Runde #154: Past Cure

Alles, was nicht in ein anderes Forum gehört: Hier rein
Forumsregeln
Datenschutzerklärung: https://www.gamespodcast.de/datenschutzerklaerung/
Impressum: https://www.gamespodcast.de/impressum/

Forenregeln und zukünftige Weltverfassung
ART 1: Behandle andere Nutzer mit Respekt.
ART 2: Do NOT piss off the Podcasters

Lies bitte weitere Hinweise hier: viewtopic.php?f=4&t=2789
monieu
Beiträge: 296
Registriert: 20. Feb 2018, 00:46

Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von monieu »

Ich muss sagen, mein Mitleid hält sich in Grenzen aus mehreren Gründen: Zum einen habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Firma auch bei einem großen Misserfolg weiterbesteht (wobei ich das so verstanden habe, dass es vom Verkauf her gar nicht mal einer ist). Dann hat man von Anfang an auf eine niedrigere Wertung abgezielt. - Beides, also Misserfolg einkalkulieren und auf mittlere Qualität zielen, halte ich im Übrigen für den richtigen Weg, wenn man in das Geschäft einsteigt. - Ich würde auch sagen, wir sind hier Zeuge geworden, wie man den Misserfolg bei der Kritik in eine werbewirksame Geschichte drehen kann. Schließlich hatten wir in diesem Interview jemanden, der eher den Geschäftsprozess im Blick hat. Beim Autor der Geschichte oder der Leveldesignerin hätte ich vielleicht mehr mitgelitten.

Nun war der Gegenwind auch mit der niedriger angesetzen Zielbewertung offenbar härter als erwartet. Und vielleicht sollte man diese Außenperspektive einfach so annehmen. - Eine Einschränkung: Wenn das am auf stetige positive Bestärkung bedachten Kommunikationsklima der Start-Up-Szene gemessen wird, würde ich eher abwinken. - Mein Gefühl ist allerdings, dass sich der Spielekritik-spezifische Anteil in Grenzen hält. Zum Beispiel, dass Produkte ohne Würdigung der Arbeitsleistung dahinter bewertet werden, ist sehr häufig der Fall. Und bei vielen Produkten, nicht nur Spielen, kann man auch mit Qualität weit unter dem Durchschnitt noch Geld verdienen kann. Dementsprechend gibt es eine dagegen aufgestellte Qualitätsbewertung. Ich denke ersteres wird geschätzt, aber die Verknüpfung mit letzterem nicht gesehen oder akzeptiert.

So sehe ich daher auch den mehrfach vorgebrachten Vorwurf "unprofessionell". Professionell handelt ein Kritiker unter den Bedingungen des gegenwärtigen Spieljournalismus, wenn er seine Kritik auf effektive (verständlich, eindeutig) und unterhaltsame Weise beim Rezipienten unterbringt. (Gilt zumindestens für "irgendein" Spiel, bei "wichtigen" Spielen kommen die bekannten teils problematischen Nebenbedingungen dazu.) Mit einem Verriss lässt sich dieser Anspruch mithin sehr gut erfüllen. Die Erzeugung negativer Emotionen bei den Entwicklern ist eine Kostenexternalisierung. Das kann man kritisieren und man kann aus ethischen Erwägungen dagegen appellieren, aber ich persönlich bin da schon direkt bei einer allgemeinen Kapitalismuskritik. Für unprofessionell halte ich das Vorgehen dagegen nicht. Es kam im Gespräch zum Teil so rüber, als ob die Erwartungshaltung herrscht, dass Spielekritiker für die Entwickler testen. Tun sie aber nicht, sie testen für deren Kunden.
Stuttgarter
Beiträge: 1634
Registriert: 31. Dez 2016, 22:39

Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von Stuttgarter »

monieu hat geschrieben: im Gespräch zum Teil so rüber, als ob die Erwartungshaltung herrscht, dass Spielekritiker für die Entwickler testen. Tun sie aber nicht, sie testen für deren Kunden.
Amen, amen und dreifach Amen.

Und deshalb ist auch der Gedanke, dass eine Kritik/Bewertung doch bitte berücksichtigen solle, wieviel Arbeit und Schweiß in das Werk eingeflossen seien, absurd. Was hilft mir als Kunde zu wissen, dass da massig investiert wurde, wenn das Ergebnis - nun ja - scheiße ist?

