Aus dem einen folgt für mein Dafürhalten aber nicht das andere, d.h. die Frage, inwiefern die wissenschaftliche Definition für den Spieler relevant ist, ist nicht damit beantwortet, dass er eine andere Definition für "akkurat" benutzt. Das erscheint mir nicht logisch: "Die wissenschaftliche Definition ist für Spieler nicht relevant, weil sie eine andere Definition haben." Damit ist ja nicht gesagt, warum die wissenschaftliche Definition nicht relevant sein - nur dass sie diese bisher nicht kennen. In der Schule - oder sonstwo - werden Kinder und Jugendliche ja genau deshalb mit ihnen bisher unbekannten Perspektiven konfrontiert, eben damit sie lernen eine neue Perspektive einzunehmen. "Das kenne ich bisher nicht" ist ja kein Argument dafür, dass es nicht relevant sei.KingSirus hat geschrieben:Die Frage ist, inwieweit eine wissenschaftliche Definition des Begriffs "akkurat" für die Spieler relevant ist? [...] Und das ist eben eine andere, als die absolut korrekte wissenschaftliche!
Allgemein ist's allerdings ein Kernanliegen des heutigen Geschichtsunterrichtes an Schulen, Kinder und Jugendliche genau für solche Perspektiven zu sensibilisieren. Der Grund, warum es als relevant erachtet ist, ist ...
... weil Menschen in ihrer Lebzeit sehr oft mit "fertiger Geschichte" zu tun haben werden. Sie werden Spielfilme sehen, die behaupten zu zeigen, wie es "wirklich" war. Sie werden Romane lesen, die vorgeben ein "akkurates" Bild der Vergangenheit zu zeichnen. Sie werden ebenso mit politisch aufgeladenen Diskursen, Inszenierungen und Legitimationen der Gegenwart (!) zu tun haben, die sich aus der Vergangenheit schöpfen ala: "Wegen xyz vor 100 Jahren ist es richtig und wichtig, dass wir auch heute noch xyz tun!" Um mit dieser Art von fertiger Geschichte kritisch umgehen zu können ist es wichtig überhaupt ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, was Geschichte eigentlich ist. Eben keine akkurate Abbildung der Vergangenheit, sondern eine Interpretation von Vergangenheit.
Und das erscheint mir wiederum nichts mit Wissenschaftlichkeit zu tun haben im Sinne einer akademischen Betrachtung aus dem Elfenbeinturm. Gerade heutzutage, wo "Fake News" ein derartiges Thema sind, wo Geschichte weiterhin zur Rechtfertigung genutzt wird und wo man bei Videospielen schön erkennen kann, wie unterschiedlich bestimmte Themen in unterschiedlichen Kulturen - z.B. der Umgang mit Krieg in US-Amerikanischen und Deutschen Videospielen - behandelt werden, da scheint mir so eine Sensibilität für Geschichte recht alltagspraktisch.
Und in diesem Kontext sehe ich auch den Diskurs über "historische akkurate Darstellungen" in Videospielen.