Wortreich "Let’s talk about Sex"

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Raptor 2101
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Re: Wortreich "Let’s talk about Sex"

Beitrag von Raptor 2101 »

lolaldanee hat geschrieben:Also eigentlich sind wir uns komplett einig Mr. Raptor ;)
Du betrachtet es als Problem, ich als "Bildungsgrundlage" einer Gesellschaft. eine Gesellschaft definiert sich über den Ausgehandelten Konsens. Dieser kann verändert werden, aber halt nur in kleinen Schritten.

Zu argumentieren: "A muss erlaubt sein, weil B auch erlaubt ist" - ist halt wenig zielführend. Da der Konsenz nicht auf Rationalen Erwägungen basiert.


PS: So nach langen googeln kann ich endlich zum Rundumschlag gegen die Ganzen "Psychologie-Schlangendoktoren" ausholen. Studien zu Themen wie "Fördert [x] das Verhalten [y]" sollten wir getrost aus dieser Debatte raushalten. Man kann muss die Datenbasis vorher genau prüfen ... What has happened down here is the winds have changed
Raptor 2101
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Re: Wortreich "Let’s talk about Sex"

Beitrag von Raptor 2101 »

lolaldanee hat geschrieben:
Fährmann hat geschrieben: Und die Abstraktion halte ich auch für unerheblich in diesem Fall. Gäbe es in CIV die Funktion, eine Horde Pädophiler als Agenten ins feindliche Reich einschleusen können, um beim Feind sozialen Schaden zu verursachen, dann wäre die Abstraktion die gleiche, aber es würde trotzdem anders beurteilt werden. (und wäre tatsächlich wie bei GG2 so eine dumme Funktion, dass es schon wieder lustig wäre, einfach weil es so grotesk ist)
Und das bekommt dann eine USK 12 oder sowas... Es gibt in jeden "guten" Strategie-Globalspiel (ich denke an sowas wie Rome...) über die Vergangenheit mindestens Zwangsehen. Zum teil auch Prostitution mit "angedeutet" Minderjährigen. (In Rome gab es Lustknaben)

Das ist alles kein Problem, so lange man es nicht übertreibt oder Bildlich darstellt...

Gleicher Abstraktionslevel wie die Atombombe in CIV...

Ich würde GG2 zwei eher auf einem Level wie Hatred sehen ...
Stuttgarter
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Re: Wortreich "Let’s talk about Sex"

Beitrag von Stuttgarter »

Terranigma hat geschrieben:
Daher finde ich es interessant, dass hier im Thread umgekehrt durchaus durscheint, dass man moralische Grenzen für die Kunstfreiheit sieht. Niemand sagt hier, bisher explizit dass es verboten sein sollte, o.Ä. Umgekehrt aber wird gesagt, dass es so ein Spiel nicht geben muss. Muss es tatsächlich nicht. Umgekehrt muss es aber auch keinerlei anderes Werk geben.
Ich kann da nur aus eigener Überzeugung argumentieren - ich habe einen künstlerischen Beruf, habe schon Kabarettprogramme, Theateraufführungen und ähnliches gemacht. Ich kam in den letzen zwanzig Jahren infolgedessen gar nicht umhin, mir immer wieder darüber Gedanken zu machen, was Kunst darf bzw. sollte. Zwangsläufig bin ich ein großer Verfechter der Kunstfreiheit - sie ermöglicht mir, das zu tun, was ich tue. Ich kann auf Demonstrationen gegen städtische Vorhaben spielen, ohne mit meinem städtischen Arbeitgeber deswegen in Konflikt zu geraten. Ich kann meinen (ehemaligen) Ministerpräsidenten in kabarettistischen Nummern als inkompetenten machtgeilen Gewaltfetischisten darstellen, ohne dass die nebendran stehende Polizei mich sofort einkassiert. Ich kann an einem Musical mitwirken, in dem eine Frau vergewaltigt wird, das aus Machtkalkül danach ausschlachtet und in dem Terroranschläge verübt werden, für die durchaus ein gewisses Maß an Sympathie/Verständnis vorhanden ist. Verdammt ich liebe die Kunstfreiheit.