Man vergleiche das mal für einen Moment mit einem Autokauf. Wenn ich ein Auto kaufe, nach 50 km auf die harte Tour feststelle, dass die Bremsen nicht funktionieren, dann hilft mir auch nicht der Gedanke, "Okay, ich hab nen Unfall gebaut, weil das Scheißding nicht funktioniert - aber es wurde doch von Menschen zusammengebaut, die da echt viel Zeit reingesteckt haben".

Ich kaufe ein Produkt. Und will, dass das Produkt so funktioniert, wie es gedacht ist. Wenn es das nicht tut, erwarte ich vom Fachjopurnalismus, dass er mir das genau so mitteilt. Dass in das Produkt Zeit und Energie reingesteckt wurden, ist mir erstmal komplett egal.

Oder, um es anders zu sagen: Wenn jemand ein Produkt verkaufen will, muss man nicht würdigen, dass er da Zeit, Energie und Geld reingesteckt hat. Dass er das getan hat, ist selbstverständlich.
Benutzeravatar
Jon Zen
Beiträge: 2872
Registriert: 10. Jul 2017, 02:51
Wohnort: Hessen

Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von Jon Zen »

Stuttgarter hat geschrieben:
monieu hat geschrieben: im Gespräch zum Teil so rüber, als ob die Erwartungshaltung herrscht, dass Spielekritiker für die Entwickler testen. Tun sie aber nicht, sie testen für deren Kunden.
Amen, amen und dreifach Amen.
Ich hatte nicht diesen Eindruck dieser Erwartungshaltung des Gesprächspartners. Wichtiger war es ihm, dass die Wertung begründet wird und den Entwicklern als Menschen respektiert.
Aber der Eindruck kann durchaus erweckt worden sein, weil Simon Gerdesmann das nicht klar dementiert hat und eine Würdigung für die erbrachte Arbeit gefordert hat (defacto kam sie ja mit 20% bei 4Players bzw. 69 Punkte in der Gamestar).

Ich persönlich mag durchaus fundierte Rants, aber abseits eines "Tests". Der Test kann gerne das Spiel zerpflücken, sofern Stellen kritikwürdig sind und eine vernichtende Wertung abgeben. Aber er sollte eben sachlich bleiben.
Zuletzt geändert von Jon Zen am 19. Mär 2018, 23:25, insgesamt 1-mal geändert.
https://steamcommunity.com/id/Jon-Zen/ | Unsere Biervorräte schwinden dahin, Sire!
Stuttgarter
Beiträge: 1634
Registriert: 31. Dez 2016, 22:39

Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von Stuttgarter »

Jon Zen hat geschrieben:
Ich persönlich mag durchaus fundierte Rants, aber abseits eines "Tests". Der Test kann gerne das Spiel zerpflücken, sofern Stellen kritikwürdig sind und eine vernichtende Wertung abgeben. Aber er sollte eben sachlich bleiben.
Da wir uns in dem Punkt ein wenig im Kreis drehen, die knappe Antwort: Das ist eben die fundamentale Frage, ob man Spieletests als "Produkttest" oder als "Kulturkritik" sieht.

Die "Produkttests" haben uns dahin gebracht, dass die meisten Magazine/Seiten im Wertungssprektrum überhaupt erst bei der 7 anfangen.
Benutzeravatar
Terranigma
Beiträge: 1507
Registriert: 17. Feb 2016, 19:34

Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von Terranigma »

Stuttgarter hat geschrieben:Da wir uns in dem Punkt ein wenig im Kreis drehen, die knappe Antwort: Das ist eben die fundamentale Frage, ob man Spieletests als "Produkttest" oder als "Kulturkritik" sieht.
Ich würde sagen: Es ist die fundamentale Frage, ob man Kritik in einem anständigen Ton formulieren kann oder nicht. Wir reden hier von keinen Autos, o.Ä. sondern nur von Kunstkritik - von Unterhaltung. Im schlimmsten Fall hat man ein paar Euro und ein wenig Lebenszeit vergeudet, ehe man merkt, dass man da Murks spielt. Das ist doof, aber das überlebt man. Wenn die Bremsen beim Auto versagen hingegen nicht. :D
Sitting quietly and doing nothing,
Spring comes, and the grass
grows by itself.
JayTheKay
Beiträge: 433
Registriert: 26. Feb 2016, 21:17

Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von JayTheKay »

Stuttgarter hat geschrieben:
monieu hat geschrieben: im Gespräch zum Teil so rüber, als ob die Erwartungshaltung herrscht, dass Spielekritiker für die Entwickler testen. Tun sie aber nicht, sie testen für deren Kunden.
Amen, amen und dreifach Amen.

