The Panel: Hass auf Steam

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Stuttgarter
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The Panel: Hass auf Steam

Beitrag von Stuttgarter »

Danke für diese interessante Ausgabe!

Kleine Anekdote zum Thema "Schwierigkeit bei der Durchsetzung": Ich wurde auf Facebook schon häufiger gesperrt, weil es meinen Sarkasmus nicht verstanden hat. Daran hab ich mich gewöhnt.

Die letzte 30-tägige Sperre war allerdings vollends absurd: Als Xavier Naidoo damals als ESC-Kandidat benannt worden war und ein Shitstorm deswegen losging, hat ein gewisser bayrischer Comedian für Naidoo Partei ergriffen auf Facebook. Und sich damit große Begeisterung bei allen möglichen Reichsbürgern, Rechts-VTlern etc. eingesammelt. Die auf der Seite des Comedians dann auch fleißig ihren Dreck rausgehauen haben.

Weder das Mod-Team des Comedians noch Facebook selbst hat dagegen was unternommen. Weshalb ich damals dann frustriert die "schönsten" Zitate gesammelt und mit dem deutlichen Zusatz "Folgende Zitate werden sowohl von XYs Mods als auch von Facebook geduldet" auf meine Pinnwand gestellt habe. Im Januar 2018!, also zwei Jahre später, hat Facebook für exakt diesen Beitrag mir eine Sperre verhängt, da er "gegen die Gemeinschaftsstandards" verstoßen würde.

Das prominentere Beispiel, dem es ja genau so ging, sind die "Perlen aus Freital", die den menschenverachtenden Müll von besorgten Patrioten dokumentiert hatten.

Facebook ist offensichtlich nicht in der Lage bzw. willens, Leute mit Verstand da ranzusetzen. Insofern kann ich nur hoffen, dass die Politik tatsächlich an dem Gesetz (das ich im Grunde sinnvoll finde) noch paar Korrekturen vornimmt. Denn momentan ist es tatsächlich so, dass man sich zwar wegen einer vermutlich ungerechtfertigten Sperre beschweren kann - aber keinerlei Reaktion erhält.

Und auch, wenn Merkel damals für ihren "Neulandsatz" ja massig Häme abbekommen hat - derzeit sehen wir, dass zumindest im juristischen Bereich sie absolut recht hatte.
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Vinter
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Re: The Panel: Hass auf Steam

Beitrag von Vinter »

Paraphrasiert aus dem Cast: "Warum nutzt die politische Rechte Memes so viel besser und klüger als die politische Linke?"

Erstmal wird hier der Fehler gemacht, eine Dichotomie zu suggerieren, wo keine ist.

Und um auf die Frage zu antworten: Die Begründung dürfte daran liegen, dass der demokratische Teil des Spektrums (glücklicherweise!) immer noch der konservativen Idee anhängt, dass eine politische Agenda irgendwie noch in der Realität verortet sein muss. Rechtsextremismus hat dieses "Problem" nicht.

Zum einen greifen sie wie erwähnt Emotionen auf, nicht Fakten. Man kann Emotionen nicht mit Fakten begegnen. Deswegen funktionieren Memes auch so gut, nicht trotz, sondern wegen der verkürzten Darstellung.

Und zum anderen: Wenn du dich erstmal vom Grundkonsens verabschiedet hast, dass deine Agenda noch irgendwas mit der Realität zu tun haben musst, bist du plötzlich sehr frei. Du bist überhaupt nicht darauf angewiesen, kritisch zu denken und Lösungsansätze zu entwickeln. Du kannst schließlich einfach alles so zurechterfinden, dass es immer darauf hinaus läuft, dass du deine Agenda als vermeintlich Lösung präsentieren kannst. Und du hast noch einen entscheidenden Vorteil: Eine differenzierte Darstellung der Realität ist niemals so spannend, wie deine attraktive Lüge. Es gibt überhaupt keine Massenvergewaltigungswelle, über die sich unsere Anhänger empören können? Macht doch nichts, es reicht, es zu behaupten, damit es tausendfach im Social Web geteilt wird.

