Magazin Spezial: DCP 2017/2018 und The Surge

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Terranigma
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Re: Deutscher Computerspielpreis 2018

Beitrag von Terranigma »

Vinter hat geschrieben:Nachdem, was ich jetzt weiß, muss ich allerdings sagen: Schuld ist ganz klar Deck13 und niemand sonst.
Sehe ich ähnlich. War daher auch verwundert, dass in der Folge mehrheitlich - nicht ausschließlich! - der Ton in die Richtung ging, die Kritik beim DCP anzusetzen. Dabei würde ich Jochen zustimmen und sagen, man solle eben keine unfertigen Spiele einschicken. Nun kann man dem DCP vorwerfen, dass er überhaupt unfertige Spiele annimmt, d.h. Titel, die noch nicht auf dem Markt erhältlich sind. Umgekehrt ist das aber nur eine Option. Deck13 hätte auch von sich aus sagen können, dass sie The Surge erst einreichen sobald es im Regal steht. Ich gehe nicht davon aus, dass sie während der Entwicklung derart auf die Fördergelder des DCP angewiesen waren, dass sie notgedrungen eine unfertige Version eingereicht haben.

Mein Urteil wäre da insofern auch: "Selbst schuld." Ich sehe den DCP nicht in der Verantwortung einem Entwickler zu sagen, dass das Spiel zu verbuggt ist. Selbst wenn Deck 13 ausversehen eine falsche Version eingereicht hat, hätten sie diese ganze Problematik vermeiden können, hätten sie das Spiel nach Veröffentlichung eingereicht. Insgesamt würde der DCP sich aber wohl Arbeit und Ärger sparen, wenn sie zukünftig nur noch veröffentlichte Titel annehmen.

Das eigentliche Skandälchen sehe ich hier - wie Jochen - eher in der schlechten Kommunikation des DCP, aber nicht darin, dass sie einem Entwickler nicht auf den mangelhaften Zustand ihres eigenen Spiels hingewiesen haben.
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HG_Christopher
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Re: Deutscher Computerspielpreis 2018

Beitrag von HG_Christopher »

Jon Zen hat geschrieben:WTF is...?!
Witch it --> http://store.steampowered.com/app/559650/Witch_It/
HUXLEY --> https://exit-vr.de/ (hoffe doch, das ist damit gemeint)
Townsmen VR --> http://store.steampowered.com/app/749960/Townsmen_VR/
MeisterPower --> http://gentletroll.com/de/spiele/meisterpower
Vocabicar --> https://verlage.westermanngruppe.de/anl ... -VocabiCar" onclick="window.open(this.href);return false;
Eurydike --> https://www.eurydike.org/
Dreadnaught --> http://www.gamestar.de/artikel/dreadnou ... 23633.html ,https://www.greybox.com/dreadnought/en/

----

Elex könnte aufgrund seines Questdesigns in der Spieldesign Kategorie nominiert sein. Aber wegen unnötiger Intransparenz (der DCP hätte in einem bis drei Sätzen schreiben können, warum die Spiele nominiert wurden - man sagt ja gerne: "Text kostet nichts") spekulieren zu müssen, ist frustrierend.
Aber wie viele AA-Produktionen gab es denn überhaupt im letzten Bewertungsjahr, wie viele A-Produktionen in Deutschland?

Edit: War eigentlich Battle Brothers schon im letzten Jahr (nicht) berücksichtigt worden? Mit seinen knapp 4000 Steamrenzensionen hat es doppelt so viele wie The Surge (2087 insgesamt) und nur 300 weniger als Elex. Townsmen VR hat 37, um die Dimensionen klar zu machen.

Servus, da du TownsmenVR als Beispiel her nimmst und das unseres ist, kommentier ich es gerne. Es ist in der Kategorie besten Innovation und bestes Gamedesign nominiert. Wir haben wie "The Surge" gepokert und diesmal gewonnen. Das Spiel ist in Early Access und wird sicherlich NIE soviele Steamreviews haben wie andere PC Spiele, da es ein VR Spiel ist! Aber hast du dir das Spiel angeschaut bzw gespielt? Ein Witch it, ist ein Hit bei einer Zielgruppe, die wohl "pod" nicht kennt. Denn wenn du die Kids frägst, kennen die das fast alle. Einige der Titel kannte ich vorher auch nicht, hab sie mir angeschaut. Und klar gibt's einige Nominierte, die wie immer "seltsam" sind oder nicht so ganz nachvollziehbar.

Jeder Entwickler weiß, was er einreicht. Man kann Pokern und es lieber früh einreichen, sogar vor release um eventuelle Awards eben auf die Packung, Steampage, etc zu schreiben. Oder halt die Gefahr eingehen, dass das Spiel nicht genial gelaufen ist aber dann später zur Jury einreicht. Ich bin wohl einer, der sehr kritisch ist beim DCP. Ich find bis heute das System Fachjury und Hauptjury seltsam aber das ist eine andere Geschichte... Jetzt heißt es mal abwarten aber Witch it zb. seh ich als Favorit.
mib
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Re: Magazin Spezial: DCP 2017/2018 und The Surge

Beitrag von mib »

Ich sehe die Sache auch sehr eindeutig und denke, dass die Schuld überwiegend bei Deck 13 zu suchen ist. Deshalb finde ich es immer sehr irritierend, dass ständig von "Opfer" geredet wird. Selbst wenn es an einer Verkettung unglücklicher Umstände liegt, tu ich mich schwer, hier Deck 13 auch nur im Ansatz in einer Opfer-Rolle zu sehen.

