The Verge über die Arbeitsbedingungen bei Telltale

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Rince81
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Re: The Verge über die Arbeitsbedingungen bei Telltale

Beitrag von Rince81 »

Andre Peschke hat geschrieben: Ich finde es auch nach wie vor erstaunlich, dass scheinbar keiner aus der Geschichte lernt. Der Teil der Story in dem das schnelle Wachstum, Verlust der Firmenkultur und Exodus von Leistungsträgern beschrieben wird ist praktisch identisch zu SO vielen anderen Geschichten, bis hin zu Westwood nach der EA-Übernahme. Immer heißt es: "Plötzlich kannte man keinen mehr, plötzlich war das eine ganz andere Firma, weil wir so schnell wachsen mussten wurde nicht nach der Teamchemie geschaut und viel zu viel unerfahrenes Personal angeheuert etc etc".

Verwirrend.

Andre
Ergänzt durch:
Former employees and sources with direct knowledge of Telltale’s inner workings consistently describe Bruner as a creative bottleneck who micromanaged every part of the development process, from pitch to final product — even going so far as to personally rewrite tutorial text. “He wanted to be consulted on everything from the color of the walls to who they’ve hired to write specific dialogue,” a former employee says.
Irgendwo muss es ein enorm erfolgreiches Managementbuch geben wo genau sowas immer wieder drin steht...
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Leonard Zelig
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Re: The Verge über die Arbeitsbedingungen bei Telltale

Beitrag von Leonard Zelig »

Ich habe die erste Season von The Walking Dead mit Begeisterung durchgespielt, aber bei The Wolf Among Us, Tales from the Borderlands und Batman bereits nach der ersten Episode die Lust verloren. Die anderen IPs wie Minecraft, Game of Thrones und Guardians of the Galaxy haben mich überhaupt nicht angesprochen. Finde auch die Technik erschreckend schwach, das geht selbst mit Unity viel, viel besser wie Before the Storm zeigt. Ist vielleicht ein Fehler an der eigenen Engine festzuhalten.
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

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Jochen

Re: The Verge über die Arbeitsbedingungen bei Telltale

Beitrag von Jochen »

Andre Peschke hat geschrieben:Ich finde es auch nach wie vor erstaunlich, dass scheinbar keiner aus der Geschichte lernt. Der Teil der Story in dem das schnelle Wachstum, Verlust der Firmenkultur und Exodus von Leistungsträgern beschrieben wird ist praktisch identisch zu SO vielen anderen Geschichten, bis hin zu Westwood nach der EA-Übernahme. Immer heißt es: "Plötzlich kannte man keinen mehr, plötzlich war das eine ganz andere Firma, weil wir so schnell wachsen mussten wurde nicht nach der Teamchemie geschaut und viel zu viel unerfahrenes Personal angeheuert etc etc"
Es wäre aber durchaus denkbar, dass es sich hier gewissermaßen um den umgekehrten Fall eines Survivorship-Bias handelt. Ich nenne ihn kurzerhand mal den "Dead Man Bias" und behaupte in Zukunft, ich hätte ihn erfunden.

Was ich meine: Möglicherweise ist eine solche Entwicklung völlig normal und gar nicht Ursache des Untergangs. Eventuell haben das die Mitarbeiter von Blizzard, CD Projekt oder Ubisoft haargenau so empfunden - aber da diese Studios überlebt haben, hört man darüber keine Geschichten. Die wahren Ursachen können theoretisch auch an Stellen liegen, in die (ehemalige) Mitarbeiter gar keinen Einblick hatten - und wir haben es mit einer Korrelation zu tun, keiner Kausalität.
DerSpieler
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Re: The Verge über die Arbeitsbedingungen bei Telltale

Beitrag von DerSpieler »

Jochen hat geschrieben:Es wäre aber durchaus denkbar, dass es sich hier gewissermaßen um den umgekehrten Fall eines Survivorship-Bias handelt. Ich nenne ihn kurzerhand mal den "Dead Man Bias" und behaupte in Zukunft, ich hätte ihn erfunden.

