Runde #153: Gewalt, Aggression, Zerstörung

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meisterlampe1989

Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von meisterlampe1989 »

Ich glaube das Grundproblem ist, dass es für eine Dramaturgie einen Konflikt braucht. Und Videospiele haben sich noch nicht genug ausdifferenziert und gewaltlose Formen entwickelt.

Es gibt ja auch z.B. keine Beziehungsdramen, wie Kramer gegen Kramer als Videospiel. Die behandeln einen Konflikt z.B. ohne Gewalt. Nur über Dialog.
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Terranigma
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Terranigma »

meisterlampe1989 hat geschrieben:Ich glaube das Grundproblem ist, dass es für eine Dramaturgie einen Konflikt braucht.
Würde ich nicht zustimmen, oder zumindest würde ich es als Frage formulieren. Die Aussage "Dramaturgie benötigt Konflikt" ist eine absolute Aussage und wenn wir uns westliche Erzählungen anschauen, kann man sicherlich sagen, dass das Gros auf Konflikten zwischen Protagonisten und Antagonisten basiert. Dieser Konflikt ist das, was der Erzählung die notwendige Dynamik verleiht. Ich habe aber den Eindruck, dass wir hier nicht über eine Grundvoraussetzung, sondern lediglich über eine kulturelle Konvention reden, d.h. wenn wir sagen, "Dramaturgie benötigt Konflikt" so sagen wir eigentlich, "westliche Erzählstrukturen setzen Konflikte voraus" - da würde ich zustimmen. Aber aus dem Stehgreif fallen mir etwa allerlei japanische Erzählungen ein - Filme als auch Romane - die nicht nur auf Gewalt, sondern auch auf Konflikte als Motor für Dynamik verzichten, zumindest wenn man "Konflikt" als Konflikt zwischen einem Protagonisten und Antagonisten meint.

Westliche Erzählungen basieren ja - zumindest sagt man so allgemein - auf einer klassischen Spannungskurve mit einer Drei-Akt-Struktur, d.h. (1) Exposition, (2) Spannungsanstieg bis zum Klimax und (3) Spannungsabfall nach Klimax. Und die Spannung entsteht häufig aus dem sich anschwelenden Konflikt zwischen Protagonist und Antagonist. Klassische japanische Erzählungen - aber auch moderne! - fußen auf einer Vier-Akt-Struktur, wo die Dynamik durch einen Twist in der Mitte der Erzählung entsteht. Auch viele japanische Videospiele folgen erkennbar dieser Struktur, auch wenn diese natürlich trotzdem auf Gewalt und Konflikte zurückgreifen.


Hier ein schöner Artikel dazu: The significance of plot without conflict.
Japanische Vier-Akt-Struktur: Kishōtenketsu for Beginners – An Introduction to Four Act Story Structure

Insbesondere Nintendo-Titel folgen teilweise spielmechanisch als auch narrativ oftmals der Vier-Akt-Struktur des Kishōtenkets. Schönes Beispiel ist da wieder Zelda - A Link to the Past: (1) Spieler erfährt von Zelda, dem Bösewicht und Grundkonflikt. (2) Spieler erhält weitere Informationen über Bedrohung und lernt Welt kennen. (3) Spieler stößt auf "Schattenwelt". (4) Spieler rettet die Welt. Diese Struktur kann man ebenso auf das Design von Dungeons anwenden: (1) Spieler erhält neues Item. (2) Spieler übt Umgang mit neuen Item. (3) Spieler muss Out-of-the-Box denken und Item kreativ einsetzen. (4) Spieler muss Item im Bosskampf nutzen.


Alle diese Erzählstruktur mit ihrem Twist in der Mitte - nicht am Ende, wie in westlichen Erzählungen! - kann dafür sorgen, dass es keinen Durchhänger im Mittelteilt gibt, sondern eine gewisse Dynamik. Würde insofern einfach mal sagen: Dramaturgie kann ohne Konflikt funktionieren. Es ist nur eine ganz andere Art von Dramaturgie. Ein paar Filme von Studio Ghibli kommen z.B. ganz ohne Konflike und Antagonisten aus. Die haben zwar auch "Drama", aber eher in Form von unangenehmen Wendungen zur Mitte hin, anstatt in Form eines Gegenspielers.