Grundsätzlich kann ich immer verstehen, dass es keine Begründung für Nicht-Nominierung gibt. Dsa hat schlicht mit Angreifbarkeit zu tun.

Ich denke auch nicht, dass Transparenz das öffentiche Interesse am DCP erhöhen würden. Für mich liegt doch überwiegend am Content, der dort ausgezeichnet wird. Es gibt halt nicht viele Spiele aus Deutschland, die ich spiele, und das obwohl deutsche Spiele bei mir eher einen Bonus genießen. Ist halt wie mit Filmen. Ich musste gerade nachgooglen, ob es den "Deutschen Filmpreis" gibt, und ja, tatsächlich, es gibt ihn. Aber ich schaue gerne Filme aber dieser Preis interessiert mich ebenfalls nicht die Bohne. Auch, weil ich die meisten deutschen Filme nicht sonderlich gut finde...

Ich kann verstehen, dass es für Journalisten anders sein mag, aber Otto-Normal-Zocker sind die ganzen DCP-Skandale relativ egal.

Und warum der DCP auskunftspflichtig sein sollte bzgl. Einreichungen kann ich aus journalistischer Sicht ja verstehen, weil es bequemer ist, für jeden Titel, für den man sich interessiert, beim Entwickler/Publisher nachzufragen (die Möglichkeit gibt es, wurde im Podcast aber irgendwie nicht genannt). Und als Otto-Normal-Zocker habe ich die Möglichkeit gar nicht, aber es ist mir auch ziemlich egal.

@HG_Christopher: "Man kann Pokern und es lieber früh einreichen, sogar vor release um eventuelle Awards eben auf die Packung, Steampage, etc zu schreiben." Dann soll man sich aber auch nicht beschweren, wenn es nicht geklappt hat. Nicht, dass es Deck 13 getan hätte, aber scheinbar sind diese Umstände ja bekannt, wenn man hier schon von "pokern" spricht. Insofern sehe ich dann noch weniger Grund, von einer Opfer-Rolle zu sprechen. Ich bin auch kein Opfer, wenn ich im Casino am Roulette-Tisch alles auf rot setze, aber die Null kommt...
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Kesselflicken
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Re: Magazin Spezial: DCP 2017/2018 und The Surge

Beitrag von Kesselflicken »

mib hat geschrieben:Und warum der DCP auskunftspflichtig sein sollte bzgl. Einreichungen kann ich aus journalistischer Sicht ja verstehen, weil es bequemer ist, für jeden Titel, für den man sich interessiert, beim Entwickler/Publisher nachzufragen (die Möglichkeit gibt es, wurde im Podcast aber irgendwie nicht genannt). Und als Otto-Normal-Zocker habe ich die Möglichkeit gar nicht, aber es ist mir auch ziemlich egal.
Njaaaa, also ich finde das ist etwas zu einfach gedacht. Sicher hat der DCP keine sonderliche Strahlkraft und wird auch als Werbung eher so mäßig funktionieren. Merke das ja selber, dass in meinem spielenden Freundeskreis kaum einer weiß, dass er überhaupt existiert. Geschweige denn von irgendwelchen der dortigen Skandale. Aber wir reden hier von einem Preis, an den auch öffentliche Fördergelder geknüpft sind. Mehr Transparenz hätte imo gar nicht den Zweck das öffentliche Interesse am DCP zu erhöhen. Vielmehr sollte die Öffentlichkeit ein Recht darauf haben, zu erfahren wie mit öffentlichen Geldern umgegangen wird. Solange solche grundlegenden verfahrenstechnischen Fragen nicht geklärt werden, muss es auch keinen wundern, wenn man als Industrie, Kulturgut oder was auch immer nicht ernst genommen wird. Es ist einfach ein extrem unbefriedigender Zustand, dass keiner der Beteiligten sich öffentlich äußern darf oder will.
DerSpieler
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Re: Magazin Spezial: DCP 2017/2018 und The Surge

Beitrag von DerSpieler »

meine two cents:
1. Würde mir auch mehr Transparenz wünschen, allein schon aus Prinzip (Argument: Öffentliche Gelder hat Jochen ja gemacht). Denke aber wie zwei Posts vor mir der Poster mib, dass es für die breite Öffentlichkeit (also nicht Spiele-Journalisten, Spiele-Medien und Hardcore-Spielerschaft) nicht mehr Interesse bringt. Das ist ein frommer Wunsch, aber ich glaube es nicht, außer vielleicht es würde noch um deutlich mehr Geld gehen.

2. Solange nicht erwiesen ist, dass "The Surge" letztes Jahr eigentlich spielbar war und die Juroren nur zu "doof" waren die richtige Version zu installieren, ggf. gar trotz Anleitung, sehe ich hier wie die meisten die Schuldigkeit auch eher bei den Entwicklern. Es wurde gepokert und verloren. Wer sein Spiel in einem Jahr nicht spielbar zur Verfügung stellt darf nicht hoffen entgegen des Reglements das Jahr danach "reingeschmuggelt" zu werden.
Den Vorschlag von Jochen nur fertige Spiele zuzulassen die so im Laden stehen bzw. bei Steam aus dem early access raus sind, halte ich für vernünftig um Unklarheiten zu beseitigen.