Und deshalb ist auch der Gedanke, dass eine Kritik/Bewertung doch bitte berücksichtigen solle, wieviel Arbeit und Schweiß in das Werk eingeflossen seien, absurd. Was hilft mir als Kunde zu wissen, dass da massig investiert wurde, wenn das Ergebnis - nun ja - scheiße ist?

Man vergleiche das mal für einen Moment mit einem Autokauf. Wenn ich ein Auto kaufe, nach 50 km auf die harte Tour feststelle, dass die Bremsen nicht funktionieren, dann hilft mir auch nicht der Gedanke, "Okay, ich hab nen Unfall gebaut, weil das Scheißding nicht funktioniert - aber es wurde doch von Menschen zusammengebaut, die da echt viel Zeit reingesteckt haben".

Ich kaufe ein Produkt. Und will, dass das Produkt so funktioniert, wie es gedacht ist. Wenn es das nicht tut, erwarte ich vom Fachjopurnalismus, dass er mir das genau so mitteilt. Dass in das Produkt Zeit und Energie reingesteckt wurden, ist mir erstmal komplett egal.

Oder, um es anders zu sagen: Wenn jemand ein Produkt verkaufen will, muss man nicht würdigen, dass er da Zeit, Energie und Geld reingesteckt hat. Dass er das getan hat, ist selbstverständlich.
Na der Vergleich hinkt doch ziemlich, das Auto hat man ja immerhin selbst gekauft und gehört einem dann, man ist also persönlich betoffen wenn was nicht geht. Der Spielejournalist beurteilt "nur" das Spiel (im Idealfall) ohne ein persönliches Interesse am Gegenstand.
Wenn ich mich richtig erinnere hat Simon explizit den Tonfall des Reviews kritisiert und weniger den Inhalt. Und auch wenn ein Produkt mal nicht so gut ist wie man es gerne hätte sollte man meiner Meinung nach auf einer menschlichen Ebene korrekt bleiben. Wenn man das nicht hinbekommt hat das Gegenüber aber auf jeden Fall das Recht den verfehlten Tonfall zu kritisieren.
Zuletzt geändert von JayTheKay am 19. Mär 2018, 23:30, insgesamt 1-mal geändert.
Young_adamo
Beiträge: 1
Registriert: 19. Mär 2018, 23:27

Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von Young_adamo »

Wahnsinn! Respekt an Sebastian und Andre, dass ihr nicht abgebrochen habt. Beim Lesen des Titels der Folge war ich so erwartungsfroh wie lange nicht mehr - aber das war ja einfach nur ein echter Reinfall seitens des Entwicklers von Past Cure. Unglaublich, dachte zwischenzeitlich, ich befände mich bei einem Wirtschaftspodcast, der Herr scheint ja nichts anderes als Ziffern im Kopf zu haben. Keinerlei Begeisterung für das Medium Spiel zu entdecken.
Nersurg
Beiträge: 3
Registriert: 19. Sep 2017, 07:57

Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von Nersurg »