Der demokratische Teil kann das gar nicht nachmachen, denn das liefe darauf hinaus, die Realität als Grundkonsens komplett aufzugeben.
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Dennis Diel
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Re: The Panel: Hass auf Steam

Beitrag von Dennis Diel »

Super Folge, wie immer höchst interessant, aber: es wäre schön, wenn auch die Panel-Gäste die gleiche journalistische Sorgfaltspflicht an den Tag legen würden, wie die Podcaster selbst. I‘m looking at you, Christian Schiffer. Mir ist es jetzt zum zweiten Male innerhalb zweier Folgen aufgefallen, dass Christian polemisch von rechter Musik und „Ex“- Neonazis oder „borderlinen“ am rechten Rand sprach und damit, völlig zu unrecht, auch die Böhsen Onkelz in Diskredit bei den Hörern bringt.

Zunächst, Full Disclosure: Ich bin Mitarbeiter der Onkelz, kenne die Band seit vielen Jahren und speziell Stephan Weidner (Bassist und Texter) seit 12 Jahren. Ich kann euch versichern: die Band ist alles andere als rechts, eher das komplette Gegenteil. Belege dafür finden sich auch zuhauf im Netz und selbst Campino verkehrt mit Weidner und hat den Onkelz jegliche Nähe zum Rechtsradikalismus abgesprochen. Das nur am Rande. Sorry fürs Off-Topic, aber das brennt mir einfach, als Freund, Mitarbeiter und Vertrauter der Band, aber auch als Anti-Faschist, unter den Nägeln.

Beste Grüße,
Dennis
Singh
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Re: The Panel: Hass auf Steam

Beitrag von Singh »

Dennis Diel hat geschrieben: Zunächst, Full Disclosure: Ich bin Mitarbeiter der Onkelz, kenne die Band seit vielen Jahren und speziell Stephan Weidner (Bassist und Texter) seit 12 Jahren. Ich kann euch versichern: die Band ist alles andere als rechts, eher das komplette Gegenteil. Belege dafür finden sich auch zuhauf im Netz und selbst Campino verkehrt mit Weidner und hat den Onkelz jegliche Nähe zum Rechtsradikalismus abgesprochen. Das nur am Rande. Sorry fürs Off-Topic, aber das brennt mir einfach, als Freund, Mitarbeiter und Vertrauter der Band, aber auch als Anti-Faschist, unter den Nägeln.

Beste Grüße,
Dennis
Ui, das ist interessant, wenn auch Off-Topic. Ich habe die Onkelz eine Zeit lang sehr gerne gehört. Wie gehen sie eigentlich damit um, dass sie ständig in der rechten Ecke verortet werden, so aus deiner nahen Außenperspektive? Du schreibst davon, dass es viele Belege gibt, aber warum wird ihr die Nähe weiterhin zugesagt? Durch das Publikum?
Dennis Diel
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Re: The Panel: Hass auf Steam

Beitrag von Dennis Diel »

Singh hat geschrieben:
Dennis Diel hat geschrieben: Zunächst, Full Disclosure: Ich bin Mitarbeiter der Onkelz, kenne die Band seit vielen Jahren und speziell Stephan Weidner (Bassist und Texter) seit 12 Jahren. Ich kann euch versichern: die Band ist alles andere als rechts, eher das komplette Gegenteil. Belege dafür finden sich auch zuhauf im Netz und selbst Campino verkehrt mit Weidner und hat den Onkelz jegliche Nähe zum Rechtsradikalismus abgesprochen. Das nur am Rande. Sorry fürs Off-Topic, aber das brennt mir einfach, als Freund, Mitarbeiter und Vertrauter der Band, aber auch als Anti-Faschist, unter den Nägeln.

Beste Grüße,
Dennis
Ui, das ist interessant, wenn auch Off-Topic. Ich habe die Onkelz eine Zeit lang sehr gerne gehört. Wie gehen sie eigentlich damit um, dass sie ständig in der rechten Ecke verortet werden, so aus deiner nahen Außenperspektive? Du schreibst davon, dass es viele Belege gibt, aber warum wird ihr die Nähe weiterhin zugesagt? Durch das Publikum?
Zunächst: ganz so Off-Topic finde ich, ist das gar nicht, schließlich geht’s ja auch in der Sendung um das Thema - wenn auch nur am Rande und auch nur von Christian Schiffer erwähnt. Und, und das finde ich spannender, hilft es vielleicht auch dem ein- oder anderem Hörer, seine Vorurteile über Bord zu werfen, was ja wieder für die journalistische Exzellenz dieses Podcasts sprechen würde. Aber klar, wenn für Jochen oder André zu sehr OT, dann einfach dazwischengrätschen ;-)

Zu deiner Frage: die Band, und man muss es so deutlich schreiben, kotzt es seit über 30 Jahren an, dass der Bandname bei Menschen, die sich nicht mit der Band beschäftigt haben (weil die, die es tun, immer zu einer andern Erkenntnis kommen, speziell, wenn sie die Bandmitglieder kennenlernen, zB Maffay, Campino, Moses Pelham, Sammy Amara, Michi Beck), immer eine rechte Konnotation beinhaltet. Und das ist schade.