Mir scheint dieser Fokus auf Konflikt in westlichen Erzählungen - und damit auch Videospielen - hier insofern eher ein kulturelles Ding, anstatt einer anthropologische Konstante zu sein. Dann wiederum ist's wohl fraglos, dass man mit Konflikten viel leichter Dramatik erzeugen kann, selbst innere Konflikte taugen dafür gut. Würde nur nicht sagen, dass sie notwendig sind.
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meisterlampe1989

Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von meisterlampe1989 »

Terranigma hat geschrieben: Insbesondere Nintendo-Titel folgen teilweise spielmechanisch als auch narrativ oftmals der Vier-Akt-Struktur des Kishōtenkets. Schönes Beispiel ist da wieder Zelda - A Link to the Past: (1) Spieler erfährt von Zelda, dem Bösewicht und Grundkonflikt. (2) Spieler erhält weitere Informationen über Bedrohung und lernt Welt kennen. (3) Spieler stößt auf "Schattenwelt". (4) Spieler rettet die Welt. Diese Struktur kann man ebenso auf das Design von Dungeons anwenden: (1) Spieler erhält neues Item. (2) Spieler übt Umgang mit neuen Item. (3) Spieler muss Out-of-the-Box denken und Item kreativ einsetzen. (4) Spieler muss Item im Bosskampf nutzen.

Alle diese Erzählstruktur mit ihrem Twist in der Mitte - nicht am Ende, wie in westlichen Erzählungen! - kann dafür sorgen, dass es keinen Durchhänger im Mittelteilt gibt, sondern eine gewisse Dynamik. Würde insofern einfach mal sagen: Dramaturgie kann ohne Konflikt funktionieren. Es ist nur eine ganz andere Art von Dramaturgie. Ein paar Filme von Studio Ghibli kommen z.B. ganz ohne Konflike und Antagonisten aus. Die haben zwar auch "Drama", aber eher in Form von unangenehmen Wendungen zur Mitte hin, anstatt in Form eines Gegenspielers.

Mir scheint dieser Fokus auf Konflikt in westlichen Erzählungen - und damit auch Videospielen - hier insofern eher ein kulturelles Ding, anstatt einer anthropologische Konstante zu sein. Dann wiederum ist's wohl fraglos, dass man mit Konflikten viel leichter Dramatik erzeugen kann, selbst innere Konflikte taugen dafür gut. Würde nur nicht sagen, dass sie notwendig sind.
Also das überzeugt mich nicht. Wie deine Beispiele zeigen, gibt es ja trotz der Aktstruktur einen Konflikt, der für Dramaturgie sorgt, wie z.B. in Zelda.

Ich kenne keine einzige Geschichte, die nicht zumindest einen inneren Konflikt beherbergt. Wirklich KEINE, auch egal aus welchem Kulturkreis. Das entfernt sich etwas vom Thema des Threads, weil es natürlich Filme, Serien , Bücher etc. gibt, in denen Konflikte gewaltlos gelöst werden, aber einen Konflikt gibt es immer.

Stellen wir uns mal eine Geschichte vor, die ohne Konflikt ist: Sagen wir das Leben eines glücklichen Ehepaares, mit zwei treuen und liebevollen Liebenden, die finanziell abgesichert sind. Die gesund sind. Viele Freunde haben. Jeden Tag neue und interessante Dinge machen. Die sich in ihrem Jobs selbst verwirklichen können etc.. Das ganze Programm. Der Film würde nun eine gewisse Zeitspanne dieses Lebens zeigen, wäre das spannend? Würdest du dir das ansehen?
Der Film würde von der Kritik zerrissen werden, zurecht, weil es ein Zuckerguss-Leben zeigt, dass es einfach nicht gibt. Konflikte gehören zu unserem leben und deswegen brauchen wir sie auch in der Fiktion, weil diese sich sonst zu weit vom Leben entfernt.
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Terranigma
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Terranigma »

