Runde #154: Past Cure

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Andre Peschke
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Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von Andre Peschke »

Stuttgarter hat geschrieben:Shame on me - ich bilde mir ein, Eure Formate aufmerksam zu hören, aber der "Sondermüll" muss tatsächlich an meinen Ohren vorbeigegangen sein.
Muss mich korrigieren: "billig produzierter Softwaremüll", war der Ausdruck.
Stuttgarter hat geschrieben:Zu den Punkten "Respekt den Menschen gegenüber" und "Eleganz": Beim ersten verweise ich unbescheiden auf meinen Text oben, dass die Kritik nunmal sich auf das Werk, nicht auf die Menschen dahinter bezieht.
Hmja, ich verstehe was du sagen willst und bin da durchaus bei dir. Andererseits ist es Illusion zu glauben, dass man von "amateurhaft inszenierten Zwischensequenzen" etc schreiben kann, ohne den Menschen anzugreifen. An dieser Formulierung habe ich nichts auszusetzen, schon gar nicht bei Past Cure, wo ein Team aus Amateuren ja praktisch bestätigt wurde. Nur macht sie deutlich, dass sehr häufig eine Implikation auf Fähigkeiten, Charakter oder Werte der Macher unausweichlich ist. Das macht Kunst ja so interessant, das ein Teil des menschlichen Wesens im Werk aufgeht.

Zu denken, man könne überhaupt "nur das Werk kritisieren" und seinen Urheber dabei quasi vollumfänglich aussparen, halte ich zumindest im Kontext von kreativem Schaffen ein bisschen für ein Feigenblatt. Je kleiner das Team, desto mehr. Wenn du mir sagst, mein Podcast war scheiße, greift das den Teil von mir an, der als Macher gedacht hat, Thema und/oder Ausführung seien gut gelungen. Als ich bei der GS anfing Videos zu machen, fanden viele meine Stimme scheiße oder mein Aussehen "zu schwul" - war das zu persönlich? Oder sind mein Aussehen und meine Stimme nicht auch Teil des Werkes (jetzt mal abgesehen davon, dass "zu schwul" ein reichlich dummer Kritikpunkt ist).

Die Unterscheidung ist dennoch wichtig - und deswegen bin ich da prinzipiell bei dir - weil es zu vermeiden ist die Person mit Bausch und Bogen in einen Topf mit dem Werk zu schmeißen. "Person A hat "Past Cure" verbrochen, also ist er ein Versager" - sowas sollte grundlegend unstatthaft sein. Aber den Gedanken, man würde keinen Angriff auf die Macher unternehmen wenn man scharfe Kritik allein auf ihr Werk richtet, finde ich realitätsfern. Ob ich jetzt sage: "Du hast Scheiße gebaut" oder "Dein Werk ist Mist" - die Botschaft ist die gleiche: Du wurdest gewogen und für zu leicht befunden. Dazu sollte man schon stehen. Das jemand, der sein Werk einer Öffentlichkeit überantwortet, dann damit leben muss Ziel solcher Kritik zu werden, bleibt ja unbenommen.

Andre
lnhh
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Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von lnhh »

Finds schon krass wie sie mit nem 8er Amateurteam so nen Ding ausm Boden gestampft haben. Auch wenn das Game nur Meh ist.

Das ist auch nicht so einfach.
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Vinter
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Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von Vinter »

Der Amerikaner würde die Folge wohl mit "Delusional" zusammenfassen.

Dabei sagt er am Anfang echt clevere Sachen. Zum Beispiel die Erkenntnis, dass es da einen Markt gibt für AA-Titel. Und ja, der ist ohne Zweifel da. Vor allem haben wir mittlerweile die wunderbare Situation, dass die Technologie so weit ist, auch AA-Spiele richtig gut aussehen zu lassen. Natürlich, dass ist dann immer noch nicht Bleeding Edge wie ein AC:Origins. Aber Titel wie The Sinking City, The Council, Call of Cthulhu oder auch A plague tale sehen richtig klasse aus, wirken hochwertig, dass sogar ich alte Grafikhure nicht davon abgeschreckt bin. Das sah vor 10 Jahren noch anders aus. Mittlerweile sind die kleinen Titel richtig interessant und vor allem auch Spielfeld für Experimente. Das macht dieses Marktsegment aus Spielersicht doppelt interessant: Die Titel sind aufwendig produziert und trotzdem eigenständig.