Mir persönlich kam die Verantwortung von Deck13 auch etwas zu gut weg im Podcast und es wurde relativ gesehen zu sehr der DCP und zu wenig der Entwickler/Publisher kritisiert.
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Jon Zen
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Re: Deutscher Computerspielpreis 2018

Beitrag von Jon Zen »

HG_Christopher hat geschrieben:
Jon Zen hat geschrieben:WTF is...?!
Witch it --> http://store.steampowered.com/app/559650/Witch_It/
HUXLEY --> https://exit-vr.de/ (hoffe doch, das ist damit gemeint)
Townsmen VR --> http://store.steampowered.com/app/749960/Townsmen_VR/
MeisterPower --> http://gentletroll.com/de/spiele/meisterpower
Vocabicar --> https://verlage.westermanngruppe.de/anl ... -VocabiCar
Eurydike --> https://www.eurydike.org/
Dreadnaught --> http://www.gamestar.de/artikel/dreadnou ... 23633.html ,https://www.greybox.com/dreadnought/en/

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Edit: War eigentlich Battle Brothers schon im letzten Jahr (nicht) berücksichtigt worden? Mit seinen knapp 4000 Steamrenzensionen hat es doppelt so viele wie The Surge (2087 insgesamt) und nur 300 weniger als Elex. Townsmen VR hat 37, um die Dimensionen klar zu machen.

Servus, da du TownsmenVR als Beispiel her nimmst und das unseres ist, kommentier ich es gerne. Es ist in der Kategorie besten Innovation und bestes Gamedesign nominiert. Wir haben wie "The Surge" gepokert und diesmal gewonnen. Das Spiel ist in Early Access und wird sicherlich NIE soviele Steamreviews haben wie andere PC Spiele, da es ein VR Spiel ist! Aber hast du dir das Spiel angeschaut bzw gespielt? Ein Witch it, ist ein Hit bei einer Zielgruppe, die wohl "pod" nicht kennt. Denn wenn du die Kids frägst, kennen die das fast alle. Einige der Titel kannte ich vorher auch nicht, hab sie mir angeschaut. Und klar gibt's einige Nominierte, die wie immer "seltsam" sind oder nicht so ganz nachvollziehbar.
Super, dass du als jemand der "unbekannten Nominierten" auf die Kommentare eingehst!

Zu meinem obigen Beitrag hat das Fazit gefehlt, welches ich aus der kleinen Recherche gezogen habe:
Der DCP nominiert Spiele im erweiterten Sinne. Spiele, die für den klassischen Gamer nicht unter dem Begriff "Games" fallen würden, weil sie nicht auf einem Computer oder einer Konsole gespielt werden können (HUXLEY, Eurydike) oder weil unter "Serious Games" auch Lernsoftware mit spielerischen Elementen berücksichtig wird (MeisterPower, Vocabicar).
Ein weiterer Fokus des DCPs scheint die Berücksichtigung von Spielen mit Fokus auf Kindern auch bei den klassischen Kategorien zu sein (Witch it, Townsmen VR, Splatoon 2). Wie erfolgt dann noch die Gewichtung der Qualität (in Bezug auf Erwachsene, Jugendliche und Kinder)?
So werden allerdings Kategorien unnahbar und Verleihungen angreifbar: Wie kann man ein Reality-VR-Flucht Spiel (Huxley) mit einem klassischen Computerspiel (Witch it) und einem VR Spiel (Townsmen VR) in puncto Innovation vergleichen? Die Entscheidung wird immer ungerecht ausfallen.
Kleine unbekannte Titel, die vor Release eingereicht werden und nominiert werden (im Gegensatz zu deutlich bekannteren Titeln) machen den Preis schon bei der Nominierung aus Spielersicht kritikwürdig. Man traut diesem Preis, gerade wegen seiner Historie, nicht zu Indiehits vor Release zu identifizieren.
Als Core-Gamer nimmt man an: "Was ist das für ein Spiel? - Es muss bestimmt ganz pädagogisch wertvoll, ohne Gewalt und politisch gewollt sein. Warum sollte es sonst, statt meinen Favoriten XY, nominiert sein?"

---

Zu deinem Spiel Townsend VR: Wie die meisten kann ich es nicht ausprobieren, weil ich keine VR Brille besitze. Ein Greifarm (der wohl eines der Hauptfeatures zu sein scheint), mit dem man Menschen und Gegenstände aufgreifen und an andere Stellen fallen lassen kann, hat mir schon viel Spaß in Roller Coaster Tycoon und Sims gemacht. Genauso habe ich die Siedler Reihe gemocht. Damals war ich aber noch ein Kind und Kindern wird es sicher viel Spaß machen (falls ihre Eltern einen High-End Computer mit VR Brille besitzen). Heute machen mir solche Spiele nur noch selten Spaß (auch wenn ich es immer wieder hoffe und mir trotzdem Cities: Skylines kaufe).
Ich hoffe ich konnte meinen Kritikpunkt im oberen Fazit besser ausformulieren, weil er nichts mit eurem Spiel direkt zu tun hat. Höchstens, dass ihr früher eingereicht habt, als dass Spieler (und evtl. die Presse?) sich ein Bild von eurem Spiel machen konnten. Das ist aber auch ein Problem des DCPs, dass er dies zulässt.
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Andre Peschke
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Re: Deutscher Computerspielpreis 2018

Beitrag von Andre Peschke »

HG_Christopher hat geschrieben:Ein Witch it, ist ein Hit bei einer Zielgruppe, die wohl "pod" nicht kennt. Denn wenn du die Kids frägst, kennen die das fast alle.
Who cares? Ein paar positive Steam-Reviews, begeisterte Kinder etc sind ja für eine Jury-Entscheidung irrelevant. Sonst schauen wir auf die Steam-Reviews zu "Long Journey Home" und das Ding ist raus. ^^ Und schau dir die Activity-Stats von "Witch it" an. Das hat Steam-Concurrent-Peaks von 70 Spielern und ein All-Time-High von 600. NIE UND NIMMER ist das ein "das kennen die alle"-Titel, egal in welcher Zielgruppe. Never. Ever. Ever.