Zu der Sache mit dem deutsch klingenden Synchronsprecher, die im Podcast angesprochen wurde, würde ich sagen: Das Problem entsteht halt auch deshalb, weil die Hauptfigur Ian heißt. Nicht, dass nicht auch ein Deutscher Ian heißen könnte, aber bei diesem Namen geht natürlich kein Spieler sofort davon aus, dass es sich um einen Deutschen handelt und der Akzent deshalb Absicht ist. Würde der Mann Hans Stahl heißen oder hätte sonst irgendeinen eindeutig deutschen Namen wie in einem Wolfenstein-Spiel, dann hätte man diesen Akzent sicher sehr viel leichter akzeptiert. Das ist eben das Problem: Man kann schon gegen Konventionen verstoßen, aber man muss dann eben auch ganz deutlich machen, dass man das absichtlich tut. Ich weiß nicht, wie deutlich und zu welchem Zeitpunkt im Spiel klargemacht wird, dass Ian ein Deutscher sein soll. Bei Andres Reaktion hatte ich den Eindruck, dass es nicht allzu klar gesagt wird. In der Demo, die ich inzwischen gespielt habe, wird das jedenfalls mit keinem Wort erwähnt. Das bedeutet, dass jeder, der diese Demo spielt, geradezu den Eindruck bekommen muss, dass das schlechtes Voiceacting ist. Man hat überhaupt nicht die Informationen, um darauf zu kommen, dass das Absicht sein könnte.

Nach dem Interview und der Demo zu schließen, scheint sich mir dieses Problem insgesamt durch die Entwicklung zu ziehen: Die Verantwortlichen scheinen große Schwierigkeiten zu haben einzuschätzen, wie gewisse Dinge von ihrem Publikum beurteilt werden. In der Demo fiel mir das zum Beispiel bei den schwarzen Textboxen auf, die aufploppen, wann immer man irgendwas aufhebt. Das wirft einen oft völlig unnötig aus dem Spielgeschehen, denn meistens sagen die einem nur, was man gerade aufgehoben hat, und das weiß man selbst. Und um diese Textbox dann wieder wegzubekommen, muss man auf der Tastatur Backspace drücken. Ich habe beim Spielen die eine Hand auf WASD und die andere auf der Maus. Backspace ist die Taste, die so ziemlich am weitesten von beiden Händen zugleich entfernt ist. Das das ziemlich unkomfortabel ist, ist den Entwicklern offenbar nicht aufgefallen. Aber das ist noch nicht alles: Um aus diesem Textmenü heraus und wieder zurück ins Spiel zu kommen, muss man Backspace nicht nur einmal, sondern dreimal drücken. Das mag wie eine Kleinigkeit klingen, aber bei jedem aufgenommenen Gegenstand auf Backspace zu hämmern, um ein überflüssiges Textfenster zu schließen, ist mir schon in der kurzen Demo wahnsinnig auf die Nerven gegangen.

Oder auch die Entscheidung dem Spiel ein Breitbildformat zu verpassen, was zu schwarzen Balken oben und unten führt... Wenn es eine Option gibt das umzustellen, hab ich die in der Demo nicht gefunden. Überhaupt gab es keine Grafikoptionen. Ich muss also davon ausgehen, dass das gewollt ist, um das Spiel "cinematisch" erscheinen zu lassen, ein Wort, das Simon im Interview ja auch häufig benutzt hat. Das hat The Evil Within schon vor Jahren gemacht und schon da kam das bei weiten Teilen der Community gar nicht gut an, sodass man es im zweiten Teil lieber gelassen hat. Die Entwickler machen sich in The Evil Within 2 sogar über ihren früheren Fehler lustig: Wenn man das Spiel durchgespielt hat, werden die Balken als Option freigeschalten mit dem Hinweis "for the true cinematic experience", wenn ich mich richtig erinnere. Phantom 8 wiederholt hier also eine Designentscheidung, die die Konkurrenz nicht nur längst als Fehler erkannt hat, sondern die sogar schon zu einem Witz verkommen ist. Hätte man jemanden im Team gehabt, der sich mal wirklich die direkte Konkurrenz genau angeschaut und auch die Reaktionen der Presse und Community auf bestimmte Entscheidungen recherchiert hat, hätte der einem möglicherweise sagen können, dass das keine tolle Idee ist. Der hätte das Team dann auch von vielen anderen schlechten Designentscheidungen abhalten und zu dieser Verknüpfung von Realität und Albtraumwelt im Spiel beraten können, die bei Spielen dieser Art ja nun wirklich nicht selten ist.

Oh, und dann sind da noch andere Kleinigkeiten wie die minutenlange Tonbandaufnahme, die man sich in einem Raum anhören kann, aber natürlich nur, wenn man die Geduld hat die ganze Zeit über untätig danebenzustehen. Oder der Umstand, dass einem der Level im Grunde drei Schalterrätsel hintereinander präsentiert... Ich könnte noch eine ganze Weile so weitermachen und weitere Mängel aufzählen und das alles stammt nur aus einer guten halben Stunde Demo, in der noch nicht mal Actioneinlagen enthalten waren.