Und ich finde es ja auch prinzipiell ziemlich sympathisch, einfach mal zu machen. Wer träumt nicht davon? Sich hinzusetzen und einfach mal ein Spiel zu entwickeln und zu gucken, wie das funktioniert. Coole Aktion. Saudumm, aber cool.

Am Ende der Folge zeichnet sich aber ein Bild, dass ehrlich gesagt große, große Zweifel an der Zukunft dieses Studios lässt, weil ich nicht das Gefühl habe, dass dort eine auch nur entfernt realistische Eigenwahrnehmung vorhanden ist. Oder auch nur Lernfähigkeit. Das zeigt sich darin, dass er sich in endlosen Rechtfertigungsmonologen verheddert. "Aber wir sind doch unerfahren. Aber wir waren nur acht Leute. Aber das soll uns erstmal einer nachmachen. Aber das machen wir jetzt besser."

Es zeigt sich aber auch vor allem darin, wie er sich pausenlos in Widersprüche verheddert und uneinsichtig die Arbeit des Studios schönredet.
Ich frage mich zum Beispiel, wie jemand, der angeblich soviel Businesserfahrung hat, auf die Idee kommen kann, sowas einfach mal zu machen, komplett ohne erfahrenes Personal. Dann referiert er später minutenlang über den Stand der deutschen Branche und tut so, als habe er da tiefste Insidereinblicke - 30 Minuten vorher berichtete er noch, wie überrascht er war über die Freundlichkeit anderer Studios NACH dem Release von Past Cure. Er hat anscheinend erst in den letzten 3 Wochen seit dem Release von Past Cure angefangen, sich zu vernetzen - spielt sich aber als Kenner auf. Dann beteuert er, sie hätten aus der Produktion und aus den Reviews gelernt - und will nun innerhalb weniger Wochen Patches raushauen, die irgendwelche ominösen Mechaniken einfügen und das "gelernte" Anwenden um Past Cure dramatisch zu verbessern. Und da kann ich nur sagen: Nix habt ihr gelernt, wenn ihr glaubt, dass ihr diesen bereits entgleisten Zug mal schnell mit einem Patch zurück auf die Gleise stellen könnt.

Am Ende bleibt bei mir nur ein sehr unseriöser Eindruck. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, gar nicht wissen zu wollen, wie seine anderen Geschäftskonzepte aussehen, weil ich automatisch an Abofallen, Telefonzentralen und ähnliches denken muss. Da ist jemand, der erkennbar nicht weiß, was er tut, der aber alles schönredet und versucht, andere von sich zu überzeugen. Entweder weiß er selber nicht, dass er keine Ahnung hat - oder er versucht lediglich, mit halbseidenen Methoden an die schnelle Mark zu kommen.
Zuletzt geändert von Vinter am 22. Mär 2018, 13:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Miller734
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Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von Miller734 »

Ich finde den Satz: Wir machen Spiele wie sie die Community sich wünscht immer wieder gruselig. Ich will kreative Leute die Spiele entwickeln plus Spielmechanik Spezialisten die ein Gerüst bauen und keine Forentrolle wie mich in einer Entwicklung.

Irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass der Fokus hier mehr im Business und der Marktforschung liegt, als in der Schaffung kleiner Spiele Perlen. Also dasselbe wie bei den ganzen Browser und Handyspiele Unternehmen. Aber der gute Herr hat fleißig den Bullshit Duden auswendig gelernt! Verstehe deshalb Andres Erwartungen an die Zukunft nicht ganz.