Was ich meine: Möglicherweise ist eine solche Entwicklung völlig normal und gar nicht Ursache des Untergangs. Eventuell haben das die Mitarbeiter von Blizzard, CD Projekt oder Ubisoft haargenau so empfunden - aber da diese Studios überlebt haben, hört man darüber keine Geschichten. Die wahren Ursachen können theoretisch auch an Stellen liegen, in die (ehemalige) Mitarbeiter gar keinen Einblick hatten - und wir haben es mit einer Korrelation zu tun, keiner Kausalität.
Das wäre dann wie der Survivorship bias ein Spezialfall eines selection bias (https://en.wikipedia.org/wiki/Selection_bias" onclick="window.open(this.href);return false;), der allgemein besagt, dass es zu Verzerrungen kommt wenn die betrachteten Fälle (hier: Unternehmen) nicht zufällig ausgewählt und repräsentativ für die Gesamtpopulation sind.

Je nachdem wie man survivorship bias definiert könnte der "dead man bias" auch einfach ein Fall von survivorship bias sein, nur dass der Name dann nicht mehr logisch erscheint.
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Andre Peschke
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Re: The Verge über die Arbeitsbedingungen bei Telltale

Beitrag von Andre Peschke »

Jochen hat geschrieben:Es wäre aber durchaus denkbar, dass es sich hier gewissermaßen um den umgekehrten Fall eines Survivorship-Bias handelt. Ich nenne ihn kurzerhand mal den "Dead Man Bias" und behaupte in Zukunft, ich hätte ihn erfunden.
Naja, Telltale ist ja auch nicht untergegangen (bisher), insofern habe ich das gar nicht gemeint. Die negativen Konsequenzen wiederum schließt auch dein Beispiel nicht aus, nur eben in milderer Form, ohne Abwanderung von Talent etc.

Möglicht ist natürlich, dass das mitunter alternativlos ist - hatte ich ja auch schon geschrieben. Es wirkt nur von außen eben so unverständlich.

Andre
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Dr. Zoidberg [np]
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Re: The Verge über die Arbeitsbedingungen bei Telltale

Beitrag von Dr. Zoidberg [np] »

Das dürfte auch sehr stark an den vertretenen Persönlichkeitstypen liegen. Wenn ich schon höre, dass da alles gemicromanaged wurde, dann gehe ich von einer selbstüberzeugten, wenn nicht sogar narzisstischen, Person aus. So jemand denkt im Zweifelsfall, dass sie es „besser weiß“. Als Analogie möge hier jetzt die berühmte Herdplatte herhalten.

Es ist ja durchaus kein Zufall, welche Persönlichkeitstypen auf welchen Hierarchieebenen landen. Nicht von ungefähr ist beispielsweise agile Softwareentwicklung, die sich mitunter sehr stark gegen den Taylorismus ausspricht, eine Bewegung, die ursprünglich „von unten“ kommt.
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Dr. Zoidberg [np]
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Re: The Verge über die Arbeitsbedingungen bei Telltale

Beitrag von Dr. Zoidberg [np] »

Andre Peschke hat geschrieben:Möglicht ist natürlich, dass das mitunter alternativlos ist - hatte ich ja auch schon geschrieben. Es wirkt nur von außen eben so unverständlich.
Meiner Erfahrung und Meinung nach dürfte das eine Mischung unterschiedlicher Aspekte sein. Da ist zunächst das bereits angesprochene „besser wissen“ dabei, gepaart mit der Unfähigkeit „nein“ zu sagen (Nein, man muss nicht 7 Spiele gleichzeitig entwickeln) sowie eine erhebliche sunk cost fallacy.
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Neobone
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Re: The Verge über die Arbeitsbedingungen bei Telltale

Beitrag von Neobone »