Ein "Bestes internationales Multiplayer-Spiel" und "Bestes Deutsches Spiel", das ausgerechnet in der Gamedesign-Kategorie keine Nominierung erhält (zu recht), finde ich zumindest erklärungsbedürftig. Wie schon gesagt: Ich hab durchaus Respekt vor der Jury. Aber mich würde eben deswegen interessieren, was hier ausschlaggebend gewesen ist. Innovation, bei einem Titel der offensichtlich existierende Mods kopiert (und neue Elemente hinzufügt - ganz klar) - zu einem Grad, das sogar der Begriff "Props" als direkte Referenz auftaucht. Wie war da die Abwägung? Oder war einfach das Konkurrenzfeld so dünn?

Ich sage nicht, dass das Schmu ist. Ich sag nur, da entstehen bei mir Fragen, die ich nicht ohne weiteres beantworten kann und die IMO illustrieren, warum hier mehr Transparenz wohltuend wäre. Auch um zu verstehen, was das eigentlich für ein Preis ist. Ob er also zB einfach einen starken Schwerpunkt auf "pädagogisch wertvoll" hat etc.

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Andre Peschke
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Re: Magazin Spezial: DCP 2017/2018 und The Surge

Beitrag von Andre Peschke »

mib hat geschrieben:Ich sehe die Sache auch sehr eindeutig und denke, dass die Schuld überwiegend bei Deck 13 zu suchen ist. Deshalb finde ich es immer sehr irritierend, dass ständig von "Opfer" geredet wird. Selbst wenn es an einer Verkettung unglücklicher Umstände liegt, tu ich mich schwer, hier Deck 13 auch nur im Ansatz in einer Opfer-Rolle zu sehen.
Ich versuche da noch einmal meine Sicht der Dinge zu vermitteln, ansonsten gebe ich auf und muss einsehen, dass ich eine sehr verschrobene Sicht der Dinge zu haben scheine:

a) Wir können nicht sicher sagen, in welchem Zustand die Version gewesen ist. Was ich aber als logisch zwingend begreife ist: Wenn der Entwickler gewusst hätte, dass es derart erhebliche Probleme gibt, hätte er sein Spiel zurückgezogen. Alles andere macht für mich keinen Sinn. Daher gehe ich davon aus, dass ihm das nicht mitgeteilt wurde, zumindest nicht in einer Art, die eindeutig war.

b) Finde ich deswegen, dass der Entwickler nicht allein Schuld ist. Wie gesagt: Unfertige Version eingereicht, gewisses Risiko war von mir aus dadurch impliziert - ok. Habe nie behauptet, dass ich umgekehrt den DCP für alleinschuldig halte, sondern IMO ist hier schlicht niemand so richtig schuld. Warum? Weil IMO durchaus in allen Lebensbereichen zu sehen ist, dass man in so einem Fall nicht ohne jede Rücksprache durch's Raster fallen sollte. Wir kennen das Modell, dass säumige Schuldner erstmal abgemahnt werden, die gelbe Karte im Fussball, Punkte in Flensburg müssen ein gewisses Maß überschreiten bevor der Lappen weg ist etc. Überall ist der sprichwörtliche "Schuss vor den Bug", also eine Warnung vor erheblichen Konsequenzen Usus und würde von uns immer gefordert, wenn wir selbst betroffen wären. Der ist hier schief gegangen oder unterblieben. Mein Gerechtigkeitsgefühl sagt: Das ist kein Fehler von Deck 13 und daher wurden sie zu einem gewissen Grad unfair behandelt (vom Ablauf her, nicht vorsätzlich etc). Und die Formulierung "Opfer widriger Umstände" kennen wir ja und in dem Zusammenhang wurde das IIRC im Podcast von mir gesagt.

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Re: Magazin Spezial: DCP 2017/2018 und The Surge

Beitrag von HG_Christopher »

Andre ich bin wie du, für eine Erklärung bei jedem Nominierten warum, welches Spiel in welcher Kategorie nominiert wurde. Dies würde so einiges einfacher und nachvollziehbarer machen. Vor allem bei Kategorien, die nicht jeder nachvollziehen kann.
HG_Christopher
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Re: Deutscher Computerspielpreis 2018

Beitrag von HG_Christopher »

Jon Zen hat geschrieben: Zu meinem obigen Beitrag hat das Fazit gefehlt, welches ich aus der kleinen Recherche gezogen habe:
Der DCP nominiert Spiele im erweiterten Sinne. Spiele, die für den klassischen Gamer nicht unter dem Begriff "Games" fallen würden, weil sie nicht auf einem Computer oder einer Konsole gespielt werden können (HUXLEY, Eurydike) oder weil unter "Serious Games" auch Lernsoftware mit spielerischen Elementen berücksichtig wird (MeisterPower, Vocabicar).
Ein weiterer Fokus des DCPs scheint die Berücksichtigung von Spielen mit Fokus auf Kindern auch bei den klassischen Kategorien zu sein (Witch it, Townsmen VR, Splatoon 2). Wie erfolgt dann noch die Gewichtung der Qualität (in Bezug auf Erwachsene, Jugendliche und Kinder)?
So werden allerdings Kategorien unnahbar und Verleihungen angreifbar: Wie kann man ein Reality-VR-Flucht Spiel (Huxley) mit einem klassischen Computerspiel (Witch it) und einem VR Spiel (Townsmen VR) in puncto Innovation vergleichen? Die Entscheidung wird immer ungerecht ausfallen.
Kleine unbekannte Titel, die vor Release eingereicht werden und nominiert werden (im Gegensatz zu deutlich bekannteren Titeln) machen den Preis schon bei der Nominierung aus Spielersicht kritikwürdig. Man traut diesem Preis, gerade wegen seiner Historie, nicht zu Indiehits vor Release zu identifizieren.
Als Core-Gamer nimmt man an: "Was ist das für ein Spiel? - Es muss bestimmt ganz pädagogisch wertvoll, ohne Gewalt und politisch gewollt sein. Warum sollte es sonst, statt meinen Favoriten XY, nominiert sein?"