Und zum Schluss die gleiche Frage wie vor einem 3/4 Jahr: Was ist Sebastians Rolle in den Interviews? Muss er Protokoll führen und kommt deswegen so selten zum Zug? :P
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Neobone
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Re: Runde #154 - Past Core

Beitrag von Neobone »

OCD hat geschrieben: Die Probleme und Fehler in der Entwicklung klangen für mich als Laien auch irgendwie logisch, hätte man so vorhersehen können. Jemand für gameplay und art direction zu haben, wäre (überraschenderweise) schon sinnvoll gewesen.
Ob sie mit einer Wertung zwischen 6 und 7 von 10 wirklich zufrieden sind... naja
Die Community wird ihnen schon helfen und nicht die bösen Hater
Ich wollte exakt das Gleiche schreiben. :)
Ich kann es schon fast nicht fassen das jemand der in seinem Geschäftsbereich anscheinend so erfolgreich ist, gleichzeitig so naiv an ein für ihn komplett neues Geschäftsfeld heran geht.
Mit irgendwelchen Studenten ein Spiel zusammenbauen ohne jemand der irgendwelche mehrjährige Erfahrung in der Spieleindustrie hat ist fast unglaublich.
Besonders vor dem Hintergrund das man selbst jemand ist der in seinem eigenen Geschäftsfeld dafür eingestellt wird um seine Erfahrung in andere Unternehmen zu bringen.
Und ich weiss im Übrigen nicht ob man in der Spieleindustrie richtig aufgehoben ist, wenn der eigene Anspruch ist ein Produkt abzuliefern was max. befriedigend ist und eher zu mangelhaft tendiert, egal ob Erstlingswerk oder nicht.
Schließlich kaufen das ja Menschen welche für ihr erarbeitetes Geld auch Qualität erwarten.

Achja und ich finde auch das Sebastian immer viel zu kurz kommt in den Podcasts.
mpei
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Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von mpei »

"Ich bin kein Spieler" aber "Bei uns auf Twitter geht's so ab." Aha.
Jochen

Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von Jochen »

Stuttgarter hat geschrieben:Zu den Punkten "Respekt den Menschen gegenüber" und "Eleganz": Beim ersten verweise ich unbescheiden auf meinen Text oben, dass die Kritik nunmal sich auf das Werk, nicht auf die Menschen dahinter bezieht
Wie André auch schon bemerkte: Dass sich die Kritik formal auf das Werk bezieht, bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Künstler sie nicht persönlich nimmt. Ich kenne offen gestanden keinen einzigen Künstler, der vernichtende Kritik nicht persönlich nehmen würde. Und wenn ich einen kennen würde, würde ich mich fragen, wie wichtig ihm seine Kunst tatsächlich ist - und ob er psychologisch noch ganz bei Trost ist ;)

Ich bin ja insofern ganz bei dir, dass der Künstler damit leben muss. Das ist gewissermaßen der Deal, den er eingeht, wenn er seine Kunst öffentlich macht. Aber von ihm zu erwarten oder zu verlangen, dass ihn das im Falle einer miesen Kritik nicht grämen, ärgern oder möglicherweise auch irrational reagieren lassen soll, erscheint mir ziemlich ... empathielos, um ehrlich zu sein. Man kann sich nun darüber streiten, ob es klug ist, diese Gefühle ebenfalls öffentlich zu machen - oder ob man sie nicht lieber für sich behält, weil man sonst wie ein weinerlicher Tropf dasteht. Erfahrungsgemäß sollte man wahrscheinlich letzteres wählen, es sei denn, man heißt Stanley Kubrick, Truman Capote oder Bob Dylan, dann darf man Kritiker beleidigen, wie es einem beliebt und erntet dafür noch Applaus. Aber genau deshalb fand ich diese Folge/Thematik ja so spannend. Weil hier ausnahmsweise mal jemand öffentlich macht, was man sonst nur hinter vorgehaltener Hand und nach dem siebten Bier zu hören bekommt.
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rekuzar
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Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von rekuzar »

Miller734 hat geschrieben:Ich finde den Satz: Wir machen Spiele wie sie die Community sich wünscht immer wieder gruselig. Ich will kreative Leute die Spiele entwickeln plus Spielmechanik Spezialisten die ein Gerüst bauen und keine Forentrolle wie mich in einer Entwicklung.
Na da malst du dir aber auch gleich den worst case aus. Das liefern was die Kundschaft will / kauft möchte doch jeder und die Einbindung der Community ist auch nichts verkehrtes, siehe das aktuelle Anno. Deswegen werden nicht gleich kreative Kapazitäten im Team abgekanzelt weil Forenpost XY was anderes sagt.

