Der Nur-die-Fakten Thread zu Star Citizen

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Andre Peschke
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Der Nur-die-Fakten Thread zu Star Citizen

Beitrag von Andre Peschke »

Da die Star Citizen Diskussionen irgendwie qua Naturgesetz irgendwann in Hickhack ausarten (wie anders wäre es zu erklären, dass dies selbst im weltbesten Spieleforum ab und an geschieht), machen wir das jetzt mal anders: Mit diesem Thread.

Die Regeln:

- Hier ist keine Meinung erlaubt. Punkt.
- Hier sind nur interessante Fakten oder gerne auch EXTERNE Meinungen zu sammeln ("In diesem Editorial schreibt Polygon..." etc)
- Die Quelle ist anzugeben und zu verlinken (Ausgaben Nr. + Seite bei Print).
- Es sind keine reinen Links gestattet, es muss bitte eine kurze Zusammenfassung mitgeliefert werden.
- Diskussionen mit Meinungen gern in separaten Threads. Hier bitte nur Diskussionen zu den Fakten (wie Wikipedia, nur ohne die Klugscheißerei und Gatekeeper-Kleinkriege ;))

Alles andere wird von mir kommentarlos gelöscht - entweder komplett oder nur die betreffenden Bestandteile des Postings.

Andre
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Andre Peschke
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Re: Der Nur-die-Fakten Thread zu Star Citizen

Beitrag von Andre Peschke »

Und zum Einstieg kopiere ich mal meine Zusammenfassung der (neuesten) Crytek-Klage:

Im Dienste eines guten Threads mal die Zusammenfassung von Cryteks Erwiderung für alle, die keine Lust haben sich durch englisches Legalesisch zu wühlen:

1. Die Lizenz bestand nur für EIN Spiel, Star Citizen. SQ42 als eigenständiges Spiel auszukoppeln ist nicht durch den Vertrag gedeckt, SQ42 sei immer nur als ein Feature von SC geplant gewesen, nicht als eigenständiges Spiel (hatten wir ja schon vermutet, dass Crytek das so sieht). Sie untermauern das insbesondere mit folgendem Satz in der GLA: "For the avoidance of doubt, the Game does not include any content being sold and marketed separately, and not being accesed through the Star Citizen Game client,...". CIG hatte zudem in seiner Motion to Dismiss scheinbar auf eine Definition von "Spiel" verwiesen, die sich außerhalb der GLA befindet (weiß gerade nicht, was das genau war). Crytek verweist darauf, dass in der GLA selbst nochmal der Begriff "Game" definiert würde und diese Definition nicht so gut zu CIGs Auslegung passt. Sie zitieren Präzedenzfälle, dass die Definition direkt im Vertrag (also der GLA) hier Vorrang haben muss. Crytek weißt außerdem darauf hin: Selbst wenn CIG die Engine wechseln durfte, haben sie in der Zeit zwischen der Ankündigung von SQ42 als eigenständiges Produkt und dem Engine-Switch hier gegen den Vertrag verstoßen.

2. RSI sei sehr wohl an den Vertrag gebunden, da sie einen Teil der Vereinbarung gegengezeichnet haben (worum es sich genau dreht, wissen wir nicht) und durch ihr Verhalten diese Vereinbarung quasi konkludent eingegangen sind (zB habe RSI die Pressemeldung veröffentlicht, dass man nun Luberyard statt CryEngine verwende etc). Cryteks Anwälte argumentieren, dass wäre RSI nicht an der Vereinbarung beteiligt, wäre der Vertragsbruch außerdem nur größer (vermutlich mit Bezug auf die Klausel, die es CIG verbietet Cryteks IP ohne vorherige Einwilligung von Crytek an Dritte weiterzugeben). Crytek verweist darauf, das RSI zwar nicht die GLA insgesamt unterschrieben habe, aber den Teil, in dem es um die im Rahmen der GLA übertragenen Autodesk-Lizenze gehe. Den Vertragstext in dieser Passage interpretiert Crytek so, dass jeder dort aufgeführte Partner auch ein Lizenznehmer der CryEngine sein müsse. Chris Roberts habe den Vertrag als Vertreter beider Unternehmen unterzeichnet. Crytek sagt abschließend: RSI versuche hier die Vorteile des Vertrages zu nutzen, ohne aber die Pflichten einzugehen, was nunmal rechtlich nicht ginge.

3. Wie erwartet beschuldigt Crytek CIG die Vertragsbrüche vorsätzlich begangen zu haben, so dass die Ausschlussklausel nicht ausgelöst wird. Zudem verweist man auf einige Einschränkungen in der Klausel die nur dann Sinn ergeben, wenn kein vollumfassender Schadenersatzanspruch gewollt war. Wie erwartet verweisen sie darauf, dass sie deswegen in ihrer ergänzten Klage immer wieder "intentionally" eingefügt haben.

4. Die Einlassungen zu Ortwin Freiermuth seien deswegen wichtig, weil es im Vertragswerk einige uneindeutige Passage gäbe. Diese würden unter Einbeziehung der Umstände unter denen der Vertrag ausgehandelt wurde vom Gericht interpretiert. Daher sei es wichtig für das Gericht zu wissen, dass hier mögliche Interessenskonflikte bestanden haben (auch bzgl. Carl Jones). Die Information sei auch relevant zur Beurteilung möglicher Zeugenaussagen von Freiermuth oder Jones. Crytek führt zudem genauer aus, was man Freiermuth vorwirft: Er habe sich schriftlich an Crytek gewandt und mitgeteilt CIG habe ihn darum gebeten sie in den Verhandlungen zu vertreten. Hierfür habe Crytek ihm eine Unbedenklichkeitsgenehmigung ausgestellt. Freiermuth habe aber die Information unterschlagen, dass er Mitgründer von CIG war und daher ein finanzielles Interesse habe. Crytek verweist hier auf einen Brief, den man bei Bedarf vorlegen könne, in dem Freiermuths Firma behauptet, man könne "keinen Interessenkonflikt feststellen". Im gleichen Brief würde die Freiermuths Firma einräumen, man sei in Besitz von Informationen über Crytek, die für CIG von Interesse sein könnten, würde deren Offenlegung aber in jedem Fall vermeiden. Crytek sagt: Das war aber unmöglich, da Freiermuth persönlich in die Verhandlungen eingetreten ist.