Irgendwann, so war mal der Wunschtraum der Onkelz, sollte der Bandname für „maximal positive Wandlung“, für das Erkennen und Lösen von gemachten Fehlern und für Toleranz und Verständigung stehen, die keine subkulturellen oder nationalen Grenzen kennen.

Ich habe, während meiner Tätigkeit in den letzten Jahren, bestimmt 20.000 E-Mails von Onkelz Fans gelesen und beantwortet. Und ich schreibe voller Überzeugung: die Onkelz Fans sind im Querschnitt nicht rechter, linker, dümmer, schlauer, ärmer oder reicher, als die Fans von Metallica, den Broilers, den Hosen oder von Helene Fischer. Bei allen genannten Bands oder Künstlern wird es auch rechte Fans im Publikum geben. Wichtig ist nur, was die Band tut; was sie diesen Fans an Mindset mit auf den Weg gibt. Und das ist bei den Onkelz, und dafür lege ich beide Hoden ins Feuer, eben nicht: Nationalstolz, Blut und Boden oder Heimat, sondern Werte wie: Individualität, Toleranz und Selbstvertrauen. Nazis fliegen seit eh und je bei den Onkelz raus. Und es gibt mit „Deutschland im Herbst“ sicher einen der wichtigsten (wenn nicht den wichtigsten) Anti-Nazi-Songs einer deutschen Band, ever.

Ich bin im Übrigen auch u.a. für die Pressearbeit zuständig. Und es ist erschreckend, wie wenig (um nicht zu schreiben: kein) Interesse es von den Medien an diesem Thema gibt. Dass die Onkelz in den Medien nicht stattfinden, liegt nämlich nicht unbedingt an der Band alleine.
Zuletzt geändert von Dennis Diel am 29. Mär 2018, 13:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Maulwuerfel
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Re: The Panel: Hass auf Steam

Beitrag von Maulwuerfel »

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Jochen

Re: The Panel: Hass auf Steam

Beitrag von Jochen »

Vinter hat geschrieben:Paraphrasiert aus dem Cast: "Warum nutzt die politische Rechte Memes so viel besser und klüger als die politische Linke?"
Ich würde an dieser Stelle die Gegenfrage stellen, ob das tatsächlich so ist. Auch bei der politischen Linken begegnen mir nahezu täglich effektive, aber völlig realitäts- bzw. kontextbefreite Memes - mitunter fleißig geteilt von sehr intelligenten Menschen. Hier greift schlicht der Confirmation Bias: Wenn beispielsweise ein frei erfundenes Zitat von Jens Spahn die Runde macht, hinterfragt niemand, ob er das wirklich gesagt hat - es passt perfekt ins Bild. Das funktioniert wie die Fake News aus dem rechten Lager - man nimmt den Balken im eigenen Auge nicht als solchen wahr. Ergo geht die jeweilige Gegenseite damit natürlich viel klüger und perfider um, weil man instinktiv annimmt, das sei bewusst gesteuert - obwohl man in der eigenen Blase oft exakt dem gleichen Muster folgt, ohne es zu bemerken.
Stuttgarter
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Re: The Panel: Hass auf Steam

Beitrag von Stuttgarter »

Dennis Diel hat geschrieben:
[...]
Okay, ich oute mich jetzt mal (wieder.. ;) ) als linker Gutmensch, der sich tatsächlich mit der Band nie beschäftigt hat, aber regelmäßig Sätze gehört hat wie "Die sind rechts", "Die waren rechts, sind es jetzt aber nicht mehr" und was weiß ich alles. Da ich hier jetzt offensichtlich einen vor mir habe, der sich mit der Bandgeschichte sehr gut auskennen dürfte: Wie kam es denn zu dieser Einschätzung? Ich meine, es kann ja wohl kaum dran liegen, dass sie in deutsch gesungen haben. Das tun Grönemeyer und Westernhagen auch seit Anbeginn ihrer Karrieren, und beide werden im eher linken Spektrum verortet. Das Klischee/Vorurteil sieht Künstler ja auch grundsätzlich eher links. Wie kam es also dazu, dass die Onkelz zumindest eine Zeit lang eigentlich immer im gleichen Atemnzug mit "Störkraft" und Co. genannt wurden?