Fand die Folge sehr interessant und eine schöne Gegendarstellung. Ich hatte allerdings grade am Punkt, wo es um die besonders harsch formulierten Kritiken ging den Eindruck, dass der Herr Gerdesmann ein bisschen mit sich selbst am kämpfen war und am liebsten einfach etwas wie "Ja die von 4Players sind Arschlöcher verdammt nochmal" raus gehauen hätte :D
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IpsilonZ
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Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von IpsilonZ »

Hab die Folge erst angefangen aber wollte schon mal was wegen Sebastians Rolle in der Folge sagen, die hier schon angesprochen wurde.

Andre ist halt ein großartiger Interviewer. Gerade in diesem Fall wurde mMn kein zweiter Podcaster benötigt und es fühlt sich ein bisschen so an, als wäre Sebastian da weil es auf dem Papier immrt noch eine "Auf ein Bier"-Folge ist. Dass er hier aber nicht viel sagt ist mir sogar sehr lieb weil Andre alleine das ganze Gespräch sehr gut alleine tragen kann und ich nicht wüsste, was man da noch groß beitragen können sollte.

Ich meine das aber absolut nicht negativ gegenüber Sebastian. Andre ist für mich bei The Pod einfach der Typ für solche Interviews, während ich bei Leuten wie Sebastian und Wolfgang die Stärken woanders sehe.
JayTheKay
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Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von JayTheKay »

Ich fand die Folge sehr kurzweilig und ein interessantes Interview.

Zum Interviewgast:
Mir hat am Anfang eine etwas ausführlichere Vorstellung gefehlt.
Ich kann die Häme und den Hate mancher Menschen bezüglich des Spiels und des Interviewgasts nicht ganz nachvollziehen.
Mir kam er sehr sympathisch und einsichtig gegenüber der Kritik vor. Ich kann auch nichts schlechtes daran erkennen, dass man sich mit seinem Spiel am Markt orientiert und versucht z.B. soziale Netzwerke zu nutzen. Ein "Bullshit Bingo" war das meiner Meinung nach beim besten willen nicht. Für mich wirkte er auch alles andere als arrogant.

Zum Entwickler:
Mein Eindruck war, dass Phantom8 etwas naiv und ohne die wünschenswerte Expertise in die Gamesbranche eingestiegen sind. Und anscheinend hat ein Mastermind mit einer Gesamtvision gefehlt. Aber immerhin haben sie es geschafft im notwendigen Zeit- und Geldrahmen ein fertiges Produkt abzuliefern, das immerhin eine Fangemeinde zu haben scheint. Ich glaube viele Spieleentwickler beginnen mit eher weniger gelungenen Titeln, ich sehe da durchaus Potential für die Zukunft. Und das sollten wir uns doch gerade für ein deutsches Team wünschen.

Zum Spiel:
Ich hab es nicht gespielt und die YouTube videos haben mich jetzt auch nicht vom Kauf überzeugt. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich mit dem Genre und Setting an sich nicht so viel anfangen kann.

Zum Thema Rezension:
Ich kann durchaus verstehen warum man sauer wird, wenn das eigene Produkt als "billig produzierter Softwaremüll" bezeichnet wird. Und ich finde solche Aussagen auch eher unprofessionell. Man kann seine Ablehnung auch weniger verletzend ausdrückend.
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Leonard Zelig
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Re: Runde #154 - Past Core

Beitrag von Leonard Zelig »

Neobone hat geschrieben: Mit irgendwelchen Studenten ein Spiel zusammenbauen ohne jemand der irgendwelche mehrjährige Erfahrung in der Spieleindustrie hat ist fast unglaublich.
Es ist selbst für gestandene Studios schwer geeignetes Personal für Senior-Stellen zu finden. Und diese Leute wissen wahrscheinlich auch, was sie wert sind. Von daher halte ich die Idee mit talentierten und engagierten Studenten entsprechender Games-Studiengänge ein Spiel auf die Beine zu stellen gar nicht so verkehrt. Nur hätte ich als Studiochef das Gameplay deutlich stärker reduziert und das Augenmerk ganz auf die Story und Inszenierung gelegt. Wenn dann Steuerung und Kamera nicht ganz astrein funktionieren, ist das nicht mehr so dramatisch. Firewatch ist in meinen Augen ein gelungenes Debütwerk eines jungen Studios. Die hatten in etwa genauso viele Angestellte wie Phantom 8.
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Peter
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Re: Runde #154 - Past Core