---

Zu deinem Spiel Townsend VR: Wie die meisten kann ich es nicht ausprobieren, weil ich keine VR Brille besitze. Ein Greifarm (der wohl eines der Hauptfeatures zu sein scheint), mit dem man Menschen und Gegenstände aufgreifen und an andere Stellen fallen lassen kann, hat mir schon viel Spaß in Roller Coaster Tycoon und Sims gemacht. Genauso habe ich die Siedler Reihe gemocht. Damals war ich aber noch ein Kind und Kindern wird es sicher viel Spaß machen (falls ihre Eltern einen High-End Computer mit VR Brille besitzen). Heute machen mir solche Spiele nur noch selten Spaß (auch wenn ich es immer wieder hoffe und mir trotzdem Cities: Skylines kaufe).
Ich hoffe ich konnte meinen Kritikpunkt im oberen Fazit besser ausformulieren, weil er nichts mit eurem Spiel direkt zu tun hat. Höchstens, dass ihr früher eingereicht habt, als dass Spieler (und evtl. die Presse?) sich ein Bild von eurem Spiel machen konnten. Das ist aber auch ein Problem des DCPs, dass er dies zulässt.
1. Die Entwickler reichen ihre Spiele ein und die Jury wählt aus und testet sich durch die Produkte. Ich würde mich freuen, wenn die Fachjury bzw auch die Hauptjury jeweils mitteilt, wieso welches Spiel nominiert wurde bzw auch gewinnt. Dies würde sehr viel klarer machen, wie auch die Jury tickt. (was auch nicht immer den Entwicklern klar ist)!

2. zu unserem Spiel, VR youtuber und VR Presse haben TownsmenVR aufgegriffen. Die "übliche" Presse hat keine VR Kategorie :( leider und interessiert sich auch nicht um solche Technologien genauso wie Handyspiele. Da diese nur Spiele zocken, die auch klicks generieren, hat ja auch schon Andre öfters erwähnt... und ich kann das bestätigen. Wir sind mit dem Early Access zufrieden in der kurzen Zeit. Und der "Greifarm" wie du ihn nennst, sind echte Hände, die du in VR hast ;) du spürst auch alles, kannst auch in dein VR Headset pusten um zum Beispiel das Wetter zu manipulieren, die Windmühle anzutreiben, etc. Ja VR ist noch nicht in jedem Haushalt, aber das Spiel geht komplett neue coole Wege auf einer Plattform, die einfach noch sehr jung ist und auch kein Massenmarkt ist.

Wie oben geschrieben, hab ich mit dem DCP eine sehr illustre Beziehung und hab deshalb auch mehr als gestaunt, als wir mit TownsmenVR nominiert wurden. Deutschland ist halt nicht AAA sondern Deutschland und die Entwicklung von Spielen sind vor allem "Nischen".

So und jetzt bin ich einfach gespannt wie der 10. April wird. Vielleicht gewinnen wir nach der gefühlten 100sten Einreichung auch mal ein Preis.
mib
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Re: Magazin Spezial: DCP 2017/2018 und The Surge

Beitrag von mib »

Okay, der Begriff "Schuld" war nicht gut gewählt. Es gibt ja sowieso einen viel treffenderen: verantwortlich
Deck 13 ist für den Zustand ihres Spiels verantwortlich. Und dabei geht es nun mal nicht darum, ob man wissentlich oder unwissentlich etwas fehlerhaftes abliefert. Ich bin vor paar Monaten geblitzt worden mit ca 120 km/h... war richtig ärgerlich, denn an dem Tag wollte ich gar nicht zu schnell fahren. Ich hab auf der baulich getrennten, mehrspurigen Bundesstraße (die ich zuvor nie gefahren war), auf der lange die Höchstgeschwindigkeit 120 km/h galt, einfach das 100-km/h-Schild einige Hundert Meter vor einem Tunnel nicht wahrgenommen. Trotzdem bin ich für mein Fahrzeug verantwortlich.