Alles in allem hab ich schon in der Demo genügend Mängel gesehen, um das harte Urteil von 4Players nachvollziehen zu können, muss ich leider sagen, und auch die heftige Wortwahl kann ich irgendwie verstehen. Dabei fand ich noch nicht mal alles grottenschlecht, dieser kurze Levelabschnitt war zum Teil schon einigermaßen atmosphärisch gestaltet. Das hab ich anderswo schon mal schlechter gesehen. Aber das Spiel ist so voll von wirklich unnötigen Fehlern und miesen Entscheidungen, dass es einen wirklich frustriert, und die wären vermeidbar gewesen, wenn man mal vorab die richtigen Leute um ihre Meinung gefragt und ordentliches Feedback eingeholt hätte. Wirklich, ich hatte eigentlich gar nicht vor einen so negativen Kommentar über das Spiel zu schreiben, aber je mehr ich mich damit beschäftige, desto wütender macht es mich. Dass es dem Tester, der das Ding durchspielen musste, ähnlich ging, kann ich zumindest nachvollziehen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass der Redakteur sich da gar nicht so sehr über die Gelegenheit gefreut hat mal einen richtigen Verriss zu schreiben, sondern dass er wirklich und ehrlich sauer war über das, was ihm da zum testen vorgesetzt wurde. Ob es professioneller gewesen wäre sich in der Wortwahl dennoch etwas zu zügeln, darüber kann man sich natürlich trotzdem streiten.
Maliko
Beiträge: 317
Registriert: 22. Jul 2017, 18:12

Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von Maliko »

OK. Jetzt muss ich auch mal was sagen. Ich halte die kritische Betrachtung von Computerspielen für sehr wichtig. Auch eine Verkaufswarnung ist angebracht wenn das Spiel (wie in diesem Fall) einfach nur Mies ist. Aber es gibt immer noch einen Unterschied zwischen einem Verriss und einem populistischen Gebashe. Und da muss ich wiederum Simon recht geben. Dass was 4Players da von sich gegeben hat, hatte überhaupt nichts mehr mit einem Test, oder einem Verriss zu tun. Das war einfach nur populistisches Gebashe um Klicks zu generieren. Und das haben die auch nicht zum ersten mal getan (übrigens ein Grund warum ich 4Players für gewöhnlich meide). Man kann Tolle Verrisse schreiben die auch wirklich weh tun können, aber in Beleidigungen auszuarten bringt überhaupt nichts und bietet für mich als Leser auch keinerlei Mehrwert. Und der Letzte Satz des Fazits ist genau dass. Eine Beleidigung. Hier wird dem Entwickler überhaupt kein Respekt mehr entgegengebracht. Und das hat auch ein Spiel wie PastCure nicht verdient. Immerhin reden wir hier von einem Entwickler der sein Erstlingswerk herausgebracht hat und nicht von einem Studio wie damals Digital Homicide, welches einen Assetflip nach dem anderen auf den Markt rotzte.
Benutzeravatar
Andre Peschke
Beiträge: 9847
Registriert: 9. Jan 2016, 16:16
Kontaktdaten:

Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von Andre Peschke »

Young_adamo hat geschrieben:Wahnsinn! Respekt an Sebastian und Andre, dass ihr nicht abgebrochen habt. Beim Lesen des Titels der Folge war ich so erwartungsfroh wie lange nicht mehr - aber das war ja einfach nur ein echter Reinfall seitens des Entwicklers von Past Cure. Unglaublich, dachte zwischenzeitlich, ich befände mich bei einem Wirtschaftspodcast, der Herr scheint ja nichts anderes als Ziffern im Kopf zu haben. Keinerlei Begeisterung für das Medium Spiel zu entdecken.
Es wurde hier im Thread ja schon öfter gesagt, aber Simon ist nunmal auch Teil der Geschäftsführung, nicht unbedingt der Kreative Leiter. Du würdest dich (scheinbar?) wundern, wie viele Studiochefs exakt genauso über Produktionen denken, die wir alle sehr schätzen.