Ich denke aber dieses schnelle Hochskalieren ist ziemlich normal, wenn man z.B. ein viel grösseres Projekt oder viele neue Projekte anfängt.
Das Problem liegt ja ebend schon daran das man schon Folgeprojekte benötigt bevor das aktuelle Spiel abgeschlossen ist, ansonsten gehen beim Release des aktuellen Spiels die Fensterläden für immer runter.
Man müsste ja quasi ständig z.B. Concept Artists entlassen und wieder einstellen wenn man nur auf einem Projekt hocken würde.
Und wenn noch ein Publisher kommt der einem einen zweistelligen Millionenbetrag für ein neues grösseres Projekt hinterherschmeisst, dann muss man zwangsläufig viele neue Leute einstellen um Milestones einzuhalten.
Man siehe nur was EA bei Bioware mit Anthem macht, in was für Größenordnungen die dort Entwickler shiften.
Auch bei mir auf Arbeit ist das nichts ungewöhnliches.
Wenn dort mal ein neuer Auftrag reinkommt, dann kann es leicht passieren das das Team mal schnell um 50% vergrössert werden muss, bzw. komplett neue Teams schnell aus dem Boden gestampft werden müssen.
Also in der IT Landschaft bei grösseren Firmen ist in dem Bereich generell ziemlich viel Dynamik vorhanden.
Singh
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Re: The Verge über die Arbeitsbedingungen bei Telltale

Beitrag von Singh »

Neobone hat geschrieben: Man müsste ja quasi ständig z.B. Concept Artists entlassen und wieder einstellen wenn man nur auf einem Projekt hocken würde.
Gerade in der Kreativabteilung und in der Konzeption ist ständiger neuer Input und Richtungswechsel pro Projekt doch eher ein Segen und ein gewünschter Zustand.:think:

Kommt ja nicht von ungefähr, dass sich jeder Titel gleich anfühlt.
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Andre Peschke
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Re: The Verge über die Arbeitsbedingungen bei Telltale

Beitrag von Andre Peschke »

Neobone hat geschrieben:Man müsste ja quasi ständig z.B. Concept Artists entlassen und wieder einstellen wenn man nur auf einem Projekt hocken würde.
Kann man als Freiberufler anheuern, nach Bedarf.

Andre
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Dr. Zoidberg [np]
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Re: The Verge über die Arbeitsbedingungen bei Telltale

Beitrag von Dr. Zoidberg [np] »

Neobone hat geschrieben:Ich denke aber dieses schnelle Hochskalieren ist ziemlich normal, wenn man z.B. ein viel grösseres Projekt oder viele neue Projekte anfängt.
(...)
Auch bei mir auf Arbeit ist das nichts ungewöhnliches.
Wenn dort mal ein neuer Auftrag reinkommt, dann kann es leicht passieren das das Team mal schnell um 50% vergrössert werden muss, bzw. komplett neue Teams schnell aus dem Boden gestampft werden müssen.
Also in der IT Landschaft bei grösseren Firmen ist in dem Bereich generell ziemlich viel Dynamik vorhanden.
Wie ich sagte: Unfähigkeit „nein“ zu sagen. Wenn ich die Kapazitäten nicht habe und auch auf absehbare Zeit nicht in vernünftiger Qualität bekomme, dann nehme ich den Auftrag nicht an. Stattdessen glaubt man, dass nach einer Ablehnung sofort Nostradamus vor dem Bürogebäude steht.

Erinnert mich an diesen indischen „Spieleentwickler“, der grundsätzlich alle Aufträge angenommen hat, egal was kam. Und dabei hatten die (glaube ich) gerade mal so 5 Leute. Als man den CEO dann danach fragte, nachdem das logischerweise in sich zusammengebrochen ist, antwortete der: „never say no to customer”
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Desotho
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Re: The Verge über die Arbeitsbedingungen bei Telltale

Beitrag von Desotho »

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El Psy Kongroo
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screamingblood
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Re: The Verge über die Arbeitsbedingungen bei Telltale

Beitrag von screamingblood »