Freiheit ist aber immer gleichzeitig Verantwortung. Daraus resultiert mein Satz "Kunst darf alles, aber muss nicht alles". Wenn die Kunst einen konstruktiven Snn erfüllt, ist ihre Freiheit in meinen Augen nahezu grenzenlos. (Dass der Staat dennoch irgendwann Grenzen zieht, ist in meinen Augen völlig legitim.) Den konstruktiven Sinn kann ich aber beim besten Willen nicht in diesem Spiel sehen.

Ein Verbot hab ich im übrigen tatsächlich nicht gefordert - sondern eine gesellschaftliche Ächtung. Von der sind wir aber offensichtlich meilenweit weg, wenn ich mir den Thread hier anschaue.

Edit @ Fährmann: :)
Zuletzt geändert von Stuttgarter am 14. Mär 2018, 19:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Fährmann
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Re: Wortreich "Let’s talk about Sex"

Beitrag von Fährmann »

lolaldanee hat geschrieben:Also, wenn ich eine Atombombe auf eine Stadt werfe, dann ist eigentlich recht klar was da passiert. Das ist ja einer der Gründe, warum sie als Symbol für das absolut Schreckliche so gut taugt.

Und die Abstraktion halte ich auch für unerheblich in diesem Fall. Gäbe es in CIV die Funktion, eine Horde Pädophiler als Agenten ins feindliche Reich einschleusen können, um beim Feind sozialen Schaden zu verursachen, dann wäre die Abstraktion die gleiche, aber es würde trotzdem anders beurteilt werden. (und wäre tatsächlich wie bei GG2 so eine dumme Funktion, dass es schon wieder lustig wäre, einfach weil es so grotesk ist)
Nur zum Verständnis willen. Paraphrasiere ich dich richtig, wenn ich zusammenfasse: "Ein Spiel, in dem man reihenweise minderjähriger Schulmädchen sexuell bedrängen kann ist auch nicht schlimmer als Civilization?"

Denn wenn das so wäre, würde ich jetzt "Weltbestes Spieleforum" in Anführungszeichen untendrunter schreiben und mich wahnsinnig clever und zynisch fühlen.

Edit: Aber dann kommt Stuttgarter und rettet wieder alles. Ich verliere gerade eine Menge Vorurteile gegenüber Schwaben.
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Terranigma
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Re: Wortreich "Let’s talk about Sex"

Beitrag von Terranigma »

Stuttgarter hat geschrieben:Freiheit ist aber immer gleichzeitig Verantwortung. Daraus resultiert mein Satz "Kunst darf alles, aber muss nicht alles". Wenn die Kunst einen konstruktiven Snn erfüllt, ist ihre Freiheit in meinen Augen nahezu grenzenlos.
Aber damit hast du ja bereits eine Grenze gezogen: sie soll einen konstruktiven Sinn erfüllen. Kunst, die dem nicht entspricht, wäre demnach nicht mehr von der Kunstfreiheit gedeckt. Dem Satz "Kunst darf alles, aber muss nicht" alles ist natürlich in seiner Allgemeinheit nicht zu widersprechen, eben weil er keine klare Aussage trifft. Es muss auch kein What Remains of Edith Finch geben, ebenso wenig wie es ein Call of Duty geben muss. Die Frage ist, ob beides existieren darf - und auch ob sowas wie Gal Gun 2 eine Existenzberechtigung besitzt. Ich würde sagen: Ja.
Stuttgarter hat geschrieben:Von der sind wir aber offensichtlich meilenweit weg, wenn ich mir den Thread hier anschaue.
Denke ich nicht. Ich glaube im Gros sind wir uns hier einig, dass das Spiel widerlich ist. Solange daraus nicht die Konsequenz gezogen werden soll, dass derartiger Schund zu verbieten sei, haben wir wohl einen Konsens.
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Raptor 2101
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Re: Wortreich "Let’s talk about Sex"

Beitrag von Raptor 2101 »