5. Crytek sagt, man habe die GLA der Klage nicht beigefügt, da sie wertvolle Geschäftsgeheimnisse enthielt, die man eigentlich nicht veröffentlichen wollte (CIG hat diese dann ja im Rahmen der Motion to dismiss angefügt).

6. Man wiederholt die Anschuldigung, CIG habe nicht wie vereinbart Upgrades und Bugfixes der CryEngine an Crytek zurückgespielt und zitiert viele Aussagen von CIG welch massive Upgrades an der Engine man vorgenommen habe.

7. Wiederholen die Anschuldigung, dass CIG unerlaubt Teile des CryEngine Codes öffentlich gemacht und/oder an Dritte weitergegeben haben - insbesondere werden Faceware Technologies und die Bugsmashers-Videoreihe genannt. Diese Weitergabe habe Cryteks schriftliche Genehmigung erfordert. Insbesondere die Veröffentlichung des Quellcodes in "Bugsmashers" sei außerdem erst recht ein Vertragsbruch, wenn RSI wie von CIG behauptet gar kein Vertragspartner sei (siehe oben, 2.)

8. Crytek bezieht sich explizit auf Abschnitt 2.4. um zu untermauern, dass die Vereinbarung CIG auf die Nutzung von CryEngine festlegt: 2.4 During the Term of the License, or any renewals thereof, and for a period of two years thereafter, Licensee, its principals and Affiliates shall not directly or indirectly engage in the business of designing, developing, creating, supporting, maintaining, promoting, selling or licensing (directly or indirectly) any game engine or middleware which compete with CryEngine. - Crytek sieht darin also eine Exklusivvereinbarung.

9. Crytek sagt, selbst wenn das Gericht das Wort "exklusiv" nicht so auslegt wie Crytek das sieht, ist es in jedem Falle uneindeutig und müsse (in einem Prozess) auf Basis weiterer Fakten ausgelegt werden. Das tun sie, weil, wiel sie ebenfalls darlegen, ein Fall nur dann ohne Verfahren einfach abgewiesen werden kann (wie CIG fordert), wenn er faktisch eindeutig ohne jede Basis ist. Solange das Gericht also nur zu dem Urteil kommt, es müsse sich nochmal die Emails zwischen den beiden Parteien anschauen um zu ermitteln, wie das gemeint war, geht die "Motion to dismiss" fehl. Diesen Punkt, dass bestenfalls ein Punkt im Vertrag uneindeutig sei und deswegen ein Verfahren samt Beweisaufnahme nötig sei um die wahre Bedeutung zu ermitteln, bringen sie mehrfach an.

10. Crytek macht nochmal deutlich, wofür sie alles Entschädigungen haben wollen: Die nicht gezahlten Lizenzgebühren für SQ42, den Preisnachlass den sie CIG eingeräumt haben (dafür wollen sie entschädigt werden, nachdem CIG vertragsbrüchig geworden ist), die ausgebliebene PR nachdem CIG ihre Engine nicht mehr promoted hat, eine Entschädigung für den ausgebliebenen Technologietransfer (Bugifxes & Updates), eine Entschädigung für die finanziellen Vorteile die CIG durch die Verletzung von Cryteks IP-Rechten bekommen hat (also...ggf alles, was Faceware an CIG für die Koop gezahlt hat, oder so?).

11. Crytek verweist darauf, dass der Vertrag (anders als von CIG dargestellt) auch Unterlassungsansprüche einräumt und verweist dabei auf §10.7. Man könne also (falls das Gericht feststellt, dass CIG den Sourcecode von Crytek vertragswidrig verwendet), eine Unterlassung verlangen (also zumindest den Rückruf aller veröffentlichten Alpha-Module). Konkret ausgeschlossen wird nur, dass Crytek einen Vertragsbruch nutzen darf, um sich das Spiel unter den Nagel zu reißen (und umgekehrt auch nicht CIG die CryEngine).

Falls ich was vergessen oder falsch übertragen habe, gerne Feedback.

Quelle: https://www.docdroid.net/v7yQ0LL/respon ... 011918.pdf" onclick="window.open(this.href);return false;

Andre
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Re: Der Nur-die-Fakten Thread zu Star Citizen

Beitrag von Rince81 »

https://www.reddit.com/r/Games/comments ... e_to_star/" onclick="window.open(this.href);return false;

Bei reddit analysiert Robert B. Marks das Schreiben von Cryteks Anwälten.
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Andre Peschke
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Re: Der Nur-die-Fakten Thread zu Star Citizen

Beitrag von Andre Peschke »

Rince81 hat geschrieben:https://www.reddit.com/r/Games/comments ... e_to_star/

Bei reddit analysiert Robert B. Marks das Schreiben von Cryteks Anwälten.
Thx für den Link! Wenn möglich, bitte wenigstens eine kurze Zusammenfassung. Ich mach das mal (muss nicht so ausführlich sein, wie ich es jetzt mache).

- Robert B. Marks (der Autor) wird identifiziert als "a legal researcher associated with Bien Law in the area of Kingston, Ontario"
- Marks sagt: Crytek muss in diesem Stadium nur beweisen, dass ihre Klage nicht die Zeit des Gerichts verschwendet.
- Er sagt, beide Seiten argumentieren jeweils, dass das Gericht eine bestimmte Kleinigkeit "übersehen" soll. Crytek will, dass SQ42 als separates Produkt nicht von der Lizenz erfasst sein soll, obwohl es namentlich genannt werde. CIG will, das SQ42 von der Lizenz eingeschlossen wird, obwohl nur von "the game" (Einzahl) die Rede sei und eine weitere Passage in einem der Anhänge dagegen spräche.
- Taktisch hat sich CIG einen Vorteil verschafft, da Crytek einen größeren Teil seiner Anwürfe und damit der Strategie offenlegen musste.
- Er denkt, die Auseinandersetzung über die Klausel bezüglich des Wettbewerbsverbots wird "sehr interessant". Crytek liest diese Klausel als ein Verbot irgendeine andere Engine zu benutzen. CIG als ein Verbot, selbst eine Engine zu vertreiben. Marks denkt, dass die Formulierung "to engage in the business of" eher darauf hinweist, das die Lesart von CIG korrekt ist (sie dürfen keinen Konkurrenten zur CryEngine selbst entwicklen und geschäftlich vertreiben, aber eben sehr wohl zu einem Konkurrenten wechseln und diese bewerben, solange das alles nicht gewerblich geschieht).

Marks hat bereits zwei andere Beiträge zum Rechtsstreit veröffentlicht.

