Terranigma hat geschrieben:Ich würde insofern sagen: die Annahme, dass es keine parteipolitischen Konsequenzen gab, ist grundfalsch. Rechtsextreme Parteien wurden in Parlamente gewählt, aber eine der AfD vergleichbare Partei gab es deshalb nicht, weil die CDU genau diese Stimmen gebündelt hat, während die CDU in der Flüchtlingsfrage 2015 eine Politik der offenen Grenzen pflegte und damit quasi die Gegenposition zu dem einnahm, was sie 30 Jahre vorher in einem vergleichbaren Fall noch tat
Oder was sie selbst 2002 noch forderte. Ich zitiere mal aus dem Wahlprogramm:
"Deutschland soll seine Identität bewahren. Die von Rot-Grün betriebene Umgestaltung in eine multikulturelle Einwanderergesellschaft lehnen wir ab."
"Die Ausländerarbeitslosigkeit hat sich in dieser Zeit massiv erhöht und liegt heute mit rund 20% doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Die Zuwanderung erfolgte also überwiegend nicht in Arbeitsplätze, sondern in die sozialen Sicherungssysteme."
"Zusammengehörigkeitsgefühl und ein aufgeklärter Patriotismus, also ein positives Verhältnis zur Nation, sind eine Grundlage, auf die für die gemeinsame Gestaltung einer guten Zukunft nicht verzichtet werden kann."
"Die Qualifizierung einheimischer Arbeitskräfte hat Vorrang vor Zuwanderung."
Das alles würde man heute mit relativer Selbstverständlichkeit der AfD und der rechtsproblematischen Ecke zuordnen. Vor 16 Jahren war es konservativ und viele renommierte Zeitungen scheuten sich nicht, eine Wahlempfehlung für Stoiber auszusprechen.
Edit: Oder nehmen wir noch drei Aussagen aus dem hessischen Wahlkampf 1999:
"Wenn das klappen würde, wenn wir ihnen das durchgehen lassen, dann wäre das praktisch jetzt am 27. September 98 die letzte freie Wahl in dem Sinne gewesen, daß der Souverän deutsches Volk entschieden hat." (CDU-Bundestagsabgeordneter Martin Hohmann über die geplante doppelte Staatsbürgerschaft)
"In einem Kreis von CDU-Mitgliedern 24 Stunden vorher habe ich dafür geworben und mich auch gleichzeitig vehement ausgesprochen gegen diese Unterschriftenaktion, weil die Fremdenhaß schürt. Und da kam aus einer ganz bestimmten Ecke der Hinweis: Wenn du dort redest, wirst du mit Sicherheit mit dem Parteiausschlußverfahren rechnen müssen." (CDU-Mitglied)
"Ich sage Ihnen ganz offen: Ich habe die große Befürchtung, wenn die Entwicklung in Deutschland so weitergeht, daß wir eines Tages, den wir beide sicherlich erleben werden, möglicherweise, was ich nicht hoffe, aber fürchte, bürgerkriegsähnliche Zustände bekommen, weil es um Verteilungskämpfe geht." (CDU-Landtagsabgeordneter Hans-Jürgen Irmer)