Stuttgarter hat geschrieben: Ich kann da nur aus eigener Überzeugung argumentieren - ich habe einen künstlerischen Beruf, habe schon Kabarettprogramme, Theateraufführungen und ähnliches gemacht. Ich kam in den letzen zwanzig Jahren infolgedessen gar nicht umhin, mir immer wieder darüber Gedanken zu machen, was Kunst darf bzw. sollte. Zwangsläufig bin ich ein großer Verfechter der Kunstfreiheit - sie ermöglicht mir, das zu tun, was ich tue. Ich kann auf Demonstrationen gegen städtische Vorhaben spielen, ohne mit meinem städtischen Arbeitgeber deswegen in Konflikt zu geraten. Ich kann meinen (ehemaligen) Ministerpräsidenten in kabarettistischen Nummern als inkompetenten machtgeilen Gewaltfetischisten darstellen, ohne dass die nebendran stehende Polizei mich sofort einkassiert. Ich kann an einem Musical mitwirken, in dem eine Frau vergewaltigt wird, das aus Machtkalkül danach ausschlachtet und in dem Terroranschläge verübt werden, für die durchaus ein gewisses Maß an Sympathie/Verständnis vorhanden ist. Verdammt ich liebe die Kunstfreiheit.

Freiheit ist aber immer gleichzeitig Verantwortung. Daraus resultiert mein Satz "Kunst darf alles, aber muss nicht alles". Wenn die Kunst einen konstruktiven Snn erfüllt, ist ihre Freiheit in meinen Augen nahezu grenzenlos. (Dass der Staat dennoch irgendwann Grenzen zieht, ist in meinen Augen völlig legitim.) Den konstruktiven Sinn kann ich aber beim besten Willen nicht in diesem Spiel sehen.

Ein Verbot hab ich im übrigen tatsächlich nicht gefordert - sondern eine gesellschaftliche Ächtung. Von der sind wir aber offensichtlich meilenweit weg, wenn ich mir den Thread hier anschaue.

Edit @ Fährmann: :)
Kunst darf nicht alles. Die Kunstfreiheit ist ein Juristisches Gut und findet ihre grenzen im Strafrechts, Menschrecht ja sogar Arbeitsrecht. Mach einfach eine Aufführung mit einem Minderjährigen nach 20(?) Uhr. Haben sie nicht mal auf irgendeinem Contest einer Deutschen TennieBand den Saft abgedreht, weil sie noch Minderjährig waren ...

Kunstfreiheit ist zweifelsohne ein wichtiges gut. Aber eines, das wie alles andere dem Gesellschaftlichen Konsens unterliegt.
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Wudan
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Re: Wortreich "Let’s talk about Sex"

Beitrag von Wudan »

Stuttgarter hat geschrieben: Um Jounalismus gehts hier in dem Thread seit der ersten Seite nicht mehr. Es geht seit ca. 40 Beiträgen darum, ob ein Spiel, dessen Spielziel es wohl ist, Teenagermädchen sexuell zu stimulieren, verboten werden sollte oder nicht.
Was fast ein bisschen schade ist, denn ich glaube das war gar nicht so sehr der Punkt der Kolumne :?
Raptor 2101
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Re: Wortreich "Let’s talk about Sex"

Beitrag von Raptor 2101 »

Wudan hat geschrieben:
Stuttgarter hat geschrieben: Um Jounalismus gehts hier in dem Thread seit der ersten Seite nicht mehr. Es geht seit ca. 40 Beiträgen darum, ob ein Spiel, dessen Spielziel es wohl ist, Teenagermädchen sexuell zu stimulieren, verboten werden sollte oder nicht.
Was fast ein bisschen schade ist, denn ich glaube das war gar nicht so sehr der Punkt der Kolumne :?
Das war aber vorher klar. Echte Journalisten kann man in Deutschland an einer Hand abzählen und die arbeiten garantiert nicht bei den Gazetten ... von einer PC Games oder Gamestar mehr zu erwarten als Pressemeldungen abzuschreiben erschließt sich mir nicht. Ist ungefähr so als ob man von der Bild eine sachliche Investigativ Story erwartet ...

das zu Diskutieren ist irgendwie langweilig...
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Wudan
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Re: Wortreich "Let’s talk about Sex"

Beitrag von Wudan »