meisterlampe1989 hat geschrieben:Also das überzeugt mich nicht. Wie deine Beispiele zeigen, gibt es ja trotz der Aktstruktur einen Konflikt, der für Dramaturgie sorgt, wie z.B. in Zelda.
Zelda war nur ein Beispiel für die Vier-Akt-Struktur und wie diese Dynamik erzeugen kann, nicht für das Fehlen von Konflikten.
meisterlampe1989 hat geschrieben:Ich kenne keine einzige Geschichte, die nicht zumindest einen inneren Konflikt beherbergt.
"Kusamakura" von Natsume Sôseki. Ein Roman über einen Maler, der über das Leben nachdenkt, während er einige Tage als Gast in einem Teehaus verbringt. Null Konflikt. Der Roman beginnt, er nimmt seinen Lauf und dann ist er Ende. Ansonsten noch sehr viele Kurzgeschichten, "The Bonfire" (takibi) von Kunikida Doppo, "The Peony Garden" (botan no kyaku) von Nagai Kafû, "Night Fires" (takibi) von Shiga Naoya, usw. Westliche Leser würden bei vielen dieser Geschichten wohl sagen, dass "doch gar nichts passiert". Und teilweise stimmt das auch, und dennoch sind es Geschichten, die in Japan als Klassiker gelten. Im Internet schrieb z.B. ein Leser über "Night Fires":
At first, when I finished reading “Night Fires,” I wondered if that was all there is to the story. The characters led a simple adventure, with no major obstacles or conflict. [...]

Ansonsten hängt's wohl freilich davon ab, wie man "Konflikt" definiert. Im Podcast wurde "Konflikt" ja mehrheitlich als Widerstreit zwischen einem Protagonisten und einem Antagonisten, d.h. ein Konflikt setzt nach dieser Definition zwei Parteien voraus. Da dürfest du einige Geschichten finden, die das nicht beinhalten. Ich habe ihn längere Zeit nicht mehr gesehen, aber meines Wissens gibt es auch in "Mein Nachbar Totoro" keinen Antagonisten und keinen Konflikt in diesem Sinne. Es gibt mit der kranken Mutter ein dramatisches Moment, aber es gibt keine "Feinde", "Widerstreiter", o.Ä. die bezwungen oder überwunden werden müssen.
meisterlampe1989 hat geschrieben:Der Film würde von der Kritik zerrissen werden, zurecht, weil es ein Zuckerguss-Leben zeigt, dass es einfach nicht gibt.
Kunst muss nicht abbilden, was es gibt. Das ist weder der Anspruch noch ein relevanter Maßstab. Es gibt auch keine Elfen, Zwerge, usw. aber dennoch tauchen sie in Geschichten auf. :D
Zuletzt geändert von Terranigma am 12. Mär 2018, 21:53, insgesamt 2-mal geändert.
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Desotho
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Desotho »

Es gibt Anime wie z.B. Yuru Camp / Laid-Back Camp die eigentlich keinen Konflikt haben und dennoch super beliebt sind.
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meisterlampe1989

Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von meisterlampe1989 »

Terranigma hat geschrieben:
"Kusamakura" von Natsume Sôseki. Ein Roman über einen Maler, der über das Leben nachdenkt, während er einige Tage als Gast in einem Teehaus verbringt. Null Konflikt. Der Roman beginnt, er nimmt seinen Lauf und dann ist er Ende. Ansonsten noch sehr viele Kurzgeschichten, "The Bonfire" (takibi) von Kunikida Doppo, "The Peony Garden" (botan no kyaku) von Nagai Kafû, "Night Fires" (takibi) von Shiga Naoya, usw. Westliche Leser würden bei vielen dieser Geschichten wohl sagen, dass "doch gar nichts passiert". Und teilweise stimmt das auch, und dennoch sind es Geschichten, die in
Ich kenne mich da nicht aus. Aber das gehört doch zum Untergenre "Slice of Life" oder?
Terranigma hat geschrieben: Es gibt mit der kranken Mutter ein dramatisches Moment, aber es gibt keine "Feinde", "Widerstreiter", o.Ä. die bezwungen oder überwunden werden müssen.
Aber das ist doch ein Konflikt. Auf zwei Weisen, einmal kann man die Krankheit als Antagonist bezeichnen. Und zweitens verursacht so eine Krankheit ja innerliche psychische Konflikte. In der Person die krank ist: Werde ich sterben? Aber auch bei den Mitmenschen: Wie geht man mit der Krankheit um? Kann ich helfen? Tue ich zu wenig? Warum hat es nicht mich getroffen?

