Runde #153: Gewalt, Aggression, Zerstörung

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maenckman
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von maenckman »

Jochen hat geschrieben: Aber ein Shooter, bei dem man niemanden erschießt, ist quasi per Definition kein Shooter mehr.
Grundsätzlich hast du natürlich recht, aber zumindest Splatoon zeigt, dass es durchaus möglich ist, das Spielprinzip des Shooters gewaltfrei umzusetzen - und noch dazu überaus erfolgreich.
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Frostkaktus
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Frostkaktus »

Ich muss zugeben, die Folge hat bei mir stellenweise echte Aggressionen geschürt.

Negatives "Highlight": Ich weiß nicht mehr, wie das Spiel hieß, in dem man anscheinend rumläuft, andere Leute beschießt und die haben dann einen Orgasmus. Und da ich es nur aus dem Podcast kenne, kann ich nun auch nicht mit absoluter Sicherheit sagen, ob man es vielleicht anders sehen könnte, wenn man das Spiel kennt.

Aber ohne nähere Erläuterung einfach zu behaupten, dass sei ein gewaltfreies Spiel? Ich manipuliere die Körper anderer Menschen und rufe gegen deren Willen Körperreaktionen hervor.
Klar, Orgasmen klingen auf den ersten Blick super. Was kann man schon dagegen haben?

Tja, viel. Vielleicht ist man gerade in einer Situation, in der man den Kopf und das Gesicht behalten muss, wie zB auf der Arbeit. Vielleicht mag man den "Auslöser" nicht und will daher nicht, dass dieser den eigenen Körper manipuliert. Vielleicht ist das Spielprinzip aber auch einfach nur sexistisch. Und Sexismus wirkt in gewisser Hinsicht ähnlich wie Gewalt.

Wenn man mal drüber nachdenkt, fällt einem auf, dass man gerade dies Spiel - anhand der im Podcast gelieferten Beschreibung - als durchaus gewalttätig empfinden kann. Insofern prangere ich nicht mal das Ergebnis an, sondern das hier einfach überhaupt nicht nachgedacht wurde. Das gar nicht aufgefallen ist, dass das beschriebene Spielprinzip zumindest diskussionswürdig ist und die Diskussion somit auch unterblieben ist. Und hier ende ich mit einem traurigen: ich dachte wir wären schon weiter.
Und das Chaos sprach zu mir: "Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen."
Ich lächelte und war froh. Und es kam schlimmer.
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Andre Peschke
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Andre Peschke »

Frostkaktus hat geschrieben:Insofern prangere ich nicht mal das Ergebnis an, sondern das hier einfach überhaupt nicht nachgedacht wurde. Das gar nicht aufgefallen ist, dass das beschriebene Spielprinzip zumindest diskussionswürdig ist und die Diskussion somit auch unterblieben ist. Und hier ende ich mit einem traurigen: ich dachte wir wären schon weiter.
Die Diskussion blieb doch aus, weil das von Sebastian als Scherz gemeint war. (Vielleicht zu sehr Insider: Wir hatten zu dritt im Vorfeld darüber diskutiert, warum das Spiel keine USK-Freigabe bekommen hat etc. Insofern war implizit klar, dass es nicht so harmlos ist, wie es klingt. Ich dachte aber, ich hätte das auch in der Folge erwähnt?)

Andre
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Desotho
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Desotho »

El Psy Kongroo
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Terranigma
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Terranigma »

lolaldanee hat geschrieben:Sie haben den Konflikt ihrer Nicht-Existenz, und oh weia, ist das mal ein heftiger Konflikt.
Wenn man den Begriff gänzlich überspannt kann man in der Tat alles und nichts unter ihm Zusammenfassen. Nur mit der Funktion eines Konflikts für die Dramaturgie hat das nichts mehr zu tun.
Sitting quietly and doing nothing,
Spring comes, and the grass
grows by itself.
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Heretic
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Heretic »

Desotho hat geschrieben:Du meinst wohl Gal*Gun Double Peace
Trailer zu Teil 2
Oh Moorhuhn, was hast du nur losgetreten...
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Frostkaktus
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Frostkaktus »

Andre Peschke hat geschrieben: Die Diskussion blieb doch aus, weil das von Sebastian als Scherz gemeint war. (Vielleicht zu sehr Insider: Wir hatten zu dritt im Vorfeld darüber diskutiert, warum das Spiel keine USK-Freigabe bekommen hat etc. Insofern war implizit klar, dass es nicht so harmlos ist, wie es klingt. Ich dachte aber, ich hätte das auch in der Folge erwähnt?)