Terranigma hat geschrieben:
Stuttgarter hat geschrieben:Von der sind wir aber offensichtlich meilenweit weg, wenn ich mir den Thread hier anschaue.
Denke ich nicht. Ich glaube im Gros sind wir uns hier einig, dass das Spiel widerlich ist. Solange daraus nicht die Konsequenz gezogen werden soll, dass derartiger Schund zu verbieten sei, haben wir wohl einen Konsens.
Sehe ich auch so. Zumal ein Forumthreat auf Gamespodcast sicherlich nicht als Spiegel der Gesellschaft anzusehen ist ;)

Das Spiel an sich will ich allerdings erstmal gar nicht bewerten, ganz einfach weil ich es nicht gesehen habe. Thematisch ist es sicherlich problematisch, allerdings wärs auch nicht das erste Mal das etwas in der Diskussion viel schlimmer klingt als es dann tatsächlich aussieht (ich erinner mich z.b. da an eine viel diskutierte Vergewaltigungsszene in Phantasmagoria die, als ich sie dann gesehen hab, harmloser kaum hätte sein können). Generell schau ich mir etwas lieber erst an bevor ich es nach Hörensagen als widerliches Machwerk verteufel.
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lolaldanee
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Re: Wortreich "Let’s talk about Sex"

Beitrag von lolaldanee »

Fährmann hat geschrieben: Nur zum Verständnis willen. Paraphrasiere ich dich richtig, wenn ich zusammenfasse: "Ein Spiel, in dem man reihenweise minderjähriger Schulmädchen sexuell bedrängen kann ist auch nicht schlimmer als Civilization?"
nö, eher: Civ gibt dir durch seine Spielmechanik die Möglichkeit noch wesentlich schlimmer zu agieren, als jemand der reihenweise minderjähriger Schulmädchen belästigt, die Wahrnehmung des Spiels ist aber eine ganz andere.

GG2 ist mir persönlich sowieso viel zu pubertär und dumm um es ernst zu nehmen, ich halte es nur für maximal harmlos, und sogar ein bisschen lustig, in all seiner Dummheit
Es ist so weit von jeglicher Realität entfernt, dass es für mich etwa auf dem selben Level wie Laser aus den Augen schießende Dinos rangiert. Der Gipfel der Absurdität eben
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Desotho
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Re: Wortreich "Let’s talk about Sex"

Beitrag von Desotho »

Wudan hat geschrieben: Was fast ein bisschen schade ist, denn ich glaube das war gar nicht so sehr der Punkt der Kolumne :?
Ach heizen wir das hier mal ein bisschen an.

Ich zitiere:
“08.02.2018 um 17:06 Uhr Der sexy Shooter Gal Gun 2 hat von der USK keine Freigabe erhalten.”

Ich weiß jetzt nicht, was ein sexy Shooter ist. Das Genre ist mir bislang unbekannt. Aber klar, was verstehe ich schon von Spielen, ich bin ja ein alter Sack. Doch vom Schreiben und Argumentieren verstehe ich etwas, und hier nimmt der Autor von vornherein durch das Adjektiv “sexy” eine Klassifizierung eines Games vorweg, an der er dann die von der USK vorgenommene Bewertung aufzuhängen gedenkt. Denn wenn ich “sexy” schreibe, dann denkt ja keiner mehr z.B. “Schulhof-Shooter” oder “Pädophilen-Shooter”. Wie wir noch sehen werden: Beides käme der Wahrheit näher als “sexy Shooter”, aber genau den Pfosten “sexy” hat der junge Mann jetzt halt erst mal eingerammt. Und da kann ja keiner was gegen haben, oder? Außer halt – offenbar – die USK.
An der Stelle wird kritisiert, dass der PC-Games Artikel die Bezeichnung "sexy" verwendet, im Gegenzug wedelt der Autor seinerseits mit "Pädophilen-Shooter". Er greift damit zu den Mitteln die er selbst kritisiert. Meiner Ansicht nach hätte etwas mehr Sachlichkeit dem Artikel gut getan. Dann würden wir hier eventuell auch über das eigentliche Thema des Artikels reden.