Beitrag von Peter »

Leonard Zelig hat geschrieben:Firewatch ist in meinen Augen ein gelungenes Debütwerk eines jungen Studios.
Eines Studios, welches fast ausschließlich aus Industrie-Veteranen besteht, die schon viele, teils hochkarätige Titel produziert haben.
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Neobone
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Re: Runde #154 - Past Core

Beitrag von Neobone »

Leonard Zelig hat geschrieben:
Neobone hat geschrieben: Mit irgendwelchen Studenten ein Spiel zusammenbauen ohne jemand der irgendwelche mehrjährige Erfahrung in der Spieleindustrie hat ist fast unglaublich.
Es ist selbst für gestandene Studios schwer geeignetes Personal für Senior-Stellen zu finden. Und diese Leute wissen wahrscheinlich auch, was sie wert sind. Von daher halte ich die Idee mit talentierten und engagierten Studenten entsprechender Games-Studiengänge ein Spiel auf die Beine zu stellen gar nicht so verkehrt.
Ich spreche nicht von hochbezahlten Senior-Gameplay Designern, sondern einfach von Leuten welche ein paar Jahre Erfahrung in der Spieleentwicklung mit sich bringen z.B. im Gameplay Design.
Und wie er selbst brichtete haben sie ja jetzt auch entsprechendes Personal gefunden, aber erst nachdem sie auf die Nase gefallen sind, von daher...
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Leonard Zelig
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Re: Runde #154 - Past Core

Beitrag von Leonard Zelig »

Peter hat geschrieben:
Leonard Zelig hat geschrieben:Firewatch ist in meinen Augen ein gelungenes Debütwerk eines jungen Studios.
Eines Studios, welches fast ausschließlich aus Industrie-Veteranen besteht, die schon viele, teils hochkarätige Titel produziert haben.
Der Studiochef ist gerade mal 33 Jahre alt und hat davor nur als Writer gearbeitet.
Neobone hat geschrieben:
Leonard Zelig hat geschrieben:
Neobone hat geschrieben: Mit irgendwelchen Studenten ein Spiel zusammenbauen ohne jemand der irgendwelche mehrjährige Erfahrung in der Spieleindustrie hat ist fast unglaublich.
Es ist selbst für gestandene Studios schwer geeignetes Personal für Senior-Stellen zu finden. Und diese Leute wissen wahrscheinlich auch, was sie wert sind. Von daher halte ich die Idee mit talentierten und engagierten Studenten entsprechender Games-Studiengänge ein Spiel auf die Beine zu stellen gar nicht so verkehrt.
Ich spreche nicht von hochbezahlten Senior-Gameplay Designern, sondern einfach von Leuten welche ein paar Jahre Erfahrung in der Spieleentwicklung mit sich bringen z.B. im Gameplay Design.
Und wie er selbst brichtete haben sie ja jetzt auch entsprechendes Personal gefunden, aber erst nachdem sie auf die Nase gefallen sind, von daher...
Die Stelle fand ich im Podcast etwas nebulös. So wirklich sagen wollte wer es nun ist wollte er nicht.
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Gmork
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Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von Gmork »

Ich würde die Diskussion thematisch gerne eine Ebene höher ansiedeln und einmal in die Runde fragen:
Wie hat euch die Folge explizit als Teil der Sonntagspodcasts gefallen?

Weiter oben wurde ja schon geschrieben, dass manche abgebrochen haben; oder sich die Folge im Rahmen eines anderen Formats (Post Mortem, Walking Dev (nur halt mit Andre statt Wolfgang), extralanges Entwicklerinterview als Teil des Magazins) vorstellen könnten.

Vielleicht liegts daran dass ich seit 2016 höre und die Sonntagspodcasts mit den Bieren, reißerischen Titeln, Stammtischatmosphäre so ans Herz gewachsen sind. Themen, über die jeder schon mal nachgedacht hat, und hier von Leuten mit echter Ahnung ohne Handbremse diskutiert werden.
Mir liegt viel daran, Sonntags den Feed zu aktualisieren und genau das zu bekommen.