Andre
Hm, ich muss die Tage, die Stelle nochmal nachhören. Aber ich kann mich nicht entsinnen, dass bei der Erwähnung des Spiels auch nur annäherungsweise ein ironischer Ton rauszuhören war. Ich kann mich aber erinnern, dass ich grummelig vor mich hingeflucht habe beim Zuhören.
Sobald ich nochmal reingehört habe, werde ich meine Kritik nochmal präzisieren. :)
Und das Chaos sprach zu mir: "Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen."
Ich lächelte und war froh. Und es kam schlimmer.
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Sebastian Solidwork
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Sebastian Solidwork »

Sebastian, gut gefallen hat mir deine Abgrenzung von Minecraft's Endlosmodus als Kreativwerkzeug und die Analogie mit dem Farbpalette und Pinsel.
Spiel als Wort ist mMn überbelegt: Spielzeug ist nicht Brettspiel ist nicht Schauspiel .
Böser Andre! "Kreativspielzeug" ... :snooty:

Zu der Diskussion um die Sturzanimation von Tony Hawk:
Hier geht es wohl eher um die Darstellung von Leid, als die tatsächliche aktive Anwendung von Gewalt. Und schon das, siehe Filme, kann beim Konsumenten unangenehme Gefühle auslösen.
Rein von der Darstellung her ist mir das unangenehmer als die sitzenden, anstatt toten, Gegner im deutschen Counterstrike.
Hier leidet mein Avatar aufgrund einer höhere Gewalt, Unfall, und ich mit ihm.
"Leid" hätte wohl auch gut in den Titel der Folge gepasst.

Und was passiert bei CandyCrushSaga eigentlich mit den verpuffenden Süßigkeiten? Ist das nicht auch eine Form von Gewaltanwendung?
Eigentlich will man ja alle Süßigkeiten beseitigen. Es sollen möglichst keine mehr über bleiben.
„Schönheit ist auch immer ethisches Empfinden.“

Umweltschutz beginnt im Geldsystem.
Fix the system!

Der Sinn des Lebens ist, dass Menschen voller Sinn das niemals wissen müssen. - Gunter Dueck in Omnisophie
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Ricer
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Ricer »

Sebastian Solidwork hat geschrieben:Sebastian, gut gefallen hat mir deine Abgrenzung von Minecraft's Endlosmodus als Kreativwerkzeug und die Analogie mit dem Farbpalette und Pinsel.
Spiel als Wort ist mMn überbelegt: Spielzeug ist nicht Brettspiel ist nicht Schauspiel .
Böser Andre! "Kreativspielzeug" ... :snooty:
Bei dem Vergleich mit dem Pinsel hatte ich mir überlegt: Was wäre, wenn die Leinwand mit Malen nach Zahlen vorgefertigt wäre und es ein Regelwerk gäbe, wie die Zahlen in Reihenfolge und Farben auszumalen sind? Wäre das nicht mehr der Minecraft-Kreativmodus, sondern eine Analogie zum ludischen Spiel?