Und jetzt holt den Grill raus :)
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Wudan
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Re: Wortreich "Let’s talk about Sex"

Beitrag von Wudan »

Raptor 2101 hat geschrieben:... von einer PC Games oder Gamestar mehr zu erwarten als Pressemeldungen abzuschreiben erschließt sich mir nicht.
Warum nicht? Kotaku schafft das ja auch (siehe Jason Schreier Artikel), und sogar ein kleiner deutscher bierlauniger Podcast schafft es. Warum also nicht auch die PC Games?
Stuttgarter
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Re: Wortreich "Let’s talk about Sex"

Beitrag von Stuttgarter »

Terranigma hat geschrieben:
Aber damit hast du ja bereits eine Grenze gezogen: sie soll einen konstruktiven Sinn erfüllen. Kunst, die dem nicht entspricht, wäre demnach nicht mehr von der Kunstfreiheit gedeckt. Dem Satz "Kunst darf alles, aber muss nicht" alles ist natürlich in seiner Allgemeinheit nicht zu widersprechen, eben weil er keine klare Aussage trifft. Es muss auch kein What Remains of Edith Finch geben, ebenso wenig wie es ein Call of Duty geben muss. Die Frage ist, ob beides existieren darf - und auch ob sowas wie Gal Gun 2 eine Existenzberechtigung besitzt.
Letztlich reden wir hier über gesellschaftliche Tabus und den staatlichen Umgang mit dem Brechen derselben. Tabus können von der Kunst durchaus gebrochen werden, müssen sie sogar. Das ist eine wesentliche Aufgabe der Kunst, da dadurch Reflexion ermöglicht wird. Deshalb ist der deutsche Staat in der Hinsicht auch sehr großzügig. Das ist er. Als Beweis möge ein x-beliebiges Staatstheater gelten - in dem man man häufig Darstellungen sieht, die entweder als "pornographisch" oder "gewaltverherrlichend" eingestuft werden könnten. Auf den Kontext kommt es an. Wenn in einer Dogville-Inszenierung auf offener Bühne eine junge Frau von einer Dorfgemeinschaft gedemütigt, vergewaltigt, angepinkelt wird, dann ist das Pornographie. Wenn sie sich am Ende rächt, indem sie das gesamte Dorf mithilfe von zehn schwarzvermummten Söldnern niedermetzelt und den Hauptverantwortlichen mit einer Pumpgun hinrichtet, könnte das Gewaltverherrlichung sein. (Oder zumindest der Beweis, dass der Stuttgarter Regisseur Tarantino-Fan ist.) Ein Staatstheater darf das dennoch zeigen - da die viel beschworene Metaebene relevant ist.

Je weniger "Meta-Ebene" ein Kunstwerk hat, umso enger werden eben die staatlichen Fesseln. Da der Staat jederzeit abwägen muss, wieviel Beeinträchtigung einer Freiheit durch das Gewähren einer anderen Freiheit potentiell vorhanden ist. Dass er das Wohl von Jugendlichen höher einschätzt als das Vergnügen, in einem Spiel männliche Sexfantasien auszuleben, halte ich für legitim. Anders würde es vermutlich aussehen, wäre das Spiel - wie oben schon geschrieben - in irgendeiner Form geeignet, dem Konsumenten Gedankengänge zu vermitteln, die über reine Wichsfantasien hinausgehen. (Okay, nach derzeitiger Gesetzeslage wohl nicht. Aber gäbe es ein entsprechendes Spiel, wäre das ein Anlass, diesen oben zitierten Paragraphen zu überarbeiten.)
Stuttgarter
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Re: Wortreich "Let’s talk about Sex"

Beitrag von Stuttgarter »

Raptor 2101 hat geschrieben:
Kunst darf nicht alles. Die Kunstfreiheit ist ein Juristisches Gut und findet ihre grenzen im Strafrechts, Menschrecht ja sogar Arbeitsrecht. Mach einfach eine Aufführung mit einem Minderjährigen nach 20(?) Uhr. Haben sie nicht mal auf irgendeinem Contest einer Deutschen TennieBand den Saft abgedreht, weil sie noch Minderjährig waren ...