Ich würde es mal so sehen (etwas frei formuliert und vielleicht auch interpretiert):
Das unfertige Spiel wurde eingereicht. Dieses Spiel wurde vom Awardbüro "angenommen". Es wurde dort entweder nicht ausreichend untersucht, ob das Spiel beurteilbar ist (vielleicht fehlt dort auch schlicht die Qualifikation, das zu beurteilen), oder es hat dort ausreichend gut funktioniert. Ein ausreichend großer Teil der Jury hat das Spiel allerdings als nicht wirklich spielbar angesehen. Die Jury hat aus meiner Sicht genug unternommen, den Entwickler zu informieren.
Der Jury eine böswillige Absicht oder Fehler im Umgang mit dem Spiel zu unterstellen scheidet denke ich aus.
Aus meiner Sicht hat das Awardbüro möglicherweise seine Pflichten bei der Annahme nicht gut genug erfüllt. Trotzdem ist und bleibt derjenige in der Verantwortung, der etwas einreicht, vollkommen egal um was es sich handelt. Vollkommen egal ob es sich um einen öffentlichen Preis oder um eine Bewerbung oder ein Beitrag in einem Forum handeln sollte... bei letzterem ist sowohl die Bedeutung geringer als auch die Nachbesserungsmöglichkeit eine andere... insofern braucht man dort nicht dieselbe Sorgfalt an den Tag bringen.

Und ganz absurd gesagt: Wenn ich einen Fehler habe, der aus absurden Gründen erst nach einem gewissen Datum auftritt, dann kann das Award-Büro noch so viel testen (man denke nur mal an die ganzen Bugs, die im Rahmen von Jahreswechseln, Zeitumstellungen und Schaltjahren entstehen, wohl wissend, dass dies für Spiele normalerweise keine Relevanz hat). Wer Software-Entwicklung betreibt weiß, wer für die Qualität verantwortlich ist. Und Murphy lehrt, dass alles was schief gehen kann nun mal auch schief gehen wird.

Und es wird genug mit öffentlichen Geldern gemacht, wo ich selbst auch wenig Transparenz habe... Und ich glaube auch nicht, dass irgendeine Stelle auskunftspflichtig ist, welcher Bürger oder welches Unternehmen für welche aus öffentlichen Geldern finanzierte Förderung beworben hat aber abgelehnt wurde. Aber ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen.

@HG_Christopher: Wie ich sagte, dass der DCP die breite Öffentlichkeit selbst unter Spielern nicht juckt, liegt eben am hiesigen Markt. Ich sehe es auch so, dass es hier keine oder mit ganz viel gutem Willen kaum Triple-A-Titel gibt, die der Rede wert sind.

Ich persönlich bin der Meinung, dass wenn wir schon eine Förderung unternehmen, diese sich mehr um die Förderung _vor/während_ als _nach_ der Entwicklung beschäftigen soll. Natürlich gibt es die Personalkosten auch nach Erscheinen, und die Entwicklung geht meistens auch noch weiter. Aber einen Preis für die auszurufen, die es eh geschafft haben sehe ich nicht als wirkliche Förderung an. Das wäre wie wenn man den besten Studenten nach Abschluss des Studiums einen 5.000-Euro-Scheck in die Hand drücken würde...
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Andre Peschke
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Re: Magazin Spezial: DCP 2017/2018 und The Surge

Beitrag von Andre Peschke »

mib hat geschrieben:Ich bin vor paar Monaten geblitzt worden mit ca 120 km/h...
Aber dann hast du eine Regel verletzt. Deck 13 hat ja gerade keine Regel verletzt und wurde daher zum Award zugelassen.

Anderes Gleichnis: Du verschickst ein Paket mit der Post, dass du aus deiner Sicht ausreichend gut, aber unvollständig beschriftet hast. Die Post schaut sich das an und sagt: "Ja, das nehmen wir". Bei dem Versuch es auszuliefern gibt es aber dennoch Probleme und das Paket geht verloren. Würde man da nicht auch sagen: In dem Moment, in dem die Post gesagt hat: "ja, ich nehme das an", kann sie am Ende nicht mehr sagen: "Das war alles deine Schuld"? Hätte sie es nicht zurücksenden müssen, damit du es neu aufgeben kannst? Übernehmen sie nicht eine Teilverantwortung sobald sie es annehmen, auch wenn beiden Parteien klar ist, dass das Paket nicht ideal beschriftet wurde?

Erneut: Es ist IMO schlicht nicht eindeutig allein Deck 13 schuld, verantwortlich, ursächlich etc.

Andre
Stuttgarter
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Re: Magazin Spezial: DCP 2017/2018 und The Surge

Beitrag von Stuttgarter »

Das Grundproblem seh ich tatsächlich in dem Umstand, dass noch nicht releaste Spiele eingereicht werden können. Jochens Argument mit den Oscars ist da durchaus stichhaltig: Es wird das prämiert, was bereits fertig (und auch von der breiten Masse konsumierbar) ist. Nun haben Spiele natürlich die Eigenschaft, auch nach dem Release noch verändert zu werden. Durch Patches, DLCs etc. Chris Roberts sagte ja mal über Star Cititzen, es werde "nie" fertig werden. Das macht es natürlich nicht einfacher, einen Zeitpunkt festzulegen, ab dem ein Spiel durch eine Jury "abschließend" bewertet werden kann.

Auch ein in meinen Augen nicht unwesentlicher Punkt - es kommt ja durchaus auch vor, dass Features in letzter Sekunde doch noch gestrichen werden. Oder so Dinge wie die berüchtigten Grafik-Downgrades. Spielemagazine gehen mehr und mehr dazu über, keine Vorabversionen mehr zu testen, weil sie nicht wissen, ob das, was sie testen, nachher auch so beim Konsumenten ankommt. Und das, obwohl Magazine problemlos ihre Wertungen hinterher korrigieren können - ein vergebener Preis hingegen ist vergeben. Was nicht nur dem evtl. zu Unrecht ausgezeichneten Spiel unverdient nützt - sondern vor allem den anderen Mitbewerbern schadet.

