Nachgeforscht - Wie zeigen Spiele die Wissenschaft?

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Blaight
Lord Moderator of the Isles, First of his name
Beiträge: 1541
Registriert: 2. Jun 2016, 10:41

Nachgeforscht - Wie zeigen Spiele die Wissenschaft?

Beitrag von Blaight »

Interessante Folge, da fällt mir einiges zu ein.

Was mir immer auffällt ist, dass Ingenieure als recht positiv dargestellt werden. Die basteln nützliche Dinge, die haben kluge Ideen und sind sympathisch-nerdig. Die Tech-Trees in Strategiespielen erinnern mich in der Funktionsweise auch eher an Ingenieursmachwerke. Der erfindet jetzt zweckgebunden einen besseren Mauertyp, der neue Gebäude ermöglicht. Funktional und gesellschaftlich förderlich. Der Wisssenschaftler erfindet in seiner unsinnigen Grundlagenforschung eher mal einen Supervirus, der alle zu Zombies macht. Teilt ihr meine Wahrnehmung?

Wissenschaftler werden, und das muss nicht unbedingt der Antagonist oder der Mad Scientist sein, aus meiner Erfahrung heraus oft derart dargestellt, dass sie sich für ihre Wissenschaft und die Daten mehr interessieren als für die Menschen und die Einzelschicksale, die durch die Konsequenzen ihrer Forschung bedroht sind. Auch gefühlskalt und rational werden sie dargestellt, so wie Mordin, der gleich bei seiner Einführung in ME charakterisiert wird, indem er mögliche Todesfälle leichtfertig gegeneinander aufrechnet.

Übrigens, das finde ich recht interessant, ist die Akzeptanz wissenschaftlicher Forschung immer sehr von den eigenen Lebensumständen abhängig.

Wenn der eigene Vater plötzlich die Namen seiner Kinder vergisst und sich selbst in der Garage einsperrt, dann werden Tierversuche in der Alzheimerforschung ganz anders reflektiert, als wenn man nicht persönlich betroffen ist. Auch die ganze Transhumanismus-Geschichte ist diesbezüglich interessant: Natürlich soll jmd mit einem angeborenen Geburtsfehler im Innenohr ein Cochlea-Implantat bekommen - nur wenn derjenige nun besser hören könnte als "normale" Menschen, dann wird das in Frage gestellt -ähnlich der Pistorius Geschichte.
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DieTomate
Beiträge: 633
Registriert: 14. Apr 2017, 11:39

Re: Nachgeforscht - Wie zeigen Spiele die Wissenschaft?

Beitrag von DieTomate »

Eine gute Folge, und ich habe auch den Eindruck, dass Wissenschaft in Spielen generell in ein positives Licht gerückt wird.

Ich habe nicht ganz verstanden, warum bei HL2 der Verweis auf Kinderlosigkeit kam. Alyx ist doch die Tochter von Dr. Eli Vance. Überhaupt sind fast alle Charaktere in der Serie Wissenschaftler: Neben Vance noch Kleiner, Mossman, später Magnussen, und selbst Breen als Antagonist. Gordon und Alyx könnten, zumindest in HL2, sowieso keine Kinder zeugen, da die Combine auf der Erde ein Eindämmungsfeld aufgezogen haben, welches die Befruchtung verhindert. Als das Feld in Episode 1 dann inaktiv ist, fordert Kleiner die Öffentlichkeit extra dazu auf, die Gelegenheit zu nutzen und loszulegen.
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bluttrinker13
Beiträge: 4844
Registriert: 4. Jun 2016, 22:44

Re: Nachgeforscht - Wie zeigen Spiele die Wissenschaft?

Beitrag von bluttrinker13 »

Lol, Gamestar hat jetzt (wieder einmal) genau denselben podcast als Thema, mit demselben Gast.

Ein Schelm...

;)
Haplo
Beiträge: 289
Registriert: 20. Okt 2017, 11:18

Re: Nachgeforscht - Wie zeigen Spiele die Wissenschaft?

Beitrag von Haplo »

Aber mit einer Schlagzeile für Dreijährige: "[Wir sprechen] mit einem echten Doktor" ;-)
monieu
Beiträge: 296
Registriert: 20. Feb 2018, 00:46

Re: Nachgeforscht - Wie zeigen Spiele die Wissenschaft?