Kunstfreiheit ist zweifelsohne ein wichtiges gut. Aber eines, das wie alles andere dem Gesellschaftlichen Konsens unterliegt.
Deshalb ja die Einschränkung in Klammern "Dass der Staat dennoch irgendwann Grenzen zieht, ist in meinen Augen völlig legitim.". :) Das davor war mein Verständnis der Kunstfreiheit. Sorry, falls das nicht klar war.
Dass jene staatlichen Grenzen sowohl inhaltlicher als auch praktischer Natur sind - klar.
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MrWayne
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Re: Wortreich "Let’s talk about Sex"

Beitrag von MrWayne »

Ich tu jetzt einfach mal so als ob das mein erster Beitrag hier im Thread ist. ^^

Eine tolle Folge Wortreich, lieber Wolfgang! Die Bebilderung war auch klasse!

Während dem hören hat sich mir die Frage aufgedrängt was der Hintergrund dieses Jugendpornographie Straftatbestands und der zugehörigen EU Richtlinie ist, die die USK in ihrer Stellungnahme erwähnt, und wie weit dieser geht?
Soweit ich weiß gibt es ja kein zugehöriges Krankheitsbild wie Pädophilie zu Kinderpornographie und in Deutschland ist auch Sex zwischen Voll- und Minderjährigen nicht strikt verboten, die Grenze liegt da bei 16.

Damals in der 8. Klasse haben wir das Buch „Crazy“ von Benjamin Lebert als Lektüre gelesen.
SPOILER!
In einen der ersten Kapitel masturbieren der Protagonist und seine Freunde reihum auf einen Kecks.

Ich frage mich ob man das Buch unter der heutigen Gesetzeslage noch in der 8. Klasse lesen könnte.
Stuttgarter
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Re: Wortreich "Let’s talk about Sex"

Beitrag von Stuttgarter »

MrWayne hat geschrieben: Ich frage mich ob man das Buch unter der heutigen Gesetzeslage noch in der 8. Klasse lesen könnte.
Warum sollte man das nicht können?
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Terranigma
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Re: Wortreich "Let’s talk about Sex"

Beitrag von Terranigma »

Stuttgarter hat geschrieben:Je weniger "Meta-Ebene" ein Kunstwerk hat, umso enger werden eben die staatlichen Fesseln.
Reden wir nun vom Staat - d.h. dem Gesetzgeber - oder davon, welches Maß von Kunstfreiheit wir uns hier wünschen? Die Staatsperspektive erscheint mir persönlich wenig zielführend. Weder ich noch du sind Gesetzgeber, d.h. deren Perspektive ist nicht meine und nicht deine. Ich würde dir insofern widersprechen, dass ich sage: Kunst darf auch einfach Schund sein. Kunstfreiheit nur auf erbauliche und pädagogisch wertvolle Kunst zu reduzieren, missfällt mir sehr. Ich würde sagen, dass auch Müll, Schund, Dreck und Murks, der keine Meta-Ebene und in keinerlei Hinsicht wertvoll, erbaulich oder bildend ist, ebenfalls von der Kunstfreiheit gedeckt sein sollte. Zumindest müsste man argumentieren, warum derartige Werke ausgenommen werden sollten. Man beschränkt die Kunst ja bereits wenn man sie auf die Funktion reduziert, "bildend" sein zu müssen. Da kommt man schnell in Gefilde der Anfangszeit des Romans, der ja seinerseits kritisiert wurde, nur "Schund" zu sein. Trivialliteratur wurde ja mit einem vergleichbaren Argument aus dem Bereich des Erlaubten entfernt, da sie der Jugend kein gutes Vorbild sei.
Stuttgarter hat geschrieben:Da der Staat jederzeit abwägen muss, wieviel Beeinträchtigung einer Freiheit durch das Gewähren einer anderen Freiheit potentiell vorhanden ist.
Da wäre die Frage, welche Freiheit durch die Existenz von Gal Gun 2 gefährdert sei. Oder, konkret gefragt: In welcher Hinsicht geht von Gal Gun 2 eine "Gefährdung" für Jugendliche aus? Ich habe mein Problem mit dem Begriff der "Jugendgefährdung", weil er sehr paternatlistisch daherkommt. Der Begriff suggeriert, man würde den Jugendlichen etwas vorenthalten, um sie vor einer Gefahr zu schützen: "Ich verbiete dir das, aber das ist nur zu deinem Besten." Ich würde sagen, in der Definition dessen, was eine Gesellschaft - auch du und ich - als Gefährdung der Jugend versteht, geben wir in erster Linie eine Selbstauskunft über unsere eigenen Moralvorstellungen. Es ist eher ein Statement, als dass es wirklich ein "Schutz" darstellt.