Ich lege "Konflikte" da sehr weit aus. Und auch wenn ich die von dir genannten japanischen Sachen nicht kenne, bezweifle ich, dass es da wirklich auf gar keiner Ebene einen Konflikt gibt.
Terranigma hat geschrieben: Kunst muss nicht abbilden, was es gibt. Das ist weder der Anspruch noch ein relevanter Maßstab. Es gibt auch keine Elfen, Zwerge, usw. aber dennoch tauchen sie in Geschichten auf. :D
Es geht ja nicht um Realismus. Die Konflikte, egal wie irreal sie dargestellt werden, sind ja immer menschlich. Auch in der Fantasy geht es um Liebe, Eifersucht, Neid, Machtstreben etc..
Das Pärchen in meinem Beispiel könnten auch Orks sein.
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Terranigma
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Terranigma »

meisterlampe1989 hat geschrieben:Ich kenne mich da nicht aus. Aber das gehört doch zum Untergenre "Slice of Life" oder?
“Kusamakura“ könnte ich keinem Genre zuordnen, während der Rest allesamt sehr verschiedenartige Kurzgeschichten sind, denen gemein ist, dass kein Konflikt etabliert und aufgelöst wird.
meisterlampe1989 hat geschrieben:Aber das ist doch ein Konflikt. Auf zwei Weisen, einmal kann man die Krankheit als Antagonist bezeichnen. Und zweitens verursacht so eine Krankheit ja innerliche psychische Konflikte. In der Person die krank ist: Werde ich sterben? Aber auch bei den Mitmenschen: Wie geht man mit der Krankheit um? Kann ich helfen? Tue ich zu wenig? Warum hat es nicht mich getroffen?
Nichts davon spielt im Film eine Rolle. Die Mutter ist krank, aber es geht ihr soweit gut. Der Film dreht sich nicht um sie und sie ist nur eine Fußnote mit wenigen Aufblicken an Präsenz. Es ist ein dramatisches Moment - ein Plot Device - zur Mitte des Films, aber die Dramaturgie ist nicht davon bestimmt. “Totoro“ würde ohne diese ca. 2 Minuten ebenso funktionieren. Die gesamte Laufzeit des Films über passiert 'an sich' nicht viel. Es wird kein Konflikt etabliert und aufgelöst, niemand gewinnt und niemand verliert. Das macht es auch schwer zu sagen, um was es in dem Film eigentlich geht.
meisterlampe1989 hat geschrieben:Es geht ja nicht um Realismus. Die Konflikte, egal wie irreal sie dargestellt werden, sind ja immer menschlich.
Das natürlich schon. Ich sehe nur nicht, warum Konflikt allerdings notwendig für eine Erzählung sein sollte oder warum eine romantisierte Darstellung einer Beziehung ohne jedweden Konflikt von Kritikern zurecht zerpflückt werden sollte? Es ist eine Geschichte, die man erzählen kann. Ob diese sich so in der Realität ereignen könnte ist ja kein Must-Have.

Kunikida Doppo - The Bonfire ist finde ich ein schönes Beispiel. In der Kurzgeschichte gibt es keinen Konflikt, dementsprechend wird auch kein Konflikt gelöst, und dennoch hat die Geschichte einen Plot - so irgendwie. Selbst einen inneren Konflikt oder ein dramatisches Moment erkenne ich da nicht.


Ich würde sagen, Konflikte sind sowas wie Geschmacksverstärker. Sie sind einfach zu nutzen und können eigentlich fade Erzählungen oder Spielmechaniken aufpeppen, darum werden sie wohl auch so oft genutzt. Ich würde lediglich deiner ursprünglichen Aussage widersprechen, dass sie notwendig sind.
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Philsen
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Philsen »

Ich würde mich sehr - wie von Sebastian vorgeschlagen - über eine Tony Hawk Folge freuen, gerne auch noch mit Bezug auf die Skate Reihe.

Allerdings, lieber Sebastian, hoffe ich dass du bist dahin erkannt hast dass gerade Tony Hawks Underground 1 & 2 die beiden letzten richtig starken Teile der Serie waren. Im Podcast hast du den Eindruck hinterlassen der Jackass Einschlag hätte der Serie nicht gut getan, was ich ganz anders sehe. Gerade mit besagten Teilen wurde das Gameplay sinnvoll erweitert. Alles was danach kam ist natürlich durchweg grütze, aber Thpsu 2 spiele ich heute auch noch gerne.
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sirc0nn0r
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von sirc0nn0r »

