäftigen soll".Stuttgarter hat geschrieben:Gleichzeitig stellen sich hier welche hin, die die - berechtigte - Kritik an dem Blogeintrag nutzen, gleich zu fordern, dass die Spielepresse sich, wie bisher doch auch, gar nicht mit so Hintergründen beschäftigen soll. Ich erkenne da eine gewisse Ironie.
Noch einmal: Es geht nicht um die private politische Meinung eines Entwicklers, sondern um eine öffentlich geführte Diskussion über das (vermeintlich) kolportierte Geschichtsbild des Spiels. Diese Diskussion fand nachweislich statt, war kontrovers und wurde durch einen der verantwortlichen Entwickler maßgeblich mitgestaltet - schon mehrere Jahre vor diesem Blogeintrag. Die Information über die Existenz der Debatte würde ich als Leser von einer umfangreichen Vorberichterstattung erwarten. Wenn mich diese Diskussion nicht interessiert, kann ich sie ignorieren. Wenn sie mich interessiert, kann ich mir anhand der Information über ihre Existenz bei Bedarf weiterführende Informationen beschaffen.kami hat geschrieben:Es erscheint mir etwas dubios, diese Recherche zur Person des Entwicklers ausgerechnet hier zu erwarten oder gar zu fordern
Moment. Ich habe nie gesagt, dass ich diese konkrete Form der Auseinandersetzung mit dem Thema fordere. Im Gegenteil: Ich habe im Panel sogar recht explizit gesagt, was ich an diesem Beitrag problematisch finde. Man kann (und sollte in meinen Augen auch) zu dem Schluss gelangen, dass es das fertige Spiel benötige, um eine fundierte Aussage über sein Geschichtsbild zu treffen. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass man die öffentliche Diskussion darum ignorieren solle oder müsse. Ich fand die Diskussion sogar ausgesprochen interessant. Sauber journalistisch aufbereitet hätte sie in meinen Augen einen erheblichen Mehrwert für eine Vorberichterstattung geliefert (immer ausgehend von der Annahme, das sei nicht passiert - wie im Panel schon erwähnt, habe ich die Vorberichterstattung nicht intensiv verfolgt). Ganz ohne Pranger und Rassismus-Vorwürfe.Die Spekulationen in Vorabberichten sollten hingegen fundiert sein. In der Überschrift etwas von "bedenklicher Schieflage" dieses Spieles zu fabulieren ohne das dann im Artikel auch nur einmal am Spiel selbst festmachen zu können, ist aber eben keine fundierte Annahme, sondern - immerhin auch von dir festgestellt - eine Vorverurteilung auf ad hominem-Basis