Warum man Jugendlichen den Alkohlkonsum nicht erlaubt oder Kinder nicht mit Feuer spielen lässt erscheint mir evident; die Gefahr ist ersichtlich. Aber von welcher Art von Gefahr reden wir bei sexualisierten Darstellungen von Kindern und Jugendlichen - und welche Evidenz liegt vor, dass es hier eine Gefährdung gibt? Mir scheint, bei "Jugendgefährdung" geht es weniger darum, einen konkreten Schaden von Jugendlichen abzuwenden, als vielmehr ein moralische Grenzziehung vorzunehmen. Das ist legitim; aber dann sollte man es auch so nennen.
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MrWayne
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Re: Wortreich "Let’s talk about Sex"

Beitrag von MrWayne »

Stuttgarter hat geschrieben:
MrWayne hat geschrieben: Ich frage mich ob man das Buch unter der heutigen Gesetzeslage noch in der 8. Klasse lesen könnte.
Warum sollte man das nicht können?
Ich weiß nicht, vor 40 Jahren hätte das Buch bestimmt für einen Skandal gesorgt.
Ich könnte mir jedenfals vorstellen das ein Videospiel in dem man mit einer Gruppe Jugendlicher mastubiert keine 16er Freigabe von der USK bekommt.
Zuletzt geändert von MrWayne am 14. Mär 2018, 20:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wortreich "Let’s talk about Sex"

Beitrag von Andre Peschke »

Stuttgarter hat geschrieben:Den konstruktiven Sinn kann ich aber beim besten Willen nicht in diesem Spiel sehen.
Wie gut kennen wir den Gegenstand der Diskussion eigentlich? Ich muss zum Beispiel sagen, mir ist GalGun 2 nur auf Screenshots und in Beschreibung ein Begriff. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es genau der irrelevante Ranz ist, nach dem es aussieht. Aber wer weiß welche vorsätzlichen und zufälligen Perspektiven das Werk eigentlich hergibt. Irgendwer hier im Thread hatte den ersten Teil gespielt, IIRC, oder?

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MrWayne
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Re: Wortreich "Let’s talk about Sex"

Beitrag von MrWayne »

Desotho hat geschrieben: Ich zitiere:
“08.02.2018 um 17:06 Uhr Der sexy Shooter Gal Gun 2 hat von der USK keine Freigabe erhalten.”

Ich weiß jetzt nicht, was ein sexy Shooter ist. Das Genre ist mir bislang unbekannt. Aber klar, was verstehe ich schon von Spielen, ich bin ja ein alter Sack. Doch vom Schreiben und Argumentieren verstehe ich etwas, und hier nimmt der Autor von vornherein durch das Adjektiv “sexy” eine Klassifizierung eines Games vorweg, an der er dann die von der USK vorgenommene Bewertung aufzuhängen gedenkt. Denn wenn ich “sexy” schreibe, dann denkt ja keiner mehr z.B. “Schulhof-Shooter” oder “Pädophilen-Shooter”. Wie wir noch sehen werden: Beides käme der Wahrheit näher als “sexy Shooter”, aber genau den Pfosten “sexy” hat der junge Mann jetzt halt erst mal eingerammt. Und da kann ja keiner was gegen haben, oder? Außer halt – offenbar – die USK.
An der Stelle wird kritisiert, dass der PC-Games Artikel die Bezeichnung "sexy" verwendet, im Gegenzug wedelt der Autor seinerseits mit "Pädophilen-Shooter". Er greift damit zu den Mitteln die er selbst kritisiert. Meiner Ansicht nach hätte etwas mehr Sachlichkeit dem Artikel gut getan. Dann würden wir hier eventuell auch über das eigentliche Thema des Artikels reden.

Und jetzt holt den Grill raus :)
Da hast du einen guten Punkt, zumal ja Screenshots zu urteilen nur Jugendliche und keine Kinder im Spiel vorkommen, man kann also nicht von einen “Pädophilen-Shooter” sprechen.
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