Zur Klage von Crytek: http://www.cgmagonline.com/2017/12/19/c ... oser-look/" onclick="window.open(this.href);return false;
Zur Erwiderung von CIG: http://www.cgmagonline.com/2018/01/12/c ... nse-lands/" onclick="window.open(this.href);return false;

Wie immer: Korrekturen + Ergänzungen sind ausdrücklich erwünscht und gestattet

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Rince81
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Re: Der Nur-die-Fakten Thread zu Star Citizen

Beitrag von Rince81 »

Sorry ich bin am Handy unterwegs, daher nur kurz, CIG antwortet an das Gericht.
https://www.scribd.com/document/370105345/031127439162" onclick="window.open(this.href);return false;

Eigentlich nichts neues, man wiederholt primär die eigenen Rechtsansichten und möchte weiter, dass die klage einfach abgewiesen wird.

Beispielargument:
Crytek refuses to acknowledge clear contract language that the collective definition of “Game” is a “game” (Star Citizen) and a “related game” (Squadron 42).
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Andre Peschke
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Re: Der Nur-die-Fakten Thread zu Star Citizen

Beitrag von Andre Peschke »

Rince81 hat geschrieben:Eigentlich nichts neues, man wiederholt primär die eigenen Rechtsansichten und möchte weiter, dass die klage einfach abgewiesen wird.
Ein paar wenige neue Dinge werden vorgebracht:

-CIG sagt, die "buyout fee" von "beinahe 2 Mio USD" sei die Gegenleistung dafür, dass CIG im Vertrag von allen Schadenersatzansprüchen befreit wurde, abgesehen von "grob fahrlässigem oder vorsätzlichem Verhalten". Letzteres sieht man durch Cryteks bisherige Einlassungen nicht hinreichend belegt.

- CIG sagt, die Behauptung, sie hätten CryEngine-Code mit Faceware geteilt sei reine Spekulation durch Crytek aufgrund der Ankündigung einer Parnerschaft. Die allein begründe aber weder einen Informationsanspruch, noch dass CIG wirklich Code an Faceware weitergegeben haben muss.

- CIG untermauert seine Feststellung, dass der Vertrag keine exklusive Bindung an CryEngine bedeutet indem sie feststellen, dass die Buyout-Fee in diesem Kontext keinen Sinn ergäbe. Sinngemäß: Dann hätte CIG 1.8 Mio USD dafür bezahlt, für immer CryEngine benutzen zu müssen, ohne dass dem entsprechende Supportleistungen durch Crytek etc gegenüber stünden. Zudem zitiert man US-Recht, nach dem die Definition eines Begriffes innerhalb des gleichen Vertrages nicht einfach wechseln darf, ohne das dies festgehalten wird. In Sektion 2.1.3. tauche der Begriff "exklusively" aber ebenfalls auf - und zwar in dem Sinne, in dem CIG ihn verstanden sehen will (ein Recht, das CIG exklusiv zugestanden wird, aber eben nur CIG).

- Man argumentiere, dass es ja wohl nicht verlangt sein könne, dass man weiterin Cryteks Logo im Splash-Screen etc anzeige, während man die Engine eines anderen Partners verwendet. Daher sei der Vorwurf, der Vertrag würde CIG dazu verpflichten, da Cryteks Engine die Grundlage zur Entwicklung geschaffen habe unlogisch. (Gedanke: Hier wäre vermutlich interessant mit Call of Duty zu vergleichen, die sehr lange noch das Quake-Copyright einblenden mussten, obwohl sie den Code angeblich fast völlig eleminiert hatten.)

- CIG sagt, die Lizenzvereinbarung verbiete ein Spiel "separat zu vermarkten und zu vertreiben, das nicht durch den Star-Citizen-Client aufgerufen wird" - diese Bedingungen seien durch SQ42 noch gar nicht erfüllt, da das Spiel eben noch gar nicht aufgerufen werden kann, weder durch den SC-Client oder sonstwie. ("being sold and marketed separately, and not being accessed through the Star Citizen Game client")

- Die Vereinbarung sagt: "to exclusively manufacture, market, promote, sell, license, publish and exploit the Game in any way
which right shall be freely sub-licensable" - im Rahmen dieser Sublizenzierung existiere kein Verhalten von Seiten RSI welches dadurch nicht gedeckt sei. Cryteks Vorwurf, RSI sei entweder druch die GLA als weiterer Vertragspartner durch konkludentes Verhalten gebunden oder CIG hätte gegen die GLA verstoßen, da RSI offenbar Zugang zum Spiel etc habe, sei daher hinfällig. Die Handlungen von RSI fielen alle in den Rahmen einer erlaubten Sublizenzierung durch CIG an RSI.

- CIG argumentiert an einigen Stellen rein formal: Crytek würde in seiner letzten Erwiderung neue Anschuldigungen erheben, die nicht Teil der ursprünglichen Beschwerde oder Ergänzten Beschwerde waren, was das Gesetz nicht zuließe.

- CIG sagt, solange Crytek nicht konkret die Videos benennt, in denen angeblich ihr Sourcecode zu sehen war und die deswegen als Copyright-Verstoß in den Raum gestellt werden, könne man dagegen nicht sinnvoll argumentieren. Man stellt auch in den Raum, dass der betreffende Code inzwischen ja öffentlich bekannt sein könnte (im Rahmen der CryEngine VÖ).

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Neobone
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Re: Der Nur-die-Fakten Thread zu Star Citizen

Beitrag von Neobone »

CIG sagt sie können beweisen das sie Bugfixes geliefert haben und das Faceware keinen Zugang zum Quellcode hatte.
Letztes Schreiben von CIG auf Seite 10 von 29 ganz unten.

"If the Court allows the claim to proceed, Defendants will demonstrate that CIG tendered delivery of the bug fixes more than two years ago, but that tender was ignored and then forgotten by Crytek. CIG satisfied any remaining obligation under Section 7.3 of the GLA by delivering an updated version of the bug fixes on January 23, 2018, a delivery that CIG planned to make before Crytek jumped the gun and sued.
3
It is also false. If the Court allows the claim to proceed, Defendants will show that they did not provide Faceware with access to Crytek’s source code."