Meines Erachtens gibt es eine Unterscheidung im Computerspiel. Im Forum wird oft der ludische Ansatz (festes Regelwerk) als der einzige des Spiels betrachtet. Ich denke, dass es Spiele gibt, die diesen ludischen Ansatz durchbrechen und paidische Elemente, also Momente der spielerischen Freiheit entstehen lassen. Zum Beispiel der Minecraft-Kreativmodus. Eine (wichtige) Zeitschrift zur Ludologie der Computerspiele heißt Paidia :)
Persönlich finde ich es sehr schön, wenn Regeln in Spielen gebrochen werden, wie dies zum Beispiel bei Speedruns geschieht. Oder die pazifistischen Let's Plays des Pixeldiskurses, um zu analysieren, wie weit man damit kommt. Die Rezeption ist ein Teil, der kreative, schöpferische Umgang ein anderer. Und beide sind in Computerspielen zu finden.
JayTheKay
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von JayTheKay »

Schöne Folge.
Eine Anmerkung:
Die Faszination der Zerstörung in Rennspielen kann man meiner Meinung nach einfach damit erklären, dass das Auto während des Spiels der Avatar des Spielers ist. Klar weiß man, dass in einem Auto jemand drin sitzt, aber während man das Rennen fährt identifiziert man sich doch meiner Erfahrung nach eher mit dem Auto als mit dessen Fahrer. Wenn das Auto kaputt geht ist das also wie wenn die eigene Spielfigur verletzt wird.
Würdet ihr mir da zustimmen?
Strohhalm
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Registriert: 28. Sep 2017, 20:30

Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Strohhalm »

Vollständigkeitshalber unke ich ein wenig meine Meinung aufs Tablett. Ich hoffe
ihr seht es mir nach, dass der Text etwas länger wurde. :oops: :oops: :oops:

Definition von Gewalt?
Annahme: Habe ich richtig verstanden, dass es hier nicht um Gewalt geht, sondern nur um die Darstellung von Gewalt?
Weil echte Gewalt ist ja immer mit einem Schaden und einem Täter/Opfer verbunden.
Also wenn eine echte Person einer anderen echten Person einen Schaden zufügt, dann ist es Gewalt.

Das würde bedeuten, was ich mit NPCs mache, ist keine Gewalt. Sondern nur
die Darstellung von Gewalt.
Nur ein lebender Spieler kann einem anderen lebenden Spieler einen Schaden zufügen
und damit tatsächlich gewalttätig in Spielen handeln.
Ein Nudelholz oder ein NPC sind unfähig mir etwas anzutun. Selbst wenn ich auf die übelste Weise mit ihnen umgehe.
Ich kann sie zwar kaputt machen, aber sie können mich aus eigenem Antrieb nicht verletzen.
Nur wenn ein Mensch dieses “Werkzeug” nutzt, kann er mir damit wirklich Schaden.
Man könnte jetzt darüber diskutieren, wo PVP anfängt. Und ob “Gefühle auslösen” ein Schaden ist.
Oder ob bereits der Programmcode als “Werkzeug” betrachtet werden kann, der eine andere Person verletzen kann.
Ich denke, das sind dann die Spiele, die auf dem Index landen.

Aber: Weil Spiele eben wie das "Räuber-und-Polizeispiel" von Kindern in einem
geschützten Rahmen (nach Huizinga: Magic Circleo) stattfinden, kann man ja jederzeit
das Spiel beenden, wenn es einem zu doll/ernst wird. Die Gewalt kann also nicht
tatsächlich ausgeübt werden. Niemand ist gezwungen bei einem Spiel mitzumachen.
Wenn ein Spiel nicht freiwillig ist, dann ist es kein Spiel.
Wenn ein Kind "schießt" und ein anderes "trifft" spielt es eben "Tod".
Auch ein NPC kann ja nicht wirklich sterben!
Wo also entsteht ein Schaden? Und ohne echten Schaden - keine Gewalt.
Aber wer denkt an die Kinder und ihre Unfähigkeit die dargestellt Gewalt
von realer Gewalt unterscheiden zu können? Die USK. Sie hat da nen komplizierten Job.