In Stardew Valley gibts übrigens auch Gewalt. Man kann mit dem Schwert in den Minen arme, unschuldige Blobmonster malträtieren :geek:
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Morty
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Morty »

sirc0nn0r hat geschrieben:In Stardew Valley gibts übrigens auch Gewalt. Man kann mit dem Schwert in den Minen arme, unschuldige Blobmonster malträtieren :geek:
Daran musste ich auch im Falle von Stardew Valley denken

Nochmal zu dem Thema The Sims:
Ich habe damals nur den ersten teil wirklich gespielt, da funktionierte sie Sache mit Poolleiter verkaufen während der Sim sich im Pool befindet.Geht das auch in den anderen Teilen? Wenn ja, finde ich es sehr interessant, dass das der Entwickler nicht rausgenommen hat... The Sims ist ja fast ein Symbol für gewaltfreie Spiele
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SebastianStange
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Re: Runde 153 - Gealt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von SebastianStange »

Ubique hat geschrieben:Der Film heißt Swingers, Herr Stange. Bitte nicht mit dem hervorragendem Singles verwechseln.
Hot damn! Stimmt!
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Desotho
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Desotho »

Morty hat geschrieben: Ich habe damals nur den ersten teil wirklich gespielt, da funktionierte sie Sache mit Poolleiter verkaufen während der Sim sich im Pool befindet.Geht das auch in den anderen Teilen? Wenn ja, finde ich es sehr interessant, dass das der Entwickler nicht rausgenommen hat... The Sims ist ja fast ein Symbol für gewaltfreie Spiele
Ich bin kein Sims-Experte, aber sie wollten es wohl und haben sich damit den Unmut der Spieler zugezogen.
http://de.ign.com/the-sims-4-game-mac/9 ... -ertranken" onclick="window.open(this.href);return false;
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Re: Runde 153 - Gealt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Giovanni »

SebastianStange hat geschrieben:
Ubique hat geschrieben:Der Film heißt Swingers, Herr Stange. Bitte nicht mit dem hervorragendem Singles verwechseln.
Hot damn! Stimmt!
... und das Spiel war NHLPA Hockey 93, nicht Wayne Gretzky Hockey.
meisterlampe1989

Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von meisterlampe1989 »

Terranigma hat geschrieben: Es wird kein Konflikt etabliert und aufgelöst, niemand gewinnt und niemand verliert. Das macht es auch schwer zu sagen, um was es in dem Film eigentlich geht.
Totoro steht eh schon lange auf meiner Liste, deswegen werde ich mir da bald mal eine eigene Meinung bilden.
Terranigma hat geschrieben: Ich würde sagen, Konflikte sind sowas wie Geschmacksverstärker. Sie sind einfach zu nutzen und können eigentlich fade Erzählungen oder Spielmechaniken aufpeppen, darum werden sie wohl auch so oft genutzt. Ich würde lediglich deiner ursprünglichen Aussage widersprechen, dass sie notwendig sind.
Dann aber eher im japanischen Kulturraum. Ich denke auch weil ich mich da nicht so auskenne, habe ich diesen einseitigen Blick auf Konflikte und ihre Notwendigkeit.
Jochen

Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Jochen »

Terranigma hat geschrieben:"Kusamakura" von Natsume Sôseki. Ein Roman über einen Maler, der über das Leben nachdenkt, während er einige Tage als Gast in einem Teehaus verbringt. Null Konflikt
Jetzt habe ich interessehalber (ein Roman ohne Konflikt - impossible!) mal bei Amazon einen Blick ins Buch geworfen und finde schon in den ersten Zeilen lauter Konflikte:

"As I climb the mountain path, I ponder–

If you work by reason, you grow rough-edged; if you choose to dip your oar into sentiment’s stream, it will sweep you away. Demanding your own way only serves to constrain you. However you look at it, the human world is not an easy place to live.

And when its difficulties intensify, you find yourself longing to leave that world and dwell in some easier one–and then, when you understand at last that difficulties will dog you wherever you may live, this is when poetry and art are born."