Interessant wären vielleicht noch die Videos von den beiden Anwälten Leonard French und Lior Leser zu Cryteks letzten Schreiben
https://www.youtube.com/watch?v=DHoiLclXI2M" onclick="window.open(this.href);return false;
https://www.youtube.com/watch?v=jFldTertJsA&t=1124s" onclick="window.open(this.href);return false;

und von Leonard French zum letzten Schreiben von CIG
https://www.youtube.com/watch?v=w7S0vzaBTeA" onclick="window.open(this.href);return false;

Als weitere Ergänzung hat jetzt auch der Anwalt Lior Leser ein Video zur Anwort von CIG gemacht.

https://www.youtube.com/watch?v=nNtuMPzNjk0" onclick="window.open(this.href);return false;
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Andre Peschke
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Re: Der Nur-die-Fakten Thread zu Star Citizen

Beitrag von Andre Peschke »

Die Anhörung der beiden Parteien zur Motion to Dismiss im Fall Crytek v StarCitizen wurde vom Gericht abgesagt. Es liegen genug Informationen vor, um auch ohne eine Anhörung zu entscheiden. Wortlaut: "The Court finds that Defendant's Motion to Dismiss the First Amended Complaint or Claims for Relief Therein or, in the Alternative, for a More Definite Statement and to Strike Certain Portions of the First Amended Complaint (FRCP 12(B)(6), 12(E) & 12(f))19 presently scheduled for hearing on February 9, 2018, is appropriate for decision without oral argument."
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Andre Peschke
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Re: Der Nur-die-Fakten Thread zu Star Citizen

Beitrag von Andre Peschke »

Gestern ist ein Dokument aufgetaucht, in dem die Ergebnisse eines Treffens beider Parteien festgehalten wurden (Joint Report, 27.2. Das Treffen fand bereits am 13.2. statt).

Wenig neues drin. CIG beschwert sich, die Anschuldigungen von Crytek seien widersprüchlich und unbestimmt. Crytek beschwert sich, CIG würde in de Dokument die Anschuldigungen aus seiner Motion to Dismiss wiederholen, obwohl das darin nichts verloren habe. :D

Die Parteien haben sich außerdem schonmal über einen grundlegenden Modus für die Beweisaufnahme verständigt (alles in einem Aufwasch, Crytek hat eine Liste der Dokumente und der Zeugen die sie vernehmen wollen zugestellt (übrigens schon im Januar, worauf sich CIG beschwert habe das sei ein wenig voreilig, woraufhin es Crytek im Feb nochmal beim Treffen übergeben hat :D)). Das scheinen Formalien zu sein, damit der Prozess schon strukturiert ist, falls er denn stattfinden sollte (das Gericht kann die Klage immer noch abweisen).

Nachtrag: CIG weigert sich zudem bislang im Rahmen der zivilen Prozessordnung eine Art Inventur der von Crytek für die Beweisaufnahme geforderten Dokumente vorzunehmen (Rule 26 (F) discovery plan --> https://www.law.cornell.edu/rules/frcp/rule_26" onclick="window.open(this.href);return false;). Wenn ich das richtig verstehe, teilt Crytek mit welche Beweise man eventuell sichern will und CIG müsste diese Dokumente schonmal raussuchen, katalogisieren und ihre sichere Verwahrung bis zum Prozess garantieren. Da CIG sagt, sie wissen nichtmal genau, was Crytek von ihnen will, weigern sie sich erstmal das zu tun. Das ist meine Lesart des ganzen. Es geht um US-Prozessrecht. Ich habe davon nicht die geringste Ahnung. Das kann Bullshit sein, was ich hier schreibe.

Die folenden Dinge will Crytek in der Beweisaufnahme Dokumente sichern bzw dazu Zeugen vernehmen:

- Defendants' products, including Star Citizen and Squadron 42;
- marketing and promotion of Defendants' products;
- revenue, profits, and crowdfunding obtained by Defendants;
- Defendants' use of Crytek property, including CryEngine;
- contracts and communications between the Defendants;
- ownership, management, and structure of Defendants;
- Defendants' communications with its customers;
- operative contracts between Crytek and Defendants; and
- technology transferred from Crytek to Defendants.

Crytek würde die Beweisaufnahme gerne schonmal anfangen, CIG sagt selbstverständlich sie wollen erstmal abwarten, ob die Klage abgewiesen wird. Auch hier streiten sich die Parteien: CIG sagt, Crytek habe sich geweigert ihnen zu verraten, warum eine Offenlegung von Inhaber, Management und Struktur von CIG überhaupt relevant sei. Crytek sagt, das stimmt nicht.

Das setzt sich im Dokument immer wieder fort: CIG sagt, Crytek hat sich geweigert im Falle einer außergerichtlichen Einigung einem neutralen Mediator zuzustimmen, Crytek sagt hingegen man habe das alles beantwortet und nur CIGs Forderung abgelehnt schon jetzt die Höhe einer außergerichtlichen Einigung zu beziffern. :D

Crytek will (natürlich) ein Jury-Verfahren, weil eine Jury unberechenbar ist und die Beklagten unter Druck setzt eine außergerichtliche Einigung herbeizuführen. CIG sagt, ein Jury-Verfahren stehe Crytel evtl gar nicht zu, weil der Vertrag dies ausschließt (grob runtergebrochen).

CIG will zudem die Beweisaufnahme in zwei Phasen einteilen: Zuerst sollen nur Beweise einbezogen werden um Cryteks Ansprüche zu belgen. Und nur dann, wenn es gelingt Cryteks Ansprüche zu belegen, sollen die Belege zugänglich werden die nötig sind um die Höhe des Schadenersatzes etc zu bestimmen. Dadurch würde u.a. verhindert, dass CIG die Crowdfunding-Einnahmen (und alle weiteren Einnahmen) offenlegen muss, bis Crytek seine Ansprüche bewiesen hat.

Falls die Klage nicht abgewiesen wird, beginnt die Verhandlungsvorbereitung nach Vorschlag von Crytek (CIG sagt bei allen Planungsschritten, sie wollen erstmal wissen ob einzelne oder alle Klagepunkte abgewiesen werden) im Juni und der eigentliche Prozess am 16.7.2018. Der von beiden Parteien vorgeschlagene Ablaufrahmen reicht bis zum Mai 2019. Falls der Prozess stattfindet und wenn sie ihn bis zum bitteren Ende durchziehen, ist also vor Q2/Q3 2019 kein Ergebnis zu erwarten. Da CIG an dieser Planung nicht mitwirken wollte, würden sie vermutlich diesen Zeitraum nochmal nach hinten schieben wollen, falls die Klage zu einem Großteil zugelassen wird.