Andre
Singh
Beiträge: 220
Registriert: 24. Feb 2018, 19:28

Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von Singh »

Maliko hat geschrieben: Aber es gibt immer noch einen Unterschied zwischen einem Verriss und einem populistischen Gebashe.
So, ich habe mir den 4Players-Test auch mal zu Gemüte geführt und ich empfand ihn ( bis auf einen Satz, s.u.) absolut in Ordnung. Tatsächlich ist es ganz genau die klare Kante, die ich von subjektiv gehaltenen Test erwarte und wenn es nicht gefällt, klare Worte an der Grenze zur Beleidigung mit inbegriffen, wenn man sich selber vom Spiel in seiner Lebenszeit angegriffen sieht. Unglaublich unbequem, nicht politisch korrekt und schon gar keine konstruktive Anleitung für ein besseres Spiel. Der Journalist ist nicht der Aushilfsideengeber!

Youtube- und Spielerreviews sind häufig in einem ähnlichen Stil gehalten und in einer Zeit, in der sie für mich immer größere Bedeutung erlangen, erwarte ich nicht, dass größere Spielewebseiten im Stil dort jetzt zurückstecken. Den einzigen professionellen Unterschied, den ich erhoffe, (der aber häufig nicht erfüllt wird) ist eine Einordnung ins Genre und seine Zeit und dass der Test von der Spielzeit über einen Ersteindruck hinausgeht.

Nun noch der Satz zu Beginn des Fazits, der mMn zu weit geht, da er den Entwickler Absicht unterstellt und irgendwie zu persönlich und weg vom Produkt ist:
Wenn man mit Past Cure demonstrieren will, was man bei Spieldesign, Inszenierung und Technik so alles falsch machen kann, dann Glückwunsch an das Team vom Phantom 8 Studio: Das ist in jeder Hinsicht gelungen!
Benutzeravatar
Heretic
Beiträge: 4998
Registriert: 20. Mai 2016, 13:30

Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von Heretic »

Nersurg hat geschrieben:Ich könnte mir gut vorstellen, dass der Redakteur sich da gar nicht so sehr über die Gelegenheit gefreut hat mal einen richtigen Verriss zu schreiben, sondern dass er wirklich und ehrlich sauer war über das, was ihm da zum testen vorgesetzt wurde.
Den Eindruck habe ich beim Lesen des 4players-Tests auch gewonnen. Der Herr Luibl klang aufrichtig angepisst. Trotzdem hätte er seine Wortwahl nochmal überdenken können, aber so extrem fand ich die jetzt auch nicht. Ich erinnere mich da mit Grausen an ein Angry Joe-Video zu "Risen 3", das zu 99 % aus Gebashe, Beleidigungen und Fucks bestand. Das mag bei diesem Typen womöglich Masche sein (ich habe mir kein weiteres Video von ihm zu Gemüte geführt), aber wenn man ganz offensichtlich keinerlei Lust auf ein Spiel hat, dann sollte man es einfach ignorieren.

Deine Erfahrungen mit der Demo kann ich nur bestätigen. Schon die missratene Menüsteuerung hat mich von der ersten Spielminute an genervt. Überhaupt erweckt die Demo den Eindruck eines lieblos hingerotzten Konsolenports. Da fällt es bereits schwer, mit einer positiven Erwartungshaltung ans Werk zu gehen. Als mein Spielcharakter bei der ersten Schleicheinlage nichtmal die Taschenlampe weggepackt hat, wurde mein schlechter Eindruck nochmal verstärkt (obwohl es egal war - mein Gegner hat mich trotz Licht nicht bemerkt :roll: ). Und nach den ersten beiden ausgelutschten Minispielchen hab' ich es dann gelassen mit der Demo.