Auf das Büro wurde oben eingegangen, die evtl. versäumt hätten, die Probleme von "Surge" zu entdecken. Da stellt sich mir die einfache Frage: Wie sollen die das denn hinbekommen? Wie weit müssten die ein Spiel spielen, um das ausschließen zu können? Abgesehen von den zumindest auf dem PC ja durchaus vorkommenden Fällen, dass ein Spiel auf dem einen System problemlos laufen kann, auf einem anderen aber zickt ohne Ende ("GTA4" wär da das vermutlich nach wie vor prominenteste Beispiel) - es gibt ja auch die berüchtigten Plotstopperbugs, die erst nach einer gewissen Spielzeit auftauchen, dann aber das Durchspielen verunmöglichen. Wie soll ein Büro, das nur für die Annahme der eingereichten Kandidaten zuständig ist, das prüfen können? Mir leuchtet ein, dass die letztlich nur testen können, ob die Installation funktioniert, sich das Programm starten lässt und grade noch, ob sie aus dem Hauptmenü ins eigentliche Spiel kommen.

All das lässt mich persönlich zu dem Schluss kommen, dass das Reglement einfach dahingehend verändert werden müsste, dass nur noch Spiele eingereicht werden können, die bereits offiziell veröffentlicht, käuflich zu erwerben und spielbar sind.
Jochen

Re: Magazin Spezial: DCP 2017/2018 und The Surge

Beitrag von Jochen »

Stuttgarter hat geschrieben:Das Grundproblem seh ich tatsächlich in dem Umstand, dass noch nicht releaste Spiele eingereicht werden können
In diesem konkreten Fall - ja. Wobei dieses "Grundproblem" eigentlich nur Symptom eines noch viel tiefer liegenden Grundproblems ist: Ich habe in den ganzen Diskussionen und all den Jahren nie den Eindruck gewonnen, dass man diesen Preis als etwas anderes betrachtet als "unser Eigentum". Schon alleine die Frage, ob man der Öffentlichkeit - die den Spaß schließlich zur Hälfte mitfinanziert - nicht vielleicht eine gewisse Auskunftspflicht schulde, wird vielfach als schlechterdings absurd und verräterisch empfunden.

Aus (historischer) Perspektive der Industrie kann ich das sogar nachvollziehen. Da schaut man seit Jahrzehnten neidisch auf die Filmförderung, in die jedes Jahr Millionen gepumpt (oder sollte ich sagen: versenkt) werden, und dann bekommt man endlich mal ein kleines Zuckerle vom Bund ... und will das natürlich nicht mehr hergeben. Das hat man sich schließlich verdient. Dafür hat man jahrelang gekämpft. Und wenn dann jemand daherkommt (zum Beispiel ein paar lästige Journalisten) und irgendwas in Frage stellt, schließt sich sofort die Wagenburg.

Es würde mich beispielsweise nicht wundern, wenn die Reaktion auf unsere Berichterstattung lautet: Wir brauchen noch schärfere NDAs. Und zu einem gewissen Grad kann ich das aus der o.g. Perspektive sogar verstehen. Der Prozess ist ziemlich "normal". Eigentlich (und da stimmen einem die meisten Branchenvertreter durchaus zu) ist das ganze Konstrukt des DCP kaputt. Aber es ist das einzige Konstrukt, das man hat. Ganz wie bei diesem alten Spruch: "I know it's crooked, but it's the only game in town"

Wahrscheinlich müsste man das alles einmal komplett abreißen und vernünftig neu aufbauen. Aber das wird nicht passieren, weil es viel zu viele Ängste, Sorgen, Befindlichkeiten usw. gibt. Also bleibt - wie in der Politik - der kleinste gemeinsame Nenner, von dem jeder weiß, dass er scheiße ist.
mib
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Registriert: 17. Feb 2017, 20:27

Re: Magazin Spezial: DCP 2017/2018 und The Surge

Beitrag von mib »

Andre Peschke hat geschrieben:
mib hat geschrieben:Ich bin vor paar Monaten geblitzt worden mit ca 120 km/h...
Aber dann hast du eine Regel verletzt. Deck 13 hat ja gerade keine Regel verletzt und wurde daher zum Award zugelassen.

Anderes Gleichnis: Du verschickst ein Paket mit der Post, dass du aus deiner Sicht ausreichend gut, aber unvollständig beschriftet hast. Die Post schaut sich das an und sagt: "Ja, das nehmen wir". Bei dem Versuch es auszuliefern gibt es aber dennoch Probleme und das Paket geht verloren. Würde man da nicht auch sagen: In dem Moment, in dem die Post gesagt hat: "ja, ich nehme das an", kann sie am Ende nicht mehr sagen: "Das war alles deine Schuld"? Hätte sie es nicht zurücksenden müssen, damit du es neu aufgeben kannst? Übernehmen sie nicht eine Teilverantwortung sobald sie es annehmen, auch wenn beiden Parteien klar ist, dass das Paket nicht ideal beschriftet wurde?

Erneut: Es ist IMO schlicht nicht eindeutig allein Deck 13 schuld, verantwortlich, ursächlich etc.

Andre
Also der Post-Vergleich hinkt ziemlich - denn dort gibt es auch klare Regeln. Die Frage, wer für Paketverlust haftet, ist ein Thema für sich... schicke ich privat etwas unversichert, dann ist es leider mein persönliches Pech, wenn das Paket verschwindet... passiert i.d.R. nicht, aber wenn doch, wird die Post nicht sagen "Das war deine Schuld" sondern schlicht "Die Sendung ist verschwunden. Pech". Wer kann denn bei einem Paket am Ende nachweisen, wie es beschriftet war?