Bei realer Gewalt in Spielen würde ich da eher auf Mobbing und übles Trolling verweisen.
Die Frage ist hier: Können sich Menschen durch Medien gegenseitig verletzen?
Ich denke: Ruf, Ehre und Gefühle einer Person können verletzt werden.
Aber nicht das Spiel oder der NPC ist dann verletzend, sondern der Mitspieler, der nicht kapiert wann es KEIN Spiel mehr ist.
Gewalt existiert nur zwischen Menschen, deshalb müssen wir auch dort ansetzen wenn wir sagen,
dass wir weniger Gewalt in Spielen wollen! Meiner Meinung nach ist das eine
Debatte, die wichtiger ist, als die über die Darstellung von Gewalt.
Zur Abgrenzung: Wenn einem Menschen etwas Schlimmes passiert, wobei kein anderer Mensch beteiligt ist (Naturkatastrophe, Krankheit, Ungeschick…) würde ich eher von einem Unglück sprechen als von Gewalt. Und das ist schlimm genug.

Inhaltlich zur Gewaltdarstellung:
Hier möchte ich mich den Vorrednern zum Teil anschließen.
Spiele mit hohem Wettbewerbsanteil, die hauptsächlich auf
Reiz-Reaktions-Geschwindigkeit beruhen, bieten sich zur Darstellung
von Gewalt an, weil die Handlung dann bedeutender wirkt… was sie ja
genau betrachtet nicht ist… wenn wir mal ehrlich sind, dann drücken wir unspektakulär ne Taste…
Ok, wenn ich mir dann aber eSports oder Speedruns anschaue, komme ich nicht umhin respektvoll und ungläubig zu Glubschen.
Aber: Je mehr Narration in die Spiele kommt, desto mehr treten
auch Motive und alternative Handlungsmöglichkeiten in den Vordergrund.

Aber in den meisten Spielen hat meine Spielfigur gefühlt den IQ und das Handlungsspektrum eines Gorillas!
Die einzige Regel: Mach es tot, bevor es dich tot macht.
Also Steinzeit-Atmosphäre. Und ehrlich… langsam langweilt mich das!
Ich finde es erbärmlich so wenig Handlungsoptionen zu haben! Besonders, wenn ich als
Spieler einem NPC klar überlegen bin. Warum sollte der nicht vor mir davonlaufen? Oder anfangen mit mir zu reden?
Könnte das nicht wenigstens in einem von tausend Spielen eine Option sein?
Warum können mich Handlungen von NPCs so selten überraschen?
Vermutlich liegt das auch daran, dass die NPCs so "dumm" sind.
Hier ist in der Spielebranche noch sehr viel Entwicklung möglich. Zum Beispiel NPCs,
die einen Charakter haben, eigene Ziele verfolgen, und sich besser
erinnern(!!!) oder mehr Gefühle durch Körpersprache zeigen oder ihre Meinung ändern können!
Wenn man mit dem Headset oder mit VR-Gesten mit ihnen reden könnte…
vielleicht würden uns dann auch andere Ideen einfallen, als sie tot zu klöppeln und ihnen dann beim respawnen zuzusehen.
Ich denke an die Teile von Dragon Age, Spore, The Last Guardian, Moss und SWTOR. Und trotzdem… geht da nicht noch mehr?

Btw: Ich glaube noch immer ganz fest an die Bar im NPC-Himmel, wo sich die armen
Bosse treffen und sich gemeinsam über ihren Stress mit den nervigen Spielern austauschen,
bis sie wieder respawnen und sich aufs Neue von uns vermöbeln lassen müssen… wäre da manchmal gerne an der Bar “auf ein Bier” dabei.

Mein Tipp für ein Spiel ohne Gewalt: “Far from Noise

Eure Strohi
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Frostkaktus
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Frostkaktus »

Frostkaktus hat geschrieben:
Andre Peschke hat geschrieben: Die Diskussion blieb doch aus, weil das von Sebastian als Scherz gemeint war. (Vielleicht zu sehr Insider: Wir hatten zu dritt im Vorfeld darüber diskutiert, warum das Spiel keine USK-Freigabe bekommen hat etc. Insofern war implizit klar, dass es nicht so harmlos ist, wie es klingt. Ich dachte aber, ich hätte das auch in der Folge erwähnt?)