Natürlich kommt es immer auf die Definition von "Konflikt" an; ich verstehe den in diesem Kontext schlicht als "schwierige Situation" und nicht als etwas, das zwingend konfrontativ oder gar gewalthaltig sein muss - und auch nicht notwendig einen Antagonisten besitzt. Aber ohne diese "schwierige Situation" (die übrigens auch nicht notwendig Plotelement sein muss) funktioniert Dramaturgie nicht. Dein Beispiel beginnt buchstäblich mit einem Dilemma: Wie man es macht, ist es falsch. Es beginnt eben nicht mit der Erkenntnis, dass alles Einhörner und Regenbögen sind ;)
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lolaldanee
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von lolaldanee »

Jetzt wird hier schon so lange über Konflikte diskutiert, und noch immer hat noch niemand dieses Bild geposted, man man...
Bild

ich glaube viele von uns denken bei Konflikt immer nur an die erste Spalte, weil es halt über den Großteil der Menscheitsgeschichte diese Themen waren :violin: Auch wohl 99% aller Spiele fallen in diese Kategorie... Fußball ist z.B. Man vs. Man :D

Stanley Parable würde als untypsches, gewaltarmes Spiel z.B. wohl in die Kategorie unten rechts fallen, woran man wohl auch erkennt, dass es kein 0815 Spiel ist :P Es hat aber eindeutig einen zentralen Konflikt, nur findet der halt nicht innerhalb des Spiels statt.
Jochen

Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Jochen »

meisterlampe1989 hat geschrieben:Ich glaube das Grundproblem ist, dass es für eine Dramaturgie einen Konflikt braucht. Und Videospiele haben sich noch nicht genug ausdifferenziert und gewaltlose Formen entwickelt
Videospiele haben in ihrer Geschichte sehr viele gewaltlose Konfliktformen entwickelt: von Denk- und Puzzlespielen über Wirtschaftssimulationen bis hin zu Walking Simulatoren, die - so würde ich argumentieren - ursächlich aus dem Versuch entstanden, explizit gewaltloser Narration einen virtuellen Raum zu geben.

Das "Grundproblem" (wenn man es so bezeichnen möchte) ist in meinen Augen vielmehr, dass gewalthaltiger Konflikt a) einfacher herzustellen ist, weil man sich vieler etablierter Archetypen bedienen kann und b) bei einem oft jugendlich-männlichen Zielpublikum erheblich populärer ist. Dieses 'Problem' haben aber nicht nur Spiele; bei den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten sehe ich auch nicht sonderlich viele, die ohne Gewalt auskommen.

Es kommt ja nicht von ungefähr, dass sich das heute populärste Spiele-Genre - der Shooter in all seinen Off- und Online-Ausführungen - ganz explizit und fundamental-mechanisch ums Töten anderer Menschen/Spielfiguren dreht. Ein gewaltloses Rollenspiel oder Adventure oder Strategiespiel oder Jump&Run sind problemlos vorstellbar. Ich könnte mir sogar völlig gewaltfreie Horrorfilme oder Actionfilme (mit viel gutem Willen) vorstellen. Aber ein Shooter, bei dem man niemanden erschießt, ist quasi per Definition kein Shooter mehr. Dass Spiele ein Genre entwickelt haben, das sich sozusagen a priori durch den gewalthaltigen Konflikt definiert, finde ich ziemlich bemerkenswert - angesichts des Zielpublikums aber auch nicht besonders erstaunlich.
meisterlampe1989

Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von meisterlampe1989 »

Jochen hat geschrieben: Videospiele haben in ihrer Geschichte sehr viele gewaltlose Konfliktformen entwickelt: von Denk- und Puzzlespielen über Wirtschaftssimulationen bis hin zu Walking Simulatoren, die - so würde ich argumentieren - ursächlich aus dem Versuch entstanden, explizit gewaltloser Narration einen virtuellen Raum zu geben.
Bei Denk- und Puzzlespielen würde ich aber eher von Aufgaben sprechen und nicht von Konflikten.

Ja, bei Wirtschaftssimulationen gibt es z.B. einen Konflikt um Ressourcen und Walking Simulatoren sind da wohl das beste Beispiel dafür, einen Konflikt ohne Gewalt in einem Videospiel zu lösen.

Werden Walking Simulatoren nicht auch gerade deswegen immer wieder als "Nicht-Spiele" kritisiert, bzw. rührt die Abwertung als oft negativ konnotierter "Walking Simulator" vielleicht gerade darauf, dass hier ein Konflikt auf gewaltlose Weise gelöst wird und die Gewalt - gerade aus der 1st- Person-Perspektive - für manche eine konstituierende Qualität eines Videospiels ist?

Mit anderen Worten: Sind Videospiele und Gewalt einfach für viele eine gegebene Beziehung?