Deck 13 hat keine Regel verletzt, aber sie kannten die Regeln (nur einmal einreichen, und du bist für die Qualität deines Produktes selbst verantwortlich). Das ist der Punkt. Genauso wie ich die Regeln bei der Post kenne, dass wenn ich unversichert versende, ich am Ende ziemliches Pech haben kann. Ich weiß, dass Paketzusteller nicht immer sorgfältig mit ihren Sendungen umgehen, insofern weiß ich, dass ich die Ware ggf. schützen muss, dass sie den Transport überlebt.

Ich habe auch nicht gesagt, dass Deck 13 alleine schuld ist. Ich kann nur diese Opfer-Darstellung nicht nachvollziehen. Bin ich ein Opfer, weil eine Post-Sendung verloren ging? Vermutlich eher als es Deck 13 in der Situation ist... der Schaden für Deck 13 ist die Nicht-Berücksichtigung für den Preis - natürlich haben sie auch Zeitaufwände gehabt, aber die Möglichkeit, nicht erfolgreich sein zu können, war vorher bekannt.

Und zu den Oscars: Sind es wirklich Filme, die bereits in der Form der breiten Masse zum Konsum zur Verfügung standen, oder handelt es sich um Fassungen, von denen man sagt "Das ist die finale Version, so wie sie auch in die Kinos kommen wird"? Ich bin mir da ehrlich gesagt nicht sicher, ob Oscar-Jury-Mitglieder ihre Film-Exemplare nicht auch schon vor Kino-Start erhalten können... diese erhalten doch auch immer wieder sogenannte Screener: https://en.wikipedia.org/wiki/Screener_(promotional" onclick="window.open(this.href);return false;)
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Andre Peschke
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Re: Magazin Spezial: DCP 2017/2018 und The Surge

Beitrag von Andre Peschke »

mib hat geschrieben:Ich habe auch nicht gesagt, dass Deck 13 alleine schuld ist. Ich kann nur diese Opfer-Darstellung nicht nachvollziehen. Bin ich ein Opfer, weil eine Post-Sendung verloren ging?
Vielleicht bist du da sensibler als ich, was den Begriff angeht? Ich sehe das im "Opfer widriger Umstände"-Sinne, nicht wie "unschuldiges Opfer eines Verbrechens". Wie schon mehrfach geschrieben: Aus meiner Sicht ist schlicht niemand so richtig schuld. Das ist sozusagen die sachliche Feststellung. Und eher als Bauchgefühl sage ich zudem: Ein (in Anbetracht des Konkurrenzumfelds) so relevanter Titel wie The Surge - sowohl von Qualität als auch von Förderungswürdigkeit des Studios her - hätte IMO nicht so leicht durchrutschen dürfen, auch wenn es regelkonform war. Da widersprechen mir nichtmal Quellen beim DCP, die sich im Nachgang auch wünschen sie hätten mehr getan, aber eben wegen das Ablaufs dachten / denken mussten, es hätte ein erheblicheres Bemühen stattgefunden. Das kann man legitimerweise anders sehen und sagen: "Ne, gleiches Recht für alle" etc. Ich bin da sicher auch von meinen Erfahrungen bei diversen Jury und auch dem DCP geprägt und denke mir immer: "Es wurden an anderer Stelle schon erheblich größere Bemühungen angestellt und Konzessionen gemacht - warum nicht hier?". Von daher kann ich ein reines "Selbst schuld, Deckt 13" nicht nachvollziehen, aber als eine Position anerkennen. --> Agree to disagree.

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Re: Magazin Spezial: DCP 2017/2018 und The Surge

Beitrag von mib »

Vielleicht ist dem so, dass ich bei dem Begriff Opfer eben an mehr "Schaden" denke. Und ja, bestimmt spielt auch die Tatsache eine Rolle, wie vertraut man mit dem DCP ist. So sehr man sich auch bemüht, man steckt doch alles und jeden immer irgendwie in Schubladen. Der DCP ist bei mir eben noch in einer neutraleren als bei dir ;-)

Wie ich schon sagte, ich würde Förderung auf anderem Wege eher begrüßen. Auch wenn es ein Förderpreis ist, wage ich es einfach zu bezweifeln, dass es auch nur ein Spiel gibt, das es ohne den DCP nicht geben würde - aber auch hier lasse ich mich gerne vom Gegenteil überzeugen.
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Andre Peschke
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Re: Magazin Spezial: DCP 2017/2018 und The Surge

Beitrag von Andre Peschke »

mib hat geschrieben: wage ich es einfach zu bezweifeln, dass es auch nur ein Spiel gibt, das es ohne den DCP nicht geben würde - aber auch hier lasse ich mich gerne vom Gegenteil überzeugen.
Es gab zumindest Gerüchte, dass es bei Daedalic ohne die Preisgelder insgesamt mal knapp geworden wäre. Falls das stimmt, gibt es sogar einen ganzen Katalog voller Spiele der ohne den DCP vielleicht nie erschienen wäre.

Aber alles wirklich nur Zeug, dass mal durch die Branche schwirrte.

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Re: Magazin Spezial: DCP 2017/2018 und The Surge

Beitrag von mib »

Okay, ich meinte es anders, als ich es gesagt habe :-)
Ich meinte "wage ich es zu bezweifeln, dass es auch nur ein Spiel als Preisträger des DCPs gibt, das es ohne ihn nicht geben würde".

Wie gesagt, ich will nicht die Förderung hinterfragen, nur die Art und Weise ;-)
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