Das Doc: https://www.docdroid.net/uMDHWEY/discovery-plan.pdf" onclick="window.open(this.href);return false;

Andre
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Re: Der Nur-die-Fakten Thread zu Star Citizen

Beitrag von Neobone »

Der Anwalt Lior Leser hat noch mal ein Video zum von Andre angesprochenen Dokument gemacht.
(ab 3:05 davor ist nur Zusammenfassung)

https://www.youtube.com/watch?v=YQhLsKYF130" onclick="window.open(this.href);return false;
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Andre Peschke
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Re: Der Nur-die-Fakten Thread zu Star Citizen

Beitrag von Andre Peschke »

https://www.docdroid.net/K7ugdJo/crytek ... -00380.pdf

CIG möchte, dass das Gericht die Klage abweist, da RSI (die Firma, die Crytek verklagt hat) gar nicht Vertragspartner war. RSI hat jedoch die "Terms & Conditions" (ToC) unterschrieben, die in der GLA referenziert werden und die laut der Verträge vorrangig zu behandeln sind. Wenn GLA und ToC unterschiedliche Dinge behaupten, gelten die ToC. Dort ist RSI eindeutig mit an Bord. Das Gericht sieht RSI daher als Vertragspartner und lehnt die Motion to Dismiss in diesem Punkt ab.

Crytek hat behauptet, CIG habe sich verpflichtet ausschließlich die CryEngine zu verwenden und verweist dabei auf eine bestimmte Interpretation des Wortes "exklusiv" im Vertrag. Das Gericht sagt: Nein, CIG hat recht, das "exklusiv" bedeutet in diesem Fall, dass die CryEngine Lizenz exklusiv an CIG vergeben wurde (im Sinne von "und an niemand anderen") - nicht, dass die Lizenz CIG exklusiv an CryEngine bindet. In diesem Punkt wird der Motion to Dismiss stattgegeben, der Punkt ist gestrichen. Das Gericht verweist hier nochmal deutlich darauf, dass Cryteks Darstellung überhaupt keinen Sinn ergibt.

CIG wollte den Punkt streichen lassen, man habe vertragswidrig aufgehört die Crytek/CryEngine-Logos im Spiel einzublenden. Das Gericht sagt, es gibt ausreichende Zweifel allein wegen des zeitlichen Ablaufs. Die Motion to Dismiss wird daher in diesem Punkt abglehnt.

CIG wollte den Anklagepunkt streichen lassen, man habe SQ42 vertragswidrig als ein einzelnes Produkt ausgekoppelt, obwohl die CryEngine-Lizenz nur ein Spiel (Star Citizen) abdeckt. Das Gericht sagt: Da unstrittig vorher die CryEngine in SQ42 zum Einsatz kam und keine Belege vorliegen, dass dies bei der Standalone-Version nicht mehr der Fall sei, werde die Motion to Dismiss in diesem Punkt abgelehnt.

CIG wollte die Klage abweisen lassen, da Forderungen wegen Vertragsbruchs im Vertrag explizit ausgeschlossen worden seien. Crytek hatte dagegen gehalten, dass dies nicht vorsätzliche Vertragsbrüche einschließe. Das Gericht stimmt insofern zu, dass nicht jedwede Form von Vertragsbruch durch den Passus ausgeschlossen worden sei. Die Motion to Dismiss auf dieser Grundlage wird daher ebenfalls abgelehnt.

Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass die CryEngine in SQ42 vertragswidrig zum Einsatz kam oder kommt, wird auch CIGs Forderung abgelehnt, Cryteks Klagepunkt bzgl Copyright-Verstößen zu streichen.

CIG hatte zudem gefordert, Cryteks Forderungen nach monetärer Wiedergutmachung abzulehnen (das hätte bedeutet, CIG hätte nur verpflichtet werden können, das vom Vertrag gewollte Ergebnis herzustellen - die Crytek Logos zB alle wieder einzubauen etc). Dies geschah mit Verweis auf den Passus, der laut CIG einen Vetragsbruch von vornherein ausschließt - was das Gericht bereits nicht überzeugt hatte. Es lehnt diese Forderung der Motion to Dismiss daher ab.

CIG wollte außerdem die Anwaltskosten von Crytek und sog. "Statutory damages" als Forderung ausschließen. Statutory Damages bedeuten in diesem Kontext: Weil beim Verstoß gegen Copyright der exakte Schaden oft schwer zu beziffern ist, wird vom Gericht eine Strafe anhand der üblicherweise zur rechtmäßigen lizenzierung nötigen Summe festgelegt - meistens mit einem deutlichen Aufschlag - quasi der Strafzoll dafür, die rechtmäßige Lizenz nicht erworben zu haben. Lt. Wikipedia kann die Summe zur Abschreckung ebenfalls nochmal höher ausfallen. Das Gericht sagt hier: Es glaubt derzeit nicht, dass Crytek sog. "statutory damages" geltend machen kann, es will aber diesen möglichen Verfahrensausgang nicht von vornherein ausschließen, da die Faktenlage dazu nicht ausreicht. Die Motion to Dismiss ist in diesem Punkt daher abgelehnt.

Crytek hatte zudem Anspruch auf sog. "punitive Damages" angemeldet - einen Schadensersatz, der über die durch das vertragswidrige Verhalten direkt verusachten Schäden hinaus geht. Das Gericht sieht hierfür schlich keine gesetzliche Grundlage. Der Motion to Dismiss wird in diesem Punkt stattgegeben, diese Forderung ist vom Tisch.

CIG hatte zudem gefordert, dass einige Aussagen über Ortwin Freyermuth (CIGs Hausanwalt und Mitgründer) aus Cryteks Klageschreiben bzw. Ergänzungen dazu gestrichen werden, die man für "skandalös" hält. Das Gericht sagt: Das Verhältnis der Vertragsparteien kann noch relevant werden und die Aussagen seien nicht geeignet Freyermuth in einem "auf grausame Art herabsetzendes Licht zu stellen". Die Motion to Strike wird daher abgelehnt.

Crytek hat nun 21 Tage Zeit seine Klageschrift erneut zu ergänzen um die vom Gericht beanstandeten Punkte doch noch überzeugend zu unterfüttern. Geschähe dies, hätte CIG danach weitere 21 Tage um darauf zu antworten. Danach wird das Gericht eine sog. "Rule 16 scheduling conference" einberufen - Darin beschließt das Gericht gemeinsam mit den Parteien einen Zeitplan für die verschiedenen Schritte auf dem Weg zum Verfahren, wie zB Beweissicherung, Zeugenaufnahme etc.