Andre
Hm, ich muss die Tage, die Stelle nochmal nachhören.
Das Spiel taucht im Podcast ab 1:18:40 auf. Sebastian fängt damit an, dass es gewaltfrei ist. Es kommt der Einwand, dass die USK wohl Gründe hatte, aber die Kritik am Spiel wird weitgehend weggelacht.

Dann geht's weiter mit Dead or Alive. Voyeurismus ist also ok, wenn man sich nicht verstecken muss? :doh:
Da fehlt offensichtlich die Erfahrung wie es ist, wenn man von jemandem offensiv angestarrt wird. ;)

Dann argumentiert Sebastian weiter, dass es nicht gewalttätig ist, weil die Motivation ist Dinge freizuschalten, Fanservice und es macht halt mit Kumpels Spaß und hat Sexappeal. :doh:

Und natürlich ist es eine Fantasie, aber natürlich können Fantasien sexistisch sein.

Wie durch dies Thema durchgelacht wird, ist für mich auch beim zweiten durchhören, nur schwer erträglich.

Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt wäre gerade bei diesen Spielen sinnvoll gewesen. Das eine solche vielleicht vorher stattgfunden hat, hilft den Hörerinnen leider gar nicht. Bester Indikator dafür wie notwendig wir solche Diskussionen brauchen ist, ist dieser Podcastabschnitt selbst.
Und das Chaos sprach zu mir: "Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen."
Ich lächelte und war froh. Und es kam schlimmer.
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Andre Peschke
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Andre Peschke »

Frostkaktus hat geschrieben:Das Spiel taucht im Podcast ab 1:18:40 auf. Sebastian fängt damit an, dass es gewaltfrei ist. Es kommt der Einwand, dass die USK wohl Gründe hatte, aber die Kritik am Spiel wird weitgehend weggelacht.
Hmmm, also ich finde nach wie vor hörbar, dass das nicht ernst gemeint ist. Die Stelle läuft doch so: Sebastian sagt: "Ich habe noch ein Spiel, das gewaltfrei ist: Gal Gun 2" und die nachfolgende Beschreibung mit der abschließenden Formulierung "das ist doch mal wirklich harmonisch" ist für mich eindeutig ironisch gemeint. Abschließend vermerkt Sebastian sogar noch, dass das vermutlich alles nicht mit explizitem Einverständnis der Mädchen abläuft... Hm. Aus der Innenperspektive kann ich nur nochmal wiederholen: Das war ein Scherz, 100%. Humor arbeitet mit Absurdität und den Titel an dieser Stelle zu nennen, obwohl er eben eindeutig sehr fragwürdig ist, war genau das. Wenn das bei dir nicht ankam, tut mir das natürlich leid. Ich finde es nach wie vor identifizierbar.
Frostkaktus hat geschrieben:Dann geht's weiter mit Dead or Alive. Voyeurismus ist also ok, wenn man sich nicht verstecken muss? :doh:
Da fehlt offensichtlich die Erfahrung wie es ist, wenn man von jemandem offensiv angestarrt wird. ;)
Das ist IMO nicht korrekt wiedergegeben. Die Argumentation war: Die Inszenierung des Spiels legt nahe, dass die Handlung im Einvernehmen erfolgt, weil man eben nicht heimlich beobachtet und die Mädchen für den Spieler posieren. Ich sage sehr deutlich, dass es für mich davon abhängt ob durch die Inszenierung eindeutig ein Einvernehmen kommuniziert wird.

Ich muss gestehen, ich kenne weder DoA-Beachvolleyball noch Gal Gun 2 besonders gut, außer eben aus Trailer etc. Aber Voyeurismus im Einvernehmen ist keine Gewalt. Ich weiß nicht, wie alt die Figuren in DoAXBV dargestellt sind und ob da eine Diskussion nötig wäre inwiefern sie konsensfähig sind etc, das wäre dann aber auch schon wieder der eigentlichen Darstellung im Spiel vermutlich ein Stück weit enthoben. Man könnte auch darüber sprechen, ob die Objektifizierung der Frauen in DoAXBV quasi auf irgendeiner Meta-Ebene Gewalt darstellt, indem sie sexistische Stereotype festigt, aber auf die Seitenstraße sind wir schlicht nicht abgebogen.