Als jemand, der für sein Geld nicht zuletzt Leuten sagt, dass sie genau das nicht tun sollen, bin ich aber leider nicht überrascht. Projektmanagement und Teamleitung/Geschäftsführung mit 5 Mitarbeitern sieht einfach völlig anders aus als mit 50 oder auch 200 Mitarbeitern. Das Problem ist nur, wenn jemand, der in der micromanagement-lastigen Führung von sehr kleinen Teams brillant ist und das Unternehmen deshalb zum Erfolg führt, den exakt gleichen Job weiter machen soll, nachdem das Unternehmen um 1000% gewachsen ist, und dann nicht zumindest einen Prozessberater, Mentor o.ä. ins Boot holt oder ins Boot gesetzt bekommt. Das ist auch kein Gaming-Industrie-exklusives Phänomen, meine Kunden sind alle eher in diversen Inrustriebranchen, und überall ist genau diese plötzliche, schnelle Wachstumsphase die gefährlichste. Man hat sich einen gewissen Führungsstil angewöhnt, der war erfolgreich - da haben wir schon fast wieder den survivorship-bias ^^ - und merkt oft erst viel zu spät, dass der so nun nicht mehr funktioniert... Oder, um es ganz ehrlich zu sagen, meistens merkt man es gar nicht und wundert sich hinterher, warum der Karren gegen die Wand gefahren ist, weil man eben wie der Frosch im Kochwasser da saß und gar nicht merken KONNTE, dass das Wasser schon sprudelt...
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Neobone
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Re: The Verge über die Arbeitsbedingungen bei Telltale

Beitrag von Neobone »

Andre Peschke hat geschrieben:
Neobone hat geschrieben:Man müsste ja quasi ständig z.B. Concept Artists entlassen und wieder einstellen wenn man nur auf einem Projekt hocken würde.
Kann man als Freiberufler anheuern, nach Bedarf.

Andre
Stimmt ist vielleicht nicht das beste Beispiel weil gerad auf der Position viel mit Freiberuflern gearbeitet wird.
Sagen wir dann halt die Animateure und ähnliche Leute welche in der Regel inhause besetzt werden, aber meist nicht bis zum Ende eines Projektes ausgelastet werden können.
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Neobone
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Re: The Verge über die Arbeitsbedingungen bei Telltale

Beitrag von Neobone »

Dr. Zoidberg [np] hat geschrieben:
Neobone hat geschrieben:Ich denke aber dieses schnelle Hochskalieren ist ziemlich normal, wenn man z.B. ein viel grösseres Projekt oder viele neue Projekte anfängt.
(...)
Auch bei mir auf Arbeit ist das nichts ungewöhnliches.
Wenn dort mal ein neuer Auftrag reinkommt, dann kann es leicht passieren das das Team mal schnell um 50% vergrössert werden muss, bzw. komplett neue Teams schnell aus dem Boden gestampft werden müssen.
Also in der IT Landschaft bei grösseren Firmen ist in dem Bereich generell ziemlich viel Dynamik vorhanden.
Wie ich sagte: Unfähigkeit „nein“ zu sagen. Wenn ich die Kapazitäten nicht habe und auch auf absehbare Zeit nicht in vernünftiger Qualität bekomme, dann nehme ich den Auftrag nicht an. Stattdessen glaubt man, dass nach einer Ablehnung sofort Nostradamus vor dem Bürogebäude steht.

Erinnert mich an diesen indischen „Spieleentwickler“, der grundsätzlich alle Aufträge angenommen hat, egal was kam. Und dabei hatten die (glaube ich) gerade mal so 5 Leute. Als man den CEO dann danach fragte, nachdem das logischerweise in sich zusammengebrochen ist, antwortete der: „never say no to customer”
Spätestens bei grossen Aufträgen welche für lange Zeit einen ständigen Geldfluss sichern ist das nichts was in der realen Geschäftswelt oft praktiziert wird.
Ein Mitbewerber um einen Auftrag bei uns hat mal einen komplett neuen 200 Mann starken neuen Standort aus dem Boden gestampft, nachdem! er den Auftrag gewonnen hatte und er hatte dort 0 Angestellte am Anfang vor Ort.
Zuletzt geändert von Neobone am 29. Mär 2018, 20:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Dr. Zoidberg [np]
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Re: The Verge über die Arbeitsbedingungen bei Telltale