Das Gericht weist in einer Fußnote darauf hin, dass bisher kein Verstoß gegen den Passus des Vertrages eingereicht wurde, der CIG für 2 Jahre verbietet eine andere Engine zu entwickeln und zu bewerben. Das Gericht macht deutlich, dass dieser Passus die Forderungen von Crytek stützt, aber solange keine konkrete Adressierung in der Klageschrift von Crytek zu finden sei, würde sich das Gericht damit nicht befassen.

Insgesamt zu beachten: Das Gericht hat jeweils (wo es der Motion to dismiss nicht zustimmt) nur abgelehnt die von Crytek vorgebrachten Punkte überhaupt zur Verhandlung zuzulassen. Dass es die Punkte verhandeln will bedeutet nicht, dass es Crytek beipflichtet oder die Punkte auch nur für wahrscheinlich zutreffend hält. Es kann sie anhand der derzeitigen Faktenlage nur nicht sofort in den Müll sortieren, wie die Behauptung, CIG hätte nie was anderes als die CryEngine benutzen dürfen.

Falls jemand Fehler entdeckt, ich bin für Hinweise dankbar.

Andre
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Re: Der Nur-die-Fakten Thread zu Star Citizen

Beitrag von Andre Peschke »

Crytek hat nun seine Klageschrift erneut überarbeitet (Second Ammended Complaint - SAC):
https://www.docdroid.net/Btqzzhy/031128 ... pdf#page=9

Man folgt dem Hinweis des Gerichts und verlegt seine Argumentation nun auf Punkt 2.4. der GLA statt 2.1.2. (vom Gericht nicht zur Klage zugelassen). Da ansonsten die Klageschrift weitgehend identisch sei, bittet man das Gericht dennoch die Beweisaufnahme zu starten und die Prozessplanung (Rule 16 Conference) einzuberufen. Man will also schnell loslegen - selbst dann, wenn CIG eine erneute Motion to Dismiss als Antwort einreiche - immerhin seien ja schon fast alle übrigen Punkte zur Verhandlung zugelassen worden. Man will u.a. deswegen schnell beginnen, da man voraussehe, dass die Analyse des Source-Codes (mit dem Ziel nachzuweisen, dass CIG nach wie vor CryEngine-Code verwendet bzw ihn in SQ42 verwendet) sehr zeitaufwendig sein wird.

Neu ist insbesondere Abschnitt C, der sich nun mit Passus 2.4. der GLA befasst. Dieser verbietet wie o.g. das Bewerben und Entwickeln einer Engine die mit CryEngine in Wettbewerb tritt. Crytek beklagt nun, CIG habe sowohl eine andere Engine in "Star Engine" beworben, als auch in ihrer Verwendung von Lumberyard, welche in der Ankündigung des Wechsels stark promoted worden sei. Seitdem habe CIG fortlaufend weiter gegen 2.4. GLA verstoßen, indem man die so genannte "Star Engine" entwickelt und promoted habe.

Crytek beklagt weiterhin, man habe nicht wie versprochen alle Änderungen am Sourcecode der CryEngine als Updates erhalten, wie es in der GLA versprochen war. (Ich halte das nochmal fest, da CIG ja behauptet, man habe zumindest den Versuch unternommen und könne das belegen)

Crytek hat nun seine Sanktionsforderungen um "Injunctive Relief" erweitert - praktisch eine Einstweilige Verfügung, bei der CIG die angeblichen Verstöße gegen Crytek-Copyright einstellen muss. (Bedeutet: Möglicher Verkaufsstopp von SQ42/SC)

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Re: Der Nur-die-Fakten Thread zu Star Citizen

Beitrag von Andre Peschke »

Sodele: CIG hat ziemlich flott eine Antwort serviert - beide Kanzleien geben derzeit mal richtig Gas^^

https://www.docdroid.net/N0hyv2e/031128 ... pdf#page=2

CIGs Antwort ist allerdings lediglich eine Art Eilschreiben, dass sie absolut keine Lust auf Cryteks Vorschlag haben, doch die Beweisaufnahme direkt zu starten und die Planungskonferenz einzuberufen. Sie beschweren sich außerdem, dass Crytek diesen Vorschlag an das Gericht in einer Ergänzung zur Klageschrift "versteckt" habe und "schwärzt Crytek direkt bei der Richterin an" - man würde hier dem Gericht Ratschläge erteilen, die eigene, klare Entscheidung (Beweisaufnahme und Planungskonferenz nachdem alle Klageschriften / Anträge eingegangen sind) nochmal zu überdenken. Dies sei unangemessen.

CIG sagt: Wir können jetzt gegen die zweite, erweiterte Klageschrift ebenfalls eine Motion to Dismiss einreichen und die wiederum könnte den Umfang der Beweisaufnahme und des Prozesses erheblich eingrenzen. Also möge man uns bitte die Zeit lassen, anstatt hier direkt loszulegen.

Anmerkung am Rande, weil ich schon gesehen habe, dass das mitunter als ein "CIG hat wohl Angst vor der Beweisaufnahme!" ausgelegt wird: Sinn uns Zweck dieser Vorlaufphase ist es, völlig absurde Forderungen wie Cryteks Auslegung von Exklusivität noch vor Prozessbeginn zu kassieren. Damit Gerichte sich nicht mit Blödsinn befassen müssen und damit das Verfahren auf die notwendigen Punkte beschränken können. Was CIG anmerkt ist also korrekt und EXAKT der Grund, warum dieses System existiert: Vorab die unstrittig unnötigen Sachen rauskegeln. Das sie die Beweisaufnahme so weit es geht zu ihren Gunsten einschränken wollen, ist ebenfalls nur fair. Selbst wenn sie unschuldig sind, verursacht ihnen das massiven Aufwand.

Man darf in den kommenden rund 20 Tagen also eine weitere Motion to Dismiss erwarten (und vielleicht nochmal ein Schreiben von Crytek, mit dem sie weiter versuchen Druck zu machen).

Andre
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schneeland
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Re: Der Nur-die-Fakten Thread zu Star Citizen

Beitrag von schneeland »

Es gibt bei der Gamestar einen neuen Plus-Artikel mit einem Überblick zum aktuellen Stand der Technik: https://www.gamestar.de/artikel/star-ci ... 33603.html. Diesmal übrigens von Nils Raettig (und nicht wie sonst von Benjamin Danneberg).