Insofern würde ich bei dem konkreten Beispiel schon weiterhin sagen: Da wird erstmal keine Gewalt dargestellt. Seximsus, Geschacklosigkeit etc - alles davon unbenommen. Aber da ich die konkrete Ausgestaltung im Spiel wirklich nur sehr oberflächlich kenne (entsprechend auch der Diskussionsverlauf), lasse ich mich wirklich gern belehren wenn es Aspekte gibt, die ein anderes Urteil nötig machen. Vielleicht hab ich da einfach zu wenig Ahnung vom konkreten Titel.

Andre
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Ricer
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Ricer »

Strohhalm hat geschrieben:Mein Tipp für ein Spiel ohne Gewalt: “Far from Noise
Vielen Dank für den Tipp. Dazu passt auch OPUS: Rocket of Whispers. Postapokalyptisch, gewaltfrei und eine Geschichte über das Leben, den Tod und das Leben mit dem Tod. Trailer & Steam
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Frostkaktus
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Frostkaktus »

Andre Peschke hat geschrieben:
Frostkaktus hat geschrieben:Das Spiel taucht im Podcast ab 1:18:40 auf. Sebastian fängt damit an, dass es gewaltfrei ist. Es kommt der Einwand, dass die USK wohl Gründe hatte, aber die Kritik am Spiel wird weitgehend weggelacht.
Hmmm, also ich finde nach wie vor hörbar, dass das nicht ernst gemeint ist. Die Stelle läuft doch so: Sebastian sagt: "Ich habe noch ein Spiel, das gewaltfrei ist: Gal Gun 2" und die nachfolgende Beschreibung mit der abschließenden Formulierung "das ist doch mal wirklich harmonisch" ist für mich eindeutig ironisch gemeint. Abschließend vermerkt Sebastian sogar noch, dass das vermutlich alles nicht mit explizitem Einverständnis der Mädchen abläuft...
Ich nehme Dir ja ab, dass Du diese Spiele nicht unkritisch siehst. Es kam nur zumindest bei mir kaum an. Denn die Einwände waren im Vergleich zu den verharmlosenden Sprüchen von Sebastian dermaßen dezent, dass sie in dem Lachen untergingen. So sagte Sebastian sinngemäß: "Da schießt man mit einer Pheromonrakete auf Mädchen und die haben dann einen Orgasmus. Ist das nicht schön, ist das nicht gewaltfrei?" Gelesen klingt der Ausspruch wirklich ironisch. Allerdings finde ich nicht, dass Sebastians Lachen an dieser Stelle sonderlich ironisch klingt.
Darauf kommt Dein Einwand, dass die USK ja nicht ganz grundlos eingegriffen hat. Was Sebastian zwar kurz bestätigt, dann aber darauf abstellt, naja, ist ja Nische, Fanservice. Und das ist der Punkt, wo es für mich dann halt wirklich aufhört witzig zu sein.

Gerade weil ich beide Spiele nicht kenne und daher nur aufgrund des Gehörten urteilen kann, finde ich diese Verkürzung und meiner Meinung nach auch nicht überzeugende Argumentation unpassend und ärgerlich. Da hat mir die ernsthafte Auseinandersetzung gefehlt. Insbesondere da Ihr ansonsten das Thema sehr leidenschaftlich ausdiskutiert habt, zum Beispiel bei der Frage, ob ein Unfall Gewalt ist.

