Jetzt kenn ich die internationale Fassung von Wolfenstein nicht, kann diese Frage also nicht beantworten. Grundsätzlich ist natürlich klar, dass eine Parabel historische Begebenheiten nicht eins zu eins widerspiegelt, sie wird immer auf der Ebene bleiben, auf der man Parallelen und Symbolik erkennen, aber nicht eins zu eins übertragen kann. Mein Lieblingsbeispiel ist (wieder einmal) Harry Potter, bei dem die Autorin selbst jeglichen Bezug zum Dritten Reich vehement abstreitet, viele Leser den auch nicht sehen wollen. Und trotzdem stecken von Band IV an ständig Parallelen drin. Am deutlichsten wirds im letzten Band, in dem man ohne große Mühe "Ariernachweis", "Gleichschaltung" und noch einiges andere erkennen kann. Aber auch die Todesser erinnern doch sehr an die SS. Voldemort hat sein eigenes Symbol, das seine Getreuen am Unterarm tragen. Nicht ganz so offensichtlich, aber dennoch vorhanden ist selbst die Parallele, dass Voldemort selbst gar nicht dem propagierten Ideal entspricht (Voldemort ist nicht "reinblütig" <-> Hitler war alles andere als ein blonder großgewachsener Germane).Puschkin hat geschrieben:
[...]
Greift Wolfenstein diese Ambivalenz der Kollaboration in der internationalen Fassung dahingehend nicht besser auf?
Bei Wolfenstein stellt sich mir allerdngs die Frage, wie viel Wert so eine historisch korrekte Darstellung in einem ansonsten durchgeknallten Alternativsetting letztlich hat: So, wie ich bei Total War: Rome und dem SJR erstmal dazu neigen würde, das gezeigte zu glauben (weil zumindest unterschwellig vermittelter Anspruch "historisch"), so würde ich bei einem Wolfenstein das erstmal nicht unbedingt für bare Münze nehmen.
Ein Spiel, das das wohl tatsächlich hinbekommen hätte, wenn es gewollt hätte, wäre vermutlich Velvet Assassin gewesen - dieses Spiel muss in einer (bis dahin zumindest) einzigartigen Art das Grauen der Naziherrschaft tatsächlich gut vermittelt haben. Aber das wollte damals keiner spielen.