Gäste fand ich daher nie gut (ganz normal, wenn ein "Fremder" mit am Tisch sitzt, man benimmt sich halt mehr ^^), aber der grundsätzliche Charme entstand durchs Abschweifen, Anekdoten und steile Thesen.
Diese Folge entspricht dem gar nicht, hatte sie dann auch nur als Hintergrundrauschen laufen.

Bin mir fast sicher, dass dazu hier im Forum schonmal gesprochen wurde, mit dem Tenor, dass die Professionalisierung des Projekts eben auch nicht vor dem Sonntagspodcast halt macht. In einer der allerersten Auftritte von Sebastian sind mir auch bis heute seine mahnenden Worte hängengeblieben (sinngemäß)"Jungs, das hier ist Auf ein Bier, macht mal nicht so ernst, lets Rock'n'Roll!"

Wie seht ihr das? Und die Podcaster? Wurde der Sonntagspodcast von euch neu gewichtet/ausgerichtet? Was wollt ihr selber?
Stuttgarter
Beiträge: 1634
Registriert: 31. Dez 2016, 22:39

Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von Stuttgarter »

Jochen hat geschrieben: Wie André auch schon bemerkte: Dass sich die Kritik formal auf das Werk bezieht, bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Künstler sie nicht persönlich nimmt. Ich kenne offen gestanden keinen einzigen Künstler, der vernichtende Kritik nicht persönlich nehmen würde. Und wenn ich einen kennen würde, würde ich mich fragen, wie wichtig ihm seine Kunst tatsächlich ist - und ob er psychologisch noch ganz bei Trost ist ;)

Ich bin ja insofern ganz bei dir, dass der Künstler damit leben muss. Das ist gewissermaßen der Deal, den er eingeht, wenn er seine Kunst öffentlich macht. Aber von ihm zu erwarten oder zu verlangen, dass ihn das im Falle einer miesen Kritik nicht grämen, ärgern oder möglicherweise auch irrational reagieren lassen soll, erscheint mir ziemlich ... empathielos, um ehrlich zu sein. Man kann sich nun darüber streiten, ob es klug ist, diese Gefühle ebenfalls öffentlich zu machen - oder ob man sie nicht lieber für sich behält, weil man sonst wie ein weinerlicher Tropf dasteht. Erfahrungsgemäß sollte man wahrscheinlich letzteres wählen, es sei denn, man heißt Stanley Kubrick, Truman Capote oder Bob Dylan, dann darf man Kritiker beleidigen, wie es einem beliebt und erntet dafür noch Applaus. Aber genau deshalb fand ich diese Folge/Thematik ja so spannend. Weil hier ausnahmsweise mal jemand öffentlich macht, was man sonst nur hinter vorgehaltener Hand und nach dem siebten Bier zu hören bekommt.
Jochen - und auch André -. ich hab ja nicht behauptet, dass ein Verriss einen kalt lässt. Auch, wenn ich mich im folgenden ein bisschen wiederholen werde (aus dem anderen Thread): Mir gehts tatsächlich darum, dass man ein dickes Fell haben sollte. Ich habs in dem andern Ding ja schon geschrieben: Ich hab durchaus auch schon paar Verrisse bekommen. Aber - sie waren berechtigt (so, wie Du, André, ja auch zu Past Cure sagst, dass man die 2/10 geben kann). Hätte ich mir von dem jeweiligen Kritiker was anderes, ausgewogeneres gewünscht? Klar. Aber es beißt keine Maus keinen Faden ab, dass ich derjenige war, der sich höchstpersönlich den Verriss eingehandelt hat. Weil ich nicht vorbereitet genug war. Weil ich fürs falsche Publikum das falsche Programm zusammengestellt habe. Weil ich - wie wohl auch Phantom 8 - zuviel wollte und deshalb überall zu wenig gebracht habe. Es lag an mir, dass ein Kritiker verreissen konnte.

Alles in allem halte ich mich für durchaus halbwegs bei Trost. ;) Aber es stimmt, dass die kritische Selbstbetrachtung unter "uns Künstlern" nicht wirklich weit verbreitet ist. Aus meiner ureigenen Erfahrung im Bekannten- und Kollegenkreis kann ich allerdings nur sagen, dass jene, die a) nicht in der Lage sind, das eigne Tun halbwegs realistisch einzuschätzen und dazu noch b) dünnhäutig auf Kritik reagieren, gewaltige Schwierigkeiten im Leben haben. Sowohl persönlich (weil sie ja jede Schmähung ins Mark trifft) als auch professionell (weil Auftraggeber nunmal recht konkrete Vorstellungen davon haben, was sie in welcher Qualität wollen - und wenn der Künstler das aus "künstlerischer Integrität" zu oft nicht liefert, suchen sie sich halt jene, die das liefern). Was dann ein Teufelskreis ist - da die geschundene Künstlerseele durch ausbleibende Aufträge noch mehr verletzt wird.