Beitrag von monieu »

Blaight hat geschrieben: 29. Mär 2018, 12:57Wissenschaftler werden, und das muss nicht unbedingt der Antagonist oder der Mad Scientist sein, aus meiner Erfahrung heraus oft derart dargestellt, dass sie sich für ihre Wissenschaft und die Daten mehr interessieren als für die Menschen und die Einzelschicksale, die durch die Konsequenzen ihrer Forschung bedroht sind. Auch gefühlskalt und rational werden sie dargestellt, so wie Mordin, der gleich bei seiner Einführung in ME charakterisiert wird, indem er mögliche Todesfälle leichtfertig gegeneinander aufrechnet.
Nun, die emotional ausgeglichenen und sozial gut angepassten Wissenschaftler werden nicht so gerne als Figuren genommen (Dr. Sobeck aus Horizon Zero Dawn ist da ein Gegenbeispiel). Ich würde sagen, dass liegt am Wissenschaftsbild selbst. Tatsächlich kann man (ggf. temporären) wissenschaftlichen Erfolg haben, weil man täuscht, besonders gut vernetzt ist, erfolgreich Marketing betreibt oder protegiert wird. Diese soziale Dimension wird bei der Darstellung von Wissenschaft im Allgemeinen ausgeblendet, der Fokus liegt auf isoliertem Arbeiten. Der Wissenschaftler wird eher als Genie oder Savant dargestellt, denn als jemand der konstanten Austausch sucht und für die eigenen Ideen innerhalb des sich entwickelnden Konsens werben oder streiten muss. In diesem verklärten Bild ist die negative Seite nicht in den vielen Unzulänglichkeiten des Forschungsprozesses und seiner gesellschaftlichen Wirkung zu suchen, sondern der wissenschaftliche Erfolg wird vorausgesetzt nur man geht zu weit, verliert andere Werte als den Fortschritt aus den Augen usw.

Es könnte aber auch sein, dass der Wissenschaftler einen älteren Archetypen beerbt hat: Der alte Weise, eine Person, die von der Gesellschaft isoliert lebt, die deshalb nicht mehr den sozialen Konventionen folgt oder einfach aufgrund ihrers Alters wunderlich geworden ist, die ein tiefes Wissen angesammelt hat, aber dieses nur in beinahe unterverständlicher Form weitergeben kann oder will. Also der Wissenschaftler als der alte Weise in einem modernen Gewand?

Dazu passt natürlich, dass einige der bekanntesten Wissenschaftler schräge Figuren waren und für ihr Umfeld oft eine Belastung darstellten (was allerdings bei fast allen herausragend erfolgreichen Menschen der Fall ist). Wie eingangs angedeutet würde ich aber von einem selektiven Effekt ausgehen. Es ist eben genau ihre Skurrilität oder zum Beispiel eine besonders zur Schau gestellte rationalistische Rigidität, die sie als Medienfiguren außerhalb des wissenschaftlichen Kontextes interessant gemacht hat.
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bluttrinker13
Beiträge: 4844
Registriert: 4. Jun 2016, 22:44

Re: Nachgeforscht - Wie zeigen Spiele die Wissenschaft?

Beitrag von bluttrinker13 »

monieu hat geschrieben: 6. Jun 2018, 00:25 Nun, die emotional ausgeglichenen und sozial gut angepassten Wissenschaftler werden nicht so gerne als Figuren genommen (Dr. Sobeck aus Horizon Zero Dawn ist da ein Gegenbeispiel). Ich würde sagen, dass liegt am Wissenschaftsbild selbst. Tatsächlich kann man (ggf. temporären) wissenschaftlichen Erfolg haben, weil man täuscht, besonders gut vernetzt ist, erfolgreich Marketing betreibt oder protegiert wird. Diese soziale Dimension wird bei der Darstellung von Wissenschaft im Allgemeinen ausgeblendet, der Fokus liegt auf isoliertem Arbeiten. Der Wissenschaftler wird eher als Genie oder Savant dargestellt, denn als jemand der konstanten Austausch sucht und für die eigenen Ideen innerhalb des sich entwickelnden Konsens werben oder streiten muss. In diesem verklärten Bild ist die negative Seite nicht in den vielen Unzulänglichkeiten des Forschungsprozesses und seiner gesellschaftlichen Wirkung zu suchen, sondern der wissenschaftliche Erfolg wird vorausgesetzt nur man geht zu weit, verliert andere Werte als den Fortschritt aus den Augen usw.
Hervorragend formuliert!
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Lurtz
Beiträge: 3930
Registriert: 22. Feb 2016, 17:19

Re: Nachgeforscht - Wie zeigen Spiele die Wissenschaft?

Beitrag von Lurtz »

bluttrinker13 hat geschrieben: 4. Jun 2018, 00:25 Lol, Gamestar hat jetzt (wieder einmal) genau denselben podcast als Thema, mit demselben Gast.

Ein Schelm...

;)
Ha, irgendwie kam mir das doch bekannt vor...
Children are dying.
That's a succinct summary of humankind, I'd say. Who needs tomes and volumes of history? Children are dying. The injustices of the world hide in those three words.
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