Kernpunkte:
  • Die Wichtigkeit von Alpha 3.3 und Object Container Streaming (OCS) wird betont
  • Die Roadmap wird als "aggresiv" beschrieben, wobei (Anm.: wie bekannt) Features durchaus von einem Release auf das nächste verschoben werden können, wenn sie "mehr Zeit brauchen"
  • Technologien tauchen unter unterschiedlichen Namen auf der Roadmap auf, entweder, weil unterschiedliche Teams daran arbeiten (OCS und Network Bind Culling) oder weil mittlerweile neue Namen vorhanden sind, aber alte nicht gelöscht oder umbenenannt werden, um bei den Fans nicht den Eindruck zu erwecken, es würden Features gestrichen
  • Unter dem Schlagwort Code Conversion wird die Portierung von älteren Codebestandteilen, welche in Lua (Anm.: Skriptsprache, die in der Spieleentwicklung häufiger zum Einsatz kommt) geschrieben nach C++ gefasst. Zentrales Ziel ist es, die Performance zu verbessern und insbesondere ein besseres Multithreading zu realisieren.
  • Mit Alpha 3.6 (Q2 2019) soll Server Meshing (Nutzung mehrerer virtueller Server mit Lastverteilung kommen); das wird von einem CIG-Entwickler als ebenso große Baustelle wie OCS klassizifiziert
  • KI wird als weitere Herausforderung beschrieben, vor allem für die Serverperformance
  • Organisatorisch wurden mittlerweile "Feature Teams" zusammengestellt, die sich über längere Zeit mit speziellen Problemen/Funktionen befassen
  • Es gibt mittlerweile einen In-Engine-Editor für die Platzierung von Objekten, z.B. in Raumschiffen (das geschah vorher per Hand)
  • Bei der Erstellung von Planeten wird eine Tier 0-Liste von wichtigen Points of Interest erstellt, an denen sich voraussichtlich viele Spieler aufhalten werden - diese werden per Hand erstellt/nachbearbeitet (wobei auf modulare Bausteine gesetzt werden soll, die wiederverwertet werden können). Der Rest wird prozedural generiert.
  • Es wird explizit thematisiert, dass CIG bisher auf Fragen, welche die Performance oder die erforderliche Hardware betreffen, nur sehr eingeschränkt antwortet
"Hello, my friend! Pay a while, and listen!" (BlizzCon 2018)
"And now our RPG even has NPCs!" (Bethesda, E3 2019)
"..." (E3 2020, entfallen)
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Andre Peschke
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Re: Der Nur-die-Fakten Thread zu Star Citizen

Beitrag von Andre Peschke »

CIG hat inzwischen nachgelegt und versucht Cryteks zusätzliche Anklagepunkte rauszukegeln. Zur Erinnerung, Crytek hatte hinzugefügt:
CIG habe sowohl eine andere Engine in "Star Engine" beworben, als auch in ihrer Verwendung von Lumberyard, welche in der Ankündigung des Wechsels stark promoted worden sei. Seitdem habe CIG fortlaufend weiter gegen 2.4. GLA verstoßen, indem man die so genannte "Star Engine" entwickelt und promoted habe.
Im Englischen Vertrag hängt diese Anschuldigung an der Bedeutung der Formulierung "to engage in the business of". In der Lesart von CIG sei dies nur erfüllt, wenn man tatsächlich irgendwo gewerbsmäßig eine Engine vertrieben, entwickelt oder beworben habe. Das sei aber nicht der Fall, man habe die Engine natürlich erwähnt, aber das sei nur ein Nebenprodukt der Spieleentwicklung.

Crytek hat auf diese neuerliche Motion to Dismiss auch bereits geantwortet und dargelegt, dass Gerichte in den USA den Begriff "to engage in the business of" in der Vergangenheit sehr weit ausgelegt haben.

Zudem sei der Vertragswortlaut konkret: "Licensee [...] shall not directly or indirectly engage in the business of designing, developing, creating, supporting, maintaining, promoting, selling or licensing (directly or indirectly) any game engine or middleware which compete with CryEngine".

Crytek sieht die Einlassung "directly or indirectly" bezogen auf alle aufgeführten Punkte (nicht nur "selling or licensing") und arguemntiert, damit sei eindeutig versucht worden, diese Einschränkung maximal weit zu fassen.

Da in diesem Stadium des Prozesses nur glaubwürdig dargelegt werden müsse, dass Cryteks Anschuldigung nicht von vornherein absurd ist und das Gericht selbst den zitierten Passus 2.4. der GLA als mögliche Stütze für die Argumentation Cryteks "empfohlen" habe, sei man sicher, dass CIGs Motion to Dismiss hier keine Basis hat. Da außerdem alle anderen Klagepunkte vom Gericht bereits genehmigt wurden, will man weiterhin so schnell wie möglich mit der Beweisaufnahme starten, denn eine Klageabweisung sei ja bereits ausgeschlossen.

Crytek argumentiert außerdem erneut, dass die Umstände unter denen der Vertrag geschlossen wurde ihre Sicht der Dinge untermauert. Crytek behauptet hier erneut, dass man erhebliche Ressourcen aufgewandt habe, um die frühen Promotion-Materialien für CIG zu erstellen (Kickstarter-Pitch), sowie die Engine mit erheblichem Rabatt lizenziert habe und CIG im Gegenzug verpflichtet gewesen sei, CryEngine zu bewerben und weiterzuentwickeln.

CIGs neue Motion to Dismiss: https://www.docdroid.net/0LxN6Ka/motion ... pdf#page=1
Cryteks Antwort: https://www.docdroid.net/5WYum99/031129 ... df#page=11

Andre
Siel
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Re: Der Nur-die-Fakten Thread zu Star Citizen

Beitrag von Siel »

Hab ich gerade auf Facebook in ner Gruppe gefunden!

Gericht gibt wohl CIG vollkommen Recht.

https://www.docdroid.net/Jv5BRif/031129522308.pdf
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Andre Peschke
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Re: Der Nur-die-Fakten Thread zu Star Citizen

Beitrag von Andre Peschke »

Siel hat geschrieben: 7. Dez 2018, 20:52 Gericht gibt wohl CIG vollkommen Recht.

https://www.docdroid.net/Jv5BRif/031129522308.pdf
Bitte gib dir Mühe, wenn du in diesem Thread postest - die vorhergehenden Postings sind als Beispiele zu verstehen.

Was tatsächlich passiert ist:

Das Gericht hat Crytek bisher seine herbste (vorläufige) Niederlage verpasst.