Ich frage aus aufrichtigem Interesse. Denn auch als linker bin ich durchaus willens, Vorurteile abzubauen. :)
Dennis Diel
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Re: The Panel: Hass auf Steam

Beitrag von Dennis Diel »

Stuttgarter hat geschrieben:
Dennis Diel hat geschrieben:
[...]
Okay, ich oute mich jetzt mal (wieder.. ;) ) als linker Gutmensch, der sich tatsächlich mit der Band nie beschäftigt hat, aber regelmäßig Sätze gehört hat wie "Die sind rechts", "Die waren rechts, sind es jetzt aber nicht mehr" und was weiß ich alles. Da ich hier jetzt offensichtlich einen vor mir habe, der sich mit der Bandgeschichte sehr gut auskennen dürfte: Wie kam es denn zu dieser Einschätzung? Ich meine, es kann ja wohl kaum dran liegen, dass sie in deutsch gesungen haben. Das tun Grönemeyer und Westernhagen auch seit Anbeginn ihrer Karrieren, und beide werden im eher linken Spektrum verortet. Das Klischee/Vorurteil sieht Künstler ja auch grundsätzlich eher links. Wie kam es also dazu, dass die Onkelz zumindest eine Zeit lang eigentlich immer im gleichen Atemnzug mit "Störkraft" und Co. genannt wurden?

Ich frage aus aufrichtigem Interesse. Denn auch als linker bin ich durchaus willens, Vorurteile abzubauen. :)
Gut, ein Diskurs ist der Anfang ;-) Die ganz krasse Kurzform: gegründet im November 1980 als Punkband. Durch das Aufwachsen in Frankfurter Problemvierteln, ein ständiges Aufeinandertreffen und Hauen mit türkischen und marokkanischen Kids, daraus resultierend zwei (nur auf Demotape erscheinende) Dummheiten: Türken raus und Deutschland den Deutschen. 1983 Wechsel ins Skinheadlager, 1984 das szenewichtige Album „Der nette Mann“ das 1986 von der damaligen BPJM indiziert und später beschlagnahmt wird. 1986 der langsame, aber unaufhaltsame Ausstieg der Onkelz aus der Skinhead-Szene, da diese sich immer weiter nach rechts orientiert und die Band damit anwidert. Mehr in der sehr ausführlichen, von mir verfassten Timeline auf http://www.onkelz.de/timeline" onclick="window.open(this.href);return false;
Dennis Diel
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Re: The Panel: Hass auf Steam

Beitrag von Dennis Diel »

Edit: Dass die Onkelz Fehler gemacht haben, ist richtig und bedarf keiner Schönrederei. Dass man Menschen nicht zugesteht, sich ändern zu können, oder eine Änderung nur bei gleichzeitiger Leugnung der eigenen Vergangenheit oder Identität („Ändert euren Namen!“) anerkennen würde, ist allerdings ein Skandal. Es geht um Menschwerdung, um das Verarbeiten von Traumata, Gewalt und Hass. Um das Lernen, das Umfallen und wieder Aufstehen. Das alles. Und um noch viel mehr.
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Vinter
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Re: The Panel: Hass auf Steam

Beitrag von Vinter »

Jochen hat geschrieben:
Vinter hat geschrieben:Paraphrasiert aus dem Cast: "Warum nutzt die politische Rechte Memes so viel besser und klüger als die politische Linke?"
Ich würde an dieser Stelle die Gegenfrage stellen, ob das tatsächlich so ist. Auch bei der politischen Linken begegnen mir nahezu täglich effektive, aber völlig realitäts- bzw. kontextbefreite Memes - mitunter fleißig geteilt von sehr intelligenten Menschen.
Du machst ja hier erstmal auch die falsche Zweiteiligkeit von Links vs Rechts auf. Und natürlich wird auch im demokratischen Spektrum von Akteuren Unsinn verbreitet. Aber wenn sich ein Horst Seehofer hinstellt und Unsinn erzählt, dann greift der demokratische Teil der Gesellschaft, die Medien das auf und sagen: Horst, das ist Quatsch. Hier wird zumindest über die Auslegung der Realität verhandelt.