Ich kenne die beiden Spiele ja auch nicht. Von daher geht es mir gar nicht, darum jetzt festzimmern zu wollen, dass das gewalttätige Spiele sind, die am besten niemand spielen sollte. Ich habe schließlich nichts gegen Gewalt in Spielen und bin - schon allein aus historischer Sicht - für einen weiten Kunstbegriff. Von daher soll Kunst auch problematisches Abbilden dürfen. Es geht mir also nicht darum, irgendetwas verbieten zu wollen, auch wenn ich es für sexistischen Müll halte.
Ich frage mich, ob hier nicht auch einfach der Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Blick zum tragen kommt. Denn solche Spiele sind natürlich Fanservice für Jungen und Männer. Allerdings bin ich nicht der weibliche Blick, sondern nur ein weiblicher Blick. Von daher würde es mich interessieren, ob nur ich die Aufbereitung des Themas an dieser Stelle unpassend fand. :think:

Unter'm Strich können wir aber schon mal festhalten: kam bei mir anders an als von Euch beabsichtigt. Shit happens. :)
Und das Chaos sprach zu mir: "Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen."
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Ricer
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Ricer »

Frostkaktus hat geschrieben:Ich frage mich, ob hier nicht auch einfach der Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Blick zum tragen kommt. Denn solche Spiele sind natürlich Fanservice für Jungen und Männer. Allerdings bin ich nicht der weibliche Blick, sondern nur ein weiblicher Blick. Von daher würde es mich interessieren, ob nur ich die Aufbereitung des Themas an dieser Stelle unpassend fand. :think:

Unter'm Strich können wir aber schon mal festhalten: kam bei mir anders an als von Euch beabsichtigt. Shit happens. :)
Ich musste auch leicht mit den Augen rollen, als ich dieses Segment gehört habe und würde dir zustimmen, dass das etwas mit dem weiblichen und männlichen Blick zu tun hat. Mir fiel es auf, als über Battle Raper geredet wurde, da es dort zum ersten Mal hieß, das dieses Spiel (explizite) sexuelle Gewalt darstellt. Und ich dachte in dem Moment, dass dies in den vorher genannten Beispielen doch auch schon geschieht. Aber da wurde eher die Sichtweise eingenommen, dass es doch nur kecke Späße eines jungen Bubs sind...

Ich weiß es sind Spiele, aber dieser Polizeibericht vom Oktoberfest 2015 kam mir tatsächlich in den Sinn.
SpoilerShow
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Strohhalm
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Strohhalm »

Ricer hat geschrieben:
Strohhalm hat geschrieben:Mein Tipp für ein Spiel ohne Gewalt: “Far from Noise
Vielen Dank für den Tipp. Dazu passt auch OPUS: Rocket of Whispers. Postapokalyptisch, gewaltfrei und eine Geschichte über das Leben, den Tod und das Leben mit dem Tod. Trailer & Steam
Danke auch für deinen Tipp!
Diese Beispiele zeigen, dass Computerspiele nicht nur Emotionen durch
den Wettbewerbscharakter (Reiz-Reaktion, Selbstoptimierung, Gewinnstreben, Erfolgsdruck...)
oder die Darstellung von Gewalt (Relevanz der Entscheidungen, Selbstwahrnehmung, Spannung)
auslösen und transportieren können,
sondern auch eine emotionale Vielschichtigkeit und Komplexität aushalten.

Ich will das eine gar nicht gegen das andere ausspielen.
Selbst die Gewaltdarstellung sehe ich in Spielen nicht so kritisch, wie die echte Gewalt in Spielen,
die zwischen Menschen stattfindet. Ich finde man kann die Gewaltdarstellungen als zu vordergründig und allgegenwärtig
hinterfragen. Trotzdem wird durch diese Darstellung von Gewalt, genau wie im Film oder im Theater
kein Mensch wirklich verletzt! Es entsteht kein echter Schaden. (s. meine Einschränkungen in meinem Beitrag oben)
Deswegen halte ich es für nicht notwendig die Diskussionen über die Darstellung von Gewalt
genauso heftig zu führen, wie über die echte Gewalt, die zwischen Spielern in Spielen stattfindet.
Ich fände es toll, wenn sich hier die Diskussionen auch in der Medienberichterstattung weiter entwickeln würden!

Beispielsweise: Das Video, das Trump der Gamesbranche bei ihrem Besuch im Weißen Haus vorgespielt hat!
Bei diesen Bildern wird niemand wirklich verletzt. Das war keine Gewalt, sondern Gewaltdarstellung!
Wie wäre es, wenn er beleidigende oder rassistische Äußerungen von Spielern in Chats und Foren,
oder unsoziales Verhalten von Spielern in Spielen gezeigt hätte!