Trotzdem finde ich es gut, dass überhaupt eine Demo an den Start gebracht wurde.
monieu
Beiträge: 296
Registriert: 20. Feb 2018, 00:46

Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von monieu »

JayTheKay hat geschrieben:Wenn ich mich richtig erinnere hat Simon explizit den Tonfall des Reviews kritisiert und weniger den Inhalt. Und auch wenn ein Produkt mal nicht so gut ist wie man es gerne hätte sollte man meiner Meinung nach auf einer menschlichen Ebene korrekt bleiben. Wenn man das nicht hinbekommt hat das Gegenüber aber auf jeden Fall das Recht den verfehlten Tonfall zu kritisieren.
Ich habe allerdings das Gefühl, dass auch an dieser Stelle falsche Erwartungen mithineinspielen. Und wie gesagt falsche Erwartungen nicht spezifisch für die Spielebranche sondern zum Beispiel allgemein für Unterhaltungsprodukte mit angeschlossenem Markt für Bewertungspublikationen. Ich finde, das wurde auch am Gegenvorschlag deutlich, man könne ruhig sagen, dass Spiel ist scheiße. Nun das wäre vermutlich in jeder journalistischen Rezension unprofessionell und würde gar nicht erst veröffentlicht. Wenn man dagegen das Gleiche durch ein paar gemeine Formulierungen sagt, tut es mehr weh aber wird dadurch eben erst sagbar.

Man produziert ein Unterhaltungsprodukt. Kritiker bewerten es und wählen irgendeine Form um ihre Wertung zu vermitteln. Den Mangel an Anerkennung für die Erstlingsleistung zu beklagen hilft nicht weiter. Konstruktives Feedback sind Kritiker ebensowenig schuldig. Aber vorallem mit der Kategorie "unprofessionell" (und diese Einschätzung kam wiederholt) zu operieren, das zeigt mir eben, dass die herrschende Dynamik nicht verstanden bzw. akzeptiert wird. An einer Stelle wurde in etwa gesagt, dass so eine Umgangsform in anderen Geschäftsfeldern nicht akzeptiert würde, so als ob ein Medium der Spielekritik Geschäftspartner der Entwickler ist. Also genau das wofür aufgrund des abhängigen Marktes ein Risiko besteht und dementsprechend das, was diesen Medien oft vorgeworfen wird.

Wenn man sich also die Frage stellt, ist das hier eine Der-Kaiser-hat-keine-Kleider-Situation? Mit anderen Worten kommt jemand, der nicht mit den Konventionen vertraut ist, und deutet auf einen Misstand hin, den alle anderen gelernt haben zu ignorieren. Dann würde ich sagen nein.

Dass man konkret den Tonfall einer Rezension kritisiert, vollkommen unbenommen. Anhand der genannten Äußerungen hatte ich allerdings das Gefühl, dass es hier darüber hinausgeht und denke so ist das auch bei anderen Hörern angekommen.
Benutzeravatar
Terranigma
Beiträge: 1507
Registriert: 17. Feb 2016, 19:34

Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von Terranigma »

Heretic hat geschrieben:Den Eindruck habe ich beim Lesen des 4players-Tests auch gewonnen. Der Herr Luibl klang aufrichtig angepisst.
Der Test war nicht von Luibl, sondern von Michael Krosta - zumindest wird er als Autor genannt.
Sitting quietly and doing nothing,
Spring comes, and the grass
grows by itself.
Benutzeravatar
Heretic
Beiträge: 4998
Registriert: 20. Mai 2016, 13:30

Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von Heretic »

Terranigma hat geschrieben:Der Test war nicht von Luibl, sondern von Michael Krosta - zumindest wird er als Autor genannt.
Hast recht. Hab' ich wohl durcheinandergebracht, weil Jörg Luibl einen längeren Kommentar zum Test geschrieben hat.
Stuttgarter
Beiträge: 1634
Registriert: 31. Dez 2016, 22:39

Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von Stuttgarter »

Ich frage mich grade, wieviele der hier schreibenden wohl schonmal einen Verriss über einen Film, ein Theaterstück, eine Oper gelesen haben mögen.

Ernsthaft, jeder Verriss für die Bregenzer Festspiele ist um Klassen bösartiger als der 4players-Text.
soulstation3024
Beiträge: 27
Registriert: 27. Aug 2016, 02:38
Wohnort: Karlsruhe

Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von soulstation3024 »