Auf der anderen Seite, bei der undemokratischen Rechten, kann ich diese Verhandlung nicht beobachten. Man schaue sich mal an, was für plumpe Fälschungen und Falschmeldungen in rechten Kreisen die Runde machen und begeistert geteilt werden. Letzte Tage gab es zB ein Bild von Emma Gonzales, die scheinbar die US Constitution zerreisst. Man beobachte mal die Falschmeldungen auf offiziellen AfD Accounts oder von einflussreichen Accounts der rechtsextremen Szene. Dass das auch keine rein subjektive Wahrnehmung sein kann, belegen große gesellschaftliche Debatten, gerade über so Themen wie Fake News, Wahlmanipulation via Facebook, Reconquista Germanica etc. Und das betrifft ja gerade immer rechte und nationalistische Akteure: Donald Trump, AfD, FPÖ, Brexit.

Die Frage war ja zwischen den Zeilen: Warum gibt es kein demokratisches /r/the_donald, kein demokratisches Reconquista Germanica: Und die Antwort darauf ist, dass im Großteil kein Interesse daran besteht, eine Agenda ohne Minimalbasis in der Realität durchzusetzen.
Zuletzt geändert von Vinter am 29. Mär 2018, 14:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Stuttgarter
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Re: The Panel: Hass auf Steam

Beitrag von Stuttgarter »

Dennis Diel hat geschrieben:Edit: Dass die Onkelz Fehler gemacht haben, ist richtig und bedarf keiner Schönrederei. Dass man Menschen nicht zugesteht, sich ändern zu können, oder eine Änderung nur bei gleichzeitiger Leugnung der eigenen Vergangenheit oder Identität („Ändert euren Namen!“) anerkennen würde, ist allerdings ein Skandal. Es geht um Menschwerdung, um das Verarbeiten von Traumata, Gewalt und Hass. Um das Lernen, das Umfallen und wieder Aufstehen. Das alles. Und um noch viel mehr.
Danke für die Antwort. Dem entnehme ich, dass der Verdacht zumindest seinerzeit nicht ganz unbegründet war. Die beiden Songtitel hätte ich jetzt nicht auf Anhieb nennen können - aber als Du sie genannt hast, fiel der Groschen.

Ich persönlich gestehe jedem Menschen zu, sich weiterzuentwickeln und habe großen Respekt vor jedem Neonazi, der sich in entsprechende Ausstiegsprogramme begibt. Dass man im Leben dazulernt, ist eine der wesentlichsten menschlichen Eigenschaften.

In speziell diesem Fall hätte ich dann aber doch evtl. über eine Namensänderung nachgedacht. Nicht mal, um das Hemd reinzuwaschen (für den ganz radikalen linken Block wird das auch mit fünf neuen Namen eh nicht funktionieren) - sondern vor allem, um dadurch eine tatsächliche Distanzierung/Abkehr zu signalisieren. Das ist aber kein Urteil - nur ein persönlicher Gedanke.

Danke für die Antwort auf jeden Fall - für meinen Teil können wir das OT an der Stelle beenden. :)
Jochen

Re: The Panel: Hass auf Steam

Beitrag von Jochen »

Vinter hat geschrieben:Du machst ja hier erstmal auch die falsche Zweiteiligkeit von Links vs Rechts auf
Ich mache die keineswegs auf - ich erkläre, warum sie in diesem konkreten Fall gar nicht funktioniert. Eben weil das kein politisch-ideologisches Phänomen ist, sondern ein systemisches, das nicht zuletzt aus modernen Informationsflüssen resultiert. Ich halte es deshalb auch für gefährlich, wenn man diese Entwicklung als eine rechte oder rechtsradikale begreift. Da muss man aufpassen, Korrelation nicht mit Kausalität zu verwechseln.

Die Frage, warum es sowas nicht in demokratisch gibt, erscheint mir ein bisschen wie die Frage, warum es keinen quadratischen Kreis gibt. Das liegt in der Natur der Sache. Wer an einem demokratischen, pluralistischen Umgang mit Gegenpositionen kein Interesse hegt oder damit im modernen Informationstrommelfeuer vielleicht hoffnungslos überfordert ist, der wird naturgemäß verkürzen, vereinfachen, aus dem Kontext reißen usw. Was hier stattfindet ist kein Kampf links vs. rechts, sondern ein Kampf um die Deutungshoheit über Wahrheit. Das ist im Kern undemokratisch. Die politische Ideologie spielt dabei bestenfalls eine symptomatische Rolle.
falseprophet
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Re: The Panel: Hass auf Steam

Beitrag von falseprophet »

Ich muss sagen, wenngleich die Folge durchaus hörenswert ist, ist das m.E. Demokratieverständnis der Teilnehmer überaus bedenklich.