Ich erinnere nur an das peinliche Gejubel im Saal bei den Glory Kills, als Doom (2016) vorgestellt wurde.
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Terranigma
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Terranigma »

Jochen hat geschrieben:Natürlich kommt es immer auf die Definition von "Konflikt" an; ich verstehe den in diesem Kontext schlicht als "schwierige Situation" und nicht als etwas, das zwingend konfrontativ oder gar gewalthaltig sein muss - und auch nicht notwendig einen Antagonisten besitzt.
In dem Fall haben wir in der Tat wohl zwei verschiedene Definitionen von "Konflikt" im Hinterkopf gehabt.

Aber "Konflikt" hätte ich persönlich nicht nur als "schwierige Situation" beschrieben, sondern würde sagen, dass es zwei Parteien voraussetzt: der Antagonist kann dabei ja in allerlei Gestalten auftreten. Ein anderer Staat; eine andere Person; ein natürliches Hindernis; eine negative Emotion; ein Trauma, o.Ä. Das von dir öfter genannte "Moby Dick" wäre da ein Paradebeispiel, wo der eine versucht den anderen zu überwinden. Der Konflikt ist zentral für die Geschichte und bestimmt die Dynamik der Erzählung. Wenn man nun sagt, Konflikte sind für die Dramaturgie einer Geschichte notwendig, so heißt das ja, dass der Konflikt die Dramaturgie bestimmt, und nicht, dass es einfach nur eine schwierige Situation "gibt". Die Aussage "Konflikt ist für die Dramaturgie notwendig" besagt ja, dass der Konflikt eine notwendige Funktion übernimmt und sich aus dem Konflikt die Dramaturgie der Erzählung ergibt und deren Dynamik bestimmt.

Daher mal aus Interesse gefragt - ich wäre da an deiner Meinung interessiert: Kannst du in dieser Kurzgeschichte hier (The Bonfire) einen Konflikt erkennen? Ich sehe keinen.



Bzgl. "Kusamakura": Dieser innere Monolog wird in keine Richtung aufgelöst. Der Ich-Erzähler denkt einfach nur über das Wesen der Kunst nach, aber die Erzählung folgt keinem Grundkonflikt, der am Ende in irgendeine Richtung überwunden wird.Die bloße Existenz von kontroversen Gedanken würde ich nicht als "Konflikt" bezeichnen. Mir erscheint das gänzlich anders zu sein als z.B. der Konflikt in Star Wars zwischen Rebellen und Imperium, da dieser Konflikt die ganze Dramaturgie der Erzählung prägt. Ebenso der Konflikt zwischen Ahab und Moby Dick. Würde Konflikt daher definieren als: "Schwierige Situation die gelöst werden soll." Aus der Existenz einer schwierigen Situation ergibt sich ja erst einmal gar nichts; die Dramturgie entsteht dadurch, dass Situation aufgelöst werden soll und eine "Gegenseite" - auch im übertragenen Sinne - sich wehrt.

PS: Der Roman ist trotzdem empfehlenswert. :)
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lolaldanee
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von lolaldanee »

Folgende Geschichte:

"Ein Mann ging in einen Wald."

Hier ist der Konflikt in dieser Geschichte:
Als Leser frage ich mich: Und? Was macht er da? Welcher Mann? Warum beantwortet mir der Autor diese Frage nicht? Warum langweilt er mich mit so einem profanen Satz, und behauptet es sei eine Geschichte?
Folglich enthält diese Geschichte einen Konflikt, zumindest den, dass unsere Neugierde uns zwingt, uns zumindest unterbewusst solche Fragen zu stellen, wir als Leser also einen Konflikt mit den enthaltenen Informationen haben.
Ein anderer Konflikt der Geschichte ist dieser: Zwischen dem Protagonisten und dem Autor herrscht ein Konflikt, denn der Protagonist bleibt komplett blass, muss sich aber nicht jede Figur etwas nach einem individuellen Charakter sehnen? Also ich an der Stelle dieses Mannes wäre ziemlich angefressen, dass die Welt nie mehr über mich erfahren wird, als dass ich mal in den Wald ging, dass das meine ganze Existenz sein soll.

Wenn man einen bösen Tag hat, kann man sogar behauten, selbst Geschichten die nie geschrieben wurden haben einen Konflikt. Sie haben den Konflikt ihrer Nicht-Existenz, und oh weia, ist das mal ein heftiger Konflikt.
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