In dem andern Thread war ich zugegeben recht unfreundlich gegenüber den Aussagen/der Art von Phantom 8. Hier jetzt ging es mir wirklich darum, dass ein dickes Fell für die Jungs und Mädchen dringend nötig sein wird. Sonst werden sie mit Sicherheit weder beruflich noch persönlich glücklich. Zu der traurigen Wahrheit gehört nämlich, dass vermutlich nicht mal ein Prozent aller künstlerisch arbeitenden nur das tun können, was ihnen eine Herzensangelegenheit ist, und dafür dann auch noch nur Lob und Anerkennung bekommen. Das funktioniert in aller Regel nicht. Selbst die Uralt-Stones sind Zwängen unterworfen - zum Beispiel jenen, pro Abend zumindest eine bestimmte Menge Hits zu spielen statt nur unbekannte Songs.

Und André,
Andre Peschke hat geschrieben: Zu denken, man könne überhaupt "nur das Werk kritisieren" und seinen Urheber dabei quasi vollumfänglich aussparen, halte ich zumindest im Kontext von kreativem Schaffen ein bisschen für ein Feigenblatt. Je kleiner das Team, desto mehr. Wenn du mir sagst, mein Podcast war scheiße, greift das den Teil von mir an, der als Macher gedacht hat, Thema und/oder Ausführung seien gut gelungen. Als ich bei der GS anfing Videos zu machen, fanden viele meine Stimme scheiße oder mein Aussehen "zu schwul" - war das zu persönlich? Oder sind mein Aussehen und meine Stimme nicht auch Teil des Werkes (jetzt mal abgesehen davon, dass "zu schwul" ein reichlich dummer Kritikpunkt ist).
speziell dazu: Das sehe ich als zwei völlig unterschiedliche Fälle an. Deine Stimme und Dein Aussehen zu kritisieren ist nunmal nicht Kritik am Werk, sondern direkt an der Person. Abgesehen davon, dass ich mich grade massiv fremdschäme: Du machst journalistische Videos. Weder Deine Stimme noch Dein Aussehen hat da irgendeine Rolle zu spielen. Wenn ich ein Klavierkonzert mache und in der Kritik danach lese, dass der Pianist 20 KG Übergewicht hat, ist das rein faktisch korrekt - hat aber mit dem eigentlich zu besprechenden Thema "Konzert" rein gar nix zu tun. Sollte ein Kritiker mal sowas in seiner "Kritik" schreiben, kann ich ihn getrost als "niveaulosen Volltrottel" abhaken, dessen Geschmiere mich nicht weiter beschäftigen muss. Sollte er aber schreiben, dass meine Interpretation von John Miles' "Music" ein "Haufen diabetesfördernder Tonmüll" ist, weil ich einerseits so wahnwitzig bin, zu denken, ich könne die Nummer als Klaviersolostück spielen, andererseits das Ding kitschig aufgeblasen hab - dann sollte das vor allem erst mal mir zu denken geben. :)

Und speziell zum "Podcast ist scheiße": Du dürftest mich für alle Zeiten aus dem Forum werfen, wenn ich Dir nur das hinknalle ohne anhand einer dezidierten Auflistung zu sagen, was denn meiner Meinung nach "Scheiße" ist. :) Dass ein Verriss sogar besser begründet sein muss als eine lobende Kritik, ist selbstverständlich. Aber grade Dich - wie auch Jochen - schätze ich definitiv so ein, dass Ihr selbst ein sehr gutes Gefühl dafür habt, ob Ihr ne Folge rausstellt, die richtig gut ist - oder eine, bei der Ihr selbst denkt, "Verdammt, das wär unter besseren Umständen soviel besser gegangen". Denn fairerweise - vermutlich niemand, der ernsthaft kreativ arbeitet, veröffentlicht was mittelmäßiges bis schlechtes, weil er einfach zu faul war, mehr Sorgfalt zu investieren. Es dürften immer die äußeren Bedingungen sein, die einen zwingen, etwas zu früh/unfertig rauszuhauen.
monieu
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Registriert: 20. Feb 2018, 00:46

Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von monieu »

Ich fand die Situation lustig als Sebastian danach gefragt hat, warum man sich als erfahrener Geschäftsmann so ein riskoreiches Geschäftsfeld ausgesucht hat. Die halbverwunderte Antwort, dass doch alles ziemlich gut läuft und es Risiken überall gibt, hat mich zunächst etwas ratlos zurückgelassen. Dann habe ich mich allerdings erinnert, dass die angesprochene geschäftliche Erfahrung mit Startups gemacht wurde...
Singh
Beiträge: 220
Registriert: 24. Feb 2018, 19:28

Re: Runde #154 - Past Core

Beitrag von Singh »

Leonard Zelig hat geschrieben:
Peter hat geschrieben:
Leonard Zelig hat geschrieben:Firewatch ist in meinen Augen ein gelungenes Debütwerk eines jungen Studios.
Eines Studios, welches fast ausschließlich aus Industrie-Veteranen besteht, die schon viele, teils hochkarätige Titel produziert haben.
Der Studiochef ist gerade mal 33 Jahre alt und hat davor nur als Writer gearbeitet.
War dafür aber schlau genug sich mit erfahreneren Talent zu umgeben.

Guck halt selber in den Wiki-Artikel. :)

https://en.wikipedia.org/wiki/Campo_Santo_(company" onclick="window.open(this.href);return false;)
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lolaldanee
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Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von lolaldanee »

zur folge selbst kann ich noch nichts sagen, aber was mir grade zum thema an sich durch den kopf geht:

kann es sein, dass wir grade wieder ein bisschen merken, dass es hier keine kultur des scheiterns gibt? was genau rechtfertigt denn diese riesen diskussion um ein wohl ziemlich mieses spiel von anfängern? sind wir hier wirklich so entsetzt, dass jemand es wagt was in den sand zu setzen, und trotzdem zu verkaufen? das nächstes spiel wird dann hoffentlich besser :) allein die technische leistung überhaupt irgendwas spielbares zu veröffentlichen ist ja prinzipell schon anerkennenswert
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Wudan
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Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von Wudan »

Gmork hat geschrieben:Ich würde die Diskussion thematisch gerne eine Ebene höher ansiedeln und einmal in die Runde fragen:
Wie hat euch die Folge explizit als Teil der Sonntagspodcasts gefallen?
Ganz gut eigentlich.
Vielleicht liegts daran dass ich seit 2016 höre und die Sonntagspodcasts mit den Bieren, reißerischen Titeln, Stammtischatmosphäre so ans Herz gewachsen sind. Themen, über die jeder schon mal nachgedacht hat, und hier von Leuten mit echter Ahnung ohne Handbremse diskutiert werden.
Mir liegt viel daran, Sonntags den Feed zu aktualisieren und genau das zu bekommen.
Aber diese Folgen gibts doch noch? Wenn ich so durch die Liste der zuletzt erschienenen Sonntagsfolgen gehe, sind mindestens 50% die Stammtischfolgen von denen du redest. Und irgendwann so nach 150 Folgen hat man sich vielleicht auch mal bisschen ausgeranted und hat nicht spontan 12 neue steile Thesen auf Lager, und mag vielleicht auch mal bisschen seriösere Inhalte rüberbringen. Im Gegenteil find ich die Erwartungshaltung ein wenig vermessen das wirklich jede Sonntagsfolge über Jahre hinweg ein bierlauniger Stammtischcast sein muss. Ich finds auch strategisch gesehen nicht unklug - so können auch Nicht-Backer ab und zu hören das die Herren auch noch bisschen mehr können als Stammmtisch.

Außerdem wird sich an anderer Stelle ja oft gewünscht bestimmte Inhalte frei zugänglich zu machen. Die Gründe warum das selten gemacht wird, wurden ja erleutert. Ab und zu mal ein "journalistischeres" Thema in deinen Sonntagscast zu packen könnte ein ganz guter Mittelweg sein.
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