Wieso ich zu dieser harrschen Kritik komme?
Nun euer Begriff von "Rechts" ist bedeutungsgleich mit dem Begriff "Rechtsextrem". Ihr differenziert nicht zwischen rechten, politisch konserativen Kräften, die durchaus Teil des politischen Diskurses sind und Gegenpol zur linken Fraktion bilden, und den Rechtsextremisten. Es ist traurig, wie pauschalisierend das Gespräch verlief. Für den Zuhörer entsteht der falsche Eindruck, dass die grösste gesellschaftliche Bedrohung die "Rechten" sind, wobei ihr komplett alles und jeden unter den Begriff subsumiert, ohne nur ansatzweise zu differenzieren. Zwischen "Rechts" und "Rechtsextrem" gibt es einen massiven Unterschied. Rechte kräfte setzten sich für striktere Zuwanderungsbegrenzungen, politische Unabhängigkeit, liberalere und unreglementierte Wirtschaft sowie wertebezogene Politik ein - ist das nun rassistisch und gehört gar Verboten? Denn in im Gespräch folgt daraufhin die Forderung, zur staatlichen Kontrolle der Internet-Gemeinschaften, wobei nur am Rande das enorme inhärente Missbrauchspotenzial solcher Massnahmen erwähnt wird. Zensur scheint völlig in Ordnung zu sein, solange nur die Meinung anderer unterdrückt wird - was defakto selbst eine faschistoide Forderung ist. Ihr verweist auf die Geschichte (auch im Rahmen anderer Folgen des Podcasts), aber genau das erhöhte Gefahrenpotenzial aus solchen Wünschen, was durchaus mehr als ausreichend historisch belegt ist, scheint ihr zu vergessen. Obwohl der Begriff Extremismus unzählige Ausprägungen kennt, von Rechtsextrem bis Linksextrem / von Atheistisch bis streng Religiös, sieht ihr die gesellschaftliche Gefahr komplett nur aus einer Richtung. Bedrohlicher für den menschlichen Alltag sind jedoch der Linksextremismus und religiöse Extremismus, weshalb auch in diesem Gebiet - zumindest hierzulande - viel mehr Ermittlungen stattfinden (arbeite selber bei der Staatsanwaltschaft), als im Gebiet "Rechtsextremismus", was nur eine Randerscheinung ist. Nationalsozalistisches, rassistisches und menschenverachtendes Gedankengut ist selbsterklärend keinesfalls in Ordnung und ein generelles strukturelles Problem, aber ich würde nur aufgrund einer Äusserung in einer geschlossenen Internet-Gemeinschaft wedere jemandem einen Strafbefehl geben noch solche Gruppierungen aktiv verfolgen, solange niemand zu schaden kommt und die Meinungen nur im Rahmen jener Gruppen ausgetauscht bzw. nicht aktiv damit beworben werden. Wenngleich diese Gedanken hochgradig problematisch sind, so führen sie kaum zu strafrechtsrelevanten Handlungen in der realen Welt. Hier mit Verboten und staatlicher Verfolgung den Hammer zu schwingen, würde einzig dazu führen, dass diese Gruppen in den Untergrund gehen und sich dort - allein unter ihresgleichen - eher radikalisieren. Zudem besteht das Risiko, dass dieser dafür erforderliche Staatsapparte aus dem Rüder läuft und Einfluss auf die freie Meinungsäusserung nimmt, oder gar zur staatlichen zensurbehörde (wie in China bspw.) verkommt.
Abschliessend also meine Bitte an die Podcaster: Wenn ihr Rechtsextremismus meint, so nennt es beim Namen und nicht einfach alles, was nicht "Links / Progressiv" ist, pauschalisierend "Rechts". Den mit solchen Aussagen disqualifiziert ihr euch in einem politischen Diskurs, wohin der Podcast in der letzten Zeit leider immer mehr abdriftet, gleich selbst.
Pommesbudenpate

Re: The Panel: Hass auf Steam

Beitrag von Pommesbudenpate »