CIGs Motion to dismiss bezüglich der Anschuldigungen beruhend auf Punkt 2.4. der GLA (siehe vorige Postings) wurden in allen Punkten angenommen. Besonders hart und der Argumentation des Gerichts nach IMO auch relativ endgültig vom Tisch:

- Die GLA hat es CIG gestattet, andere Engines zu lizenzieren.
- Star Engine ist eine Weiterentwicklung von CryEngine und solche Optimierungen sind explizit gestattet.

Außerdem wurde vom Gericht abgelehnt:

- Die Vorwürfe, CIG habe vertragswidrig Lumberyard und die eigene Star Engine beworben.

Bei letzterem hielt das Gericht die Belege von Crytek für unzureichend.

Das Gericht hat der Motion to Dismiss von CIG zwar stattgegeben, ABER zugleich Crytek das Recht eingeräumt, seine Anschuldigungen weiter zu untermauern und zu belegen. Dafür haben sie jetzt 21 Tage Zeit. Evtl. können einzelne Punkte also doch noch zugelassen werden.

Das Gericht hat damit erstmal SÄMTLICHE nachgereichten Klagepunkte zum Punkt 2.4. abgeschmettert (das war der Punkt, auf den das Gericht zuvor selbst hingewiesen hatte und der deswegen besonders aussichtsreich schien, um Cryteks "sie dürfen nicht auf Lumberyard wechseln"-Story doch noch am Leben zu erhalten (was sicher den größten Druck auf CIG ausüben würde).

Kleines IMO am Rande: Beim letztgenannten Punkt scheint noch Spielraum zu sein. Die Argumentation zur Ablehnung der obigen Punkte wirkt recht eindeutig.

Das Verfahren wird dennoch so oder so weiter gehen, da diverse andere Punkte ja bereits zur Verhandlung zugelassen wurden. Der schwerwiegendste noch übrige dürfte sein: Benutzt SQ42 noch immer CryEngine Code und deckt die Lizenz das ab, auch wenn es als separates Produkt vertrieben wird.

Andre
Siel
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Re: Der Nur-die-Fakten Thread zu Star Citizen

Beitrag von Siel »

Andre Peschke hat geschrieben: 8. Dez 2018, 14:52
Siel hat geschrieben: 7. Dez 2018, 20:52 Gericht gibt wohl CIG vollkommen Recht.

https://www.docdroid.net/Jv5BRif/031129522308.pdf
Bitte gib dir Mühe, wenn du in diesem Thread postest - die vorhergehenden Postings sind als Beispiele zu verstehen.

Was tatsächlich passiert ist:

Das Gericht hat Crytek bisher seine herbste (vorläufige) Niederlage verpasst.

CIGs Motion to dismiss bezüglich der Anschuldigungen beruhend auf Punkt 2.4. der GLA (siehe vorige Postings) wurden in allen Punkten angenommen. Besonders hart und der Argumentation des Gerichts nach IMO auch relativ endgültig vom Tisch:

- Die GLA hat es CIG gestattet, andere Engines zu lizenzieren.
- Star Engine ist eine Weiterentwicklung von CryEngine und solche Optimierungen sind explizit gestattet.

Außerdem wurde vom Gericht abgelehnt:

- Die Vorwürfe, CIG habe vertragswidrig Lumberyard und die eigene Star Engine beworben.

Bei letzterem hielt das Gericht die Belege von Crytek für unzureichend.

Das Gericht hat der Motion to Dismiss von CIG zwar stattgegeben, ABER zugleich Crytek das Recht eingeräumt, seine Anschuldigungen weiter zu untermauern und zu belegen. Dafür haben sie jetzt 21 Tage Zeit. Evtl. können einzelne Punkte also doch noch zugelassen werden.

Das Gericht hat damit erstmal SÄMTLICHE nachgereichten Klagepunkte zum Punkt 2.4. abgeschmettert (das war der Punkt, auf den das Gericht zuvor selbst hingewiesen hatte und der deswegen besonders aussichtsreich schien, um Cryteks "sie dürfen nicht auf Lumberyard wechseln"-Story doch noch am Leben zu erhalten (was sicher den größten Druck auf CIG ausüben würde).

Kleines IMO am Rande: Beim letztgenannten Punkt scheint noch Spielraum zu sein. Die Argumentation zur Ablehnung der obigen Punkte wirkt recht eindeutig.

Das Verfahren wird dennoch so oder so weiter gehen, da diverse andere Punkte ja bereits zur Verhandlung zugelassen wurden. Der schwerwiegendste noch übrige dürfte sein: Benutzt SQ42 noch immer CryEngine Code und deckt die Lizenz das ab, auch wenn es als separates Produkt vertrieben wird.

Andre
Andre mein English ist nicht das beste, deswegen gab ich nur ne kurze Zusammenfassung meines Verständnisses ab! Und wollte es euch überlassen, da mal genauer drüber zuschauen, aber das wichtigste war es für mich erstmal die Information zu teilen.
Ich hoffe das ist Nachvollziehbar.
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RoAdRuNnNeR
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Re: Der Nur-die-Fakten Thread zu Star Citizen

Beitrag von RoAdRuNnNeR »

Crytek muss scheinbar die nächste Schlappe einstecken. Bin bei rechtlichen Dingen nicht sehr bewandert und im amerikanischen Recht gleich dreimal nicht, aber offenbar muss Crytek erstmal 500.000 Dollar aufbringen.

Verstehe da nicht wirklich alles, kenne Bond nur als Kaution (und Spion :p), was im Zuge dieses Verfahrens für mich keinen wirklichen Sinn ergibt.
Aus dem Text lese ich raus, dass CIG 2M als Sicherheit zur Deckung der Kosten gefordert hat da man von einem Sieg im Verfahren ausgehen kann. Da man aber auch davon ausgeht, dass Crytek dadurch potenziell in finanzielle Schwierigkeiten kommt (Hier werden Berichte über finanzielle Probleme und ausbleibende Gehaltszahlungen angeführt) und auch nicht mehr am Verfahren teilnehmen kann, wurden vom Gericht 500.000 in Anlehnung an die bereits erbrachten Verfahrenskosten durch CIG verfügt. Diese sind binnen 30 Tagen zu zahlen.

Überreiße ich das so richtig? Vielleicht kann mich jemand aufklären ^^

https://www.courtlistener.com/recap/gov ... 7.81.0.pdf

Qualle = reddit
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