Hier tun sich Menschen gegenseitig Gewalt an, entstehen Konflikte und Verletzungen, gegen die sich Betroffene
oft kaum zur Wehr setzen können oder nur selten Hilfe erhalten.
Wäre das nicht ein Video gewesen, das die Welt zum Nachdenken gebracht hätte?

Eure Strohi
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Ines
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Re: RE: Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Ines »

Frostkaktus hat geschrieben: Gerade weil ich beide Spiele nicht kenne und daher nur aufgrund des Gehörten urteilen kann, finde ich diese Verkürzung und meiner Meinung nach auch nicht überzeugende Argumentation unpassend und ärgerlich. Da hat mir die ernsthafte Auseinandersetzung gefehlt. Insbesondere da Ihr ansonsten das Thema sehr leidenschaftlich ausdiskutiert habt, zum Beispiel bei der Frage, ob ein Unfall Gewalt ist.
(...)
Ich frage mich, ob hier nicht auch einfach der Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Blick zum tragen kommt. Denn solche Spiele sind natürlich Fanservice für Jungen und Männer. Allerdings bin ich nicht der weibliche Blick, sondern nur ein weiblicher Blick. Von daher würde es mich interessieren, ob nur ich die Aufbereitung des Themas an dieser Stelle unpassend fand
Ich hätte mir an der Stelle auch mehr Auseinandersetzung gewünscht. Nun kenne auch ich beide Spiele nicht. Bei Gal Gun 2 klingt es für mich relativ eindeutig nach Gewalt, weil da dargestellt wird, dass man Sachen mit den Körpern anderer Leute macht, denen sie nicht zugestimmt haben und gegen die sie sich nicht wehren können.
Das andere klang für mich nicht ganz so eindeutig, da kommt es sehr auf die Inszenierung an: Konsens? Aber auch ich habe das mit Situationen verknüpft, in denen ich gegen meinen Willen angestarrt wurde.
"Se faire objet, se faire passive, c'est tout autre chose q'être un objet passif" (S. de Beauvoir)
Ingmar1981
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von Ingmar1981 »

Mal ganz losgelöst vom eigentlichen Thema: Eine höchst unterhaltsam vorgetragene Anekdote von Sebastian bzgl. seines Interviews mit Tony Hawk. :clap: :lol:
Aktuelle Spiele: Cyberpunk 2077 (Replay)
monieu
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Re: Runde 153 - Gewalt, Aggression, Zerstörung

Beitrag von monieu »

Zur Frage, die anhand von Tony Hawk diskutiert wurde: Die Darstellung von Verletzung durch einen Unfall ist zunächst kein Ausdruck von Gewalt, denn es gibt im Spiel keinen Gegenpart, der die Gewalt ausübt (und sie ist auch nicht als Autoaggression zu verstehen). Wenn man allerdings auf die Metaebene geht, dann gibt es die Spielfigur und den Spieler. Und die Handlungen des Spielers gegen die Spielfigur kann man durchaus als Gewalt verstehen: Es ist eindeutig, wenn die Spielfigur bewusst verletzt wird. Aber schon ein rücksichtsloser Umgang mit der Spielfigur könnte so gedeutet werden. Wenn ich eine sportliche Leistung vollbringen muss, dann versuche ich mich einerseits nicht an etwas, das ich überhaupt nicht kann, und andererseits wenn ich den ersten schweren Unfall habe, mache ich (von der Möglichkeit, es zu tun, abgesehen) nicht gleich hinterher fünf andere Versuche mit gleichem Ergebnis. Ein Spieler kann aber genauso mit der Spielfigur verfahren.

Zur Diskussion weiter oben: EIn erzählerischer Konflikt ist immer ein Hindernis. Es kann ein Gegner sein, aber eben auch ein inneres Hemmnis, zum Beispiel, dass man sich nicht dazu durchringen kann, die Wahrheit zu sagen.
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