Eine Frage hätte ich zum Format an sich, die der goschi so ein bisschen bereits angestoßen hat.
Die Folge an sich fand ich gut und soweit interessant, aber wie der goschi bereits angemerkt hat, war die Ausrichtung des Panels nicht eher anders geplant.
Meiner Erinnerung nach sollte es ja wie bereits gesagt zu einer kritischen Auseinandersetzung kommen, in der nicht monothematisch aus einer Sicht über ein Thema gesprochen wird.
Nun muss man nicht immer eine andere Meinung haben, um so einen Diskurs anzustoßen. Aber deswegen frag ich jetzt mal etwas provokant. Seit ihr euch manchmal nicht zu sehr einer Meinung, weshalb das etwas dem ursprünglichen Sinne des Formats widerspricht?
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Fährmann
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Re: The Panel: Hass auf Steam

Beitrag von Fährmann »

goschi hat geschrieben: Dazu passt zB die mittlerweile wiederholt vorgekommene völlige Vermischung von Konservatismus, politisch Rechts, Nationalismus, Rechtsextremismus und Nationalsozialismus.
Man muss ja nicht jede politische Meinung vertreten und ich akzeptiere gerne, dass Gäste ein eher linksliberales Gesellschaftsbild haben, aber das ist nicht das einzig zulässige und vor allem sollte man aufpassen, wenn man monokausal alles in eine Ecke stellt, was etwas konservativer ist als die Grünen in BaWü.
Ohne in eine Diskussion abzudriften zu wollen, die möglicherweise Off-Topic ist: Ist das nicht generell ein Phänomen unserer Zeit?

Ich hab die Folge noch nicht gehört und kann deswegen auch nicht darauf eingehen, ob es stimmt, dass die Podcaster diese Positionen vermischen. Aber ich habe momentan generell das Problem, diese Positionen nicht mehr wirklich auseinanderhalten zu können. Wenn die CSU von ihrem christlichen Abendland redet, zu dem der Islam nicht gehört, ist das dann konservativ? Oder rechtspopulistisch? Oder nationalsozialistisch?

Ich glaube, wenn man einer humanistisch bedenklichen Position vorwirft, rechts zu sein, ist das immer besser, als sie in den salonfähigen Bereich des Konservativem zu erheben.
Pommesbudenpate

Re: The Panel: Hass auf Steam

Beitrag von Pommesbudenpate »

Zu einem großen Teil ist das würde ich sagen eine persönliche Perspektivfrage.
In erster Linie denke ich das solche Aussagen dazu dienen, um auf Stimmenfang am eher rechten Rand zu gehen.
An sich muss man halt den Kontext dazu ziehen und heutzutage wird mir persönlich besonders in so einem Bezug zu schnell die “Nazi/Zecken-Keule“ rausgeholt.
falseprophet
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Re: The Panel: Hass auf Steam

Beitrag von falseprophet »

Fährmann hat geschrieben:
goschi hat geschrieben: "Wenn die CSU von ihrem christlichen Abendland redet, zu dem der Islam nicht gehört, ist das dann konservativ? Oder rechtspopulistisch? Oder nationalsozialistisch?"
Es ist schlicht und ergreifend nur eine Meinung, die wiederum zu einer regen politischen Diskussion führen kann. Solche Diskussionen braucht jedes Land und jede Gesellschaft, denn nur aus dem Konsens daraus, dem jeder etwas abgewinnen kann, folgen für alle akzeptable Normen. Ob diese Meinung nun geteilt wird oder nicht, ist jedem selber überlassen. Das ist Demokratie. Hier gehören Strafrecht, Zensur, Kontrolle oder Pauschalisierungen auf jedenfall nicht hinein. Auch wenn wir vieles unter Strafe setzten können, sind letztlich unsere Gedanken noch frei.
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Vinter
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Re: The Panel: Hass auf Steam

Beitrag von Vinter »

Jochen hat geschrieben:
Vinter hat geschrieben:Du machst ja hier erstmal auch die falsche Zweiteiligkeit von Links vs Rechts auf
Ich mache die keineswegs auf - ich erkläre, warum sie in diesem konkreten Fall gar nicht funktioniert.
Jetzt widersprichst du dir aber. Nochmal kurz der Ablauf, so wie ich ihn begreife:

1) Einer der Christians (sorry :lol: ) fragt zwischen den Zeilen: Warum kriegen die Linken es nicht hin, so clever mit Memes zu agitieren, wie die Rechten
2) Ich sage: Das ist keine Frage von Links und Rechts, sondern vom rechtsextrem (aka undemokratisch) und demokratisch.
3) Du antwortest: "Auch bei der politischen Linken begegnen mir nahezu täglich effektive, aber völlig realitäts- bzw. kontextbefreite Memes"

Und hier greifst du ja wieder Christians Rechts vs. Links auf. Oder sprichst du an der Stelle von der undemokratischen Linken? Die hat Christian ja wohl nicht gemeint. Und darüber hinaus: Welche Rolle spielt denn heutzutage eine undemokratische Linke? Mir begegnet die in politischen Diskussionen im Social Web absolut vernachlässigbar häufig. Auch deswegen war mir der Gedanke überhaupt nicht gekommen.