Also ich finde die Folge war sehr unterhaltsam, allerdings hört sich alles so verdammt unüberlegt an, als hätte jemand etwas entwickelt ohne sich irgendwie damit zu beschäftigen, die Aussage "das war vielleicht ein Fehler" fällt mindestens 10-15 mal und wenn er dann von Sebastian oder Andre kritisiert wird, wird er sofort leicht aggressiv und versucht alles schön zu reden.
Am Stärksten ist es mir bei der Frage nach dem Synchronsprecher aufgefallen. Andre frägt, ob er bewusst einen deutschen Synchronsprecher, englisch sprechen gelassen hat, in der englischen Version. Simon antwortet darauf schnippisch: "ja, das weiß man auch wenn man das Spiel :arrow: gut (Alles klar) gespielt hat, er ist ja Deutscher" ich meine kommt schon, wie kann man nicht wissen das man trotzdem für die englische Version auch "native speaker" nimmt? Ich glaube wirklich er kennt sich kein bisschen mit der Materie aus, aber ist auch nur meine Meinung, ich werde das Spiel auf keinen Fall unterstützen. Einfach mal irgendwie Geld machen wollen, tja, braucht halt mehr als nur einen Retailmarkt um Erfolg zu haben, z.B. ein gutes Spiel.
Ach und Simon, von wegen man darf ja nicht vergessen "Erstlingswerke sind immer schlecht", CD Projekt Red hat mit The Witcher 1 ein tolles Spiel gemacht, meinen Lieblingsteil, mit Bugs und Fehlern. Dontnod Entertainment mit Remember Me auch ein tolles Spiel mit Mängeln. Man kann natürlich Fehler dabei machen, aber man sollte nicht mit dem Gedanken an ein Erstlingswerk gehen "ach ist ja das erste Spiel, lass mal etwas auf 6/10 Niveau machen und dafür 30 Euro verlangen" so hört sich diese Ausrede nämlich für mich an.
Zuletzt geändert von soulstation3024 am 22. Mär 2018, 02:24, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Desotho
Beiträge: 5563
Registriert: 13. Dez 2016, 19:05
Kontaktdaten:

Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von Desotho »

Mal abgesehen davon dass Witcher eine durchaus bewegte Entwicklungsgeschichte hatte, halte ich es für nicht ganz schlüssig mit einem Gegenbeispiel den Beweis zu führen.
Die ersten Elder Scrolls Spiele von Bethesda waren z.B. ziemliche Grütze.
El Psy Kongroo
Tom the Knife
Beiträge: 9
Registriert: 22. Jan 2018, 16:48

Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von Tom the Knife »

Schon eigenartig, dass sich der Entwickler über fehlende Professionalität beschwert, und selbst sehr wenig davon an den Tag legt. Bezeichnend ist z. B. der Text, mit dem das Spiel auf Steam beworben wird. Da wechseln sich Rechtschreib- und Grammatikfehler mit Stilblüten ab.

- Träume vs. Realität
Ians Verstand ist hin- und hergerissen zwischen der düsteren realen Welt und dem schreckgespenstigem Horror seiner Alpträume.
In Past Cure werden den kalten, brutalen kampforientierten Levels der realen Welt, das mehr Rätsel und Survival Gameplay orientierten Levels der abstrakten Traumwelten gegenübergestellt.
Auf der anderen Seite finde ich es auch interessant, wie weit man offensichtlich mit den "reinen Unternehmensberaterskills" kommt. Meine Beruferfahrungen decken sich durchaus damit: Es werden erfolgversprechende Konzepte gnadenlos durchgesetzt, Fachexpertise wird nicht oder zu spät eingeholt. Hinterher stellt man dann fest, dass das Ergebnis suboptimal ist und spätestens beim nächsten Mal alles besser wird.
PrinzEisenerz
Beiträge: 172
Registriert: 22. Jun 2017, 13:04

Re: Runde #154 - Past Cure

Beitrag von PrinzEisenerz »

soulstation3024 hat geschrieben: Am stärksten ist es mir mit dem Synchronsprecher aufgefallen, Andre frägt ob er bewusst einen deutschen, englisch sprechen gelassen hat, in der englischen Version, er antwortet "ja, das weiß man auch wenn man das Spiel :arrow: gut (Alles klar) gespielt hat, er ist ja Deutscher"
Das kann ich auch überhaupt nicht nachvollziehen. Wenn man die bewusste Entscheidung trifft den Protagonisten deutsch zu machen, warum nennt man ihn dann Ian? Der Name deutet ganz klar auf englische Muttersprache hin. Sehr undurchdacht mMn.
Antworten