Beitrag von Dr. Zoidberg [np] »

screamingblood hat geschrieben:Als jemand, der für sein Geld nicht zuletzt Leuten sagt, dass sie genau das nicht tun sollen, bin ich aber leider nicht überrascht. Projektmanagement und Teamleitung/Geschäftsführung mit 5 Mitarbeitern sieht einfach völlig anders aus als mit 50 oder auch 200 Mitarbeitern. Das Problem ist nur, wenn jemand, der in der micromanagement-lastigen Führung von sehr kleinen Teams brillant ist und das Unternehmen deshalb zum Erfolg führt, den exakt gleichen Job weiter machen soll, nachdem das Unternehmen um 1000% gewachsen ist, und dann nicht zumindest einen Prozessberater, Mentor o.ä. ins Boot holt oder ins Boot gesetzt bekommt. Das ist auch kein Gaming-Industrie-exklusives Phänomen, meine Kunden sind alle eher in diversen Inrustriebranchen, und überall ist genau diese plötzliche, schnelle Wachstumsphase die gefährlichste. Man hat sich einen gewissen Führungsstil angewöhnt, der war erfolgreich - da haben wir schon fast wieder den survivorship-bias ^^ - und merkt oft erst viel zu spät, dass der so nun nicht mehr funktioniert... Oder, um es ganz ehrlich zu sagen, meistens merkt man es gar nicht und wundert sich hinterher, warum der Karren gegen die Wand gefahren ist, weil man eben wie der Frosch im Kochwasser da saß und gar nicht merken KONNTE, dass das Wasser schon sprudelt...
Erfahrungsgemäß passiert das tatsächlich vor allem dann, wenn die Firma zu schnell wächst. Ich habe das selber bereits leidvoll miterleben müssen und kann bestätigen, dass das jedenfalls als Mitarbeiter kein Spaß ist. Ein großes Problem in den von dir geschilderten Fällen dürfte vermutlich wirklich sein, dass das Management nicht in der Lage ist Kompetenzen abzugeben, was aber für ein gesundes Wachstum zwingend notwendig wäre.
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IceGrin

Re: The Verge über die Arbeitsbedingungen bei Telltale

Beitrag von IceGrin »

Schöner Artikel, danke.

Ich wollte schon immer mal in der spiele industrie arbeiten, aber umso mehr ich lese um so beschissener glaub ich is der job. Wo ei das heut zu tage anscheinend standard ist. Sogar in meiner firma werden weit mehr auftrage angenommen als verarbeitet werden können, so das alle andauernd überstunden machen müssen. Und das ist ne Metall verarbeitende firma!
Wolfgang Walk
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Re: The Verge über die Arbeitsbedingungen bei Telltale

Beitrag von Wolfgang Walk »

Andre Peschke hat geschrieben:
monieu hat geschrieben:Ähm, sprechen wir hier von einem multinationalen Konzern oder von einem totalitären Regime mit Podcastarbeitslagern?
Wir haben immer gesagt: Wenn die Weltherrschaft kommt, wird es sich lohnen Backer zu sein! Was wir nie gesagt haben: Wie sehr man es bereuen wird, nicht Backer zu sein!

Andre
Ich seh schon, mir steht dann ne Karriere als Trotzki bevor ...
Jochen B.
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Re: The Verge über die Arbeitsbedingungen bei Telltale

Beitrag von Jochen B. »

Wolfgang Walk hat geschrieben: "Ich seh schon, mir steht dann ne Karriere als Trotzki bevor ..."
Hmm ... dann wäre Wolfgang Walk irgendwann in Mexiko im Exil zur beruflichen Untätigkeit verdammt, würde dafür zusammen mit dem Surrealisten André Breton im Haus von Frida Kahlo und Diego Rivera wohnen, reichlich Alkohol verköstigen und (wieder) sehr interessante Gespräche führen. Und verfilmt wird diese Geschichte von Woody Allen: Midnight in Coyoacán statt Midnight in Paris. ;)
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Dr. Zoidberg [np]
Cronjob of Justice
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Re: The Verge über die Arbeitsbedingungen bei Telltale

Beitrag von Dr. Zoidberg [np] »

@Merbatur: Ich hab deinen Beitrag mal in diesen Thread hier verschoben: viewtopic.php?f=2&t=3895
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