So und was mich jetzt verwundert: Du widersprichst mir erst, aber den ganzen Rest deines letzten Beitrages könnte ich unterschreiben. Wir sagen das selbe, nur in anderen Worten. Das demokratische Spektrum verhandelt über Realität und die Auslegung der Realität, das rechtsextreme, undemokratische tut dies nicht, sondern ignoriert Realität zugunsten von Agitation.

Du sagst sogar explizit: "Das ist kein Kampf von Links vs Rechts" - wie ich in meinem ersten Beitrag schon drauf hingewiesen habe :mrgreen:
Bedrohlicher für den menschlichen Alltag sind jedoch der Linksextremismus und religiöse Extremismus, weshalb auch in diesem Gebiet - zumindest hierzulande - viel mehr Ermittlungen stattfinden (arbeite selber bei der Staatsanwaltschaft), als im Gebiet "Rechtsextremismus", was nur eine Randerscheinung ist. Nationalsozalistisches, rassistisches und menschenverachtendes Gedankengut ist selbsterklärend keinesfalls in Ordnung und ein generelles strukturelles Problem, aber ich würde nur aufgrund einer Äusserung in einer geschlossenen Internet-Gemeinschaft wedere jemandem einen Strafbefehl geben noch solche Gruppierungen aktiv verfolgen, solange niemand zu schaden kommt und die Meinungen nur im Rahmen jener Gruppen ausgetauscht bzw. nicht aktiv damit beworben werden. Wenngleich diese Gedanken hochgradig problematisch sind, so führen sie kaum zu strafrechtsrelevanten Handlungen in der realen Welt.
Na immerhin erklärt dass ziemlich gut die strukturelle Blindheit deutscher Behörden auf dem rechten Auge. Echt, mir wird heiß und kalt, wenn ich soviel Unsinn so komprimiert lese. Von "Äußerungen in geschlossenen Gruppen haben keinen Werbeeffekt", über "Ich ermittle viel mehr gegen Linke, weil ich bei Rechten gerne mal ein Auge zudrücke" zu "Äußerungen in geschlossenen Gruppen führen nicht zu Handlungen in der realen Welt" bis hin zu "Rechtsextremismus ist für den Alltag gar nicht so bedrohlich". Soll ich dir vielleicht ein paar Fotos zeigen von der Unbedrohlichkeit des Rechtsextremismus? Da gibt es wunderbares historisches Anschauungsmaterial, meist in Sepiatönen. Wahnsinn. Irrsinn.

Es gibt JEDEN TAG Angriffe auf Flüchtlingsheime. Es gibt eine Korrelation zwischen der Anzahl an Hasspostings auf Facebook und der Anzahl Besucher auf Pegida. Es gibt seit der Widervereinigung mehr als 180 Tote durch rechtsextreme Gewalt - da ist auf deutschen Boden selbst der Islamismus noch weit von entfernt. Wir haben JETZT AKTUELL noch den Prozess gegen den NSU mit Geheimdienstverstrickungen. Vor wenigen Tagen wurde die terroristische Gruppe Freital verurteilt. In diesen "geschlossenen Gruppen" sind zehntausende AfD-Sympathisanten und ranghohe AfD-Politiker. Echt, ich finde das unheimlich erschreckend, wie hier verharmlost wird.
Zuletzt geändert von Vinter am 29. Mär 2018, 15:54, insgesamt 6-mal geändert.
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mart.n
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Re: The Panel: Hass auf Steam

Beitrag von mart.n »

Wenn ich die Kommentare sehe, höre ich mir das mit Rücksicht auf meinen Blutdruck lieber nicht an. Offenbar ging es ja im Podcast um die in vielen Medien übliche Gleichung "nicht links = rechts = rechtspopulistisch = Nazi", wenn ich das Geschriebene von Goschi und falseprophet richtig deute.
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